Die drei !!!, 1,2,3 - Pferdeglück! (drei Ausrufezeichen) - Henriette Wich - E-Book

Die drei !!!, 1,2,3 - Pferdeglück! (drei Ausrufezeichen) E-Book

Henriette Wich

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Beschreibung

Nervenkitzel im Doppelpack! Kim, Franzi und Marie verbringen eine Ferienwoche im Wildpferdreservat. Sie sind noch nicht lange dort, als sehr seltsame Dinge geschehen: Pferde brechen aus und ein Fohlen verschwindet spurlos. Jemand hat wohl auch versucht, die Tiere zu vergiften. Wer steckt hier bloß dahinter? Auf einem Reiterhof wird Franzis Lieblingspony Tinka vermisst. Wo ist das Pony versteckt? Die Spur führt zum Hof der Konkurrenz. Zwei spannende Fälle für die Detektivinnen in einem Doppelband. Mutig und clever stellen sich die drei !!! den Herausforderungen und sind zusammen einfach ein unschlagbares Team.

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Cover for EPUB

Titel

Die drei !!! 1,2,3 - Pferdeglück!

Zwei Fälle in einem Band

Henriette Wich

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Milla Kerwien

© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50900-5

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Hauptteil

Vier ist eine zu viel

Aufregung auf der Koppel

Ponyhof Hufeisen

Freundinnen in Not

Gefahr auf dem Bauernhof

Eine rätselhafte Anzeige

Heimlichkeiten im Stall

Drei Verdächtige

Nächtliche Spurensuche

Eingesperrt

Michi, ein Freund für alle Fälle

Die Zeugin

Im Galopp auf Verbrecherjagd

Das Reiterfest

Picknick auf der Pferdekoppel

Entführt!

Frauenpower

Wo ist Tinka?

Geisterpferde

Ziemlich unheimlich!

Pferd im Eimer

Feuer im Takhi-Tal!

Ein furchtbarer Verdacht

Wildpferd in Gefahr

Wo ist das Fohlen?

Ein tragischer Fall

Eine echte Spürnase

VIER IST EINE ZU VIEL

»Nein, du kannst wirklich nicht bleiben!«, sagte Franzi zu Benni, während sie mit ihren Inlinern elegant vor dem Café Lomo abbremste. »Du weißt doch, heute haben die drei !!! Clubtreffen, das ist streng geheim.«

Benni rollte geschickt an ihr vorbei und blockierte die Tür.

»Na gut, ich lass dich gehen, aber nur unter einer Bedingung.«

»Welche denn?«, fragte Franzi und plötzlich klopfte ihr Herz schneller.

Obwohl sie schon über zwei Monate mit Benni zusammen war, hatte sie dasselbe Kribbeln im Bauch wie am ersten Tag.

Benni strahlte sie mit seinen blauen Augen an und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Franzi verlor die Kontrolle über ihre Inliner. Sie wackelte gefährlich, doch Benni merkte es zum Glück und fing sie in seinen Armen auf. Franzi machte die Augen zu und kuschelte sich an seine Brust.

Plötzlich räusperte sich jemand neben ihr. »Ihr habt euch ja den perfekten Platz zum Kuscheln ausgesucht, genau vor der Tür! Lasst ihr mich durch oder dauert das noch länger?« Sofort machte Franzi die Augen wieder auf und löste sich aus Bennis Armen. Vor ihr stand Kim, die Gründerin des Detektivclubs Die drei !!!, und grinste breit.

Franzi wurde rot. »Ich … äh … wir … klar kannst du durch, wir haben uns nur noch schnell verabschiedet.«

»Stimmt, ich bin eigentlich längst weg«, sagte Benni, doch statt die Tür freizugeben, hauchte er Franzi einen Kuss auf die Nasenspitze und dann noch je ein Küsschen auf die linke und auf die rechte Wange.

Franzi musste lachen, aber Kim wurde langsam ungeduldig und verdrehte die Augen. »Kommst du jetzt endlich?«

»Klar«, sagte Franzi und riss sich von Benni los. Schließlich gab es neben der zweitwichtigsten Sache der Welt, der Liebe, noch die allerwichtigste Sache in ihrem Leben: den Detektivclub!

