Der Tote im Teich - Petra Haghjou - E-Book

Der Tote im Teich E-Book

Petra Haghjou

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Beschreibung

Gerade ist der junge Kilian Passlick vor Gericht wegen Drogenbesitzes freigesprochen worden, da entdeckt  Journalistin Charlotte Schrader die Leiche seines Entlastungszeugen in einem entlegenen Hamburger Teich. Ein Unfall? Oder hat jemand beim Ertrinken nachgeholfen?

Der Mann wollte ihr vor seinem Tod etwas Wichtiges anvertrauen und sollte als Mitglied in einem Ruderclub eigentlich bestens mit dem nassen Element vertraut sein. Charlotte beginnt zu ermitteln und wird dabei nicht nur von Kilian unterstützt, sondern auch von dessen attraktiven Patenonkel Niklas Ahrens.

Haben radikale Umweltschützer etwas mit dem Vorfall zu tun? Aber auch im Freundeskreis des Toten entdeckt Charlotte manches Geheimnis. Zusätzlich plagen Charlotte einige familiäre Querelen, und auch in der Zeitungsredaktion herrscht gewaltige Unruhe, seit von Umorganisation gemunkelt wird.


Gelingt es Charlotte, in all dem Chaos den Überblick zu behalten und den mysteriösen Todesfall zu lösen?

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Über das Buch

Gerade ist der junge Kilian Passlick vor Gericht wegen Drogenbesitzes freigesprochen worden, da entdeckt  Journalistin Charlotte Schrader die Leiche seines Entlastungszeugen in einem entlegenen Hamburger Teich. Ein Unfall? Oder hat jemand beim Ertrinken nachgeholfen?

Der Mann wollte ihr vor seinem Tod etwas Wichtiges anvertrauen und sollte als Mitglied in einem Ruderclub eigentlich bestens mit dem nassen Element vertraut sein. Charlotte beginnt zu ermitteln und wird dabei nicht nur von Kilian unterstützt, sondern auch von dessen attraktiven Patenonkel Niklas Ahrens.

Haben radikale Umweltschützer etwas mit dem Vorfall zu tun? Aber auch im Freundeskreis des Toten entdeckt Charlotte manches Geheimnis. Zusätzlich plagen Charlotte einige familiäre Querelen, und auch in der Zeitungsredaktion herrscht gewaltige Unruhe, seit von Umorganisation gemunkelt wird.

Gelingt es Charlotte, in all dem Chaos den Überblick zu behalten udn den mysteriösen Todesfall zu lösen?

Über Petra Haghjou

Die Liebe zu Büchern begleitet Petra Haghjou seit ihrer Kindheit. Aber immer stand neben dem Lesen auch das eigene Schreiben.

Mit ihren Romanen lädt die Autorin ihre Leserinnen und Leser ein, sich auf Erzählreise zu begeben. Ihre Geschichten bestechen durch feinen Humor, getragen von vielschichtigen Figuren und Orten, die sie besonders inspirieren.  

Im Aufbau Verlag sind bisher ihre Romane „Kleider machen Liebe“ und „Filmreif verliebt“  erschienen.

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Petra Haghjou

Der Tote im Teich

Journalistin Charlotte Schrader ermittelt

Übersicht

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Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

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Prolog

Die Räder holperten über den unebenen Trampelpfad. Geschickt wich der Mountainbiker Ästen aus, die nach ihm greifen wollten. Seine Fahrt dauerte nicht lang. Bereits nach wenigen Minuten lichtete sich der Wald. Vor ihm lag ein weitläufiger Teich.

Der Mountainbiker bremste am Waldrand ab und sah sich um. Der Ort war perfekt für sein Vorhaben. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Erfüllt von dem Gedanken an seinen Erfolg bemerkte er die am Ufer herannahende Gestalt erst, als sie stolperte und dabei einen derben Fluch ausstieß. Etwas an der Art, wie sie beim Weitergehen um sich blickte, machte den Mountainbiker misstrauisch. Er wollte nicht gesehen werden und zog sich mit seinem Rad hastig ins Dickicht des Waldes zurück. Hinter Büschen kauernd, verfolgte er, wie die Person näher kam und nur wenige Meter an seinem Versteck vorbeizog. Für einen kurzen Augenblick gab die tief heruntergezogene Kapuze ein Gesicht frei. Ein Gesicht, das er nicht vergessen würde.

Sobald die Luft rein war, ging der Mountainbiker in die Richtung, aus der die Gestalt gekommen war. Neugierde trieb ihn an. Er wollte wissen, ob es am Ufer des Teichs etwas Besonderes zu sehen gab. Etwas, was sein Vorhaben möglicherweise vereiteln könnte und ihm das verstohlene Verhalten erklärte.

Hinter der ersten Biegung blieb er abrupt stehen und verwünschte seine Neugierde. Am Ufer erspähte er ein Paar Beine, die regungslos aus dem Wasser ragten. Er wagte sich näher heran, aber was er sah, ließ ihn sich voller Grauen abwenden und zurückrennen. Er schnappte sich sein Rad und trat in die Pedale, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.

1

Einen Tag zuvor

Der Anruf erschütterte das Einfamilienhaus von Charlottes Eltern in ihrem ruhigen Hamburger Elbvorort an einem Mittwochmorgen um sieben Uhr fünfunddreißig. Er verfehlte nur knapp ihren Vater auf seinem Weg zu seiner Praxis, in der ihn der erste Magenspiegelungspatient erwartete, und er traf ihre Mutter vor ihrem ersten Kaffee, der gerade aus der Espressomaschine in die Tasse schoss.

Charlotte, deren Gedanken sich gerade um die Frage drehten, ob sie sich noch ein Joghurt gönnen sollte, schreckte das durchdringende Klingeln gehörig auf. Verwundert bemerkte sie, dass ihre Mutter bereits von Kopf bis Fuß für den Arbeitstag gestylt war: angefangen von der flotten Halblangfrisur bis hin zu ihren italienischen Pumps. Es gab an sich keinen Grund, warum Babette Schrader zu dieser frühen Stunde wie aus einem Modemagazin für Best-Agerinnen entsprungen aussah, denn sie würde ihren Interior-Laden, der am Rande der Innenstadt lag, erst um zehn Uhr öffnen. Möglicherweise hatten ihr übersinnliche mütterliche Instinkte vor dem Aufstehen zugeflüstert, dass heute ein früher und noch dazu unerfreulicher Anruf eingehen würde, für den sie sich äußerlich wappnen sollte. Nichts verlieh einer Frau bekanntlich mehr seelischen Schutz vor den Tücken des Lebens als ein perfektes Styling.

