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Die Quintessenz dieses Klassikers kann man beschreiben mit der Volksweisheit „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Habe Mut, Eigenverantwortung für dein Leben zu übernehmen, ist die Devise des Psychotherapeuten M. Scott Peck. Erst wenn wir daran gehen, die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, anzunehmen, findet eine bewusste positive Entwicklung in unserem Leben statt.
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Seitenzahl: 503
Buch
»Jeder ist seines Glückes Schmied«: Ungewöhnlich ist, welchen Weg der Praktiker und erfahrene Therapeut Scott Peck vorschlägt, damit jeder Mensch sein Leben wirklich selbst in die Hand nehmen kann, nämlich den Mut zur Eigenverantwortung. Erst wenn man darangeht, mit konsequenter Disziplin Probleme für sich zu lösen, erhält das Leben einen Sinn. Die Jubiläumsausgabe, 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung, macht deutlich, dass »Der wunderbare Weg« eine Entwicklung angestoßen hat, die eine ganze Generation segensreich beeinflusste und heute lebendiger und aktueller ist denn je. Dieses Buch wurde zum Grundlagenwerk einer ganzen Literaturgattung mit den Komponenten Selbsthilfe, Psychologie und Spiritualität. Die Entwicklung der Selbsthilfebewegung in den seither vergangenen 25 Jahren ist zutiefst verbunden mit dem Einfluss dieses Epoche machenden Buches.
Autor
Dr. M. Scott Peck, Jahrgang 1936, wurde in Harvard und Case Western Reserve als Psychotherapeut ausgebildet. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als klinischer Psychiater gewann seine Arbeit als Buchautor und Vortragender immer mehr Bedeutung. 1984 gehörten er und seine Frau zu den Gründern der Foundation for Community Encouragement (FCE), die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Idee und die Prinzipien der sozialen Gemeinschaft zu verbreiten und zu fördern. Diese Organisation bietet heute weltweit Workshops an.
Dr. Peck unterhält im Internet die Website http://www.mscottpeck.com.
Für meine Eltern Elizabeth und David, deren Disziplin und Liebe mir Augen gaben, die Gnade zu sehen
(übersetzt von Erika Ifang)
»Morgen wird ein Fremder mit meisterhaft gutem Sinn genau das sagen, was wir die ganze Zeit gedacht und gefühlt haben.«
RALPH WALDO EMERSON
Viele Leser haben auf den Wunderbaren Weg reagiert, indem sie in Briefen Dankbarkeit über meinen Mut zum Ausdruck brachten, nicht, weil ich irgendetwas Neues gesagt hätte, sondern weil ich über die Dinge geschrieben habe, die sie schon lange gedacht und gefühlt, über die sie sich jedoch nicht zu reden getraut hätten.
Der Begriff »Mut« trifft es eigentlich nicht ganz. Richtiger wäre es wohl, von einer gewissen angeborenen Unbekümmertheit zu sprechen. Kurz nach Erscheinen des Buches wurde einer meiner Patienten auf einer Cocktailparty Zeuge einer Unterhaltung zwischen meiner Mutter und einer anderen älteren Dame. Die andere Frau sagte mit Bezug auf mein Buch: »Du bist bestimmt sehr stolz auf deinen Sohn, Scotty.« Woraufhin meine Mutter erwiderte: »Stolz? Nein, nicht besonders. Mit mir hatte das ja gar nichts zu tun. Weißt du, es ist sein Kopf. Es ist eine Gabe.« Dass meine Mutter nichts damit zu tun hatte, stimmt meines Erachtens nicht, aber sie hat meine Urheberschaft am Wunderbaren Weg sicher mit Recht einer Gabe zugeschrieben – in vieler Hinsicht.
Um diese Begabung ein wenig zu beschreiben, muss ich weit ausholen. Meine Frau Lily und ich hatten uns mit Tom angefreundet, einem jungen Mann, der als Kind den Sommer immer in der gleichen Feriensiedlung verbracht hatte wie ich. Seine Mutter kannte mich von klein auf, und seine älteren Brüder waren damals meine Spielgefährten gewesen. Eines Abends, ein paar Jahre vor Erscheinen des Wunderbaren Weges, kam Tom zum Essen zu uns. Er wohnte zu jener Zeit bei seiner Mutter und hatte ihr am Vorabend gesagt: »Mam, morgen Abend bin ich bei Scott Peck zum Essen eingeladen. Erinnerst du dich noch an ihn?«
»Aber ja«, hatte sie geantwortet, »das war der Kleine, der immer über die Dinge geredet hat, über die man nicht spricht.«
Sie sehen also, dass sich die Gabe schon sehr früh bemerkbar gemacht hat. Und vielleicht verstehen Sie dann auch, dass ich als junger Mensch so etwas wie ein »Fremder« war in der damals vorherrschenden Kultur.
