Der Shakespeare-Mörder - Katelyn Edwards - E-Book

Der Shakespeare-Mörder E-Book

Katelyn Edwards

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Beschreibung

Am Strand des schottischen Küstenorts St. Andrews wird eine junge tote Frau gefunden. In ihrer Hand hält sie einen Zettel mit einem rätselhaften Zitat. Es ist, das finden Chief Inspector Patrick Falkirk und seine Kollegin Connie Wraight schnell heraus, ein Auszug aus

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KATELYN EDWARDS ist das Pseudonym der Autorin Karoline Eisenschenk (geboren 1975), die 2006 im Anschluss an einen längeren Englandaufenthalt ihren ersten Kriminalroman veröffentlichte. Nach ihrem Studium der englischen Sprach- und Literaturwissenschaft lebt und arbeitet sie heute in München.

Katelyn Edwards

Der Shakespeare-Mörder

Kriminalroman

Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unterwww.buchmedia.de

März 2011

© 2011 Buch&media GmbH, München

Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink

Printed in Germany

ISBN 978-3-86520-385-4

Dein ew’ger Sommer doch soll nie verrinnen, Nie flieh’n die Schönheit, die dir eigen ist, Nie kann der Tod Macht über dich gewinnen, Wenn du in meinem Lied unsterblich bist!

(Auszug aus William Shakespeares Sonett 18, Übersetzung von Max Josef Wolff)

Prolog

Der Tag, an dem Frank Dermod das Mädchen fand, jener Tag, der alles verändern sollte und nach dem nichts mehr so war wie zuvor, jener Tag begann, dem Schicksal gleichsam zum Trotz, wie nur die wenigsten in dieser dunklen Jahreszeit an der schottischen Nordseeküste. Die Nacht zuvor war sternenklar und eisig kalt gewesen, und der Nebel, der normalerweise in den frühen Morgenstunden für ein trübes und graues Allerlei sorgte, war ausnahmsweise ausgeblieben.

Frank machte die Kälte, im Gegensatz zu vielen anderen, nichts aus. Die Feuchtigkeit war es, die ihm in die Knochen fuhr, und jedes Jahr dauerte es ein bisschen länger, bis sich sein Körper davon erholte. Lange würde er den Fischfang nicht mehr machen können, das Rheuma breitete sich unaufhörlich aus und ließ seine Finger immer öfter starr und unbeweglich werden. Wenn es nach Rose, seiner Frau, gegangen wäre, dann hätte er sich schon längst zur Ruhe gesetzt, und ihm war bewusst, dass sie sich sehr zusammenreißen musste, um ihn nicht immer wieder darauf anzusprechen. Er empfand dafür große Dankbarkeit, denn vor dem Augenblick, an dem endgültig alles vorbei sein würde, hatte er insgeheim große Angst.

Seit er vierzehn war, hatte er als Fischer gearbeitet. Er war in die Fußstapfen seines Vaters und seines Großvaters getreten und hatte über die Jahre hinweg alle Krisen, die der schottische Fischfang schon mitmachen musste, miterlebt und durchgestanden, und wenn es möglich gewesen wäre, das Meer wie seine eigene Westentasche zu kennen, dann wäre für viele nur Frank dafür in Frage gekommen. Seine Fänge brachten natürlich schon lange nicht mehr so viel ein, dass es zum Leben gereicht hätte, dafür waren seine täglichen Touren, krankheitsbedingt, mittlerweile zu kurz geworden, aber zusammen mit Roses Rente kamen sie ganz gut über die Runden. Große Sprünge hatten sie ohnehin nie machen können und so im Alter auch nicht das Gefühl, auf irgendetwas Besonderes verzichten zu müssen.

Es war in den letzten Jahren mehr ein symbolischer Akt geworden, dass Frank nach wie vor jeden Morgen um kurz nach sechs aufstand und Rose mit ihm, so, wie sie das in all den fünfundvierzig Jahren ihrer Ehe getan hatten.

So geschah es auch an jenem Tag, der alles verändern würde. Frank ging nach draußen, blieb einen Augenblick stehen und sog die kalte Morgenluft tief ein. Noch war es dunkel, aber mit ein bisschen Glück würde es klar bleiben, sodass er einen wunderbaren Sonnenaufgang am Meer genießen könnte, für ihn das schönste Geschenk überhaupt. Am Horizont deutete ein hellblauer Schimmer schon den heranbrechenden Tag an, und während er gedankenverloren auf dieses Naturschauspiel blickte, spürte er auf einmal wieder die mittlerweile vertraute Angst in ihm aufsteigen.

Zuerst hatte er versucht sich einzureden, dass sich in seinem Leben im Grunde nicht viel ändern würde. Sie würden nach wie vor in ihrem kleinen Cottage wohnen, das nur eine Viertelmeile vom Strand entfernt stand, und er könnte, wann immer er wollte, mit dem Boot hinausfahren. Aber diese Selbsttäuschung hatte nicht funktioniert. Es würde nie mehr so sein wie früher, ganz egal, wie sehr er sich auch bemühte und anstrengte. Er würde sich irgendwann vorkommen wie einer dieser unsäglichen Touristen, die ab und zu einige seiner Kollegen für einen Tag begleiteten und sich danach tatsächlich einbildeten, Einblicke in den Alltag eines schottischen Fischers gewonnen zu haben. Ein Besucher, das war es, was er schließlich auch sein würde. Ein gelegentlicher Besucher des Meeres.

Sein Körper war durch das lange Stehen allmählich ausgekühlt und seine müden Knochen meldeten sich schmerzhaft zu Wort. Fröstelnd zog Frank den Reißverschluss seines Parkas etwas höher, wohlwissend, dass dies nicht viel Linderung bringen würde. Am Alter und den damit verbundenen Gebrechen kam niemand vorbei, auch er nicht. Langsam ging er in Richtung der Anlegestelle seines kleinen Bootes. St. Andrews erwachte allmählich zum Leben. Er war heute etwas früher unterwegs als gewöhnlich, aber dies lag nicht an seinem Drang nach Meeresluft, sondern an der nicht stattgefundenen allmorgendlichen Zeitungslektüre. Wahrscheinlich hatte das Zeitungsmädchen, ein junges Ding aus der Nachbarschaft, mal wieder verschlafen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Er hatte sich deshalb auch schon beim hiesigen Händler darüber beschweren wollen, aber Rose hatte ihn schließlich erfolgreich davon abgebracht. Sie kannte das Mädchen und seine Familie und wusste, dass die Kleine sich unbedingt etwas zu ihrem kärglichen Lohn als Auszubildende dazuverdienen wollte.

Rose … Ein Lächeln umspielte Franks Lippen, als er an seine Frau dachte. Er fühlte sich bei dem Gedanken an sie hin und her gerissen, denn er wusste, dass es ihr gegenüber mehr als gerecht gewesen wäre, endlich die Fischerei an den Nagel zu hängen und den gemeinsamen Lebensabend zu genießen.

Gleichzeitig konnte er sich ihres Verständnisses und ihres Einfühlungsvermögens ihm gegenüber sicher sein, so sicher, dass er diesen letzten Schritt einfach noch nicht wagen wollte. Noch nicht.

