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Platón

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Beschreibung

Vor allem in der Politik können wir beobachten, wie sich Menschen durch angelernte Dialektik, aus ihren Vorfällen herausziehen und es versuchen uns zu manipulieren. Die Beobachtungen aus dem aktualisierten Werk Platons offenbaren Ihnen einiges, über die Wortverdrehenden. Es wird Ihnen helfen diese zu identifizieren und damit den Wortverdrehenden die Möglichkeit nehmen Sie und andere zu manipulieren. Der Text folgt der Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Übersetzung von 1807 und wurde im Jahr 2024 von Darian Voester aktualisiert.

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PLATON
Ein antiker Philosoph, Schüler und Begleiter Sokrates, vieles, was von Sokrates überliefert wurde, verdanken wir ihm. Auch verfasste Aristoteles, ein Schüler an Platons Akademie, Werke für die Ewigkeit. Platon wurde ca. im Jahre 427 v. Chr. geboren. Die meisten seiner Werke sind in Dialogform und deswegen auch für uns eine gute Möglichkeit zu lernen, wie wir gemeinsam das Philosophieren praktizieren.

Der Text folgt der Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Übersetzung von 1807 und wurde im Jahr 2024 von Darian Voester aktualisiert.

ISBN: 9783759225030

©2024 Alle Rechte sind vorbehalten.

Darian Voester, Berlin

Kontakt: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

PLATON

Copyright

Der Wortverdrehende

Platon

Der Wortverdrehende

(Der Sophist)

––––––––

Akteure: Theodoros · Sokrates · Fremder aus Elea · Theaitetos

Theodoros: Sokrates, wegen der Verabredung von gestern, stellen wir uns selbst und bringen auch noch einen Fremden mit, er sagt er kommt aus Elea.

Sokrates: Das Geschlecht der Philosophie, das nicht viel leichter zu erkennen ist als das der Gottheiten. Denn in normalen Gestalten erscheinen sie, wegen der Unwissenheit der anderen, die nicht angebliche, sondern wahrhafte Philosophierende sind, die Gebiete der Menschen betrachtend und als das vollkommene Sein erscheinen, und anderen scheinen sie gar nichts wert zu sein, andere schätzen sie sehr, und sie werden für Staatsmänner angesehen, oder für Sophisten; ja heute noch erklären einige sie für komplett Verwirrte. Von unserem Fremden nun möchte ich gern hören, wenn es ihm passt, was die Leute aus Elea darüber denken.

Theodoros: Wovon denn?

Sokrates: Über die Sophisten, den Staatsmann und den Philosophierenden.

Theodoros: Was für eine Ungewissheit hast du hierüber, dass dir das zu fragen eingefallen ist?

Sokrates: Ob sie das Gesagte für das Gleiche halten oder die Unterschiede erkennen, oder ob sie, so wie die drei Wörter, so auch in drei unterscheiden, und mit jedem auch etwas Besonderes verknüpfen?

Theodoros: Er wird ja keine Bedenken geben dies zu äußern. Oder, mein Fremdling?

Fremder: Theodoros, weder habe ich ein Bedenken, noch ist es schwer, zu sagen, dass sie es für drei verschiedene Kategorien halten. Einzeln, aber genau zu bestimmen, was es ist, das ist weder eine kleine noch eine leichte Aufgabe.

Sokrates: Fremdling, sage uns zuvor, ob du gewohnt bist, lieber für dich allein in fortlaufender Rede das durchzuführen, was du jemandem darstellen willst, oder in Fragen.

Fremder: Mit einem der ohne Unlust und nicht mit Manipulation mitzusprechen weiß mit Fragen, wenn aber das nicht funktioniert, dann allein.

Sokrates: Es ist dir überlassen, von den Anwesenden, wen du willst, auszuwählen. Nimmst du aber meinen Rat an, wirst du einen von den Jünglingen wählen, etwa hier den Theaitetos, oder einen anderen, wie du magst.

