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Er, ein türkischer Student, verliebt sich in Sie, ein deutsches Mädchen doch er ist unsicher, ob er dies überhaupt will. Sein Plan, nach dem Studium in Deutschland in die Türkei zurückzukehren und als gutverdienender Akademiker für seine Familie da zu sein, wird durch dieses blonde, blauäugige Mädchen völlig auf den Kopf gestellt. Sie ist fasziniert von ihrem exotischen Freund und begleitet ihn neugierig in seine Heimat. Die Türkei erlebt sie wie ein Märchen: Sie ist beeindruckt von der Weite und Schönheit des Landes, kann nicht genug bekommen von den leuchtenden Farben, betörenden Düften und der außergewöhnlichen Gastfreundschaft. Zurück in Deutschland erhält sie einen Einblick in das türkische Familienleben ihres Freundes. Doch sie ahnt nicht, dass sie von seiner Familie nur als ein kurzes Intermezzo angesehen wird eine Übergangsphase, bevor ER eine türkische Frau heiratet, die den Vorstellungen seiner Familie entspricht. Für beide ist das Leben ohne einander jedoch längst unvorstellbar geworden.
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Er ein türkischer Student, verliebt sich in Sie, ein deutsches Mädchen – doch er ist unsicher, ob er dies überhaupt will. Sein Plan, nach dem Studium in Deutschland in die Türkei zurückzukehren und als gutverdienender Akademiker für seine Familie da zu sein, wird durch dieses blonde, blauäugige Mädchen völlig auf den Kopf gestellt.
Sie ist fasziniert von ihrem exotischen Freund und begleitet ihn neugierig in seine Heimat. Die Türkei erlebt sie wie ein Märchen: Sie ist beeindruckt von der Weite und Schönheit des Landes, kann nicht genug bekommen von den leuchtenden Farben, betörenden Düften und der außergewöhnlichen Gastfreundschaft.
Zurück in Deutschland erhält sie einen Einblick in das türkische Familienleben ihres Freundes. Doch sie ahnt nicht, dass sie von seiner Familie nur als ein kurzes Intermezzo angesehen wird – eine Übergangsphase, bevor ER eine türkische Frau heiratet, die den Vorstellungen seiner Familie entspricht.
Für beide ist das Leben ohne einander jedoch längst unvorstellbar geworden.
Auf alles Grüne, Rote, die Zweige und Blätter
Auf weitere Jahre, meine Rose, wie bisher.
Das Blatt passt gut zum Zweig,
Das Rote zum Grünen,
Von nun an überlasse ich dich den Fremden nicht mehr
NAZIM HIKMET
Alles veränderte sich an diesem wunderschönen Maientag,als Sie in schwarze Augen traf und spürte, dass es wichtig war. Der Apfel den Er ihr reichte, hatte etwas Paradiesisches. Was für ein Tag, alles gehörte zusammen. Die Luft und die Sonne, Lachen und Reden, das Fremde und das Vertraute. Helle Augen und dunkle Augen.
„Ich fahre morgen in die Türkei, 4000 km mit dem Auto, ich muss meine Familie sehen, mein Land. Aber in 12 Tagen bin ich zurück, das ist ein Sonntag, und mittags komme ich zu dir nach Hause und hole dich ab.“
Ein wunderschöner Tag einfach so zwischendurch war ein Geschenk. Die Träume bis dahin eine Glückseligkeit, und wenn er dann wirklich vor der Türe stand. –
1969 sah man öfter in dunkle Augen. Gastarbeiter nannte man sie. Aus ihren Heimatländern, Italien Spanien und der Türkei hatte man sie gerufen.Sie arbeiteten hier und sorgten für Schlagzeilen. Sie waren fremd, genauso fremd wie Melonen, Auberginen, Zucchini und Pistazien. – Berührungsängste –
„die Wohnung ist leider schon vergeben.“ Im Bus gab es nur noch Platz in der letzten Reihe, fünf nebeneinander. Sie hockten zusammen, und wenn der Busfahrer im Winter, wenn es kalt und trübe war, an der letzten Station rief: „Hier ist Ende, alle Mann aussteigen“, dann antworteten sie:
„Wir nix Aleman, wir Türken“, und sie blieben sitzen, weil es so schön warm war und sie nicht alleine waren.
Draußen wurde Weihnachten gefeiert, das gab es nicht in der Türkei. Und Weihnachten war ein Familienfest. Die Familie saßen warm und gemütlich zuhause, gefeiert wurde unter sich, still und beschaulich.
