Der Teufel von Herrenhausen - Marion Griffith-Karger - E-Book

Der Teufel von Herrenhausen E-Book

Marion Griffith-Karger

4,6

Beschreibung

Die Frau mir den langen rotblonden Haaren lehnt friedvoll am Stamm der Trauerweide. Doch die Idylle trügt: Sie wurde brutal erwürgt. Der Fall führt Kriminalkommissarin Charlotte Wiegand in die besten Hannoveraner Kreise. Hier scheint jeder eine Leiche im Keller zu haben - aber nur einer hatte ein Motiv zu morden. Und er wird wieder zuschlagen, um seine Spuren zu verwischen.

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Marion Griffiths-Karger wurde 1958 in Paderborn geboren. Dort studierte sie Literatur- und Sprachwissenschaften, bevor sie in München als Werbetexterin tätig war. Seit fast zwanzig Jahren lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern bei Hannover, arbeitet als Lehrerin und schreibt Krimis. Unter dem Pseudonym Rika Fried veröffentlichte sie zwei Romane. Im Emons Verlag erschienen »Tod am Maschteich« und »Das Grab in der Eilenriede«.

Dieses Buch ist ein Roman. Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© 2012 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: photocase.de/almogon Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-070-4 Niedersachsen Krimi Originalausgabe

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Prolog

Ihre nackten Füße trippelten über die Fliesen. Es war dunkel und kalt. Sie hatte geträumt und nach ihrer Mutter gerufen. Warum nur kam sie nicht?

Mit der einen Hand ergriff sie das Treppengeländer, mit der anderen hielt sie ihren Fellhasen Leo fest umklammert. Langsam stieg sie die Holztreppe hinab, jede Stufe zuerst mit dem rechten Fuß, dann mit dem linken. Ein unbestimmtes Gefühl hielt sie davon ab, laut nach ihrer Mutter zu rufen. Sie nahm die letzte Stufe und ging auf Zehenspitzen weiter den dunklen Flur entlang. Die Tür zum Wohnzimmer war nur einen Spaltbreit geöffnet. Vorsichtig spähte sie in das Halbdunkel …

Am nächsten Morgen fand man sie. Summend, den Fellhasen fest an sich gepresst. Sie würde für lange Zeit nichts anderes tun.

EINS

Charlotte hatte nicht oft die Gelegenheit, in einer Frauenzeitschrift zu blättern. Sie saß im Eiscafé San Marco an der Lister Meile und wartete auf ihre Freundin Miriam, die sich wie immer verspätete. Eine Tischnachbarin hatte ihr das Magazin großzügig überlassen. Sie sei fertig damit, hatte sie gesagt und dabei offengelassen, ob sie damit diese spezielle Zeitung oder Frauenzeitschriften im Allgemeinen meinte.

Charlotte quälte sich gerade durch einen Artikel über die sogenannte Insulindiät, als Miriam sich schnaufend auf den Stuhl neben ihr fallen ließ.

»Tut mir echt leid«, japste sie, »aber Dominic hat mal wieder Bronchitis, und meine Mutter kriegt ihn einfach nicht zur Ruhe. Als ich losgefahren bin, schlief er. Mit ein bisschen Glück haben wir eine Stunde Zeit zum Quatschen.«

Charlotte legte das Magazin auf den freien Stuhl zur Linken und drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. »Kein Problem, jetzt bist du ja da.«

Miriam griff zur Eiskarte. »Meine Güte, ich brauch sofort einen Berg Schokoladeneis mit einem Kubikmeter Schlagsahne obendrauf.«

»Ich dachte, du diätest«, grinste Charlotte.

»Hör bloß auf damit«, schnaubte Miriam, während sie der Kellnerin winkte. Sie gab ihre Bestellung auf und sank dann aufatmend in die Rückenlehne.

Die Julisonne hatte die Bewohner der List in Scharen auf ihre Einkaufsmeile gelockt. Im Café und in den Geschäften herrschte Hochbetrieb.

»Ich sage dir«, seufzte Miriam und legte die Hände über ihren immer noch ausladenden Bauch, »es ist gut, dass man das alles nicht weiß, bevor man sich für ein Kind entscheidet.«

»So schlimm?«, fragte Charlotte und nahm einen Schluck von ihrem Eiskaffee.

»Wahnsinn«, sagte Miriam in schleppendem Ton, als würde sie gleich einschlafen.

In diesem Moment stellte die Kellnerin einen mit einer Ananasscheibe garnierten Eisbecher von der Größe eines Bowlegefäßes auf den Tisch, und Miriam machte sich sofort darüber her.

»Nur keine Panik«, sagte Charlotte staunend, »es schmilzt nur, du kannst es dann immer noch löffeln.«

»Hast du ‘ne Ahnung«, sagte Miriam mit vollem Mund. »Jede Sekunde kann das Handy klingeln, und dann war’s das.« Dabei schaufelte sie unermüdlich weiter, als hätte sie die letzten Monate ohne Nahrung in der Wüste Gobi zugebracht.

