Dickens' Detektivgeschichten - Charles Dickens - E-Book

Dickens' Detektivgeschichten E-Book

Charles Dickens.

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Beschreibung

Dickens war bereits früh fasziniert von der modernen Londoner Polizeiarbeit. Seine Erkenntnisse schrieb er in diesen Geschichten nieder. Sie spiegeln nicht nur das Verhältnis von Polizei und Verbrechertum wider, sondern zeigen auch die zugrunde liegenden Auswirkungen sozialer Konflikte. Und am Schluss sind es auch unterhaltsame Geschichten, die bestens in die Tradition eines Doyle oder Poe passen. Kommentiert und in angepasster Rechtschreibung Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 106

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Charles Dickens

Dickens’ Detektivgeschichten

Charles Dickens

Dickens’ Detektivgeschichten

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]Übersetzung: Franz Franzius 2. Auflage, ISBN 978-3-962810-20-7

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Inhaltsverzeichnis

Charles Di­ckens

Der Bet­tel­brief­schrei­ber

Die Ge­heim­po­li­zei

Drei Ge­heim­po­li­zis­ten-Ge­schich­ten

Die Hand­schu­he

Der Kunst­griff

Das Sofa

Auf Run­de mit In­spek­tor Field

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Klas­si­ker bei Null Pa­pier

Ali­ce im Wun­der­land

Anna Ka­re­ni­na

Der Graf von Mon­te Chri­sto

Die Schat­zin­sel

Ivan­hoe

Oli­ver Twist oder Der Weg ei­nes Für­sor­ge­zög­lings

Ro­bin­son Cru­soe

Das Got­tes­le­hen

Meis­ter­no­vel­len

Eine Weih­nachts­ge­schich­te

und wei­te­re …

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Charles Dickens

Charles Di­ckens, ge­bo­ren am 7. Fe­bru­ar 1812 in Land­port bei Ports­mouth, ist am 9. Juni 1870 in Ro­che­s­ter ge­stor­ben.

Die ty­pisch eng­li­sche Tra­di­ti­on der Ne­w­ga­te-No­vels, die sich seit De­foe und Swift mit fas­zi­nie­ren­den Ver­bre­cher­fi­gu­ren be­schäf­tig­te, hat mit Charles Di­ckens ih­ren li­te­ra­ri­schen Hö­he­punkt er­reicht.

Be­reits vor der Grün­dung des Lon­do­ner CID (Cri­mi­nal In­ves­ti­ga­ti­on De­part­ment) im Jah­re 1845 war Di­ckens mit der Pro­ble­ma­tik der Ver­bre­chen durch in­ten­si­ves Stu­di­um von Po­li­zei­be­rich­ten ver­traut. Er ver­folg­te fas­zi­niert die neue Ein­rich­tung der nich­t­uni­for­mier­ten Po­li­zis­ten, die, durch Zy­lin­der­hü­te ge­kenn­zeich­net und mit Alarm­ras­seln aus­ge­stat­tet, zu­nächst für die Be­wa­chung der Ei­sen­bahn­li­ni­en zu­stän­dig wa­ren, recht bald aber die ent­schei­den­de Rol­le bei der Ver­bre­chens­be­kämp­fung in der Lon­do­ner Un­ter­welt spie­len soll­ten.

Kurz nach der Grün­dung die­ser Po­li­zei­trup­pe schreibt Di­ckens De­tek­ti­ver­zäh­lun­gen un­ter dem Ti­tel »Ge­heim­po­li­zei«. Die­se Ge­schich­ten zei­gen nicht nur das Ver­hält­nis Po­li­zei/Ver­bre­cher­we­sen auf, son­dern re­flek­tie­ren auch die hin­ter den Ver­bre­chen ste­hen­den zeit­ty­pi­schen So­zi­al­kon­flik­te.

