Die Bibel an der Bettkante - Vreni Merz - E-Book

Die Bibel an der Bettkante E-Book

Vreni Merz

4,9
13,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: Kösel
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Geschichten aus der Bibel für das ganze Jahr: Vreni Merz hat biblische Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintergeschichten von Jesus und seinen Jüngern ausgewählt. Elf für jede Jahreszeit – am besten an der Bettkante zu erzählen, aber natürlich auch unterwegs oder in einer ruhigen Minute zwischendurch.

Nach dem Erzählen oder Vorlesen helfen kleine Rituale den Kindern, die von Mascha Greune einfühlsam illustrierten Geschichten als innere Schätze zu speichern: Sie stärken und machen empfänglich für das Großartige und Unfassbare unseres Lebens.
Den Erwachsenen gibt Vreni Merz hilfreiche Tipps, damit ihnen das Vorlesen oder
freie Erzählen auch gut gelingt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 110

Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
 
Liebe Leserin, lieber Leser!
 
Wie die Bibel lebendig wird
Geschichten, die das Leben schrieb
Was uns betrifft
Intuitives Verstehen
Zuhören und mitfiebern
 
Copyright
Liebe Leserin, lieber Leser!
 
 
Erinnern Sie sich an den barmherzigen Samariter, an den verlorenen Sohn oder an den blinden Bartimäus? Vielleicht haben Sie diese biblischen Geschichten als Kind gehört oder gelesen, aber so genau sind Ihnen diese Erzählungen nicht mehr in Erinnerung. Es kann auch sein, dass Ihnen die Bibel vorkommt wie ein Buch mit sieben Siegeln - geheimnisvoll und unverständlich. Trotzdem würden Sie Ihrem Kind gern hie und da etwas daraus erzählen, wenn Sie nur wüssten, wie Sie es am besten machen könnten. Denn so viel ahnen Sie bestimmt: In den biblischen Geschichten stecken Lebensweisheiten, die bis heute aktuell sind und die sowohl Ihnen selbst als auch den Kindern Kraft und Orientierung geben können.
Hier setzt dieses Buch an. Es will jene unterstützen, die sich diesen Geschichten zuwenden möchten, um sie - zusammen mit Kindern - neu zu entdecken. Dabei steht natürlich das lebendige Erzählen oder Vorlesen an erster Stelle. Die vorliegenden Texte können Sie dafür direkt übernehmen. Gespannt werden die Kinder dem Geschehen folgen, ohne über unverständliche Formulierungen zu stolpern.
 
Für dieses Buch wurde eine sinnvolle Auswahl von geeigneten Texten getroffen, bestehend aus biblischen Frühlingsgeschichten, biblischen Sommer-, Herbst- und Wintergeschichten. Wo es sich anbietet, orientieren sie sich an den Festen und Bräuchen im Kreislauf des Jahres.
Im Anschluss an jede Erzählung finden Sie eine praktische Anregung, um das Gehörte mit den Kindern zu verarbeiten, zu verinnerlichen, zu vertiefen. Denn eine biblische Geschichte ist wie ein Schatz im Acker. Hat man ihn einmal gefunden, will man ihn nicht sofort wieder aus der Hand legen. Zumindest eine Weile möchte man ihn betrachten und ein bisschen bewundern, bevor man sich wieder dem Alltag zuwendet.
Sie werden nützliche Hinweise bekommen, damit das Erzählen und Nachdenken über biblische Geschichten für Sie und Ihre Kinder zu einer beglückenden Erfahrung wird. Neben grundsätzlichen Überlegungen und nützlichen Tipps gibt es am Schluss des Buches auch ein paar fachliche Informationen: Die »Kleine Bibelkunde« möchte wenigstens ansatzweise Antwort geben auf Fragen nach den Quellen und der Entstehung der biblischen Schriften.
Möge Ihnen eine Tür aufgehen, die Sie bisher vielleicht kaum beachtet haben. Denn was sich dahinter verbirgt, kann alle bereichern - Kinder und Erwachsene. Biblische Geschichten schärfen den Blick für Großartiges und Unfassbares. Mehr noch: Sie prägen unser Bewusstsein. Denn ihr hoher literarischer Wert ist zeitlos. Solche Texte ermutigen auch heute noch und helfen letztlich, das Leben zu meistern.
 
