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Umzug auf Land? Oh no! Ein Umzug ins öde Kaff auf dem Land entwickelt sich zum Tierschutzkrimi rund um die mutigen Zwillinge Martha & Mischa und ihre schrulligen Eltern. Die Zwillinge Martha und Mischa sind komplett verschieden. Aber als ihre Eltern ihnen ohne Vorwarnung mitteilen, dass sie das Großstadtleben gegen ein altes Gruselhaus in irgendeinem öden Kaff am Ende der Welt eintauschen werden, sind sie ausnahmsweise einer Meinung: Das geht gar nicht. Doch so sehr sich die beiden vorgenommen haben, das Ganze richtig blöd zu finden, das Leben auf dem Land ist gar nicht mal so schlecht: Die Pommes im Schwimmbad schmecken eigentlich ganz gut und es gibt sogar ein paar Kinder in ihrem Alter. Neben Schauergeschichten, Waldexpeditionen und Lagerfeuer haben die Zwillinge bald kaum noch Zeit, ihrem alten Leben nachzutrauern. Und als aus dem Wald auch noch ein unheimliches Wolfsgeheul dringt, entwickeln sich die Sommerferien zu einem spannenden Tierschutzkrimi.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2023
Ein Umzug ins öde Kaff auf dem Land entwickelt sich zum Tierschutzkrimi rund um die mutigen Zwillinge Martha & Mischa und ihre schrulligen Eltern
Die Zwillinge Martha und Mischa sind komplett verschieden. Aber als ihre Eltern ihnen ohne Vorwarnung mitteilen, dass sie das Großstadtleben gegen ein altes Gruselhaus in irgendeinem öden Kaff am Ende der Welt eintauschen werden, sind sie ausnahmsweise einer Meinung: Das geht gar nicht. Doch so sehr sich die beiden vorgenommen haben, das Ganze richtig blöd zu finden, das Leben auf dem Land ist gar nicht mal so schlecht: Die Pommes im Schwimmbad schmecken eigentlich ganz gut und es gibt sogar ein paar Kinder in ihrem Alter. Neben Schauergeschichten, Waldexpeditionen und Lagerfeuer haben die Zwillinge bald kaum noch Zeit, ihrem alten Leben nachzutrauern. Und als aus dem Wald auch noch ein unheimliches Wolfsgeheul dringt, entwickeln sich die Sommerferien zu einem spannenden Tierschutzkrimi.
Petra Hartlieb führt mit »Hartliebs Bücher« eine der berühmtesten Buchhandlungen Österreichs, mit »Meine wundervolle Buchhandlung« gelang Petra Hartlieb nämlich ein Spiegel und Weltbesteller. Seit einigen Jahren hat sie ein kleines Haus am Land, ganz in der Nähe von Hubert Flattinger. Aus gemeinsamen Spaziergängen und Lagerfeuersitzungen der beiden Familien ist die Idee für »Martha & Mischa« entstanden.
Hubert Flattinger fand nach mehreren Exkursionen u. a. als Pflastersteinmaler, Tierpfleger und Grafiker schließlich als Journalist, Buch- und Theaterautor sein eigentliches Betätigungsfeld. Über viele Jahre war er verantwortlicher Redakteur und Illustrator der Kinderseite der Tiroler Tageszeitung. Seit 2004 entstehen seine Geschichten in einem Bauwagen.
Ulrike Halvax illustriert für Kinder und Erwachsene – Mensch, Natur, Vielfalt und Humor sind dabei wiederkehrende Themen der Waldliebhaberin. Sie studierte Grafikdesign und Fotografie in Linz und Vilnius, arbeitete einige Jahre in Wien und München und hat ihre Heimat nun im Grazer Umland in Waldnähe gefunden.
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leykam:seit 1585
Petra Hartlieb & Hubert Flattinger
Ein Fall für Martha & Mischa
illustriert von Ulrike Halvax
leykam:KINDER- UND JUGENDBUCH
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Ich sollte am Abend nichts mehr trinken. Immer, wenn ich eingeschlafen bin, wache ich zwei Stunden später wieder auf und muss aufs Klo. Na gut, nicht immer. Aber oft. Und das nervt. Besonders im Winter, wenn es im Bett schön gemütlich ist. Draußen am Gang ist es dunkel und warum niemand das kleine Klofenster zumacht, obwohl es zieht, werde ich nie verstehen.
Schon wieder habe ich zum Abendessen eine große Tasse Früchtetee getrunken. Mitten in der Nacht wache ich auf und spüre den Druck auf meiner Blase. Und wie immer ignoriere ich ihn, liege mindestens zehn Minuten im Bett und atme ihn weg. Klappt nie, ich weiß. Versuche es aber trotzdem und höre meinem Bruder beim Schnarchen zu. So richtig schnarchen tut er nicht, mehr so laut schnaufen, irgendwie süß, wie eine Katze, die sich nicht entscheiden kann, ob sie schnurren oder pfauchen soll. Wenn ich ihn damit aufziehe, ärgert er sich und sagt, dass ich lieber ruhig sein soll. Besser schnarchen, als ins Bett zu machen. Dabei ist es mindestens fünf Jahre her, dass es mir das letzte Mal passiert ist. Wir lieben solche Diskussionen, vor allem beim gemeinsamen Abendessen, und streiten uns dann extra, weil wir so gerne jeder ein eigenes Zimmer hätten. Ich meine, wir sind fast elf Jahre alt, ich bin ein Mädchen und mein Bruder ist logischerweise ein Bub. Und wir schlafen immer noch in einem Zimmer. Das geht eigentlich gar nicht. „Martha“, sagt Mama dann, „die Wohnung ist einfach zu klein. Aber wir suchen schon eine größere. Es dauert eben noch ein bisschen.“ Und Papa hat mit uns schon oft das Zimmer ausgemessen und überlegt, wo man eine Wand einziehen könnte. Das geht aber nicht, denn sonst hätte einer von uns eine Tür und kein Fenster, der andere ein Fenster und keine Tür. Unpraktisch, das sehe ich ein.
Ich also raus aus dem Bett und einmal über den Gang ins zugige Klo. Ich mache dann nie das Licht an, weil es blendet, und außerdem müssen meine Eltern nicht wissen, dass ich in der Wohnung umhergeistere. Die Küchentür ist nur angelehnt, ich sehe es hell durchscheinen und höre leises Gemurmel. Es ist ungewöhnlich, dass unsere Eltern um diese Uhrzeit noch in der Küche sitzen. Papa geht immer sehr spät schlafen, er sagt, am Abend, wenn endlich alles ruhig sei, könne er am besten arbeiten. Und Mama geht früh ins Bett, weil sie schon um halb acht zu arbeiten beginnt. Aber heute sitzen sie in der Küche und ich schleiche auf Zehenspitzen an der Tür vorbei. Da höre ich diesen einen Satz und das ist so ein Moment, wo du genau weißt: Ab jetzt wird dein Leben ein anderes. Den Satz sagt Mama zu Papa und was er antwortet, kann ich nicht verstehen. Ihr Satz war: „Aber wie sagen wir es den Kindern?“ Papa darauf: „Murmel, murmel“, und wieder Mama: „Für Martha wird es nicht so schlimm, die stellt sich schnell auf Neues ein. Aber Mischa macht mir Sorgen.“
Dann höre ich, wie sie ein Glas ausspült und Papa eine leere Bierflasche in den Flaschenkorb stellt, und husche zurück in mein Zimmer. Obwohl ich nicht mehr aufs Klo muss, schlafe ich nicht gut in dieser Nacht.