Der Bettelbriefschreiber

(The Beg­ging-Let­ter Wri­ter)

Die Sum­me Gel­des, die er im Ve­rei­nig­ten Kö­nig­reich all­jähr­lich ver­nünf­ti­gen und nütz­li­chen Zwe­cken ab­wen­dig macht, wür­de dem Er­trag der Fens­ter­steu­er gleich­kom­men. Er ist ei­ner der scham­lo­ses­ten Schwind­ler und Be­trü­ger der Ge­gen­wart. Mit sei­ner Faul­heit, sei­ner Ver­lo­gen­heit und bei dem un­er­mess­li­chen Scha­den, den er dem Wür­di­gen zu­fügt — da­durch, dass er den Strom ech­ter Güte trübt und tö­rich­ten Rich­tern das Hirn ver­wirrt, die un­fä­hig sind, zwi­schen der un­ech­ten Mün­ze des Elends und ih­ren ech­ten Stücken zu un­ter­schei­den, die es stets un­ter uns gibt —, da ge­hört er eher nach Nor­folk-Is­land als Drei­vier­tel der schlimms­ten Fäl­le, die dort­hin ver­schickt wer­den. Un­ter je­der ver­stän­di­gen Re­gie­rung wäre er schon lan­ge hin­ge­schickt.

Ich, Schrei­ber die­ses, war eine Zeit lang ein aus­er­wähl­ter Emp­fän­ger von Bet­tel­brie­fen. Vier­zehn Jah­re lang war mein Haus eine eben­so re­gel­rech­te An­nah­me­stel­le für der­ar­ti­ge Mit­tei­lun­gen, wie ir­gend­wel­ches grö­ße­res Ne­ben­post­amt es für Brie­fe all­ge­mei­ner Be­schaf­fen­heit ist. Da­her muss ich wohl ei­ni­ge Kennt­nis über den Bet­tel­brief­schrei­ber be­sit­zen. Zu al­len Stun­den des Ta­ges und der Nacht hat er mei­ne Tür be­la­gert — mit mei­nen Dienst­bo­ten hat er ge­kämpft, mir selbst hat er beim Aus­ge­hen und Heim­kom­men Hin­ter­hal­te ge­legt, hat mich aus der Stadt aufs Land ver­folgt; in klei­nen Land­g­ast­hö­fen, in de­nen ich mich nur ein paar Stun­den auf­hielt, tauch­te er auf; aus rie­sen­haf­ten Ent­fer­nun­gen schrieb er mir, wenn ich aus Eng­land fort war. Er wur­de krank; er starb und wur­de be­er­digt; er ge­lang­te wie­der zum Le­ben und ver­ließ die­sen flüch­ti­gen Schau­platz aber­mals: er war sein ei­ge­ner Sohn, sei­ne ei­ge­ne Mut­ter, sein ei­ge­ner Säug­ling, sein blöd­sin­ni­ger Bru­der, sein On­kel, sei­ne Tan­te, sein be­tag­ter Groß­va­ter. Er brauch­te einen Über­zie­her, um drin nach In­di­en zu ge­hen; zwan­zig Mark, um sich für im­mer eine Le­bens­stel­lung zu er­wer­ben; ein Paar Stie­fel, um die Küs­ten Chinas zu er­rei­chen; einen Hut, um eine Le­bens­stel­lung bei der Re­gie­rung zu be­kom­men. Oft fehl­ten ihm ge­nau sie­ben Mark fünf­zig zu un­ab­hän­gi­ger Le­bens­füh­rung. Er hat­te so schö­ne Aus­sich­ten in Li­ver­pool — große Ver­trau­ens­stel­lun­gen in Kauf­häu­sern, zu de­ren si­che­rer Er­lan­gung ihm nichts wei­ter als sie­ben Mark fünf­zig fehl­ten —, dass ich mich im­mer ge­wun­dert habe, warum er im ge­gen­wär­ti­gen Au­gen­blick nicht Bür­ger­meis­ter die­ser auf­blü­hen­den Stadt ist.