Frühling 2007
Vreni Merz
Wie die Bibel lebendig wird
Geschichten, die das Leben schrieb
 
 
Wahrscheinlich haben Sie mit der Bibel unterschiedliche Erfahrungen gemacht - egal, ob sie Ihnen vertraut ist oder nicht. Vielleicht hat man Ihnen als Kind Geschichten daraus erzählt und mit einem moralischen Appell verknüpft. »Auch wir sollten …«, hieß oft die logische Schlussfolgerung: beispielsweise danken wie die geheilten Aussätzigen (vgl. S. 102) oder glauben wie die Männer im Seesturm, als die Wellen ans Boot schlugen (vgl. S. 107). Als ob das so einfach wäre! Als moderne Menschen leben wir ja in einer ganz anderen Umwelt. Wer von uns kommt je dazu, im Boot über einen See zu rudern? Für uns ist das höchstens ein Freizeitvergnügen; für die damaligen Berufsfischer gehörten Schifffahrten zum Alltag. Wir hingegen haben andere Verpflichtungen - auch andere Fragen und Probleme. Gottlob sind wir nicht von Aussatz befallen, von jener Krankheit, die Betroffene damals an den Rand der Gesellschaft drängte. Aussatz ist hier bei uns praktisch gänzlich verschwunden, sodass wir keinen Anlass haben, auf eine solche Heilung zu hoffen.
Oder etwa doch? - Wenn wir die biblischen Texte nicht bloß wörtlich verstehen, gehen uns Welten auf. Der See Gennesaret, auf dem es ungemütlich und gefährlich wird, kommt uns auf einmal bekannt vor, wenn wir an die »Stürme« denken, denen wir hie und da ausgesetzt sind. Wie gut kennen wir die Hektik im Alltag, die uns zusetzen kann, bis es uns richtig »sturm« wird. »Mir steht das Wasser bis zum Hals«, sagen wir dann, wenn wir es kaum schaffen, uns aus einer schwierigen Situation zu retten. Und wenn wir weder ein noch aus wissen und beinahe »untergehen«, kann es plötzlich geschehen, dass die Wolken sich lichten und der Sturm sich legt: Alles ist wieder gut. Oft können wir nicht erklären, wie es dazu kam. Es kann uns durchaus wie ein Wunder vorkommen. Vielleicht hat ein Mitmensch dazu beigetragen, oder die Umstände haben sich wider Erwarten völlig verändert. Irgendwie kam eine Lösung in Sicht - und wir atmen auf.

