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Der geneigte Leser findet im Werk "Der Zauber der Antike" Dichtung im klassischen Versmaß. Alles begann in dem Kloster, in dem Chorherr Hartmann seine Schüler Latein lehrte. Dieser Meister der alten Sprachen legte großen Wert auf die ewigen Tugenden, namentlich Weisheit, Mäßigung, Tapferkeit und Tugendhaftigkeit. Dieser Gedichtband umfasst drei Sonettenkränze: Chorherr Hartmann, Aeneis und Mythos. Neben anderen Gedichten findet sich am Ende ein Auszug aus der Apologia des Sokrates, der seine Meinung über den Tod kundtut, bevor er dazu verurteilt wird, den Schierlingsbecher zu trinken. Was erwartet Sokrates von der nächsten Welt?
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Seitenzahl: 50
Niemals vergess‘ ich den Augenblick:
Die goldene Sonne im ewigen Rom
geleitete mich von den Hügeln zurück
nach San Pietro zum Dom.
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EHEIMNIS
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ERSAMMLUNG DER
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POLOGIA DES
S
OKRATES
Nachts ist der Meister wach
mitten im Schlafgemach,
ganz in Gedanken.
Wenn er die Geister hört,
dann wird er nicht betört,
weist sie in Schranken.
Du willst mein Lehrer sein?
Tod! Ach, dann komm herein.
Ich will nicht klagen.
Denn für das Kommende,
ewiglich Frommende
will ich entsagen.
Dies ist das Meisterwort.
Hier ist der rechte Ort,
endlich zu sprechen:
Hügel, bedeckt von Gras.
Bald wird es Zeit sein, das
Siegel zu brechen.
Alexander ist mein Name,
und mein Vater ist ein Held!
Meine Mutter, eine Dame,
tut nur das, was ihr gefällt.
Lieber Vater, sollst nicht weinen,
deine Kinder lieben dich.
Einstmals in Orangenhainen
suchen dich der Franz und ich.
Wie im Krieg ist er gegangen,
unser Haus ist gar so still.
Alle Freude ist vergangen,
weil er nicht mehr kommen will.
Lieber Vater, sollst nicht zagen,
deine Kinder sind ja hier.
Einstmals mit gar vielen Fragen
kommen sie zurück zu dir.
Manchmal sehen wir ihn winken
aus der Ferne, ganz allein.
Ach, im Unglück zu versinken,
kann doch nicht die Lösung sein.
Lieber Vater, sollst nicht weinen,
einstmals siehst du deine Söhne,
wird die Sonne wieder scheinen
und erfährst du alles Schöne.
Doch die Traurigkeit der Jahre
zeichnet Furchen ins Gesicht:
Wann geschieht das Wunderbare,
sieht er denn die Kinder nicht?
Lieber Vater, sollst nicht weinen,
deine Söhne lieben dich.
Einstmals wird die Sonne scheinen,
auch für dich, den Franz und mich.
Unser Vater ist ein König
ohne Land, doch hoch zu Ross.
Dabei schenkt er mir nicht wenig,
bin ich ja ein Königsspross.
Lieber Vater, sollst nicht klagen
über deine stillen Leiden.
Du weißt Unglück stark zu tragen,
davon lernen auch wir beiden.
Unser Vater ist der Kaiser
unsrer ganzen Kinderzeit.
Denn er ist um vieles weiser,
was uns Kinder so sehr freut.
Lieber Vater, sollst nicht weinen,
deine Kinder lieben dich.
Wenn wir groß sind, deine Kleinen,
sehen dich der Franz und ich.
Wohl weiß ich nichts und stelle tausend Fragen
an dich, mein Meister; mit ergrauten Haaren
wirst du den Schatz des Wissens stets bewahren,
die Weisheit dein, zu der sich Knaben wagen?
Ich lausche jedem Wort aus deinem Munde.
Die Kraft der Schwere flieht die Erde nie
in höchster Sphären schönster Symphonie,
du aber bringst davon die frohe Kunde.
Dein Auge, das die ganze Welt gesehen!