Neugierig sah Charlotte zu, wie ihre Mutter das singende Smartphone aus der Handtasche zog, die griffbereit auf der Küchentheke lag, und den Anruf entgegennahm. Ihre Mimik wechselte dabei von anfänglichem Unmut wegen der frühen Störung über Fassungslosigkeit bis hin zu blankem Entsetzen. Geräuschlos legte Charlotte ihren Löffel auf dem Frühstückstisch ab, und selbst Penelope, ihre grau getigerte Familienkatze, schien zu spüren, dass etwas im Busch war. Graziös sprang sie auf einen freien Stuhl und fuhr sich mit der kleinen rosa Zunge über die Lippen. So verharrten sie zusammen mit gespitzten Ohren in Lauerhaltung und verfolgten mit angehaltenem Atem, wie Babette Schrader das Smartphone so fest an ihr Ohr presste, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihr aufgewühltes Seelenleben schimmerte deutlich durch die Schicht ihres frisch aufgetragenen Make-ups, als sie endlich sagte: »Ich habe dir vor deiner Hochzeit mehrmals gesagt, dass es nicht gut ist, bei der Schwiegermutter einzuziehen, Annika. Elegante Familien-Villa hin oder her.«

Charlotte ahnte, dass es sich bei dem familiären Notfall nicht um eine schiefgegangene Haartönung oder um das geprellte Handgelenk einer ihrer Nichten handelte. Annika, ihre sechs Jahre jüngere Schwester und zweifache Mutter, sollte sich eigentlich um diese Uhrzeit auf dem Weg zum Kindergarten befinden, um dort ihre Zwillinge abzuliefern. Und weil Mittwoch war, würde Annika eilig in die schwiegermütterliche Villa zurückkehren, die seit ihrer Heirat mit Dr. Clemens Stuppe auch ihr Zuhause war. Sie würde sich schminken, sich in eines ihrer Designerkleider werfen, um, leicht gestresst von der morgendlichen Aktivität, ihre Tätigkeit in einer kleinen, aber feinen Gemäldegalerie aufzunehmen. Der Job gab mit zwölf Arbeitsstunden in der Woche gerade genug Zeit her, damit sie der kulturinteressierten Welt ihre ganzen Klamotten vorführen konnte. Es musste sich also um etwas Ernstes handeln, wenn Annika an ihrem Mittwoch-Arbeitstag im Elternhaus anrief.

Tatsächlich schlug Babette Schrader ihrer jüngeren Tochter in diesem Moment vor: »Dann melde dich krank, packe das Notwendigste ein und komm her. Irgendeine Lösung wird sich finden.« Annika konnte durchs Telefon nicht sehen, wie ihre Mutter sich nach dem Ratschlag wie eine Ertrinkende an die frisch gebrühte Tasse Cappuccino klammerte.

Als wäre damit alles gesagt, tippte sie auf die Austaste und stopfte ihr Smartphone zurück in die Handtasche.

Charlotte hingegen wurde flau, und das lag nicht an dem Tempo, mit dem sie vorher ihre Frühstückseier verschlungen hatte. Seit drei Monaten wohnte sie selbst wieder unter dem elterlichen Dach, und dies höchst unfreiwillig, nachdem sie ihre gemütliche kleine Wohnung wegen Eigenbedarf hatte räumen müssen. Mit einem bescheidenen Gehalt ließ sich auf dem kollabierenden Hamburger Immobilienmarkt nicht so schnell eine bezahlbare Wohnung finden, und so war sie vorerst mit Hab und Gut ins Elternhaus zurückgekehrt. Wenn jetzt Annika Beziehungsprobleme hatte und mit ihrem Nachwuchs hier einziehen sollte, würden höchstens ein paar Quadratmeter freier Platz für sie selbst bleiben.

»Wann genau hast du diesen Besichtigungstermin für eine neue Wohnung?«, fragte ihre Mutter sogleich nach und streifte sie mit einem teuflischen Blick.

Charlotte rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Annikas Problem lag nicht einmal vollständig auf dem Frühstückstisch, und sie selbst geriet augenblicklich ins Schussfeld.

»Heute Nachmittag«, gab sie zu und dämpfte vorsichtshalber jegliche zu optimistischen Erwartungen. »Es gibt garantiert eine Menge Bewerber. Die Chancen sind gering, dass ich den Zuschlag bekomme.«

»Du musst selbstbewusst auftreten. Am besten ziehst du eine weiße Bluse an. Das suggeriert Ehrlichkeit.«

»Ich glaube, dass eher ein höherer vierstelliger Gehaltszettel ausschlaggebend ist, Mama.«

Babette Schrader blähte bei der Antwort entschlossen die Nasenflügel auf. Das darauffolgende scharfe Schnauben erinnerte Charlotte schmerzlich an die mütterliche Reaktion, als sie vor fünf Jahren, also ziemlich exakt zur selben Zeit, als Annika ihre Mutter zur Oma machte, verkündet hatte, dass sie ihren gut gehenden Buchladen verkaufe, weil sie sich für ein Journalismus-Studium eingeschrieben habe. Babette Schrader wäre jedoch nicht Babette Schrader, wenn sie nicht entschlossen stets die guten Seiten der Dinge sähe. Und war einmal keine gute Seite in Sicht, wie es am heutigen Morgen der Fall war, dann machte sie eben das Beste daraus.

»Ich habe es im Gespür, dass du den Zuschlag erhältst«, versicherte sie.

Dummerweise schob sich Charlotte in diesem Moment ein Stück Apfel in den Mund, so dass der Blick ihrer Mutter frontal auf ihre knallrot lackierten Nägel fiel. Babette Schrader sah aus, als hätte sie unversehens auf Silberfolie gebissen.

»Wisch dir lieber vorher den Nagellack ab«, rief sie. »Der Vermieter glaubt ansonsten, dass du nie einen Eimer mit Putzlappen in die Hand nimmst.«

»Was hat Annika denn?«, fragte Charlotte so beherrscht, wie es ihr möglich war.

»Es ist natürlich wegen Dr. Clemens!«

Sie nannten Annikas Mann hinter seinem Rücken immer mit Titel plus Vornamen, und das hatte seinen Grund. Als Annika ihn der Familie an einem heißen Augusttag zum ersten Mal vorstellte, war Charlotte aus allen Wolken gefallen. Ihre unreife Schwester und dieses Bild an Seriosität im dreiteiligen Anzug wollten einfach nicht zusammenpassen. Am Anfang war Dr. Clemens Stuppe das Thema von geheimen Unterhaltungen mit ihrer Mutter gewesen. Ihr Papa war komplett in grüblerisches Schweigen versunken und hatte gefühlt erst bei der Geburt seiner Enkeltöchter das erste Mal unverkrampft mit seinem Schwiegersohn gesprochen.

»Ist er Annika plötzlich zu alt?«, erkundigte sie sich, denn Dr. Clemens war mit siebenunddreißig Jahren nicht nur ein äußerst erfolgreicher Fachanwalt für Scheidungsrecht, sondern trat entsprechend untadelig auf.

