Die aktuelle Bedeutung des Dekalogs nach Ulrich Kühn. Welchen Gehalt hat der Dekalog noch für das Christentum? - Lukas Jäger - E-Book

Die aktuelle Bedeutung des Dekalogs nach Ulrich Kühn. Welchen Gehalt hat der Dekalog noch für das Christentum? E-Book

Lukas Jäger

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll herausgearbeitet werden, auf welche Weise Ulrich Kühn den Dekalog aktualisiert und seine Verfahrensweise geprüft werden. Zu diesem Zweck werden die Untersuchungen von Kühn an den einzelnen Geboten kurz nachgezeichnet. Für Bibelzitate wird die Lutherübersetzung von 1984 verwendet. Im zweiten Teil wird der Frage nachgegangen, inwieweit der Dekalog für das Christentum nach Ulrich Kühn heute noch allgemeine Gültigkeit besitzt. Die Ergebnisse werden abschließend gebündelt und die Vorgehensweise von Kühn kommentierend nachvollzogen. Immer wieder begegnet man der Meinung, dass die Zehn Gebote , auch Dekalog (altgr. δεκάλογος) genannt, nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen. Infolgedessen wird in anderen Bereichen nach einer Orientierung für das eigene Leben gesucht. Die Gebote und Verbote des Dekalogs werden vermutlich oft abgelehnt, weil diese in der Vergangenheit oft als „Moralkeule“ missbraucht wurden. Auch Eugen Drewermann stellt in seinem Kommentar „Die Zehn Gebote. Zwischen Weisung und Weisheit“ fest, dass die Menschen nicht durch von außen herangetragene Gesetze geordnet werden können. Jedoch gibt es auch die Sichtweise, dass durch den Dekalog vielmehr Freiheit und Leben geschaffen werden soll. Dies lässt sich bereits an den Titeln einiger Werke veranschaulichen, die den Dekalog kommentieren und aktualisieren. Exemplarisch seien die Werke „10 Gebote Reloaded: Wegweiser zum geglückten Leben“, „Freiheit und Weisung“ und „Wegweisung der Freiheit“ genannt. Auch der Theologe Ulrich Kühn (* 16. März 1932 Halle (Saale); † 29. November 2012 in Leipzig) beschäftigt sich in seinem Buch „Du sollt, du kannst, du darfst. Die Zehn Gebote erklärt“ mit der Frage, ob und inwieweit der Dekalog den Menschen Regeln aufzwingt oder Freiheit bietet. Sein Buch entstand in Anlehnung an eine seiner Vorlesungsreihen an der kirchlichen Hochschule in Leipzig im Jahr 2004. In seinem Nachwort betont der Autor, dass seine Auslegung nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Abhandlung erhebt. Stattdessen möchte er die gegenwärtige Bedeutung des Dekalogs sichtbar machen, um daraus eine ethische Grundorientierung abzuleiten.

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Inhaltsverzeichnis

 

Einleitung

1. Bedeutung der einzelnen Gebote des Dekalogs

1.1 Das erste Gebot:

1.2 Das zweite Gebot:

1.3 Das dritte Gebot:

1.4 Das vierte Gebot:

1.5 Das fünfte Gebot:

1.6 Das sechste Gebot:

1.7 Das siebte Gebot:

1.8 Das achte Gebot:

1.9 Das neunte und zehnte Gebot:

2. Frage nach der Allgemeingültigkeit des Dekalogs für das Christentum

2.1 Der Dekalog – ein Gesetzbuch nur für die Juden?

2.2  Wird der Dekalog durch das Neue Testament außer Kraft gesetzt?

3. Die bleibende Bedeutung des Dekalogs

4. Schlussbemerkungen

5. Literatur:

Primärliteratur:

Bibelausgabe:

Zusätzlich verwendete Literatur:

 

Einleitung

 

Immer wieder begegnet man der Meinung, dass die Zehn Gebote[1], auch Dekalog (altgr. δεκάλογος) genannt, nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen. Infolgedessen wird in anderen Bereichen nach einer Orientierung für das eigene Leben gesucht. Die Gebote und Verbote des Dekalogs werden vermutlich oft abgelehnt, weil diese in der Vergangenheit oft als „Moralkeule“ missbraucht wurden.[2] Auch Eugen Drewermann stellt in seinem Kommentar „Die Zehn Gebote. Zwischen Weisung und Weisheit“ fest, dass die Menschen nicht durch von außen herangetragene Gesetze geordnet werden können.[3]

 

Jedoch gibt es auch die Sichtweise, dass durch den Dekalog vielmehr Freiheit und Leben geschaffen werden soll. Dies lässt sich bereits an den Titeln einiger Werke veranschaulichen, die den Dekalog kommentieren und aktualisieren. Exemplarisch seien die Werke „10 Gebote Reloaded: Wegweiser zum geglückten Leben“[4], „Freiheit und Weisung“[5] und „Wegweisung der Freiheit“[6] genannt.

