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Vollständig überarbeitete Version. Die Geschichte setzt etwas früher ein als in der ersten Version. Zwei Kriminalbeamte, Alexandros und Angelos, quittieren den Dienst und eröffnen gemeinsam auf Mykonos eine Bar. Nebenher betreiben sie eine kleine Privat-Detektei. Da die Polizei chronisch unterbesetzt ist, werden Alex und Angelos wegen ihrer Erfahrung regelmäßig hinzugezogen. Mykonos ist in Aufruhr. Offensichtlich foltert, vergewaltigt und tötet ein Mann junge Touristen. Um ihn zu stellen, bleibt nichts anderes übrig, als dass Angelos den Lockvogel spielt - mit furchtbaren Konsequenzen.
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Seitenzahl: 132
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Mykonos Crime 28 Engel der Finsternis
Mykonos Crime 29 Strand der toten Köpfe
Mykonos Crime 30 Der Vampir von Mykonos
Mykonos Crime 31: Die Rose des Todes (Sep 22)
Mykonos Crime 32: Das Mykonos-Game (März 23)
Jeder Band behandelt einen abgeschlossenen Fall, sodass die Bände nicht in der Reihenfolge gelesen werden müssen.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Christopher Nkonko fror gotterbärmlich, wie jeden Morgen. Von wegen Party-Insel unter der Sonne. Für Menschen wie mich gibt es keine Party. Und Sonne? Was hilft die, wenn dieser ekelhafte Nordwind einem das Gesicht einfrieren lässt?
Doch wie viele Küchenhilfen auf Mykonos hatte er keine Wohnung, nicht einmal einen Platz in einer Wohngemeinschaft.
Christopher Nkonko wohnte im Container und das schon im dritten Jahr.
Europa hatte ich mir anders vorgestellt, als ich vor drei Jahren in Nigeria aufgebrochen war – und 2.000 Dollar für die „Reise“ bezahlt habe.
Das Schlimmste an seiner Wohnsituation aber war das Dixi-Klo, das er jeden Morgen aufsuchen musste, denn Toilettengänge während der Arbeitszeit waren im „Leto“ verboten, zumindest den Schwarzafrikanern.
Es war nicht das erwartete – und versprochene – bessere Leben. Immerhin reichte der Verdienst, um monatlich 100 Euro nach Hause zu schicken.
Quietschend öffnete sich die Blechtüre und ein widerlicher Gestank schlug ihm entgegen.
Wenn die Gäste wüssten, wie die Angestellten hausen mussten … wäre es ihnen auch egal. So viel hatte Christopher schon gelernt.
Mykonos war oberflächlich und ein perfektes Abbild westlicher Dekadenz.
Mit Wiederwillen ließ er die Hose herunter und begann mit seinem Geschäft.
Er hörte nicht, wie sich ein Mann von hinten dem Dixi näherte.
Niemand hatte den Mann kommen sehen.
Lia Beach lag zu weit abseits, als dass jemand den Wagen bemerkt hätte.
Geschweige denn die Waffe, die der Mann in den Händen hielt.
Er hatte beobachtet, wie Christopher im Klo verschwunden war. Rund um die Toilette war niemand zu sehen.
Christopher war früher aufgewacht als früher. Der Rest des Containerdorfes schlief noch.
Die Schlafstörung sollte Christophers Todesurteil bedeuten.
Der Mann legte die Pump-Gun an, zielte auf das rückwärtige Blech der Toilette und stellte auf Dauerfeuer.
Leicht trabend begab er sich zurück zu seinem gestohlenen Wagen und fuhr die holprige Straße über Kalafati nach Kalo Livadi.
Am alten Hafen der Mykobar-Mine wartete bereits ein Schnellboot.
Der Mann ging an Bord.
Am Steuer stand ein großer, bärtiger Mann, auf dessen Oberarm man mehrere Tattoos sehen konnte.
„Erledigt?“, fragte der Mann am Steuer.
„Natürlich“, lautete die Antwort.
„Gut. Wieder einer weniger!“
Kommissar Alexandros Galis hatte grundsätzlich wenig Lust. Auf alles.
Seine Ehe, aber auch die Zeit danach, hatten seinen Frustlevel auf die höchstmögliche Stufe hochschnellen lassen.
