Die Akte Antonov - André Audigier - E-Book

Die Akte Antonov E-Book

André Audigier

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Beschreibung

Es gibt Geschichten, die sich zwischen Zeilen verstecken - in Schweigen, Blicken und den unausgesprochenen Geheimnissen der Vergangenheit. Für die junge Anwältin Sophia Rosenthal beginnt alles wie ein Routinefall, doch bald wird sie in einen Strudel aus Macht, Verrat und dunklen Leidenschaften gezogen. Mit jeder neuen Frage zieht sie an Fäden, die besser unberührt geblieben wären - Fäden, die zu Dr. Franko führen. Einem Mann, dessen silbernes Haar Geschichten von Weisheit und Abgründen erzählt. Doch im Schatten all dessen steht ein Name: Abraham Antonov. Einst ein angesehener Geschäftsmann, fiel er den Verlockungen des Rotlichtmilieus zum Opfer - ein Abstieg, der ihn in einen Abgrund aus Korruption und schrecklichen Verbrechen führte. Die dunkle Wahrheit seines Lebens ist es, die Sophia nun ans Licht zerren will. Ist Dr. Franko nur der Erzähler dieser Geschichte? Oder ist er der Architekt eines Schicksals, das unaufhaltsam alle in seinen Bann zieht? Je tiefer Sophia gräbt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Täter und Opfer, Wahrheit und Lüge, bis sie erkennt: Manche Wahrheiten sind gefährlicher als jede Lüge.

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


ÜBER DEN AUTOR

André Audigier ist Unternehmer und widmet sich mit Leidenschaft der Musik und dem Schreiben von Büchern. Mit seinem kreativen Schaffen verbindet er berufliches Engagement und künstlerischen Ausdruck auf einzigartiger Weise.

Inhaltsverzeichnis

DIE AKTE ANTONOV

DAS SM-STUDIO

ERWEITERUNG DER TÄTIGKEIT VON ABRAHAM

ANRAHAMS BESUCH BEI SEINEN ELTERN

DIE ERSTEN PROBLEME

DER SKLAVE UND DIE VERSCHWUNDENE DOMINA

DIE JAGD NACH NADJA UND MARKO

DIE POLIZEI

DIE VERHÖRE

RÜCKKEHR IN DIE FREIHEIT

ABRAHAMS GEWISSENSBISSE

ABRAHAMS PLÄNE UND DER NÄCHSTE SCHRITT

DAS SCHLOSS

DIE SCHLOSSBESICHTIGUNG

ANNA

DIE FETISCHPARTY

STREIT MIT ANNA

DAS SCHLOSS UND DIE SANIERUNG

DER GESCHÄFTSVORSCHLAG

EIN RÜCKSCHLAG

WEITERE GESCHÄFTE

ALTE BEKANNTSCHAFTEN

WEITERE ETABLISSEMENTS

NEUE HERAUSFORDERUNGEN

EIFERSUCHT

ABRAHAMS NÄCHTE

EIN RISKANTES GESPRÄCH

EIFERSUCHTSDRAMA

ABRAHAMS ENTSCHEIDUNG

DIE TRENNUNG

NEUE PLÄNE FÜRS SCHLOSS

EINE WOCHE IN MIAMI

EIN MYSTERIÖSES GESCHENK

DER FKK-CLUB

DIE ERÖFFNUNG DES FKK-CLUBS

DIE GROßE NACHT

ABRAHAMS ERFOLG UND REFLEXION

CELINE

ABRAHAMS ZEIT MIT CELINE

GORDON UND DER ANWALT

EIN NEUER BODYGUARD

EDDY ZEIGTE SEIN WAHRES GESICHT

DER PLAN GEGEN EDDY

DIE GELDÜBERGABE

DAS BLATT WENDET SICH

RACHE

PROLOG

Es gibt Geschichten, die in Akten keinen Platz finden. Geschichten, die sich zwischen Zeilen verbergen, in Schweigen, in Blicken, in den unausgesprochenen Geheimnissen der Vergangenheit.

Dr. Franko, ein Mann, dessen silbernes Haar ebenso von Weisheit wie von Abgründen erzählt, hatte viele dieser Geschichten gehört – und einige selbst geschrieben. Doch diese hier war anders. Dunkler. Persönlicher.