 

Auch der Theologe Ulrich Kühn (* 16. März 1932 Halle (Saale); † 29. November 2012 in Leipzig) beschäftigt sich in seinem Buch „Du sollt, du kannst, du darfst. Die Zehn Gebote erklärt“ mit der Frage, ob und inwieweit der Dekalog den Menschen Regeln aufzwingt oder Freiheit bietet.[7]

 

Sein Buch entstand in Anlehnung an eine seiner Vorlesungsreihen an der kirchlichen Hochschule in Leipzig im Jahr 2004. In seinem Nachwort betont der Autor, dass seine Auslegung nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Abhandlung erhebt. Stattdessen möchte er die gegenwärtige Bedeutung des Dekalogs sichtbar machen, um daraus eine ethische Grundorientierung abzuleiten.[8]

 

In dieser Arbeit soll herausgearbeitet werden, auf welche Weise Ulrich Kühn den Dekalog aktualisiert und seine Verfahrensweise geprüft werden. Zu diesem Zweck werden die Untersuchungen von Kühn an den einzelnen Geboten kurz nachgezeichnet. Für Bibelzitate wird die Lutherübersetzung von 1984 verwendet.[9] Im zweiten Teil wird der Frage nachgegangen, inwieweit der Dekalog für das Christentum nach Ulrich Kühn heute noch allgemeine Gültigkeit besitzt. Die Ergebnisse werden abschließend gebündelt und die Vorgehensweise von Kühn kommentierend nachvollzogen.

 

1. Bedeutung der einzelnen Gebote des Dekalogs

 

1.1 Das erste Gebot: 

 

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. (Ex. 20,2-3)

 

Das erste Gebot bringt nach Ulrich Kühn das Bundesverhältnis zwischen Gott und seinem Volk zum Ausdruck, das für alle Gebote des Dekalogs zu berücksichtigen ist.[10] Durch Martin Luther erfuhr das erste Gebot seiner Meinung nach eine Bedeutungserweiterung. Nicht nur die Befreiung aus Ägypten und das Bekenntnis zum Schöpfergott werden bei Martin Luther als Grundlage für die Gebote angesehen. Auch das „Heilshandeln Gottes in Christus“ gehört für ihn dazu.[11] Dadurch werde der Mensch individuell angesprochen. Im Kleinen Katechismus legt Martin Luther das erste Gebot des Dekalogs folgendermaßen aus: „Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“[12] Auch die jeweilige Auslegung der Gebote des Dekalogs lässt er mit der Einleitungsformel „Wir sollen Gott fürchten und lieben“ beginnen. Die Erfüllung der einzelnen Gebote werden für ihn somit  zum „Ausdruck der Ehrfurcht vor Gott und der Liebe zu Gott“.[13]

 

Ulrich Kühn sieht in dem Gebot speziell eine befreiende Zusage Gottes zu seinem Volk. Aus dieser Zusage erwächst für ihn aber auch die Verpflichtung sich nicht an andere Götter zu wenden.[14] Das schließe nicht nur andere Gottheiten aus, sondern auch alles, an was sich der Mensch in seinem Leben orientiere. Als Beispiele könne die Orientierung an Geld, Lebensstandards oder Ansehen genannt werden. Alle diese Dinge seien Gott unterzuordnen.[15]

 

1.2 Das zweite Gebot:

 

Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen (…). (Ex. 20,4)

 

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen. (Ex. 20,7)

 

Nach Ulrich Kühn litt schon das erwählte Volk Israel unter der Unverfügbarkeit Gottes. Stattdessen wünschte es sich seiner Meinung nach einen greifbaren Gott, dessen Präsenz es mit seinen Sinnen vergegenwärtigen konnte.[16] In der Erzählung vom goldenen Kalb (Ex. 32,1-7) sieht Ulrich Kühn dieses menschliche Bedürfnis veranschaulicht. Nach ihm wendet sich das zweite Gebot gerade gegen dieses Bedürfnis. Gott sei nach menschlichen Maßstäben nicht zu begreifen und könne und dürfe somit nicht auf ein Bild reduziert werden.[17] Dies gelte auch für Jesus Christus. Auch das Geheimnis um ihn müsse anerkannt werden.[18]

 

Im Alltag den Namen Gottes auszusprechen (Bsp. „O Gott“, „Gott sei Dank“) sieht der Autor als unproblematisch an, weil auf diese Weise Gott auch im Alltag vergegenwärtigt werde. Den Namen Gottes auszusprechen sei somit nicht verboten, wenn man durch ihn etwas Gutes wie z.B. ein Lob oder eine Bitte ausdrücken möchte. Der leichtfertige Umgang sei jedoch verboten, damit Gottes Name nicht durch Flüche, Verwünschungen oder Ähnliches missbraucht werde.[19]