»Eher zu langweilig.«

»Aha. Hat Annika das erst jetzt bemerkt?«

»Offenbar! Auslöser war das mit dem Lindy Hop.«

»Lindi-was?«

»Warum bist du bei einer Zeitung angestellt, wenn du nicht weißt, was Lindy Hop ist?«, warf ihr Babette Schrader sogleich vor. »Du solltest wirklich mehr mit dem Zeitgeist gehen.«

Charlotte schwieg dazu. An sich arbeitete sie seit eineinhalb Monaten für den Lokalteil und nicht für das Kulturressort, aber da sie die Kunst der Selbstpräsentation generell nicht besonders gut beherrschte und aktuell nur eine bedenklich kleine Sammlung an veröffentlichten Artikeln im Victor-Boldt-Verlag vorzuweisen hatte, verkniff sie sich eine Bemerkung.

Babette Schrader stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es ist so: Annika möchte tanzen gehen, und Lindy Hop ist total angesagt. Also hat sie sich und Dr. Clemens für einen Tanzkurs angemeldet. Natürlich ohne ihm vorher ein Wort davon zu sagen.«

Penelope hatte mittlerweile jegliches Interesse an der komplizierten Welt ihrer Menschenfamilie verloren. Sie war im Schlummermodus, und Charlotte beneidete sie um ihr freigeistiges Benehmen. Könnte sie sich bloß auch einfach zusammenrollen und dieses morgendliche Drama ignorieren.

»Das Problem dabei ist: Lindy Hop kann man nicht einfach mal so«, fuhr Babette Schrader fort. »Das ist ein temperamentvoller Tanz aus den 30er-Jahren. Die Schritte müssen einstudiert werden, sonst klappt es nicht.«

Charlotte fiel Annikas Hochzeit ein und Clemens’ Gestampfe beim Walzer. Auch später beim ausgelassenen Tanzen waren seine Verrenkungen mehr peinlich als gelenkig gewesen. Selbst wenn man Dr. Clemens Stuppe ein Höchstmaß an Wohlwollen entgegenbrachte, konnte man ihn keinen guten Tänzer nennen.

Babette Schrader zupfte derweil hektisch an ihrem Ohrring herum, der sich während des Telefonats gelockert hatte. »Meinen Töchtern würde Lindy Hop nicht schwerfallen, schließlich liegt unserer Familie das Tanzen im Blut«, meinte sie, als der Schmuck wieder fest in ihrem Ohr steckte. »Deinem Vater auch nicht, selbst wenn man es ihm momentan nicht ansehen mag. Er müsste nur ein paar Kilo abspecken, damit ihm nicht die Puste ausgeht.«

»Ich versteh bloß immer noch nicht, warum Annika wegen des Lindy Hops heute nicht arbeitet«, warf Charlotte ein, bevor ihre Mutter weiter auf dem Übergewicht ihres Gatten herumhackte und darüber den Erzählfaden verlor.

»Offenbar hat Annika über YouTube ein paar Schritte eingeübt, und Elisabeth Stuppe zeigte sich not amused über die wilde jazzige Musik in ihrer edlen Villa. Und als Clemens seiner Mutter dann von dem Tanzkurs erzählte, haben sie sich wieder mal miteinander verbündet und Annikas Aktion als kindisch abgetan. Unser Dr. Clemens empfindet Lindy Hop als unter seiner Würde und weigert sich, seine Beine wild in der Luft herumzuwirbeln.«

»Blöd gelaufen.«

»Jedenfalls hängt der Haussegen bei Stuppes somit gewaltig schief«, fasste Babette Schrader den morgendlichen Anruf kurz und bündig zusammen. »Da kann ich deine Schwester verstehen, dass sie nichts als weg möchte.«

Das sollte sie selbst besser auch, bevor Annika bei ihnen auf der Matte stand, sagte sich Charlotte und rutschte mit ihrem Stuhl so hart nach hinten, dass Penelope durch das Quietschen aus ihrem Katzenschlaf erwachte und unwillig miaute.

»Ich muss duschen und in den Verlag«, rief sie und tat, als würde sie erschrocken auf die Küchenuhr gucken. »Wenn ich abends zurück bin, können wir gerne weiter darüber reden, Mama. Nur passt es mir gerade so gar nicht. Um zehn beginnt die Redaktionsbesprechung.«

Dies war nicht gelogen, nur dass man als Schreiberling-für-alles und dazu als Neuling naturgemäß lediglich passiv an der täglich stattfindenden Redeschlacht teilnahm. Als Neuling galt man in diesen Kreisen übrigens die ersten zehn Berufsjahre. Wenn sie die nächste Ebene in der Hierarchie erreichte, würde sie über vierzig sein und somit über der Altersgrenze, mit der man als Frau ernsthaft auf eine steile Karriere hoffen konnte. Allerdings musste ihre Mutter die Details nicht so genau kennen. Diese liebäugelte sowieso ein weiteres Mal mit der Espressomaschine, denn die Aussicht auf ein voll besetztes Einfamilienhaus schrie regelrecht nach einem zweiten Koffeinschub.

Um halb zehn trat Charlotte aus der Drehtür des Victor-Boldt-Verlagshauses, das nur einen Steinwurf vom Volkspark entfernt lag.

Die Empfangshalle war mit viel weißem Marmor ausgestattet und duftete das gesamte Jahr über nach Veilchen. Victor Boldt hatte den Verlag 1964 gegründet, und er war seitdem in Familienhand geblieben. Die jeden Donnerstag erscheinende Hanseatische Wochenchronik war eine bunte Mischung aus Politik, Lokalteil, Wirtschaft, Sport und Kultur – und galt als Pflichtlektüre für jeden richtigen Hamburger.

»Guten Morgen!«, begrüßte die Empfangsdame sie mit routinierter Herzlichkeit.

Im Gegensatz zu so manchem optisch vernachlässigt wirkenden Zeitungsmitarbeiter machte sich Frieda Reinemann aufs Sorgfältigste zurecht, bevor sie einen Fuß über die Schwelle ihrer Arbeitsstätte setzte. Ihre Haare umschmeichelten das herzförmige Gesicht wie ein glänzender Helm. Der Lippenstift und das Wangenrouge schimmerten immer rosig, den Lidschatten hingegen passte Frau Reinemann mit eiserner Disziplin jeden Tag aufs Neue ihrem jeweiligen Oberteil an. Charlotte mochte sich das Ausmaß ihrer Lidschattenpalette lieber nicht vorstellen, sie selbst besaß lediglich das 2er-Set mit den Farbnuancen Anthrazit-Dunkel und Perlgranit-Grau. Das Duo stammte aus ihrer aufmüpfigen Abiturzeit, in der sie vorzugsweise als finsterer Prophet in schweren schwarzen Klamotten durch die Gegend gelaufen war. Diese Phase hatte nur einen Winter lang gedauert und war mit den ersten sonnigen Tagen im darauffolgenden Frühjahr eingebrochen. Das düstere Lidschatten-Duo moderte seither unbenutzt in ihrem Kosmetiktäschchen vor sich hin, wohingegen Frau Reinemann heute aufs Neue in den Farbtopf gegriffen hatte und in schmeichelndem Fliederton unterwegs war. Kerzengerade saß sie in ihrem leichten Strickpullover hinter dem polierten Tresen. Das dazu passende Strickjäckchen hatte sie sich keck über die Schultern gelegt, denn die ersten Septembertage brachten bereits eine morgendliche Frische mit sich. Frau Reinemann konnte zweifelsohne mit einer makellosen äußeren Erscheinung punkten, die von Glanz und Etikette früherer Bürozeiten zeugte.