Der hellblaue Schimmer hatte sich inzwischen weiter ausgebreitet und verfärbte sich allmählich zartrosa. Frank ging mit raschen Schritten zur Anlegestelle weiter, und nach ein paar Minuten hörte er auch schon das vertraute Rauschen der Wellen und der salzige Geruch des Meeres stieg in seine Nase. Nein, darauf konnte und wollte er so schnell nicht verzichten und wie zur Bestätigung seiner Entscheidung zeigte sich in diesem Moment der erste Ansatz eines tiefroten Feuerballs am Himmel – die Sonne ging langsam über dem Meer auf.

Frank wusste nicht, wie lange er, fast schon andächtig, an den Ausläufern des Sandstrandes gestanden hatte, um dieses faszinierende Naturschauspiel zu beobachten. Erst als der Feuerball vollständig zu sehen war, konnte er sich davon losreißen. Selbst die Kälte, die nach wie vor an seinem Körper zerrte, hatte ihn nicht zum Weitergehen antreiben können. Als er schließlich an seinem Boot ankam, zeigte ihm seine Armbanduhr, dass es bereits kurz nach sieben war. Schnell begann er, den kleinen Fischkutter zu enttäuen.

Er wollte ihn eben mit einem kräftigen Stoß in die Wellen schieben, als sein Blick auf ein anscheinend achtlos weggeworfenes Kleiderbündel fiel, um das, keine zehn Meter von ihm entfernt, einige Möwen kreisten, gierig auf der Suche nach einer Beute. Er konnte später nicht mehr sagen, warum er nicht einfach in sein Boot gestiegen und losgefahren war. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass jemand den Strand als willkommene Mülldeponie betrachtet hatte und es würde trotz seines Zutuns auch nicht das letzte Mal sein. Vielleicht waren es die Vögel und ihr durchdringendes, ja geradezu triumphales Gekreische gewesen, das ihn plötzlich neugierig gemacht hatte. So als ob sie eine ganz besondere Auszeichnung für ihren Fund erwarteten.

Während er sich der Stelle näherte, nahmen die Möwen nur widerwillig Reißaus und blieben, weiter ihre Bahnen ziehend, in unmittelbarer Nähe. Frank war nur noch wenige Meter entfernt, als er zu seinem Entsetzen feststellte, dass das vermeintliche Kleiderbündel ein Mensch war. Mit raschen Schritten ging er auf die leblos am Boden liegende Gestalt zu.

»Großer Gott.« Seine Stimme war nur ein Flüstern, als er sich über sie beugte.

Es handelte sich um ein junges Mädchen und Frank sah sofort, dass sie tot war. Ihre Arme und Beine standen in einem seltsamen Winkel zum Rest des Körpers und an einigen Stellen waren ihr Anorak und ihre Jeans schon von den spitzen Schnäbeln der Möwen bearbeitet worden. Sie war vollkommen durchnässt, so als wäre sie mitsamt ihrer Kleidung schwimmen gewesen, und einzelne Strähnen ihres langen Haares klebten ihr im blassen Gesicht. Aber dies alles nahm er nur am Rande wahr, denn es waren vor allem ihre Augen, die ihn nicht losließen – ihre großen, weit aufgerissenen Augen, die ihn anklagend anstarrten und aus denen jeglicher Glanz menschlichen Lebens verschwunden war.

Wie in Trance und die Schmerzen in seinen Gelenken beharrlich ignorierend kniete er sich vorsichtig neben das Mädchen. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, versuchte er, an ihrem schmalen Handgelenk einen Pulsschlag zu finden. Dabei bemerkte er ein kleines Stück Papier, um das sich ihre verkrampfte rechte Hand geschlossen hatte. Behutsam löste er ihre starren und kalten Finger. Frank wusste nicht, was er eigentlich erwartet hatte, aber es waren ganz gewiss nicht die Worte, auf die er jetzt blickte, nachdem er das Papier vorsichtig geglättet hatte:

»Ich hoffe, alles soll gut gehen. Wir müssen Geduld haben; und doch kann ich nicht anders als weinen, wenn ich denke, dass sie ihn in den kalten Boden hineinlegen sollen; mein Bruder soll es erfahren, und hiermit dank’ ich euch für euern guten Rat. Kommt, wo ist meine Kutsche? Gute Nacht, meine Damen; gute Nacht, schöne Damen; gute Nacht, gute Nacht.«

1. Kapitel

Rose hatte nach Franks morgendlichem Aufbruch ihr gemeinsames Frühstücksgeschirr abgespült und sich mit einer Tasse Kaffee an den Ofen ihres kleinen Wohnzimmers gesetzt. Ihr Cottage besaß keine Zentralheizung, ein Umstand, der es in den Wintermonaten manchmal etwas ungemütlich machte, aber der sie noch längst nicht davon abhielt, weiter hier zu wohnen. Auch wenn ihre Schwester, die es tunlichst vermied, sie in der kalten Jahreszeit zu besuchen, ihr schon seit Monaten das Seniorenheim schmackhaft machen wollte, in das sie selbst vor zwei Jahren gezogen war.

Seniorenheim – das Wort an sich rief schon eine tiefe Abneigung in Rose hervor. Niemals würde sie ihnen so etwas zumuten! Frank würde es dort keine Woche aushalten, so viel war gewiss. Und so lange sie beide für sich selbst sorgen konnten und auf keine häusliche Pflege angewiesen waren, gab es keinen Grund, das Häuschen aufzugeben. Sollte sich dieser Umstand allerdings einmal ändern, und in ihrem Alter konnte dies sehr schnell gehen, dann würde man weitersehen müssen. Aber erst dann. Rose graute vor dieser Zeit und sie versuchte, den Gedanken daran immer schnellstens zu verdrängen. Heute gelang ihr das allerdings nicht sonderlich gut, und daran war nur die fehlende Tageszeitung schuld! Normalerweise würde sie um diese Zeit auf der Eckbank sitzen und sich mit den neuesten Nachrichten rund um St. Andrews versorgen, anstatt über ihren Lebensabend in einem gespenstischen Altenheim zu grübeln. Aber heute Morgen hatte keine Zeitung vor ihrer Haustür gelegen, und Maureen, das Mädchen, das sie austrug, war auch bis jetzt noch nicht aufgetaucht.

Wie schon öfter, dachte Rose und seufzte. Die Kleine hatte schon mehrmals verschlafen, aber heute schien sie sich extrem zu verspäten. Frank konnte es überhaupt nicht leiden, wenn er auf seine morgendliche Lektüre verzichten musste. Vielleicht sollte sie später am Tag bei den Riggs vorbeischauen und ein Wort mit Maureens Mutter wechseln. Rose war mit Anne Rigg schon lange gut befreundet, denn sie sangen beide seit Jahren gemeinsam im Kirchenchor der Gemeinde.