Fremder: Sokrates, eine gewisse Scham ergreift mich, dass ich, jetzt zum ersten Mal unter euch, nicht ein kurzes Gespräch Wort um Wort mit euch führen werde, sondern dass ich eine zusammenhängende Rede durchführen werde, geschehe es nun allein oder mit einem anderen, als ob ich mich vor euch zeigen wollte. Denn das Aufgegebene ist in der Tat nicht schnell untersucht, sondern es bedarf einer langen Auseinandersetzung. Dass Theaitetos der Gesprächspartner wird, finde ich sehr gut, infolgedessen, was ich schon selbst vorher mit ihm besprochen hatte, als auch, weil du ihn jetzt für diese Untersuchung empfiehlst.

Theaitetos: Wirst du aber auch, wie Sokrates sagte, alle Umgangsformen respektieren, Fremdling?

Fremder: Hierüber scheint nichts mehr zu sagen nötig zu sein, Theaitetos, und an dich soll von nun an, wie es scheint, meine Rede erfolgen.

Theaitetos: Ich hoffe, dass ich jetzt nicht ermüden werde. Sollte das mir doch passieren, wollen wir auch Sokrates miteinbeziehen.

Fremder: Einverstanden, du wirst darüber entscheiden. Jetzt müssen wir zur Untersuchung kommen, zuerst beginnen wir mit dem Sophisten, um durch die Rede das Dunkle aufzuhellen, was er ist. Denn bis jetzt haben ich und du von ihm nur den Namen; die Sache aber, die wir ihnen zuschreiben, sieht vielleicht jeder von uns anders in seiner Vorstellung. Immer aber muss man in allen Dingen über die Sache durch Erklärungen sich verständigen und nicht nur über den Namen ohne Erklärung. Der ganze Stamm aber, den wir jetzt vorhaben, zu untersuchen, ist nicht soeben leicht zu erfassen. Was aber wohl gelingen wird, darüber sind alle einig, dass man es zuvor am Kleinen und Leichteren üben muss, bevor am Größten selbst. So auch jetzt Theaitetos, rate ich wenigstens uns beiden, weil wir die Art des Sophisten für mühsam und schwer einzufangen empfinden, zuvor an etwas Anderem, Leichterem das Verfahren versuchen, wenn du nicht etwa einen anderen, leichteren Weg anzugehen kennst?

Theaitetos: Ich kenne keinen.

Fremder: Sollen wir uns also etwas Einfaches vornehmen und daran versuchen, ein Vorbild aufzustellen für das Größere?

Theaitetos: Ja.

Fremder: Was sollen wir also nehmen leicht zu Erkennendes und Kleines, dennoch aber nicht kürzerer Erklärung Bedürfendes als das Größere? Etwa der Angelfischer: Ist der nicht jedem bekannt und viel Anstrengung auf ihn anzuwenden nicht schwer?

Theaitetos: So ist es.

Fremder: Das Verfahren aber soll er uns, hoffe ich, gut zeigen und eine Erklärung nicht weit entfernt von dem, was wir wollen.

Theaitetos: Das wäre perfekt.

Fremder: Dann los, lass uns mit ihm beginnen: Sage mir, wollen wir ihn als einen Künstler anerkennen oder als einen Kunstlosen, dem aber irgendein anderes Talent antrainiert wurde?

Theaitetos: Keineswegs als einen Kunstlosen.

Fremder: Für alle Künste aber gibt es zwei Begriffe.

Theaitetos: Welche?

Fremder: Die Handfertigkeiten und jegliche Bemühung um einen sterblichen Körper, und wiederum, was sich auf das Zusammengefügte und Gestaltete bezieht, das wir Kunstwerke nennen, dann die nachahmende Kunst, alles dieses kann mit Recht durch eine Benennung bezeichnet werden.

Theaitetos: Wie und durch welche?

Sokrates: Wo immer jemand, was zuvor nicht war, zum Dasein bringt, sagt man, dass der Bringende es mache, das Gebrachte aber gemacht wird.

Theaitetos: Richtig.

Fremder: Was wir nun eben angeführt haben, hatte hier drin seine Kraft.

Theaitetos: Ich stimme zu.

Fremder: So könnte man das Zusammengefasste die hervorgebrachte Kunst nennen.

Theaitetos: So ist es.

