9,99 €
Ein neuer Dickens! Von den frustrierenden Erfahrungen eines jungen Mannes, der gerade Vater geworden ist; den trickreichen Bemühungen eines verzweifelten Autors, seine Manuskripte loszuwerden; einem geheimnisvollen Zugunglück; einem Versicherungsangestellten, der einen Mörder und Betrüger zur Strecke bringt; den gespenstischen Erscheinungen, die einen Geschworenen während eines Prozesses verfolgen; den seltsamen Träumen eines Laternenanzünders von seinem Aufstieg …Von all dem und vielem anderen mehr erfahren wir in den Erzählungen des großen englischen Romanciers Charles Dickens in dieser abwechslungsreichen, vergnüglichen und spannenden Auswahl. Sämtliche Erzählungen wurden für diese Ausgabe neu übersetzt, einige erscheinen zum ersten Mal in deutscher Sprache. „Die ganze Welt scheint irgendwie lächeln zu müssen, wenn Dickens sie betrachtet.“ Stefan Zweig.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 525
Charles Dickens
Der schwarze Schleier
Neu entdeckte Meistererzählungen
Aus dem Englischen von Ulrike Seeberger
Ausgewählt von Marlies JuhnkeMit einer Nachbemerkung von Anne Varty
ISBN E-Pub 978-3-8412-0317-5ISBN PDF 978-3-8412-2317-3ISBN Printausgabe 978-3-351-03368-2
Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Dezember 2011© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinDie deutsche Erstausgabe erschien 2011 bei Aufbau,einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.
Umschlaggestaltung hißmann, heilmann, hamburgunter Verwendung eines Gemäldes von John W. Archer,© British Museum London, Bridgeman Berlin
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,KN digital - die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
www.aufbau-verlag.de
Buch lesen
Innentitel
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Impressum
Der Mordprozess
In die Gesellschaft gehen
Die Geschichte des Kindes
Der arme Verwandte
Zur Strecke gebracht
Der schwarze Schleier
Die Geschichte des Schuljungen
George Silvermans Erklärung
Geburten: Mrs. Meek, ein Sohn
Der Laternenanzünder
Der Signalwärter
Die sieben armen Reisenden
Doktor Marigold
Das Gepäck
Atemberaubende Fabulierkunst. Nachbemerkung – von Anne Varty
Fußnoten
Ich habe immer festgestellt, dass es Personen höherer Intelligenz und Kultur deutlich an Mut mangelt, sobald es darum geht, von den eigenen psychologischen Erfahrungen zu berichten, wenn diese merkwürdiger Natur waren. Beinahe alle Menschen fürchten, dass das, was sie von solcher Art berichten könnten, keinen Widerhall oder keine Reaktion in den Seelen ihrer Zuhörer finden würde und dass man sie misstrauisch beäugen oder gar verlachen würde. Ein wahrheitsliebender Reisender, der ein so außergewöhnliches Geschöpf wie etwa eine Seeschlange gesehen hat, würde sich doch nicht fürchten, dies zu erwähnen; aber derselbe Reisende, sollte ihm eine einzigartige Vorahnung, ein unerklärlicher Impuls, eine Kaprice der Gedanken, eine (sogenannte) Vision, ein Traum oder ein sonstiger bemerkenswerter geistig-seelischer Eindruck widerfahren sein, würde erheblich zögern, ehe er dies zugäbe. Auf diese Zurückhaltung führe ich einen großen Teil der Unklarheit zurück, mit der diese Themen umgeben sind. Wir verbreiten uns gewöhnlich nicht so über unsere Erfahrungen mit diesen subjektiven Dingen, wie wir es tun, wenn es um unsere Erfahrungen mit der objektiven, materiellen Schöpfung geht. Die Folge ist, dass der allgemeine Erfahrungsschatz diesbezüglich recht außergewöhnlich erscheint und das auch wirklich ist, nämlich beklagenswert unvollkommen.
Mit dem, was ich nun erzählen will, verfolge ich nicht die Absicht, irgendeine Theorie aufzustellen, zu widerlegen oder zu unterstützen. Ich kenne die Geschichte des Buchhändlers von Berlin, ich habe den Fall der Gattin des verstorbenen Königlichen Astronomen studiert, wie ihn Sir David Brewster berichtet, und ich habe einen sehr viel bemerkenswerteren Fall einer Geistererscheinung, der sich in meinem persönlichen Freundeskreis ereignet hat, bis in die kleinste Einzelheit untersucht. Zum Letzteren ist vielleicht die Anmerkung vonnöten, dass die Heimgesuchte (eine Dame) in keinem, auch nicht dem entferntesten Grad mit mir verwandt war. Eine irrtümliche Annahme diesbezüglich könnte eine teilweise – aber nur eine teilweise – Erklärung für meinen eigenen Fall geben, die allerdings völlig jeder Grundlage entbehren würde. Mein Fall lässt sich nicht darauf zurückführen, dass ich eine Eigenart geerbt hätte, noch hatte ich je zuvor überhaupt eine ähnliche Erfahrung gemacht, noch ist mir seither eine ähnliche Erfahrung widerfahren.