Fünf Minuten später saß sie mit Kim in der Sofaecke des Cafés, hatte ihre Inliner gegen normale Schuhe getauscht und schlürfte genüsslich den Schaum von ihrem Kakao Spezial mit Vanillearoma. Dazu teilten sie sich einen extragroßen Schokomuffin. Bei Schokolade und Gummibärchen konnten sie einfach nicht widerstehen. Vergnügt sagte Kim zu Franzi: »Spürst du auch die neue Energie?«

Franzi grinste. »Voll! So können wir uns noch besser auf unsere Detektivinnenarbeit konzentrieren.«

Nachdem der Muffin in kürzester Zeit verputzt war, sah Kim auf ihre Armbanduhr und seufzte. »Typisch! Marie ist natürlich wieder zu spät. Ich bin gespannt, welche Ausrede sie diesmal hat: Tanzen, Theaterworkshop oder Gesangsstunde.«

Normalerweise fand Franzi Maries Unpünktlichkeit und ihre vielen wahnsinnig wichtigen Termine auch nervig, aber heute war sie viel zu gut gelaunt, um sich darüber zu ärgern.

»Sie wird schon noch kommen«, meinte Franzi deshalb nur, während sie sich im Lokal umsah. Inzwischen war das Café Lomo fast schon ihr zweites Zuhause geworden. Dort trafen sich die drei !!!, wenn sie über ihre aktuellen Fälle sprechen wollten. Besonders geheime Dinge beredeten sie allerdings lieber im Hauptquartier, einem alten Pferdeschuppen bei Franzi, den sie extra entrümpelt und schön eingerichtet hatten.

Da stürmte Marie mit wehenden Haaren zur Tür herein. Wie immer war sie stylisch angezogen und trug ihre Lieblingsjacke, die perfekt zu ihrer luftigen Leinenhose und den roten Sneakern passte. Für Franzi war es ein Rätsel, wie Marie bei so vielen Hobbys auch noch Zeit für Mode und Kosmetik aufbrachte. Franzi schüttelte amüsiert den Kopf. Auch als Detektivin musste sie definitiv nicht alle Rätsel dieser Welt lösen.

»Na endlich!«, rief Kim. »Das wurde aber auch Zeit. Wir warten schon ewig.«

»Ich weiß, ich weiß!«, gab Marie offen zu. Sie warf sich aufs Sofa neben Franzi, holte einen Briefumschlag aus ihrer Jacke und wedelte damit vor Kims Nase herum. »Ratet mal, wer uns geschrieben hat!«

»Du wirst es uns bestimmt gleich erzählen«, sagte Kim, die immer noch etwas angesäuert war.

Marie ließ sich davon nicht beeindrucken und strahlte Franzi an. »Was meinst du?«

»Keine Ahnung«, antwortete Franzi. »Jetzt sag schon, spann uns nicht auf die Folter!«

Marie machte eine dramatische Pause. Das konnte sie super, denn ihr Vater war der berühmte Schauspieler Helmut Grevenbroich und sie spielte selbst Theater. Schließlich verkündete Marie: »Der Brief ist von Nick!«

Plötzlich war Kim wie ausgewechselt. »Echt, von Nick? Was schreibt er denn? Lies vor!«

Franzi rückte näher an Marie heran. Sie konnte es auch kaum erwarten. Die Detektivinnen hatten Nick, den Leadsänger einer bekannten Boygroup, bei einem ihrer Fälle kennengelernt und ihm in einer ziemlich brenzligen Lage geholfen. Dabei hatten sie alle eine kleine Schwärmerei für ihn entwickelt. Wann trifft man schon einmal einen echten Star? Doch das war Vergangenheit. Weil die drei !!! schon eine Weile nichts mehr von Nick gehört hatten, war Franzi gespannt, warum er sich heute wieder bei ihnen meldete.

Marie öffnete feierlich den Briefumschlag, holte eine Autogrammkarte von Nick heraus und las den Text auf der Rückseite vor.

Hallo Kim, Franzi und Marie!

Ich wollte mich noch mal bei euch bedanken. Ihr habt mich echt gerettet. Das werde ich nie vergessen – und euch auch nicht!

Liebe Grüße, Nick

»Süß!«, rief Kim, und Marie sah verträumt in die Ferne.

Franzi lachte über die Reaktion ihrer beiden Freundinnen und sagte mit etwas Nachdruck in ihrer Stimme: »Nett von Nick, aber können wir jetzt wieder von was anderem reden? Kim! Wie geht es denn dir und Michi?« Kim wurde kurz rot, doch dann strahlte sie. »Gut, sehr gut! Wir sind immer noch total glücklich miteinander.« Kim hatte sich gleich beim ersten Fall der drei !!! Hals über Kopf in Michi Millbrandt verliebt und sorgte seitdem dafür, dass er ihnen so oft wie möglich bei ihren Ermittlungen half. Vor zwei Monaten am Valentinstag war sie endlich mit ihm zusammengekommen.

»Und was macht Holger?«, erkundigte sich Franzi bei Marie.