Fremder: Alle Arten des Erlernens und der Erkenntnis, aber auf der anderen Seite, ist alles Geldverdienen abgesondert und Kämpfen und Jagen, da keines davon etwas Neues hervorbringt, sondern nur das bereits Vorhandene und Gewordene teils durch Worte und Taten in ihre Gewalt bringt, aber die die es in ihre Gewalt bringen, möchte ich nicht schlechtreden: So könnte am besten eine Kunst, die man die erwerbende Kunst nennt, dies beschreiben.

Theaitetos: Ja, das ist ok.

Fremder: Wenn nun alle Künste zur erwerbenden oder hervorbringenden gehören, unter welche, Theaitetos, wollen wir den Angelfischer setzen?

Theaitetos: Unter die erwerbende.

Fremder: Gibt es aber von der erwerbenden nicht auch zwei Kategorien, die eine, die auf beiden Seiten umgesetzt werden kann, durch ein Geschenk wie auch als Kauf oder Miete; die andere insgesamt aber als Aktion, geschehe sie nun wörtlich oder durch Taten, in sich schlüssig, die bezwingende ist.

Theaitetos: Das ist deutlich.

Fremder: Wie aber? Sollen wir die bezwingende nicht wieder in zwei aufteilen?

Theaitetos: Auf welche Art?

Fremder: Indem wir es als Kampf setzen, das Heimliche in ihr aber als Nachstellung.

Theaitetos: Gut.

Fremder: Die Nachstellung, wäre es unvernünftig, sie nicht wieder in zwei zu teilen?

Theaitetos: Sage mir, wie?

Fremder: Die eine für das Leblose, die andere für das Lebende.

Theaitetos: Warum sollte man nicht, wenn es doch beides gibt?

Fremder: Die des Leblosen, die bis auf einige Teile der Taucherkunst und andere dergleichen ins kleinere unbenannt ist, müssen wir liegenlassen, die des Belebten aber, die nun die Nachstellung gegen Tiere ist, die wir Tiernachstellung oder die Jagd nennen.

Theaitetos: Ok.

Fremder: Von der Jagd aber könnte man nicht eine zweiteilige Art mit Recht ausführen? Eine, die sich auf die Landtiere fokussiert, die aber in viele Arten und Namen geteilt ist, im Ganzen aber die Landjagd ist; die andere, die sich auf die schwimmenden Tiere fokussiert, die Jagd im Wasser.

Theaitetos: So ist es.

Fremder: Von den schwimmenden Tieren aber sehen wir gefiederte und im Wasser lebende? Und die Jagd auf die gefiederten Geschlechter heißt doch die Vogeljagd?

Theaitetos: So heißt sie.

Fremder: Und die auf das im Wasser Lebende natürlich die Fischerei?

Theaitetos: Korrekt.

Fremder: Und wie? Können wir auch diese Jagd in zwei größere Teile teilen?

Theaitetos: In was für welche?

Fremder: Der eine durch das Gehege das Ergebnis vollendet, der andere durch die Verletzung.

Theaitetos: Wie meinst du das? Und wonach trennen sich beide?

Fremder: Die Tiernachstellung die alles, was etwas, um es zurückzuhalten, umgibt, ein Gehege heißen muss.

Theaitetos: Unbedingt.

Fremder: Reusen also und Schlingen und Grundnetze und dergleichen, soll man das anders als Gehege nennen?

Theaitetos: Nicht sicher.

Fremder: Netzfang also würden wir diesen Teil der Jagd nennen, oder so ungefähr.

Theaitetos: Ja.

Fremder: Der aber mit Haken und Harpunen durch Verwundung arbeitet, den würden wir vom Netzfang unterscheiden, die wir jetzt mit einem Wort die Wundfischerei nennen müssen. Oder wie, Theaitetos, könnte man sie besser benennen?

Theaitetos: Dieser ist gut genug.

Fremder: Die nächtliche Art der Wundfischerei, die beim Licht des Feuers betrieben wird, heißt bei denen, die ihr nachgehen, der Fackelfang.

Theaitetos: Das ist richtig.

Fremder: Die aber bei Tag, mit Haken an der Spitze und mit Harpunen, heißt im Allgemeinen die Hakenfischerei.

Theaitetos: So heißt sie.

Fremder: Was nun bei dieser zur Wundfischerei gehörigen Hakenfischerei von oben nach unten geschieht, weil man die Harpune verwendet, wird diese Harpunenfischerei genannt.