Es tut nichts zur Sache, vor wie vielen oder wie wenigen Jahren in England ein Mord begangen wurde, der große Aufmerksamkeit erregte. Wir hören ja mehr als genug über Mörder, wenn sie in der Öffentlichkeit grausige Berühmtheit erlangen, und ich würde, wenn ich könnte, die Erinnerung an diesen speziellen Unmenschen begraben, so wie man seinen Leichnam im Gefängnis von Newgate begraben hat. Ich sehe bewusst davon ab, irgendwelche unmittelbaren Hinweise auf die Identität dieses Verbrechers zu geben.
Als man den Mord entdeckte, fiel kein Verdacht – oder vielleicht sollte ich, weil ich hier mit den Tatsachen gar nicht sorgfältig genug umgehen kann, sagen, es wurde nirgendwo öffentlich angedeutet, dass ein Verdacht auf den Mann fiel, der danach vor Gericht gestellt wurde. Da man zu dieser Zeit in den Zeitungen keinerlei Bezug auf ihn nahm, ist es offensichtlich auch unmöglich, dass damals in den Zeitungen irgendeine Beschreibung von ihm gegeben wurde. Diese Tatsache muss man unbedingt in Erinnerung behalten.
Als ich beim Frühstück meine Morgenzeitung aufschlug, die den Bericht über jene erste Entdeckung des Mordes enthielt, fand ich ihn äußerst interessant und las ihn mit besonderer Aufmerksamkeit. Ich las ihn zweimal, wenn nicht gar dreimal. Man hatte die Entdeckung in einem Schlafzimmer gemacht, und als ich die Zeitung weglegte, wurde ich mir eines Blitzes gewahr – eines Ansturms – eines Rausches – ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, denn kein Wort, das ich finden kann, vermag es befriedigend zu beschreiben –, in dem es mir so vorkam, als sähe ich dieses Schlafzimmer durch mein Zimmer hindurchschweben wie ein Bild, das, so unmöglich es scheinen mag, auf einen strömenden Fluss gemalt war. Obwohl es beinahe im gleichen Augenblick wieder verging, war es doch vollkommen klar; so klar, dass ich deutlich und mit einem Gefühl der Erleichterung feststellte, dass kein Leichnam auf dem Bett lag.
Dieses seltsame Gefühl überkam mich nicht an einem romantischen Ort, sondern in meiner Wohnung in Piccadilly, sehr nah an der Ecke zur St. James’s Street. Das Gefühl war mir vollkommen neu. Ich saß da gerade in meinem Lehnsessel, und das Gefühl ging mit einem merkwürdigen Beben einher, das den Sessel aus seiner Position rückte. (Aber es sollte vermerkt werden, dass der Sessel leicht auf Rollen lief.) Ich ging zu einem der Fenster (es gibt in diesem Zimmer zwei, und das Zimmer liegt im zweiten Stock), um meine Augen mit dem Anblick der sich bewegenden Menschen und Gefährte unten in Piccadilly zu erfrischen. Es war ein heller Herbstmorgen, und die Straße glitzerte fröhlich. Es wehte ein starker Wind. Als ich herausschaute, trug er gerade vom Park eine Menge gefallenes Laub herbei, das eine Bö erfasste und zu einer spiralförmigen Säule aufwirbelte. Als die Säule in sich zusammenfiel und die Blätter sich verstreuten, sah ich auf der anderen Straßenseite zwei Männer, die von Osten nach Westen gingen. Einer ging hinter dem anderen. Der vordere Mann schaute oft über die Schulter zurück. Der zweite folgte ihm in einem Abstand von etwa dreißig Schritten und hatte die Rechte drohend erhoben. Als Erstes erregte die Eigentümlichkeit und Beharrlichkeit dieser Drohgebärde auf einer so öffentlichen Straße meine Aufmerksamkeit; und als Nächstes der bemerkenswerte Umstand, dass niemand ihr Beachtung schenkte. Beide Männer schlängelten sich zwischen den anderen Passanten mit einer Geschmeidigkeit hindurch, die kaum mit dem Gehen auf einem Bürgersteig vereinbar schien; und kein einziges Geschöpf, das ich sehen konnte, wich ihnen aus, berührte sie oder blickte ihnen nach. Als sie vor meinen Fenstern vorüberkamen, starrten beide zu mir herauf. Ich sah ihre Gesichter sehr deutlich, und mir war klar, dass ich sie überall wiedererkennen würde. Nicht, dass ich bewusst irgendetwas Bemerkenswertes in einem der Gesichter wahrgenommen hätte, außer dass der Mann, der als Erster ging, ungewöhnlich finster aussah, und dass das Gesicht des Mannes, der ihm folgte, die Farbe von ungeklärtem Wachs hatte.
