Der violette Tod, und andere Novellen - Gustav Meyrink - E-Book
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Der violette Tod, und andere Novellen E-Book

Gustav Meyrink

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Beschreibung

In 'Der violette Tod und andere Novellen' präsentiert Gustav Meyrink ein faszinierendes Zusammenspiel aus fantastischen Elementen und psychologischer Tiefe. Die darin enthaltenen Erzählungen verknüpfen das Mystische mit dem Alltäglichen und laden die Leser ein, die Schatten der menschlichen Psyche zu erkunden. Meyrinks unverwechselbarer Stil, geprägt von einer dichten, poetischen Sprache und symbolischen Bildern, bringt die emotionale und geistige Verfassung seiner Figuren eindrucksvoll zur Geltung. Vor dem Hintergrund der kulturellen und spirituellen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts vermittelt der Autor eine atmosphärisch dichte Stimmung, die das Unbekannte und das Unbewusste thematisiert. Gustav Meyrink, ein bedeutender Schriftsteller der österreichischen Literatur, war von okkulten und esoterischen Themen fasziniert, was sich stark in seinem Werk widerspiegelt. Geboren 1868 in Prag, lebte Meyrink in einer Zeit, die von gesellschaftlichem Wandel und einer verstärkten Suche nach dem Sinn des Lebens geprägt war. Diese Erfahrungen flossen in seine Erzählungen ein und halfen ihm, komplexe Charaktere zu entwickeln, die von inneren Konflikten geprägt sind und deren Schicksale oft mit mystischen Fragen verknüpft sind. Dieses Buch ist eine uneingeschränkte Empfehlung für Leser, die sich für mystische und psychologische Themen interessieren. Meyrinks Novellen bilden eine tiefgängige Erkundung der menschlichen Existenz und offenbaren, dass die Grenze zwischen Realität und Traum oft fließend ist. Wer bereit ist, sich auf diese literarische Reise einzulassen, wird mit unvergleichlichen Einsichten und einem erweiterten Verständnis der menschlichen Natur belohnt.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Gustav Meyrink

Der violette Tod, und andere Novellen

 
EAN 8596547072867
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Das dicke Wasser
Die Urne von St. Gingolph
Das ganze Sein ist flammend Leid
Das Automobil
Blamol
Bocksäure
Das Fieber
Der violette Tod

Das dicke Wasser

Inhaltsverzeichnis

Im Ruderklub „Clia“ herrschte brausender Jubel. Rudi, genannt der Sulzfisch, der zweite „Bug“, hatte sich überreden lassen und sein Mitwirken zugesagt. — Nun war der „Achter“ komplett. — Gott sei Dank.

Und Pepi Staudacher, der berühmte Steuermann, hielt eine schwungvolle Rede über das Geheimnis des englischen Schlages und toastierte auf den blauen Donaustrand und den alten Stefansturm (duliö, duliö). Dann schritt er feierlich von einem Ruderer zum andern, jedem das Trainingsehrenwort — vorerst das kleine — abzunehmen.

Was da alles verboten wurde, es war zum staunen! Staudacher, für den als Steuermann all dies keinerlei Geltung hatte, wußte es auswendig: „Erstens nicht rauchen, zweitens nicht trinken, drittens keinen Kaffee, viertens keinen Pfeffer, fünftens kein Salz, sechstens —— siebentens ——— achtens ———, und vor allem keine Liebe — hören Sie — keine Liebe! — weder praktische noch theoretische ————!“

Die anwesenden Klubjungfrauen sanken um einen halben Kopf zusammen, weil sie die Beine ausstrecken mußten, um ihren Freundinnen vis-à-vis bedeutungsvolle Fußtritte unter dem Tisch zu versetzen. Der schöne Rudi schwellte die Heldenbrust und stieß drei schwere Seufzer aus, die anderen schrien wild nach Bier, der kommenden schrecklichen Tage gedenkend.

„Eine Stunde noch, meine Herren, heute ausnahmsweise, dann ins Bett, und von morgen an schläft die Mannschaft im Bootshause.“

„Mhm,“ brummte bestätigend der Schlagmann, trank aus und ging. „Ja, ja, der nimmt's ernst,“ sagten alle bewundernd. —

Spät in der Nacht traf ihn die heimkehrende Mannschaft zwar Arm in Arm mit einer auffallend gekleideten Dame in der Bretzelgasse, aber es konnte ja gerade so gut seine Schwester sein. — Wer kann denn in der Dunkelheit eine anständige Dame von einer Infektioneuse unterscheiden!

***

Der „Achter“ kam dahergesaust, die Rollsitze schnarchten, die schweren Ruderschläge dröhnten über das grüne, klare Wasser.

„Jetzt kommt der Endspurt, da schauen S', da schauen S'!“

„Eins, zwei, drei, vier, fünf —————— aha — ein Vierundvierziger!“

Staudachers Kommandogeheul ertönte: „Achtung, stopp. Achter, Sechster: zum streichen! Einser, Dreier: fort. — Ha—alt!“

Die Mannschaft stieg aus, keuchend, schweißbedeckt.