Theaitetos: So nennen sie einige.

Fremder: Das Übrige ist nur noch eine Art.

Theaitetos: Was für eine?

Fremder: Die durch den entgegengesetzten Zug mit dem Angelhaken betrieben wird und die Fische nicht gleichmäßig am Körper trifft wie mit der Harpune, sondern am Kopf und im Mund, und den gefangenen Fisch dann mittels Rute und Rohr von unten heraufzieht. Und wie sollen wir sagen, Theaitetos, wie diese genannt werden muss?

Theaitetos: Mir scheint, was wir uns eben vorgesetzt haben zu finden, nun wirklich vollbracht zu haben.

Fremder: Nun also sind wir, du und ich, von der Angelfischerei nicht nur über den Namen einig, sondern haben auch die Erklärung über die Sache ausreichend besprochen. Denn von der gesamten Kunst war die eine Hälfte die erwerbende, von der erwerbenden die bezwingende, von der bezwingenden die nachstellende, von der nachstellenden die jagende, von der jagenden die im Wasser jagende, von der im Wasser jagenden war der ganze untere Abschnitt die Fischerei, von dieser ein Teil die verwundende, von der verwundenden die Hakenfischerei, von unten nach oben gezogenen und den Fisch an einem Stock hängended in einer Wunde den von der Tat selbst beschriebenen Namen der Angelfischerei erhalten.

Theaitetos: Auf jeden Fall ist dies nun ausreichend aufgehellt.

Fremder: Nun dann, wollen wir nach eben diesem Muster wie gerade auch versuchen, zu untersuchen, was der Sophist ist?

Theaitetos: Lass uns beginnen.

Fremder: Wie auch vorhin lautet die Frage, ob wir den Sophisten als einen Unwissenden oder als eine Kunst ansehen? So auch jetzt, Theaitetos, wollen wir diesen als einen Unwissenden bezeichnen oder auf alle Weise doch als einen wirklich Klugen?

Theaitetos: Keineswegs als unwissend.

Fremder: Also als im Besitz einer Kunst müssen wir ihn beschreiben.

Theaitetos: Aber was für eine?

Fremder: Bei den Gottheiten, sind diese beiden miteinander verwandt?

Theaitetos: Wer mit wem?

Fremder: Der Angelfischer mit dem Sophisten?

Theaitetos: Wie kommst du darauf?

Fremder: Jäger scheinen sie mir beide zu sein.

Theaitetos: In welcher Jagd? Denn von dem anderen haben wir es gesagt.

Fremder: Haben wir nicht eben die gesamte Jagd in zwei Teile geteilt, den einen für die Nachstellenden gesondert, den anderen für das Gehege?

Theaitetos: Ja.

Fremder: Wir haben uns nur auf die im Wasser Schwimmenden bezogen, die Landjagd aber haben wir unbeschrieben gelassen und nur erwähnt, sie wäre sehr vielseitig?

Theaitetos: So war es.

Fremder: Bis hierher nun sind der Sophist und der Angelfischer von der erwerbenden Kunst aus miteinander verwandt.

Theaitetos: So scheint es.

Fremder: Sie trennen sich aber bei der Tiernachstellung, der eine nach den Meeren und den Strömen und Seen, um den dort lebenden Tieren nachzustellen.

Theaitetos: Richtig.

Fremder: Der andere aber aufs Land und aus anderen Gründen, nämlich des Reichtums, um der hier befindlichen Möglichkeiten sich zu bemächtigen.

Theaitetos: Wie meinst du das?

Fremder: Von der Landjagd gibt es zwei große Teile.

Theaitetos: Welches sind die beiden?

Fremder: Die der zahmen und die der wilden.

Theaitetos: Gibt es eine Jagd auf zahme Tiere?

Fremder: Wenn der Mensch ein zahmes Tier ist! Sage du es mir. Entweder, es gibt keine zahmen Tiere, oder dass es diese zwar gibt, der Mensch aber ein wildes sei; oder du magst auch den Menschen zwar ein zahmes nennen, aber nicht glauben, dass es eine Nachstellung auf den Menschen gibt; was du hiervon am liebsten behaupten möchtest, bitte erkläre mir!