Plötzlich verschwand Maries Lächeln. Tonlos murmelte sie: »Er ist heute mit dem Zug nach England gefahren, nach Manchester, für einen Monat. Er macht dort Schüleraustausch, was natürlich toll für ihn ist. Für mich allerdings weniger …«

»Es hat doch auch etwas Gutes«, sagte Franzi. »Jetzt hast du wieder mehr Zeit für deine vielen Hobbys und für deine Freundinnen.«

 »Ja, schon …« Marie nickte zögernd. »Darüber freue ich mich ja auch, aber …« Mit einem tiefen Seufzer sah sie in die Runde und schwieg. Offenbar fand sie die Vorstellung gar nicht berauschend, dass ihr Freund, der ohnehin weit weg wohnte, jetzt für einige Zeit noch weiter weg sein würde. »Ich mache mir echt Sorgen. Vielleicht gefällt ihm England ja so gut, dass er gar nicht mehr zurückkommt!« Maries Gesichtsausdruck war immer noch düster, aber bei der letzten Bemerkung schimmerte schon wieder ein Funke Humor von ihr durch.

Kim kicherte. »Das glaube ich nicht – und du auch nicht ernsthaft, oder?« Tröstend legte sie die Hand auf Maries Arm. »Holger hat eine gute Zeit in England und wir machen es uns hier in Deutschland auch so richtig schön!« Kim wechselte das Thema, damit Marie auf andere Gedanken kam und Holger nicht zu sehr vermisste. »Gibt es irgendwas Neues für unseren Detektivclub? Hat jemand von euch etwas Verdächtiges beobachtet, das für die drei !!! interessant sein könnte?«

Franzi und Marie schüttelten beide den Kopf.

»Leider nicht«, sagte Franzi. »Obwohl ich wirklich Lust auf einen neuen Fall hätte.«

»Was ist nur los?«, wunderte sich Marie. »Meistens ziehen wir Verbrechen doch wie magisch an.«

Franzi nickte, während sie die verschiedenen Fälle noch mal kurz Revue passieren ließ. Inzwischen waren sie mit ihrem Detektivclub schon richtige Profis und hatten über zehn Fälle gelöst, einen davon sogar im Ausland. Ab und zu hatte ihnen dabei Kommissar Peters geholfen, ein Freund von Maries Vater, aber das meiste hatten sie ganz alleine geschafft, und darauf waren sie ziemlich stolz.

Kim nickte. »Wir müssen wahrscheinlich nur ein bisschen Geduld haben, und wenn wir es am wenigsten erwarten, schneit plötzlich ein neuer Fall herein, einfach so.«

Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, betrat ein Mädchen mit kurzen blonden Locken das Café. Sie trug eine Reithose und Reitstiefel, sah sich um, stutzte und steuerte dann zielstrebig auf den Tisch der drei !!! zu.

»Hi, Franzi, das ist ja ein Zufall!«, rief sie. »Was machst du denn hier?«

Franzi brauchte zwei Sekunden, bis sie sich erinnerte, woher sie das Mädchen kannte. Dann fiel es ihr wieder ein. Fiona Röhn war mitten im Schuljahr umgezogen und ging seit einer Woche in Franzis Parallelklasse. Bisher war ihr die Neue allerdings kaum aufgefallen, weil sie nur im Kunstunterricht mit ihr zusammen war.

»Hallo, Fiona!«, sagte Franzi. »Ich bin hier mit meinen Freundinnen vom Detektivclub. Das sind Marie und Kim.«

Kim und Marie waren nicht gerade begeistert, dass diese Fiona einfach so in ihr Treffen hineinplatzte, und nickten nur kurz.

Fiona schien es nicht zu merken. »Ihr habt einen Detektivclub? Das ist ja cool! Ich hatte auch mal einen, früher, in der Grundschule. Dann habt ihr sicher viel zu besprechen, oder? Ich gehe besser wieder …« Sie hatte sich schon halb umgedreht, da blieb ihr Blick beim Tisch hängen, auf dem immer noch die Autogrammkarte von Nick lag. »Sagt bloß, das ist ein echtes Autogramm von Nick? Ich liebe seine Songs.«

»Ja, wir auch«, sagte Kim. »Und das Autogramm ist tatsächlich echt. Jetzt müssen wir aber wirklich …«

»Wie seid ihr denn an das Autogramm rangekommen?«, fragte Fiona weiter. »Könnt ihr mir auch eins besorgen?«

»Klar«, sagte Franzi. »Zufällig kennen wir Nick persönlich und … autsch!«

Weiter kam sie nicht, weil Marie ihr unter dem Tisch auf den Fuß trat und dabei gleichzeitig Fiona mit ratlos hochgezogenen Schultern ansah. »Das können wir dir leider nicht versprechen.«

Franzi warf Marie einen irritierten Blick zu. Musste sie gleich so unfreundlich sein?