Was uns betrifft

Die biblischen Erzählungen - vor allem jene, die in diesem Buch zur Sprache kommen - haben es in sich. Obwohl es sich um alte Geschichten handelt, können sie uns heute ansprechen. Sobald wir sie übertragen auf Situationen, die wir im eigenen Leben kennen, gewinnen sie an Aktualität. Da geht es zum Beispiel um die Heilung eines Blinden (vgl. S. 93). Er wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder sehen zu können. Ihm entgehen die Farben, die Konturen, die klare Sicht der Dinge. Seine Lebensqualität ist eingeschränkt. Er sieht nicht, was Sache ist, und findet sich kaum zurecht. Wie gut kennen wir diese Befindlichkeit! Selbst wenn wir sehen, sehen wir manchmal nicht. Wie Blinde tasten wir durchs Leben, auch wenn unsere Augen gesund sind. Mehr oder weniger verzweifelt suchen wir den Weg aus einer verworrenen Situation, in die wir ungefragt hineingeraten sind. Der Durchblick fehlt, und wir tappen im Dunkeln. Wer in einer solchen Situation die Erzählung vom blinden Bartimäus liest und sich Zeit nimmt, sich darauf einzulassen, steht plötzlich sich selbst gegenüber: Da wird mit einfachen Worten ein Mensch geschildert, dem man sich verwandt fühlt. »Das bin ich«, könnte man sagen, oder »etwa so komme ich mir im Moment vor«.
In einer andern Geschichte wird von einem Gelähmten berichtet (vgl. S. 84). Seine Glieder sind lahm, er kann nicht mehr gehen. Auch diese Erfahrung kennen viele von uns, sich zeitweise wie gelähmt zu fühlen und kraftlos zu sein. Antriebslosigkeit ist denn auch kein seltenes Phänomen unserer Zivilisation, fast so, als müssten wir uns manchmal wehren gegen die ständige Betriebsamkeit, die uns pausenlos fordert. Da gibt es durchaus Phasen, in denen wir es kaum schaffen, uns aufzuraffen. Die Energie ist abhandengekommen; man fühlt sich geschwächt. »Es geht nicht gut«, sagen wir dann, oder »bei mir läuft im Moment gar nichts«. - Nichts »geht« und nichts »läuft« - wie beim biblischen Gelähmten, dessen Gefährten schlussendlich unkonventionelle Vorkehrungen treffen, damit die Heilung möglich wird.
Diese biblischen Geschichten haben also durchaus mit uns zu tun. Aber nur dann, wenn wir sie entsprechend lesen. Es gilt, gleichsam durch die Worte hindurchzublicken, damit sich der Reichtum an Bedeutung erschließt, der in diesen urtümlich erzählten Ereignissen steckt. Das ist eigentlich gar nicht so schwierig. Denn zumindest in den Geschichten, die in diesem Buch zu lesen sind, wird Unglaubliches und Erstaunliches in einfachen Worten erzählt. Szenen werden geschildert, die uns in ihrer schlichten Darstellung berühren. Wären die Texte ausgeklügelter und differenzierter, mit Reflexionen durchsetzt und mit Deutungen überhöht, kämen sie uns wohl fremder und fixierter vor - als Zeitzeugnis von damals. Stattdessen begegnet uns ein elementarer Schreibstil, als hätten wir es mit einer Rohfassung zu tun. Vielleicht gerade deshalb wirken diese Texte durchlässig und übertragbar. In ihrem Kern stecken Wahrheiten, die sich auf Erfahrungen beziehen, die an keine Epoche gebunden sind: Immer schon standen die Menschen zwischen Angst und Vertrauen, immer haben sie gehofft, sich gefreut oder geärgert. Seit jeher waren sie glücklich oder verzweifelt, dankbar oder undankbar, übermütig oder traurig. Damals wie heute können sich Lebenssituationen auf einen Schlag verändern, öffnen sich neue Horizonte, werden Perspektiven sichtbar, an die niemand gedacht hätte. Solange es die Menschheit gibt, wird es so bleiben. Und weil die biblischen Texte diese urmenschlichen Erfahrungen zur Sprache bringen, haben sie eine durchschlagende Gültigkeit und können problemlos einen Zeitsprung machen.
Allerdings ist die Bibel kein einfacher Ratgeber für alle Lebenslagen, erst recht keine simple »Glückspost«. Zwar ist vom Heil die Rede, von Jesus, der in diese Welt geboren wurde. Aber damit fangen auch die Schwierigkeiten an. Was ist von ihm zu halten? Ist er nun der lang ersehnte Messias oder ist er es nicht? Kommt er als Retter oder Volksverführer? Die biblischen Schriftsteller - ob auch Schriftstellerinnen mitwirkten, ist ungewiss - beschönigen nichts. Ihre Geschichten zeigen, wie gefährdet sein Auftreten und wie spannungsgeladen das Umfeld war. Seine Botschaft war ungewöhnlich, manchmal explosiv. Man fragte und zweifelte, man schwärmte oder verurteilte. Diese Gegensätze kennen wir gut. In solchen Ungereimtheiten leben wir heute noch und finden in der Bibel tatsächlich Geschichten, die irgendwie auch die unsrigen sind.