Eine warmherzige und fleißige Frau, die es noch nie sehr einfach hatte, wäre ihr wohl als Erstes eingefallen, hätte sie jemand um eine Beschreibung von Anne gebeten. Rose wusste nur zu gut, dass es finanziell bei den Riggs nicht gerade rosig aussah. Gary, Annes Mann, arbeitete als Hausmeister an einem der Colleges der Universität von St. Andrews, während sich Anne nicht nur um ihren eigenen Haushalt, sondern auch noch unermüdlich um den anderer Familien kümmerte. Aber die ständige Geldknappheit war nicht ihre einzige Sorge. Maureens älterer Bruder Denis hatte sich in den letzten Jahren nicht gerade als Musterknabe entpuppt und bereitete seiner Mutter durch diverse Prügeleien in Kneipen und ähnliche Eskapaden regelmäßig schlaflose Nächte. Vor drei Wochen erst war Anne in Tränen aufgelöst zur Chorprobe gekommen. Denis hatte gerade seine zweite Lehrstelle als Kfz-Mechaniker vorzeitig in den Sand gesetzt und trieb sich stattdessen lieber mit irgendwelchen kriminellen Halbstarken aus der Gegend herum.

Darüber hinaus war Anne von Maureens frühmorgendlichen Touren alles andere als begeistert, und das war nur allzu verständlich. Aber was konnte sie schon dagegen tun? Maureen war diese Nebenbeschäftigung sehr wichtig, denn sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, nach ihrer Lehre im Friseursalon nach Glasgow zu gehen und sich dort zur Stylistin ausbilden zu lassen, um eines Tages beim Film arbeiten zu können.

Sie hatten zwar selbst keine Kinder, aber Rose konnte sich die Flausen eines jungen Mädchens lebhaft vorstellen, hatte sie doch selbst genügend davon gehabt, als sie jung gewesen war. Eines war jedoch sicher: Sollte Maureens Unzuverlässigkeit andauern, würde sich früher oder später jemand über das Mädchen beschweren. Und Ärger dieser Art war das Letzte, was Anne gebrauchen konnte. Gerade als Rose beschloss, am Nachmittag bei den Riggs vorbeizuschauen, hörte sie vor dem Hause lautes Gepolter.

»Wer macht denn hier so einen Krach?«, murmelte sie kopfschüttelnd vor sich hin und wollte eben aufstehen, um nachzusehen, als in diesem Augenblick die Haustür aufgerissen wurde. Frank stand kreidebleich und schwer atmend im Türrahmen.

Rose dachte im ersten Moment, er hätte einen Schlaganfall, denn er rang sichtbar nach Luft und versuchte verzweifelt, ihr etwas mitzuteilen.

»Frank! Um Himmels willen. Was ist denn los?«

Erschrocken rannte Rose auf ihren Mann zu, um ihn abzustützen, aber er wehrte nur vehement ab. »Rose …«, stieß er schließlich mit großer Mühe hervor. »Schnell! Komm mit. Zum Strand! Schnell …«

Die Worte kosteten ihn sehr viel Kraft. Sie hatte keine Ahnung, was dort draußen passiert sein sollte, aber ehe sie ihn etwas fragen konnte, hatte er sich auch schon umgedreht und war wieder nach draußen geeilt.

Rose überlegte nicht lange, sondern riss die erstbeste Jacke vom Garderobenhaken, die sie erwischen konnte, und rannte Frank hinterher. Bestimmt war mit dem Boot etwas passiert, schoss es ihr durch den Kopf. Vielleicht war es über Nacht beschädigt, oder noch viel schlimmer, gestohlen worden. Sie wünschte sich zwar schon so lange, dass er die Fischerei endlich an den Nagel hängte, aber doch nicht auf diese Art und Weise!

Sie hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten, und verstand nicht, wie er dieses Tempo mit seinen Gelenkschmerzen aushielt. Als sie an der Anlegestelle ihres Bootes ankamen, sah sie zu ihrer Erleichterung, dass es wie immer an seinem Platz stand. Frank achtete jedoch überhaupt nicht auf den Kutter, sondern bog stattdessen plötzlich scharf rechts ab, um den Sandstrand hinaufzulaufen. Rose schnaufte und fragte sich gerade, wie lange es noch so weitergehen mochte, als er auf einmal langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Und in diesem Moment sah sie den Grund seiner Aufregung. Keine zwei Meter von ihnen entfernt lag ein junges Mädchen auf dem sandigen Untergrund. Sie war zum Teil mit Franks Parka zugedeckt, und erst jetzt fiel Rose auf, dass er im Pullover vor ihr stand.

»Du meine Güte, Frank. Was ist hier passiert?« Langsam ging sie auf den nassen, leblosen Körper zu.

»Ich weiß es nicht. Ich habe sie hier gefunden. Die Vögel haben versucht … Rose, sie ist tot.« Seine letzten Worte wären nicht nötig gewesen, denn sie hatte sofort gesehen, dass das Mädchen nicht mehr am Leben war.

»Ich wollte ihren Puls fühlen, aber sie ist ganz kalt. Was hat sie wohl hier draußen gemacht – um diese Uhrzeit und in dieser Kälte?«

Seine Worte verhallten ungehört und erreichten Rose nicht, was nichts mit den Wellen zu tun hatte, deren stetes Rauschen im Hintergrund für eine beeindruckende Geräuschkulisse sorgte, und auch nichts mit dem kalten Nordseewind, der jedes Wort mit sich riss, kaum dass man es ausgesprochen hatte. Rose verstand in diesem Moment, warum die Zeitung heute nicht geliefert worden war und auch nicht mehr kommen würde. Das tote Mädchen, auf das sie beide voller Entsetzen blickten, war niemand anderes als Maureen Rigg.

Annes Tochter …

_______________

Sie konnte sich später nicht mehr daran erinnern, wie lange sie regungslos dagestanden und fassungslos auf Maureen gestarrt hatte, unfähig, etwas zu sagen oder zu tun. Rose spürte nicht einmal die Kälte, die langsam von jedem Zentimeter ihres Körpers Besitz ergriff. Erst das immer lauter werdende Gekreisch der Möwen riss sie schließlich aus ihrer Erstarrung.

»Frank, einer von uns beiden muss zum Haus zurück und die Polizei anrufen. Du bist schon so viel gelaufen heute. Bleib bei ihr und pass auf sie auf, hörst du! Oh mein Gott, das wird Anne um den Verstand bringen …«

Mit ihrer Fassung war es nun endgültig vorbei, und Tränen schossen ihr bei ihren letzten Worten in die Augen. Langsam wandte sie sich von der Toten ab.

»Du weißt, wer sie ist?« Frank blickte seine Frau ungläubig an.

Rose war einen Moment verwirrt, aber dann wurde ihr schlagartig bewusst, dass Frank gar nicht wissen konnte, wer die Tote war. Sie selbst hatte Maureen ja auch nur durch ihre Freundschaft mit Anne kennengelernt. Er dagegen hatte das Mädchen nie zu Gesicht bekommen, denn sie hatte die Zeitung gewöhnlich einfach vor der Haustür abgelegt.