In der Türkei da feierten sie mit der großen Familie, mit Verwandten, Freunden, Nachbarn. Öffentlich mit guten Wünschen, lautem Lachen, vielen Kindern, würdevollen Alten, süßen Sachen und süßen Reden. Einfach anders.
Er war anders, zuverlässig und pünktlich.
Es war Mittag und er stand da, wie er gesagt hatte.
Stunden vorher hatte Sie schon aus dem Fenster geschaut, war aufgeregt und unruhig. 4000 km lagen hinter ihm, aber was hatte das schon zu bedeuten. Der Anfang war jetzt.
Jetzt lernten sie. Er hatte sein Studium im Kopf, seine Zukunft. Als Chemiker in der Türkei würde er einen guten Job und viel Geld bekommen. Das Geld würde für die gesamte Familie reichen, Melek, seine Mutter, wäre stolz auf ihn, und dies zu wissen war ein gutes Gefühl.
Sie öffnete Augen und Ohren, ließ alles Neue in sich hineinströmen und schaute in dunkle Augen.
Er wohnte in der kleinen Familie gemeinsam mit Bruder, Schwägerin und deren Kind.
Sie verbrachten ihre freie Zeit dort, Sie hörte die türkische Sprache, ohne sie zu verstehen.
Sie schmeckte orientalische Speisen, erschrak vor der fremd klingenden Musik und erlebte ein Familienleben, dass laut, rau und herzlich war.
Sein Bruder lebte seit einigen Jahren hier, sprach fließend deutsch, war ein Meister seines Handwerkes und bei den Deutschen sehr beliebt. Er finanzierte das Studium seines jüngeren Bruders und hatte mit seinen jungen Jahren alles im Griff. Auch seine Frau, die im schwarzen Samtkleid in der Küche stand, den Haushalt führte, zwei Kinder und auch Er versorgte.
Sie gefiel es gut an den Wochenenden mitten in der kleinen Familie mit ihm an der Seite! Viele Freunde und türkische Familien kamen zu Besuch, und sie war erschlagen von so viel Zusammengehörigkeit und Gastfreundschaft.
„Trink den Tee, das muss man, probiere das Essen, den Reis, Kebab, Teigwaren, Süßigkeiten, das Obst.“ Die Frauen in der Überzahl bereiteten das Essen zu, bedienten die Gäste, räumten auf und räumten ab. Kümmerten sich um die Kinder und standen gerne miteinander in der Küche. Sie fühlte sich schnell dazugehörig, das Angebot der Frauen: „Komm doch mit uns, rauch mal eine, lass die Männer, die spielen so und so Tavla“, wollte sie nicht ablehnen, doch viel lieber hätte sie bei ihm gesessen.
Er wollte das auch, legte den Arm um ihre Schulter, und oftmals war sie die einzige Frau unter Männern.
Ihm gefiel das, und die Blicke oder Bemerkungen der anderen störten nicht. Er wollte alleine sein mit ihr und spüren, wie gut es war, zu zweit zu sein.
Warum er das wollte, warum sie wichtig wurde, das verunsicherte ihn, seine Pläne sahen anders aus.
Er hatte sich aufs Studium zu konzentrieren, durfte sich nicht ablenken lassen. Sein Ziel war das Diplom, das ihm und der Familie eine bessere Zukunft versprach.
Seine Familie in der Türkei, die Mutter und die jüngeren Geschwister.
Doch Sie war hier, saß inmitten seiner türkischen Welt, und er wollte es so.
Für sie war die Türkei näher gerückt, vor allem diese dunklen Augen, und sie musste herausfinden, was wichtig war.
Eine Vertrautheit und Nähe, die noch nicht begreiflich war, entstand. Sie wollten nicht ohneeinander sein. Dunkle und helle Augen, fremdes Land und Heimat.
„Ich komme mit dir, ich hole dich ab, wann bist du da, ich will auch, ich und du". Sie ließen sich nicht mehr aus den Augen, brauchten die Nähe des Anderen.
War Sie zuhause, wartete sie auf ihn.
Schaute sie aus dem Fenster, sah sie das gewohnte Bild der Straße, sah bekannte Gesichter und die große Wiese, bis sie ihn, am Ende der Straße kommen sah.
jede Bewegung, jeder Schritt war vertraut.Sie hielt ihre Blicke daran fest und fühlte schon die Nähe.
Gleich würde sie ihn umarmen, die Wärme spüren und seine Hände halten. Hände, die ihr vom ersten Augenblick an gefallen hatten und die sie jetzt liebte.“
Er wollte ihre Eltern kennen lernen. Seine Nervosität verstand sie eigentlich nicht, als sie ihn deswegen so aufgeregt erlebte. In einem Anzug hatte sie ihn noch nie gesehen. Die helle Farbe des Stoffes, die fast gleiche Farbe des offenen Hemdes zu seiner sonnengebräunten Haut, die dunklen Augen und schwarzen Haare standen ihm außerordentlich gut. Das Lächeln, mit dem er sie begrüßte, ließ sie zittern.