Für die junge Anwältin Sophia Rosenthal begann es als ein gewöhnlicher Fall, eine Routineaufgabe, in der sie sich beweisen wollte. Doch sie ahnte nicht, dass sie bald in einen Strudel aus Macht, Verrat und tief verborgenen Leidenschaften hineingezogen würde. Je mehr sie fragte, desto mehr zog sie an Fäden, die sie nicht mehr loslassen konnte – und die vielleicht besser unberührt geblieben wären.

Denn die Wahrheit, nach der sie suchte, war keine, die auf den ersten Blick leuchtete. Sie war kalt, rau und gefährlich. Und während sie Dr. Frankos Augen suchte, fragte sie sich, ob er wirklich nur der Erzähler dieser Geschichte war – oder viel mehr der Architekt eines Schicksals, das sie unaufhaltsam in seinen Bann zog.

So beginnt eine Reise. Eine Reise in die Abgründe einer Vergangenheit, in der die Grenzen zwischen Opfer und Täter, Wahrheit und Lüge, Leben und Tod verschwimmen.

DIE AKTE ANTONOV

„Und was macht Sie so sicher, dass diese Geschichte wahr ist?“, fragte die junge Rechtsanwältin Sophia Goldstein. Ihre Stimme blieb ruhig, doch in ihrem Blick glomm etwas Unergründliches – eine Mischung aus Neugier, Zweifel und einer unbewussten Faszination. Sie lehnte sich über den Konferenztisch, ihre Hände locker verschränkt, während ihre Augen Dr. Franko fixierten.

Rechtsanwalt Dr. Franko, ein Mann mit silbernem Haar und einer Ausstrahlung, die sowohl Weisheit als auch etwas Undurchdringliches vereinte, hob den Kopf. „Weil ich ein Teil dieser Geschichte bin“, sagte er leise, ich habe habe sie selbst erlebt.“

Sophia zog ihre rechte Augenbraue hoch. Nicht aus reiner Skepsis, sondern aus einem unwillkürlichen Drang, mehr zu wissen. Was war damals wirklich passiert? Wie tief war Franko wirklich darin verstrickt? Und warum fühlte sie sich selbst so angezogen von diesen dunklen Schilderungen?

„Aber warum steht davon nichts in der Akte?“, fragte sie kühl und klang dabei nahezu analytisch, aber innerlich spürte sie ein Kribbeln, das sie sich nicht erklären konnte. Ein düsterer Magnetismus, der sie immer stärker zu dieser Geschichte zog. „Warum diese Lücken? Es gibt kaum Anhaltspunkte über die letzten Jahre von Abraham Antonov. Die Fakten genügen nicht, um ein klares Bild zu erhalten.“

Dr. Franko legte den Löffel seines Tees sorgfältig auf die Untertasse, als würde diese Geste ihm Zeit verschaffen. „Manche Dinge, meine Liebe, schreibt man besser nicht nieder. Es gibt Wahrheiten, die in keiner Akte Platz finden.“

„Wirklich?“ Sophia lehnte sich etwas zurück, fixierte ihn mit prüfendem Blick. „Oder haben Sie einfach Angst, dass die Wahrheit Sie belasten könnte?“

Die Worte waren scharf, absichtlich gewählt, doch nicht ohne eine leise Unsicherheit. Sie wusste, dass sie provozierte – und das wollte sie auch. Aber ein Teil von ihr wollte ebenso sehen, wie Franko darauf reagierte. War er wirklich der weise Mentor, der ihr so vieles beigebracht hatte? Oder verbarg sich hinter seiner Melancholie etwas Dunkleres, das sie gleichermaßen abschreckte wie faszinierte?

Franko lächelte schwach, ein Lächeln, das mehr verbarg, als es zeigte. „Sie sind mutiger, als ich dachte. Sie erinnern mich ein wenig an mich selbst, als ich noch jünger war.“

„Floskeln bringen uns hier nicht weiter.“ Sophia verschränkte die Arme, als wolle sie sich vor der emotionalen Nähe schützen, die in seiner Bemerkung mitschwang. „Ich will die ganze Wahrheit. Ich will verstehen, was genau passiert ist. Und ich werde nicht aufhören, nachzufragen, bis ich Antworten habe.“

Ihre Worte klangen entschlossen, doch in ihrem Inneren nagte ein anderes Gefühl. Was wollte sie wirklich verstehen – die Wahrheit über Antonov oder über sich selbst? Und was sagte ihre wachsende Faszination an dieser Geschichte über sie aus?