Die Na­tur­er­schei­nun­gen, de­ren Op­fer er wur­de, sind die al­ler­er­staun­lichs­ten. Er hat­te zwei Kin­der, die nicht wach­sen woll­ten; für die er nie et­was be­saß, um sie nachts zu­zu­de­cken; die ihn fort­wäh­rend durch ihr ver­geb­li­ches Bet­teln um Nah­rung zum Wahn­sinn trie­ben; die nie­mals aus Fie­ber und Ma­sern her­aus­ka­men (was mei­ner An­sicht nach wohl er­klärt, wes­halb sei­ne Brie­fe im­mer so nach Ta­ba­krauch duf­ten, als ei­nem Ent­seu­chungs­mit­tel); die sich im Lau­fe vier­zehn lan­ger Jah­re nie im ge­rings­ten ver­än­der­ten. Und sei­ne Frau, was dies Un­glücks­weib durch­zu­ma­chen hat­te, ahnt kein Mensch! Sie hat sich wäh­rend eben­die­ses sel­ben Zeit­raums stets in an­dern Um­stän­den be­fun­den und ist doch nie­mals nie­der­ge­kom­men. Sei­ne Er­ge­ben­heit für sie hat nie nach­ge­las­sen. Nie hat er sich für sich selbst ge­sorgt; er sel­ber hät­te ja gern zu­grun­de ge­hen kön­nen — wäre es so­gar gern —; aber war es nicht sei­ne Chris­ten­pflicht als Mann, als Gat­te, als Va­ter, einen Bet­tel­brief zu schrei­ben, so­bald er sie an­sah? (Ge­wöhn­lich schloss er hieran die Be­mer­kung, er wür­de abends vor­spre­chen, um sich die Ant­wort auf die­se Fra­ge zu ho­len.)

Er wur­de zum Spiel­ball der son­der­bars­ten Un­glücks­fäl­le. Was sein Bru­der ihm an­ge­tan, hät­te je­dem an­dern das Herz ge­bro­chen. Sein Bru­der trat mit ihm in Ge­schäfts­ver­bin­dung und lief mit dem Gel­de da­von; sein Bru­der brach­te ihn dazu, für eine Rie­sen­sum­me Bürg­schaft ein­zu­ge­hen, und ließ ihn sie dann zah­len; sein Bru­der hät­te ihm eine An­stel­lung ge­ge­ben, mit Tau­sen­den jähr­lich, hät­te er sich dazu ver­ste­hen kön­nen, auch sonn­tags Brie­fe zu schrei­ben; sein Bru­der äu­ßer­te Grund­sät­ze, die er mit sei­nem Got­tes­glau­ben nicht in Ein­klang brin­gen konn­te, und (folg­lich) konn­te er sei­nem Bru­der doch nicht ge­stat­ten, für ihn zu sor­gen. Sein Haus­wirt zeig­te nie­mals auch nur einen Fun­ken mensch­li­chen Ge­fühls. Wann er die letz­te Pfän­dung vor­nahm, weiß ich nicht mehr, aber aus­ge­löst hat er sie nie. Dem Pfand­lei­her sind be­reits graue Haa­re drü­ber ge­wach­sen. Sie wer­den ihn noch ei­nes schö­nen Ta­ges be­gra­ben müs­sen.

An je­des nur er­denk­li­che Un­ter­neh­men hat er sich her­an­ge­macht. Er ist im Hee­re ge­we­sen, bei der Flot­te, im Kir­chen­dienst, beim Ge­richt; hat mit der Pres­se in Ver­bin­dung ge­stan­den, den schö­nen Küns­ten, öf­fent­li­chen Ein­rich­tun­gen, mit Ge­schäfts­un­ter­neh­mun­gen al­ler Art und je­den Gra­des. Er ist stan­des­ge­mäß er­zo­gen, hat je­des Col­le­ge in Ox­ford und Cam­bridge be­sucht, kann in sei­nen Brie­fen La­tein an­füh­ren (ver­buch­sta­biert sich aber ge­wöhn­lich bei klei­ne­ren eng­li­schen Wör­tern); er ver­mag uns zu er­zäh­len, was Sha­ke­s­pea­re über das Bet­teln sagt, bes­ser als wir selbst. Zu be­ach­ten ist, dass er in­mit­ten all sei­ner Heim­su­chun­gen stets die Zei­tung liest und dass er sei­ne Bit­te im­mer mit ir­gend­ei­ner An­spie­lung auf einen gra­de volks­tüm­li­chen Ge­sprächs­ge­gen­stand zu Ende bringt, von dem man an­neh­men soll­te, er läge mir.

