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Beschreibung

"Apostolische Väter" werden die Verfasser von kirchlichen Schriften aus den beiden ersten christlichen Jahrhunderten genannt, die noch in persönlichem Verkehr mit den Aposteln gestanden oder von Apostelschülern im Christentum unterrichtet worden sind. Als solche Schriften sind in diesem Werk, in der Übersetzung von Dr. Franz Zeller, die Didache oder die Lehre der Apostel, der Barnabasbrief, ein Brief des Hl. Bischofs Klemens von Rom, sieben Briefe des Hl. Bischofs Ignatius von Antiochien, ein Brief des Hl. Bischofs Polykarp von Smyrna, das Martyrium Polykarps, Bruchstücke von des Papias Erklärung der Herrenworte, der Hirte des Hermas und der sogenannte zweite Brief des Hl. Klemens von Rom, eine um die Mitte des zweiten Jahrhunderts wahrscheinlich in Korinth gehaltene Predigt, enthalten.

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Seitenzahl: 440

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Die apostolischen Väter

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

 

 

Die apostolischen Väter

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849680204

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Allgemeine Einleitung. 2

Einleitung zur Didache oder Apostellehre. 3

Lehre der zwölf Apostel.7

Einleitung zum ersten Klemensbrief16

Erster Brief des Klemens an die Korinther22

Einleitung zum Barnabasbrief58

Barnabasbrief62

Einleitung zu den Briefen des Ignatius. 86

Des heiligen Ignatius Briefe. 94

Ignatius an die Epheser94

Ignatius an die Magnesier102

Ignatius an die Trallianer107

Ignatius an die Römer111

Ignatius an die Philadelphier116

Ignatius an die Smyrnäer120

Ignatius an Polykarp. 125

Einleitung: Der Brief des Märtyrers und Bischofs Polykarp von Smyrna  an die Gemeinde von Philippi.129

Der Brief des Polykarp von Smyrna an die Gemeinde von Philippi134

Einleitung zum Hirte des Hermas. 141

Der Hirte des Hermas. 147

I. Gesichte.147

II. Gebote. 167

III. Gleichnisse. 188

Einleitung zum sogenannten zweite Brief des Klemens an die Korinther.240

Zweiter Brief des Klemens an die Korinther243

 

Bibliographische Angaben:

 

Die Apostolischen Väter, aus dem Griechischen übersetzt von Franz Zeller. In: (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 35) München 1918, Translation, Deutsch). Unter der Mitarbeit von Sr. Dr. M. Benedicta Arnd und Jürgen Voos.

 

 

Allgemeine Einleitung

Apostolische Väter werden die Verfasser von kirchlichen Schriften aus den beiden ersten christlichen Jahrhunderten genannt, die noch in persönlichem Verkehr mit den Aposteln gestanden oder von Apostelschülern im Christentum unterrichtet worden sind. Als solche Schriften werden aufgezählt: die Didache oder die Lehre der Apostel, der Barnabasbrief, ein Brief des hl. Bischofs Klemens von Rom, sieben Briefe des hl. Bischofs Ignatius von Antiochien, ein Brief des hl. Bischofs Polykarp von Smyrna, das Martyrium Polykarps, Bruchstücke von des Papias Erklärung der Herrenworte, der Hirte des Hermas und der sogenannte zweite Brief des hl. Klemens von Rom, eine um die Mitte des zweiten Jahrhunderts wahrscheinlich in Korinth gehaltene Predigt.

Der Übersetzung wurde die Ausgabe von F. X. Funk, Patres apostolici I, 2. Auflage, Tübingen 1901, zugrunde gelegt. Für die Einleitungen wurden neben den Prolegomena in der genannten Ausgabe hauptsächlich benützt: A. Harnack, Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius. I. Die Überlieferung und der Bestand, Leipzig 1893; F. X. Funk, Kirchengeschichtliche Abhandlungen und Untersuchungen, 3 Bd., Paderborn 1897, 1899, 1907; G. Krüger, Geschichte der alt-christlichen Literatur in den ersten drei Jahrhunderten. Freiburg i. Br. und Leipzig 1895; O. Bardenhewer, Geschichte der altchristlichen Literatur I, 2. Aufl., Freiburg i. Br. 1913; hier ist jeweils die Literatur vollständig verzeichnet; E. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen. Tübingen und Leipzig 1904; Ders., Handbuch zu den Neutestamentlichen Apokryphen. Tübingen 1904; bearbeitet von W. Schmid II2, von 100 bis 530 nach Chr., München 1913; -1246 die christliche griechische Literatur, bearbeitet von O. Stählin.

Einleitung zur Didache oder Apostellehre

Die Didache ist die älteste der überlieferten Kirchenordnungen. Sie war längst in einzelnen Bruchstücken aus den Erwähnungen alter Kirchschriftsteller bekannt, als sie im Jahre 1875 durch den Metropoliten Philotheos Bryennios von Nikodemien aus der sogenannten Jerusalemer Handschrift, die sich schon im Jahre 1883 in der Bibliothek des Hospizes vom heiligen Grab in Konstantinopel befand und jetzt in Jerusalem ist, herausgegeben wurde. Die aus dem Jahre 1056 stammende Handschrift nennt in ihrem Inhaltsverzeichnis die Schrift einfach „Lehre der zwölf Apostel“, während der ursprüngliche, über dem Text stehende Titel die vollere Form hat: „Lehre des Herrn durch die zwölf Apostel an die Heiden”. Die Schrift selbst erhebt nirgends den Anspruch, apostolisch zu sein. Für die sechs ersten Kapitel gibt es auch eine alte lateinische Übersetzung in einer Münchener Handschrift vom elften Jahrhundert, die J. Schlecht aufgefunden und im Jahre 1900 veröffentlicht hat.

Die Didache, in deren sechs ersten Kapiteln wir offenbar eine Ansprache an Täuflinge zu sehen haben[1] zerfällt in drei Hauptteile, die durch die Übergänge[2] im Texte selbst deutlich gekennzeichnet sind. In dem ersten Teil (c. 1—6) werden die zwei Wege beschrieben: der Weg des Lebens (c. 1—4), der Weg des Todes (c. 5); im sechsten Kapitel wird sodann zusammenfassend Vollkommenheit verheißen für den, der auf dem Wege des Lebens wandelt. Der Weg des Lebens enthält neben vielen anderen sittlichen Vorschriften das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe und strenge Warnung vor Zauberei und Götzendienst. Der Weg des Todes (c. 5) bringt eine Aufzählung von Sünden und Lastern. Der zweite Hauptteil (c. 7—10) ist ein altkirchliches Rituale mit Vorschriften über die Spendung der Taufe, über Fasten und Gebet und vor allem über die Feier der Eucharistie; hier finden sich drei herrliche Gebete in betreff des Kelches, des Brotes und zur Danksagung. Darauf folgt im dritten Hauptteil (c. 11—15) zunächst eine Belehrung über die Aufnahme und Bewirtung der Apostel und Propheten, der zugereisten Brüder überhaupt, wobei Güte und Vorsicht empfohlen wird, Vorsicht, weil sich auch Schwindler einfinden. In den folgenden Kapiteln hören wir einiges über die Feier des Herrentags (Sonntags), über die nötigen Eigenschaften und die Wahl der Bischöfe und Diakonen, über die Verpflichtungen der Gemeindeglieder gegen Gott und gegeneinander. Das Schlusskapitel endlich enthält eine Mahnung zur Wachsamkeit unter Hinweis auf die bevorstehende Ankunft des Herrn und seiner Heiligen am Ende der Welt, dessen Vorzeichen und Gefahren geschildert werden.

Über Zeit und Ort der Abfassung gehen die Ansichten der Gelehrten auseinander. Die Meinung einzelner, dass die Didache dem vierten oder fünften christlichen Jahrhundert angehöre, ist abgetan. Viele Gründe sprechen für eine viel frühere Zeit, dass nämlich die Schrift den letzten Jahrzehnten des ersten christlichen Jahrhunderts angehöre. Denn sie trägt das Gepräge großer Altertümlichkeit an sich, das nicht als gekünstelt oder als literarische Einkleidung erscheint. So kommt den Wanderlehrern (Aposteln und auch den Propheten)[3]eine viel größere Bedeutung in der Gemeinde zu als den Bischöfen und Diakonen, deren Amt erst in der Entwicklung[4] erscheint. Demnach ist noch keine geschlossene, fertige Ordnung in der Gemeinde vorhanden; sie bezieht ihre Lehrer noch von auswärts; die Spendung der Taufe geschieht durch die Gemeinde, nicht durch amtliche Vorsteher (c. 7, 1), der Ritus für Taufe und Eucharistie ist noch nicht festgelegt, sondern erscheint in der Art der Darbietung durch die Didache als etwas Neues und ist im Vergleich mit der weit entwickelteren Liturgie bei Justin dem Märtyrer (+ 165) sehr einfach und dürftig. Das sind Verhältnisse, wie sie im zweiten Jahrhundert wohl nirgends mehr, oder doch nur sehr selten anzutreffen sein dürften; aber eine sichere Datierung lässt sich mit solchen Gründen nicht erreichen.

