Der Zauberer erzählt - Marten Steppat - E-Book

Der Zauberer erzählt E-Book

Marten Steppat

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Beschreibung

Der Zauberer erzählt kuriose Kurzgeschichten aus den Kategorien Fantasie, Geschäftliches, Die Zukunft, Paranormales und Persönliches - sowie eine ganz besondere Erzählung, in welcher Fantasie und Realität wie in einem sinnlichen Tanz miteinander verschmelzen. Die Geschichten unterhalten und erheitern, machen still und betroffen, regen zum Nachdenken und zum Träumen an. Eine Schatzkammer ganz besonderer Juwelen, entstanden in der geheimnisumwobenen Schmiede für Zauberwörter und verführerische Geschichten. Ein ausgewähltes Publikum kennt und liebt die inspirierenden Stories bereits, verlangt nach Fortsetzungen und Verfilmungen. Überzeuge Dich von der brillanten Erzählkunst des Zauberers und erlebe einzigartige Geschichten, welche die Seele berühren.

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Seitenzahl: 105

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Fantasie

Die Beständigkeit des Herzens

Die spontane Wunderheilung

Das Chi im Chuan

Unbesiegbar

Sie nannten ihn Buddha

Der junge Mann und das Meer

Interpretation

Zwischenmenschliches

vom Erwachen träumen

Von Achtsamkeit und Freiheit

Neues Leben, neues Glück – eine Liebesgeschichte

Der alte Kotzbrocken

Nach dem Happy End

Geschäftliches

Firma Wertheim

König

„Kaufen Sie doch ein Loch“-Marketing

Leere Regale und Public Relations

Die Zukunft

Interfaces

Die Welt zum Zeitpunkt X

Neuanfang

Wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist

Wächter der Wächter

Ein guter Tag – Technik in 100 Jahren

Paranormales

Inkognito

Persönliches

Märtyrer

Wie Moby Dick mich zum Schweigen brachte

Zeitlupe in Frankreich

Großer, schwarzer Igor

Gehorsam

Die banalste Gnade der Welt

Zum Schluss

Der Zauberer von Oswald

Nachwort

Eine letzte Story in einem Satz

Vorwort

Diese Kurzgeschichten sind alle 2018 entstanden.

Für alle Geschichten in diesem Buch habe ich bereits viel positives Feedback bekommen. Für so manche Story wurde ich um eine Fortsetzung gebeten, einige sollten sogar verfilmt werden – was allerdings nicht allein in meiner Macht liegt.

Hiermit will ich auch Dir, meinem wertvollen Leser, die Möglichkeit geben, mitzuentscheiden.

Teile mir mit, welche Geschichte Dich am meisten berührt hat, von welcher Du gerne eine Fortsetzung lesen würdest, welche Du gerne in Roman-Länge wiedersehen würdest und was Du Dir am ehesten als Film vorstellen kannst. Jedes einzelne Feedback zählt und beeinflusst mein Denken und Handeln!

Ich freue mich auf dein Feedback an meine Email-Adresse:

Einige sind durch die Impulse anderer Menschen entstanden, bei denen ich mich bedanken möchte:

Mark Oswald, Melanie Kaltenbach, Susanne Gold, Elke Storath und Andrea Holthaus haben jeweils auf ihre eigene Art zu manchen meiner Geschichten beigetragen und werden in den Vorwörtern zu den einzelnen Kategorien noch einmal erwähnt.

Für besondere Inspiration und Motivation bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei:

Bettina Förster, Ariane Brandes, Anja Schepers, Petra Höberl, Ayna Ina Eberhardt, Uli Mörchen, Reingard Eberle, Daniela Hofer, Regina Stolze, Karoline Bruse, Beate Werner, Sylvia Dallhammer, Michael Sommerfeld.

Fantasie

In dieser Kategorie finden sich Geschichten, die meiner Fantasie entsprungen sind. Sie bieten einen guten Einstieg in meine Welten, auch wenn nicht jede von ihnen unter leichte Lektüre einzuordnen wäre.

In manchen Geschichten finden sich starke Emotionen, Höhen und Tiefen, Momente des Innehaltens und des Staunens, andere Geschichten sind einfach für die angenehme Unterhaltung geschrieben worden.