Franko hielt inne, ließ ihre Worte auf sich wirken. Er nickte langsam, als hätte er erwartet, dass sie genau das sagen würde. „Also gut! Sie wollen die Wahrheit? Ich werde sie Ihnen erzählen. Aber ich warne Sie: Diese Wahrheit wird Ihnen nicht gefallen.“

Sophia spürte, wie ein elektrisches Knistern durch sie hindurchging. Sie hatte schon von ähnlichen Fällen gehört, aber dieser fühlte sich anders an. Persönlicher. Bedrohlicher. Vielleicht sogar gefährlicher.

Franko fuhr fort:

„Die Geschichte beginnt am Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends, in der warmen Abendsonne von Kladno – einer kleinen Stadt, nicht weit von Prag entfernt.

Abraham war damals Anfang 30. Sein Gesicht war von Entschlossenheit und einer beinahe unheimlichen Starrheit geprägt. Das schwarze, kurze Haar hatte er zu einer Frisur gestylt, die damals als modern galt – ein Stil, der heute fast schon grotesk anmuten würde. Zu anderen Zeiten ließ er sein Haar lang wachsen, was ihm einen reiferen, seriöseren Anschein verlieh – ein Look, der vor allem bei Frauen gut ankam. Doch Abraham entschied sich schließlich für die kürzere Variante, vor allem aufgrund ihrer praktischen Vorteile.

An jenem Tag fuhr er mit seinem schwarzen Mercedes S 600, einem Wagen, der das Klischee der Unterwelt beinahe karikierte, mit dröhnendem Motor über die Landstraße nach Kladno. Die tiefstehende Sommerabendsonne warf rötliches Licht auf die Felder hinter ihm. In seinen grünen Augen spiegelte sich jedoch nichts von dieser Idylle. Sie brannten vor Wut – einer Wut, die ihn über Jahre hinweg geprägt hatte. Es war der Zorn eines Mannes, der alles verloren hatte, was ihm einst von Bedeutung gewesen war. Ein Zorn, der seine Augen bei Erregung von einem satten Grün in ein leuchtendes, fast übernatürliches Blau changieren ließ.

Abraham näherte sich seinem Ziel. Die Straßen wurden enger, die Gebäude dichter. Schließlich erreichte er das Gewerbegebiet von Kladno. Sein Ziel war eine Lagerhalle, in der er jene vermutete, die er für all seine Verluste verantwortlich machte – Männer, an denen er sich um jeden Preis rächen wollte. Die Gegend wirkte verlassen und es war bereits dunkel, als Abraham die Lichter seines schwarzen Mercedes ausschaltete und diesen in einer dunklen Ecke des Hofes der Lagerhalle parkte.

Er zog, ohne das Licht in seiner Fahrerkabine einzuschalten, eine hinter dem Beifahrersitz versteckte Pistole hervor und schraubte einen Schalldämpfer, der sich unter seinem Sitz befand, auf die Waffe. Dann schaltete Abraham den Automatismus der Kabinenbeleuchtung aus, öffnete die Tür, stieg aus dem Auto und bewegte sich zügig zur Halle. Dabei hielt er seine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer in der rechten Hand, ohne sich die Mühe zu machen, diese zu verstecken.

In der Halle saßen mehrere Männer an einem Tisch. Sie unterhielten sich und spielten Karten.

Es war eine Werkstatt, in der alte Autos – Young- und Oldtimer –restauriert wurden. Keiner von den Männern hier hatte Abraham erwartet, als dieser die Halle betrat und alle Männer gnadenlos erschoss.

Kein Zögern – die ersten beiden Schüsse fielen, noch bevor sie den Kopf hoben. Der dritte Mann starrte Abraham an, in seinen Augen ein flüchtiges Erkennen, dann das dumpfe Aufprallen seines Körpers auf den Boden.

Abraham nahm ihnen jede Gelegenheit, sich darüber klar werden zu können, was und warum dies alles geschah. Sie hatten keine Zeit mehr, auch nur einenGedanken zu fassen, bevor sie von den Kugeln getroffen wurden. Ihr Tod kam unerwartet und schnell.

Neben einem roten 54er-Mustang, in unmittelbarer Nähe zu dem Spielertisch, befand sich ein Benzinkanister. Abraham griff sich diesen und kippte das Benzin über die leblosen Männer und verteiltees auch in ihrem Umfeld. Er zündete sich eine Zigarette an; dabei wirkte er erleichtert und in keiner Weise nervös – trotz allem, was soeben passiert war. Er zog nur einmal an seiner Zigarette, inhalierte den Rauch, behielt ihn für einige Sekunden in seiner Lunge, bevor er ihn wieder ausatmete und die glühende Zigarette hinter sich schmiss. Sofort entzündete sich das Benzin und Abraham bewegte sich zügig in Richtung Ausgang, ohne auf bereits die brennenden Körper zu blicken. Schnell lag ein süßer Duft von verbranntem menschlichem Fleisch in der Luft, den er noch wahrnahm, aber dem er keine Beachtung schenkte.