Auch das Verhältnis der Didache zum Barnabasbrief, der in Kapitel 18—20 die Wege des Lichtes und der Finsternis in auffallender Ähnlichkeit mit der Darstellung des Weges des Lebens und des Todes in der Didache (c. 1—5) beschreibt, führt zu keinem bestimmten Resultat, da das literarische Verhältnis der beiden Schriften nicht geklärt ist. Die einen (Bryennios, Harnack, Volkmar) nehmen eine Abhängigkeit der Didache vom Barnabasbrief an, finden aber auf der anderen Seite (Funk, Zahn, Schaff) Gegner, die mit guten Gründen für die Priorität der Didache eintreten. Vor allem spricht die literarische Ungewandtheit des Barnabasbriefes gegen seine Priorität. Wenn sodann zwischen dem Pastor Hermä[5] und der Didache (c. 5) eine direkte Beziehung besteht, so müsste diese als Abhängigkeit des Pastor Hermä von der Didache angesehen werden.

Am besten löst diese Schwierigkeiten die von P. Drews[6] vertretene Annahme einer sogenannten Urdidache. Diese würde c. 1-6 umfassen mit Ausnahme des Stückes 1, 3, bis 2, 1. Zu dieser Begründung wird angeführt, dass für diesen Teil sich zahlreiche Parallelen in alten christlichen Schriften finden, vor allem im Barnabasbrief (c. 18-20), in der apostolischen Kirchenordnung (c. 4-13), in pseudoathanasianischen Schriften, in der Vita des ägyptischen Mönches Schnudi (+ 451), ferner dass nur für diesen Teil eine alte lateinische Übersetzung überliefert ist, in der die Stelle 1, 3 bis 2, 1 fehlt. Auch in der Wortwahl, im Satzbau, in grammatischer Hinsicht, in der fast ausschließenden Benützung des Alten Testamentes unterscheiden sich diese Kapitel merklich von dem übrigen Teil der Didache und tragen einen mehr jüdischen Charakter. Der Abschnitt 1, 3 bis 2, 1 wäre von einem späteren christlichen Bearbeiter der Urdidache eingefügt worden; hier finden sich auch Entlehnungen aus dem neuen Testament, die aus dem Texte des Matthäus- und des Lukasevangeliums zusammengesetzt sind. Vom siebten Kapitel ab beruft sich der Verfasser der Didache fünfmal ausdrücklich auf das „Evangelium“, bringt Stellen aus Matthäus und Lukas und den Paulusbriefen; auch johanneische Gedanken und Worte klingen an. Diese Urdidache wäre als eine selbständige, für Proselyten bestimmte Schrift anzusehen, die der Verfasser der Didache für seine Zwecke aufgenommen und durch Hinzufügung von c. 7-15 (16 würde zur Urdidache als Schluss zu nehmen sein) zu der vorliegenden Schrift erweitert hat. Mit dieser Annahme einer Urdidache verlieren wir eine bestimmte Zeitgrenze nach oben. Man wird, auf die inneren Gründe gestützt, sagen müssen, dass die Didache zwischen den Jahren 80 und 100 entstanden ist. Als Entstehungsort kommt in Betracht Syrien-Palästina oder Ägypten.

In den Kirchen dieser Länder hat die Didache auch hohes Ansehen erlangt. Justin[7] kennt die Didache, Klemens von Alexandrien zählt sie sogar zur Heiligen Schrift[8]. Origenes kennt sie[9]; Eusebius[10] verweist sie unter die neutestamentlichen Apokryphen. In der apostolischen Kirchenordnung sind die Kapitel 4-13 eine ausführliche Bearbeitung des Weges des Lebens, und die ganze Didache ist erweitert in den apostolischen Konstitutionen VII 1-32. Von den Lateinern hat sie schon Pseudocyprian[11], Kommodian[12], Laktanz[13], Optatus von Mileve[14] gekannt. Auch in der Regel des Benedikt von Nursia (c. 4) und in den dicta des Abtes Pirmin von der Reichenau[15] finden sich Anklänge an die Didache oder deren Urschrift.

Mit freudigem Eifer hat sich die moderne Forschung diesem kostbaren Stücke christlichen Altertums gewidmet; nicht nur der berufsmäßige Gelehrte, jeder Theologe nimmt mit Interesse diese Schrift zur Hand.

Lehre der zwölf Apostel.

1. Kap. Die zwei Wege. Der Weg des Lebens verlangt Gottes- und Nächstenliebe.

1. Zwei Wege gibt es, einen zum Leben und einen zum Tode; der Unterschied zwischen den beiden Wegen aber ist groß.

2. Der Weg des Lebens nun ist dieser: „erstens du sollst deinen Gott lieben, der dich erschaffen hat, zweitens deinen Nächsten wie dich selbst“[16];”alles aber, von dem du willst, daß man es dir nicht tue, das tue auch du[17] keinem anderen.

3. In diesen Worten ist aber folgende Lehre enthalten: „Segnet die, welche euch fluchen und betet für eure Feinde; ja fastet für die, die euch verfolgen; denn welche Gnade (soll euch werden), wenn ihr die liebet, die euch lieben? Tun nicht auch die Heiden dasselbe? Ihr aber sollt lieben, die euch hassen“[18], und ihr sollt keinen Feind haben. 4. „Enthalte dich der Lüste des Fleisches“[19] und des Körpers! „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, reiche ihm auch die andere dar und du wirst vollkommen sein; wenn einer dich eine Meile weit nötigt, gehe zwei mit ihm; wenn einer dir den Mantel nimmt, gib ihm auch den Rock; wenn dir einer das Deinige nimmt, fordere es nicht zurück“[20]; denn du kannst es auch nicht. 5. „Jedem, der dich bittet, gib und fordere es nicht zurück“[21]; denn der Vater will, daß allen gegeben werde von den eigenen Gnadengaben. Glücklich, wer dem Gebote entsprechend gibt; denn er ist frei von Schuld. Wehe dem, der nimmt! Zwar wenn einer in der Not nimmt, so soll er ohne Schuld sein; ist er aber nicht in Not, dann muß er sich verantworten, weshalb er genommen und wozu? man wird ihn ins Gefängnis werfen und ihn genau untersuchen über sein Tun, und er wird „von dort nicht herauskommen, bis er den letzten Heller bezahlt hat“[22]. 6. Aber auch über diesen Punkt heißt es: „Schwitzen soll das Almosen in deinen Händen, bis du erkannt hast, wem du es geben sollst“[23]

2. Kap. Die Pflichten gegen Leben und Eigentum des Nächsten.

1. Das zweite Gebot der Lehre aber (heißt): 2. „Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen“, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht Unzucht treiben, „du sollst nicht stehlen“[24], du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht Gift mischen, du sollst nicht das Kind durch Abtreiben umbringen und das Neugeborene nicht töten, „du sollst nicht begehren nach deines Nächsten Gut“[25]. 3. „Du sollst keinen Meineid schwören, kein falsches Zeugnis geben“[26], du sollst Schlimmes nicht nachreden, du sollst Böses nicht nachtragen. 4. Du sollst nicht doppelsinnig noch doppelzüngig sein; die Doppelzüngigkeit ist nämlich ein Fallstrick zum Tode. 5. Deine Rede sei nicht lügnerisch, nicht leer, sie sei inhaltsreich durch (die) Tat. 6. Du sollst nicht habgierig sein, nicht auf Raub bedacht, nicht verschlagen, nicht boshaft, nicht hoffärtig. Du sollst keine schlimmen Pläne schmieden wider deinen Nächsten. 7. Du sollst niemand hassen, sondern die einen zurechtweisen, [mit anderen Mitleid haben,] für andere beten, wieder andere lieben mehr als deine Seele.