Da ich als Autor völlig unbekannt war, wurde Der wunderbare Weg ohne Pauken und Trompeten veröffentlicht. Ein großer kommerzieller Erfolg wurde er nur langsam im Lauf der Jahre. In die nationalen Bestsellerlisten kam er erst fünf Jahre nach seiner Veröffentlichung 1978 – etwas, wofür ich zutiefst dankbar bin. Wäre er über Nacht erfolgreich gewesen, bezweifle ich sehr, dass ich die nötige Reife besessen hätte, um mit dem plötzlichen Ruhm fertig zu werden. Es war also ein Buch, das durch Mund-zu-Mund-Propaganda und fast im Verborgenen bekannt wurde. Anfangs noch langsam, verbreitete sich die Kunde davon über die unterschiedlichsten Kanäle. Einer davon waren die Anonymen Alkoholiker. Und so stand denn auch im ersten Brief meiner Fan-Post: »Lieber Dr. Peck, Sie müssen Alkoholiker sein!« Der Absender hatte sich offenbar nicht vorstellen können, dass ich so ein Buch schreiben konnte, ohne vom Alkoholismus in die Knie gezwungen worden und langjähriges Mitglied der AA gewesen zu sein.
Wäre Der wunderbare Weg zwanzig Jahre früher erschienen, bezweifle ich, dass er auch nur eine Spur von Erfolg gehabt hätte. Die Anonymen Alkoholiker haben ihre Arbeit erst Mitte der Fünfzigerjahre richtig aufgenommen (womit ich nicht sagen will, dass meine Leser anfangs überwiegend Alkoholiker waren). Und mit der Psychotherapie war es im Grunde genauso. 1978 jedoch, als Der wunderbare Weg erschien, hatten bereits viele Männer und Frauen in den Vereinigten Staaten aus Interesse an Psychologie und Spiritualität begonnen, »all den Dingen, über die man nicht spricht«, auf den Grund zu gehen. Sie hatten wohl nur auf jemanden gewartet, der diese Dinge öffentlich aussprach.
So kam es, dass die Bekanntheit des Buches nach dem zögernden Start schneeballartig zunahm, und diese Popularität hat bis heute angehalten. In meinem beruflichen Leben habe ich viele Vorträge gehalten, und noch am Ende meiner Karriere als Vortragsredner habe ich meinen Zuhörern oft gesagt: »Sie sind nicht der repräsentative Durchschnitt Amerikas. Aber Sie haben verblüffende Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel dürfte sich eine beachtliche Zahl von Ihnen im Laufe des Lebens einer für Sie wichtigen Psychotherapie unterzogen haben oder noch unterziehen, entweder nach dem Zwölf-Schritte-Programm oder bei einem Therapeuten mit schulmedizinischer Ausbildung. Sie werden mich wohl nicht für zudringlich halten, wenn ich jetzt alle hier Versammelten, die sich schon einmal in Therapie befunden haben oder noch befinden, bitte, die Hand zu heben.«
Meist hoben 95 Prozent meiner Zuhörer die Hand. »Dann schauen Sie sich jetzt einmal um«, sagte ich.
»Das hat deutliche Auswirkungen«, pflegte ich fortzufahren. »Zum Beispiel die, dass Sie eine Gruppe darstellen, die die traditionelle Kultur transzendiert.« Mit dem Transzendieren der traditionellen Kultur meinte ich unter anderem, dass sie längst über die Dinge nachzudenken begonnen hatten, über die man nicht spricht. Und sie stimmten meist dem zu, was ich dann über das »Transzendieren der traditionellen Kultur« und die außerordentliche Bedeutsamkeit dieses Phänomens ausführte.
Einige haben mich einen Propheten genannt. Einen so pompösen Titel lasse ich mir nur gefallen, weil inzwischen viele Leute darauf hingewiesen haben, dass ein Prophet nicht in die Zukunft schauen kann, sondern nur jemand ist, der die Zeichen der Zeit zu deuten versteht. Der wunderbare Weg hatte vor allem deshalb Erfolg, weil er zur richtigen Zeit vorlag; seine Leser haben ihn zum Erfolg geführt.