Ich bin Junggeselle, und mein Diener und seine Frau bilden meinen gesamten Haushalt. Ich bin in einer gewissen Bankfiliale beschäftigt, und ich wünschte, meine Pflichten als Abteilungsleiter wären so einfach, wie das im Allgemeinen angenommen wird. Meine Arbeit hielt mich jedenfalls in jenem Herbst in der Stadt fest, obwohl ich eine Luftveränderung bitter nötig gehabt hätte. Ich war nicht krank, aber es ging mir nicht gut. Der Leser soll sich seinen eigenen Reim darauf machen, dass ich mich matt fühlte, dass mich mein monotones Leben bedrückte und ich an einem »leicht gereizten Magen« litt. Mein renommierter Arzt versicherte mir, dass mein tatsächlicher Gesundheitszustand zu diesem Zeitpunkt keine stärkere Diagnose verdient hätte, und ich zitiere dies aus seiner schriftlichen Antwort auf meine diesbezügliche Anfrage.
Als dann allmählich die Umstände des Mordes bekannt wurden und sich immer mehr ins öffentliche Bewusstsein drängten, hielt ich sie von meinen Gedanken fern, indem ich so wenig darüber in Erfahrung brachte, wie es inmitten der allgemeinen Aufregung möglich war. Aber ich wusste, dass man jemanden des vorsätzlichen Mordes verdächtigte und ihn bis zum Prozess nach Newgate überstellt hatte. Ich wusste auch, dass man seinen Prozess auf die übernächste Sitzung des Zentralen Strafgerichts verschoben hatte, und zwar wegen allgemeiner Voreingenommenheit und weil es seinen Anwälten sonst an Zeit für die Vorbereitung der Verteidigung gemangelt hätte. Vielleicht habe ich des Weiteren gewusst, wenn ich das auch nicht glaube, dass die Sitzung, auf die man diesen Prozess verschoben hatte, nun bald kommen sollte.
Mein Wohnzimmer, Schlafzimmer und Ankleidezimmer liegen alle auf einem Stockwerk. Letzteres ist nur über das Schlafzimmer zu erreichen. Es stimmt, es hat eine Tür, die Zugang zur Treppe gewährt; aber ein Teil der Armaturen meines Bades sind – und zwar schon einige Jahre – darüber befestigt. Zur selben Zeit – und als Teil derselben Umbauten – hatte man diese Tür vernagelt und mit Leinwand bespannt.
Ich stand eines Abends spät in meinem Schlafzimmer und erteilte meinem Diener einige Anweisungen, ehe er zu Bett ging. Mein Gesicht war zu der einzigen zur Verfügung stehenden Verbindungstür mit dem Ankleidezimmer gewandt, und diese war geschlossen. Mein Diener stand mit dem Rücken zur Tür. Während ich mit ihm redete, bemerkte ich, wie die Tür aufging und ein Mann hereinschaute, der mich sehr ernst und geheimnisvoll zu sich winkte. Und dass der Mann derjenige war, der als Zweiter von den beiden über den Piccadilly gegangen war und dessen Gesicht die Farbe von ungeklärtem Wachs hatte. Die Gestalt, nachdem sie mich herbeigewinkt hatte, zog sich zurück und schloss die Tür. Mit kaum weniger Zwischenzeit, als nötig war, um das Schlafzimmer zu durchqueren, öffnete ich die Tür zum Ankleidezimmer und schaute hinein. Eine brennende Kerze hielt ich bereits in der Hand. Ich verspürte keine innere Erwartung, die Gestalt im Ankleidezimmer vorzufinden, und ich sah sie dort auch nicht.
In dem Bewusstsein, dass mein Diener staunend dastand, drehte ich mich zu ihm um und sagte: »Derrick, würden Sie es glauben, dass ich mit meinem kühlen Verstand mir eingebildet habe, ich hätte gesehen, wie ein …« Als ich ihm meine Hand auf die Brust legte, zuckte er zusammen, zitterte furchtbar und rief: »O Gott, ja, Sir! Dass ein Toter Sie herbeigewinkt hat!«
Nun glaube ich nicht, dass dieser John Derrick, mein getreuer und ergebener Diener seit über zwanzig Jahren, den Eindruck gehabt hatte, eine derartige Gestalt gesehen zu haben, bis ich ihn berührte. Die Veränderung an ihm war so bestürzend, dass ich völlig überzeugt bin, dass er genau in diesem Augenblick seinen Eindruck auf irgendeinem geheimnisvollen Weg von mir empfangen hatte.
Ich bat John Derrick, den Brandy zu holen, und gab ihm ein Gläschen und war froh, selbst auch eines zu trinken. Von dem, was der Erscheinung jener Nacht vorausgegangen war, erzählte ich ihm kein einziges Wort. Als ich darüber nachdachte, war ich absolut sicher, dass ich das Gesicht niemals zuvor gesehen hatte, außer bei dieser einen Gelegenheit am Piccadilly. Indem ich einen Vergleich anstellte zwischen seinem Gesichtsausdruck, als er mich von der Tür herbeiwinkte, und dem Gesichtsausdruck, als er zu mir hochgestarrt hatte, während ich am Fenster stand, kam ich zu dem Schluss, dass er beim ersten Anlass beabsichtigt hatte, sich in mein Gedächtnis einzuprägen, und dass er beim zweiten sicherstellen wollte, dass ich mich sofort an ihn erinnern würde.