3. Kap. Warnung vor Leidenschaft und Götzendienst. Mahnung zu Demut und Sanftmut.

 1. Mein Kind, fliehe vor allem Bösen und allem, was ihm ähnlich ist. 2. Sei nicht zornmütig, denn der Zorn führt zum Mord, noch eifersüchtig, noch zänkisch, noch reizbar; denn all das führt zu Mordtaten. 3. Mein Kind, sei nicht lüstern, denn die Lüsternheit führt zur Unzucht, meide die Zoten und freche Blicke; denn all das führt zum Ehebruch. 4. Mein Kind, achte nicht auf den Vogelflug, da dies zum Götzendienst führt; halte dich frei von Beschwörungen, Sterndeuterei, Zauberei, wünsche nicht einmal zuzuschauen oder zuzuhören; denn aus all dem entsteht Götzendienst. 5. Mein Kind, sei kein Lügner, da das Lügen zum Diebstahl führt; sei weder geldgierig noch ruhmsüchtig; denn aus all dem entsteht der Diebstahl. 6. Mein Kind, sei nicht mürrisch, da dies zur Lästerung führt, sei nicht frech, nicht bösartig; denn aus all dem entstehen Lasterreden. 7. Sei vielmehr sanftmütig, da „die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden“[27]. 8. Sei langmütig, barmherzig, ohne Falsch, ruhig, gut und „zittre allzeit vor den Worten“[28], die du gehört hast. 9. Du sollst dich nicht selbst erhöhen und deiner Seele keinen Übermut gestatten. Deine Seele soll nicht zusammen sein mit den Hochmütigen, sondern sie soll wandeln mit den Gerechten und den Demütigen. 10. Was dir Schlimmes zustößt, nimm als gut auf, du weißt ja, dass ohne Gott nichts geschieht.

4. Kap. Geben ist seliger denn Nehmen; Pflichten von Herrn und Knecht. Warnung vor Heuchelei.

1. Mein Kind, Tag und Nacht sollst du dessen gedenken, der dir Gottes Wort verkündet, ehren sollst du ihn wie den Herrn; denn woher seine Herrlichkeit verkündet wird, da ist der Herr. 2. Täglich sollst du das Antlitz der Heiligen suchen, damit du Ruhe findest durch ihre Worte. 3. Du sollst keinen Zwiespalt verursachen, versöhnen sollst du Streitende. „Urteile gerecht“,[29] schau nicht auf die Person, wenn du Fehltritte zurechtweisest. 4. Zweifle nicht, ob es geschehen soll oder nicht.

5. Sei nicht wie einer, der seine Hände ausstreckt zum Nehmen, zum Geben aber sie zuhält[30]. 6. Wenn du etwas in deinen Händen hast, so gib es als Sühne für deine Sünden. 7. Zweifle nicht, ob du geben sollst, und wenn du gibst, murre nicht; denn du wirst erkennen, wer der herrliche Erstatter deines Lohnes ist. 8. Wende dich nicht ab von dem Bedürftigen, teile vielmehr alles mit deinem Bruder und nenne nichts dein eigen; denn wenn ihr in die unvergänglichen Güter euch teilet, um wie viel mehr in die vergänglichen? 9. Ziehe deine Hand nicht zurück von deinem Sohn oder von deiner Tochter, unterweise sie vielmehr von Jugend auf in der Furcht des Herrn. 10. Gib deinem Knecht oder deiner Magd, die auf denselben Gott hoffen, deine Befehle nicht in Bitterkeit, damit sie nicht einmal ablegen ihre Furcht vor Gott, der über euch beiden herrscht; denn er kommt nicht, um zu (be)rufen nach Ansehen der Person, sondern zu denen, welche der Geist vorbereitet hat. 11. Ihr Knechte aber seid untertan euren Herren als dem Abbild Gottes in Achtung und Furcht.

12. Hasse jegliche Heuchelei und alles, was dem Herrn nicht gefällt. 13. Übertritt nicht „die Gebote des Herrn, bewahre, was du überkommen, tue nichts dazu und nimm nichts weg“[31]. 14. In der Versammlung sollst du deine Fehltritte bekennen, und du sollst nicht hintreten zum Gebete mit einem schlechten Gewissen. Dies ist der Weg des Lebens.

5. Kap. Der Weg des Todes. Kennzeichen desselben.

1. Der Weg des Todes aber ist dieser: vor allem ist er schlecht und voll von Fluch: „Mord, Ehebruch, Leidenschaft, Unzucht, Diebstahl, Götzendienst, Zauberei, Giftmischerei, Raub, falsches Zeugnis, Heuchelei, Falschheit, Hinterlist, Stolz, Bosheit, Anmaßung, Habsucht, üble Nachrede, Missgunst, Frechheit, Hoffart, Prahlerei, Vermessenheit“[32]. 2. Leute, die das Gute verfolgen, die Wahrheit hassen, die Lüge lieben, den Lohn der Gerechtigkeit nicht kennen, „dem Guten nicht nachstreben“[33] und nicht dem gerechten Urteil, die ein wachsames Auge haben nicht für das Gute, sondern für das Schlechte; Leute, die weit entfernt sind von Sanftmut und Geduld, „die Eitles lieben, nach Lohn trachten“[34], die kein Mitleid haben mit den Armen, sich nicht annehmen um den Bedrückten, die ihren Schöpfer nicht kennen, „ihre Kinder töten“[35], das Gebilde Gottes (im Mutterleibe) umbringen, vom Bedürftigen sich abkehren, den Elenden unterdrücken, den Reichen beistehen, die Armen gegen das Gesetz richten, in allem sündigen; reißet euch los, Kinder, von allen diesen.

6. Kap. Vollkommen ist, wer das Joch des Herrn trägt; Verhalten gegenüber dem Judentum und Heidentum.

1. Gib acht, „dass niemand dich wegführe“[36] von dem Wege dieser Lehre, da er anders als Gott dich unterweist. 2. Denn wenn du das ganze Joch des Herrn tragen kannst, wirst du vollkommen sein; vermagst du das aber nicht, so tue, was du kannst. 3. Was die Speise[gesetze] angeht, erfülle, was du kannst; vom Opferfleisch aber enthalte dich ganz und gar; denn das ist eine Verehrung toter Götter.

7. Kap. Anweisung über die Spendung der Taufe.

1. Bezüglich der Taufe haltet es so: Wenn ihr all das Vorhergehende gesagt habt, „taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“[37] in fließendem Wasser. 2. Wenn du aber kein fließendes Wasser hast, dann taufe in einem anderen Wasser; wenn du es nicht in kaltem tun kannst, tue es im warmen. 3. Wenn du beides nicht hast, gieße dreimal Wasser auf den Kopf „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“[38]. 4. Vor der Taufe soll fasten der Taufende, der Täufling und wer sonst kann; den Täufling lasse ein oder zwei Tage zuvor fasten.

8. Kap. Belehrung über Fasten und Gebet.

1. „Bei eurem Fasten haltet es aber nicht mit den Heuchlern“[39]; diese fasten nämlich am zweiten und fünften Tage nach dem Sabbat (d. h. am Montag und Donnerstag); ihr aber sollt fasten am vierten Tage und am Rüsttage (d. h. am Mittwoch und Freitag). 2. Auch „sollt ihr nicht beten wie die Heuchler“[40], sondern wie der Herr in seinem Evangelium es befohlen hat, „so betet: Vater unser, der Du bist in dem Himmel, geheiligt werde Dein Name, zukomme uns Dein Reich, Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden; unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Übel“[41]; weil Dein ist die Macht und die Ehre in Ewigkeit. 3. Dreimal im Tag betet so.

9. Kap. Belehrung über die Feier der Eucharistie.

1. Bezüglich der Eucharistie haltet es so: 2. Zunächst in Betreff des Kelches: Wir danken Dir, unser Vater, für den heiligen Weinstock Davids, Deines Knechtes, den Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. 3. Und in Betreff des gebrochenen Brotes: Wir danken Dir, unser Vater, für das Leben und die Erkenntnis, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. 4. Wie dieses gebrochene Brot auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht eins wurde, so möge Deine Gemeinde von den Enden der Erde zusammengebracht werden in Dein Reich; weil Dein ist die Ehre und die Macht durch Jesus Christus in Ewigkeit. 5. Aber keiner darf essen oder trinken von eurer Eucharistie, außer die auf den Namen des Herrn getauft sind. Denn auch hierüber hat der Herr gesagt: „ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben“[42].

10. Kap. Dankgebet nach der Feier der Eucharistie.

1. Wenn ihr aber gesättigt seid, danket also: 2. Wir danken Dir, heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. 3. Du allmächtiger Herrscher, „hast alles erschaffen“[43] um Deines Namens willen, hast Speise und Trank gegeben den Menschen zum Genusse, damit sie Dir danken; uns aber hast Du geschenkt eine geistige Speise, einen geistigen Trank und ein ewiges Leben durch Deinen Knecht. 4. Vor allem danken wir Dir, weil Du mächtig bist; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. 5. Gedenke, o Herr, Deiner Gemeinde, dass Du sie erlösest von allem Übel und sie vollkommen machest in Deiner Liebe, „führe sie zusammen von den vier Winden“[44], die Geheiligte, in Dein Reich, das Du ihr bereitet hast; weil Dein ist die Macht und die Ehre in Ewigkeit. 6. Es soll kommen die Gnade und vergehen diese Welt. „Hosanna dem Gotte Davids“[45]. Ist einer heilig, so soll er kommen; ist er’s nicht, so soll er sich bekehren, maranatha[46], Amen. Den Propheten gestattet, Dank zu sagen, soviel sie wollen.