Sein Le­bens­lauf stellt eine Ket­te in­ne­rer Wi­der­sprü­che dar. Zu­wei­len hat er noch nie zu­vor einen der­ar­ti­gen Brief ge­schrie­ben. Er wird rot vor Scham. Dies ist das ers­te Mal; es wird aber auch das letz­te sein. Ant­wor­ten wir nicht drauf und ma­chen uns nur klar, dass er sich dann in der Stil­le um­brin­gen wird. Zu­wei­len (und das ist öf­ter der Fall) hat er be­reits ein paar sol­che Brie­fe ge­schrie­ben. Dann legt er die Ant­wor­ten bei mit dem ver­trau­li­chen Zu­satz, sie sei­en für ihn von ganz un­schätz­ba­rem Wert, und zu­gleich mit der Bit­te, sie ihm doch ja sorg­fäl­tig wie­der zu­zu­stel­len. An­la­gen sind eine sei­ner Lieb­ha­be­rei­en — Ver­se, Brie­fe, Ab­schrif­ten von Pfand­zet­teln, ir­gend et­was, was eine Ant­wort er­for­der­lich macht. Er ist von großer Stren­ge ge­gen ›den ver­wöhn­ten Günst­ling des Glücks‹, der ihm die zehn Mark ver­wei­gert hat — sie­he An­la­ge 2 -, aber mich kennt er bes­ser.

Er schreibt in den ver­schie­dens­ten Aus­drucks­ar­ten, zu­wei­len in nie­der­ge­drück­ter Stim­mung, manch­mal auch ganz scherz­haft. Ist er nie­der­ge­drückt, so schreibt er mit ab­fal­len­den Zei­len und wie­der­holt ein­zel­ne Wör­ter — klei­ne An­zei­chen von großer Be­weis­kraft für Ge­müts­stö­run­gen. Ist er leb­haf­ter, so ist er ganz of­fen ge­gen mich; dann ist er ein an­ge­neh­mer Plau­de­rer. Ich ken­ne ja die mensch­li­che Ver­an­la­gung — wer kenn­te sie bes­ser? Na schön! Er be­saß mal ein biss­chen Geld und wur­de da­mit fer­tig — wie so vie­le vor ihm auch! Nun fin­det er, sei­ne al­ten Freun­de wen­den sich von ihm ab—auch das ha­ben vie­le vor ihm durch­ge­macht! Soll er mir mal er­zäh­len, warum er gra­de mir das schreibt? Weil er eine Art von An­recht auf mich hat. Ganz of­fen le­dig­lich aus die­sem Grun­de; und dar­um (weil ich die mensch­li­che Ver­an­la­gung ken­ne) bit­tet er mich um ein Dar­le­hen von vier­zig Mark, rück­zahl­bar nächs­ten Don­ners­tag in sechs Wo­chen, vor zwölf Uhr mit­tags.

Mit­un­ter, wenn er ge­merkt hat, dass ich ihn er­kannt habe und dass kei­ner­lei Aus­sicht auf Geld be­steht, schreibt er mir, um mir mit­zu­tei­len, nun end­lich wäre ich ihn los. Er hat sich von der Ost­in­di­schen Kom­pa­nie an­wer­ben las­sen und soll so­fort hin­aus — nur braucht er dazu einen Käse. Der Un­ter­of­fi­zier hat ihm ge­sagt, das sei für sei­ne Aus­sich­ten im Re­gi­ment ganz be­son­ders wich­tig, dass er einen Käse mit hin­aus­bräch­te, ein­fa­chen Glou­ces­ter — im Ge­wicht von etwa zwölf bis fünf­zehn Pfund. Acht oder neun Mark reich­ten hin. Er bit­tet nach dem zwi­schen uns Vor­ge­fal­le­nen nicht um Geld; aber wenn er mor­gen früh um neun vor­sprä­che, dürf­te er dann hof­fen, den Käse vor­zu­fin­den? Und kann er ir­gend et­was tun, um mir in Ben­ga­len sei­ne Dank­bar­keit zu be­wei­sen?