Intuitives Verstehen

Man ist beim Schreiben der biblischen Schriften damals alles andere als systematisch vorgegangen. Es scheint so, als hätte man spontan aufgeschrieben, was man aus langjähriger mündlicher Überlieferung festhalten wollte, weil es einem wichtig war: Begebenheiten rund um Jesus von Nazaret, den man bewunderte, verkannte und schließlich vernichten wollte. Dass dies nicht wirklich gelang, war wiederum Grund genug, davon zu berichten und zu schreiben - in Form von Episoden, Szenen und Gleichnissen. Dabei wird auch deutlich, dass den Verfassern vieles seltsam vorkam und dass sie manches nicht verstanden.
Wenn wir nun den Kindern diese Geschichten erzählen, können wir sie so übernehmen, wie sie geschrieben sind. Sie verstandesmäßig zu durchleuchten ist kaum angebracht, genauso wenig, wie man nach einer Märchenerzählung mit den Kindern analysiert, was eine Fee oder eine Hexe bedeutet. Das ahnen sie selbst. Ähnlich wirken die biblischen Geschichten in ihrer Urkraft. Auch ohne explizite Übertragung hinterlassen sie Spuren, die zur unbewussten Persönlichkeitsentwicklung beitragen.
Auf keinen Fall geht es darum, biblische Wunderberichte zu »erklären«. Vielmehr gilt: Das Unerklärliche ist ein Teil des Lebens, den uns gerade biblische Geschichten lebendig vor Augen führen. Der Verstand reicht sowieso nicht aus, um allem auf den Grund zu kommen. Ihn allzu einseitig zu bemühen, haben die Kinder übrigens kaum nötig - und auch die biblischen Texte nicht. Ihre übergreifende Bedeutung erfassen Kinder intuitiv, wenn wir ihnen den Zugang dazu offenhalten. Die folgenden Kapitel möchten zeigen, was zu tun ist, damit die innere Dynamik und der kraftvolle Gehalt dieser Erzählungen die Kinder erreichen.
Zuhören und mitfiebern
 
 
Haben Sie Ihr Kind schon beobachtet, wie es einmal voll und ganz bei einer Sache war? Bestimmt erinnern Sie sich an eine solche Situation, die es völlig fesselte. Vielleicht hat es sich mit Haut und Haar einem Gegenstand zugewandt, und alle seine Kräfte waren darauf ausgerichtet. Gut möglich, dass es dabei die ganze Welt um sich herum vergessen hat, um ganz bei dem zu sein, was ihm im Augenblick das Wichtigste war. In diesen Momenten hat es nicht über Langeweile geklagt und nicht um ein Eis gebettelt. Es ist weder lustlos durch die Wohnung gelaufen noch hat es Sie mit seinem Quengeln genervt.
Vielleicht haben Sie diese völlige Hingabe Ihres Kindes auch dann schon einmal erfahren, wenn Sie ihm eine Geschichte erzählten. Es ist Ihnen »an den Lippen gehangen«, wie man so schön sagt, und es war »ganz Ohr«. Wehe, wenn eine solche Erzählung gestört wird! Kaum auszuhalten, an der spannendsten Stelle abbrechen zu müssen. Unbedingt will man wissen, wie die Geschichte weitergeht.
Illustrationen von
Mascha Greune
Verlagsgruppe Random House liefert Schleipen, Bad Dürkheim.
 
 
 
 
 
Copyright © 2007 Kösel-Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlag: fuchs_design, München,
eISBN : 978-3-641-03267-8
 
 
www.koesel.de
 
Leseprobe
 

www.randomhouse.de