Auch tief berührende persönliche Erlebnisse haben hier ihren Platz gefunden, die jedoch teilweise mit spekulativen Komponenten angereichert oder leicht umgeschrieben wurden, um einer fantastischen Story gerechter zu werden.

„Neues Leben, neues Glück – eine Liebesgeschichte“ hab ich zum Beispiel geschrieben für Andrea Holthaus und den Blog ihre Plattform „Volltreffer Herz – einfach lieben“. Sie beruht auf wahren Begebenheiten, wurde jedoch aus story-technischen Gründen geringfügig verändert, deswegen findet sie sich hier wieder anstatt unter „Persönliches“. Und sie ist zu romantisch für „Geschäftliches“.

„Die Beständigkeit des Herzens“ war meine erste Kurzgeschichte diesen Jahres.

Die Beständigkeit des Herzens

„Herzlich Willkommen im ‚Justo Gusto'“, begrüßte José die Neuankömmlinge mit strahlenden Augen und voller ehrlicher Herzlichkeit.

Die Geschäftsmänner in Maßanzügen nickten noch unsicher aber freundlich. Sie begutachteten die Umgebung, die sie gerade wie eine neue Welt betraten.

Sie lauschten der gedämpften und ruhigen Geräuschkulisse und schnüffelten neugierig nach den Gerüchen, die aus der Küche kamen und von der Einrichtung ausgingen.

Das ‚Justo Gusto‘ war ganz rustikal eingerichtet. Es schien in seiner Grundstruktur ganz einfach; eben robuste und Sicherheit vermittelnde Tische und Stühle in dunklen Tönen. So manche Schnitzer und Kratzer zeugten von Beständigkeit und Dauerhaftigkeit. Sie unterstützten den Charakter von Individualität und einer Einstellung fern des Anspruches an Perfektion.

Leise bewunderten die neuen Gäste das Café und seine Ausstattung.

„Wie gemütlich!“

„Behaglich, hier kann man Zeit und Raum vergessen.“

„Urig!“

„Stilsicher. Alles passt zueinander.“

„Danke“, rief José erfreut und schien die Geschäftsmänner damit zu verunsichern, als hätten sie nicht erwartet, dass er ihnen zuhört.

Sie einigten sich auf einen Sitzplatz mit schöner Aussicht sowohl nach außen wie auch nach innen und schauten sich weiterhin um, als könnten sie gar nicht glauben, einen solchen Platz gefunden zu haben.

„Gibt es hier WLAN?“, fragte einer der perfekt gestylten Männer, während er sein Handy aus der Tasche zog.

„Nein“, sagte José mit einem leicht entschuldigenden Ton in der Stimme.

„Hm“, machte der Geschäftsmann, steckte sein Gerät wieder ein und schien noch zu überlegen, ob er das nun als Vorteil oder Nachteil werten sollte.

„Man fühlt sich wie zu Hause“, sagte einer seiner Kollegen, der sich entspannte und gemütlich in seinen Stuhl sank.

Er nickte zögerlich.

„Gibt es hier einen Fernseher?“, fragte er.

„Nein“, sagte José mit einem Ton des Bedauerns in der Stimme.

Der Geschäftsmann rutschte ein wenig nervös auf seinem Stuhl herum.

Seine Kollegen verwandelten sich indessen einer nach dem anderen von einem gestressten Arbeitstier in einen entspannten und genießenden Touristen einer neuen, oder vielleicht vielmehr einer alten, längst vergessenen Welt.

„Fehlt es Ihnen an Geld?“, fragte der einzige noch angespannte Geschäftsmann, während seine Kollegen anfingen, untereinander eine ausgelassene Unterhaltung zu führen.

José zog fragend die Augenbrauen hoch.

Der Gast mit der goldenen Armbanduhr erklärte seine Gedanken:

„Mit ein paar Investitionen könnte man dieses Café mit neuster Technik ausstatten. Die Gäste könnten im Internet surfen, durch Fernsehgeräte unterhalten werden oder ihr Geld in Spielautomaten stecken. Sie könnten sich eine neue, moderne Einrichtung leisten und helles, neues Inventar dafür einsetzen. Ihr modernes Café wäre dann voll im Fluss der Zeit und würde viel Geld einbringen.“

José lachte herzlich. „Wären Sie dann hier herein gekommen?“, fragte er mit einem Blinzeln.