»Ja, Frank. Das ist Maureen Rigg, unser Zeitungsmädchen.«

»Das ist … oh mein Gott. Das arme Kind. Und ich war heute Morgen noch so wütend auf sie.«

»Das konnten wir doch nicht wissen. Wer rechnet denn gleich mit dem … Schlimmsten?« Rose hatte eigentlich »Tod« sagen wollen, aber brachte das Wort nicht über ihre Lippen. Sie drehte sich um, um noch einmal einen Blick auf Maureen zu werfen. Nirgendwo war Blut zu sehen. Sie war zwar bis auf die Haut durchnässt, schien aber äußerlich unversehrt zu sein. Was war nur mit ihr passiert? Wie lange sie wohl schon hier liegen mochte?

Also ob er ihre Frage gehört hätte, sagte Frank tonlos: »Ich glaube, sie war gerade auf dem Weg zu uns. Schau, dort hinten liegt ihr Rad mit den ganzen Zeitungen.«

Frank deutete auf eine Stelle nicht weit von ihnen, wo ein Fahrrad im Sand lag, als hätte es jemand mit einem heftigen Stoß dorthin geworfen. Einige Zeitungen waren dabei aus dem Gepäckträger gerutscht, und der kräftige Wind zerrte wie wild an den Blättern und hatte angefangen, sie überall auf dem Strand zu verteilen. Also war es heute Morgen passiert. Heute Morgen, als sie zu Hause nichtsahnend auf Maureen gewartet hatten …

In diesem Augenblick fuhr auf der Straße, die direkt oberhalb des Strandes verlief und auch an ihrem Cottage vorbeiführte, ein Auto vorbei. Es war die Straße, die ihren Ortsteil, die East Sands, mit dem Zentrum von St. Andrews verband, und der morgendliche Berufsverkehr setzte allmählich ein. Rose hatte eine Idee.

»Frank, geh zur Straße und halt ein Auto an. Das geht schneller, als wenn einer von uns nach Hause zurückläuft.«

»Ja, du hast recht. Kannst du … schaffst du es, bei ihr zu bleiben?«

Frank blickte seine Frau besorgt an. Ihm war nicht entgangen, dass sie kalkweiß im Gesicht war und am ganzen Körper zitterte.

Rose winkte ab. »Ja, ja. Mach dir um mich keine Sorgen. Es geht schon.«

Frank wollte gerade Richtung Straße laufen, als ihm der Zettel wieder einfiel, den er bei dem Mädchen gefunden hatte. Er hatte ihn die ganze Zeit über in seiner Hand gehalten.

»Rose, das hatte sie übrigens bei sich. Weißt du, was damit gemeint sein könnte?«

Er reichte ihr das zerknitterte Stück Papier, aber Rose blickte nur genauso verständnislos auf die seltsamen Worte wie zuvor er. Kalter Boden, Kutsche, gute Nacht …

»Nein, Frank«, meinte sie kopfschüttelnd, »ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber das müssen wir auf alle Fälle der Polizei geben, hörst du. Es könnte wichtig sein. Aber jetzt geh! Dort oben kommt ein Auto!«

2. Kapitel

Wie jeden Morgen wachte Elizabeth Scott auch heute vom durchdringenden Ton des Radioweckers auf, der sich mit der Stimme des geradezu penetrant gut gelaunten Moderators zu einer unangenehmen Geräuschkulisse vermischt hatte. Sie blieb einige Minuten regungslos und mit geschlossenen Augen liegen und hörte sich noch die Sieben-Uhr-Nachrichten an, bevor sie endgültig aufstand. Als sie eine halbe Stunde später bei einer Tasse Kaffee in der Küche saß, fiel ihr Blick durch die geöffnete Tür auf ihren Schreibtisch und den kleinen Blumenstrauß, der in einer hübschen Vase neben dem Computer stand. In ein paar Tagen würden die Blumen verblüht sein, und Elizabeth stellte plötzlich fest, dass ihr dieser Gedanke überhaupt nicht behagte.

»Sei nicht albern«, murmelte sie und schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie waren nur eine kleine Geste gewesen, ein Zeichen der Entschuldigung dafür, dass er ihr zuvor einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte, mehr aber auch nicht.

Vor genau zwei Tagen war es passiert. Sie hatte wie immer von vier bis fünf die Sprechstunde für ihre Studenten abgehalten, und wie immer kam um kurz vor fünf – rein zufällig natürlich – Mr. Trinkle vorbei, um ein kleines Schwätzchen mit ihr abzuhalten. Ihre Freundin Helen war fest davon überzeugt, dass der Gute sein Herz an Elizabeth verloren hätte, aber diese hoffte inständig, Helen möge sich irren.

Mr. Trinkle war nicht gerade das, was man einen Frauenschwarm nannte. Er war Ende dreißig, hatte einen gewissen Hang zur Korpulenz, was sich in einem mittlerweile äußerst stattlichen Bierbauch zeigte, und erste lichte Stellen in seinem ohnehin eher bescheidenen Haupthaar. Das alles hätte Elizabeth ja noch irgendwie verkraften können, wenn er nicht auch noch ständig von einer dichten Qualmwolke umgeben gewesen wäre, die von einer seiner heißgeliebten Havannas herrührte, die er in jeder freien Minute zu rauchen pflegte. Er arbeitete als Dozent am Altphilologischen Institut und war der unabdingbaren Meinung, dass man Frauen unter anderem dadurch erobern konnte, indem man ihnen die Sagenwelt der altgriechischen Mythologie näher brachte. Als sie ihn nach schier endlos scheinenden zwanzig Minuten endlich hinauskomplimentiert hatte, war sie sofort zum Fenster gerannt und hatte, dem Erstickungstod nahe, einen der beiden Flügel aufgerissen, um die ersehnte Frischluft in das verqualmte Zimmer zu lassen. Zwei Minuten später war es dann passiert: Sie nahm plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung war, und ehe sie genau wusste, was geschah, landete eine Art Fluggeschoss mitten auf dem Teppich vor ihrem Schreibtisch. Elizabeth blieb einige Sekunden wie vom Donner gerührt sitzen, unfähig, auch nur den kleinen Finger zu bewegen, bevor sie schließlich mit zittrigen Knien aufstand, um das Corpus Delicti genauer zu begutachten. Doch sie wurde enttäuscht. Das vermeintliche Fluggeschoss entpuppte sich als harmloser Fußball, den jemand mit äußerster Präzision durch den offenen Fensterflügel geschossen hatte. Und jetzt konnte sie auch die aufgeregten Stimmen einiger Männer vor ihrem Fenster hören. Mit spitzen Fingern hob sie den schmutzigen Ball vom Boden auf und ging entschlossen zum Fenster. Nicht auszudenken, wenn der auf ihrem Schreibtisch gelandet wäre!

Auf dem Rasen direkt unter ihrem Bürofenster stand eine Gruppe von Studenten, die offensichtlich auf dem Sportplatz vor der Fakultät ein Fußballspiel abhielten. Die vier lieferten sich ein heftiges Wortgefecht und schienen Elizabeth überhaupt nicht zu bemerken.