11. Kap. Pflicht der Gastfreundschaft gegenüber Lehrern und Propheten.

1. Wer also zu euch kommt und all das Obige euch lehrt, den nehmet auf. 2. Wenn er aber, selbst ein verkehrter Lehrer, euch eine andere Lehre vorträgt zur Vernichtung (der unsrigen), so höret nicht auf ihn; aber (lehret er) zur Mehrung der Gerechtigkeit und Erkenntnis des Herrn, nehmet ihn auf wie den Herrn. 3. Betreffs der Apostel und Propheten haltet es entsprechend der Vorschrift des Evangeliums also: 4. Jeder Apostel, der zu euch kommt, soll aufgenommen werden wie der Herr; 5. er soll aber nicht länger als einen Tag bleiben; wenn’s nötig ist, noch den zweiten; drei Tage aber wenn er bleibt, ist er ein falscher Prophet. 6. Wenn der Apostel weggeht, soll er nur Brot mitnehmen, bis er wieder einkehrt; wenn er aber Geld verlangt, ist er ein falscher Prophet. 7. Und jeden Propheten, der im Geiste redet, sollt ihr nicht prüfen noch richten; denn „jede Sünde wird vergeben werden, diese Sünde aber wird nicht vergeben werden“[47]. 8. Aber nicht jeder, der im Geiste redet, ist ein Prophet, sondern nur wenn er die Lebensweise des Herrn hat; an der Lebensweise erkennt man den falschen Propheten und den (rechten) Propheten. 9. Und kein Prophet, der den Tisch richten lässt im Geiste, isst davon, außer er ist ein falscher Prophet. 10. Und jeder Prophet, der zwar das Rechte lehrt, ist ein falscher Prophet, wenn er das, was er lehrt, nicht tut. 11. Jeder erprobte, wahre Prophet aber, der für das weltliche Geheimnis der Gemeinde tätig ist, aber nicht lehrt zu tun, was er tut, soll bei euch nicht gerichtet werden[48] Denn er hat bei Gott sein Gericht; denn so hielten es auch die alten Propheten. 12. Wenn aber einer spricht im Geiste: Gib mir Geld oder sonst etwas, so höret nicht auf ihn; wenn er aber für andere Bedürftige um Gaben bittet, soll niemand ihn richten.

12. Kap. Gastfreundschaft gegenüber den fremden Glaubensgenossen.

1. Jeder aber, „der kommt im Namen des Herrn“[49], soll aufgenommen werden; dann aber sollt ihr ihn prüfen und so kennen lernen; ihr sollet nämlich euren Verstand anwenden zur Entscheidung über rechts und links. 2. Wenn der Ankömmling nur durchreist, helfet ihm, so viel ihr könnt; er soll aber bei euch nicht länger bleiben als zwei oder drei Tage, wenn’s nötig ist. 3. Wenn er sich aber bei euch niederlassen will als Handwerker, dann soll er arbeiten und essen. 4. Wenn er aber kein Handwerk versteht, dann sorget nach eurer Einsicht dafür, dass nicht ein fauler Christ unter euch lebt. 5. Will er es aber nicht so halten, so ist er einer, der mit seinem Christentum Geschäfte macht; hütet euch vor solchen.

13. Kap. Pflichten gegenüber den wahren Propheten.

1. Jeder wahre Prophet, der sich bei euch niederlassen will, „ist seines Brotes wert“[50]. 2. Ebenso ist ein wahrer Lehrer genau wie „der Arbeiter seines Brotes wert“[51]. 3. Du sollst daher „alle Erstlinge des Ertrags von Kelter und Tenne, von Rindern und Schafen“[52] nehmen und die(se) Erstlinge den Propheten geben; denn dies sind eure Hohenpriester. 4. Wenn ihr aber keinen Propheten habt, gebet es den Armen. 5. Wenn du Brot bäckst, nimm den Anschnitt, gib es gemäß dem Gesetze. 6. Ebenso wenn du einen „Wein- oder Ölkrug“[53] anbrichst, nimm das erste und gib es den Propheten. 7. Vom Geld, von Kleidungsstoffen, von jeglichem Besitz nimm nach Gutdünken die Erstlinge und gib sie gemäß dem Gesetze.

14. Kap. Feier des Sonntags durch die Eucharistie.

1. Am Tage des Herrn versammelt euch, brechet das Brot und saget Dank, nachdem ihr zuvor eure Sünden bekannt habet, damit euer Opfer rein sei. 2. Jeder aber, der mit seinem Freunde einen Streit hat, soll sich nicht bei euch einfinden, bis sie versöhnt sind, damit euer Opfer nicht entweiht werde. 3. Denn so lautet der Ausspruch des Herrn: „An jedem Ort und zu jeder Zeit soll man mir darbringen ein reines Opfer, weil ich ein großer König bin, spricht der Herr, und mein Name wunderbar ist bei den Völkern“[54].

15. Kap. Wahl der Bischöfe und Diakonen; brüderliche Zurechtweisung.

1. Wählet euch Bischöfe und Diakonen, würdig des Herrn, Männer voll Milde und frei von Geldgier, voll Wahrheitsliebe, erprobte; denn sie sind es, die für euch versehen den (heiligen) Dienst der Propheten und Lehrer. 2. Achtet sie deshalb nicht gering; denn sie sind eure Geehrten mit den Propheten und Lehrern. 3. Weiset einander zurecht nicht im Zorn, sondern in Frieden, wie ihr’s im Evangelium habet; und mit jedem, der sich verfehlt hat gegen seinen Nächsten, soll keiner sprechen, und er soll von euch nichts hören, bis er sich bekehrt hat. 4. Eure Gebete, eure Almosen und alle eure Handlungen sollt ihr so verrichten, wie ihr’s habet im Evangelium unseres Herrn.

16. Kap. Harret aus im Guten bis zum Ende, wo sich die falschen Propheten mehren.

1. „Wachet“ für euer Leben; „eure Lampen sollen nicht ausgehen und der Gurt um eure Lenden“ soll sich nicht lockern, „seid vielmehr bereit, denn ihr wisset nicht die Stunde, in der unser Herr kommt“[55]. 2. Ihr sollt fleißig zusammenkommen, indem ihr nach dem strebet, was euren Seelen zukommt; denn es wird euch die ganze Zeit des Glaubens nichts nützen, wenn ihr nicht in der letzten Stunde vollkommen seid. 3. Denn in den letzten Tagen werden sich mehren die falschen Propheten und die Verderber, und die Schafe werden zu Wölfen umgewandelt, und die Liebe wird verwandelt werden in Hass. 4. Wenn nämlich die Gesetzwidrigkeit sich steigert, werden sie einander hassen, verfolgen und ausliefern, dann wird erscheinen der Verführer der Welt, wie der Sohn Gottes wird er auch „Zeichen und Wunder tun“[56], und die Erde wird in seine Hände überliefert werden, und er wird Greuel verüben, wie sie von Ewigkeit her noch nicht geschehen sind. 5. Dann wird das Geschlecht der Menschen kommen in das Feuer der Prüfung, und „viele werden Ärgernis nehmen“[57] und zugrunde gehen; die aber ausharren in ihrem Glauben, werden von dem (durch die Verführer) Verfluchten selbst „gerettet werden“[58]. 6. „Und dann werden die Zeichen der Wahrheit erscheinen; zuerst das Zeichen, dass der Himmel sich auftut, dann das Zeichen des Trompetenschalles“[59] und das dritte: die Auferstehung der Toten, 7. aber nicht aller, sondern, wie gesagt ward: „Kommen wird der Herr und alle Heiligen mit ihm“[60]. 8. „Dann wird die Welt den Herrn kommen sehen auf den Wolken des Himmels“[61].

Einleitung zum ersten Klemensbrief

I. Klemensbrief.

Einleitung. Unter dem Namen des Klemens sind uns zwei Briefe an die Korinther überliefert; aber der zweite ist unecht, er stammt nicht von Klemens, ist auch kein Brief, sondern eine wahrscheinlich um das Jahr 160 in Korinth gehaltene Homilie[62].