Mein Gott, Martha! Wenn du noch einmal so laut seufzt, dann geschieht etwas! Dann schnappe ich mir meinen Polster und das Bettzeug und wandere aus. Ja, dann gehe ich fort. Ins Wohnzimmer auf die Couch oder ich übernachte in der Badewanne. Ich spüre genau, dass dir irgendwas im Kopf rumgeht, aber ich habe jetzt keine Lust zu reden. Da kannst du meinetwegen noch zehnmal aufs Klo tigern. Und nun auch noch dieses Seufzen. Das machst du immer, wenn du irgendwas im Kopf hast, worüber du gern sprechen würdest. Aber kann das nicht bis morgen warten? Ich muss mir schließlich meine eigenen Gedanken machen. Mama und Papa benehmen sich schon seit ein paar Tagen seltsam. Und als ich heute in die Küche kam, um mir Vanilletopfencreme aus dem Kühlschrank zu holen, verstummten sie und sahen mich an, als wäre ich ein Außerirdischer. Man muss kein Detektiv sein, um zu verstehen, dass etwas Merkwürdiges im Gange ist. Nur was? Und will ich das überhaupt wissen? Ich werde sie jedenfalls nicht fragen. Mach du das, Martha! Reden kannst du viel besser als ich. Du kannst sogar ziemlich alles viel besser als ich. Bücher lesen, Aufsätze schreiben, den Yoga-Sonnengruß für Fortgeschrittene, Dinge kapieren. Vor allem aber kannst du seufzen. Irgendwann schaffst du es damit ins Guinness-Buch der Rekorde. Und was du außerdem noch kannst: so tun, als ob du leise durchs Zimmer trippeln würdest, um mich nicht aufzuwecken, wenn du zum neunundneunzigsten Mal aufs Klo rennst. Nein, Martha. Ich möchte dich nicht fragen, was mit dir ist. Zuallererst interessiert mich, was bei Mama und Papa los ist. Weshalb sie zu flüstern beginnen, wenn sie merken, dass gleich einer von uns beiden um die Ecke biegt. Erwachsene Leute möchte man meinen. Und dann so ein Theater. Sie benehmen sich uns gegenüber, als wären wir vier Jahre alt, als könnten sie nicht mit uns über alles reden. Ganz klar, irgendwas geht da vor sich. Und ich habe so ein mulmiges Gefühl im Bauch, als wäre morgen Zeugnistag. Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, wenn Mama und Papa sich …
„Martha“, flüstere ich, „bist du noch wach?“ Aber statt einer Antwort höre ich nur ein leises Schnarchen. Klingt ein bisschen wie das Gurren einer Taube. Martha schläft. Typisch. Jetzt, wo ich endlich so weit wäre, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Ich werde sie morgen fragen, ob sie eine Ahnung hat, was mit Mama und Papa los ist. Vielleicht aber auch nicht. Wer weiß, vielleicht ist morgen eh alles anders. Vielleicht ist dann alles wieder so, wie es sein soll. Papa würde Mama am Ohrläppchen kitzeln, während sie die Zeitung liest. Er würde sie zum Lachen bringen. Keiner versteht es besser, Mama zum Lachen zu bringen als Papa. Und wenn sie zu uns sagt: „Ich habe den größten Idioten auf dieser Welt geheiratet, Kinder!“ wissen Martha und ich, dass sie sehr zufrieden damit ist, den größten Idioten auf dieser Welt geheiratet zu haben.
Normalerweise erzähle ich Johanna alles. Na gut, fast alles. Alles, was nicht zu peinlich ist. Zum Beispiel habe ich ihr erzählt, wie ich im Ferienlager war und mich so gefürchtet habe, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Johanna versteht mich.
Warum habe ich ihr am nächsten Schultag nicht einfach erzählt, was Mama letzte Nacht gesagt hat? Kurz habe ich überlegt, in der großen Pause, als wir wieder einmal unsere Jausenbrote getauscht haben. Sie liebt nämlich die Vollkornbrote, die Papa mir macht – mit Schinken, einer Scheibe Tomate und einem Salatblatt. Mein Papa ist so. Früher hat er Mischa und mir auch immer mit Schnittlauch etwas aufs Butterbrot gezeichnet, aber dafür sind wir jetzt leider zu alt. Johanna liebt diese Brote und mir ist es egal, ich esse auch gerne ihre Semmel mit Frischkäse aus dem Supermarkt.
An diesem Morgen war meine Jause aber gar nicht so super. Papa hat nämlich verschlafen und nur schnell zwei Brote mit vegetarischem Aufstrich zusammengepappt und ein Paprikastück dazwischengeklemmt. Obwohl ich Paprika nicht mag. Johanna nimmt eine Brothälfte vorsichtig ab und hebt eine Augenbraue. Ich kenne niemanden, der so schön die Augenbrauen heben kann wie Johanna. Um das Gleiche auszudrücken, müssten andere mindestens fünf ganze Sätze sagen.