Ein­mal schrieb er mir einen ganz ei­gen­ar­ti­gen Brief, in dem er mir eine Na­tu­ral­un­ter­stüt­zung vor­schlug. Er war in eine klei­ne Ver­le­gen­heit ge­ra­ten, in­dem er bei al­ler­hand Leu­ten Klum­pen Dreck in Pack­pa­pier zu­rück­ge­las­sen hat­te, un­ter der Vor­ga­be, er wäre Kof­fer­trä­ger bei der Bahn, und in die­ser Ei­gen­schaft Fuhr­geld er­ho­ben hat­te. Die­ses Spiel sei­ner Ein­bil­dungs­kraft sühn­te er jetzt im Ar­beits­hau­se. Nicht lan­ge nach sei­ner Frei­las­sung und an ei­nem Sonn­tag­mor­gen kam er mit ei­nem Brie­fe zu mir (nach­dem er sich vor­her von Kopf bis Fuß mit Staub ein­ge­schmiert hat­te), in dem er mir zu ver­ste­hen gab, er habe sich ent­schlos­sen, nun­mehr sei­nen Le­bens­un­ter­halt ehr­lich zu ver­die­nen, und sei also mit ei­nem Wa­gen vol­ler Töp­fer­wa­ren durchs Land ge­reist. Das sei auch ganz gut ge­gan­gen bis ges­tern, wo ihm in der Nähe von Chat­ham, Kent, sein Pferd tot zu­sam­men­ge­bro­chen sei. Dies hät­te ihn in die un­an­ge­neh­me Not­wen­dig­keit ver­setzt, sich selbst vor­zu­span­nen und sei­nen Ge­schirr­wa­gen nach Lon­don zu zie­hen — eine et­was er­schöp­fen­de Schlep­pe­rei von fünf­und­vier­zig Ki­lo­me­tern. Um Geld zu bit­ten wage er nicht wie­der; aber wenn ich die Güte ha­ben wür­de, ihm einen Esel zur Ver­fü­gung zu stel­len, dann wol­le er das Tier vorm Früh­stück ab­ho­len!

Bei ei­ner an­dern Ge­le­gen­heit stell­te sich mein Freund (ich be­schrei­be tat­säch­li­che Vor­komm­nis­se) als Schrift­stel­ler in höchst be­dräng­ter Lage vor. Eins sei­ner Stücke war an ei­nem ge­wis­sen Thea­ter an­ge­nom­men wor­den — an dem tat­säch­lich ge­spielt wur­de; sei­ne Auf­füh­rung aber war durch die Er­kran­kung des Haupt­dar­stel­lers hin­aus­ge­scho­ben wor­den — der tat­säch­lich krank war —; und er und die Sei­nen be­fan­den sich in ei­nem Zu­stand völ­li­ger Er­schöp­fung. Falls er sei­ne schlim­me Lage dem Thea­ter­lei­ter be­kannt gäbe, die Be­hand­lung, die ihm dann zu­teil wer­den wür­de, über­ließ er mir selbst aus­zu­ma­len. Also gut; über die­se Schwie­rig­keit ka­men wir zu un­se­rer bei­der­sei­ti­gen Be­frie­di­gung hin­weg. Kur­ze Zeit nach­her be­fand er sich wie­der in der Klem­me. Ich glau­be, Mrs. South­co­te, sei­ne Frau, war in höchs­ter Ver­le­gen­heit — auch die­sen Punkt brach­ten wir in Ord­nung. Kurz dar­auf hat­te er ein neu­es Haus be­zo­gen und war auf dem gra­des­ten Wege in den Ab­grund, weil ihm eine Re­gen­ton­ne fehl­te. Ich hat­te mei­ne Be­den­ken we­gen die­ser Re­gen­ton­ne und be­ant­wor­te­te das Schrei­ben nicht. Aber schon bald dar­auf be­kam ich al­len Grund, die­se Nach­läs­sig­keit zu be­reu­en. Er schrieb mir ein paar kur­ze, herz­zer­rei­ßen­de Zei­len, die mich be­nach­rich­tig­ten, die lie­be Teil­ha­be­rin sei­ner Sor­gen sei ges­tern abend neun Uhr in sei­nen Ar­men ge­stor­ben.