»Gut, dass Sie pünktlich sind!«, meinte die Empfangsdame mit glockenheller Stimme und sah ihr unter fliederfarbenen Augenlidern freundlich entgegen. »Herr Raabe hat mir aufgetragen, Sie gleich zu ihm zu schicken, sobald Sie eintreffen.«

Selbstverständlich begab sich Frau Reinemann dem jüngsten Redaktionszuwachs gegenüber nicht auf die Stufe von Vertraulichkeiten herab, und auch wenn sich Charlotte sicher war, dass sie den Grund kannte, warum der Ressortleiter des Lokalteils seine neuste Journalistin sprechen wollte, so würde die Empfangsdame selbst unter Androhung von Lidschatten-Entzug nichts ausplaudern. Bei Charlotte führte die Auskunft zu einem kurzen Atemstillstand, denn niemals zuvor war sie direkt zu Emil Raabe befohlen worden. Üblicherweise rief er ihr über den Schreibtisch hinweg zu, worüber sie zu recherchieren und mit Glück zu schreiben hatte.

»Danke«, antwortete sie mit schwacher Stimme, nachdem sie nach Luft geschnappt hatte. Der heutige Tag versprach kein guter zu werden. Erst war sie aus dem Haus gestürmt, um Annika zu entwischen, und nun musste sie bei Ressortleiter Raabe antreten.

Eilig durchquerte sie die Empfangshalle und jagte zwei Stufen auf einmal nehmend die geschwungene Treppe in den zweiten Stock hoch. Als alternative Aufstiegsvariante gab es in dem nostalgischen Verlagsgebäude einen Paternoster, der die Belegschaft in zwei Fraktionen teilte: Die einen hüpften beherzt wie kleine Kinder in die gemächlich auftauchende Kabine, während die anderen dieses fragwürdige technische Meisterwerk ignorierten. Charlotte war nur ein Mal damit gefahren und hatte mit Bauchkribbeln in dem ruckelnden Public-Viewing-Aufzug gestanden. Sie hatte sich nicht getraut, aus der klaustrophobisch engen Kabine rechtzeitig auszusteigen, und so war sie bis ins oberste Stockwerk mitgefahren, wo das Gefährt gefährlich gezuckt hatte, bevor es nach einer Wendung abwärtsgegangen war. Wer in so einem Ding einmal drinnen steht, muss zwangsläufig wieder raus, denn ewig wollte niemand im Umlaufaufzug gefangen bleiben. Das nachfolgend unumgängliche Aussteigen im richtigen Stockwerk hatte ihr ein höchstes Maß an Überwindung abverlangt. Um das Gleichgewicht zu halten, war sie mit den Armen wedelnd aus der Kabine gehüpft und hatte sich beim Landen die Naht ihrer Bluse unter der Achsel aufgerissen. Von da an hatte sie den Paternoster links liegen gelassen.

Nach dem übereilten Aufstieg atmete Charlotte vor dem Büro ihres Ressortleiters erst einmal tief durch. Sobald ihr Herzschlag sich beruhigte, klopfte sie kräftig an, aber selbst nach einem zweiten Klopfen blieb ein »Herein!« aus. Langsam öffnete sie die Tür einen Spalt und lugte hinein.

Emil Raabe stand am Fenster und telefonierte. »Da ist nichts zu machen. Wenn er durchgebrochen ist, dann ist er durchgebrochen. Kommt vom Stress. Ich habe ihn oft genug gewarnt.«

Sie schloss die Tür hinter sich und tat so, als würde sie das Gespräch nicht belauschen.

»Damit fällt mein erfahrenster Reporter aus«, rief Raabe ins Telefon. »Dieses Kerlchen hat sich seinen Auftritt vor Gericht bestimmt mit Absicht für heute ausgesucht. Nur um uns zu ärgern.« Raabes kurze Knubbelfinger spielten mit der Schnur, als wollte er sie dem unbekannten Kerlchen am liebsten eigenmächtig um den Hals legen.

Als sie sich auffällig räusperte, drehte er sich zu ihr um. Der Ressortleiter für den Lokalteil war Mitte vierzig und verfügte über eine gesunde Gesichtsfarbe. Das war auch das Einzige, was an ihm gesund aussah. Er litt an Übergewicht, Bluthochdruck und Kurzatmigkeit.

»Wo stecken Sie bloß so lange!«, blaffte er ihr entgegen, wobei er anstandshalber die Hand auf die Sprechmuschel legte.

Sie hätte Emil Raabe darauf hinweisen können, dass es Viertel vor zehn war und sie damit sogar fünfzehn Minuten vor dem offiziellen Arbeitsbeginn in seinem Büro antrat. Taktisch gesehen wäre es allerdings ungeschickt, den Chef über Arbeitszeiten zu belehren, besonders wenn er wie heute gestresst wirkte. Also schwieg sie lieber und harrte der Dinge, die auch postwendend kamen.

Raabe sah sie von oben bis unten abschätzend an, während er seinen Gesprächspartner informierte: »Gerade kam die Lösung reinmarschiert.«

Als er den Hörer auflegte, meinte er zu ihr: »Roschinski fällt aus. Seine Frau hat deswegen frühmorgens bei mir zu Hause angerufen und mich praktisch unter der Dusche erwischt. Also werden Sie für ihn einspringen. Soeben habe ich Herrn Titze über den Schlamassel informiert.«

Charlotte fühlte sich mächtig geschmeichelt, dass Raabe sie dem Chefredakteur so selbstverständlich als Ersatz für den erfahrenen Kollegen anpries, obwohl sie sich nicht sicher war, ob Raabe sie zwischendurch nicht mal mit Sabine, der Bürokauffrau in Ausbildung, oder mit Amira aus der Anzeigenabteilung verwechselte.

»Was hat Roschinski denn?«, fragte sie nach, wobei ihr Bilder von Emil Raabe unter der Dusche durch den Kopf schossen – etwas, worauf sie gern verzichtet hätte.

»Magendurchbruch.« Raabe verzog das Gesicht, als verspürte er selbst ein Ziehen in der Bauchgegend.

»Bei welchem Arzt ist er?«, erkundigte sie sich bestürzt.