Ich überlege also gerade, ob ich ihr das von gestern Abend erzählen soll, da sehe ich meinen Bruder, wie er auf der Schaukel am Schulhof hockt und zu mir rüberschaut. Obwohl Mischa ziemlich klein ist, ist er für die Schaukel viel zu groß. Und wie er so da sitzt und mich seltsam anschaut, erzähle ich nichts, und dann klingelt es und die Pause ist vorbei.
Am Nachmittag habe ich Theatergruppe – die letzte Probe vor der Aufführung am vorletzten Schultag, schon in zwei Tagen. Obwohl ich dieses Mal keine Rolle mit viel Text habe, bleibe ich immer wieder hängen, ein Grund für Johanna, erneut die Augenbraue hochzuziehen.
Mischa und ich kommen gleichzeitig nach Hause, er vom Fußballtraining, ich von der Theaterprobe. Papa sitzt nicht in seinem Arbeitszimmer, sondern in der Küche und tut nichts. Ich meine wirklich nichts. Er hat weder ein Notizbuch noch einen Laptop vor der Nase und nach Essen riecht es auch nicht. „Hallo Martha“, sagt er und es klingt mehr wie eine Frage, nicht wie eine Begrüßung. Da spüre ich ein Grummeln in meinem Bauch.
Mischa kommt in die Küche, beachtet Papa nicht weiter und trinkt einen Schluck Milch direkt aus der Packung. Papa reagiert nicht und das Grummeln in meinem Bauch wird noch schlimmer.
„Ich will duschen, aber Mama ist im Bad“, sagt mein Bruder und wischt sich den Milchbart ab.
„Dann duschst du eben erst in fünf Minuten“, sagt Papa und erklärt nicht, warum Mama schon zu Hause ist, obwohl es halb sechs ist und am Dienstag ihre Arbeit in der Tierarztpraxis erst um sechs zu Ende ist.
Und dann kommt sie auch schon rein, hat ihren schicken Overall mit den großen bunten Blumen an und sagt: „Zieht euch um, wir gehen zu Giovanni.“
Giovanni ist unser Lieblingsrestaurant. Es ist direkt bei uns um die Ecke, hat einen kleinen Gastgarten und die beste Pizza der Welt. Zumindest der Welt, die ich kenne. Vor drei Jahren waren wir in Italien im Urlaub und Mama schwärmte die ganze Autofahrt vom Essen, das wir dort bekommen würden. Aber als ich dann eine Pizza bestellte, war ich echt enttäuscht. Ich bleibe also dabei: Nirgendwo ist die Pizza besser als bei Giovanni.
Mischa und ich sind uns selten einig, aber jetzt fragen wir gleichzeitig: „Warum?“
„Sachen gibts, die gibts gar nicht.“ Das sagt Papa manchmal, wenn er sich über etwas wundert. Zum Beispiel, wenn ihm ein Autofahrer aus einer Einbahnstraße entgegenkommt. Oder wenn an dem vergammelten Kaktus auf dem Fensterbrett doch noch eine Blüte treibt. Oder sein weißes Hemd rosa aus der Waschmaschine kommt. Und Papa hat recht. Es gibt wirklich eine Menge Dinge, über die man sich wundern kann. Fantasie ist so eine Sache. Mama sagt, dass ich einen Haufen davon habe, vor allem, weil ich Dinge zeichnen kann, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Neulich habe ich einen Ochsen gezeichnet, der auf Schlittschuhen einkaufen fährt. Für mich ist das ganz normal. Ist mir einfach so eingefallen, obwohl wir Sommer haben. Mama aber hat mir über die Schulter geschaut und gestaunt: „Was dir immer einfällt, Mischa!“ Meine Zeichenmappe ist voll von Dingen, die es nicht gibt. Aber irgendwie gibt es sie ja doch, sonst würde ich sie erst gar nicht zeichnen können.
„Was wird das?“, fragt Papa und tippt mit dem Finger auf meine Serviette.
„Ein Bär im Pizzamantel.“
„Ach so“, sagt er, als hätte er es längst gewusst. Nach dem Essen juckt es mich oft zu zeichnen. Das Serviettenpapier ist zwar weich, aber mit dem Kugelschreiber geht es halbwegs. Mama und Papa kauen an den letzten Bissen. Nur Martha sitzt wie angenagelt vor ihrer halben Quattro Stagioni.