»Darf ich fragen, wem ich dieses äußerst zweifelhafte Geschenk zu verdanken habe?« Ihre Stimme klang schneidend, denn allmählich wurde sie wirklich wütend. Wahrscheinlich wollte es jetzt wieder niemand gewesen sein.

Ein paar Sekunden war es totenstill, bevor sich einer der vier Streithähne plötzlich räusperte und verlegen nach Worten der Entschuldigung suchte. Er war ziemlich groß gewachsen, mit dunklen, fast schwarzen Haaren, und auch wenn sein Gesicht im Moment schlammverdreckt war, so musste sie doch zugeben, dass sie schon hässlichere Menschen gesehen hatte – ein gewisses qualmabsonderndes Individuum mochte ihr an dieser Stelle vergeben.

»Ich … ich war das. Tut mir wirklich leid. Ich hoffe, es ist nichts kaputt gegangen?«, stotterte er hilflos herum.

Elizabeth beschloss schließlich, sich nicht unnötig aufzuregen und keine große Sache aus dem Vorfall zu machen. Es war ja in der Tat nichts passiert!

»Sie haben noch einmal Glück gehabt. Außer einem hässlichen Abdruck auf meinem Teppich hat das gute Stück keine Spuren hinterlassen. Den Herzinfarkt, den ich beinahe hatte, lassen wir mal außen vor.«

Ihre Stimme klang schon weitaus versöhnlicher, und sie konnte sich, nachdem der erste Schreck vorüber war, ein kleines Lachen über sich selbst nicht verkneifen. Fluggeschoss – etwas Alberneres war ihr nicht eingefallen? Bloß gut, dass es außer ihr niemand mitbekommen hatte. Als der Übeltäter den Ball auffing, entdeckte sie an seinem Oberarm eine schwarze Binde mit einem leuchtend weißen C darauf. Der Captain höchstpersönlich hatte also geschossen, womöglich sollte sie sich sogar noch geehrt fühlen.

»Vielen Dank. Und bitte entschuldigen Sie nochmals. Ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken.«

Er klang immer noch zerknirscht, und die anderen Jungs murmelten betreten ihre Zustimmung. Langsam begann sich das Grüppchen vor ihrem Fenster aufzulösen. Elizabeth blieb noch einige Sekunden am Fenster stehen, aber gerade, als sie es schließen und sich wieder ihrem Büro zuwenden wollte, sah er nochmals in ihre Richtung und ein kleines Lächeln umspielte seinen Mund.

Am Tag danach hatte sie dann morgens die Blumen vor ihrer Bürotür gefunden, zusammen mit einem kleinen handgeschriebenen Kärtchen, das jetzt vor ihr auf dem Küchentisch lag.

Eine kleine Wiedergutmachung für gestern. Würde mich freuen, wenn Sie morgen bei unserem Spiel dabei sind. 15 Uhr, großer Sportplatz. Gruß, Robert Blake

Elizabeth trommelte gedankenverloren mit ihren Fingern auf der Tischplatte. Sie würde später nicht auf dem Sportplatz sein können, denn wie jeden Mittwochnachmittag fand auch heute Imelda Bartons Literaturzirkel statt. Und den durfte sie gerade heute nicht verpassen, hatte ihre Freundin Helen doch schon die ganze Zeit voller Vorfreude eine ganz besondere Überraschung angekündigt.

Außerdem, und dies wog weitaus schwerer, musste sich Elizabeth verärgert eingestehen, dass sie es nicht wagte, Imelda Barton anzurufen und sich für den Nachmittag zu entschuldigen. Die alte Lady – obwohl nun schon seit mittlerweile zehn Jahren im Ruhestand – hatte nichts von ihrer früheren Autorität und ihrem einstigen Ruf als wahrer Drachen unter den Dozenten eingebüßt. Elizabeth hatte sich, trotz ihrer achtundzwanzig Jahre, in Imeldas Gegenwart schon mehr als einmal wie ein kleines Schulmädchen gefühlt. Und da war sie mit Sicherheit nicht die Einzige.

Und überhaupt – was wollte ausgerechnet sie mitten im Januar auf einem zugigen, kalten Fußballplatz? Obwohl St. Andrews, den Pokalen in der Eingangshalle und den Lobesreden des Dekans nach zu urteilen, eine der besten Universitätsmannschaften landesweit war, hatte sich Elizabeth bisher nicht für die Sportart begeistern können. Warum machte sie sich um diese Einladung überhaupt solche Gedanken? Sie kam von Robert Blake, einem ihr unbekannten Studenten, der in seinem sportlichen Übermut ihre halbe Büroeinrichtung torpediert hatte und dies nun wiedergutmachen wollte, – wenn auch auf eine zugegeben ganz charmante Art und Weise.

Dem Treffen bei Feldwebel Barton würde sie damit nicht entkommen können! Imelda würde ihr höchstens in gestrengem Ton erklären, was sie zu ihrer aktiven Zeit bei einem derart ungehobelten Benehmen eines Studenten gemacht hätte – und der Besuch eines Fußballspiels hätte bestimmt nicht dazu gehört. Elizabeth konnte Imeldas Stimme förmlich hören und auf eine Lektion dieser Art getrost verzichten. Den Plan, ihr eine kleine Notlüge aufzutischen, hatte sie, nach anfänglichem Zögern, schnell wieder verworfen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Imelda herausbekäme, wo sie ihren Mittwochnachmittag tatsächlich verbracht hatte. Und wie Elizabeth Imelda kannte, würde sie es herausfinden! Vor allem aber wollte Elizabeth Helen nicht enttäuschen. Auf dem Weg zum Auto musste sie sich jedoch eingestehen, dass sie überhaupt nichts dagegen hätte, auf den guten William Shakespeare heute ausnahmsweise zu verzichten.

_______________

Zur gleichen Zeit, und nur etwa zwei Meilen von Elizabeth entfernt, saß Sergeant Connie Wraight bei sich zu Hause ebenfalls am Frühstückstisch. Die Kaffeetasse schon in ihrer rechten Hand, hatte sie mitten in der Bewegung plötzlich innegehalten und hypnotisierte jetzt geistesabwesend einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Vor drei Tagen war einer ihrer Ringe plötzlich verschwunden, und Michael hatte steif und fest behauptet, nicht zu wissen, wo er sei. Obwohl sie das gesamte Badezimmer und danach auch noch ihr gemeinsames Schlafzimmer auf den Kopf gestellt hatte, war das gute Stück verschwunden geblieben.

Als sie dann gestern vom Dienst nach Hause gekommen war, hatte er plötzlich wie aus heiterem Himmel wieder auf der Ablage am Waschbecken gelegen, so, als sei er nie weg gewesen. Michael, der Connies fragenden Gesichtsausdruck nur zu gut kannte, gab vor, ihn unter dem Heizkörper gefunden zu haben, aber sie hatte ihm kein Wort geglaubt. Und dieses Misstrauen hatte nichts damit zu tun, dass sie bei der Polizei arbeitete und auch privat überall Lug und Trug vermutete. Connie ahnte vielmehr, dass es allmählich ernst wurde. Michael hatte sich den Ring für den Juwelier ausgeliehen, dessen war sie sich sicher. Und das konnte nur eins bedeuten: Er wollte ihr einen Antrag machen.