Mir war in jener Nacht nicht besonders wohl, wenn ich auch eine schwer zu erklärende Gewissheit verspürte, dass die Gestalt nicht wiederkehren würde. Bei Tagesanbruch fiel ich in einen tiefen Schlaf, aus dem mich John Derrick aufweckte, der an mein Bett trat und ein Blatt Papier in der Hand hielt.
Dieses Blatt Papier war anscheinend an der Haustür der Gegenstand einer Auseinandersetzung zwischen dem Überbringer und meinem Diener gewesen. Es war eine Vorladung, als Geschworener an einer Sitzung des Zentralen Strafgerichtshofes im Old Bailey teilzunehmen. Nie zuvor war ich als Geschworener vorgeladen worden, und das wusste John Derrick sehr wohl. Er glaubte – und ich bin mir zu dieser Stunde nicht sicher, ob mit oder ohne Grund –, dass die Geschworenen gewöhnlich aus niedrigeren Berufen als dem meinen ausgewählt wurden, und hatte sich daher zunächst geweigert, die Vorladung entgegenzunehmen. Der Mann, der sie überbracht hatte, ging die Angelegenheit sehr kühl an. Er meinte, meine Anwesenheit oder Abwesenheit hätte nichts mit ihm zu tun; hier wäre die Vorladung; ich sollte damit verfahren, wie ich wollte, aber auf meine eigene Gefahr und nicht auf seine.
Einen oder zwei Tage lang war ich unentschlossen, ob ich auf diese Aufforderung antworten oder sie gar nicht beachten sollte. Ich war mir nicht der geringsten Voreingenommenheit, Abneigung oder Anziehung in die eine oder andere Richtung bewusst. Darüber bin ich mir so sicher wie über jede andere Aussage, die ich hier mache. Schließlich entschied ich mich, hinzugehen, um die Monotonie meines Lebens zu unterbrechen.
Der verabredete Morgen war ein rauer Novembermorgen. Im Piccadilly hing dichter brauner Nebel, und östlich von Temple Bar wurde er geradezu schwarz und äußerst bedrückend. Ich erblickte die Gänge und Treppenhäuser des Gerichtsgebäudes mit Gas flackernd beleuchtet, und auch das Gericht selbst war so erhellt. Ich glaube, dass ich, ehe ich von den Beamten in den Old Court geführt wurde und die dicht gedrängte Menge sah, nicht wusste, dass an jenem Tag die Verhandlung gegen den Mörder geführt werden sollte. Ich glaube, dass ich, bis man mir mit erheblichen Schwierigkeiten einen Weg in den Old Court gebahnt hatte, nicht wusste, in welche der beiden Gerichtsverhandlungen mich meine Vorladung bringen würde. Aber das darf man nicht als positive Zusicherung verstehen, denn in beiden Punkten bin ich mir in meinen Gedanken nicht völlig sicher.
Ich nahm meinen Platz an dem für die wartenden Geschworenen reservierten Ort ein und sah mich im Gerichtssaal um, so gut es mir die schweren Schwaden des Nebels und der Atemluft erlaubten. Ich bemerkte, dass schwarzer Dunst wie ein trüber Vorhang draußen vor den großen Fenstern hing, und ich bemerkte das erstickte Geräusch von Rädern auf dem Stroh oder den Rinden, mit denen die Straße bestreut war; auch das summende Gemurmel der im Saal versammelten Menschen, das gelegentlich ein schriller Pfiff oder ein lauteres Lied oder ein den Rest übertönender Schrei zerschnitt. Schon bald darauf traten die Richter, zwei an der Zahl, ein und nahmen Platz. Das Gemurmel im Gerichtssaal war ehrfürchtig verstummt. Es wurde die Anweisung gegeben, den Mörder dem Gericht vorzuführen. Er erschien. Und im gleichen Augenblick erkannte ich ihn als den Ersten der beiden Männer, die den Piccadilly hinuntergegangen waren.
Hätte man dann gleich meinen Namen aufgerufen, so bezweifle ich, dass ich darauf hörbar hätte antworten können. Aber ich wurde als ungefähr Sechster oder Siebter aufgerufen, und zu diesem Zeitpunkt war ich schon wieder in der Lage, »Hier!« zu sagen. Nun, Leser, passe gut auf. Als ich in die Geschworenenbank trat, wurde der Gefangene, der aufmerksam zugesehen hatte, ungeheuer erregt und winkte seinen Anwalt herbei. Der Wunsch des Angeklagten, mich als Geschworenen abzulehnen, war so offenkundig, dass eine Pause eintrat, während welcher der Anwalt, die Hand auf der Anklagebank, mit seinem Mandanten flüsterte und den Kopf schüttelte. Ich habe anschließend von diesem Herrn erfahren, dass dessen erste erschreckte Worte an ihn waren: »Unter allen Umständen diesen Mann ablehnen!« Aber da er keinen Grund dafür angab und auch eingestand, dass er nicht einmal meinen Namen gekannt hatte, ehe der aufgerufen wurde und ich erschien, wurde dem nicht stattgegeben.
Sowohl aus dem bereits erklärten Grund, dass ich es vermeiden möchte, die unheilsame Erinnerung an jenen Mörder wiederzubeleben, als auch, weil ein in alle Einzelheiten gehender Bericht über diesen langen Prozess für meine Erzählung keineswegs unerlässlich ist, werde ich mich nun genau auf die Vorkommnisse in jenen zehn Tagen und Nächten beschränken, während derer man uns, die Geschworenen, zusammenhielt und die sich unmittelbar auf meine eigene merkwürdige, persönliche Erfahrung beziehen. Denn dafür und nicht für den Mörder möchte ich meine Leser interessieren. Darauf und nicht auf eine Seite aus dem Kalender von Newgate möchte ich ihre Aufmerksamkeit lenken.
Ich wurde zum Sprecher der Geschworenen gewählt. Am zweiten Morgen des Prozesses ließ ich nach zwei Stunden Beweisaufnahme (ich hörte die Kirchenuhren schlagen) zufällig die Augen über meine Mitgeschworenen schweifen und hatte eine unerklärliche Schwierigkeit, diese zu zählen. Ich zählte sie mehrfach, doch immer mit der gleichen Schwierigkeit. Kurz gesagt, ich fand, dass es einer zu viel war.
Ich berührte den Arm des Mitgeschworenen, dessen Platz neben mir war, und flüsterte ihm zu: »Tun Sie mir den Gefallen, uns zu zählen.« Er schaute mich ob meiner Bitte überrascht an, wandte dann aber den Kopf und zählte. »Nun«, sagte er plötzlich, »wir sind dreiz …; aber nein, das ist nicht möglich. Nein. Wir sind zwölf.«
Laut meiner Zählung an diesem Tag waren wir en détail stets korrekt, aber en gros immer einer zu viel. Es war keine Erscheinung – oder Gestalt – dafür verantwortlich zu machen; doch ich hatte nun eine innere Vorahnung von der Gestalt, die sicherlich auftauchen würde.
Die Geschworenen waren in der London Tavern untergebracht. Wir schliefen alle in einem großen Raum auf separaten Pritschen und waren ständig unter der Aufsicht des Beamten, den man verpflichtet hatte, uns in sicheren Gewahrsam zu nehmen. Ich sehe keinen Grund, warum ich den Namen dieses Beamten verschweigen sollte. Er war intelligent, außerordentlich höflich und zuvorkommend und genoss (was ich mit Freuden vernahm) in der Stadt höchsten Respekt. Er hatte eine angenehme Erscheinung, gute Augen, einen beneidenswerten schwarzen Schnurrbart und eine schöne, klingende Stimme. Sein Name war Mr. Harker.
Wenn wir abends in unsere zwölf Betten stiegen, wurde Mr. Harkers Bett quer vor die Tür geschoben. Am Abend des zweiten Tages, da ich nicht aufgelegt war, mich schon hinzulegen, und Mr. Harker auf seinem Bett sitzen sah, ging ich zu ihm, setzte mich neben ihn und bot ihm eine Prise Schnupftabak an. Als Mr. Harker die Prise aus meiner Dose nahm und dabei mit seiner Hand die meine berührte, überlief ihn ein seltsamer Schauer, und er fragte: »Wer ist das?«
Mr. Harkers Blick folgend, schaute ich durch das Zimmer und sah wieder die Gestalt, die ich erwartet hatte – den zweiten der beiden Männer, die den Piccadilly entlanggegangen waren. Ich erhob mich und trat einige Schritte vor; blieb dann stehen und schaute mich zu Mr. Harker um. Der war ganz unbekümmert, lachte und sagte freundlich: »Ich dachte schon einen Augenblick lang, wir hätten einen dreizehnten Geschworenen, für den wir kein Bett haben. Aber jetzt sehe ich, dass es das Mondlicht ist.«
Ich klärte Mr. Harker nicht auf, sondern bat ihn, mit mir bis zum Ende des Raumes zu gehen, und beobachtete, was die Gestalt machte. Sie stand einen Augenblick lang neben dem Bett eines jeden meiner elf Mitgeschworenen, nah beim Kopfkissen. Sie ging immer zur rechten Seite des Bettes weiter und um das Fußende herum zur rechten Seite des nächsten Bettes. Der Kopfbewegung nach zu schließen, schaute die Gestalt anscheinend nur gedankenverloren auf jeden der Schlafenden. Sie schenkte mir keine Beachtung, auch meinem Bett nicht, das dem von Mr. Harker am nächsten stand. Dann schien sie dort den Raum zu verlassen, wo das Mondlicht hereinkam, durch ein hohes Fenster zu schreiten, als sei es eine luftige Treppe.
Am nächsten Morgen beim Frühstück zeigte sich, dass alle Anwesenden in der Nacht zuvor von dem ermordeten Mann geträumt hatten, alle außer mir und Mr. Harker.