In Glück und Leid, der Ruhm gehört allein
nur dir, dem es geschenkt war zu verstehen.
So will auch ich im Geiste bei dir sein
wie meine Seele, die sich dir verband.
Dein Wort lebt fort. Wie schön, dass ich dich fand!
I.
Wohl weiß ich nichts und stelle tausend Fragen:
Sag, wohin führt uns unser Lebensweg?
Und gehst du mit mir auf dem schmalen Steg
der Tugend, alles Unglück zu ertragen?
Soll ich das Glück auf dieser Erde finden?
Wo endet alle Zeit? Was ist der Sinn?
Führst du mich endlich zu der Heimat hin,
die uns die Engel allezeit verkünden?
Du aber lässt mich schweigend innehalten,
der Schwall der Worte kehrt zurück zur Quelle
im Herzen, die entstanden aus der Helle …
In deiner Welt, so wie ein göttlich Walten
wird mir der Halt; ich denke mit den Jahren
an dich, mein Meister mit ergrauten Haaren.
II.
An dich, mein Meister! Mit ergrauten Haaren
soll die Erinnerung niemals vergehen
der Güte dein, gepaart mit dem Verstehen,
damit die Menschen einst von dir erfahren.
In Traurigkeit, dass du von uns gegangen,
betrachte ich dein Bild aus alten Zeiten,
um dir ein Denkmal liebend zu bereiten
aus einem Lied, das schon die Alten sangen.
Du stiegest aus dem Dunkel an das Licht
in jene Sphären, wo die Seelen schweben
in höchstem Glück, wohin wir alle streben.
Mit all den Tugenden, die sich gebaren
aus Sittsamkeit, Bemühen und Verzicht,
wirst du den Schatz des Wissens stets bewahren.
III.
Wirst du den Schatz des Wissens stets bewahren
vor argen Frevlern? Oder nicht vor allen,
die wohl zuerst in Hochmut sich gefallen,
doch dann Gerechtigkeit von Gott erfahren.
Das Haus der Frevler stürzt am Ende ein,
doch der Gerechte baut ein Fundament,
indem er Gott bei seinem Namen nennt;
er wird im Unglück nicht verlassen sein.
So soll ein Kind von allem Anfang an
von Alten deren Weisheit schon erfahren,
was diese wissen nur vom Hörensagen.
Du lehrtest mich, und ich hielt fest daran,
in Worten und in Werken zu bewahren
die Weisheit dein, zu der sich Knaben wagen.
IV.
Die Weisheit dein, zu der sich Knaben wagen,
zu wissen um den Wert des Menschenlebens
in aller Lauterkeit des jungen Strebens,
zu lernen in den glücklicheren Tagen.
Das Alter wird dich einstmals wohl verdrießen,
dann reißt die Silberschnur, dann bricht der Krug
am Brunnen, und der Höchste spricht: Genug!
Kurz vor dem Tod wirst du den Leichtsinn büßen.
Du schwebst vorbei an jenem Höllenschlunde,
in dem die Frevler ewig sich verfangen,
Beklemmung in der Brust und stilles Bangen.
Ach, Meister, wenn ich endlich heimwärts gehe
ins Licht, zur Sonne und in deine Nähe:
Ich lausche jedem Wort aus deinem Munde.
V.
Ich lausche jedem Wort aus deinem Munde
in Dankbarkeit für väterliche Mahnung,
vom Jenseits eine himmlisch-schöne Ahnung
entbirgst du mir: Halt inne und gesunde!
So sollen wohl die Werte innen liegen,
denn Wahrheit, Klugheit, Mäßigung und Mut
gemeinsam sind das Erbe, teures Gut
der weisen Alten, die uns nicht belügen.
Wie schön gestaltet sind die Ornamente,
die eine große Ordnung widerspiegeln,
so wie im Kleinen auch die Elemente.
Die Sonne lässt sich nicht von Menschen zügeln
in ihrer Bahn und Sphärenmelodie;
die Kraft der Schwere flieht die Erde nie.