Heiraten – der Traum einer jeden jungen Frau, wenn es nach ihrer Mutter ging. Warum hatte sie dann nicht das Gefühl, auf rosaroten Wolken durch das Universum zu schweben und alle vor lauter Glück umarmen zu wollen? Warum fühlte sie sich so hundeelend, dass sie am liebsten weggelaufen wäre, um dem geradezu schicksalhaft erscheinenden Zusammentreffen mit Michael entgehen zu können?

Mit einem tiefen Seufzer und ohne daraus getrunken zu haben, stellte sie die Kaffeetasse wieder ab. Warum konnten sie denn nicht alles so lassen, wie es war? Sie lebten seit drei Jahren zusammen, und alles lief doch eigentlich ganz gut. Warum musste man denn gleich heiraten? Jeder wusste schließlich auch so, dass sie zusammengehörten.

Aber gehörten sie das wirklich? Waren nicht diese Zweifel der wahre Grund, warum sie sich so vor dieser einen ganz bestimmten Frage fürchtete? Weil sie insgeheim das Gefühl hatte, dass doch jeder seine eigenen Wege ging und den anderen in seiner kleinen Welt nicht so richtig verstand – verstehen wollte? Was sie selbst anbelangte, so musste sich Connie beschämt eingestehen, dass sie abends oft einfach zu müde war, um Michael nach seinen täglichen Erlebnissen in der Bank zu fragen und sich interessiert nach seinen Freunden zu erkundigen, die trotz der vergangenen drei Jahre seine Freunde geblieben waren.

Aber ihm ging es nicht viel anders, das wusste Connie ganz genau. Er hatte mit der Tatsache, dass sie Polizistin war, noch nie sehr viel anfangen können, und ihre gemeinsame Zeit hatte dies auch nicht verbessert. Noch schlimmer war aber die Art und Weise, wie er Connies Beruf betrachtete. Für Michael war er nichts anderes als ein großer Abenteuerspielplatz, auf dem sie sich ein bisschen austoben konnte, bevor es dann als seine Ehefrau schnellstens damit vorbei sein würde. Dann würden andere Dinge Prioritäten haben, nicht mehr ihre alberne Vorstellung, als Polizistin wenigstens einen kleinen Dienst am Menschen tun zu können, und schon gar nicht ihre ständige Bereitschaft, dafür notfalls auch unzählige Überstunden zu schieben.

Mit einem entschiedenen Ruck stand Connie auf. Solange diese Dinge nicht auch bei ihr Priorität haben würden, machte es wenig Sinn, das Ganze gleich zu überstürzen. Wie sie das allerdings Michael beibringen sollte, ohne dass er es als Kränkung empfand, war ihr noch ein großes Rätsel. Gerade als sie in die Küche gehen wollte, läutete ihr Mobiltelefon. Eine allzu bekannte Nummer war auf dem Display zu sehen – die von Inspector Patrick Falkirk, seit nunmehr zwei Jahren Connies direkter Vorgesetzter bei der Mordkommission.

»Hallo, Connie, Patrick hier. Sind Sie noch zu Hause?«, schallte es ihr entgegen.

»Ja, ich wollte gerade losfahren. Warum fragen Sie?« Eine dunkle Vorahnung beschlich sie.

»Wir haben seit genau zehn Minuten einen neuen Fall. An den East Sands hat ein Fischer eine Frauenleiche am Strand gefunden. Ich hole Sie direkt von zu Hause ab. Sie wohnen doch da gleich in der Nähe, oder?«

Seine Stimme klang voller Tatendrang und Energie, und Connie schob ihre trüben Gedanken kurzentschlossen zur Seite. Ein neuer Fall wartete schließlich auf sie und musste so schnell wie möglich gelöst werden. Beide ahnten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was wirklich auf sie warten sollte …

3. Kapitel

Als Connie zehn Minuten später auf dem Beifahrersitz von Inspector Falkirks dunkelblauem Rover saß und ihn auf einer kleinen Nebenstrecke abseits des morgendlichen Berufsverkehrs zu den East Sands lotste, war sie zu einem, ihrer Meinung nach, vernünftigen Entschluss in Sachen Hochzeit gekommen. Sobald dieser Fall gelöst war, würde sie sich zwei Wochen Urlaub nehmen und mit Michael irgendwohin fahren, weit weg von St. Andrews und dem ungemütlichen Januarwetter, und dort, unter Sonne und Palmen, würden sie dann in Ruhe und ohne zu streiten über alles reden.

»Am nächsten Kreisverkehr die zweite Ausfahrt, Sir, und dann sind wir auch schon fast am Ziel.«

Connie war in St. Andrews aufgewachsen und kannte nicht nur die Stadt, sondern auch die umliegende Gegend wie ihre Westentasche. Falkirk konnte sein multifunktionelles Navigationssystem ruhigen Gewissens abgeschaltet lassen, obwohl es ihm dieser kleine Bordcomputer insgeheim sehr angetan hatte. Aber das würde er vor Sergeant Wraight natürlich niemals zugeben.

Zwei Jahre war es jetzt her, dass man ihm die Leitung der hiesigen Mordkommission angeboten hatte und er nach St. Andrews versetzt worden war. Anfänglich hatte er die Aussicht auf eine ruhige, beschauliche, kleine Küstenstadt mit gerade einmal drei Hauptstraßen und einer Handvoll Gässchen nicht als Beförderung, sondern vielmehr als Strafversetzung gesehen. Seine Frau Sharon jedoch war sofort Feuer und Flamme für den Umzug gewesen und hätte lieber heute als morgen Glasgow und dem hektischen Leben dort den Rücken gekehrt. Aber Sharon war Malerin und hatte schon immer ein ausgesprochenes Faible für die Natur gehabt. Sie konnte stundenlang mit Pinsel und Leinwand im Garten sitzen und sich selbst von einem Löwenzahn noch inspirieren lassen, wie er neidisch feststellen musste. Er aber war in Glasgow geboren und aufgewachsen, und eigentlich immer ein Kind der Großstadt geblieben. Die schottische Provinz dagegen behagte ihm überhaupt nicht.

Allmählich jedoch begann er sich damals mit dem Gedanken anzufreunden, nicht zuletzt deshalb, weil das Kompetenzgerangel in der eigenen Abteilung schier unerträglich geworden war. Die letzten Zweifel an seinem neuen Arbeitsplatz waren spätestens dann ausgeräumt, als er praktisch mit seiner Einstandsfeier seinen ersten Fall übertragen bekam und ihm Connie Wraight als zukünftiger Sergeant zugeteilt wurde.

Von wegen Provinz! In den letzten zwei Jahren hatten sie sich wahrlich nicht über zu wenig Arbeit beklagen können, ganz im Gegenteil. Connie und er wurden sehr schnell ein eingespieltes Team, und die vielen erfolgreichen Ermittlungen gaben seiner Entscheidung zugunsten von St. Andrews schließlich Recht. Falkirk schätzte vor allem Connies ruhige und ausgeglichene Art, mit der sie sich stets einem Fall näherte, aber auch ihre Fähigkeit, im richtigen Moment blitzschnell handeln zu können.

