Der Wartegg-Zeichentest - Katrin Bauer - E-Book

Der Wartegg-Zeichentest E-Book

Katrin Bauer

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Psychologie - Diagnostik, Note: 1,3, Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg, Veranstaltung: Grundlagen Psychologischer Diagnostik, Sprache: Deutsch, Abstract: Projektive Verfahren zur Diagnostik sind ebenso verbreitet wie umstritten. In der Behandlung Erwachsener spielen sie heute eher eine untergeordnete Rolle. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie werden sie dagegen häufig angewandt. Eines dieser Verfahren ist der Wartegg-Zeichen-Test. Wider Erwarten gibt es nur wenig und zudem kaum neuere Literatur zu diesem Test. Im Folgenden werden zunächst der Entwicklungshintergrund projektiver Verfahren, ihre Grenzen und Möglichkeiten sowie ihre Anwendungsbereiche dargestellt. Der Schwerpunkt dieser Arbeit befasst sich mit dem Wartegg-Zeichentest. Es werden seine theoretischen Grundlagen, Intentionen und Anwendungsbereiche sowie Testdurchführung und Auswertung beschrieben. Im Anschluss wird auf die Besonderheiten bei seiner Anwendung im Kinder- und Jugendbereich eingegangen sowie Kritik am Wartegg-Zeichentest diskutiert.

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Zusammenfassung

 

Projektive Verfahren sind ein wichtiger Bestandteil der psychologischen Diagnostik, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich. Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Wartegg-Zeichentest, einem Verfahren aus dem zeichnerischen Gestaltungsbereich.

 

Die Hausarbeit skizziert die Entstehungsgeschichte projektiver Verfahren, geht auf ihre Grenzen und Möglichkeiten sowie ihre Anwendungsbereiche ein.

 

Der Wartegg-Zeichentest als ein verbreitetes projektives Verfahren wird exemplarisch vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

 

Zusammenfassung

1.   Einleitung

2.   Projektive Verfahren

2.1        Entwicklung

2.2        Grenzen und Möglichkeiten

2.3        Anwendungsbereiche projektiver Verfahren

3.   Der Wartegg-Zeichentest

3.1        Allgemeines

3.2        Theoretische Grundlagen

3.3        Testdurchführung

3.4        Testauswertung

3.4.1               Formale Auswertung

3.4.1.1 Graphische Merkmale

3.4.1.2 Formbehandlung

3.4.1.2 Flächenbehandlung

3.4.1.3 Auffassung der Formqualitäten

3.4.2               Inhaltliche Auswertung

3.4.2.1 Inhaltliche Gesamtbetrachtung

3.4.2.2 Inhaltliche Einzelbetrachtung

4.   Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

5.   Kritik am Wartegg-Zeichentest

6.   Schlussbemerkung

7.   Literaturverzeichnis

1.      Einleitung

Projektive Verfahren zur Diagnostik sind ebenso verbreitet wie umstritten. In der Behandlung Erwachsener spielen sie heute eher eine untergeordnete Rolle. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie werden sie dagegen häufig angewandt. Eines dieser Verfahren ist der Wartegg-Zeichen-Test.

Wider Erwarten gibt es nur wenig und zudem kaum neuere Literatur zu diesem Test.

2.      Projektive Verfahren

2.1     Entwicklung

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewannen metrische Verfahren in der Psychodiagnostik an Popularität. Die Zerlegung der Persönlichkeit in messbare Teilfunktionen wurde von Seiten der Gestaltpsychologie und unter Einfluss der Psychoanalyse kritisiert (Rauchfleisch, 2006). Aus dem Bestreben, die Persönlichkeit als Ganzes darzustellen, gingen projektive Tests entwickelt (ebd.).

Projektive Verfahren basieren auf einem psychoanalytischen Interpretationsmodell (Döpfner, Lehmkuhl, Petermann & Scheithauer, 2000). Der Begriff der "Projektion" wurde von Freud im Rahmen der Psychoanalyse entwickelt und beschreibt, vereinfacht ausgedrückt, die "Veräußerlichung eines inneren Vorgangs" (Freud, 1975 zit. nach Rollett, 2003, S.340).

In projektiven Verfahren wird uneindeutiges oder unstrukturiertes Reizmaterial eingesetzt, das Reaktionen auslösen soll, die Rückschlüsse auf Einstellungen, Abwehrmechanismen, Motivationen und die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen erlauben sollen (APA, 2001).

Es bildeten sich drei Gruppen von projektiven Verfahren heraus: Form-Deutung, verbal-thematische sowie zeichnerische und gestalterische Verfahren (Rollett, 2003).

Nach der Systematik Pervins (2003,.zit..nach.Kubiak.&.Weber) sind Merkmale projektiver Diagnostik

- unstrukturierter Ansatz (viel Raum für eine freie Ausgestaltung der Anwendung des Instruments)

- verdeckter Ansatz (geringe Transparenz des Instrumentes für den Probanden)

- subjektiver Ansatz (interpretierbare Selbstberichtsdaten statt messbarer Leistungs- oder direkter Verhaltensdaten)

Daraus ergibt sich, dass, wie bei allen qualitativen Methoden, die Auswertung und Interpretation projektiver Verfahren hohe Ansprüche an den Testleiter stellen.