Sie hielt seine Hand, lachte über seine Sorge und den Satz, „Ob ich dich heiraten kann, weiß ich noch nicht, erst müssen meine Aufgaben erfüllt werden.“ Sie kannten sich gerade mal ein paar Wochen.
Er war einfach da, und der Vater meinte lediglich: „Ist es normal, dass er barfuß geht?“
„Er hat das gerne“, genügte als Antwort, und es wurde selbstverständlich, dass er mit am Tisch saß.
Er hörte zum ersten Mal die Musik Beethovens, die Sinfonien faszinierten ihn, ließen ihn nicht los. Immer wieder legte er die Schallplatte auf oder kurbelte solange im Radio herum, bis er klassische Musik hörte.
Noch nie hatte sich Sie Beethoven so nahe gefühlt, und sie wusste nicht, ob es daherkam, dass Beethoven ein Landsmann war,
oder einfach nur die Bewunderung und Freude, dass diese Musik bei dunklen Augen dieselbe Empfindung auslöste wie bei ihr.
Sie hörte türkische Musik, und es dauerte seine Zeit, bis sie sie verstand und empfand. Die Stimme eines Sängers schaffte es, dass sie genauer hinhören wollte.
Zeki Müren sang so, dass jedes Wort zu verstehen und jede Stimmung zu spüren war.
Bir Kizil goncaya benzer dudagin
Acilan tek gülüsün bu bagin
Kurulur kalplere sevda otagin
Einer roten Blütenknospe gleichen deine Lippen du einzige Rose
Aufgegangen in diesem Garten findest du deinen Platz in jedem Herzen
Sie wollte wissen, welchen Ursprung diese Musik hatte und erfuhr von ihm viel über eine Zeit der Sultane und Haremsdamen. Die Liedtexte, Ausdruck tiefer Sehnsucht in poetischen Bildern.
Diese prachtvolle, mit Glanz und Reichtum ausgestattete Zeit, zeigte ihre Oberflächlichkeit darin,
dass die Menschen ihre wahren Wünsche und Bedürfnisse nur in Liedern auszusprechen wagten.
Es war ein bedeutungsvolles Jahr,sie hatten sich gefunden und wurden nicht satt herauszufinden, wer der andere war, und warum sie nicht voneinander lassen wollten.
Die Zeit, die sie hatten, mussten sie auskosten, ausnutzen, ohne Rücksicht auf die, die sie belächelten oder nicht verstanden.
Des Öfteren besuchte Sie ihn in der Bibliothek. Leise, wie es üblich war, verschaffte sie sich einen Platz, an dem sie ihn beobachten konnte. Gemeinsam mit den Kommilitonen saß er konzentriert, mit fast zusammengekniffenen Augen, die Beine lang unter dem Tisch ausgestreckt und las stirnrunzelnd die fremden Texte. Seine Lippen bewegten sich, jedes Wort flüsterte er, kaum hörbar, vor sich hin. Er war der Schönste, verursachte immer noch, dass ihr Herz heftig klopfte und verzauberte sie jedes Mal mit seinem Schmunzeln, wenn er sie entdeckte.
Es war Winter, Dezember, Weihnachtszeit.
„Ich fahre in die Türkei, 4000 km mit dem Auto, für zwei Wochen, kommst du mit?“ Wie sollten sie zwei Wochen ohneeinander aushalten, er nicht und sie nicht.
„Mutter, wir wollen in die Türkei fahren, was denkst du darüber, es ist Winter, die Reise ist lang, das Land fremd und du und Vater alleine an den Festtagen.“
Die Mutter sah das Leuchten in den Augen ihrer Tochter, Sie war verliebt. Die Zeit der eigenen Verliebtheit war viel zu kurz gewesen, sie wollte ihrer Tochter dieses Glücksgefühl nicht nehmen.
Er war ein guter Mann, sie vertraute ihm, auch wenn der Gedanke an die weite Reise und das fremde Land ihr Angst machten. Der Vater war begeistert, freute sich mit ihr, ermutigte sie.
„Du musst diese Reise wahrnehmen. Wann bekommst du sonst die Gelegenheit dieses Land und seine Menschen so aus der Nähe kennenzulernen.“
„Danke, ihr habt verstanden, und sie können sich aufmachen nach Adana“.