Charlotte schüttelte sachte den Kopf. Seit ihre Freundin vor einem halben Jahr Mutter geworden war, hatten sie noch weniger Zeit füreinander als früher. Heute war das erste Treffen seit über vier Wochen. Das letzte hatte in Miriams Reihenhaus in Bemerode stattgefunden und war in wütendem Babygeschrei untergegangen.

»Wie soll das denn gehen, wenn du wieder arbeitest?«, fragte Charlotte, während sie den Rest Sahne aus ihrem Glas löffelte.

»Keine Ahnung«, sagte Miriam mit einem gequälten Blick auf die verbliebene Mischung aus Vanille- und Schokoladeneis, Sahne und frischen Früchten in ihrem Bowlegefäß.

»Ich glaube, mir ist schlecht.«

»Kein Wunder, wenn du so schlingst«, sagte Charlotte und blickte gedankenverloren einem jungen Mädchen in schwarzen Leggings und dunkelgrünem Hängerchen hinterher. Ihre Beine waren aufsehenerregend dünn. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor, aber die dunklen, glatt gebügelten Haare gehörten ja wohl auch zur allgemeinen Teenageruniform. Bevor Charlotte sich weiter Gedanken darüber machen konnte, woher sie das Mädchen kannte, klingelte ein Handy.

»Nein«, seufzte Miriam und schloss die Augen.

»Beruhige dich, es ist meins«, sagte Charlotte und kramte ihr Handy aus ihrer Jackentasche.

»Ja«, sagte sie und blinzelte in die Sonne. Eine Minute später war sie an der Reihe zu seufzen.

»Tut mir echt leid, aber ich muss gehen.«

»Das ist nicht dein Ernst«, sagte Miriam, die ihre Übelkeit überstanden und ihren Eisbecher so gut wie erledigt hatte.

»Doch«, sagte Charlotte und winkte der Kellnerin.

»Ich hatte mich so auf diesen Nachmittag gefreut. Hast du eine Ahnung, wie oft ich die Chance hab, mich ohne Kindergeschrei mit jemandem über irgendwas zu unterhalten, das nichts mit Kindern zu tun hat?«

Charlotte zuckte mit den Schultern und legte einen Fünf-Euro-Schein auf den Tisch. »Was soll ich machen?«

»Wann planen wir dann unseren Ostseetrip? Es ist schon Ende Juli, was glaubst du, wie lange das Wetter sich hält?«

»Wird schon klappen.« Charlotte war aufgestanden und drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. »Ich ruf dich an.«

»Ja, klar«, seufzte Miriam und winkte ab. »Was soll ich jetzt hier alleine mit meiner freien Zeit anfangen?«, fragte sie und betrachtete resigniert ihre abgelöffelte Eiskreation.

»Bestell dir noch was mit Sahne«, sagte Charlotte schon im Weggehen.

Miriam verzog den Mund, aber das sah Charlotte nicht mehr.

Charlotte Wiegand, Erste Hauptkommissarin im Zentralen Kriminaldienst der Kripo Hannover, hechtete unterdessen zum Lister Platz, wo sie sich ein Taxi nahm, das sie zu den Herrenhäuser Gärten bringen sollte. Während der Taxifahrer sich durch den Verkehr zur Rushhour über die Jakobistraße zur Vahrenwalder Richtung Westen quälte, telefonierte Charlotte mit ihrem Teamkollegen Oberkommissar Henning Werst von der Kriminalfachinspektion 1, zuständig für Tötungsdelikte und vermisste Personen.

»Ich weiß, dass Freitagnachmittag ist und du Urlaub hast, aber Thorsten kommt erst am Montag zurück, also musst du dich leider opfern.« Sie klappte ihr Handy zu und unterbrach damit das Gequengel ihres frisch vermählten Kollegen. Sie wusste, er hatte einen Flug in die Karibik gebucht und wollte seine Angetraute damit überraschen. Charlotte fragte sich allerdings, ob die so begeistert sein würde, wie er sich das erhoffte. Wieso flog man im Juli in die Karibik? Da war es doch hier in Deutschland viel schöner – vorausgesetzt, es gab einen Sommer, der diesen Namen auch verdiente. Bisher war kein Grund zur Klage. Egal, dachte Charlotte, die beiden würden den Flug morgen schon noch erreichen. Und sie selbst würde sich dann bis Montag mit dem trägen Martin Hohstedt begnügen müssen.

Sie bogen von der Haltenhoffstraße links in den Herrenhäuser Kirchweg ein.

Die Herrenhäuser Gärten waren ein beliebtes Naherholungsgebiet der Hannoveraner und ein starker Anziehungspunkt für Touristen. Die Herrenhäuser Allee führte durch den frei zugänglichen Georgengarten hin zur Orangerie. Von hier aus kam man in den Großen Garten, einen rechteckig angelegten Barockgarten, und, nördlich der Herrenhäuser Straße, in den kleineren Berggarten mit dem Palmenhaus.

