Die brennenden Lettern - Claudia Schmid - E-Book

Die brennenden Lettern E-Book

Claudia Schmid

3,7

Beschreibung

Quirin Melchior, ein Heidelberger Lebenskünstler und Fan des Mittelalters, gerät an die geheimnisvolle Ane. Diese Begegnung hat Folgen: Ane bereitet ihn heimlich auf eine Zeitreise vor. Und so landet Quirin mitten in Luthers Disputation an der Heidelberger Universität im Jahre 1518. Er lernt die süddeutschen Reformatoren Paul Fagius und Martin Bucer kennen und wird zu Pauls Beschützer. Der gemeinsame Weg führt sie nach Isny, wo Paul Fagius die erste hebräische Druckerei im deutschen Sprachraum einrichtet. Doch immer ist Zacharias Rugus, sein geheimer und gefährlicher Gegenspieler, in der Nähe …

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Titel

Claudia Schmid

Die brennenden Lettern

Auf Zeitreise von Heidelberg nach Isny

Impressum

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2011 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2011

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung: Julia Franze

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung von http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Page_from_Yiddish-Hebrew-Latin-German_dictionary_by_Elijah_Levita.jpg&filetimestamp=20061206092923

und des Bildes »Porträt des Dr. Johannes Cuspinian«

von Lucas Cranach d. Ä., Quelle: http://commons.wikimedia.org/

wiki/File:Lucas_Cranach_d._Ä._041.jpg

Druck: Appel & Klinger, Schneckenlohe

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-3702-1

Vorbemerkung

Der Roman handelt von historischen Figuren und tatsächlichen Ereignissen, jedoch wurden Dichtung und Wahrheit miteinander verwoben. Ein Anspruch auf Authentizität wird nicht erhoben.

Vorwort

Der Heidelberger Quirin Melchior ist begeistert von vergangenen Zeiten, als das Leben seiner Ansicht nach überschaubarer war als heute. Seine neue bezaubernde Geliebte Ane führt ihn tief in die frühe Neuzeit. Das Mittelalter war beendet. Europa bekam ein neues Gesicht. Dieses Antlitz formten bedeutende Menschen mit, die nachhaltig weit über ihre Zeit hinaus wirkten. Plötzlich ist Quirin selbst mittendrin in dieser Zeit mit ihren religiösen, politischen und sozialen Umwälzungen. Aber ohne Ane. Der Wunsch, sie wieder zu finden, begleitet ihn, als er bei der Heidelberger Disputation im Augustinum, 1518, an der Martin Luther teilnimmt, zu sich kommt. Auch Paul Fagius ist bei dem Streitgespräch dabei, gemeinsam mit Martin Bucer und anderen Reformatoren, welche den Funken der Reformation in sich aufnehmen und ihr Leben lang mit Feuereifer dafür brennen. Quirin wird zum Begleiter des Paul Fagius in den unsicheren Zeiten des Bauernkrieges und geht mit ihm nach Straßburg und dann nach Isny, wo die erste hebräische Druckerei im deutschen Sprachraum entsteht.

Paul Fagius gibt mit Elias Levitha, der dafür zu Fuß aus Venedig nach Isny kommt, ca. zwanzig Schriften heraus. Das herausragendste Buch ist »Tischbi«, ein Wörterbuch, das 712 rabbinische Wörter übersetzt. Quirin erkennt die kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Zusammenarbeit eines Christen mit einem jüdischen Gelehrten.

Zudem entwarf der begnadete Pädagoge Paul Fagius im Auftrag Kurfürst Friedrich II. den Lehrplan für das Pädagogium in Heidelberg, der ersten Gelehrtenschule des Reformierten Glaubensbekenntnisses in Deutschland.

Quirins Lebensumstände in der frühen Neuzeit unterscheiden sich drastisch von denen in Heidelberg zu Beginn des dritten Jahrtausends. Obwohl er sich in der für ihn neuen Zeit trotz aller Fährnisse wie Ungeziefer und Pest zurecht findet, sucht er immer wieder den Kontakt zu Dr. Faust. Insgeheim verliert er nicht die Hoffnung, der geniale Magier könne ihn wieder zurückbringen in die Zukunft. Dort, wo seine Geliebte Ane auf ihn wartet.

