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Der geneigte Leser findet in diesem Buch Gedichte in Versmaß und Reim, die sich vor allem mit verschiedenen Religionen und mit der Antike beschäftigen. Über allem Irdischen herrscht ein Gott, der uns einst in die nächste Welt hinüberführen wird. Wir dürfen glauben, wer den Jordan überschreitet, gelangt zu einem unsterblichen Leben der Seelen im Paradies oder im Nirwana.
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Seitenzahl: 26
Jesus von Nazareth
Samariterin
Sirius
Erscheinung des Meisters
Garten Eden
Thoralesung
Gewitter
Seelenruhe
Der Götterschmied
Wiedersehen
Göttin Corona
Von der Vorsehung
Der Bibliothekar
Der Schreiber
Die Zeit
Wasser des Lebens
Fruchtbarkeit
Tierknochen und I-Ging
Die göttliche Schau
Djinns und Amulett
Abraham und die Götzen
Moses in der Wüste
Jesus von Nazareth trat in die Mitte
steinernen Tempels und las Gottes Wort
nach seiner Vorfahren uralter Sitte
vor der Versammlung am heiligen Ort.
Einer mit Lepra und einer mit Krücken,
und auch ein Blinder, sie streckten die Hand
aus nach dem Heiler; mit allerlei Tücken
ward dies von manchen als Frevel benannt.
Einer war tot, doch er weckte ihn wieder,
einer war hungrig, er teilte sein Brot.
Einer war blind, und er fiel vor ihm nieder,
alle verfolgten die Fischer im Boot.
Da war die Frau, deren Ausfluss nicht heilte,
und sie berührte von hinten den Saum
seines Gewandes, als er bei ihr weilte,
mitten im Volke, sie wagte es kaum.
"Wir sind besetzt von den römischen Kriegern,
doch wir verlieren das Vaterland nicht.
Bist du bei uns, so bist du bei den Siegern:
Sei unser König, der Heil uns verspricht!"
Da aber sprach der Erwählte von Nazareth
zu seinen Jüngern: "Was glaubt ihr denn nicht?
Denkt doch daran, wenn ihr einst nur das Alpha seht,
ich bin das Omega, ich bin das Licht!
Ihr wollt den König in Israels Landen,
nicht in der Welt ist mein Reich und mein Thron.
Habt ihr denn nicht meine Worte verstanden?
Kleinstes auf Erden empfängt Gottes Lohn!
Doch in Jerusalem herrschte die Meinung
von diesem König, der Freiheit gewinnt
gegen die Römer, und seine Erscheinung
sei wie das Wasser, das meerwärts stets rinnt.
Jesus der Meister bewirkte wohl Zeichen,
wirkte auch Wunder und heilte das Leid.
Wer wollte ihm, dem aus Nazareth, gleichen,
schenkend den Frieden, die goldene Zeit.
Ich trug in meiner Hand den Wasserkrug
und kam zum Brunnen, wo der Meister stand,
tief aus dem Brunnen floss vom Nass genug
und ich ergriff des Meisters starke Hand.
War ich die arme Samariterin
und er der Jude, dem die Achtung galt,
so wollte ich bedächtig niederknien
vor seinen Füßen, ich verlor den Halt.
Da sprach er zu mir gnädig: "Sei gegrüßt,
warum kommst du in großer Mittagshitze
das Wasser holen, das am Grunde fließt?
Du siehst, dass ich gar durstig vor dir sitze.
Willst du mir reichen von dem kühlen Nass
in deinem Kruge aus gebranntem Ton?"
Ich sprach: "Mein Meister, auch mein Regenfass
mit Himmelswasser tränkt den roten Mohn."
So reichte ich den Krug, er trank in Zügen,
bis nicht ein Tropfen sich darin befand.
Ich schöpfte einen Eimer, tränkte Ziegen,
und träumte von dem schönsten Meeressand.
Schon wollte ich den Ort geschwind verlassen,
da hielt er mich an meinem Mantel fest:
"Willst du des Daseins Sinn und Streben fassen
und trinken aus dem Quell, der leben lässt?
Du wirst nicht sterben, wenn die Stunde naht
des Abschieds aus der blumenreichen Erde,