Charlotte ließ sich direkt in den Georgengarten – der im Stil eines englischen Landschaftsparks angelegt war – bis zum Leibniztempel chauffieren.

Die Schaulustigen sind wieder mal schneller gewesen, dachte sie, nachdem sie zwei Jogger zur Seite geschoben und sich an einem Pulk älterer Touristen vorbeigedrängelt hatte. Na, so was kriegten die Leute bestimmt nicht alle Tage zu sehen. Der Leibniztempel, ein Pavillonbau mit einer Büste des großen hannoverschen Gelehrten, stand auf einer kleinen Anhöhe, am Rande eines von Trauerweiden und hohen Buchen gesäumten Teichs.

Der einzige Makel an dieser Idylle im Sonnenschein war der Leichenwagen, der mit offener Heckklappe neben dem Tempel stand.

Die Leiche lag nicht weit vom Pavillon entfernt, gut getarnt hinter dem Vorhang der langen Zweige einer Trauerweide.

Charlotte wappnete sich für das Gespräch mit Wedel, dem Rechtsmediziner, der, die Hände in den Taschen seiner schwarzen Jeans vergraben, kopfschüttelnd neben dem leblosen Körper stand.

»Was ist denn so unglaublich?«, fragte Charlotte, die ohne Begrüßung neben ihn getreten war.

Wedel wandte sich seiner Lieblingsermittlerin zu und schob dabei mit einem Lächeln seine Pausbäckchen vor die Ohren.

»Faszinierend, um es mal mit Spock zu sagen. Kein Mensch ist drauf gekommen, dass die Frau tot ist. Sind bestimmt Dutzende dran vorbeimarschiert, ohne sich zu wundern.«

Auch für Charlotte hatte die Szenerie nichts Außergewöhnliches. Die Frau saß locker an den Stamm gelehnt. Sie trug dunkle Jogging-Kleidung, der Schirm einer schwarzen Baseballmütze mit einem lächerlichen Brötchenmotiv verdeckte ihr Gesicht, langes rotblondes Haar floss in sanften Wellen bis auf ihre Hüften. Die Hände waren vor dem Bauch verschränkt, die Beine waren ausgestreckt, der rechte Fuß lag locker über dem linken. Sie sah aus, als mache sie ein Nickerchen.

So friedlich konnte der Tod aussehen.

»Ist sie auch wirklich tot?«, fragte Charlotte impulsiv und wusste im selben Moment nicht, ob sie noch ganz bei Trost war. »Ich meine … sie sieht nicht so aus, als hätten Sie sie untersucht.«

Wedel schmunzelte. »Glauben Sie mir, junge Frau, sie ist mausetot. Schauen Sie sich das an.« Er bückte sich und hob den Kopf an. Die Augen waren geschlossen, aber der von Hämatomen gerahmte Mund war halb geöffnet. »Hier am Hals«, Wedel schob den Kragen der Joggingjacke nach unten, »der Kehlkopf ist eingedrückt. Hab noch keinen gesehen, der das überlebt hätte. Sie etwa?«

Charlotte verdrehte die Augen. In diesem Moment tauchte grummelnd ihr mürrischer Kollege Werst auf. »Da bist du ja endlich«, sagte Charlotte, »du könntest dich mal um die Personalien der Herrschaften da drüben kümmern.«

Dabei wies sie auf zwei Männer in schwarz-gelben Westen, die wohl dabei gewesen waren, die Gehwege zu säubern, und nun rauchend am Teich standen. »Alles, was in der Schubkarre ist, muss ins Labor«, sagte Charlotte. »Und nimm ihnen, um Gottes willen, die Kippen weg«, fügte sie missbilligend hinzu.

»Wenn’s sein muss«, sagte Henning, griff nach seinem Notizblock und stapfte schlecht gelaunt zu den beiden Männern hinüber.

Na, die werden ihre helle Freude aneinander haben, dachte Charlotte.

»Wie lange ist sie schon tot?«, wandte sie sich Wedel wieder zu.

»Tja, mindestens seit den frühen Morgenstunden, wahrscheinlich länger.«

»Wollen Sie sagen, sie hat den ganzen Tag hier gesessen, und kein Mensch ist misstrauisch geworden?«, fragte Charlotte ungläubig.

»Haargenau. Das wundert Sie doch nicht etwa?«

»Sie nicht?«

Wedel schürzte die Lippen. »Überhaupt nicht. Die Menschen kümmern sich nur umeinander, wenn sie sich gegenseitig in die Pfanne hauen können.«

»Ich hab’s ja immer gewusst«, sagte Charlotte, »Sie können die Menschen einfach nicht ausstehen, deswegen sind Sie Rechtsmediziner geworden, stimmt’s?«

Wedel lachte schallend, was Charlotte angesichts der toten Frau zu ihren Füßen unpassend fand. Wedel offenbar nicht.

»Erwischt«, sagte er und fuhr sich über die Augen. »Aber gucken Sie sich doch mal um, hier liegen überall Leute rum und faulenzen. Das ist schön unverdächtig.«

»Wer hat die Tote entdeckt?« Charlotte wandte sich an den Kollegen Kohlsdorf von der Spurensicherung, der gerade in seinem weißen Plastikanzug vorbeiging.

»Männlicher Anrufer, hat sich nicht zu erkennen gegeben. Wahrscheinlich von einem nicht registrierten Telefon aus. Wird überprüft«, sagte Kohlsdorf.

»Sie ist also erwürgt worden«, stellte Charlotte fest. »Ist sie hier ermordet worden?«

Kohlsdorf nickte. »Ja, die runterhängenden Zweige sind eine gute Tarnung, und außerdem ist hier unterm Baum das Erdreich aufgewühlt. Kampflos hat sie sich nicht ergeben. Dann hat er sie an den Baum gelehnt und zurechtgesetzt. Clever gemacht, muss ich sagen.«

»Könnte das auch eine Frau bewerkstelligt haben?«

Kohlsdorf wiegte den Kopf. »Dann muss sie aber sehr kräftig sein. Und große Hände haben. Habe noch nie eine Frau erlebt, die jemanden erwürgt hat.«

»Halte ich auch für unwahrscheinlich«, mischte sich Wedel ein. »Spricht alles für einen Mann. Die Hämatome um Mund und Nase sprechen Bände. Außerdem hat er sie wahrscheinlich gefesselt.« Er wies auf die roten Streifen an ihren Handgelenken.

Charlotte nickte und betrachtete das Gesicht der Toten. Eine hübsche Frau, das konnte man trotz der Hämatome und geschwollenen Lippen erkennen.

»Wie alt schätzen Sie sie?«

Wedel, der seine Handschuhe ausgezogen hatte, zuckte mit den Schultern. »Mitte bis Ende vierzig. Und das wär auch alles, was ich Ihnen im Moment zu sagen habe.« Er hob die Hand. »Wir sehen uns«, sagte er, drehte sich um und ging schwerfällig davon.

Meine Güte, dachte Charlotte, er ist noch dicker geworden. Wenigstens einer, dem es beim Anblick von Leichen nicht den Appetit verschlug.

Es war acht Uhr vorbei, als Charlotte ihre Wohnung in der Gretchenstraße im Stadtteil List betrat. Sie warf ihren Schlüssel in das kleine Körbchen auf der Kommode und brachte die Plastiktüte mit dem Abendessen – das sie noch zubereiten musste – in die Küche.

»Hallo!«, rief sie, erhielt aber keine Antwort. Ein Blick in die Küche und der Zustand des Küchentisches erzählten die gleiche alltägliche Geschichte.

»Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte sie. Auf dem Tisch lagen drei mit Nutella verschmierte Messer, und eins steckte im Nutellaglas. Zwei angekokelte Toastbrotscheiben lugten kalt aus dem Toaster hervor, die Kühlschranktür stand weit offen.

»Jan!«, schrie Charlotte und marschierte über den Flur zu dem kleinen Gästezimmer, in dem seit fast drei Monaten der Sohn ihres Kollegen und Lebensgefährten Rüdiger Bergheim hauste. Er war fünfzehn und nicht zu ertragen. Jedenfalls war das Charlottes Meinung, und sie hatte das Gefühl, dass sein Vater genauso dachte, auch wenn er das nicht so sagte.

»Jan?«, rief Charlotte noch mal und riss die Tür zur Höhle ihres Pflegesohnes auf.

»Kannst du nicht anklopfen?«, sagte der, ohne den Kopf vom Bildschirm seines Notebooks zu nehmen.

Charlotte konnte nicht antworten, sie bekam keine Luft, stieg über einen Berg Klamotten und einen weiteren aus Büchern und sonstigen papiernen Materialien und riss das Fenster auf.

»Bist du verrückt? Du erstickst ja hier drin«, sagte sie.

»Lebe noch, oder?«, sagte Jan, ohne sie anzusehen.

Charlotte sah sich im Zimmer um und schürzte die Lippen. Das war einer der Punkte, in denen sie und Rüdiger sich nicht einig waren. Rüdiger war der Meinung, dass Jan in seinem Zimmer das Sagen hatte, es also nach Herzenslust zumüllen durfte, wenn das eben seine Vorstellung von Ordnung war. Charlotte sah das ganz anders, hatte aber zähneknirschend nachgegeben. Das Ergebnis war ein Raum, der diesen Namen nur deshalb verdiente, weil er vier Wände und eine Tür hatte, durch die man ihn betreten konnte, falls einem danach war. Der Fußboden war nämlich nicht zu sehen, weil Jan grundsätzlich nichts von Schränken hielt. Warum etwas wegpacken, wenn man es später sowieso wieder hervorkramen musste? Das war doch Arbeitsbeschaffung. Und Jan hatte Besseres zu tun. Zum Beispiel stundenlang auf seinen Monitor zu stieren.