Als das Buch vor 25 Jahren erschien, malte ich mir in meiner Naivität aus, dass überregionale Zeitungen im ganzen Land es besprechen würden. In Wirklichkeit hatte ich Glück, dass überhaupt eine Rezension erschien – aber was für eine! Denn einen Großteil seines Erfolges verdankt das Buch, wie ich an dieser Stelle einmal erwähnen muss, dieser Rezensentin: Phyllis Theroux. Phyllis, selbst hervorragende Autorin, war damals auch als Literaturkritikerin tätig und fischte im Büro des Literaturredakteurs der Washington Post rein zufällig einen Vorabdruck des Wunderbaren Weges aus einem Bücherstapel. Nachdem sie das Inhaltsverzeichnis überflogen hatte, nahm sie das Buch mit nach Hause, und bei der Rückgabe zwei Tage später bat sie darum, es besprechen zu dürfen. Der Redakteur willigte widerstrebend ein, woraufhin Phyllis sich fest vornahm, »eine Rezension zu schreiben, die das Buch zum Bestseller machen würde«, so ihre eigenen Worte. Gesagt, getan. Eine Woche nach ihrer Besprechung stand Der wunderbare Weg bereits in Washington, D. C., auf der Bestsellerliste, obwohl es noch Jahre dauern sollte, bis er auch landesweit ein Erfolg wurde. Aber von der Rezension war genau der richtige Impuls für die Verbreitung des Buches ausgegangen.
Dankbar bin ich Phyllis noch aus einem anderen Grund. Als das Buch immer bekannter wurde, sorgte sie dafür, dass ich mit beiden Füßen auf dem Erdboden blieb, indem sie sagte: »Du weißt ja, dass es nicht allein dein Buch ist.«
Mir war sofort klar, was sie meinte. Natürlich haben weder sie noch ich damit auch nur im Entferntesten andeuten wollen, Der wunderbare Weg sei von Gott diktiert oder sonst wie »gechannelt« worden. Ich habe ihn geschrieben, und es gibt etliche Stellen im Buch, wo ich mir wünschte, ich hätte eine bessere Wortwahl getroffen oder bessere Sätze formuliert. Es ist nicht vollkommen, und für seine Mängel bin ausschließlich ich verantwortlich. Aber ich hatte trotz der Mängel nie den geringsten Zweifel daran, dass mir – vielleicht, weil es dringend gebraucht wurde – beim Schreiben in der Einsamkeit meines voll gestopften kleinen Büros Hilfe zuteil wurde. Ich kann diese Hilfe nicht richtig erklären, aber es handelt sich wohl kaum um eine Erfahrung, die nur ich gemacht habe. Es ist diese Art von Hilfe, die letztlich der eigentliche Gegenstand des Buches ist.
Wir leben im Zeitalter der »Trimm Dich«-Bewegung – wir joggen, laufen, wandern, saunen – wir investieren viel Zeit, Geld und noch mehr Mühe, unseren Körper gesund, fit und leistungsfähig zu machen – all dies tun wir, obwohl es sicher ist, dass dieser von uns mit so viel Mühe und Einsatz gepflegte und trainierte Körper ins Grab sinken und dem Fraße der Würmer überlassen werden wird. Mit diesem Hinweis möchte ich niemandem den Spaß an seinem Körper verderben – er ist ein großartiges Hilfsmittel in diesem Leben –, doch ich möchte auf den Kontrast hinweisen zwischen dem, was wir in der Regel für den Körper tun, und dem, was wir für unser Bewusstsein investieren. Ist doch das Bewusstsein jene Instanz in uns, die mit ziemlicher Sicherheit das Grab überdauert. Alles, was wir in unsere Bewusstheit investieren, wird nicht von den Würmern aufgefressen…
Unser Bewusstsein macht uns zu »Menschen« – durch unseren Körper unterscheiden wir uns nicht von der Tierwelt. Mögen wir es schaffen, unseren Körper noch so gesund und leistungsfähig zu machen, und würden wir dadurch hundert oder zweihundert Jahre alt – wir wären dennoch nicht mehr als ein »gesundes Tier«. Der Weg der Menschwerdung ist ein Weg der Bewusstwerdung, ein Weg vom Natürlichen ins Übernatürliche, vom Physischen ins Metaphysische. Doch unsere Kultur hat sich wohl zu stark von den Thesen und Erfolgen einer materialistisch orientierten Naturwissenschaft beeindrucken lassen und so die spirituelle Seite des Menschseins lange Zeit hindurch aus dem Auge verloren. Jede Einseitigkeit hat jedoch den Vorteil, dass sie in ihrem Extrem ihren eigenen Gegenpol herausfordert – das Pendel kehrt seine Richtung um. Die Zeit einer solchen Umkehr erleben wir gerade – an allen Orten erwachen Menschen aus ihrem materiellen Schlaf und machen sich auf die Suche nach Spiritualität, Weisheit, Philosophie, Metaphysik, Religion, Esoterik. Wir haben die Materie (das Körperliche) bis zu ihrem kleinsten Teilchen erforscht und analysiert, wir sind bis zu ihrer äußersten Grenze vorgestoßen, um jenseits dieser Grenze »das Andere« zu finden, das Nicht-Materielle. So stehen wir heute an einem neuen Anfang und haben kaum den ersten Schritt hinter uns, hinein ins riesige Gebiet des Bewusstseins; wir beginnen, die Seele zu entdecken. Das Wort ent-decken besagt ja schon, dass es hierbei lediglich darum geht, die Decke wegzunehmen, die bisher unsere Sicht verhüllte. Und so ist das, was wir jetzt finden und in nächster Zeit noch finden werden, nicht neu – andere Zeiten und Kulturen haben sich schon seit jeher intensiv mit dem Bewusstsein beschäftigt –, doch wir konnten sie lange Zeit nicht verstehen und begreifen, waren wir doch von unseren Erkenntnissen über die Materie zu stark beeindruckt.