Ich war nun so sehr davon überzeugt, dass der zweite Mann, der den Piccadilly hinuntergegangen war, der ermordete Mann gewesen war (sozusagen), als hätte seine unmittelbare Aussage mir dieses Wissen vermittelt. Doch selbst diese unmittelbare Aussage fand noch statt, und zwar auf eine Art und Weise, auf die ich überhaupt nicht vorbereitet war.
Am fünften Tag des Prozesses, als die Beweisaufnahme des Anklägers ihrem Ende entgegenging, wurde eine Miniatur des Ermordeten als Beweisstück vorgelegt, die zum Zeitpunkt der Entdeckung der Untat in seinem Schlafzimmer gefehlt hatte und dann in einem Versteck gefunden wurde, wo man den Mörder hatte graben sehen. Nachdem sie vom Zeugen während seiner Befragung identifiziert worden war, reichte man sie zur Richterbank und von dort zu den Geschworenen, damit diese sie sich ansehen konnten. Während ein Beamter in einem schwarzen Talar sich mit dem Beweisstück in der Hand auf den Weg zu mir machte, sprang die Gestalt des zweiten Mannes, der den Piccadilly entlangegangen war, aus der Menge auf, nahm dem Beamten die Miniatur ab und gab sie mir mit eigenen Händen, während sie gleichzeitig mit leiser, hohler Stimme sagte – ehe ich die Miniatur gesehen hatte, die sich in einem Amulett befand: »Ich war damals jünger, und es war noch nicht alles Blut aus meinem Gesicht gewichen.« Sie mischte sich gleichermaßen auch in die Übergabe der Miniatur von mir an den Mitgeschworenen ein, dem ich sie hätte reichen sollen, und in ihre Weitergabe an den Mitgeschworenen, dem er sie übergeben hätte, und so reichte die Gestalt die Miniatur uns allen in der Reihe nacheinander und brachte sie dann wieder mir. Nicht einer der anderen bemerkte dies jedoch.
Bei Tisch und im Allgemeinen, wenn wir miteinander unter der Obhut von Mr . Harker zusammengesperrt waren, hatten wir von Anfang an natürlich die Vorkommnisse des Tages recht ausgiebig besprochen. An jenem fünften Tag, nachdem die Staatsanwaltschaft ihren Klageantrag beendet hatte und wir diese Seite des Falls vollständig vorliegen hatten, war unsere Konversation lebhafter und ernster. Unter uns war ein Kirchenältester – der begriffsstutzigste Blödian, den ich je frei herumlaufen sah –, der stets die absurdesten Einwände gegen die offensichtlichsten Beweisstücke vorbrachte und der von zwei saft- und kraftlosen Schmarotzern aus seinem Kirchspiel flankiert wurde; alle drei waren aus einem Bezirk ernannt, der so völlig dem Fieber anheimgefallen war, dass man eigentlich sie für fünfhundert Morde hätte anklagen müssen. Als diese bösartigen Schafsköpfe am lautesten geworden waren, was gegen Mitternacht war, während einige von uns anderen sich bereits anschickten, zu Bett zu gehen, sah ich den Ermordeten wieder. Er stand mit grimmiger Miene hinter den dreien und winkte mich herbei. Sobald ich auf sie zuging und in ihre Konversation eingriff, zog er sich unverzüglich zurück. Dies war der Anfang einer gesonderten Reihe von Erscheinungen, die sich auf den langen Raum beschränkten, in dem wir zusammengesperrt waren. Wann immer eine Gruppe meiner Mitgeschworenen die Köpfe zusammensteckte, sah ich den Kopf des Ermordeten mitten unter ihnen. Wann immer ihr Vergleich der Aufzeichnungen sich gegen ihn zu wenden schien, winkte er mich, feierlich und keinen Widerspruch duldend, zu sich.
Man wird sich erinnern, dass ich bis zum Zeitpunkt der Vorlage der Miniatur am fünften Tag des Prozesses die Erscheinung niemals im Gerichtssaal wahrgenommen hatte. Nun traten drei Veränderungen ein, da die Verteidigung ihre Klageerwiderung vorbrachte. Zwei davon will ich als Erstes zusammen erwähnen. Ab jetzt weilte die Gestalt ständig im Gerichtssaal, und sie wandte sich niemals an mich, sondern stets an die Person, die gerade sprach. Zum Beispiel: Man hatte dem Ermordeten die Kehle in einer geraden Linie durchgeschnitten. Im Eröffnungsplädoyer der Verteidigung wurde angedeutet, der Ermordete könnte sich selbst diese Wunde beigebracht haben. In diesem Augenblick erhob sich die Gestalt, deren Hals sich in dem grausigen, vorher erwähnten Zustand befand (den sie bisher verborgen hatte), am Ellbogen des Sprechenden, fuhr sich mit heftigen Bewegungen kreuz und quer über die Gurgel, mal mit der rechten Hand, mal mit der linken, und gab so mit Vehemenz dem Sprechenden zu verstehen, wie unmöglich es war, sich diese Art der Wunde selbst beizubringen. Oder ein anderes Beispiel: Eine Leumundszeugin erklärte unter Eid, der Gefangene sei der freundlichste Mensch auf Erden. In diesem Augenblick baute sich die Gestalt vor ihr auf, schaute ihr geradewegs in die Augen und deutete mit gerecktem Arm und ausgestrecktem Finger auf die üblen Züge des Gefangenen.