»Wenn du dir schon jedes Mal ein neues Messer nehmen musst, wenn du ein Nutellabrot isst, kannst du dann nicht wenigstens die gebrauchten wegräumen?«

Charlotte wusste, dass die Frage rein rhetorisch war, konnte sie sich aber nicht verkneifen.

»Geht klar«, murmelte Jan.

»Natürlich«, seufzte Charlotte und verließ das Zimmer, ohne die Tür zu schließen. Ein bisschen Kontakt zur Außenwelt konnte nicht schaden, dachte sie sich, und ein bisschen Durchzug auch nicht.

Sie ging über die knarrenden Flurdielen ins Bad, streifte Jeans, T-Shirt und Unterwäsche ab und stellte sich unter die Dusche.

Zwanzig Minuten später stand sie in T-Shirt und kurzer Hose in ihrer geräumigen Küche und begann langsam, sich zu entspannen. Sie schaltete das Radio ein, wusch Tomaten und schnitt sie klein. Dann nahm sie Schafskäse aus dem Kühlschrank und bröselte ihn über die Tomaten. In diesem Moment wurde die Wohnungstür aufgeschlossen. Eine Minute später legten sich Arme um ihre Taille, und Bergheim drückte ihr einen Kuss auf den Hals.

»Hm, du kochst.«

»Kochen nicht gerade. Gibt nur Salat mit Baguette. Nebenan steht noch ein Bordeaux«, sagte Charlotte und wies mit dem Kopf auf die kleine Vorratskammer neben der Küche.

»Isst Jan mit?«, fragte Bergheim, holte die Flasche Rotwein und suchte nach dem Korkenzieher.

»Glaube ich nicht, der ist randvoll mit Nutellabroten«, sagte Charlotte, während sie Kräuter der Provence über den Salat streute.

»Ich versuch’s trotzdem«, sagte Bergheim und goss Wein in zwei Gläser. Er prostete Charlotte zu, nahm einen kräftigen Schluck und verließ die Küche, um seinen Sohn von den Vorzügen einer vitaminreichen Ernährung zu überzeugen.

Wenig später saßen er und Charlotte allein an dem großen Holztisch und ließen sich Wein, Salat und Brot schmecken. Charlotte erzählte von der Toten im Georgengarten.

»Wisst ihr schon, wer sie ist?«, fragte Bergheim.

»Haben wir noch nicht rausgefunden, sie hatte nur einen Schlüsselbund dabei, und mit den Vermisstenanzeigen in Hannover gab es bisher keine Übereinstimmung.«

»Hm«, sagte Bergheim, »das heißt, dass sie entweder allein lebte oder nicht in Hannover oder der Region.«

»Dass sie nicht hier gelebt hat, halte ich für ausgeschlossen«, meinte Charlotte und tunkte ein Stück Baguette in die Salatsauce. »Sie trug einen Jogginganzug, und damit unternimmt man ja wohl keine Städtereisen.«

»Sie könnte ja mit einem Auto hergekommen sein.«

»Nein, an dem Schlüsselbund waren nur zwei Schlüssel, einer wahrscheinlich für die Haustür und ein kleinerer – möglicherweise für den Briefkasten. Kein Autoschlüssel, keine Papiere, nichts.«

»Fingerabdrücke?«

»Sind nicht in der Datei«, antwortete Charlotte.

Sie legte die Gabel beiseite und schenkte ihnen Wein nach. Bergheim nahm sich noch Salat.

»Was, glaubst du, ist passiert?«, fragte er und schob sich eine Portion Schafskäse in den Mund.

Charlotte blickte versonnen in ihr Weinglas.

»Entweder ist sie ihrem Mörder zufällig begegnet, oder sie waren verabredet, oder sie sind gemeinsam gelaufen. Letzteres halte ich für unwahrscheinlich. Wie soll das vor sich gehen? Sie trotten gemeinsam durch den dunklen Georgengarten, streiten sich vielleicht. Plötzlich eskaliert das Ganze, er wird handgreiflich, würgt sie, bis sie stirbt.«

Beide ließen sich dieses Szenario einen Moment durch den Kopf gehen.

»Das ist zu unwahrscheinlich«, sagte Charlotte dann bestimmt. »Wenn sie mit dem Kerl joggen war, hat sie ihn entweder schon länger gekannt, oder sie haben sich zum ersten Mal getroffen. Dazu war sie aber zu wenig aufgebrezelt. Wenn ich mich zum ersten Mal mit einem Mann verabrede, dann will ich doch vorteilhaft aussehen und ziehe nicht so einen Schlabberanzug an.«

»Nein?«

»Du etwa?«, fragte Charlotte.

»Ich trage nie Schlabberanzüge«, sagte er und schob seinen leeren Teller zur Seite.