1. Abschnitt

Quirin zog kräftig an der Kette. Er mochte es, die glatte Metallkette in der Hand zu spüren und mit einem kräftigen Ruck daran zu ziehen. Mit einem grandiosen Rauschen ergoss sich das gesammelte Wasser aus dem Porzellanbecken unter der Decke durch ein Rohr in die Toilette. Der Schwall sog mit einem gurgelnden Geräusch Quirins Ausscheidungen mit sich in die Tiefe der Heidelberger Kanalisation. Quirin fühlte sich absolut gut dabei. Er summte zufrieden vor sich hin. So hatte er gleich nach dem Aufstehen das wohlige Gefühl, etwas Entscheidendes geleistet zu haben. Etwas ganz Bedeutendes. Das Wohlbefinden seines Körpers war ihm wichtig. Eine nicht unbeträchtliche Zeit des Tages versuchte er, die Tiefen seines Inneren auszuloten und darüber nachzusinnen, ob da drinnen alles in Ordnung sei. Die schmale Erwerbsunfähigkeitsrente, die Quirin sich ertrotzt hatte, schloss wegen seiner Verbeamtung auf Zeit eine private Krankenversicherung mit ein und versetzte Quirin in den Genuss, schon kleinste Unstimmigkeiten in seinem großen, zu immer mehr Volumen neigenden Körper ärztlich überwachen zu lassen.

Sein zartes Gemüt und der leichte Hang zu Schwermut verursachten immer wiederkehrende Depressionen, sodass er schließlich die schmale Rente zugebilligt bekam, nicht zuletzt dank seines schauspielerischen Talents. Sie reichte Quirin völlig aus, zumal er einen einträglichen Nebenjob ausübte. Er hatte sich in seinem Leben bestens eingerichtet und war höchst zufrieden. Aus dem Odenwald war er damals nach Heidelberg gekommen, um Geschichte und Mittelalterliche Literatur zu studieren. Bei der Witwe Rosel Fälbig auf dem Schlossberg bezog er ein Zimmer, dessen einziger Nachteil für Außenstehende darin bestand, zum Aufsuchen der Toilette den Hausflur überqueren zu müssen. Quirin jedoch machte es nichts aus, im Morgenmantel mit Filzlatschen über den Flur zu schlendern. Rosel Fälbig bewohnte ohnehin nur die obere Etage ihrer reizenden Villa am Heidelberger Schlossberg, sodass ihr der Anblick des grade eben aufgestandenen, vom Schlaf noch verquollenen Quirins erspart blieb. Je mehr Quirins Studien fortschritten, desto gebrechlicher wurde Rosel Fälbig. Immer zarter werdend schmolz ihre Erscheinung allmählich dahin. Ihr Untermieter wurde parallel dazu immer kräftiger und gedieh unter ihren Zuwendungen, die menschlicher und vor allem auch finanzieller Art waren. Rosel Fälbig liebte es, ins Heidelberger Theater zu gehen. Ihre Freunde, hochbetagt wie sie, waren dazu nicht mehr in der Lage. Ihr Mann, ein angesehener Architekt, hatte sein letztes Zuhause vor vielen Jahren auf dem Bergfriedhof gefunden. Er lag jetzt ganz in der Nähe des berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Die Ehe der Fälbigs war kinderlos geblieben. Ihr Neffe war zu beschäftigt, um sich um sie zu kümmern, und so lenkte sie all ihre Fürsorge auf Quirin, der gern mit Rosel Fälbig ins Theater ging. Quirin verstand sich exzellent darauf, seine Wirkung bei der Damenwelt einzusetzen. Dabei kam ihm seine Erscheinung zugute. Groß, kräftig, dunkles gelocktes Haar, ein Gesicht mit weichen Zügen und babyblauen Augen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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