Die dritte Veränderung, die nun hinzukam, beeindruckte mich als die deutlichste und auffälligste von allen. Ich will darüber nicht theoretisieren; ich will sie präzise benennen und es dabei belassen. Obwohl die Erscheinung selbst von denjenigen, an die sie sich wandte, nicht wahrgenommen wurde, war doch ihre Annäherung an diese Personen unweigerlich mit einiger Unruhe oder Verstörung auf deren Seite verbunden. Mir schien, als würde die Gestalt von Geboten, die sich mir nicht erschlossen, daran gehindert, sich anderen vollständig zu entdecken, und als könnte sie dennoch unsichtbar, stumm und finster deren Gedanken überschatten. Als der erste Anwalt der Verteidigung jene Selbstmordhypothese vorbrachte und die Gestalt am Ellbogen des gelehrten Herrn stand und sich mit so grausiger, sägender Geste über den durchtrennten Hals fuhr, ist unbestreitbar, dass der Verteidiger in seiner Rede ins Stocken kam, einige wenige Sekunden den Faden in seinem ausgeklügelten Plädoyer verlor, sich mit dem Taschentuch die Stirn wischte und außerordentlich bleich wurde. Als die Erscheinung der Leumundszeugin gegenüberstand, folgten deren Augen unzweifelhaft der Richtung des deutenden Fingers und ruhten dann mit großem Zögern und mit Besorgnis auf dem Gesicht des Gefangenen. Zwei weitere Beispiele mögen ausreichen. Am achten Tag des Prozesses kam ich nach der Pause, die jeden Tag früh am Nachmittag für wenige Minuten der Ruhe und einige Erfrischungen eingelegt wurde, mit den anderen Geschworenen ein wenig vor dem Erscheinen der Richter in den Gerichtssaal zurück. Während ich noch in der Geschworenenbank stand und mich umsah, meinte ich, die Gestalt wäre nicht anwesend, bis ich, als ich zufällig meine Augen zur Galerie erhob, bemerkte, wie sie sich dort vorbeugte und über eine sehr ehrbar wirkende Frau lehnte, als wollte sie nachsehen, ob die Richter bereits wieder auf ihren Plätzen säßen oder nicht. Unmittelbar darauf schrie die Frau auf, fiel in Ohnmacht und wurde herausgetragen. Ähnlich erging es auch dem ehrwürdigen, weisen und geduldigen Richter, der der Verhandlung vorsaß. Als die Plädoyers gehalten waren und er sich zurücklehnte und seine Papiere ordnete, um seine Zusammenfassung zu geben, trat der Ermordete durch die Tür der Richter ein, begab sich zum Tisch Seiner Lordschaft, schaute ihm erwartungsvoll über die Schulter und blickte auf die Seiten mit seinen Aufzeichnungen, die jener gerade durchblätterte. Da ging eine Veränderung mit dem Gesicht seiner Lordschaft vor; seine Hände hielten inne, und jenes seltsame Schaudern, das ich so gut kannte, überlief ihn; er zögerte: »Entschuldigen Sie mich einige Augenblicke, meine Herren. Ich fühle mich ein wenig bedrückt durch die schlechte Luft im Saal.« Und er erholte sich erst wieder, nachdem er ein Glas Wasser getrunken hatte.
In all der Gleichförmigkeit der zehn nicht enden wollenden Tage – dieselben Richter und Gerichtsdiener auf der Richterbank, derselbe Mörder auf der Anklagebank, dieselben Rechtsanwälte an ihren Tischen, dasselbe Gemurmel von Frage und Antwort, das zur Decke des Gerichtssaals hinaufschwebte, dasselbe Kratzen der Feder des Richters, dieselben Gerichtsdiener, die ein und aus gingen, dieselben Lichter, die zur selben Stunde angezündet wurden, wenn es überhaupt natürliches Tageslicht gegeben hatte, derselbe Nebelvorhang draußen vor den großen Fenstern, wenn es neblig war, derselbe Regen, der draußen platschte und tropfte, wenn es regnerisch war, dieselben Fußstapfen der Schließer und des Gefangenen in denselben Sägespänen, dieselben Schlüssel, die immer wieder dieselben schweren Türen auf- und wieder zusperrten –, in all dieser ermattenden Gleichförmigkeit, die mir das Gefühl gab, als sei ich bereits seit unermesslichen Zeiten Sprecher der Geschworenen und als hätte der Piccadilly gleichzeitig mit Babylon seine Blütezeit erlebt, verlor doch der Ermordete in meinen Augen niemals auch nur eine Spur seiner deutlichen Klarheit, noch war er zu irgendeiner Zeit weniger scharf gezeichnet als alle anderen. Ich darf nicht vergessen, als Tatsache zu erwähnen, dass ich niemals gesehen habe, wie die Erscheinung, die ich beim Namen des Ermordeten nenne, ein einziges Mal den Mörder anschaute. Wieder und wieder fragte ich mich: Warum machte er das nicht? Aber er tat es nie.