Missmutig fuhr er von seinem Haus in Ornos in Richtung Chora. Das Polizeirevier lag an der Promenade, was dazu führte, dass Galis oft eine Stunde brauchte, um einen Parkplatz zu finden.
Auch an diesem Tag fluchte er wie ein Rohrspatz.
„Scheiß Touristen!“
Als er endlich einen Parkplatz gefunden hat, knisterte sein Funkgerät.
„Chef? Sie brauchen nicht ins Büro kommen. Es gibt eine Leiche in Lia!“
Die Stimme gehörte Jonas, seinem Stellvertreter.
Seinem korrupten Stellvertreter.
„Tourist?“, fragte Alex.
„Neger“, antwortete Jonas, der als Rassist bekannt war.
Über die Umgehung fuhr Alex in Richtung Ano Mera. Schon um zehn Uhr morgens hatte er sein tägliches Kontingent an Flüchen erschöpft. Blaulicht und Martinshorn empfinden Griechen als eine Art Dekoration.
Genervt schaltete er beides aus.
Den Toten würde es nicht stören, wenn er etwas zu spät käme.
Alexandros Galis kämpfte gegen die Übelkeit an.
Von dem Mann auf der Toilette war nicht viel übriggeblieben. Die Rückseite des Blech-Klos wies mehrere große Löcher auf. Das Innere sah aus wie die verkleinerte Version eines Schlachthauses. Teile des Magens und Darms waren die Innentüre heruntergerutscht. An sämtlichen Wänden lief Blut hinunter. Das Opfer saß mit heruntergelassenen Hosen auf der Schüssel und war noch vorne weggesackt.
Alexandros Galis seufzte.
Was für eine Sauerei.
„Wissen wir schon, wer das ist?“
Jonas, sein Stellvertreter, stand neben ihm.
„Ja, ein gewisser Christopher Nkonko. Aus Nigeria.
Wusste gar nicht, dass es schwarze Christen gibt!“
Manchmal verursachten Äußerungen seines Stellvertreters bei Kommissar Galis eine Art Gehirnkrampf.
Dumm wie ein Stück Brot. Und Rassist.
„Er arbeitet als Küchenhilfe im ‚Leto‘. Zu etwas anderem sind die auch nicht zu gebrauchen!“
„Sind wir froh, dass die die Drecksarbeit in diesem Land übernehmen. Wir Griechen sind uns ja zu fein dafür. Außerdem kann es im Leben schnell nach unten gehen“, knurrte der Kommissar.
„Irgendwelche Zeugen?“
„Nein. Und wenn, würden sie nichts sagen“, meinte Jonas.
Was wohl stimmt. Aus Angst vor der Polizei – oder den Tätern.
„Personalien der hier Wohnenden lassen sich keine feststellen, denn die sind alle illegal hier“, sagte Jonas mit der üblichen Empörung eines Nationalisten.
„Wir sind die Kripo und nicht die Ausländerbehörde.
Pavillon aufstellen und mit der Spusi anfangen.
Hinter dem Klo sind ein paar Fußabdrücke zu sehen, außer das warst du“, sagte Kommissar Galis.
Jonas sagte nichts.
„Wie oft habe ich dir gesagt … aber es ist zwecklos.
Himmel!“
„Ach, kommen Sie, Chef! Ein toter Ne …, äh, Schwarzafrikaner, dazu wahrscheinlich illegal hier.
Ich vermute eine Drogengeschichte. Jeder zweiter von denen verdient sich doch damit etwas dazu!“
Wieder meldete das Trommelfell von Kommissar Galis das Eindringen eines dämlichen Satzes.
„Ich fahre zurück und bestelle den Bestatter. Und informiere die nigerianische Botschaft!“
„Also keine Obduktion?“, fragte Jonas.
Kommissar Galis starrte ihn an.
„Auf was deutet die Szenerie hier hin?“, ätzte Alex.
„Tod durch Erschießen“, antwortete Jonas.
„Bravo. Großes Kaliber. Da wir die Todesursache also schon kennen, können wir uns die Obduktion sparen!“
„Gut. Was machen wir mit den anderen?“, fragte Jonas.