Der Geschäftsmann zögerte. Seine entspannten Kollegen am Tisch lachten und schüttelten den Kopf.

José deutete aus dem Fenster. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite stand ein helles Gebäude. Seine Einrichtung bestand aus modernen, hellen Tischen und Stühlen aus Plastik. Ein Fernseher hing an der Wand und Spielautomaten standen in den Nischen. Neben dem WLAN-Aufkleber an der Fensterscheibe das große Schild mit der Aufschrift „zu verkaufen“.

„Meine Konkurrenz denkt nur ans Geld“, sagte José. „Aber beständig ist nur, was Du mit dem Herzen machst.“

Der angespannte Geschäftsmann dachte über seine Worte nach und deutete dann eine Verbeugung an. Er lehnte sich zurück, entspannte und betrachtete seine Umgebung mit neuen Augen.

José brachte Kaffee für alle, der auf’s Haus ging.

Das Trinkgeld fiel mehr als großzügig aus.

Die spontane Wunderheilung

Ich bin erfolgreicher Geschäftsmann. Ich verdiene Millionen und ich bekomme sie auch. Ich bin das obere Ende der Nahrungskette.

Was immer ich will, das kriege ich – Geld, Frauen, feindliche Unternehmen. Wo ich hoble, da fallen Späne, träge Mitarbeiter, Konkurrenten. Wo ich Hand anlege, da wachsen Firmen, Optimierungsprozesse, Gewinne.

Was macht mich so erfolgreich? Ich lasse mich nicht von flotten Sprüchen blenden und schaue hinter die Kulissen, habe die Eier für schnelle Entscheidungen, mache keine faulen Kompromisse und schlage zu, wenn ich eine günstige Gelegenheit rieche.

Der zweite Herzinfarkt lies mich aufhorchen.

Ich bin der Mann für optimierte Prozesse ohne Zeitverlust – doch plötzlich bin ich gezwungen, im Krankenhaus zu verweilen. Ich bin der Mann mit dem großen Schritt – jetzt legt man mir nahe, kürzer zu treten. Ich bin der Mann, der sagt, wo es langgeht – und plötzlich stehe ich still.

Als ich von der spontanen Wunderheilung las, roch ich den Braten bereits. Aber etwas in mir war schwach und wollte wünschen, glauben, hoffen.

Ich fühlte mich, als ob ich einen Brief an den Weihnachtsmann schreiben sollte, und doch beobachtete ich voller Erstaunen, wie ich die abtrennbare Postkarte von dem grünen Prospekt mit meinen Daten ausfüllte und wegschickte.

Eine horrende Summe sollte ich überweisen, und ich zögerte keinen Augenblick, dies zu tun. Ich erklärte mich für wahnsinnig, aber ich wollte mich nicht einweisen lassen. Ich schrieb es als Lehrgeld ab, obwohl ich längst ausgelernt hatte. Schließlich war ich derjenige, der dem Leben sagte, wie es zu sein hatte. Und wo das Leben sich weigerte zu kooperieren, da half ich mit Geld nach.

Ein paar Tage später jedenfalls fingen die geheimnisvollen Nachrichten an, mein privates Handy zu infiltrieren. Ich nahm an, dass diese zum Programm der lächerlichen Wunderheilung gehörten. Ich nahm mir vor, sie zu ignorieren und meine kindliche Hoffnung nach einer spontanen Wunderheilung schnellstmöglich wieder einzutauschen gegen meinen alten, knallharten Kurs durch das Haifischbecken. Doch wenige Stunden später entschied ich mich dazu, die Nachrichten mit Spott und Verachtung zu lesen, um wenigstens zu sehen, wofür ich mein Geld zum Fenster hinausgeworfen hatte.

Zigaretten und Schnaps waren über die Jahre hinweg zu meinem Treibstoff geworden. Ich sollte sie aufgeben. Woher wusste der unbekannte Sender dieser Botschaften von meinen Gewohnheiten? Und warum sollte ich mir etwas sagen lassen? Ich war nicht der Typ, der sich unterordnete.

Also beschloss ich, in Eigeninitiative damit aufzuhören. Ich sah es als Optimierungsprozess. Ich hab es eigentlich nie damit übertrieben. Ich hatte beispielsweise nie einen Filmriss. Ich war nie davon ausgegangen, dass diese Genussmittel etwas zu meinen Herzinfarkten beigetragen haben könnten.