Überliefert sind die beiden Klemensbriefe in zwei griechischen Handschriften, einmal in der aus dem fünften Jahrhundert stammenden Bibelhandschrift (cod. Alexandrinus) und dann in der von dem Metropoliten Ph. Bryennios im Jahre 1875 entdeckten Jerusalemer Handschrift[63], die auch die Didache und den Barnabasbrief enthält. Ebenfalls beide Briefe sind enthalten in einer syrischen Übersetzung. Die Handschrift stammt aus dem Jahre 1174 und befindet sich jetzt in der Universitätsbibliothek von Cambridge[64]. Ferner findet sich der erste Brief in einer von G. Morin entdeckten lateinischen Handschrift vom elften Jahrhundert (jetzt im Grand Seminaire in Namur). Die wohl aus dem zweiten Jahrhundert stammende Übersetzung ist in Vulgärlatein geschrieben und lehnt sich sehr genau an den griechischen Text an. Schließlich ist der erste Brief noch in zwei koptischen Übersetzungen, deren eine ins vierte Jahrhundert zurückgeht, aufgefunden worden.

Mit dem ersten Klemensbrief begegnet uns zum ersten Mal ein geschichtlich nachweisbarer Verfasser, dessen Name, Stand und Lebenszeit wir festlegen können, wenn auch manches Wissenswerte über seine Persönlichkeit uns verborgen bleibt, da Sage und Dichtung um das Bild dieses hervorragenden altchristlichen Autors manche legendäre Züge geschlungen haben. Auch die geschichtlichen Nachrichten stimmen nicht völlig überein; aber das hindert nicht, dass wir in den wichtigsten Punkten Gewissheit über den Verfasser des Briefes erhalten. Es ist Klemens von Rom, einer der ersten römischen Bischöfe. Nach Irenäus[65] ist er auf Anakletas hin an dritter Stelle von den Aposteln her, mit denen er noch in persönlichem Verkehr gestanden hatte, an die Spitze der römischen Kirche getreten. Hieronymus[66] pflichtet an einer Stelle der Überlieferung des Irenäus bei mit den Worten: Clemens …. quartus post Petrum Romae episcopus, siquidem secundus Linus fuit, tertius Anacletus, kennt aber auch die andere Ansicht, denn er fährt fort: tametsi plerique Latinorum secundum post apostolum Petrum putent fuisse Clementem; an anderen Stellen pflichtet er der Meinung bei, dass Klemens der unmittelbare Nachfolger Petri gewesen sei[67]. Nach Tertullian[68] ist es Überlieferung der römischen Kirche, dass er von Petrus selbst ordiniert worden ist. Die afrikanische Kirche[69] setzt ihn aber auch an die dritte Stelle nach Linus und vor Kletus. Epiphanius[70] sucht die Nachrichten im Anschluss an 1 Clemen. 54, 2 zu vereinigen: Klemens sei zwar von Petrus ordiniert worden, habe aber um des Friedens willen den Vorrang an Linus abgetreten und sei später nach Kletus noch Bischof von Rom geworden. Da mit Sicherheit anzunehmen ist, dass die zweite Überlieferung auf die romanhaften Klementinen zurückgeht[71] und deshalb nur den Wert von Dichtung und Sage besitzt, so ist die Wahrheit bei Irenäus zu suchen. Auch nach Eusebius[72] ist Klemens der dritte Nachfolger des heiligen Petrus und hat neun Jahre lang, vom zwölften Jahre Domitians bis zum dritten Jahre Trajans, d.h. von 92-101 die Kirche Roms geleitet. In dieser Zeit hat Klemens als Bischof und Vertreter der römischen Kirche den Brief an die Korinther geschrieben.

Über das Leben des Klemens vor seiner Berufung zur Leitung der Kirche wissen wir nichts. Die Berichte der Klementinen über seine Zugehörigkeit zum flavinischen Hause und die davon abhängige Vermutung, dass er mit dem Konsul Titus Flavius Klemens, dem wegen „Atheismus“ in Jahre 95 hingerichteten Vetter Domitians, identisch sei, verdienen keinen Glauben. Denn sicherlich hätte die junge Kirche es mit berechtigtem Stolze überliefert, wenn ein römischer Beamter und Anverwandter des römischen kaiserlichen Hauses einer ihrer ersten Bischöfe gewesen wäre. Klemens zeigt besonders im ersten Teil seines umfangreichen Briefes eine derartige Vertrautheit mit dem Alten Testament - wie von selbst drängen sich ihm Stellen und Vorbilder aus den alttestamentlichen Schriften auf -, dass die Annahme begründet erscheint, er habe schon von Jugend auf seinen Geist an diesen Schriften geschult und genährt und er sei aus dem Judentum zum Christentum bekehrt worden. Dass er als Märtyrer gestorben sei, wissen die ältesten und besten Zeugen nicht zu berichten. Erst bei Rufin, Gregor von Tours und vor allem in den unechten, mit Dichtung und Legende überreich geschmückten Märtyrerakten[73] tritt die Nachricht von seinem unter Trajan erfolgten Märtyrertod auf. Jedenfalls sah die spätere Kirche in ihm einen Märtyrer und verlegte sein Gedächtnis auf den 23. November.

Mit der obengenannten Datierung des Pontifikates durch Eusebius und der Ansetzung seines Todes im dritten Jahre Trajans durch Hieronymus[74] stimmt das Zeugnis über die Abfassungszeit des Briefes überein, das wir dem Briefe selbst entnehmen können. Außer der neronischen[75] wird noch eine weitere[76] Verfolgung in jüngster Zeit erwähnt, damit ist die unter Domitian (81-96) gemeint; die Apostel sind schon längere Zeit tot, ja die von diesen eingesetzten Presbyter sind schon heimgegangen und haben ihr Amt anderen übertragen[77]. Das führt über das Jahr 69, in das einige den Brief verlegen wollten, hinab. Entscheidend aber ist das Zeugnis Hegesipps (um 160) bei Eusebius[78], dass die Streitigkeiten in Korinth, welche die Abfassung des Klemensbriefes veranlassten, unter der Regierung Domitians geherrscht haben.

Der Brief selbst nennt Klemens nicht als Verfasser, sondern führt sich als Sendschreiben der römischen Gemeinde an die korinthische ein. Aber es kann bei der vorzüglichen Bezeugung des klementinischen Ursprungs keinem Zweifel Raum bleiben. Schon von Hegesipp wird Klemens als Verfasser[79] genannt. Entscheidend aber ist der Bericht des Bischofs Dionysius von Korinth[80], der ums Jahr 170 an Papst Soter unter anderem schreibt: „Heute haben wir den heiligen Tag des Herrn gefeiert, an dem wir euren Brief vorgelesen haben, den wir immerfort lesen werden zur Erbauung, wie auch den früher von Klemens an uns geschriebenen.“ Da das Zeugnis des Dionysius sich auf eine in Korinth fortlebende Übung stützt, ist es durchaus zuverlässig. Nach Eusebius[81] und Hieronymus[82] schrieb Klemens als Vertreter der römischen Gemeinde. So hat als festes Ergebnis zu gelten: Bischof Klemens von Rom hat den Brief an die Kirche von Korinth geschrieben nach der domitianischen Verfolgung, also gegen Ende der Regierung Domitians oder unter Nerva (96-98).

Veranlassung zur Abfassung des Briefes gaben Streitigkeiten in der korinthischen Kirche in den Jahren Domitians. Warum der Zwist ausbrach, ist nicht gesagt. Dort hatten einige freche Menschen[83] sich den kirchlichen Oberen widersetzt und sie aus ihrem Amte vertrieben; nur der kleinste Teil der Gemeinde hielt zu den abgesetzten Presbytern[84], während Klemens sofort für sie Partei ergreift[85]. Diesen Streit und das durch ihn bei den Heiden hervorgerufene Ärgernis sucht Klemens abzustellen. Wie Rom von den Wirren der Kirche zu Korinth Kenntnis erhielt, wissen wir nicht; aber für die früher verbreitete Ansicht, die Korinther hätten den römischen Bischof um sein Einschreiten gegen die Aufständischen ersucht, liegen keine Gründe vor.

Die Einteilung ist folgende: Kapitel 1-3 Einleitung, 4-36 erster, 37-61 zweiter Hauptteil, 62-65 Zusammenfassung und Schluss. Der erste Teil ist mehr allgemein gehalten: er warnt vor Streit und Eifersucht, nennt eine Reihe vorbildlicher Beispiele aus jüdischer und auch christlicher Zeit (4-6), mahnt zur Buße, Gastfreundschaft und Frömmigkeit, Demut und bekräftigt seine Forderungen wieder durch eine Reihe von Schriftbelegen und Beispielen (7-18). Dann redet er von Gottes Güte, seiner Weltordnung, seiner Macht, von der Auferstehung und dem Gerichte (19-28). Demut, Enthaltsamkeit, Glaube und gute Werke führen zum Heil, zum Lohn, zu Christus selbst (29-36).