Nicht dass der Acht-Uhr-Patient ihres Papas ausgerechnet der Kollege Roschinski mit seinem Magendurchbruch gewesen war. So eine Sauerei am frühen Morgen wünschte sie ihrem Papa wirklich nicht.

»Mensch, Mädchen. Hätte Roschinski darauf gewartet, dass ein Arzt seine Pforten öffnet, dann wäre er schnurstracks im Himmel gelandet. Nein. Er wurde in der Nacht mit Blaulicht und Sirene als Notfall in die Uniklinik eingeliefert. Sein Riss wurde genäht, aber er fällt längere Zeit aus.«

Was des einen Leid ist des anderen Vorteil, und in diesem Fall fiel er zu ihren Gunsten aus, sagte sich Charlotte, auch wenn sie keinen blassen Schimmer hatte, worum es bei Roschinskis heutiger Reportage ging.

Emil Raabe sah sie derweil mit zusammengekniffenen Augen scharf an und rieb sich das Kinn mit Mittel- und Zeigefinger. »Kennen Sie sich mit Prozessen aus?«

Charlotte verstand rein gar nichts von juristischen Dingen. Natürlich gab sie dies nicht zu, sondern guckte stattdessen selbstbewusst drein. »Nicht direkt. Jedoch habe ich erst vor einem Monat die Frau interviewt, die vor Gericht ihren Mietzuschuss durchgesetzt hat, obwohl sie drei Witwenrenten bezieht. Gerade hatte sie den vierten Mann vor die Tür gesetzt. Mit dem war sie bedauerlicherweise nicht über den Status einer Verlobung hinausgekommen. Juristische Themen sind mir also durchaus vertraut.«

Raabe lachte unvermittelt. »Ich erinnere mich an die Story. Da sag mir einer was gegen klassische Eheschließungen. Lohnt sich bei der Rente langfristig allemal, wie man sieht. Diese Lebenspartnerschaften sind hinterher viel komplizierter auseinanderzubekommen, wenn die Chose schiefgeht.«

Unwillkürlich fiel ihr Annika ein: Welcher Teil der Villa im Fall der Fälle wohl ihr zustände? Rein hypothetisch, falls Clemens’ elegant-teure Budapester auf mütterlichen Befehl hin fest auf dem Boden blieben, statt darin das Tanzbein zu schwingen.

Sehr weit kam sie mit ihren Überlegungen nicht. Stattdessen erhielt sie aus dem Munde von Emil Raabe die Aufgabe, heute Vormittag dem Gerichtsprozess gegen Kilian Passlick beizuwohnen, um darüber in der morgigen Ausgabe der Hanseatischen Wochenchronik zu berichten. Kilian war mit zweiundzwanzig Jahren der jüngste Spross von Frau Dr. Claudia Passlick, ihres Zeichens stellvertretende Amtsleiterin in der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung, und allein aus diesem Grund war der Prozess überhaupt von Interesse. Charlotte sah Raabe perplex an, denn sie konnte ihr plötzliches Glück kaum fassen. Nach quälenden Wochen, in denen sie nur Hintergrundrecherchen für die Kollegen hatte betreiben dürfen oder höchstens vom juristischen Sieg einer Mehrfach-Witwe berichtet hatte, kam ihr der Auftrag als Gerichtsreporterin wie ein Aufstieg in den Olymp vor.

Wie jeder anständige Leser von Online-Plattformen wusste, war Kilian Passlick vor einigen Monaten bei einem Clubbesuch von einem verdeckten Ermittler mit einem handlichen kleinen Päckchen Drogen in seiner Tasche erwischt worden, das zu groß für den Eigenbedarf war. Polizisten vor Ort hatten Kilian über Nacht festgenommen, und der Staatsanwalt hatte ihn hinterher wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt. Das Ganze hatte sich in der Medienlandschaft umgehend verbreitet und war somit auch der HW einen Artikel wert.

»Ich vertraue darauf, dass Sie mir einen ordentlichen Bericht liefern und den gefälligst pünktlich vor Redaktionsschluss«, sagte Raabe, und der drohende Unterton war nicht zu überhören. »Werden Sie das hinkriegen?«

Charlotte nickte vehement. Der Mensch wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben, und wenn sie dank Roschinskis Magendurchbruch aus heiterem Himmel einen Knüller in die Finger bekam, dann durfte sie sich nicht an dem strammen Zeitplan stören. Zwischen Urteilsverkündung, Artikelverfassen und Redaktionsschluss blieben ihr nur ein paar Stunden, und irgendwie musste sie dazwischen ihre Wohnungsbesichtigung einschieben.

»Kommt das Söhnchen in den Knast?« Raabe sah sie mit einem verschmitzten Grinsen an.

»Ich glaube, Passlick wird freigesprochen. Ist so ein Bauchgefühl.«

So genau hatte sie die Geschichte zwar nicht verfolgt, jedoch schienen ihr die recht dürftigen Beweise eher zugunsten Kilian Passlicks zu sprechen. Er hatte immer seine Unschuld beteuert und ausgesagt, dass ein Dealer die Drogen während der Razzia loswerden wollte und dieser sie dem nächstbesten, also ihm, zugesteckt hatte. Eine Blutprobe hatte bewiesen, dass Kilian Passlick selbst clean war.

»Ich halte dagegen«, erwiderte Raabe und steckte ihr zehn Euro in die Hand. »Und das ist kein Bauchgefühl, sondern klar wie Kloßbrühe.«

So viel männliche Gewissheit verunsicherte Charlotte sogleich, und sie überlegte heftig, ob sie nicht die Wett-Fronten wechseln sollte.

»Was ist los mit Ihnen? Schlafen Sie?« Auffordernd sah Raabe ihr ins Gesicht. »Schnappen Sie sich Hans und fahren Sie mit ihm los. Ich kann nicht ewig hier rumstehen. Hab schließlich noch was anderes zu tun.«

»Bin schon weg.«

»Und vergessen Sie nicht, Hans zu fragen, ob er mitwetten will«, rief ihr Raabe hinterher, als sie fast aus der Tür war. »Sonst ist er nachher eingeschnappt, weil wir ihn ausgeschlossen haben.«

Hans Fichtler war Pressefotograf und beeindruckte, wenn es die Umstände verlangten, auch als Gerichtszeichner. Momentan lümmelte er, an einer Dinkel-Quarktasche kauend, am Empfang im Foyer herum. Frau Reinemann beaufsichtigte mit scharfen Augen seinen Verzehr, damit keine Krümel vom Blätterteig auf ihren Tresen segelten. Als er Charlotte die letzten Treppenstufen hinunterlaufen sah, stopfte Fichtler sich das restliche Gebäckstück auf einmal in den Mund und nahm seine Fototasche vom Boden auf. Fichtler war ein Gesundheitsapostel der ersten Stunde und hatte längst in Reformhäusern eingekauft, als Bio-Supermärkte noch nicht erfunden waren. Leider war er auch Anhänger der positiven Wirkung von Knoblauch. Egal was einem der Beipackzettel eines Knoblauchtrunks versprach, der Gestank drang aus allen Poren. Wie jemand mit dieser Körperfahne drei Söhne hatte zeugen dürfen, blieb ihr ein Rätsel.

