Die Arbeit mit Narinder Dhamis Roman 'Bend It Like Beckham' in einem Grundkurs der Jahrgangsstufe 11 als Beitrag zu interkulturellem Lernen - Kristin Hammer - E-Book

Die Arbeit mit Narinder Dhamis Roman 'Bend It Like Beckham' in einem Grundkurs der Jahrgangsstufe 11 als Beitrag zu interkulturellem Lernen E-Book

Kristin Hammer

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik für das Fach Englisch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: sehr gut (1,0), Studienseminar für Lehrämter an Schulen Rheine, Sprache: Deutsch, Abstract: Die internationale Verflechtung der modernen Alltagswelt ermöglicht in nie dagewesenem Maße das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen. Um eine erfolgreiche Kommunikation und Kooperation zwischen diesen Kulturen zu gewährleisten, werden vor allem sprachliche Fähigkeiten, Verständnis und Toleranz benötigt. Im Berufsleben ist interkulturelle Kompetenz längst zur Schlüsselqualifikation geworden. Diese Entwicklung trägt der Tatsache Rechnung, dass Verständnis- und Verständigungsprobleme nicht immer nur auf sprachliche Unterschiede zurückzuführen sind, sondern auch auf verschiedene eigenkulturelle Hintergründe der jeweiligen Kommunikationspartner. International operierende Unternehmen haben erkannt, dass für ihre Führungskräfte die Fähigkeit, im beruflichen Alltag mit fremden Denkmustern umzugehen und Differenzen diplomatisch zu überbrücken, unerlässlich ist. Der moderne Fremdsprachenunterricht versucht diesen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, indem er das Leitziel interkultureller Handlungsfähigkeit verfolgt. Aufgrund der Bedeutung des Englischen als lingua franca schafft insbesondere der Englischunterricht die sprachlichen Voraussetzungen für „Grenzüberschreitung zwischen den Kulturen“. Oder, wie Steven Speight formuliert: “English has become the medium through which we gain access to international cultures of all kinds“. Im Land Nordrhein-Westfalen sieht der Lehrplan für dieses Fach die Hauptaufgabe des Fremdsprachenunterrichts der gymnasialen Oberstufe darin, „jungen Menschen für eine mehrsprachige Lebenswelt diejenigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die sie über die Grenzen ihrer eigenen Sprache hinweg handlungsfähig machen“. Dies impliziert zunächst den Erwerb eines differenzierten Repertoires sprachlicher Mittel, das die Schüler in konkreten Situationen innerhalb und außerhalb der Schule handlungsfähig macht. Weiterhin sollen die Schüler „im Sinne des interkulturellen Lernens in der Lage sein, die kulturelle Bedingtheit von Haltungen und Einstellungen kritisch zu hinterfragen, kulturelle Missverständnisse zu antizipieren und Strategien zu entwickeln, daraus entstehende Konflikte zu bewältigen“. Diese zentralen Ziele des modernen Englischunterrichts stehen im Vordergrund meiner Unterrichtsreihe zum Thema „Bend it like Beckham: Ein Leben zwischen zwei Kulturen“. [...]

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Inhaltsverzeichnis
1. Herkunft und unterrichtlicher Kontext des Themas
1.1. Interkulturelle Handlungsfähigkeit
als Leitziel des modernen Englischunterrichts
1.2. Die Rolle des Lehrers
1.3. Geplantes Vorgehen
2. Vorbemerkungen
2.1. Der Begriff des interkulturellen Lernens
2.2. Die Auswahl der Lektüre
2.3. Die indische Kultur als Thema für den Englischunterricht
3. Die Reihenplanung in der Übersicht
4. Doppelstunde zum Thema Joe facing Jess’ parents
4.1. Verlaufsplan
4.2. Erläuterungen zu Planung und Stundenverlauf
4.3. Reflexion
5. Einzelstunde zum Thema What real Indians say
5.1. Verlaufsplan
5.2. Erläuterungen zu Planung und Stundenverlauf
5.3. Reflexion
6. Rückblick und Ausblick

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DIE ARBEITMITNARINDER DHAMIS ROMANBENDIT LIKEBECKHAM

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1. Herkunft und unterrichtlicher Kontext des Themas

1.1. Interkulturelle Handlungsfähigkeit

als Leitziel des modernen Englischunterrichts

Die internationale Verflechtung der modernen Alltagswelt ermöglicht in nie dagewesenem Maße das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen. Um eine erfolgreiche Kommunikation und Kooperation zwischen diesen Kulturen zu gewährleisten, werden vor allem sprachliche Fähigkeiten, Verständnis und Toleranz benötigt. Im Berufsleben ist interkulturelle Kompetenz längst zur Schlüsselqualifikation geworden. Diese Entwicklung trägt der Tatsache Rechnung, dass Verständnis- und Verständigungsprobleme nicht immer nur auf sprachliche Unterschiede zurückzuführen sind, sondern auch auf verschiedene eigenkulturelle Hintergründe der jeweiligen Kommunikationspartner. International operierende Unternehmen haben erkannt, dass für ihre Führungskräfte die Fähigkeit, im beruflichen Alltag mit fremden Denkmustern umzugehen und Differenzen diplomatisch zu überbrücken, unerlässlich ist.1

Der moderne Fremdsprachenunterricht versucht diesen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, indem er das Leitziel interkultureller Handlungsfähigkeit verfolgt.2Aufgrund der Bedeutung des Englischen alslingua franca3schafft insbesondere der Englischunterricht die sprachlichen Voraussetzungen für „Grenzüberschreitung zwischen den Kulturen“.4Oder, wie Steven Speight formuliert: “Englishhas becomethemedium through which we gain access to international cultures of all kinds“.5Im Land Nordrhein-Westfalen sieht der Lehrplan für dieses Fach die Hauptaufgabe des Fremdsprachenunterrichts der gymnasialen Oberstufe darin, „jungen Menschen für eine mehrsprachige Lebenswelt diejenigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die sie über die Grenzen ihrer eigenen Sprache hinweg handlungsfähig machen“.6Dies impliziert zunächst

1Beispielsweise betonen in derFrankfurter Allgemeinen ZeitungFachkräfte regelmäßig die Bedeutung interkultureller Kompetenzen. In der Ausgabe vom 6. März 2004 antwortet unter der RubrikBeruf und Chanceeine Personalberaterin auf die Frage, wie sich interkulturelle Kompetenz in einem Vorstellungsgespräch beurteilen lässt. In derselben Rubrik erläutert am 24. April eine Interkulturelle Trainerin, was im Kontakt mit amerikanischen Geschäftsleuten zu beachten ist.

2Vgl. Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II des Ministeriums für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSWWF), 1999: 6.

3Der Lehrplan Englisch (MSWWF 1999: 6) verweist auf die Rolle dieser Sprache als „Nationalsprache, Zweitsprache, Amtssprache, Handelssprache, Konferenz- und Verhandlungssprache, Fach- und Wissenschaftssprache“.

4Buttjes 1991: 2

5Speight 2002: 363

6MSWWF 1999: 7

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den Erwerb eines differenzierten Repertoires sprachlicher Mittel, das die Schüler7in konkreten Situationen innerhalb und außerhalb der Schule handlungsfähig macht. Weiterhin sollen die Schüler „im Sinne des interkulturellen Lernens in der Lage sein, die kulturelle Bedingtheit von Haltungen und Einstellungen kritisch zu hinterfragen, kulturelle Missverständnisse zu antizipieren und Strategien zu entwickeln, daraus entstehende Konflikte zu bewältigen“.8

Diese zentralen Ziele des modernen Englischunterrichts stehen im Vordergrund meiner Unterrichtsreihe zum Thema „Bendit like Beckham:Ein Leben zwischen zwei Kulturen“. Die Reihe, der der Roman von Narinder Dhami sowie der gleichnamige Film9aus dem Jahr 2002 zugrunde liegen, führte ich im Schulhalbjahr 2003/2004 in einem Grundkurs der Jahrgangsstufe 11 durch.10Die Geschichte einer jungen Frau indischer Abstammung, die in England zwischen der liberalen westlichen und der traditionell geprägten Welt ihrer Familie lebt, eignet sich in besonderem Maße zur Förderung des Fremdverstehens, da die Lebenswelt indischer Immigranten den deutschen Schülern im Allgemeinen sehr fremd ist. Weil das Einzugsgebiet des Gymnasiums Martinum, die Stadt Emsdetten und ihre Umgebung, nur in sehr geringem Maße von ausländischen Kulturen geprägt ist und in seiner Bevölkerungsbeschaffenheit recht homogen erscheint, sind zudem viele meiner Schüler nur unzureichend mit den Besonderheiten einer multikulturellen Gesellschaft vertraut. Hier stellt die Förderung der Fähigkeit, fremde Denkmuster zu verstehen und eigene Wertvorstellungen als kulturspezifisch zu erkennen und zu hinterfragen, nicht nur eine besondere Herausforderung, sondern eine klare Notwendigkeit dar.

1.2. Die Rolle des Lehrers

Zur Klett-Ausgabe vonBend it like Beckham,die erst 2003 erschien, gibt es bislang keine Lehrerhandreichungen, denen man Vorschläge für die Arbeit mit dem Roman entnehmen könnte. Umso wichtiger erschien es mir deshalb, innovativ tätig zu werden, um das Potenzial

7MitSchülersind hier und im Folgenden sowohl männliche als auch weibliche Lernende gemeint; ebenso bezeichnet das WortLehrerin dieser Arbeit männliche und weibliche Lehrkräfte.

8MSWWF 1999: 8

9Da der Film aufgrund der für die meisten Schüler ungewohnten englischen Aussprache nicht leicht verständlich ist, wurden wichtige Passagen meist erst gelesen, bevor eine Auseinandersetzung mit der Filmversion erfolgte. Obwohl der Film wie jeder literarische Text nur eine Interpretation der Wirklichkeit darstellt, hat er meiner Ansicht nach den Schülern geholfen, nähere Einblicke in die fremde Kultur zu bekommen, und stellte somit eine ideale Ergänzung zur Lektüre des Romans dar.

10Der Grundkurs besteht aus 34 Schülern von sehr unterschiedlicher Leistungsstärke (drei Kursmitglieder waren bereits für längere Zeit im englischsprachigen Ausland; fünf Schüler besuchten zuvor die Realschule und fühlten sich nach dem Eintritt in die gymnasiale Oberstufe stark überfordert).

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dieses aktuellen und für Schüler der Jahrgangsstufe 11 thematisch sehr ansprechenden literarischen Werkes für den Unterricht nutzbar zu machen. Die zentralen Lehrerfunktionen, die ich bei der Durchführung dieser Reihe übernahm, waren das Innovieren und das Organisieren. Die Tätigkeit des Innovierens umfasste das Entwickeln von Ideen zur Durchführung der einzelnen Unterrichtsstunden, das Entwerfen und die Gestaltung von Arbeitsmaterialien wie z.B. Wortschatzblättern sowie die Auswahl und Bereitstellung aktueller und authentischer Texte zur Ergänzung der Romanvorlage. Organisierend tätig wurde ich vor allem, um den Schülern die sinnvolle Nutzung des Internets für unsere Zwecke zu ermöglichen. Da mir die neuen Medien in besonderer Weise geeignet erscheinen, Informationen über fremde Kulturen zu sammeln und Kontakt zu ihren Vertretern aufzunehmen, war ein wesentlicher Bestandteil der unterrichtlichen Arbeit die Internet-Recherche und die Durchführung von E-Mail-Interviews mit indischen Einwanderern. Meine Aufgabe war es, in diesem Zusammenhang eine Vorauswahl hilfreicher Web-Adressen zu finden, den Schülern bei ihrer Suche beratend zur Seite zu stehen und Interviewpartner ausfindig zu machen, die bereit waren, den Schülern über ihr Leben als indische Einwanderer zu berichten. Wie die innovierenden und organisatorischen Tätigkeiten im Einzelnen aussahen, wird bei der Darstellung der drei Unterrichtsstunden deutlich werden.

1.3. Geplantes Vorgehen

Ich werde im Folgenden zunächst erläutern, welche Auffassung des Begriffs „interkulturelles Lernen“ dieser Arbeit zugrunde liegt. Anschließend sollen die Auswahl der Lektüre sowie die Gründe für die Auseinandersetzung mit der indischen Kultur näher erläutert werden. Im Hauptteil werde ich einen kurzen Überblick über die durchgeführte Unterrichtsreihe geben und drei Unterrichtsstunden detailliert vorstellen. Diese zeigen exemplarisch auf, wie die Ziele interkulturellen Lernens durch die Arbeit mit dem RomanBend it like Beckhamgefördert werden können. Der kritischen Reflexion des jeweiligen Stundenverlaufs folgen eine Rückschau und ein Ausblick auf die Möglichkeiten und Schwierigkeiten interkulturellen Lernens und Lehrens.

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2. Vorbemerkungen

2.1. Der Begriff des interkulturellen Lernens

Der interkulturelle Ansatz, der die fachdidaktische Diskussion der letzten beiden Jahrzehnte bestimmt hat, entwickelte sich Anfang der 1980er Jahre unter dem Einfluss einer sich verändernden Pädagogik, die die Schülerperspektive und damit den Prozesscharakter des Lernens in den Mittelpunkt rückte.11Eine einheitliche Begriffsbestimmung gibt es in den zahlreichen Beiträgen zu diesem Thema nicht. Verwirrung stiften vor allem die zahlreichen Begriffe, die das jeweils primäre Lernziel bezeichnen, wie beispielsweiseinterculturalodercross-cultural understanding,interkulturelle Kommunikation, interkulturelle Diskurskompetenz,transculturalodercross-cultural communicationund interkulturelle Handlungsfähigkeit.12Angesichts der Disparität dieser Begriffe verwundert es nicht, dass viele Pädagogen Probleme in der Umsetzung der theoretischen Forderungen sehen. Jürgen Einhoff unterscheidet zwei grobe Linien in der fachdidaktischen Diskussion: frühere Beiträge, die im Sinne des „kulturellen“ Ansatzes die Vermittlung der fremden Kultur in den Mittelpunkt stellen und sich darin kaum von landeskundlichen Positionen unterscheiden, und eine spätere Herangehensweise. Diese betont wie bereits erwähnt „die Schülerperspektive und in diesem Zusammenhang den Prozesscharakter interkulturellen Lernens, d.h. die Komplexität der Prozesse, die die Begegnung mit der fremden Kultur in den Schülern auslöst“. Hier tritt die Vermittlung reinen Sachwissens in den Hintergrund. Im Vordergrund steht die Vorstellung, dass sich die fremde Kultur den Lernenden „durch die kontrastive Gegenüberstellung der fremden mit der eigenen Lebenswelt erschließt […], wobei ihnen Unterschiede und Zusammenhänge bewusst werden, was sie zum Handeln in der fremden Lebenswelt befähigt und in ihrer eigenkulturellen Identität stärkt“.13Entsprechend diesem neueren Ansatz soll in dieser Arbeit die Zielvorstellung des interkulturellen Lernens jene sein, die Meyer 1992 formuliert hat:

Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, sich adäquat und flexibel gegenüber den Erwartungen der Kommunikationspartner aus anderen Kulturen zu verhalten, sich der kulturellen Differenzen und Interferenzen zwischen eigener und fremder Kultur und Lebensform bewusst zu werden und in der

Vermittlung zwischen den Kulturen mit sich und seiner kulturellen Herkunft identisch zu bleiben.14

11Vgl. Einhoff 2003: 7

12ebd.

13ebd., S.7f.

14Meyer 1992:16