Während sie ihn jetzt zu den East Sands dirigierte, warf er einen verstohlenen Seitenblick auf sie und stellte fest, dass von ihrer Heiterkeit und ihrem gewöhnlich strahlenden Lächeln heute nichts zu sehen war. Sie hatte ihre rote Lockenmähne streng nach hinten gebunden, was die dunklen Ringe unter ihren Augen und den leicht verkniffenen Zug um ihren Mund betonte. Etwas schien sie zu bedrücken, aber er wollte nicht allzu indiskret erscheinen und neugierige Fragen zu ihrem Privatleben stellen. Er wusste, dass ihre Familie ebenfalls in St. Andrews lebte und sie seit mehreren Jahren einen Freund hatte, der bei einer Bank arbeitete und mit dem sie auch zusammenwohnte, mehr aber auch nicht. Für eine gute berufliche Zusammenarbeit reichte Falkirk dies allemal und so wie er Connie die vergangenen beiden Jahre erlebt und kennengelernt hatte, wusste er, dass sie ihr Privatleben auch gerne bei sich behielt. Sollte ihre trübe Laune jedoch andauern, würde er notgedrungen indiskret sein müssen. Er hoffte allerdings, dass es dazu nicht kommen würde.

In diesem Augenblick erreichten sie die Stelle, an der Frank Dermod eineinhalb Stunden zuvor einen Autofahrer angehalten hatte. Etwas weiter nach unten versetzt konnte Falkirk die Ausläufer des Sandstrandes erkennen und eine für diese frühe Morgenstunde ungewöhnliche Vielzahl an Personen, die sich dort tummelte. Er parkte den Rover hinter einem Streifenwagen, dessen eingeschaltetes Blaulicht den Vorbeifahrenden signalisierte, dass es sich hier um eine Unglücksstelle handelte. Ein Polizist in Uniform stand daneben und forderte langsam fahrende Schaulustige energisch zum Weiterfahren auf. Als er Connie und Falkirk entdeckte, winkte er.

»Guten Morgen, Inspector, Sergeant. Die Fundstelle der Leiche befindet sich gleich dort unten.«

Mit einer knappen Handbewegung deutete er ihnen den Weg an, ehe er sich wieder dem Verkehr widmete. Während sie sich der Menschenansammlung näherten, blies ihnen der eisige Nordseewind mit geballter Kraft entgegen, so, als versuchte das Meer, den ungewöhnlichen frühmorgendlichen Besucherandrang von sich fernzuhalten. Connie schossen Tränen in die Augen, und sie zog den Kragen ihres Anoraks bis an ihre Nasenspitze. Constable Norton kam ihnen, ebenfalls heftig gegen Wind und Wetter kämpfend, entgegengelaufen.

»Guten Morgen, Inspector Falkirk, Sergeant Wraight. Wollen Sie gleich mal einen Blick auf die Leiche werfen? Dann könnte sie nämlich in die Gerichtsmedizin abtransportiert werden.« Er musste schreien, um sich über das Rauschen der Wellen und dem Wind Gehör zu verschaffen. Falkirk nickte ihm kurz zu.

»Die Tote wurde gegen sieben Uhr von einem Fischer gefunden. Seine Frau konnte das Mädchen sogar identifizieren. Es handelt sich um eine gewisse Maureen Rigg, sie trug wohl frühmorgens immer die Zeitungen in dieser Gegend aus.« Während Norton sie mit diesen ersten Informationen versorgte, waren sie am Fundort der Leiche angekommen. Die Tote war mittlerweile von einer weißen Plane zugedeckt worden, die der Beamte der Spurensicherung jetzt anhob.

Sie war noch keine zwanzig, wie Falkirk sofort feststellte. Sie trug Jeans und einen dicken Anorak und war vollkommen durchnässt. Jedoch konnte er auf den ersten Blick keinerlei Spuren von Gewaltanwendung feststellen.

»Kennt man denn schon die genaue Todesursache?«, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. »Warum ist die Mordkommission eingeschaltet worden?«

Norton schien mit dieser Frage gerechnet zu haben, denn er hatte sich einen entsprechenden Bericht schon zurechtgelegt. Der Wind hatte inzwischen leicht nachgelassen, sodass er weniger laut sprechen musste.

»Constable Hughes und ich wurden von der Zentrale informiert und waren die Ersten vor Ort. Wir haben kurz mit dem Fischer gesprochen und dann die Spurensicherung verständigt. An ihrem Hinterkopf ist den Kollegen eine Verletzung aufgefallen, die von einem stumpfen Gegenstand herrührt. Dr. Boyers war auch schon hier, er konnte aber noch nicht sagen, ob diese Verletzung die Ursache für ihren Tod war. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Leiche schnell in die Gerichtsmedizin kommt.«

Falkirk warf Connie einen fragenden Blick zu, aber diese hatte im Moment keine Einwände.

»Alles klar, bringen Sie sie bitte dorthin«, wies Falkirk an. »Und sagen Sie Dr. Boyers, ich schaue heute Mittag mal bei ihm vorbei.«

Falkirk wusste zwar, dass es der Gerichtsmediziner nicht ausstehen konnte, wenn man drängelte, aber er hoffte, bis mittags wenigstens einen ersten Hinweis zur möglichen Todesursache zu haben.

»Sind die Eltern schon informiert worden?«, fragte Connie. Sie war bisher ungewohnt ruhig gewesen, aber der Anblick eines so jungen Todesopfers versetzte ihr im ersten Augenblick immer wieder einen gewaltigen Stich. Norton hüstelte verlegen, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

»Äh … nein, noch nicht. Wir wollten Ihnen da nicht vorgreifen«, stotterte er.

Natürlich nicht! Connie warf Falkirk einen raschen Blick zu. Auf manche Aufgaben eines Polizisten hätte sie gerne verzichtet, und sie wusste, dass es ihm nicht anders erging. Aber der unvermeidliche Gang zu den Eltern würde wohl auch dieses Mal an ihnen beiden hängen bleiben.

»Wo ist denn dieses Ehepaar, das das Mädchen gefunden hat?«, fragte Falkirk, nachdem er ihr aufmunternd zugelächelt hatte. Er wusste nur zu genau, was gerade in ihrem Kopf vorging.

»Sie heißen Frank und Rose Dermod. Ich habe die beiden von einem Streifenwagen nach Hause bringen lassen. Die ganze Sache hat sie ziemlich mitgenommen, sie wirkten sehr angeschlagen. Hier ist die Adresse. Sind schon zwei etwas ältere Leutchen, ich hoffe, das war in Ordnung so?«

Nortons Stimme verriet eine leichte Unsicherheit, aber Falkirk winkte beschwichtigend ab und warf einen raschen Blick auf den Notizzettel mit der Adresse der Dermods.

»Ja, ja, machen Sie sich mal darüber keine Sorgen. Wir werden so schnell wie möglich bei ihnen vorbeischauen. Haben die beiden denn irgendetwas Verdächtiges gesehen heute Morgen?«

»Nein, Sir, leider nicht. Nur das Mädchen selbst. Das heißt …« Er stockte kurz und zog eine kleine Plastikfolie aus seiner Jackentasche, ehe er fortfuhr, »… der Mann hat das Mädchen ja als Erster entdeckt und dabei diesen Zettel in ihrer rechten Hand gefunden, als er ihren Puls messen wollte. Ganz seltsam, wenn Sie mich fragen. Irgendein wirres Gefasel über eine Kutsche und kalten Boden, keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Noch dazu hat Mr. Dermod natürlich keine Handschuhe getragen.«

Norton reichte Falkirk die Schutzhülle mit dem kleinen Stück Papier. Der Chief Inspector warf einen kritischen Blick auf den sauber mit einem Computer getippten Text und reichte ihn dann an Connie weiter.

»Welche Note hatten Sie eigentlich in Ihrer Schulzeit in Englisch, Norton?«, fragte er den Constable daraufhin mit gespielt strenger Stimme.

Dieser war von der Frage sichtbar überrascht. »Ich … ich weiß jetzt nicht, was Sie meinen, Sir? Wieso Englischnote, ich war immer ein ganz guter Schüler …«, stotterte er, und eine leichte Röte, die dieses Mal jedoch nicht vom kalten Nordseewind herrührte, breitete sich auf seinen Wangen aus.

»So?«, meinte Falkirk scheinbar ungerührt, »waren Sie das? Englische Literatur scheint mir dabei aber nicht Ihr Spezialgebiet gewesen zu sein. Das, Constable Norton, ist nicht irgendein ›wirres Gefasel‹, wie Sie es nennen, sondern ein Shakespeare-Zitat. Hamlet, soweit ich mich erinnern kann.«

Constable Norton blickte den Chief Inspector mit unverhohlener Bewunderung an und nahm sich fest vor, sofort nach Feierabend die gesammelten Werke des Dichters in der nächstbesten Buchhandlung zu kaufen. Als leitender Beamter der Mordkommission, was er ohne Frage eines Tages auch einmal werden wollte, musste man schlicht und einfach alles wissen.

»Allerdings, Sir, das ist Hamlet. Und ich kann Ihnen auch sagen, von wem die Worte stammen.« Connies Stimme riss die beiden Männer abrupt aus ihren Überlegungen.

»Ich wusste ja gar nicht, dass Sie so eine Shakespeare-Expertin sind.« Diesmal war es Falkirk der seinem Sergeant unverhohlene Bewunderung entgegenbrachte. Er selbst hatte gerade krampfhaft versucht, die Worte mit der richtigen Person aus dem Drama in Verbindung bringen zu können, allerdings vergeblich. Seine eigene Schulzeit war einfach schon zu lange her. Constable Norton stand mit offenem Mund da und sagte gar nichts mehr. Er war froh, dass in diesem Augenblick ein Kollege der Spurensicherung nach ihm rief. Die beiden wurden ihm schön langsam unheimlich.

»Bin ich auch nicht«, gab Connie offenherzig zu, »allerdings habe ich in einer Schulaufführung einmal die Ophelia spielen dürfen. Nur deshalb kenne ich den Text.«

Falkirk musste unvermittelt lächeln. »Wozu Schulaufführungen nicht alles gut sein können, nicht wahr? Prima Connie, das erspart uns schon mal ein wenig an Recherche«, lobte er sie, obwohl er noch nicht die geringste Ahnung hatte, was er mit dieser Information eigentlich anstellen sollte.

Doch Connie hörte sein Kompliment nicht, sondern stand nur mit leicht gerunzelter Stirn da und blickte nochmals auf die Textzeilen. »Sir«, sagte sie leise und ihre Stimme klang dabei seltsam belegt, »das hier ist nicht einfach irgendeine Textstelle. Es handelt sich um Ophelias letzten Bühnenauftritt, bevor sie kurze Zeit später tot im Wasser gefunden wird …«

Für einen kurzen Augenblick breitete sich trotz der tosenden Wellen eine geradezu unheimliche Stille zwischen ihnen aus. Falkirk starrte Connie einfach nur an und hatte Mühe, das soeben Gehörte zu verdauen. Sie ahnte, dass sich der furchtbare Verdacht, der sie selbst nicht mehr losließ, seit sie das erste Mal auf das kleine Stück Papier geblickt hatte, auch in ihm allmählich ausbreitete. Sein Kopf wandte sich ruckartig in Richtung Maureen Riggs Leichnam, der soeben in einem Sarg abtransportiert wurde.

»Connie, Sie denken, dass das Mädchen eine tote Ophelia darstellen soll? Aber das hieße ja, dass …« Falkirk brach mitten im Satz ab und schüttelte ungläubig den Kopf, so als ob sich alles in ihm gegen den bloßen Gedanken daran wehrte.

»Dass jemand ganz bewusst sein Opfer à la Shakespeare sterben ließ. Ja, Sir, das ist ehrlich gesagt, was ich denke«, sprach sie für ihn zu Ende, und ein eiskalter Schauer jagte über ihren Rücken.

4. Kapitel

Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht zu erreichen.«

Angela Clark wusste nicht mehr, wie oft sie diesen Satz in den letzten Tagen gehört hatte. Zu oft auf alle Fälle! Wütend packte sie ihr Kopfkissen und schleuderte es quer durch das Zimmer. Obwohl sie schon seit einer halben Stunde im Vorlesungssaal von Professor Bloomfield hätte sitzen sollen, war sie einfach zu Hause geblieben. Dieser alte Langweiler mit seinen nicht enden wollenden Theorien über Wirtschaftswachstum und Profitsteigerung raubte ihr sowieso den letzten Nerv! Wie überhaupt ihr ganzes Studium, das sie lieber heute als morgen an den Nagel gehängt hätte. Aber davon wollte ihr Vater leider überhaupt nichts wissen. Mit Grauen erinnerte sie sich an das Theater, das zu Hause ausgebrochen war, als sie im Juni erfahren hatte, dass sie ihren Abschluss in Wirtschaftswissenschaften nicht bestanden hatte. Wie auch – nachdem sie so gut wie nichts dafür gelernt hatte.

Aber wozu für etwas lernen, das sie später sowieso nicht brauchen würde und wofür sie sich kein bisschen interessierte. Angela hatte sich seit sie ein Teenager war nur ein Ziel gesetzt – Spaß haben, und zwar so viel, so oft und so lange wie möglich. Und bisher hatte sie das ihren Eltern auch immer ganz gut verkaufen können, vor allem ihr Vater fraß seinem kleinen Liebling regelrecht aus der Hand. Aber ausgerechnet der ließ seit den Sommerferien überhaupt nicht mehr mit sich reden. Er wurde sogar richtig unleidig und war drauf und dran, ihr den Ibiza-Urlaub und sämtliche finanzielle Unterstützung zu streichen, als sie angedeutet hatte, das Abschlussjahr nicht mehr wiederholen zu wollen.