Raschelnd knüllte Fichtler die leere Tüte von Korn & Schrot – Ihr Vollkornbäcker zusammen und steckte sie sich in die Hosentasche.

»Wohin geht die Reise?«

»Zum Landgericht. Um halb zwölf beginnt der Prozess gegen Kilian Passlick.«

»Aha. Heute ist also das verschnupfte Söhnchen dran.«

»Herr Raabe glaubt, er wird verurteilt. Ich nicht. Willst du mitwetten?«

»Wie hoch ist der Einsatz?«, fragte Fichtler, der alte Sparfuchs, vorsichtshalber nach. »Raabe mag oft einen guten Riecher haben, doch in dem Fall glaube ich persönlich an einen Freispruch.«

»Zehn Euro«, gab sie zur Antwort und streckte die Hand nach dem Geldschein aus.

»Ich wette mit!« Frau Reinemann kramte ihre Handtasche hervor und zog ihr Portemonnaie heraus. »Der Junge ist schuldig, und das ist mir einen Schein wert.«

Charlotte glaubte, sich verhört zu haben: Frau Reinemann war offenbar gar nicht so proper, wie sie die letzten Wochen über von ihr gedacht hatte, und sie fragte sich, was sich sonst so alles an fragwürdigen Leidenschaften unter den Twinsets und dem farbigen Lidschatten verbarg.

»Chefredakteur Titze hat für eine Verurteilung gestimmt«, informierte Frau Reinemann ihre Zuhörer. »Genau wie der junge Herr Kolbe. Die Kollegen Nowak und Wagner wetten jeweils dafür und dagegen. Aktuell steht es damit bei fünf Verurteilungen gegen drei Freisprüche. Sobald die anderen Kollegen eintreffen, werde ich sie fragen, ob sie sich beteiligen wollen.« Sie verzog keine Miene, als Charlotte ihr Raabes und den eigenen Einsatz rüberschob und anschließend alle Scheine penibel glattstrich. »Ich lege das Wettgeld wie immer hier bei mir in die Schublade. Da bleibt es sicher verwahrt, bis ihr mit dem Ergebnis zurück seid.«

Charlotte kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es schien, als wäre sie in einen geheimen inneren Zirkel des Victor-Boldt-Verlags mit Frau Reinemann als Rädelsführerin aufgenommen worden, wo die halbe Redaktion dem Wettfieber verfallen war.

»Dann lass uns losfahren«, trieb Fichtler sie zur Eile an. »Ich möchte nicht vor einer verschlossenen Saaltür stehen.«

2

Auf der Fahrt zum Gericht ließ sie die Scheibe herunter, um Fichtlers Knoblauchduft loszuwerden, der sich in der spätsommerlichen Wärme im Wageninneren so wunderbar entfaltete.

Während sie in östliche Richtung fuhren und sich stetig ihrem Ziel näherten, drehte Fichtler das Radio auf und sang begeistert mit Bruce Springsteen im Duett. Seine gute Laune steigerte sich, als sie auf der gegenüberliegenden Straße des Landgerichts einen freien Parkplatz fanden. Fichtler grapschte sich seine Fototasche und lief voran.

»Warst du vorher mal hier?«, erkundigte er sich, ungeachtet dessen, dass sie gerade bei Rot die Fahrbahn überquerten und Autos knapp an ihnen vorbeizischten.

»Nein«, gab sie zu und wich einem Taxi aus, dessen Fahrer ihnen wütend den Stinkefinger zeigte. Sie atmete auf, als sie heil auf dem Bürgersteig standen.

»Meine Söhne waren kürzlich alle nacheinander mit ihren Schulklassen hier«, meinte Fichtler. »Nun will der älteste von ihnen Richter werden, weil er deren Roben so cool fand. Und ich kann dann sein kostspieliges Jurastudium finanzieren.«

Er drückte die schwere Tür auf, und sie passierten die Sicherheitsschleuse mit der anschließenden Personenkontrolle. Dahinter tat sich eine beeindruckende Eingangshalle auf, die so groß war, dass geschätzt eine Kirche hineinpassen würde.

»Da drüben hängt der Plan mit den Verhandlungen aus«, sagte Fichtler und marschierte auf eine Schautafel zu. Er fuhr mit dem Zeigefinger die Namen entlang. »Hier!«, rief er. »Saal 209.«

Fichtler kannte sich erstaunlich gut aus in dem Labyrinth aus Gängen, Treppen und Fluren, die keiner Symmetrie zu folgen schienen. Charlotte trottete hinter ihm her und wäre fast in ihn hineingerannt, als er ohne Vorwarnung an einer Kurve stehen blieb.

Der enge Flur vor dem Verhandlungssaal 209 wurde längst von Journalisten, dem Kamerateam eines lokalen TV-Senders und einfach nur von Neugierigen belagert. Die Tür war verschlossen, und ein uniformierter Bediensteter wachte darüber, dass kein übereifriger Besucher sich vor dem offiziellen Einlass einen Platz sicherte.

»Mit so einem Auflauf hätte ich echt nicht gerechnet«, meinte Fichtler. »Der junge Passlick scheint für die Leute interessanter zu sein als gedacht. Raabe war sich nicht sicher, ob er die Story so groß herausbringen möchte. Aufreißer im Lokalteil könnten diese Woche diese Roten Amerikanischen Sumpfkrebse werden. So hat es mir zumindest Frau Reinemann erzählt.«

Charlotte wunderte sich allmählich überhaupt nicht mehr über die Kollegin. Es schien, als liefe jedes Firmendetail zuallererst über ihren Empfangstresen.

»Irgendwelche Spaßvögel haben einige von den Krebsen an einem See im Norden Hamburgs ausgesetzt«, redete Fichtler sich inzwischen in dem Thema fest. »Angeblich sind sie ungewöhnlich wanderfreudig und können sich über Land in andere Gewässer ausbreiten. In Berlin gibt es eine richtige Invasion. Wenn wir nicht aufpassen, nehmen sie auch in Hamburg überhand. Bei dem Klimawandel könnten sie selbst in unseren Breiten zu einer richtigen Plage werden, sag ich dir.«

Charlotte hörte Fichtlers Ausführungen nur mit halbem Ohr zu. Damit kannte sie den wahren Grund, warum sie anstandslos für den Kollegen Roschinski einspringen durfte. Für Raabe war der vermeintliche Passlick-Knüller nur ein Platzhalter, falls keine anderen Storys ihm den Rang abliefen. Ungeduldig lugte sie nach vorn. Der Ansturm vor Saal 209 strafte Raabes Einschätzung jedenfalls Lügen.