„Was soll mit denen sein?
„Das sind doch alles Illegale!“
„Wenn du die verhaftest, stehen heute Nachmittag Dutzende von Hoteliers beim Bürgermeister. Ohne die Leute hier geht auf dieser Insel wenig. Und jetzt fang an mit der Spusi. Ich schicke dir Verstärkung“, sagte Kommissar Galis.
Und ich gehe ins ‚Da Vinci‘ auf einen doppelten Espresso, dachte Alex.
Jonas schaute grimmig.
Und du gehst jetzt ins ‚Da Vinci‘, du fauler Sack.
Kaum hatte Alex das Rathaus betreten, kam ihm auch schon Maria entgegen.
„Der große Zampano will dich sehen!“
Als Alex das Zimmer des Bürgermeisters betrat. sah er, dass Christeas Gräben in seinen Teppich lief.
„Ah, endlich. Habe ich richtig gehört? Ein Mord?
Die ersten Hoteliers haben schon angerufen. Das ist nicht gut. Das ist überhaupt nicht gut. Hoffentlich hält sich das Medienecho in Grenzen!“
„Das wird es“, meinte Alex.
„Warum sind Sie sich da so sicher?“, fragte Christeas.
„Weil das Opfer ein Ne … äh .. Schwarzafrikaner ist!“
„Oh Gott sei Dank, ich dachte schon, es hätte einen Touristen erwischt! Das ändert alles. Vielleicht ein Streit untereinander. Afrikaner sind sich ja untereinander nicht grün. Oder es ist eine Drogengeschichte“, sagte Bürgermeister Christeas.
„Der Fakt bleibt derselbe: ein Mensch ist tot“, erwiderte Alex gereizt.
„Aber die Konsequenzen sind andere. Ersparen Sie mir Ihr Gutmenschentum. Schaffen Sie die Leiche von der Insel weg und stellen Sie sie vor irgendeiner afrikanischen Botschaft in Athen ab!“
Kommissar Galis verließ das Rathaus und stand plötzlich inmitten eines chinesischen Touristen-Bataillons, das sich in erschreckend synchroner Weise fortbewegte.
Alex hatte Glück.
Er bekam noch einen Platz im „Da Vinci“, seinem Lieblingscafé. In ihm brodelte es.
Jonas war nicht nur ein Rassist und ein Faschist, sondern generell ein Konstruktionsfehler des Herrn.
Das Opfer hat eine richtige Ermittlung verdient, doch dafür bräuchte er die nötigen Mittel. Die große Spusi aus Athen. Beamte, die jeden Bewohner der Containersiedlung vernehmen.
Aber Bürgermeister Christeas hatte die Richtung schon vorgegeben:
Leiche schwarz bedeutet: wir tun nichts.
Alex seufzte.
Mir fehlt die Kraft zum Kämpfen. Und vielleicht hat Christeas sogar recht. Ob die Gemeinschaft der Containersklaven bereit ist, mit ihnen zu reden: zweifelhaft.
Alex zahlte und war zehn Minuten später in seinem Haus angekommen.
Es war leer.
Was mache ich hier?
Was mache ich auf dieser Welt?
Er blickte in den Badspiegel und sah einen erloschenen Mann.
Was würde dir Spaß machen, Alex?
Mir fällt nichts ein.
Sex?
Nö. Zu anstrengend. Außerdem wertlos, wenn man den Menschen nicht liebt. Ansonsten ist Sex so erotisch wie eine Darmspülung.
Aber wo findet man einen Menschen, der es wert wäre und der meinem Leben wieder einen Sinn geben würde?
Kommissar Angelos Nikakis war vor kurzem von Athen nach Saloniki versetzt werden. Ein Problem, denn alles, was aus Athen kam, war grundsätzlich verdächtig. Besonders dann, wenn der neue Leiter der Mordkommission gerade Mal 28 Jahre alt war und verdammt gut aussah.
In den ersten Tagen war es totenstill, wenn Angelos die Räume betrat. Alle Frauen im Raum starrten ihn an wie eine göttliche Erscheinung. Doch schnell merkten sie, dass er nicht sonderlich interessiert war.
„Für die Frauenwelt verloren“, lautete die Feststellung.