Theaitetos: So halte ich uns für ein zahmes Tier Fremdling, aber ich sage auch, dass es eine Nachstellung auf die Menschen gibt.

Fremder: Zwiespalt für die Menschenjagd, sagen wir nun auch wieder, es sei die zahme Jagd.

Theaitetos: Weshalb sagen wir das?

Fremder: Die Räuberei, die Sklavenfangerei, die Tyrannei und die gesamte Kriegskunst, dies sämtlich bestimmen wir als die gewaltsame Nachstellung.

Theaitetos: Wahr.

Fremder: Die sachwalterische aber und die volksrednerische und die umgängliche, insgesamt als eins, wollen wir als eine Kunst die überredende benennen.

Theaitetos: Gut.

Fremder: Von der Überredungskunst aber setzen wir zwei Kategorien.

Theaitetos: Was für welche?

Fremder: Eine, die unter Einzelnen, die andere, die öffentlich zu betrachten möglich ist.

Theaitetos: Beide Arten gibt es.

Fremder: Von der nicht öffentlichen nun ist wiederum die eine die lohnfordernde, die andere die geschenkbringende.

Theaitetos: Das verstehe ich nicht.

Fremder: So scheinst du auf die Nachstellung der Liebenden wohl noch nicht geachtet zu haben.

Theaitetos: Wieso?

Fremder: Wie sie eingefangen werden und noch Geschenke dazu geben.

Theaitetos: Du hast recht.

Fremder: Diese Art sei also die der Verführungskunst.

Theaitetos: 100%.

Fremder: Von der lohnfordernden aber gibt es zunächst eine Art, die immer lieblich redend und die Lust überall als Lockspeise gebraucht und als einzigen Lohn Nahrung fordert, die wir, glaube ich, als die einschmeichelnde für alle eine beschämende Kunst erklären.

Theaitetos: So ist es!

Fremder: Die andere aber, die, um der Anständigkeit Umgang zu pflegen bedeutet und sich Geld als Lohn reichen lässt, lohnt es sich nicht, dass wir diese Art mit einem anderen Namen benennen?

Theaitetos: Bestimmt.

Fremder: Aber mit welchem?

Theaitetos: Es ist klar. Denn den Sophisten haben wir, scheint mir, gefunden. Ich glaube, indem ich ihn erkläre, ihn mit dem schicklichsten Namen zu benennen.

Fremder: Nach diesem Gespräch also Theaitetos, wäre von der nachstellend bezwingenden aneignenden Kunst zu sprechen, und zwar von der Tiernachstellung zu Land auf Menschen, der nicht öffentlichen Überredungskunst und lohnfordernden, für Geld sich verkaufenden, scheinbar belehrendend meistens auf reiche angesehene Jünglinge fokussierten Jagd, die sophistische Kunst zu nennen ist.

Theaitetos: So ist es.

Fremder: Lass uns aber noch das klären: Denn das ist nicht eine unwichtige Kunst, was wir jetzt suchen, sondern eine sogar sehr vielseitige. Denn auch aus dem gerade Gesagten ergibt sich ein Schein, als sei es nicht das, was wir jetzt sagen, sondern noch eine weitere Klasse.

Theaitetos: Wieso?

Fremder: Von der erwerbenden Kunst gab es doch zwei Arten: Indem sie sowohl einen nachstellenden Teil hat als auch einen umsetzenden.

Theaitetos: So war es.

Fremder: Den Umsatz wollen wir nun wieder in zwei Arten teilen: die eine das Schenken, die andere das Kaufen oder den Handel. Weiter wollen wir sagen, dass auch der Handel in zwei Teile zerfällt.

Theaitetos: In welche?

Fremder: Abgesehen vom Eigenhandel der Selbstversorgenden vom Zwischenhandel, die fremde Arbeit umtauschen und organisieren.

Theaitetos: Sehr klug.

Fremder: Wie aber? Was vom Zwischenhandel ein städtischer Verkauf ist, mit Sicherheit fast die Hälfte des Handels, nennen wir das nicht Kleinhandel?

Theaitetos: Ja.

Fremder: Den Handel aber, der von einer Stadt zu einer anderen durch Kauf und Verkauf getrieben wird, nennt man den nicht Großhandel?