»In diesem Fall lag unser Chef mit seinem Spürsinn aber daneben«, stellte sie zufrieden fest. »Die Passlick-Story wird es in der morgigen Ausgabe garantiert ganz nach vorne schaffen.«

Entschieden drängelte sie sich an den Wartenden vorbei. Mit ihren einhundertsechsundsechzig Zentimetern Körpergröße war sie ein ganzes Stück kleiner als die Menschen um sie herum, und geduckt ließ es sich damit wunderbar vorankommen. Fichtler, der einen Kopf größer war, blieb ein paar Meter hinter ihr stecken. Ihre Taktik erwies sich jedoch ab einem gewissen Punkt als wirkungslos. Vor der Tür staute es sich, dass nicht einmal eine Hand zwischen die gequetschten Körper passte.

»Nur die Ruhe!«, brüllte der Uniformträger, als sich ein Rentner mit einem Journalisten wegen einer Schuhlänge mehr an Terrain zankte. Der Appell blieb fruchtlos, denn der Rentner kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zeterte los, dass er vor dem Zeitungsfritzen da gewesen sei.

Charlotte verfolgte interessiert das Duell der Generationen vor ihr und hätte, wäre Frau Reinemann hier gewesen, um Einsätze entgegenzunehmen, auf den Rentner als Sieger gesetzt, als der Uniformierte die Doppeltür öffnete.

Sie wurde nach vorn geschubst und fuhr eine Frau in Currygelb an, die mit ihrer Handtasche brutal an ihren Haaren zog: »Aua! Passen Sie gefälligst auf!« Inmitten dieser Massenpanik wäre jeder zum Tier geworden.

»Ihre Haare sind an meiner Max-Mara hängengeblieben«, blaffte die Frau zurück. »Warum stecken Sie Ihre Lockenpracht denn nicht ordentlich zusammen?«

»Meine Haare gehen Sie wirklich nichts an«, gab Charlotte erbost zur Antwort, denn die Frau hatte sie an einem wunden Punkt erwischt.

Annika hatte ihre blonden Haare von ihrer Mutter geerbt, wohingegen sie selbst die hellbraune Löwenmähne ihres Papas abbekommen hatte. Früh hatte sie feststellen müssen, dass Annikas goldene glatte Haare der Blickfang waren. Sicherlich war das der Grund, warum ihre Schwester sie bewusst bis heute am liebsten offen trug. Daneben gingen ihre eigenen Locken völlig unter. Und nun warf ihr diese Frau vor, dass ihre Haare sich in einer Max-was-auch-immer verfangen hätten. Mit Annikas glatten Prachthaaren wäre das nicht passiert.

Schulter an Schulter mit der Frau in Currygelb überschritt sie die Türschwelle zum Saal. Garantiert riss sie sich ein paar Haare aus, als sie ihre verhedderten Locken aus dem Würgegriff der Tasche befreite.

Fichtler blieb derweil weit abgeschlagen in der hinteren Hälfte zurück und bekam von dem haarigen Kampfgeschehen nichts mit.

»Der Saal ist voll!«, verkündete der Uniformträger mit amtlichem Pathos in der Stimme und schloss erbarmungslos die Türen.

Fichtler, der Glückspilz, war der Letzte gewesen, der noch hereingelassen wurde. Sie ergatterte dank ihrer guten Startposition einen Platz in der vorletzten Zuschauerreihe, entschlossen, den Stuhl neben sich für den Kollegen freizuhalten. Es war dann ausgerechnet die currygelbe Frau, die ihn für sich beanspruchen wollte.

»Besetzt«, sagte Charlotte eisig und winkte energisch ihren Nachzügler her.

»Frechheit!«, zischte die Frau zurück und platzierte sich mit ihrer Max-Mara in der letzten Reihe genau hinter ihnen, mit dem unschönen Effekt, dass sie den Atem und Groll der Frau im Nacken spürte.

»Weißt du, wer das ist?«, flüsterte ihr Fichtler ins Ohr.

»Keine Ahnung.« Es kostete sie viel Willenskraft, den Kopf nicht reflexartig nach hinten zu drehen, denn sie fühlte die Gegenwart dieser Frau im Rücken womöglich deutlicher, als wenn diese direkt neben ihr säße.

»Das ist die Berger. Sie arbeitet seit Kurzem für einen privaten TV-Nachrichtensender, und angeblich soll sie sogar eine Vorabend-Talkshow bekommen.«

Natürlich war der Name in Zeitungskreisen bekannt. Sieglinde Berger war geschätzt genauso lang Reporterin wie Frau Reinemann Empfangsdame, und sie war die Institution des gehobenen Boulevardjournalismus schlechthin. Hätte das auffallende Currygelb nicht von ihrem Gesicht abgelenkt, hätte Charlotte die Frau gleich erkannt.

Um sich von ihrer Hinterfrau abzulenken, suchte sie die vorderen Zuschauerreihen nach Dr. Claudia Passlick ab. Dort ging es munter zu, aber die Mutter des Angeklagten glänzte durch Abwesenheit. An den Tischen der Hauptakteure selbst herrschte ebenfalls nur gähnende Leere. Dabei war es elf Minuten nach halb zwölf.

Die currygelbe Frau Berger hinter ihr fand die Verzögerung auch merkwürdig. Aus den Augenwinkeln verfolgte Charlotte, wie diese ein paarmal verdrießlich den Kopf schüttelte und dabei etwas Unverständliches vor sich hin brummelte.

Fichtler machte aus Mangel an Abwechslung aufs Geratewohl ein paar Skizzen vom Gerichtssaal. Schließlich musste er kreativen Arbeitseinsatz vorweisen, und sei es von leeren Sitzen. Charlotte studierte derweil die Hinterköpfe in den vorderen Reihen: Neben Rentnern, Pressevertretern und einer Handvoll junger Leute, die sie als strebsame Jurastudenten einstufte, bemerkte sie rechts außen einen groß gewachsenen Mann in beigem Sommeranzug, der regungslos auf seinem Sitz ausharrte. Links und rechts von ihm erkannte sie Kollegen anderer Zeitungen, die über seinen Brustkorb hinweg kräftig miteinander tuschelten. Der Mann wirkte zwischen den kribbeligen Reportern wie ein versierter Kammermusikzuhörer. Er saß gelassen vor sich hin, hielt die Arme verschränkt und schlug zuweilen sein rechtes Bein über das andere oder umgekehrt. Sein Blick wechselte zwischen dem Richtertisch, der Saaldecke und seiner wippenden Schuhspitze.