Mit der Diagnose „schwul“ war den männlichen Kollegen klar, wie denn die Beförderung vonstattengegangen war.
„Wahrscheinlich musste er Siopsis einen blasen!“
Hector Siopsis war der Polizeipräsident von Athen.
Doch nach einem halben Jahr waren sich alle einig.
Angelos Nikakis war ein herausragender Kommissar.
Drei Mordfälle gelöst. Hinzu kamen zwei Entführungen, beide unblutig beendet.
Angelos Nikakis betrat den Besprechungsraum.
„Sitzenbleiben. Hat jeder seine Waffe dabei?“
Vereinzelte Ja-Rufe.
„Wieso haben wir nur eine Waffe? Das ist unfair. Für jeden ersichtlich haben Sie zwei“, sagte Nikos, der Quoten-Homophobe.
Vereinzeltes Gelächter.
„Wenn ich nicht schwul wäre, würde ich heute Nacht Ihre Frau durchvögeln. Ich habe gehört, es gelüstet sie nach Größerem!“
Der Saal brüllte, während Nikos mit hochrotem Kopf hinausstürmte.
„Kindergarten hiermit beendet? Gut, dann zur heutigen Razzia!“
„Hier haben wir den alten Steinbruch. Sonderlich helle sind Faschos meist nicht. Den Beweis seht ihr hier: es gibt nur eine Zufahrt zu den beiden Barracken. Dahinter der Steinbruch, aber bei Nacht käme nur ein geübter Kletterer hoch. Unsere Verdächtigen sind bekanntlich übergewichtig und unsportlich. Adolf würde in Tränen ausbrechen, würde er diese Arier sehen. Dennoch: auch Spinner sind gefährlich und ihr Arsenal ist beachtlich. Unser Vorteil ist, dass wir wissen, dass die Waffen fast alle in Schuppen 2 lagern, während die Herren in Schuppen 1 gerade ruhen und nicht wissen, dass ihr persönliches Stalingrad gerade beginnt! Wir nähern uns von den beiden Rändern der Zufahrt. Oben an der Bruchkante zwei Scharfschützen mit Nachtsichtgeräten. Wir brauchen sie lebend, denn wir haben zahllose offene Fälle, bei denen die Truppe als Täter infrage kommt. Sie sind die letzten Mohikaner. Ihre Parteiführer sind alle verhaftet und die anderen Gruppen auch. Dies wird der Tag, an dem die ‚Goldene Morgenröte‘ im Meer versinkt“, sagte Angelos Nikakis.
Nikos hatte den Raum wieder betreten.
„Noch Fragen?“
Nikos hob den Arm.
„Wenn wir sie haben, wie sollen wir sie zu einem Gespräch ermuntern? Wollen Sie sie totvögeln?“
„Im Gegensatz zu Ihnen denke ich mit einem anderen Körperteil. Ich werde den überlebenden Herren mitteilen, dass wir sie verhören werden und es besser für sie wäre, uns etwas zu liefern!“
„Das ist wirklich innovativ. Das wird die sehr beeindrucken“, spöttelte Nikos.
„Dann werde ich auf den Hubschrauber deuten und ihnen sagen, dass wir nach Moria fliegen. Dort warten ein paar Hundert Männer, Syrer und Afghanen, die erfahren haben, dass ein paar Nazis zu Besuch kommen, die an Seilen aus einem Hubschrauber hängen. Ich bin mir sicher, dass den Herren dann ihr Eid auf den Führer ziemlich egal ist!
Genug geredet. Go!“
Eine Stunde später hatte das Einsatztermin den Schuppen gestürmt, ohne jeglichen Verlust.
Die fünf Rechtsradikalen saßen an Stühle gefesselt, mit der Wand im Rücken.
„Wer hat nun Lust auf einen Ausflug nach Moria?“, fragte Angelos.
„Der blufft“, rief der fetteste der Gefesselten.
„Bitte tragt doch die anderen ans Fenster, damit sie Start – und vor allem die Landung später – von der Loge aus beobachten können. Den vorlauten Fettsack schleppt ihr raus und bindet ihn an den Hubschrauber“, befahl Angelos.