Die Aufforderung zum Gehorsam, wie der Soldat ihn üben muss, bildet den Übergang zum zweiten Teile (37), in dem der korinthische Streit des näheren behandelt wird. Gott selbst, der Schöpfer der Ordnung in der Natur, verlangt von den Menschen Ordnung und Unterordnung; das beweist die hierarchische Abstufung des Alten Testamentes. Von Christus sind die Apostel, von diesen die Bischöfe und Diakone eingesetzt; in Korinth musste Paulus schon zum Frieden mahnen; an Stelle des leidigen Zwistes soll die Liebe treten, die Verzeihung erwirkt (40-50). Die Urheber des Streites sollen Buße tun, sollen im Interesse der Allgemeinheit auswandern; Moses, Judith, Esther sind Vorbilder solcher Opfer für die Gesamtheit. Ewiges Heil dem Gehorsamen, Fluch dem Widerspenstigen (51-59, 1).

Dann kommt 59, 2-61 ein markiges, in kräftiger, gehobener, zum Teil poetischer Sprache abgefasstes Gebet: Gott wolle die Schar der Gläubigen unversehrt erhalten; er, der uns die wahre Erkenntnis gegeben, sei Helfer und Hort der Bedrückten in allen Nöten des Leibes und Irrungen der Seele, ein Schutz gegen die Bedränger, er gebe Verzeihung den Sündern, Einigkeit und Friede den Menschen, vor allem aber wolle er die Herrscher segnen.

Der Schlussteil (62-65) fasst das Gesagte noch einmal zusammen und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die Überbringer des Briefes bald als Herolde des Friedens von Korinth nach Rom zurückkehren mögen.

Obwohl sich der erste Teil des Sendschreibens meistens in allgemeinen, von bestimmten örtlichen oder zeitgeschichtlichen Verhältnissen absehenden Ermahnungen und abstrakten Darlegungen bewegt, so ist doch an dem Briefcharakter des Schreibens nicht zu zweifeln. Denn Eingang und Schluss, dann vor allem das Eingehen auf den Streit in Korinth erhärten zur Genüge die Eigenart des Briefes. Dass Klemens mit einem kirchlichen Gebrauch zum Verlesen des Briefes in den Gemeindegottesdiensten schon bei der Abfassung und Ausarbeitung des Sendschreibens gerechnet habe, soll nicht in Abrede gestellt sein[86]. Dass dem Brief diese Ehre zuteil wurde, ist richtig bezeugt[87], nicht bloß für die korinthische, sondern auch für die meisten (griechischen) Kirchen. Darin liegt der größte Beweis für die Hochschätzung des Briefes bei den Alten. Irenäus[88] nennt ihn eine ganz tüchtige Leistung, da dem Apostelschüler Klemens noch die Predigt der Apostel in den Ohren klinge und ihre Lehre noch vor Augen stehe. Polykarp, Klemens von Alexandrien und Origenes haben den Brief benützt[89], dem Eusebius[90] erscheint er gewaltig und bewunderungswürdig, Hieronymus[91] nennt ihn ein sehr nützliches Schreiben. Später aber scheint ihn das Abendland vergessen zu haben. Photius[92] findet auch für die formelle Seite des Briefes einige Worte des Lobes: „dem Stile nach ist er einfach und klar und der kirchlichen ungekünstelten Redeweise angepasst“. Besonders die Neuzeit hat den Wert des Sendschreibens hoch eingeschätzt.

Vorsichtig und klug löst Klemens die heikle Aufgabe des Friedensstifters. Mit seinen kräftigen, eindruckvollen, von Ernst und Milde zeugenden Worten bleibt das älteste Pastoralschreiben in vielen Stücken vorbildlich. Klemens tadelt nicht bloß, er will aufbauen; er zeigt das Ideal christlicher Lebensführung in warmen Worten, bekräftigt es durch reichliche Beispiele, lobt und warnt, verheißt und droht, bittet und betet, macht praktische Vorschläge zur Behebung des Streites[93] und erwartet aus einem gottvertrauenden Herzen schließlich von Gott Segen, Hilfe und Frieden.

Für die theologische Wissenschaft bleibt der Brief ein Denkmal von allerhöchstem Wert. Er ist der bedeutendste Zeuge für den Aufenthalt Petri in Rom, für das hohe Ansehen, das die römische Kirche schon am Ende des ersten Jahrhunderts bei den Kirchen genießt, für das starke Bewusstsein des göttlichen Ursprungs der kirchlichen Ämter: Christus von Gott, die Apostel von Christus, von den Aposteln die Bischöfe und Diakonen, die selbst wieder ihr Amt, das als Opferamt priesterlichen Charakter trägt[94], an erprobte Männer weitergeben[95]. Auch gibt der Brief vielfachen Aufschluss über die neronische Christenverfolgung, über Gebet und Glauben am Ende des ersten christlichen Jahrhunderts.

Erster Brief des Klemens an die Korinther

 Die Kirche Gottes, die zu Rom in der Fremde lebt, an die Kirche Gottes, die zu Korinth in der Fremde lebt, den Berufenen, nach dem Willen Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus Geheiligten, Gnade sei euch und Friede in reicher Fülle von dem allmächtigen Gott durch Jesus Christus.

1. Kap. Der gute Stand der Korinthergemeinde vor dem Streit.

1. Wegen der plötzlichen und einander nachfolgenden Drangsale und Leiden bei uns, Brüder, glauben wir, etwas lässig sein zu dürfen, bis wir unsere Aufmerksamkeit den bei euch lebhaft verhandelten Dingen zuwendeten; wir meinen, Geliebte, den für die Auserwählten Gottes unpassenden und fremdartigen, den ruchlosen und unseligen Streit, den einige wenige hitzige und verwegene Leute, die da sind, bis zu einem solchen Grade von Unverstand angefacht haben, dass euer ehrwürdiger, hochgerühmter und bei allen Menschen beliebter Name in hohem Grade beschimpft wurde. 2. Denn wer ist bei euch eingekehrt und hätte nicht euren tüchtigen und festen Glauben gerühmt? Wer hätte nicht eure besonnene und geziemende Frömmigkeit in Christus bewundert? Wer hätte nicht die großartige Weise eurer Gastfreundschaft verkündet? Wer nicht eure vollkommene und zuverlässige Erkenntnis gerühmt? 3. Denn ohne Ansehen der Person tatet ihr alles und nach den Gesetzen des Herrn war euer Wandel, da ihr untertänig waret euren Vorgesetzten und die geziemende Ehrfurcht euren Priestern erzeigtet; die Jungen wieset ihr an, eine gemäßigte und heilige Gesinnung zu hegen, den Frauen befahlet ihr, alles in einem tadellosen, heiligen und reinen Gewissen zu tun und ihre Männer in der richtigen Weise zu lieben; auch lehrtet ihr sie, in den Schranken der Unterwürfigkeit sich zu halten und das Hauswesen würdevoll zu besorgen und sich in jeglicher Hinsicht verständig zu benehmen.

2. Kap. Friede der Korinther; ihr Eifer im Guten.

1. Alle waret ihr demütiger Gesinnung, fern jeder Überhebung, lieber Untergebene als Gebieter, freudiger zum Geben als zum Nehmen[96]; ihr waret zufrieden mit den Gütern, die Christus für den Lebensweg euch gab und auf sie bedacht; seine Worte habt ihr gar sorgfältig eingeschlossen in euer Inneres (Herz), und seine Leiden standen euch vor Augen. 2. So war allen ein tiefer und gedeihlicher Friede beschieden und ein unstillbares Verlangen, Gutes zu tun, und in vollen Strömen ergoss sich der Heilige Geist über (euch) alle. 3. Voll heiligen Eifers habt ihr in guter Absicht mit frommem Vertrauen eure Hände ausgestreckt zu dem allmächtigen Gotte und ihn angefleht, er möge euch gnädig sein, wenn ihr wider Willen einen Fehler begangen hattet. 4. Ein Wetteifer war unter euch Tag und Nacht zum Frommen der ganzen Gemeinde von Brüdern, auf dass mit Erbarmen und Gewissenhaftigkeit die Zahl seiner Auserwählten gerettet werde. 5. Ihr waret aufrichtig und arglos und truget einander Schlimmes nicht nach. 6. Jeder Streit und jede Spaltung war euch ein Gräuel. Über die Fehltritte des Nächsten empfandet ihr Schmerz; seine Sünden sahet ihr an als eure eigenen. 7. Keine gute Tat hat euch gereut, „zu jedem guten Werke waret ihr bereit"[97]. 8. Geschmückt durch einen ganz tugendhaften und ehrwürdigen Wandel, vollbrachtet ihr alles in seiner (= des Herrn) Furcht; die Gebote und Satzungen des Herrn waren eingeschrieben auf die Wände eures Herzens.