Verschiedene Aufgaben und Forderungen wurden auf diesem zweifelhaften Weg Tag für Tag an mich herangetragen. Wie unsinnig diese Texte waren. Ich kaufte Blumen, trank Wasser mit frischgepresster Zitrone, joggte und ging ins Theater. Jedes Mal lachte ich und schüttelte den Kopf im Unverständnis über meine Bereitschaft, den unsinnigen Botschaften Gehör zu schenken. Ich vergeudete Zeit.

Und wo blieb die Wunderheilung? Und wie spontan war sie nach diesen Tagen noch?

Dann sollte ich einen Ort aufsuchen, an dem der Schatz auf mich wartete, sowie der Wunderheiler höchstpersönlich.

Eine Schatzsuche!

Wofür hielt man mich? Als wär ich ein Kind, das sich mit leuchtenden Augen und einem Rucksack voller Pfadfinder-Utensilien auf den Weg macht, einen Schatz zu finden.

Ich nahm den Flieger. Der konnte jedoch nicht in den Bergen landen, also hatte ich jede Menge Fußweg vor mir.

Der Weg war beschwerlich. Ich fluchte, riss mir an Felsen und Rankenpflanzen die Beine auf und holte mir Blasen. Ich rutschte einen Hang hinab und war überall dreckig.

Die Vögel schienen sich über mich zu amüsieren, sowie die Steinböcke in der Ferne und die summenden Bienen. Selbst das Gras rauschte vergnügt im Wind, der mir heiter um die Ohren wehte. Die Sonne lachte.

Wie beschrieben fand ich die Bank auf dem Berg, mitten im Nichts. Hier oben an der frischen Luft gab es nur Wiesen mit duftenden, bunten Blumen, einen kleinen Bach mit klarem, kalten Wasser und die wilde, ungezähmte Natur.

Ich setzte mich auf die Bank und wartete mit Wut im Bauch auf den Wunderheiler. Ich überlegte mir, was ich ihm alles an den Kopf werfen würde, bevor ich endlich wieder zur Tagesordnung übergehen könnte.

Ich wartete. Nach einer Weile warf ich einen Blick auf das Handy, denn der Wunderheiler ließ auf sich warten. Ich hatte kein Netz.

So blieb mir nichts anderes übrig, als meine Umgebung zu betrachten und weiter zu warten.

Die Zeit verstrich, scheinbar ereignislos. Mein Ärger verflog. Und eine Heiterkeit erfüllte mich, über die ich gerade noch verächtlich lachen wollte, doch sie war einfach stärker. Es war mir unerklärlich. Plötzlich atmete ich tief durch und wurde durchflutet von einer unerklärbaren Freude und Leichtigkeit.

So blieb ich eine Weile sitzen. Ich vergaß den Wunderheiler komplett. Ich fühlte mich wie erleuchtet. Vielleicht ein Sonnenstich?

Ich wurde vollkommen verrückt. Ich zog mich komplett aus und rannte lachend über die Wiese, sprang in den kalten Bach, sang mit den Vögeln und ich schrie und weinte. Emotionen überwältigten mich und beraubten mich meiner Verstandes-Herrschaft. Mein Stolz wich einer tiefen Demut. Ich war ein kleines Kind auf dem Wickeltisch der Natur. Und ich liebte es! Ich liebte die Natur und mich selbst, so hilflos ich mich fühlte. Freiwillig gab ich Verstand und Kontrolle ab und übergab mich in Liebe und Vertrauen dem Leben.

Mein Opfer wurde angenommen. Und vergolten!

Ich spare mir die Details. Es kam niemand. Ich ging. Und kam so schnell wie es ging wieder. Ich zog in die Berge, verkaufte alles, was ich besaß und tauschte meine Macht und meinen Reichtum gegen ein Leben am Puls der Natur. Tatsächlich fühlte es sich an, als würde ich jetzt erst beginnen zu leben.

Ich bade jetzt täglich in Glück und Liebe, singe und lache und tanze. Ja, vielleicht bin ich verrückt.

Aber vielleicht erlag ich auch einfach einer spontanen Wunderheilung.

Das Chi im Chuan

Die Chi und die Chuan waren einst zwei mächtige Clans tapferer und geschickter Kämpfer.