Charlotte stieß Fichtler den Ellbogen in die Rippen. »Weißt du, wer der Mann da vorne in der ersten Reihe ist?«

»Nein. Warum?«

»Nur so. Er scheint mir nicht von der Presse zu sein.«

»Vielleicht kennt er den jungen Passlick. Da seine Mutter nicht zu sehen ist …« Fichtler zückte seinen Kohlestift und begann, eine Zeichnung von dem blonden Hinterkopf und dem Profil des Unbekannten anzufertigen.

Charlotte sah sich währenddessen im Saal um.

Auf dem Richtertisch stand eine Waage der Justitia. Das war nichts Ungewöhnliches in einem Gerichtsgebäude, eigenwillig waren hingegen die roten Rosen, die danebenstanden. Sie stachen in dem nüchternen Saal farbenfroh heraus.

An der Wand gegenüber hing eine Uhr. Es war 11:56 Uhr, und endlich tat sich was.

Ein Polizist führte Kilian Passlick herein. Ihm folgte seine Anwältin, eine robuste, tüchtig aussehende Frau mit starker Brille. Von irgendwoher war der Staatsanwalt gekommen, ein unscheinbarer hagerer Mann, der introvertiert wirkte und ansonsten alles Mögliche sein könnte.

Alle Augen richteten sich jedoch auf Kilian Passlick. Trotz seines blauen Anzugs mit weißem Hemd und der tadellos gebundenen Krawatte wirkte er mit den dichten blonden Haaren und dem gebräunten Gesicht eher wie ein Surfer, der sich zufällig von Meer und Strand in Gerichtssaal 209 des Hamburger Landgerichts verirrt hatte.

Hinter dem Richtertisch öffnete sich eine Tür, aus der eine ältere Frau in Robe, flankiert von zwei Schöffen, heraustrat und zielstrebig auf die Rosen und die Waage zusteuerte.

Die Zuschauer ringsum standen auf.

»Ich eröffne die Verhandlung, bitte setzen Sie sich«, krächzte die Richterin, als müsste sie noch schnell den letzten Bissen eines Pausensnacks hinunterschlucken, den sie sich vor Prozessbeginn gegönnt hatte. Es war nur mit dem völlig überlasteten Gerichtssystem zu erklären, dass die Verhandlung ausgerechnet in die Mittagszeit gequetscht worden war.

Charlotte bedauerte, dass sie auf der Fahrt hierher besser auch etwas zu sich genommen hätte, denn die nächsten Minuten zogen sich gewaltig hin: Personalien wurden runtergerattert, nur um wortkarg bestätigt zu werden, und der Staatsanwalt verlas die Anklageschrift in einer Weise, die sie kaum als schwungvoll bezeichnen konnte. Wie hielt Kollege Roschinski solche Gerichtsverhandlungen nur aus? Sie hatte das Gefühl, dass sie davon keinen Magendurchbruch, sondern eher chronische Müdigkeitserscheinungen bekommen könnte.

Die Luft im Saal wurde mittlerweile immer drückender, und es kostete sie einige Mühe, voll konzentriert zu bleiben. Es war gut möglich, dass sie zwischendurch mal gähnte. Nie und nimmer hätte sie gedacht, dass sich ein Termin bei Gericht derart in die Länge ziehen konnte.

Die Verteidigerin zupfte derweil an den Manschetten ihrer Bluse herum, die unter der Robe hervorlugten, und flüsterte Kilian Passlick etwas zu. Ein jeder im Gerichtssaal stierte der Frau auf den Mund, als beherrschten sie alle die Kunst des Lippenlesens.

Fichtler, der alte Hase, beugte sich aufgeregt nach vorn.

»Da ist irgendwas im Hintergrund gelaufen«, flüsterte er. »Ich kann das regelrecht riechen.«

Ohne es zu wollen, fiel ihr Blick auf Fichtlers Nase. Diese war ein echtes Prachtexemplar: dick mit ausladenden Flügeln und gut durchblutet. Erdbeernase hatte ihre Oma zu so einem voluminösen Riechorgan gesagt. Die Nase wollte so gar nicht zu seinem apfelessiggestärkten Korn-und-Schrot-Körper passen. Es war eigenartig, dass sie bei Knoblauch so gänzlich versagte.

Vor lauter anatomischen Überlegungen hätte sie beinahe verpasst, wie die Richterin die Lesebrille abnahm und den Kopf hob. Ihr Blick aus geduldigen Augen ruhte erst auf dem Staatsanwalt, wanderte über die Zuschauerreihen und wandte sich schließlich dem Angeklagten zu. Dann ließ die Richterin die Bombe platzen.

»Dem Gericht liegt eine neue Zeugenaussage vor, die den Angeklagten Kilian Passlick entlastet. Zudem konnte damit der wahre Täter ermittelt werden, der sich geständig gezeigt hat. Da der Zeuge aufgrund eines Unfalls derzeit im Krankenhaus liegt und somit nicht persönlich vor Gericht erscheinen kann, hat sich das Gericht mit der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung darauf geeinigt, dass die Zeugenaussage in diesem Fall ausnahmsweise verlesen wird.«

Ein Raunen ging durch die Bänke. Einer der Reporter in der ersten Reihe kritzelte etwas auf einen Zettel und schob ihn seinem Reporterkollegen zwei Plätze weiter zu. Sie tauschten über den Anzugträger hinweg vielsagende Blicke. Dieser wechselte mal wieder seine Beinhaltung und ignorierte das Herumschieben von Zettelbotschaften der schreibenden Zunft an seinen breiten Schultern vorbei.

Der gesamte Gerichtssaal lauschte den Polizisten, die die Ermittlungen geleitet hatten und nacheinander aufgerufen wurden. Einer von ihnen, ein älterer Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart, tat sich schwer mit dem Vortragen seiner Ermittlungsergebnisse. Er vergaß beim Reden nämlich zu atmen und japste nach jedem Satz verzweifelt und auffällig nach Luft. Trotzdem zog er jeden in seinen Bann, denn die Geschichte wurde immer aufregender und Charlottes Notizen immer länger.

Thomas Wölfli heißt der ominöse Zeuge! Er ist Kilians Freund und war mit ihm im Club. Die Drogen sollen angeblich aber einem ganz anderen gehört haben. Ein Peter H. soll sie Thomas zugesteckt haben, als Polizisten auf Tipp eines verdeckten Ermittlers hin eine Razzia machten. Peter H. wollte so seinen kleinen A… retten. Kilian hat das beobachtet und das Zeugs Thomas aus der Tasche gezogen, um es loszuwerden, und prompt hat die Polizei es bei ihm entdeckt. Peter H. hatte sich nach der Razzia gleich verdünnisiert und war untergetaucht. Nach Thomas Wölflis Aussage hat die Polizei Peter H. gestern geschnappt.

So langsam wurde es eng auf dem Block, und sie betete, dass die ohnehin schlappe Mine des Werbekugelschreibers ihres Versicherungsagenten nicht den Geist aufgab. Hektisch schlug sie eine neue Seite auf.