Plötzlich und unerwartet fiel ein weiterer Schuss – allerdings stammte er

nicht aus Abrahams Pistole. Es war ein wesentlich lauterer und ungedämpfter Schuss. Abraham blieb blutend stehen. Kurz darauf sank er zu Boden.“

„Wer hatte ihn erschossen? War es jemand, der sich in einem Nebenraum oder hinter den alten Autos versteckt hatte?“, fragte Sophia.

„Sie werden es erfahren. Aber bevor Sie dies erfahren, sollten Sie den Hintergrund dieser Geschichte kennen.“ „Moment!“, unterbrach die Anwältin Dr. Franko, ihre Stirn leicht gerunzelt. „Sind Sie sicher, dass das so passiert ist? Niemand in der Lagerhalle hat auch nur versucht, sich zu wehren? Das klingt … seltsam.“

Der erfahrene Rechtsanwalt hob eine Augenbraue. „Seltsam? Warum seltsam?“

„Weil Menschen nicht so reagieren. Selbst überrascht, würde jemand instinktiv um sein Leben kämpfen. Oder weglaufen. Abraham kann nicht alleine gewesen sein. “ Sie verschränkte die Arme, ein Hauch von Skepsis in ihrer Haltung. „Sind Sie sicher, dass das nicht Ihre Interpretation ist – nicht aber die Tatsachen?“

Dr. Franko schwieg einen Moment. Dann sagte er leise: „Vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Ich weiß nur, was in den Medien berichtet wurde und was Abraham mir später erzählt hat.“

„Das ist also seine Version der Wahrheit?“ Die junge Anwältin lehnte sich zurück, musterte ihn aufmerksam. „Das ist nicht dasselbe wie die Wahrheit, aber bitte, fahren Sie fort!“

Franko erzählte weiter:

„Nur, wenn Sie Antanovs Kindheit kennen, können Sie die Geschichte verstehen und die Beweggründe für sein Handeln nachvollziehen. Und dazu sollten Sie erfahren, was sich die letzten Jahre in Abrahams jungem Leben zugetragen hatte und wie es dazu kommen konnte, dass ihm in der Halle in den Rücken geschossen wurde.

Die eigentliche Geschichte von Abraham Antonov beginnt nicht irgendwann am Anfang seines vierten Lebensjahrzehntes, sondern sehr viel früher – nämlich als Abraham noch ein Kind war.

Schon damals merkte man, dass er anders war als die anderen in seinem Alter. In der Grundschule hatte er nur wenig Freunde und war eher ein Einzelgänger. Er hielt sich von seinen Mitschülern fern.

Ich denke, er verspürte eine tief verwurzelte Abneigung gegen alle Menschen um sich herum –ein stilles Feuer des Hasses, das niemand zu löschen vermochte. Daheim malte er Bilder. Es mussten die Verhältnisse in seinem Elternhaus gewesen sein, die seine Persönlichkeit formten – ein Zuhause, das nach außen hin die Fassade einer trügerischen Stabilität wahrte, während sich dahinter ein völlig anderes Bild offenbarte. Ich kenne Abrahams Familie. Ich habe seine Eltern bereits vertreten, bevor ich Abraham kannte. Mit sechzehn begann er, Grenzen auszuloten: Er probierte Drogen, trank Alkohol und veranstaltete ausschweifende Partys, als wolle er die Enge seines Alltags sprengen. In der Musik fand er eine Art Rettungsanker – eine Leidenschaft, die ihm ein Gefühl von Freiheit vermittelte. Stundenlang spielte er Gitarre, vertiefte sich in Melodien und träumte von einer Karriere als Künstler. Für ihn stand fest: Die Schule war nur ein Hindernis auf seinem Weg – ein Hindernis, das er bald hinter sich lassen wollte. Entschlossen teilte er eines Tages beim Mittagessen seinen Eltern mit, dass er an den kurz bevorstehenden Abiturprüfungen nicht teilnehmen und sich stattdessen ganz der Musik widmen würde.

Doch seine Worte trafen auf eine Mauer aus Prinzipien und Lebenserfahrung.