Auch mich schaute er nicht mehr an, nachdem man die Miniatur vorgelegt hatte, bis dann die letzten, abschließenden Augenblicke des Prozesses begannen. Wir zogen uns um sieben Minuten vor zehn Uhr nachts zur Beratung zurück. Der blödsinnige Kirchenälteste und seine beiden beschränkten Schmarotzer bereiteten uns so viele Schwierigkeiten, dass wir zweimal in den Gerichtssaal zurückgehen und darum bitten mussten, man möge uns bestimmte Auszüge aus den Aufzeichnungen des Richters erneut vorlesen. Neun von uns hegten nicht den geringsten Zweifel bezüglich dieser Seiten, genauso wenig, glaube ich, wie irgendjemand sonst im Gerichtssaal; das schwachköpfige Triumvirat, dem nichts außer Obstruktion einfiel, zweifelte sie aus eben diesem Grunde an. Schließlich setzten wir uns durch, und endlich kehrten die Geschworenen um zehn Minuten nach zwölf in den Gerichtssaal zurück.
Der Ermordete stand in jenem Augenblick unmittelbar gegenüber der Geschworenenbank auf der anderen Seite des Gerichtssaals. Als ich meinen Platz einnahm, ruhten seine Augen mit großer Aufmerksamkeit auf mir; er schien zufrieden zu sein und breitete langsam einen großen grauen Schleier, den er zum ersten Mal über dem Arm trug, über den Kopf und seine ganze Gestalt. Sobald ich unseren Spruch »Schuldig« verkündete, sackte der Schleier zusammen, und die Stelle war leer.
Als der Richter, wie es üblich ist, den Mörder fragte, ob er noch etwas zu sagen hätte, ehe das Todesurteil über ihn gefällt würde, murmelte er einige undeutliche Worte, die am nächsten Tag von den führenden Zeitungen als »einige weitschweifige, unzusammenhängende und nur halb hörbare Worte« beschrieben wurden, »mit denen er sich wohl beklagte, man hätte ihm kein faires Verfahren gewährt, weil der Sprecher der Geschworenen von vornherein gegen ihn voreingenommen gewesen sei.« Aber die bemerkenswerte Erklärung, die er wirklich abgegeben hatte, war folgende: »My Lord, ich wusste, dass ich dem Tod geweiht war, als der Sprecher der Geschworenen auf der Bank Platz nahm. My Lord, ich wusste, dass er mich nicht davonkommen lassen würde, denn, ehe ich verhaftet wurde, erschien er irgendwie in der Nacht an meinem Bett, weckte mich und legte mir eine Schlinge um den Hals.«
Erstmals erschienen 1865 als Teil von »Doctor Marigold’s Prescriptions« in der Weihnachtsausgabe von »All the Year Round«.
Zu einer bestimmten Zeit in seinen wechselhaften Geschicken geschah es dem Haus, dass es von einem Schausteller bewohnt wurde. Man fand ihn in den Gemeindebüchern aus der Zeit, als er das Haus mietete, als Bewohner eingetragen, und deswegen war es gar nicht nötig, weitere Hinweise auf seinen Namen zu suchen. Doch er selbst war dann weniger leicht zu finden, denn er hatte ein unstetes Wanderleben geführt, und die sesshaften Leute hatten ihn aus den Augen verloren, und die Leute, die sich brüsteten, achtbar zu sein, scheuten sich, zuzugeben, dass sie je etwas über ihn gewusst hatten. Endlich fand man in den Sumpfgebieten bei den Flussniederungen, die um Deptford und die benachbarten Gemüsefelder herum liegen, eine verhutzelte Person in Baumwollsammet und mit einem so von allerlei Wettern gefurchten Gesicht, dass es beinahe wie tätowiert aussah, und die Person schmauchte an der Tür eines Holzhauses auf Rädern ein Pfeifchen. Der Wohnkarren war bei der Mündung eines schlammigen Flüsschens für den Winter außer Dienst gestellt; und alles in der Nähe, der neblige Fluss, die dunstigen Marschen und die dampfenden Gemüsegärten, rauchte in trauter Eintracht mit dem verhutzelten Mann. Inmitten dieser rauchenden Gesellschaft war auch der Schornstein des Holzhauses auf Rädern nicht träge, sondern schmauchte sein Pfeifchen gesellig mit den anderen.
Gefragt, ob er es gewesen sei, der einmal das Haus angemietet hatte, schaute der verhutzelte Baumwollsamtige überrascht und sagte: »Ja.« Dann war sein Name also Magsman? Das stimmte, Toby Magsman – eigentlich gesetzmäßig Robert getauft, aber in der Branche Toby genannt, von Kindesbeinen an. Es lag doch nichts gegen Toby Magsman vor, hoffte er? Falls es da einen Verdacht gäbe – gleich raus damit!
Es lag keinerlei Verdacht vor, da konnte er beruhigt sein. Aber es wurden Erkundigungen über das Haus eingezogen, und hätte er etwas dagegen, zu erzählen, warum er es verlassen hatte?
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!