Neu ist deshalb die Entdeckung über die Seele und das Bewusstsein nur für unsere Kultur und Epoche, die, was Spiritualität anbelangt, noch in den Kinderschuhen steckt. Diese neue Entwicklung bringt es mit sich, dass auch immer mehr Menschen beginnen, ihre Seele zu entdecken, und bereit werden, diese zu schulen und zu entwickeln. Das Ziel solcher Mühen heißt Selbsterkenntnis oder Bewusstwerdung. Hinter diesen Begriffen verbirgt sich viel mehr, als man allgemein in ihnen vermutet. Selbsterkenntnis ist wohl die härteste Arbeit, die man von einem Menschen verlangen kann. Diese Arbeit ist so schwierig, dass man sie alleine kaum vollbringen kann. Deshalb gab es seit jeher dafür bestimmte Schulen oder Zentren (Mysterienstätten, hermetische Schulen, Orden etc.) und Lehrer oder Meister, welche den Schüler bei dieser Arbeit anleiteten und unterstützten. In unserer Zeit übernimmt diese Funktion immer mehr die Psychotherapie. Verstand man Psychotherapie ursprünglich eher als eine Behandlungsmethode für psychisch Kranke, so hat sich dieses Verständnis immer mehr gewandelt. Man weiß heute, dass jeder Mensch psychisch »nicht in Ordnung« ist, dass er Probleme hat (seien sie ihm bewusst oder unbewusst), dass er »neurotisch« ist. Psychisch völlig gesund sein wäre gleichbedeutend mit »erleuchtet sein«. Bis zum Erreichen dieses (sehr fernen) Zieles gibt es immer noch etwas, das uns unbewusst ist und daher darauf wartet, bewusst zu werden. Leben heißt bewusst werden. Deshalb sage ich häufig meinen Schülern und Patienten, dass der einzige Grund, warum ein Mensch in diese Welt inkarniert wurde, der ist, Psychotherapie zu machen. Diese bewusst pointierte Formulierung will lediglich sagen, dass die Aufgabe unseres Lebens Bewusstwerdung ist, und die intensivste und wirkungsvollste Methode, bewusst zu werden und sich selbst besser kennen zu lernen, heißt in unserer Zeit eben »Psychotherapie«.
Das vorliegende Buch von Scott Peck ist – so glaube ich – sehr geeignet, diese – manchem vielleicht befremdlich klingende – Behauptung näher zu bringen und nachvollziehbar werden zu lassen. Ich habe dieses Buch des amerikanischen Psychoanalytikers Peck mit sehr viel Spaß und Interesse gelesen (was bei Psychologiebüchern eher selten ist) und dabei festgestellt, dass er in diesem Buch sehr konkrete Hilfen anbietet, ohne in billige »Rezepte« abzugleiten. Dieses Buch ist das erste »Lebenshilfe-Buch« , das ich akzeptieren kann; es bietet echte Hilfe, ohne den tiefen Problemen dabei auszuweichen. Im Gegensatz zu allen, die meinen, man könne durch »positives Denken« , Affirmation oder andere Suggestionen sich auf Dauer über die Problematik des Lebens und des Menschseins hinwegschwindeln, weiß Peck um die unvermeidlichen Grundprobleme des Daseins, er spricht sie an, nennt sie beim Namen, beschönigt sie nicht und zeigt aber dennoch, dass man mit Mut und Verantwortung sich diesen Problemen stellen kann und als Lohn für diese harte Arbeit die Früchte größerer Bewusstheit warten, denen man auch den Namen »echte Liebesfähigkeit« geben könnte.