3. Kap. Veränderung durch den Streit.

1. Jeglicher Ruhm und volles Gedeihen ward euch zuteil, und es hat sich erfüllet das Wort der Schrift: „Er aß und trank, wurde dick und fett, da schlug er aus, der Geliebte“[98]. 2. Daher kommt Eifersucht und Neid, Streit und Aufruhr, Verfolgung und Unordnung, Krieg und Gefangenschaft. 3. So erhoben sich die Unbeachteten gegen die Geachteten, die Ruhmlosen gegen die Berühmten, die Unverständigen gegen die Weisen, die Jungen gegen die Alten. 4. Deshalb ist weit weg geflohen die Gerechtigkeit und der Friede, indem jeder ablegte die Furcht Gottes und in seinem Glauben an ihn erblindete, nicht mehr wandelte auf dem gesetzlichen Pfad seiner Gebote noch ein Christus würdiges Leben führte, sondern indem jeder den Leidenschaften seines bösen Herzens nachging: so nahmen sie die ungerechte und gottlose Eifersucht in sich auf, durch welche auch „der Tod in die Welt gekommen ist”[99].

4. Kap. Eifersucht hat stets schlimme Folgen gezeitigt.

1. So steht nämlich geschrieben: „Und es geschah nach einigen Tagen, da brachte Kain von den Früchten der Erde Gott ein Opfer dar, und Abel seinerseits brachte dar von der Erstgeburt der Schafe und von ihrem Fette. 2. Und Gott sah auf Abel und seine Gaben, Kain aber und seine Opfer beachtete er nicht. 3. Und Kain war gar sehr betrübt und sein Angesicht fiel ein. 4. Und Gott sprach zu Kain: Warum bist du gar so betrübt geworden und warum ist eingefallen dein Angesicht? Hast du nicht gesündigt, wenn du zwar richtig dargebracht, aber nicht richtig geteilt hast? 5. Beruhige dich; es kehrt zu dir zurück deine Gabe, und du sollst verfügen über sie. 6. Und Kain sprach zu seinem Bruder Abel: Wir wollen auf das Feld hinausgehen. Und es geschah, während sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot“[100]. 7. Sehet, Brüder, Eifersucht und Neid hat den Brudermord verschuldet. 8. Wegen der Eifersucht musste unser Vater Jakob fliehen vor dem Angesicht Esaus, seines Bruders. 9. Die Eifersucht war schuld, dass Joseph bis zum Tode verfolgt wurde und dass er in Knechtschaft geriet. 10. Eifersucht zwang Moses, vor dem Angesichte des ägyptischen Königs Pharao zu fliehen, da er von einem Stammesgenossen hören musste: „Wer hat dich zum Richter oder Rächer über uns gesetzt? Willst du etwa auch mich umbringen, wie du gestern den Ägypter erschlagen hast?”[101] 11. Wegen Eifersucht mussten Aaron und Mariam außerhalb des Lagers bleiben[102]. 12. Eifersucht führte Dathan und Abiron lebend in die Unterwelt hinab, weil sie sich widersetzten gegen Moses, den Diener Gottes[103]. 13. Wegen Eifersucht musste David Mordanschlag erleiden nicht nur von Leuten fremder Stämme, sondern auch von Saul, dem Könige Israels, wurde er verfolgt[104].

5. Kap. Auch die Apostel wurden Opfer der Eifersucht.

1. Aber, um mit den alten Beispielen aufzuhören, wollen wir nun auf die Kämpfer der neuesten Zeit kommen; wir wollen die hervorstechendsten Beispiele unseres Zeitalters herausgreifen. 2. Wegen Eifersucht und Neid haben die größten und gerechtesten Männer, Säulen waren sie, Verfolgung und Kampf bis zum Tode getragen. 3. Stellen wir uns die guten Apostel vor Augen: 4. einen Petrus, der wegen ungerechter Eifersucht nicht ein oder zwei, sondern vielerlei Mühseligkeiten erduldet hat und, nachdem er so sein Zeugnis (für Christus) abgelegt hatte, angelangt ist an dem ihn gebührenden Orte der Herrlichkeit. 5. Wegen Eifersucht und Streit hat Paulus den Beweis seiner Ausdauer erbracht. 6. Siebenmal gefesselt, vertrieben, gesteinigt, Herold (des Evangeliums) im Osten und Westen, holte er sich den herrlichen Ruhm seines Glaubens. 7. Er hatte Gerechtigkeit der ganzen Welt gelehrt, war bis in den äußersten Westen vorgedrungen und hatte vor den Machthabern sein Zeugnis abgelegt, so wurde er weggenommen von dieser Welt und ging ein in den heiligen Ort, das größte Beispiel der Geduld.

6. Kap. Schaden der Eifersucht in anderen Kreisen.

 1. Diesen Männern, die einen heiligen Wandel geführt haben, ward zugesellt eine große Zahl Auserwählter, die wegen der Eifersucht durch viele Misshandlungen und Prüfungen gelitten haben und so unter uns zum herrlichsten Vorbild geworden sind. 2. Frauen wurden wegen der Eifersucht verfolgt, wie Danaiden und Dirken[105], ertrugen fürchterliche und grauenhafte Peinen, wandelten so auf dem sicheren Pfade des Glaubens und holten sich den herrlichen Preis, obwohl sie schwach am Leibe waren. 3. Eifersucht hat schon Frauen ihren Männern entfremdet und hat das Wort unseres Vaters Adam geändert: „Das nun ist Bein von meinem Beine und Fleisch von meinem Fleische"[106]. 4. Eifersucht und Streit hat große Städte zerstört und große Völker mit der Wurzel ausgerottet.

7. Kap. Mahnung zur Umkehr im Hinblick auf das Blut Christi.

1. Dies, meine Geliebten, schreiben wir nicht nur zu eurer Ermahnung, sondern auch zu unserer eigenen Beherzigung; wir befinden uns ja auf demselben Kampfplatz, und der gleiche Kampf ist uns auferlegt. 2. Deshalb wollen wir die leeren und eitlen Sorgen aufgeben und wollen uns zuwenden der ruhmvollen und heiligen Regel der uns übergebenen Lehre, 3. und wollen sehen, was schön, erfreulich und angenehm ist in den Augen unseres Schöpfers. 4. Wir wollen hinblicken auf das Blut Christi und erkennen, wie kostbar es auch Gott seinem Vater ist, weil es, wegen unseres Heiles vergossen, der ganzen Welt die Gnade der Reue gebracht hat. 5. Lasset uns alle Geschlechter durchwandeln und erkennen, dass der Herr einem jeden Geschlechte Gelegenheit zur Buße gab, allen, die sich zu ihm bekehren wollten. 6. Noe[107] predigte Buße, und die auf ihn hörten, wurden gerettet. 7. Jona[108] kündigte den Niniviten ihren Untergang an; sie taten Buße für ihre Sünden, versöhnten durch Gebet ihren Gott und erlangten Rettung, obwohl sie nicht zum Volke Gottes gehörten.

8. Kap. Gott selbst verspricht den Reuigen Vergebung.

1. Die Diener der Gnade Gottes haben durch den Heiligen Geist über die Buße geredet, 2. ja auch er selbst, der Gebieter über alle, hat über die Buße gesprochen unter einem Eidschwur: „So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er Buße tue“[109]; und er fügt den guten Rat hinzu: 3. „Haus Israel, bekehre dich von deiner Gottlosigkeit“[110]. Sprich zu den Kindern meines Volkes: Wenn eure Sünden reichen von der Erde bis zum Himmel und wenn sie rot sind wie Scharlach und schwarz wie ein Bußsack und ihr euch aus ganzem Herzen zu mir bekehret und sprechet: „Vater“, dann werde ich euch erhören wie ein heiliges Volk[111]. 4. Und an einer anderen Stelle spricht er also: „Waschet und reiniget euch, entfernet eure Schlechtigkeit von euren Seelen vor meinen Augen. Lasset ab von eurer Bosheit, lernet Gutes tun, suchet gerecht zu sein, helfet den Unrecht Leidenden, seid ein Anwalt dem Waisenkind, und der Witwe verschaffet Recht! Dann kommt hierher, und wir wollen rechten miteinander, spricht der Herr. Und wenn eure Sünden sind wie Purpur, werde ich sie weiß machen wie Schnee, und wenn sie sind wie Scharlach, will ich sie weiß machen wie Wolle. Und wenn ihr guten Willen habt und auf mich höret, sollt ihr die Güter der Erde genießen; wenn ihr aber keinen guten Willen habt und nicht auf mich höret, wird das Schwert euch fressen. Der Mund des Herrn hat dies gesprochen”[112]. 5. Da er also wollte, dass alle seine Lieblinge teilhaben an der Buße so bestärkte er sie mit seinem allmächtigen Willen.