Den Namen dieser Stadt hörte sie zum ersten Mal. Eine heiße, trockene, raue und konservative Stadt im Süden der Türkei.
Die Vorbereitungen beschäftigten sie sehr, das Auto brauchte Winterreifen und die Familie Geschenke. Sie kannte sie alle, die Bilder in ihrem Kopf nahmen Gestalt an.
Er hatte soviel erzählt und ihr die Familie vertraut gemacht. Die beiden jungen Schwestern in Schuluniformen, die das Gymnasium
besuchten. Der älteste Bruder, die Respektsperson und nach dem Tod des Vaters der Liebling und engste Vertraute seiner nur sechzehn Jahre älteren Mutter.
Die weiteren Geschwister waren verheiratet und Eltern kleiner Kinder.
Sicher hatten alle dunkle Augen und würden sich wundern über ihr Aussehen. Die Frau des ältesten Bruders wünschte sich einen Pelzmantel, obwohl es in Adana im Winter nie unter 10 Grad wurde.
Tagelang liefen sie durch die Stadt und bekamen alles was sie brauchten, auch den Mantel.
Sie besorgte Weihnachtsgeschenke für die Eltern und für ihn. Es würde ihr erstes Weihnachtsfest werden, und sie wollte ihn am 24. Dezember in seiner Stadt mit ihren Geschenken überraschen. Eine Schallplatte in Weihnachtspapier verpackt versteckte sie im Koffer und stellte sich die Freude in seinen dunklen Augen vor. Alles war spannend und ganz einfach.
Sie machte sich keine Sorgen und ging leichten Fußes in eine andere Welt. Mit ihm an der Seite konnte es nur gut gehen.
Mitte Dezember um Mitternacht ging es von Köln aus los. Sie fuhren ab, die Familie schüttete einen Krug Wasser hinter ihnen her.Das sollte eine freie Fahrt verheißen, Wasser fand immer seinen Weg.
Der Weg führte durch Deutschland in ein verschneites Österreich.Die Mutter und die Schwägerin hatten soviel Proviant eingepackt, dass sie nur an den Tankstellen anhielten. Die Sehnsucht nach Hause zu kommen, war zu groß.
Es gab nichts, was ihre Fahrt au’alten konnte, kein Blick auf die fantastische Landschaft oder ein gemütliches Cafe.
Sie hatten Blicke nur füreinander, hockten eng nebeneinander,
sahen einen Traum aus Schnee und blauen Himmel, fühlten ihre Wärme und der Gedanke, die nächste Zeit so nahe miteinander zu verbringen, hielt sie in Atem.
1000 km Fahrt durch Jugoslawien, Er am Steuer, Sie fütterte ihn mit Kaffee und Obst.
Schnee wohin das Auge reichte, Schneegestöber ununterbrochen.
Sie klammerten sich an die roten Hinteraugen des Autos vor ihnen, mehr war nicht zu sehen und hin, und wieder verschwanden auch diese und rutschten hinab in die Böschung.
Anhalten durften sie nicht, der Motor musste laufen. Sie hatte Halluzinationen und sah die Verkehrsschilder ständig auf die Straße kippen. Er, hoch konzentriert, sprach kein Wort. Die Scheibenwischer konnten nicht mehr und Schnee fiel wie das Au(litzen einer Wunderkerze auf die Scheibe.
1000 km,die zweite Nacht und ein halber Tag. Sehr ruhig geworden erreichten sie die Grenze zu Bulgarien. Die Beamten waren mürrisch und erwarteten viel, viel Trinkgeld. Es dauerte seine Zeit, bis sie durch dieses gespenstisch wirkende Land weiterfahren konnten.
Die Städte grau bis schwarz, die Menschen armselig, und keine Freundlichkeit, die entgegenkam.
In der Trübseligkeit, dann das blau aufleuchtende Schild mit dem Namen der türkischen Grenzstadt. Es dauerte nicht mehr lange. Sie waren in der Türkei.
Große Aufregung an der Grenze, viel Gerede und Gelächter. Alles wirkte vertraut, und sie schöpften neue Kraft, weiterzufahren. Sie sah immer häufiger in dunkle Augen und wurde auf eine neue Art glücklich.
Schon bald tauchte das Schild „Istanbul“ auf, und danach waren es nur noch 1000 km.
Um Mitternacht hörten sie das Tuten großer Schiffe, sahen weites, silbrig glänzendes Wasser und viel Rauch. Um sie herum Männer, die in die Hände hauchten und von einem Fuß auf den anderen traten.
War es Nebel oder der Hauch dieser Menschen? Die Luft wirkte diesig und verschwommen.