Theaitetos: Ohne Zweifel.

Fremder: Und haben wir etwa nicht bemerkt, dass der Großhandel ein Teil ist, wovon der Mensch sich ernährt und Gebrauch macht, der andere das, wovon die Seele sich ernährt und Gebrauch macht, das aber in einem Verkauf zu Geld macht?

Theaitetos: Wie meinst du das?

Fremder: So ist uns das nicht bekannt von der Seele, weil das andere verstehen wir doch.

Theaitetos: Ja.

Fremder: Die gesamte Tonkunst wollen wir also sagen, indem sie von einer Stadt zur anderen eingekauft und dort hingebracht und verkauft wird, und die Malerei und die Taschenspielerei und vieles andere der Seele angehörig ist, die es mitbringen und verkaufen, mit Recht den Namen eines Kaufmannes, wie auch der Handel mit Getreide oder Wein.

Theaitetos: Du hast recht.

Fremder: Willst du also nicht auch den, der Kenntnisse zusammenkauft und sie von einer Stadt zur anderen wieder umsetzt gegen Geld, mit demselben Namen benennen?

Theaitetos: Gewiss.

Fremder: Von diesem Seelengroßhandel nun könnte man mit Recht einen Teil davon als eine zur Schaustellung benennen; dem anderen aber, obgleich nicht weniger lächerlich als das gerade Beschriebene, muss man dennoch als einem Handel mit Kenntnissen einen dem Geschäft verbundenen Namen hinzufügen.

Theaitetos: Allerdings.

Fremder: Von diesem Kenntnisverkauf nun wollen wir den Teil, der die Kenntnis der anderen Künste betrifft. Der Name Kunstverkauf sollte für das Übrige wohl angemessen sein; diesem aber versuchst du, den Namen zu geben!

Theaitetos: Und welchen Namen könnte man, ohne Fehler, der Sache geben, außer wenn man sagt, sie sei das eben jetzt von uns Gesuchte, das sophistische Geschlecht?

Fremder: Nicht anders. Lass uns das Ganze zusammenstellen und sagen, es sei also eine erwerbende Kunst von einem kaufmännischen Zweig, und zwar des Zwischenhandels mit Seelengütern, Reden und Kenntnisse über die Tugend verkaufender Teil, die sophistische Kunst.

Theaitetos: Gut getroffen.

Fremder: Drittens denke ich aber auch, wenn jemand in der Stadt selbst sich niederlässt, Kenntnisse über eben diese Gegenstände teils einkaufend, teils auch selbst beibringend, wiederum verkauft und davon zu leben sich ermöglicht, würdest du ihn mit keinem anderen Namen nennen als dem eben genannten.

Theaitetos: Wie sollte ich auch?

Fremder: So würdest du also auch der erwerbenden Kunst umsetzenden kaufmännischen Zweig, Kleinhandel und Selbstverkauf, beides, das nur in diesen Gegenständen zur Kenntnis verkaufenden Art gehört, wie es scheint, Sophistik nennen.

Theaitetos: Notwendig; denn wo die Rede hingeht, muss ich folgen.

Fremder: Lass uns noch sehen, ob etwa auch diesem noch die jetzt verfolgte ähnelt!

Fremder: Ein Teil der erwerbenden Kunst war für uns doch die Kampfgeschicklichkeit?

Theaitetos: Stimmt.

Fremder: Ich möchte diese auch wieder zwiefach teilen.

Theaitetos: Auf welche Weise?

Fremder: Der eine der Wettkampf, der andere das Gefecht.

Theaitetos: Gut.

Fremder: In welchem Gefecht nun Leib gegen Leib steht, dem dürften wir natürlich und schicklich einen solchen Namen geben, da wir es etwa das Gewalttätige nennen.

Theaitetos: Ja.

Fremder: Aber in einem Wort gegen Wort Theaitetos, wie sollte man das anders nennen als Streit?

Theaitetos: Nicht anders.

Fremder: Was aber zum Streit gehört, ist wieder zweifach zu teilen.

Theaitetos: Wie genau?

Fremder: Wenn er mit langen Reden über das Recht und Unrecht öffentlich ausgetragen wird, ist er der Rechtsstreit.