2.2     Grenzen und Möglichkeiten

Kaum eine diagnostische Methode ist so umstritten wie die projektiven Verfahren. Die Akzeptanz reicht von begeisternder Befürwortung bis hin zur strikten Ablehnung (Rollett, 2003). Von Kritikern wird angeführt, dass sie nur eingeschränkt den Anforderungen der Psychometrie nach Quantifizierung, klarer konzeptueller Grundlage und Erfüllung der Testgütekriterien genügen (Rauchfleisch, 2006).

Dieser "Mangel" ist auf ihre Zielstellung, das Individuum ganzheitlich zu erfassen, zurückzuführen. Befürworter projektiver Verfahren verweisen darauf, dass die Komplexität der Persönlichkeit schwer in reproduzierbaren Messwerten darstellbar ist (Rauchfleisch, 2006).

Als Vorzug projektiver Verfahren wird angenommen, dass sie nicht durchschaubar und damit weniger leicht verfälschbar sind.(Rollett, 2003). Dies bringt jedoch das ethische Problem mit sich, dass die Intention für den Probanden nicht ohne weiteres ersichtlich ist (ebd.).

Gerade Befürworter der projektiven Verfahren warnen vor einer Beliebigkeit der Interpretation bzw. dem Überschätzen des möglichen Erkenntnisgewinns (vgl. Vetter, zit. nach Renner, 1953)

In der Praxis nehmen die projektiven Verfahren "einen wichtigen Stellenwert bei der Exploration und Generierung diagnostischer und interventionsbezogener Hypothesen ein" (Rollett, 2003). Die mit projektiven Verfahren gewonnenen Befunde werden in der Psychotherapie genutzt, um das Spektrum an psychodynamischen Hypothesen zu erweitern (Rauchfleisch, 2006)..

Projektive Verfahren dienen nicht der "Messung". Sie bereichern das Instrumentarium der Psychodiagnostik, wenn sie ihrem Sinn und dem zugrunde liegenden Konzept gemäß eingesetzt werden.

2.3     Anwendungsbereiche projektiver Verfahren

Nach den "Standards für pädagogisches und psychologisches Testen" (Hecker, Leutner & Amelang, 1998 zit. nach Rollett, 2003) wird das Einsatzgebiet der projektiven Tests vor allem im Bereich der klinisch-psychologischen Diagnostik gesehen.

Auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie werden projektive Verfahren angewandt. Während Erwachsene ihr Befinden und ihre Probleme leichter verbal ausdrücken können, ist diese Fähigkeit bei kleinen Kindern nur rudimentär vorhanden, bei älteren Kindern und Jugendlichen noch in der Entwicklung begriffen. Projektive Verfahren ermöglichen den spielerischen Zugang zur Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen.

3.      Der Wartegg-Zeichentest

 

3.1     Allgemeines

 

Der Wartegg-Zeichentest (WZT) ist ein athematisches zeichnerisches Gestaltungs-verfahren, das Aufschluss über die Persönlichkeit geben soll (Rauchfleisch, 2006). Er besteht aus acht Feldern mit vorgegebenen Zeichen, deren Gestalt jeweils von den Testpersonen aufgenommen und zeichnerisch weiterführt werden soll..

 

Der WZT wurde 1930 von dem Leipziger Psychologen Ehrig Wartegg (1897-1983) entwickelt. Er sah Einsatzmöglichkeiten des Tests in der psychiatrischen Diagnostik, in der aufdeckenden Psychotherapie, in der Eignungsdiagnostik (schulisch, beruflich), in der Berufsberatung ("Arbeitscharaktere") und unter entwicklungspsychologischen Aspekten. August Vetter, ein Kollege Warteggs, benutzte den Test in der Psychotherapie und Lebensberatung (Avé-Lallemant, 2000). Er wertete ihn, wie Wartegg, erscheinungswissenschaftlich aus, zog aber auch die Handschriftenanalyse mit heran (ebd.). Der erziehungswissenschaftlichen Deutung des WZT nahm sich 1953 Maria Renner an, die sich auf die Deutungsweise Vetters bezog. Ursula Avé-Lallemant (2000) stellt den WZT in den Dienst der Erziehungs-, Jugend- und Lebensberatung.

 

Ich selbst habe den Test in der Erwachsenenpsychiatrie vereinzelt und in der Kinder – und Jugendpsychiatrie /-psychotherapie sehr häufig angetroffen.

 

Der WZT wurde als Teil einer Testreihe entworfen, zu der weiterhin der Deutungstest (von Wartegg und Vetter) und der Erzählungstest (von Wartegg) gehört (Renner, 1957). Die Herauslösung und gesonderte Beschreibung des Zeichentest begründet sich nach Maria Renner (1957) aus der großen Verbreitung dieses Tests und der damit verbundenen Gefahr der Trivialisierung.

 

3.2     Theoretische Grundlagen

 

Der WZT ist ein projektives, halbstrukturiertes Testverfahren, das von seinem Erfinder, Ehrig Wartegg, als graphoskopisches Verfahren beschrieben wird (Wartegg, 1953).

 

Wartegg (1953) versteht darunter

 

[…] ein psychodiagnostisches Verfahren, welches die zeichnerisch testmäßige Weiterführung planmäßig variierter Reizgegebenheiten in gefügehaft überschaubarem Zusammenhänge fordert und auf Grundlage experimentell kontrollierter Wechselbeziehungen der Antriebs- und Empfindungsfunktionen im optischen Felde Einblick in der Schichtenaufbau kortikaler Steuerung von reflexiblen Ausgangspositionen bis zu qualitativer Differenzierung geistiger Sinnbezüge ermöglicht. (S.9)