»Also«, fuhr Charlotte fort, »die andere Möglichkeit, dass eine Joggerin von einem bösen Unbekannten im dunklen Wald überfallen und vergewaltigt wird, fällt weg, weil es keinerlei Anzeichen für eine sexuell motivierte Tat gibt. Jedenfalls bis jetzt nicht.«

In diesem Moment schlurfte Jan in die Küche, zog die Besteckschublade auf, nahm ein Messer heraus und stutzte einen Moment. Dann blickte er auf Charlotte und Bergheim und warf das Messer wieder zurück. Er ging zum Schrank, fingerte eine Scheibe Toastbrot aus der Packung, steckte sie in den Toaster, schraubte das Nutellaglas auf und ließ aus zusammengekniffenen Augen den Blick suchend über den Tisch gleiten.

»Wo sind ‘n die Messer?«, sagte er und sah Charlotte fragend an.

Die seufzte. »Hab ich weggeräumt. In den Spülautomaten, falls du nicht weißt, wo das schmutzige Besteck hinkommt.«

Jan machte eine resignierende Handbewegung. »Wenn du die Messer wegräumst, muss ich mir ja wohl ein neues nehmen, oder?«

Das tat er dann auch. Bergheim verkniff sich ein Grinsen.

Sie warteten geduldig, bis Jan die Küche wieder verlassen hatte.

Charlotte blickte ihrem Ziehsohn missmutig hinterher. Er war mit seinen fünfzehn Jahren so groß wie sie, und er sah gut aus, so wie sein Vater. Die Mädchen flogen auf ihn, und das machte die Sache komplizierter. Er fühlte sich unangreifbar.

»Um noch mal auf den Mord zurückzukommen«, sagte sie, ohne Bergheim anzusehen. »Ich glaube, dass sie sich mit ihrem Mörder am Leibniztempel verabredet hatte. Wenn wir wissen, wer sie ist, können wir ihr Handy und ihren Computer checken. Vielleicht hat sie in irgendwelchen Chatrooms mitgemischt und dort einen Typen kennengelernt.«

»Aber sie hatte doch Schlabberhosen an«, gab Bergheim zu bedenken.

»Eben«, sagte Charlotte, »das macht die Sache so merkwürdig.«

ZWEI

Es war kurz nach zehn, als Charlotte am Samstagmorgen die Kriminalfachinspektion1 an der Waterloostraße betrat. Trotz der Tageszeit war es schon unangenehm schwül, und die wenigen Beamten, die weder in Urlaub noch ins Wochenende gefahren waren, stierten lustlos auf ihre Bildschirme.

Charlotte saß kaum an ihrem Schreibtisch, als die Tür aufgerissen wurde und Kriminalrat Herbert Ostermann – der Chef des ZKD – in ihr Büro stürmte.

»Frau Wiegand«, blaffte er grußlos, »bevor Sie zur Teambesprechung gehen, möchte ich Sie persönlich daran erinnern, dass dieser Fall die oberste Dringlichkeitsstufe hat.«

Charlotte hob erstaunt die Brauen. »Ah ja?«

»Selbstverständlich«, antwortete Ostermann, der jetzt mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor ihrem Schreibtisch auf und ab ging. Da ihr Büro kaum vier Meter breit war, wirbelte er ziemlich viel Luft auf.

»Sie wissen ja, in Kürze müssen Sie ohne mich auskommen.«

Aha, dachte Charlotte, der Chef hat Angst um seinen Urlaub.

»Ich – vielmehr meine Frau hat sich sehr viel Mühe gegeben, die Familie diesmal zusammenzubringen, und ich habe nicht die Absicht, sie zu enttäuschen, weil irgendein Schweinehund eine Frau im Georgengarten um die Ecke bringt. Ausgerechnet im Georgengarten! Die Presse freut sich ein Loch in den Bauch! Endlich ein Lichtschimmer am Ende des gähnenden Sommerlochs.«

Charlotte starrte ihren Chef mit offenem Mund an, was einen ziemlich dämlichen Eindruck machte. Aber die Situation war erstaunlich: Nicht nur, dass ihr Chef unter die Poeten gegangen war. Er nahm auch noch Rücksicht auf seine Frau! Charlotte argwöhnte eher, dass er vor ihr schlotterte und sich nicht traute, den gemeinsamen Urlaub abzusagen.

»… habe ich deshalb für die kommende Woche eine Urlaubssperre verhängt«, dozierte Ostermann weiter, ohne seine Wanderschaft zu unterbrechen.

»Wie bitte?«, sagte Charlotte. »Aber …«

Endlich blieb ihr Chef stehen. »Sie werden das Ihren Kollegen bitte mitteilen, leider kann ich an der Besprechung nicht teilnehmen«, er wedelte mit der Hand, »wichtiger Termin. Sie kennen ja das Prozedere. Ich setze vollstes Vertrauen in Ihre Urteilskraft. Heute Abend berichten Sie mir.«

Das war ja mal ganz was Neues, dachte Charlotte. Vollstes Vertrauen! Und was war das mit der Urlaubssperre? Sollte sie das jetzt ihrem Team beibringen, oder was? Sie sah auf die Uhr. Henning saß bestimmt schon im Flieger, und wenn nicht, hatte sie ihn eben nicht mehr erreicht.

Als Charlotte zehn Minuten später den Besprechungsraum betrat, warteten Bergheim, Martin Hohstedt und Maren Vogt, die vor knapp einem Jahr vom Kommissariat in Kleefeld zum Zentralen Kriminaldienst Hannover gewechselt war, bereits auf sie.

Sie warf die noch sehr dünne Akte auf den Tisch und stellte den Kaffeebecher daneben. »Hat keiner Streuselkuchen mitgebracht?«, fragte sie.

Müdes Kopfschütteln war die Antwort. »Schade«, sagte Charlotte, die sich diese Teamsitzungen immer gern versüßte. Und für hannoverschen Streuselkuchen hatte sie nun mal eine Schwäche.

»Meine Lieben«, sagte sie grinsend, »ich hoffe, dass keiner von euch in der nächsten Woche Urlaub geplant hat, der ist nämlich bis auf Weiteres gestrichen.«

Martin Hohstedt, der bisher mit halb geschlossenen Lidern vor sich hingedöst hatte, fuhr hoch. »Wie … was? Wir haben für den 21. August Rhodos gebucht! Hab ich extra mit Henning abgesprochen! Und keine Rücktrittsversicherung …«

»Okay, okay«, winkte Charlotte beschwichtigend ab. »Bis dahin haben wir den Kerl hoffentlich.«

Sie hatte ja keine Ahnung, was noch alles auf sie zukommen sollte.

»Also, wir haben noch keine Vermisstenanzeige und keine Reaktion auf den Presseaufruf. Das Bild, das wir online gestellt haben, ist dreihundertvierundachtzigmal aufgerufen worden, aber bis jetzt hat sich keiner gemeldet, der die Frau gekannt hat. Der Spürhund hatihre Fährte kreuz und quer durch den Georgengarten bis zur Nienburger Straße verfolgt, bevor er die Spur an der Uni verloren hat.«

»Na klasse«, sagte Hohstedt, »dann war sie womöglich mit der Bahn unterwegs und kann von überall hergekommen sein. Wo sollen wir da anfangen?«

»Bei den Anwohnern der umliegenden Straßen und den Pensionen und kleineren Hotels. Die Baseballkappe der Totenwurde letzten Mittwoch von einer Bäckerei in der Haltenhoffstraße zum fünfundzwanzigsten Betriebsjubiläum verteilt. Ich gehe davon aus, dass sie entwederin der Gegendgewohnt hat oder zumindest oftdort war.«

»Lass mich raten«, sagte Hohstedt genervt, »ich nehme die Anwohner.«

»Genau«, erwiderte Charlotte, »und Maren geht mit.«

Maren Vogt fuhr sich lächelnd durch die burgunderrot gefärbten, streichholzkurzen Haare und warf einen Blick auf ihren mürrischen Kollegen.

»Rüdiger und ich fragen derweil bei den Hotels und Pensionen in der Nordstadt und Herrenhausen nach«, sagte Charlotte. »Und vielleicht haben wir ja Glück, und es meldet sich zwischenzeitlich jemand, der die Frau vermisst.«

In der Messestadt Hannover gab es unzählige Pensionen und kleinere Hotels. Sie würden in der Umgebung der Herrenhäuser Gärten mit der Suche beginnen. Charlotte nahm sich die Nordstadt und Limmer vor und Bergheim Herrenhausen und Leinhausen.

Es war die Art von Routine, die für Charlotte ein notwendiges Übel darstellte und selten zu Ergebnissen führte, höchstens mal zu Falschaussagen, weil die meisten Menschen ganz erpicht darauf waren, der Polizei den entscheidenden Hinweis in einem Mordfall geben zu können. Nicht wenige wurden aber auch blass, wenn Charlotte ihren Ausweis zückte. Charlotte fragte sich dann, wie viele große und kleine Gesetzesübertretungen wohl ungesühnt blieben.

Gegen sechs Uhr trafen sich die vier Ermittler ohne Ergebnisse in der KFI1.

Charlotte schickte ihrem Chef, der sich bereits vor Stunden wieder in seine Altbauwohnung im Zooviertel begeben hatte, eine E-Mail und teilte ihm mit, dass es nichts zu berichten gab. Sie hatte mehrfach versucht, die Zusammenarbeit mit Ostermann zu vereinfachen, indem sie ihm versichert hatte, ihn sofort zu benachrichtigen, wenn es nötig war oder Neuigkeiten gab. Ihrer beider Problem war, dass sie über das, was nötig war, unterschiedlicher Meinung waren. Charlotte fand, es müsse reichen, wenn sie ihm den Täter lieferte und er sie ansonsten in Ruhe arbeiten ließ. Bei Ostermann hingegen hatte sie das Gefühl, er würde seine Mitarbeiter am liebsten in Unwissenheit sterben lassen. Dummerweise brauchte er sie. Irgendjemand musste ja einen Täter finden, bevor er ihn dann der Presse präsentieren konnte.

Um kurz nach sieben hatten sie und Bergheim endlich einen Parkplatz an der Markuskirche gefunden und machten noch einen Spaziergang über die Lister Meile, auf der reger Betrieb herrschte. Viele Mütter waren mit ihren Buggys und Kinderwagen unterwegs. Die List war ein begehrter Wohnort für junge Familien. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Charlotte sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als eine von diesen Müttern zu sein. Aber Rüdiger war einfach nicht zu überzeugen gewesen. Und nachdem sein Sohn bei ihnen eingezogen war, hatte Charlotte ihren Kinderwunsch ad acta gelegt. Sie mochte den Jungen. Natürlich. So schwer es auch fiel, einen pubertierenden Teenager zu mögen. Sie hatte bemerkt, dass es auch Rüdiger manchmal schwerfiel.

Sie gönnten sich noch Pasta im Gustimo, einem italienischen Restaurant an der Lister Meile. Bergheim meckerte zwar immer, weil er hier nie zu einem Entschluss kam, man konnte sich nämlich Pasta und die einzelnen Zutaten selbst aussuchen, aber Charlotte mochte das Gustimo, weil es hier auch exotische Variationen gab. Sie wagte sich an Tagliatelle mit Currysauce und Mozzarella, und Bergheim entschied sich nach einigem Hin und Her für Spaghetti mit Käsesahnesauce und gebratener Hähnchenbrust, dazu gab es Chianti. Sie setzen sich vor die Tür und warteten.

»Du kannst sagen, was du willst«, maulte Bergheim und nahm einen Schluck Chianti. »Ich mag es lieber, wenn man auf einer Karte ein komplettes Gericht angeboten bekommt. Muss man nicht so viel nachdenken.«

»Nächstes Mal«, sagte Charlotte.

Sie ließen es sich schmecken und gingen dann zu Charlottes Wohnung in der Gretchenstraße.

Charlotte wohnte im dritten Stock. Als sie die knarzenden Holzstufen hinaufgingen – Charlotte betrachtete Treppensteigen als kostenloses Fitnesstraining –, wurde im zweiten Stock plötzlich eine Tür aufgerissen, und eine hysterische weibliche Stimme schrillte durch das stille Treppenhaus.

»Du kannst mich mal! Ich lass mich nicht zwingen!« Mit einem heftigen Knall fiel die Tür wieder ins Schloss, dem folgte lautes Gepolter, und wenige Sekunden später stob eine schlanke, schwarze Gestalt an Charlotte vorbei und stieß mit dem verblüfften Bergheim zusammen. Beinahe wäre die junge Frau gestürzt, Bergheim erwischte gerade noch ihren Arm und hielt sie fest.

»Oh, tut mir leid«, stammelte das Mädchen verwirrt, entwand ihm den Arm und stolperte weiter treppab. Als die Treppenhaustür ins Schloss gefallen war, stieß Bergheim einen Pfiff aus. »Was ist denn mit der los?«

Charlotte zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wusste gar nicht, dass sie jetzt schwarze Haare hat.« Jetzt wusste sie auch wieder, warum ihr das Mädchen gestern in der Lister Meile so bekannt vorgekommen war. Das war Vivian gewesen. Sie hatte sie längere Zeit nicht gesehen und hatte sie nicht so schlank in Erinnerung.

»Wie alt, hast du gesagt, ist sie?«, fragte Bergheim, als Charlotte die Wohnungstür aufschloss.

»Ich glaube, sechzehn«, sagte sie und betrat den Flur.

Bergheim folgte ihr und sah sie zweifelnd an. »Bist du sicher? Auf mich wirkt sie wie zwölf. Hab jedenfalls noch nie so eine dünne Sechzehnjährige gesehen.«

»Also fünfzehn ist sie bestimmt«, sagte Charlotte, »und dünn sind die alle.«

»Schlechte Zeiten für Männer, die gern was in den Händen halten«, sagte Bergheim und nahm Charlotte in die Arme.

»Hoffentlich änderst du deine Meinung nicht mal«, raunte sie ihm ins Ohr. »Du kennst doch meinen Appetit.«

»Vorerst nicht«, flüsterte Bergheim, während sie gemeinsam ins Schlafzimmer stolperten.

DREI

Der Montagmorgen begann wie üblich mit einer kurzen Teamsitzung, an der auch der aus dem Urlaub zurückgekehrte Thorsten Bremer teilnahm. Charlotte musterte Thorsten mit einem Kopfschütteln. Wie konnte jemand im Hochsommer nach Andalusien fahren und genauso blass zurückkommen, wie er hingefahren war? Wahrscheinlich hatte Thorsten die meiste Zeit im Hotelzimmer an seinem Computer gesessen und seine Frau allein zum Strand geschickt.

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