Theaitetos: Genau das.

Fremder: Den in Fragen und Antworten zerschnittenen aber unter Einzelnen, sind wir es anders zu nennen gewohnt als Wortwechsel?

Theaitetos: Nicht anders.

Fremder: Was nun Wortwechsel im Handel und Wandel gestritten wird durcheinander und kunstlos, dies muss man zwar als die eine Art erkennen, da die Erklärung es als etwas Verschiedenes anerkennt; aber keinen Namen hat es von den schon Verstorbenen erhalten, noch verdient es, einen durch uns zu erhalten.

Theaitetos: Gewiss nicht. Auch ist es zu sehr ins Kleine und vielfach geteilt.

Fremder: Den kunstgerechten Wortwechsel aber, über Recht und Unrecht sowie über andere Dinge, sind wir nicht gewohnt, ihn das Streitgespräch zu nennen?

Theaitetos: Stimmt.

Fremder: Das Streitgespräch aber ist teils geldverzehrend, teils geldbringend.

Theaitetos: Sicher.

Fremder: So lass uns also den Namen, mit dem wir beides bezeichnen müssen, zu bestimmen versuchen!

Theaitetos: Ok.

Fremder: Mir scheint, dass das Streitgespräch, das aus reiner Lust an solcher Unterhaltung mit Vernachlässigung der wirklich wichtigen Angelegenheiten geschieht, in Hinsicht auf den Vortrag aber von den meisten Hörern nicht mit Vergnügen angehört wird, nach meiner Meinung nicht anders als das Geschwätzige genannt werden kann.

Theaitetos: So pflegt man es zu nennen.

Fremder: Wer aber im Gegenteil aus dem Streitgespräch mit Einzelnen Geld erwirbt, diesen versuchst du mir zu nennen!

Theaitetos: Und wie könnte man, ohne fehlzuinterpretieren, anders sagen, als der schon häufig erwähnte, von uns nun schon zum vierten Mal eingeholte Sophist?

Fremder: So wäre also nichts anderes als die geldbringende Art der streitenden Kunst, die vom Wortwechsel, also der streitenden, kampfgeschickten und so erwerbenden Kunst ein Teil ist, wie die Rede uns jetzt gezeigt hat, der Sophist.

Theaitetos: Ich denke so.

Fremder: Siehst du also, wie richtig das Gesagte ist, dass dies ein wirklich schlaues Tier und nicht mit einer Hand zu fangen möglich ist?

Theaitetos: Also müssen wir uns noch mehr konzentrieren.

Fremder: Das müssen wir, und zwar aus allen Kräften, tun, indem wir auch noch dieser Spur von ihm nachgehen: Sage mir, wir haben doch von Dienstleistenden gebrauchte Ausdrücke?

Theaitetos: Sehr viele; aber nach welchen von diesen vielen fragst du?

Fremder: Ich meine wie Durchsehen, Durchsieben, Ausschwingen und Verlesen.

Theaitetos: Wie könnte ich die nicht kennen!

Fremder: Und außer diesen kennen wir noch Krempeln, Spinnen, Schlagen mit der Weberlade und tausend ähnliche Arbeiten anderer Geschäfte. Nicht wahr?

Theaitetos: Aber um was an ihnen allen deutlich zu machen, hast du diese als Beispiele aufgestellt und danach gefragt?

Fremder: So lass auch als einer Kunst zu diesem Beruf in allen Dingen einen Namen zu zuschreiben!

Theaitetos: Und wie sollen wir sie nennen?

Fremder: Die Aussonderungskunst.

Theaitetos: So soll es sein.

Fremder: Sieh nun zu, ob wir auch von dieser zwei Arten erblicken können?

Theaitetos: Zu schnell für mich trägst du mir die Untersuchung auf.

Fremder: Von den genannten Aussonderungen war doch die eine ein Abstoßen des Schlechteren vom Besseren, die andere ein Abtrennen des Ähnlichen vom Gleichen?

Theaitetos: Das kann gut sein.

Fremder: Von der einen nun weiß ich keinen bekannten Namen; von dieser Aussonderung aber, die das Bessere zurücklässt und das Schlechtere wegwirft, weiß ich einen.

---ENDE DER LESEPROBE---