Dieses Buch setzt dort an, wo jeder Mensch ansetzen muss und kann – aber es hört nicht dort auf, wo die meisten anderen Bücher aufhören.
Aus jeder Zeile dieses Buches spürt man, dass Peck ein großartiger Psychotherapeut ist, der durch persönliche Offenheit und eigenes Wachstum jede Enge dogmatischer Schulrichtungen und Ausbildungskonzepte überwunden hat; er ging den Weg von der Psychoanalyse zur Spiritualität. Und so scheute er sich auch nicht, die Frage nach Gott und Religion zum zentralen Thema der Psychotherapie zu machen. Er findet Gott im Unbewussten: ein Gedanke, der für die Psychoanalyse vielleicht revolutionär ist – für esoterisches Denken nicht neu klingt.
Der esoterisch vorgebildete Leser sollte vielleicht beachten, dass Peck in seiner Terminologie die Begriffe Ich und Selbst synonym gebraucht – diese unterlassene Unterscheidung verhindert dann auch im letzten Teil des Buches, das Problem der Sünde bzw. des Guten und des Bösen im Sinne der spirituellen Tradition zu lösen. Doch solche Feinheiten tun dem Wert des Buches keinen Abbruch, denn es wird seinem Anspruch, den wunderbaren Weg zu Liebe und spirituellem Wachstum aufzuzeigen, in vollem Umfang gerecht. Ich bin überzeugt, dass jeder aufmerksame Leser von diesem Buch sehr viel profitieren wird. Mögen möglichst viele den wunderbaren Weg finden.
München, April 1986 Thorwald Dethlefsen
Das Leben ist schwierig.
Das ist eine große, ja, eine der größten Wahrheiten.1 Es ist eine große Wahrheit, weil wir sie, wenn wir sie wirklich erkennen, transzendieren. Sobald wir ernsthaft wissen, dass das Leben schwierig ist – es wirklich verstehen und akzeptieren –, ist es jedoch nicht länger schwierig. Sobald nämlich einmal die Tatsache akzeptiert ist, dass das Leben schwierig ist, ist dies gar nicht mehr so wichtig.
Die meisten Menschen sehen diese Wahrheit, dass das Leben schwierig ist, nicht klar. Statt dessen klagen sie mehr oder weniger unablässig, lauthals oder unterschwellig, über das riesige Ausmaß ihrer Probleme, ihrer Bürden und Schwierigkeiten, als sei das Leben im Allgemeinen leicht, als solle es leicht sein. Laut oder leise geben sie ihrer Überzeugung Ausdruck, ihre Schwierigkeiten seien eine einzigartige Heimsuchung, die nicht sein dürfe und die auf irgendeine Weise speziell ihnen oder ihrer Familie, ihrem Stamm, ihrer Klasse, ihrer Nation, ihrer Rasse oder sogar ihrer Spezies zugefügt wurde, anderen dagegen nicht. Ich kenne mich mit diesen Klagen aus, weil auch ich meinen Teil dazu beigetragen habe.
Das Leben ist eine Serie von Problemen. Wollen wir darüber klagen oder sie lösen? Wollen wir unseren Kindern beibringen, sie zu lösen?
Disziplin gehört zu den Grundwerkzeugen, die wir brauchen, um die Probleme des Lebens zu lösen. Ohne Disziplin können wir nichts ausrichten. Mit nur etwas Disziplin können wir nur einige Probleme lösen. Mit totaler Disziplin können wir alle Probleme lösen.
Was das Leben schwierig macht, ist, dass der Prozess, sich Problemen zu stellen und sie zu lösen, schmerzhaft ist. Probleme erwecken in uns, je nach ihrer Natur, Frustration oder Kummer oder Trauer oder Schuldgefühle oder Reue oder Zorn oder Angst oder Furcht oder Qual oder Verzweiflung. Diese Gefühle sind unangenehm, sehr unangenehm, und tun oft so weh wie physischer Schmerz, manchmal wie schlimmster physischer Schmerz. Eben wegen des Schmerzes, den Ereignisse oder Konflikte in uns auslösen, nennen wir sie Probleme. Und da das Leben eine endlose Reihe von Problemen stellt, ist das Leben immer schwierig und ebenso voller Schmerzen wie voller Freuden.
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