9. Kap. Beispiele gottesfürchtiger und gottbegnadigter Männer: Enoch und Noe.

1. Deshalb wollen wir hören auf seinen heiligen, ruhmvollen Willen, sein Erbarmen und seine Güte erflehend, niederfallen und uns zuwenden seinen Erbarmungen, nachdem wir aufgegeben haben die nutzlose Mühe, den Streit und die Eifersucht, die zum Tode führt. 2. Hinschauen wollen wir auf die, die in Vollkommenheit seiner erhabenen Herrlichkeit gedient haben. 3. Nehmen wir Enoch[113], der in Gehorsam gerecht befunden und entrückt wurde, ohne dass von seinem Tod eine Spur entdeckt wurde. 4. Noe[114] wurde als gläubig befunden und verkündete durch seinen (Gottes-) Dienst der Welt ihre Wiedergeburt, und durch ihn hat der Herr die Tiere gerettet, die in Eintracht in die Arche gegangen waren.

10. Kap. Das Beispiel Abrahams.

1. Abraham, der Freund genannt, wurde als gläubig befunden, weil er den Worten Gottes gehorsam war. 2. Dieser ging in Gehorsam weg aus seinem Lande, aus seiner Verwandtschaft und aus seinem Vaterhause, um ein kleines Land, eine schwache Verwandtschaft und ein kleines Haus zu verlassen und dafür die Verheißungen Gottes zu erben. Denn er sagt ihm: 3. „Gehe hinweg aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Hause deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde; und ich werde dich zu einem großen Volke machen und ich werde dich segnen und werde deinen Namen groß machen, und du wirst gesegnet sein; und ich werde segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen, und in dir werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“[115]. 4. Und wiederum bei seinem Abschied von Lot sagte ihm Gott: „Erhebe deine Augen und schaue von dem Orte, wo du jetzt bist, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen; denn alles Land, das du siehst, ich werde es dir und deinem Samen geben auf ewig. 5. Und ich werde deine Nachkommen machen wie den Staub der Erde; wenn einer den Staub der Erde zählen kann, wird man auch deinen Samen zählen können“[116]. 6. Und wiederum sagt er: „Gott führte den Abraham heraus und sagte zu ihm: Schaue auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst; so wird dein Same sein. Abraham glaubte aber seinem Gott, und es wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit”[117]. 7. Wegen seines Glaubens und seiner Gastfreundschaft wurde ihm im Alter ein Sohn geschenkt, und im Gehorsam brachte er ihn Gott als Opfer hin auf einen der Berge, die er ihm gezeigt hatte.

11. Kap. Das Beispiel Lots.

1. Wegen Gastfreundschaft und Frömmigkeit wurde Lot aus Sodoma gerettet[118], während die ganze Umgebung durch Feuer und Schwefel gerichtet wurde; der Herr hatte es ja vorher verkündet, dass er die nicht verlässt, die auf ihn hoffen, dass er aber den Abtrünnigen Strafe und Qual auferlegt. 2. Denn sein Weib, das mit ihm herausgezogen, aber anderer Meinung und nicht eines Sinnes mit ihm war, wurde zu dem Zweck als Wahrzeichen hingestellt - sie wurde nämlich zu einer Salzsäule bis auf den heutigen Tag -, damit allen es ersichtlich sei, dass die mit geteiltem Herzen und die, welche an der Macht Gottes zweifeln, zum Gericht und zum Warnungszeichen für alle Geschlechter werden.

12. Kap. Beispiel Raabs.

1. Wegen ihres Glaubens und ihrer Gastfreundschaft wurde Raab, die Dirne, gerettet[119]. 2. Als nämlich Jesus, der Sohn Naves, Späher nach Jericho geschickt hatte, erfuhr der König des Landes, dass sie gekommen waren, um ihr Land auszukundschaften, und er sandte Männer aus, sie zu ergreifen, um sie dann zu töten. 3. Die gastliche Raab nahm sie nun auf und verbarg sie im Obergemach unter dem Flachse. 4. Als aber die Leute des Königs vor ihr standen und sagten: „Bei dir sind die eingekehrt, die unser Land auskundschaften, führe sie heraus, denn der König gebietet es so“, erwiderte sie: „Die Leute, die ihr suchet, sind zwar zu mir gekommen, aber sogleich sind sie wieder weggegangen und sie ziehen ihres Weges weiter”[120], dabei zeigte sie ihnen eine andere Richtung. 5. Und sie sprach zu den Männern: „Ich sehe es klar ein, dass Gott der Herr euch dieses Land gibt; denn Angst und Furcht vor euch hat die Bewohner desselben ergriffen. Wenn es nun geschieht, dass ihr das Land in Besitz nehmet, rettet mich und das Haus meines Vaters“[121]. 6. Und sie sagten zu ihr: „So soll es sein, wie du uns gesagt hast. Wenn du uns also heranrücken siehst, dann versammle alle deine Angehörigen unter deinem Dache, und sie werden gerettet werden; denn alle, die man außerhalb des Hauses antrifft, werden verloren sein”[122]. 7. Und sie rieten ihr, ein Zeichen zu geben, dass sie zu ihrem Hause ein rotes (Seil) heraushängen solle; damit offenbarten sie, dass durch das Blut des Herrn Erlösung zuteil werden soll allen, die an Gott glauben und auf ihn hoffen. 8. Sehet, Geliebte, nicht nur Glaube, sondern sogar die Prophetengabe hat in dem Weibe gewohnt.

13. Kap. Mahnung zur Demut und Barmherzigkeit.

1. Daher wollen wir, Brüder, demütigen Sinnes sein, ablegen jede Prahlerei, Hochmut, Unbesonnenheit, Zorn und erfüllen, was geschrieben steht [es sagt nämlich der Heilige Geist: „Nicht rühme sich der Weise in seiner Weisheit noch der Starke in seiner Stärke noch der Reiche in seinem Reichtum, sondern wer sich rühmt, rühme sich im Herrn, damit er ihn suche und Recht und Gerechtigkeit übe"[123]]. Dabei wollen wir vor allem eingedenk sein der Worte des Herrn Jesus, die er sprach, da er uns Geduld und Langmut lehrte. 2. Denn so hat er gesprochen: „Seid barmherzig, damit ihr Barmherzigkeit erlanget; verzeihet, damit ihr Verzeihung findet; wie ihr tuet, so wird man euch tun; wie ihr gebet, so wird euch gegeben werden; wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden; wie ihr Milde übet, so werdet ihr Milde erfahren; mit welchem Maße ihr messet, mit dem wird euch gemessen werden“[124]. 3. Mit diesem Gebote und diesen Vorschriften wollen wir uns stärken, damit wir wandeln im Gehorsam gegen seine heiligen Worte, demütigen Sinnes; denn also spricht das heilige Wort: 4. „Wen werde ich ansehen, außer den Sanftmütigen und den Ruhigen und den, der meine Worte fürchtet?”[125].

14. Kap. Schließet euch lieber Gott als den Aufrührern an!

1. Es ist daher recht und heilig, Männer, Brüder, mehr Gott Untertan zu sein, als denen zu folgen, die in Prahlerei und Abfall Führer zu verruchter Eifersucht sind. 2. Denn wir werden nicht in den nächsten besten (= geringen) Schaden, vielmehr in große Gefahr uns stürzen, wenn wir uns verwegen dem Willen von Leuten ausliefern, die es auf Streit und Zwist abgesehen haben, um uns von dem, was gut ist, abzubringen. 3. Lasst uns freundlich sein gegen uns selbst, gemäß der Freundlichkeit und Liebe unseres Schöpfers. 4. Denn es steht geschrieben; „Mildherzige werden wohnen im Lande, und Unschuldige werden in demselben bleiben, die Gottlosen aber werden daraus vertilgt werden“[126]. 5. Und wiederum sagt er: „Ich sah den Gottlosen hochragend und erhaben wie die Zedern Libanons; und ich ging vorüber und siehe, er war nicht mehr, und ich suchte seinen Ort, aber ich fand ihn nicht. Bewahre die Unschuld und schaue auf Rechtlichkeit, weil ein Erbe beschieden ist dem friedfertigen Menschen”[127].

15. Kap. Schließet euch den wahren Freunden des Friedens an!

1. Deshalb wollen wir uns denen anschließen, die in Frömmigkeit den Frieden lieben, aber nicht denen, die in Verstellung den Frieden wollen. 2. Er sagt nämlich an einer Stelle: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir“[128]. 3. Und wiederum: „Mit ihrem Munde sprachen sie Lob, mit ihrem Herzen aber Fluch”[129]. 4. Und wieder sagt er: „Sie liebten ihn mit dem Munde, und mit ihrer Zunge täuschten sie ihn, ihr Herz aber meint es nicht aufrichtig mit ihm, und sie wurden nicht für treu erachtet in seinem Testamente“[130]. 5. „Deshalb sollen stumm werden die trügerischen Lippen, da sie Schlimmes reden wider den Gerechten”[131]