Noch dachten alle, dass es ein Bluff war, doch als der Hubschrauber leicht abhob und ihren Kameraden mit dem Gesicht nach unten über den Schotterweg zog, begriffen sie, dass es besser wäre zu kooperieren.
„Das entspricht nicht den Vorschriften“, sagte Irini, eine der beiden Scharfschützen.
„Nicht mal ansatzweise. Aber ich kann nicht nachschauen – hier sind keine. Du kannst aber vor die Türe gehen, wenn …“
„Nein. Alles gut, Angelos“, antwortete Irini und grinste.
„So meine Herren, bereiten Sie sich darauf vor, dass Sie ein ähnliches Komplett-Peeling erwartet. Außer es fällt ihnen doch noch das eine oder andere ein!“
Und wie erwartet plauderten die Herren – und bezichtigten sich gegenseitig der Mordtaten.
Angelos stand daneben und pfiff „Alte Kameraden“.
Sie gestanden sieben Morde.
Darunter den an einem Schwarzafrikaner auf Mykonos.
Gegen 22 Uhr rief Kommissar Angelos Nikakis den zuständigen Kommissar auf Mykonos an.
„Kommissar Galis? Hier Kripo Thessaloniki, Angelos Nikakis. Störe ich Sie gerade?“
Es kam lediglich ein Brummen zurück.
„Es geht um einen Mordfall an einem Schwarzafrikaner bei Ihnen. Vor einer Woche!“
„Ja. Christopher Nkonko. Er wurde auf dem Klo erschossen“, sagte Alex mit müder Stimme.
„Dann habe ich gute Nachrichten. Wir haben den Mörder gefunden und er hat gestanden!“
Alex war vollkommen perplex. Niemand hatte sich für den Mord interessiert. Wie kann man dann einen Täter finden?
„Sie klingen überrascht, Herr Kollege. Manchmal fliegt einem die Frucht direkt in den Mund. Man sollte ihn nur aufmachen!“
Jetzt musste Alex lachen. Die Stimme klang sympathisch und ein gewisses Kribbeln erfasste ihn.
„Meine Kiefer sind weit auseinandergeklappt!“
„Wunderbar. Sie können eine Pressemeldung herausgeben, in der Sie der Kripo Saloniki danken, aber darauf hinweisen, dass Sie die Hauptarbeit geleistet haben“, sagte Angelos.
„Aber das wäre eine Lüge“, meinte Alex.
„Ich bin nicht scharf auf Medienapplaus, also ergreifen Sie die Gelegenheit und holen Sie sich ein paar Bonuspunkte!“
„Ich danke Ihnen, Herr Ni …“
„Nikakis. Angelos Nikakis. Und sollte ich auf Mykonos auftauchen, laden Sie mich gefälligst zum Abendessen ein!“
Die Stimme lachte. Ein freundliches, natürliches Lachen.
Ja. Ich lade dich gerne zum Essen ein, denn ich will sehen, was sich hinter der Geschichte verbirgt.
Und beim Essen würde es nicht bleiben.
Olga Pilsudski machte ihren täglichen Rundgang durch ihr Etablissement. Es war eine Einrichtung speziellerer Natur, beileibe kein Bordell, sondern eher ein Ort, an dem man seinen geheimen Vorlieben freien Lauf lassen konnte.
Wobei diese Vorlieben meist nicht nur geheim, sondern auch monströs waren.
Olga hatte diese Marktlücke schnell erkannt und geschlossen. Auf den Philippinen fand der Testlauf statt und er verlief erfolgreicher als gedacht.
Und so zogen sie und ihr Unternehmen in eine Gegend der Welt, wo die Diskrepanz zwischen den Wünschen und der gesetzlichen Realität besonders groß war: nach Dubai.
Alle Studios hatten einen separaten Ausgang, der im Treppenhaus endete. So mussten die Kunden beim Verlassen nicht durch die restlichen Räume.
Ein Licht zeigte Olga an, ob der Raum verlassen war.
Sie öffnete die Türe und was sie sah, bewegte sie nicht.
Im Bett lag eine blutverschmierte Leiche. Eine junge Frau, Anfang 20. Der Kunde hatte offensichtlich Spaß daran, Frauen zu verprügeln, bevor er sie vergewaltigte.