„Da schauen S' den Nummer drei, die Pratzen! Wie junge Reisetaschen, was? Überhaupt die Steuerbordseiten is gut beisamm'. — Der beste Mann im Boot ist halt doch Nummer sieben. — Ja, ja unser Siebener. Gelt, Wastl, ha, ha.“

„No, und die Haxen von Nummer acht san gar nix, was?“

„Wissen S', wievüll mür heut g'fahren san, Herr von Borgenheld?“ wandte sich Sebastian Kurzweil, der zweite Schlagmann, an den Vizeobmann, der verständnislos dem Herausheben des vierzehn Meter langen, einem Haifisch gleichenden Achtriemers zusah.

„Dreimal,“ riet der Vizeobmann.

„Wievüll, sag' ich,“ brüllte Kurzweil.

„Fünfmal,“ stotterte erschreckt Herr von Borgenheld.

„Himmelsakra!“ — der Ruderer schüttelte den Arm.

„Er meint: — >wie lang<,“ warf ein Junior ein, der schüchtern dabei stand und einen schmutzigen Fetzen in der Hand hielt.

„Ach so! — Fünf Kilometer!“

Die Mannschaft machte Miene, sich auf Herrn von Borgenheld zu stürzen. Sie hätten ihn zerrissen, da rief sie eine Serie rätselhafter Kommandos wieder an das Boot: „Mann an Rigger — aufff — auf mich (prschsch — da lief das Wasser aus dem umgewendeten Boot) — schwen—ken — fort!“

Und acht rot-weiß und spärlich bekleidete Gestalten, ohne Strümpfe und mit phantastischem Schuhwerk hantierten an dem Boot herum und schleppten es mit tiefem Ernst in den Schuppen.

„No, raten Sie jetzt!“ und der Steuermann schwenkte eine silberne Taschenuhr an einem roten Strick hin und her. „Also wieviel?“ — Der Vizeobmann aber mochte nicht mehr. Staudacher zündete sich eine Virginia an, denn ein echter Steuermann muß gewissenhaft alles tun, was gesundheitsschädlich ist, um leichter zu werden.

„Also raten Sie, Herr Dr. Hecht!“

„Füglich — äh — füglich — soll man die >Zeit< geheim halten,“ näselte dieser fachgewandt und zwinkerte nervös mit den Augenlidern.

„No, dann schauen Sie selbst,“ sagte Staudacher. Alle beugten sich vor.

„5 Minuten 32 Sekunden,“ kreischte der Junior und schwenkte den schmutzigen Fetzen über dem Kopf.

„Jawohl 5: 32! — Wissen Sie, was das heißt, meine Herren, 5: 32 für 2000 Meter — stehendes Wasser, ich bitte!“

„Fünfi zwoadreiß'g, fünfi zwoadreiß'g,“ brüllte Kurzweil, der jetzt splitternackt auf der Terrasse des Bootshauses stand, wie ein Stier herunter.

Eine wilde Begeisterung ergriff alle Mitglieder.

5: 32!!

Sogar der Obmann Schön machte einen dicken Hals und meinte, daß man selbst seinerzeit in Zürich, im Seeklub, keine bessere Zeit gefahren sei.

„Jawohl 5: 32! Und kennen Sie auch den Hamburger Rekord im Training?“ fuhr Staudacher fort. —— „6 Minuten 2 Sekunden!! bei Windstille —— mir hat es ein Freund telegraphiert. —— 6: 2! ——— und wissen Sie auch, was 30 Sekunden Differenz sind? 11 Längen — klare Längen — jawohl!“

„Sie, Ihre Zeit kann absolut nich stimm',“ wandte sich ein Berliner Ruderer, der als Gast zugegen war, an Staudacher, „sehen Se mal, der englische Professionalrekord is 5: 55, da wären Sie ja um 23 Sekunden besser. Nu, hören Se mal! — Überhaupt die Wiener >Zeiten< sind verflucht verdächtig, — vielleicht jehen Ihre Stoppuhren falsch!“

„Schauen S', daß S' weiter kommen, Sö — fünfifünfafufz'g Sö, — setzen S' ös in d'Lotterie dö fünfifünfafufz'g. Haben S' überhaupt an Idee — bereits —— was mür Weana für a Kraft hab'n,“ höhnte Kurzweil von der Terrasse, dann hob er die Arme und brüllte, wie weiland Ares im Trojanischen Krieg, daß es durch die Erlenwäldchen an den Ufern des Donaukanals gellte.

„Hören Se doch nu endlich mit dem Jebrülle auf — Sie da oben — oder wollen Se vielleicht 'n dreibänd'jes Buch über planloses Jeschrei herausjeben!“ rief der Berliner ärgerlich.

„Pst, pst — nur keinen Streit,“ besänftigte Staudacher. — „Übrigens, meine Herren, — ich nehme heute schon die Glückwünsche zu unserem künftigen großen Siege in Hamburg entgegen. — Meine Herren, auf diesen Sieg —, meine Herren — hip — hip ——“

Die harmonischen Töne einer Drehorgel schnitten ihm die Worte ab — einen Augenblick Totenstille, dann rhythmisches Trampeln im Ankleideraum der Mannschaft und alle stimmten begeistert mit ein in das Lied: