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Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,3, Universität Kassel, Sprache: Deutsch, Abstract: Heutige Unternehmungen befinden sich einerseits zunehmend im Spannungsfeld von wirtschaftlichem Erfolg, sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung. Andererseits wird das unternehmerische Handeln von seiner Umwelt, d. h. seinen Stakeholdern, genau beobachtet und bewertet. Damit die Organisation in diesem Spannungsfeld erfolgreich agieren kann, muss sie die verschiedenen Interessen, Ziele und Ansprüche ihrer Stakeholder identifizieren und berücksichtigen sowie ihre strategische Ausrichtung an die anspruchsgruppenspezifischen Gegebenheiten anpassen. Dabei kommt dem Stakeholder-Management die Aufgabe zu, die Beziehungen zu den relevanten Anspruchsgruppen i.S. einer „Economy of Relations“ zu pflegen und einen optimalen Interessenausgleich herbeizuführen. Der Stakeholder Value-Ansatz stellt dabei ein strategisches Analysekonzept dar, das aufzeigt, in welchem Maße die einzelnen Anspruchsgruppen zur Erreichung der Unternehmungsziele beitragen. Eine Stakeholderbeziehung ergibt sich nur dann, wenn sie sowohl für die Anspruchsgruppe als auch für die Unternehmung von wechselseitigem Vorteil ist. Das Stakeholder-Management muss dabei die begrenzten unternehmerischen Ressourcen so einsetzen, dass sich ein größtmöglicher Wert für die Anspruchsgruppen und somit für die Unternehmung generieren lässt. Der Stakeholder Value stellt dabei den Barwert der erwarteten Nutzenüberschüsse dar und ist dann positiv zu beurteilen, wenn der Nutzen die Kosten übersteigt. Der Nutzen der Anspruchsgruppenbeziehung entspricht demnach dem potenziellen Beitrag der Anspruchsgruppe zur Unternehmenswertsteigerung. Forschungsbedarf besteht zukünftig vor allem hinsichtlich der Stakeholder Value-Messung im Rahmen einer handhabbaren Operationalisierung der Stakeholderinteressen. Weiter müssen neben der BSC Konzepte entwickelt werden, mit denen die Ansprüche der Stakeholder besser in Kennzahlen quantifiziert und mit monetären Steuerungsgrößen verknüpft werden können. Schließlich ist ein Vergütungssystem mit langfristiger Anreizwirkung zu implementieren, das die optimale Bedürfnisbefriedigung nicht nur der Shareholder, sondern sämtlicher Anspruchsgruppen fördert.
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Veröffentlichungsjahr: 2007
Impressum:
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INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1 Einführung
1.1 Einleitung
1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
2 Die Unternehmung und ihre Umwelt
2.1 Die Bedeutung der unternehmerischen Umwelt und ihr Zielsystem
2.2 Der Shareholder Value-Ansatz
2.2.1 Historische Entwicklung
2.2.2 Konzeption, Wesen und Ziel
2.2.3 Beurteilung
2.3 Der Stakeholder Value-Ansatz
2.3.1 Historische Entwicklung
2.3.2 Konzeption, Wesen und Ziel
2.4 Vergleich von Shareholder Value und Stakeholder Value
3 Der Stakeholder Value-Ansatz aus Sicht der Wissenschaft
3.1 Klassifikation von Stakeholder-Ansätzen
3.2 Das Beziehungsmuster zwischen Unternehmung und Stakeholder
3.3 Das stakeholderorientierte Zielsystem der Unternehmung
3.3.1 Identifikation der Stakeholderinteressen im Einzelnen
3.3.2 Stakeholder-Management
3.3.3 Auswahl der strategisch relevanten Stakeholder
3.4 Die Bedeutung des Stakeholder Value in Wissenschaft und Praxis
3.5 Die Balanced Scorecard als Instrument
des Stakeholder-Managements
3.5.1 Das Konzept der Balanced Scorecard
3.5.2 Stakeholderorientierte Erweiterung der Balanced Scorecard
3.6 Die Bedeutung von Unternehmensethik, Unternehmenskultur
und Corporate Identity
3.6.1 Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship
3.6.2 Stakeholder Value-Ansatz der Corporate Governance
3.7 Wettbewerbsvorteile und Strategic Stakeholder Value Advantages
4 Die öffentliche Debatte um Shareholder-
oder Stakeholder-Orientierung
4.1 Kritik am Shareholder Value durch Politik und Medien
4.1.1 Die Kapitalismus-Debatte
4.1.2 Managementgehälter in der Diskussion
4.1.3 Entlassungen bei gleichzeitigen Rekordergebnissen
4.2 Die Forderung nach ausgewogenen Stakeholder Value-Konzepten
5 Kritische Würdigung des Stakeholder Value-Ansatzes
6 Schlussbetrachtung
ANHANGI: Zusammenfassende Darstellung der Stakeholderinteressen
ANHANGII: Diskussion der Stakeholder-Thematik in deutschsprachigen
wissenschaftlichen Zeitschriften von 1997 bis 2006
LITERATURVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Das unternehmerische Umweltkonzept
Abb. 2: Gegenüberstellung von Shareholder Value und Stakeholder Value
Abb. 3: Klassifikation der Stakeholder-Ansätze
Abb. 4: Klassifikation von Bezugsgruppen, Interessengruppen
und strategische Anspruchsgruppen
Abb. 5: Stakeholder-Beiträge/Leistungen an die Unternehmung
Abb. 6: Das Beziehungsmuster zwischen Unternehmung und Stakeholder
Abb. 7: Das stakeholderorientierte Zielsystem der Unternehmung
Abb. 8: Stakeholderkosten
Abb. 9: Überblick über die Berechnungssystematik des Stakeholder Value
Abb. 10: Teilziele der Nachhaltigkeitsperspektive
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1 Einführung
1.1 Einleitung
Heutige Unternehmen sehen sich bei der Schaffung von Werten zunehmend im Spannungsfeld von wirtschaftlichem Erfolg und sozialer Verantwortung.[1] Damit sie langfristig erfolgreich am Markt bestehen können, müssen sie sowohl ökonomische als auch soziale Ziele verfolgen.[2] Bei der Spezifizierung der Ziele treten allerdings Konflikte auf, hinsichtlich der Fragen, welche Werte für wen in welchem Umfang geschaffen werden sollen.[3] Dabei sieht sich die Unternehmensführung mit zahlreichen Ansprüchen aus den unterschiedlichsten Bereichen konfrontiert.[4]
Aufgrund der steigenden Bedeutung der Kapitalmärkte und der Bewertung von Unternehmen hinsichtlich ihrer Investitions- und Wachstumsstrategien, stellen einerseits die Eigentümer eine wichtige Anspruchsgruppe dar. Dieser Wert eines Unternehmens, aus der Perspektive der Aktionäre, wird unter dem Stichwort des „Shareholder Value“ diskutiert.[5]
Andererseits wird der Erfolg einer Unternehmung jedoch von zahlreichen anderen Gruppen beeinflusst. Vor allem haben Unternehmen, sowohl intern eine besondere Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern, als auch extern gegenüber ihren Kunden und sind in besonderer Weise von ihnen abhängig.[6] Darüber hinaus ist ein gesteigertes Interesse der Gesellschaft an Unternehmen zu verzeichnen, welches nicht zuletzt durch politische Rahmenbedingungen, konjunkturellen Entwicklungen und Moral- und Wertevorstellungen künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Gerade in den letzten Jahren wird verstärkt in der Öffentlichkeit die Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft und ihren Mitarbeitern diskutiert, wonach einige Konzerne zwar Rekordergebnisse verzeichnen, gleichzeitig jedoch Beschäftigte entlassen.[7]
Die Interessen der unterschiedlichsten Anspruchsgruppen, die das Management bei seinen Entscheidungen berücksichtigen muss, werden im Rahmen der Stakeholder Value-Debatte aufgeführt.[8] Diese zirkulären Interdependenzen zwischen der Unternehmung und seiner Umwelt führen zu einer immer engeren Verflechtung, welche es von der Unternehmensführung erfolgreich zu managen gilt.[9]
Das Kernproblem von Unternehmen ist hierbei allerdings die Vielzahl der Ansprüche, mit den nur begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen, zu befriedigen.[10] Folglich sieht sich das Unternehmen aufgrund der Ressourcenknappheit einem Auswahlproblem von Anspruchsgruppen ausgesetzt.
1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung des Stakeholder Value in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion aufzuzeigen. Dazu werden zu Beginn in Kapitel 2 wesentliche Grundlagen für die weitere Behandlung des Themas gelegt. Dabei gilt es zunächst die Beziehung zwischen der Unternehmung und seiner Umwelt sowie die vielfältigen Unternehmensziele anhand eines pluralistischen Zielsystems aufzuzeigen. Weiter werden in diesem Kapitel zweckmäßige Arbeitsdefinitionen einerseits für den Shareholder Value-Ansatz, als Wert eines Unternehmens aus Sicht der Eigentümer, andererseits für den Stakeholder Value-Ansatz, als Wert eines Unternehmens aus Sicht sämtlicher Anspruchsgruppen, erarbeitet. Darüber hinaus werden die geschichtlichen Entwicklungen beider Ansätze im Zeitablauf betrachtet, bevor dieser Abschnitt schließlich mit einer Gegenüberstellung der Konzepte abschließt.
Kapitel 3befasst sich ausführlich mit der Bedeutung des Stakeholder Value aus wissenschaftlicher Sicht, indem zunächst unterschiedliche Ansätze klassifiziert werden. Anschließend soll die Bedeutung in der Wissenschaft und Praxis anhand von empirischen Untersuchungen herausgestellt werden. Innerhalb des in Kapitel 2 dargestellten Zielsystems, sollen nun die Interessen der Stakeholder integriert werden, indem differenziert Ober- und Unterziele der einzelnen Anspruchsgruppen erarbeitet werden. Ein weiterer Schwerpunkt wird sein, wie strategisch relevante Stakeholder identifiziert und entsprechend ausgewählt werden können. Darüber hinaus wird gezeigt, wie sich mit Hilfe des Konzepts der Balanced Scorecard Stakeholderbeziehungen für die Unternehmung abbilden lassen. Im Anschluss wird der Zusammenhang zwischen Unternehmensethik und Stakeholder Value im Rahmen der Corporate Identity anhand von unterschiedlichen Instrumenten aufgezeigt. Wie sich das Stakeholder Value-Konzept auf die Unternehmenskultur und –vision auswirkt sowie wie sich hiermit Wettbewerbsvorteile erzielen lassen können, runden den Abschnitt ab.
Kapitel 4beinhaltet die aktuelle Debatte in der Öffentlichkeit zum Shareholder und Stakeholder Value. Dabei soll insbesondere auf die Kritik von Medien und Politiker zum Shareholder Value anhand von Themen wie der sog. „Heuschrecken-Debatte“, überhöhte Vorstandsgehälter sowie Entlassungen bei gleichzeitigen Rekordgewinnen, eingegangen werden. Der Abschnitt schließt mit der Forderung nach einer sozial und gesellschaftlich ausgewogenen stakeholderorientierten Unternehmenspolitik.
In Kapitel 5 wird das Stakeholder Value-Konzept kritisch beurteilt, indem sowohl die Vorzüge als auch die Nachteile dieses Ansatzes dargestellt werden.
Abschließend wird in Kapitel 6 zunächst ein Fazit zur Bedeutung des Stakeholder Value gezogen und ein kurzer Ausblick hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung aufgestellt.
2 Die Unternehmung und ihre Umwelt
2.1 Die Bedeutung der unternehmerischen Umwelt und ihr Zielsystem
Zum Begriff der Umwelt gehört allgemein nach Hunziker alles, was außerhalb eines bestimmten Systems liegt.[11] Dabei soll unter einem System „eine geordnete Gesamtheit von Elementen, zwischen denen irgendwelche Beziehungen bestehen oder hergestellt werden können“[12] bzw. „ein dynamisches Ganzes, das als solches bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen besitzt“[13], verstanden werden.
