Der vertauschte Vati - Manfred Richter - E-Book
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Der vertauschte Vati E-Book

Manfred Richter

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Beschreibung

Vater Bredemeier hat wohl recht, wenn er meint: „Es ist gut, dass wir uns einmal verändert haben, verändern macht schlau." Der Rollentausch zwischen Vater und Sohn — mit Spaß erzählt — bringt für beide eine wichtige Erkenntnis: Man muss aufeinander Rücksicht nehmen, egal, ob man groß oder klein ist. — Eine merkwürdige Geschichte ist auch die von der stummen Gitarre, die den faulen Bolle Ohlebomm lehrt, sich auf seine eigentliche Aufgabe zu besinnen. Voll hintergründigem Humor erzählt sie von einem Künstler, der über dem Wohlleben vergisst, den Menschen Freude zu bringen. Das lustige Buch für Kinder ab 6 Jahre erschien in der Reihe „Die kleinen Trompeterbücher“. INHALT: Der vertauschte Vati Die stumme Gitarre LESEPROBE: Und der richtige Vati Bredemeier? An diesem Freitag früh lag Vati Bredemeier lange im Bett. Schlafen konnte er leider nicht mehr, weil er an das zeitige Aufstehen gewöhnt war. Aber er aalte sich, das war auch schön. Später zog er Bennis kurze Hose an, warf sich den Ranzen auf den Rücken und rannte zur Schule. Sein Sohn hatte dieses Tempo immer durchgehalten. Aber man muss es lange üben. Vati Bredemeier hing schon auf halbem Weg die Zunge heraus. Er verbummelte die Zeit. Oberlehrer Sengpiel diktierte bereits die komplizierte Nachschrift, als Vati Bredemeier die Tür zum Klassenzimmer öffnete. Die Köpfe der Kinder fuhren hoch. Alle starrten den Zuspätkommenden an, auch Oberlehrer Sengpiel. Den großen Tausch bemerkte allerdings niemand. Vielleicht, weil in Gedanken jeder mit dem Diktat beschäftigt war? Aber es ist auch möglich, dass es an Bennis kurzer Hose und an dem Ranzen auf Vatis Rücken lag. Wer weiß das? Jedenfalls sagte Vati Bredemeier laut und deutlich: „Moj'n, Leute, lasst euch mal nicht stören, flott, flott!" Er setzte sich auf Bennis Platz und wunderte sich, weshalb die Jungen und Mädchen kicherten. Nur Oberlehrer Sengpiel kicherte nicht. Er saß mit offenem Mund hinter seinem Tisch und staunte über diesen vorlauten Schüler. Zum Glück fiel Vati Bredemeier ein, dass er ja nicht mehr Vati Bredemeier war, der sich im Betrieb nie ordentlich entschuldigt, wenn er einmal zu spät kommt. Er war jetzt ein Kind, und von Kindern verlangt man Höflichkeit. Er blinzelte erschrocken, stand schnell auf und entschuldigte sich, wie es sich gehört. Er sagte: „Bitte, entschuldigen Sie. Ich konnte nicht so rennen. Das kommt wahrscheinlich von der Raucherei." „Wie bitte?", fragte Oberlehrer Sengpiel entsetzt.

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Impressum

Manfred Richter

Der vertauschte Vati

ISBN 978-3-95655-072-0 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien erstmals 1981 in Der Kinderbuchverlag Berlin (Kleine Trompeterbücher, Band 146).

© 2014 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

DER VERTAUSCHTE VATI

Jeden Morgen, wenn Vati Bredemeier aus dem Bett steigt, gibt es einen kleinen Ärger: Vati Bredemeier ist noch müde und brummt. Er steht schlaftrunken im Wohnzimmer, kratzt sich am Kopf, hustet ein bisschen und kämpft mürrisch mit der Hose. Es bereitet ihm sichtlich Mühe, das richtige Bein in die richtige Röhre zu fädeln. Wer das nicht schafft, muss die Buxen hinten zuknöpfen. Das ist schwierig und sieht auch albern aus.

Zu allen anderen Tageszeiten ist Vati Bredemeier ein sehr netter Mensch. Er ist fleißig und freundlich und erfinderisch und denkt auch über das Leben nach. Einmal macht er etwas falsch, und das andere Mal macht er etwas richtig, wie alle Menschen.

Vati Bredemeier hat eine Frau, genannt Mutti, und beide haben den Sohn Benjamin, genannt Benni. Damit wäre die ganze Familie vorgestellt.

Früh, bevor Vati Bredemeier in die Fabrik fährt, gibt er Mutti einen Kuss auf die Wange. Dann schleicht er ins Kinderzimmer. Dort schläft Benni. Ihm gibt er einen Kuss auf die Nasenspitze. Oft seufzt er dabei neidisch. Er unterdrückt ein gewaltiges Gähnen und denkt: Ach, wenn ich jetzt mein Sohn wäre! Ich würde zwar Benjamin heißen, aber dafür könnte ich zwei Stunden länger schlafen. Das wäre eine Wonne.

Auf dem Weg zur Arbeit denkt er sich eine Menge schöner Wenns aus. Wenn ich mein Sohn wäre, überlegt er, dann könnte ich von vorn beginnen und alles in der Welt erlernen — Lokomotivführer, Tierarzt, fünf Sprachen oder regieren. Heute weiß ich, dass ich mich mächtig anstrengen würde. Wer klug ist, macht weniger Fehler. Außerdem, wenn ich mein Sohn wäre, dürfte ich ein paar Sachen anstellen, die ich lustig finde, die sich ein Vati jedoch nicht leisten kann. Wenn ich zum Beispiel als Vati Bredemeier einen Drachen steigen lasse, denken die Leute, bei mir piept's. Aber Kinder dürfen! Erwachsene sollen leider immer vernünftig handeln. Warum eigentlich? Wenn ich Benni wäre, dann würde ich gleich nach der Schule Fußball spielen oder baden gehen oder ganz blödsinnig toben und auf die wunderbare Kastanie klettern. Wenn ich mir die Hose zerreiße, kaufe ich mir einfach eine neue — ach, Unsinn, nicht ich, sondern Benni. Mein Sohn Benjamin wäre ja dann ich, also Vati Bredemeier.

Das sind reichlich verzwickte Überlegungen. Da kann es sogar passieren, dass Vati Bredemeier seine Straßenbahn verbummelt und zu spät zur Arbeit kommt. Das ist ärgerlich.

Wenn Vati Bredemeier schon in der Fabrik arbeitet, liegt sein Sohn Benjamin noch im Bett, aber meist schläft er nicht, er duselt. Duseln ist ein Spezialwort von Benni. Es heißt so viel wie mit offenen Augen träumen. Benjamin duselt und denkt: Mannomann, jetzt müsste es einen Knall geben, und ich wäre mein Vati. Dann müsste Vati in die Schule gehen und am Freitag mein Diktat schreiben. Als Vater würde ich in der Fabrik mächtig ranklotzen und massig Geld verdienen, damit Vati — nein, Benni, denn Vati wäre ja dann ich, also damit mein Sohn immer Taschengeld hat. Und einen Fußball aus Leder würde ich ihm auch kaufen, gar keine Frage. Und die Kohlen würde ich mal schön selbst aus dem Keller holen und nicht immer den armen Jungen danach schicken. Überhaupt: Erwachsene haben es gut, sie können tun, was sie wollen, Pfeife rauchen und Bier trinken und Kinder abends ins Bett schicken und selbst aufbleiben bis in die Puppen, niemand schimpft. Das ist ein feines Leben.

Sehr früh am Freitag schleicht Vati Bredemeier wie gewöhnlich ins Kinderzimmer. Er gibt Benni jedoch keinen Nasenspitzenkuss. Er seufzt nur und flüstert: „Du hast es gut, Benni!"

Benni duselt gerade. Er murmelt: „Wollen wir vielleicht tauschen?"

Vati Bredemeier kratzt sich am Kopf und überlegt. Dann flüstert er rasch: „Na gut."

Benni antwortet: „Au, prima!"

Es gibt keinen Knall. Aber was jetzt geschieht, ist äußerst merkwürdig: Der unerhörte Tausch findet statt.

Vati Bredemeier legt sich noch ein Stündchen in Bennis Bett und aalt sich, Benjamin aber zieht Vatis Hose an, steckt die Frühstücksstullen in die Tasche und fährt zur Arbeit.

Niemand merkt etwas. Vielleicht hat Benni die Sache nur geduselt? Aber es ist auch möglich, dass es an Vatis langer Hose und an der Tasche mit dem Frühstück liegt. Wer weiß das? Jedenfalls sagt Benni: „Guten Morgen, Kollegen!" Und die Kollegen in der Fabrik wundern sich nicht.