Nach dem St. Galler Management-Modell lässt sich die Umwelt einer Unternehmung in Dimensionen und Institutionen einteilen.[14] Die dimensionale Umweltbetrachtung umfasst dabei die ökologische, technologische, ökonomische, soziale und politische Perspektive. Die institutionale Umweltbetrachtung umfasst hingegen Institutionen oder Gruppen von Individuen, wie Eigentümer, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Fremdkapitalgeber, Gewerkschaften und staatliche Instanzen, die alle unterschiedliche Ziele verfolgen. Im Rahmen des Umweltverständnisses des strategischen Managements soll in der vorliegenden Arbeit die letztere Sichtweise mit ihren aufgeführten Anspruchsgruppen bzw. Stakeholder als maßgebliche Umwelt der Unternehmung betrachtet werden.[15]
In Anlehnung an Sauter-Sachs lässt sich die unternehmerische Umwelt weiter in die Innen- und Außenwelt unterteilen.[16] Während die Innenwelt die Unternehmung an sich darstellt, gliedert sich die Außenwelt in ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Mittels des institutionellen Umweltkonzepts, lassen sich für jedes Umweltsystem Stakeholder mit unterschiedlichen Interessen und Ansprüchen abbilden. Dabei sind solche Umweltausschnitte für die Unternehmung von Bedeutung, in denen die Anspruchsgruppen die Kultur, Vision und Strategie der Unternehmung am nachhaltigsten beeinflussen bzw. die von der Unternehmung am nachhaltigsten beeinflusst werden. Ein Überblick über relevante Anspruchsgruppen im Rahmen des Umweltkonzepts liefert die folgende Abbildung:
Abb. 1: Das unternehmerische Umweltkonzept
Quelle: In Anlehnung an Böhi (1995), S. 71
Im Laufe der Zeit erfolgte schrittweise eine zunehmende Außenorientierung der Unternehmungen, welche insbesondere auf zwei Einflüsse zurückzuführen ist:[17]
1. Normative Ansprüche an die Unternehmung:
Seit dem Aufkommen von Großunternehmungen und der damit einhergehenden Macht, wird den Unternehmen seit vielen Jahrzehnten vorgeworfen, Ansprüche von verschiedensten Interessensgruppen, wie z.B. der Arbeitnehmer, nur unzureichend zu berücksichtigen.[18] Aufgrund dieser unterschiedlichen Ansprüche müssen sich die Unternehmen mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, um ihr Bestehen dauerhaft legitimieren zu können.
2. Mega-Trends aus Sicht der Unternehmung:
Mega-Trends wie „Diskontinuität, Strukturwandel oder globaler Wettbewerb zwingen die Unternehmungen dazu, jene Determinanten in ihrer Umwelt zu erkennen, die einen Einfluss auf Erfolg und Fortbestand der Unternehmung haben.“[19] Die Unternehmungen müssen also um langfristig erfolgreich am Markt bestehen zu können, die entscheidenden Einflussfaktoren aus ihrer Umwelt wahrnehmen und in ihren Entscheidungen berücksichtigen.[20]
Aufgrund der zunehmenden Dynamik und Komplexität der Umwelt, sieht sich die Unternehmung mit laufend neuen oder ändernden Ansprüchen konfrontiert.[21] Die Unternehmung als offenes System muss folglich um die ständig neu aufkommenden Probleme adäquat lösen zu können, einen aktiven Kontakt zu ihrer Umwelt herstellen.
Um aus der umwelt- und unternehmensspezifischen Komplexität und Dynamik nachhaltig erfolgreich agieren zu können, muss die Unternehmung ihre langfristige Entwicklung anhand eines Zielsystems planen und determinieren.[22] Mittels einer Rangordnung der Ziele lassen sich diese in Ober-, Zwischen- und Unterziele einteilen.[23] Wobei die obersten Ziele so allgemein und umfassend zu formulieren sind, dass ein Grundkonsens zwischen den verschiedenen Interessensgruppen hergestellt werden kann.[24] Die Konkretisierung und Operationalisierung der Ziele erfolgt auf hierarchisch tieferen Ebenen. Unter einem Zielsystem soll folglich nach Ulrich und Gälweiler „eine hierarchische Struktur, in der von oben nach unten allgemeine Wertvorstellungen sukzessive in konkrete, schließlich operationelle Ziele und Teilziele aufgegliedert werden“[25] und „auf die ein Unternehmen in seinen laufenden Entscheidungsverhalten bewusst wertlegt“[26] verstanden werden.