»Hmm … schade«, sagte Fiona. »Na ja, ich wollte nur mal fragen. Jetzt lass ich euch aber endlich allein. Ich muss sowieso los, zurück zu unseren Ponys.«

»Du hast Ponys?«, rutschte es Franzi heraus. Sie musste sofort an Tinka denken, ihr eigenes Pony, mit dem sie, sooft es ging, lange Ausritte machte.

»Ja«, sagte Fiona. »Meine Eltern haben gerade erst einen Ponyhof gekauft. Da gibt es natürlich jede Menge zu tun.« Franzis Augen fingen an zu leuchten. »Das ist ja spannend! Wo ist denn euer Ponyhof?«

Kim stöhnte leise und Marie machte ihr heimlich hektische Zeichen, dass sie aufhören sollte zu fragen, aber Franzi tat so, als würde sie die Zeichen nicht sehen.

»Unser Ponyhof ist im Föhrenwinkel«, sagte Fiona, »ganz in der Nähe der neuen Bundesstraße.«

Franzi nickte. »Ja, den Ponyhof kenn ich. Vor Jahren bin ich mal dort gewesen. Leider ist er ziemlich weit weg von mir zu Hause, am anderen Ende der Stadt. Aber erzähl mal, wie viele Ponys habt ihr denn?«

Maries Zeichen wurden immer unmissverständlicher, aber Franzi ignorierte sie. Das Thema war einfach zu aufregend.

»Warte mal, da muss ich selber erst überlegen«, antwortete Fiona und fuhr sich durch die kurzen blonden Locken. »Ich glaube, insgesamt sind es zehn Ponys. Dann haben wir auch noch zwei Pferde und eine eigene Pferdekutsche.«

Franzi pfiff durch die Zähne. »Toll! Und welche Rassen habt ihr so? Sind es viele verschiedene? Und was … aua!«

Maries zweiter Fußtritt hatte richtig wehgetan. Jetzt konnte Franzi ihre Zeichen nicht länger ignorieren. »Äh … ich glaube, meine Freundinnen werden langsam ein bisschen unruhig«, sagte sie zu Fiona. »Lass uns morgen in der Pause weiterreden, okay?«

Fiona lächelte. »Kein Problem! Wie gesagt, ich muss eh los. Also dann, bis morgen!«

»Ciao!«, rief Franzi.

»Na endlich«, sagte Marie und tippte auf eine unsichtbare Armbanduhr an ihrem Handgelenk. Fiona war weit genug weg und konnte es nicht mehr hören.

Franzi ärgerte sich. »Marie, du bist vorhin zu spät gekommen und Kim und ich haben auf dich gewartet, ohne gleich sauer zu werden. Jetzt kannst du ruhig auch mal meinen Pferdetalk abwarten. Nennt sich Geduld, eine super Charakterstärke.«

»Alles klar«, sagte Marie. »Ich dachte nur, ich muss dich ein bisschen ausbremsen. Wenn’s um Pferde geht, vergisst du oft alles andere um dich herum. Und, wie sieht’s aus? Hast du jetzt gerade wieder zufällig Zeit für unseren Detektivclub?«

»Für den hab ich immer Zeit, das wisst ihr doch!«, sagte Franzi und verschränkte die Arme vor der Brust. Manchmal war es wirklich nicht leicht mit Marie und es gab Momente, in denen sie ihre Freundin am liebsten zum Mond gewünscht hätte.

»Keiner hier will Streit«, sagte Kim beschwichtigend. »Marie hat es nicht so gemeint, oder, Marie?«

Die lächelte zwar, aber Franzi fand, dass es nicht besonders überzeugend aussah. Andererseits war der Tag viel zu schön, um sich noch länger zu ärgern.

Kim zwinkerte erst Franzi und danach Marie zu. »Sehr gut! Dann ist ja alles wieder in Butter. Jetzt lasst uns wieder über unseren Detektivclub reden. Was haltet ihr übrigens davon, wenn wir mal unser Hauptquartier ausmisten? Da sieht es zurzeit ganz schön chaotisch aus.«

Franzi zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht …« Sie hasste es, ihr Zimmer aufzuräumen, und tat es nur, wenn ihre Mutter sie dazu drängte. Auch noch freiwillig aufzuräumen, dazu hatte sie absolut keine Lust. »Können wir das nicht vertagen?«, fragte sie.

»Ja, vertagen wir das Thema«, stimmte Marie zu. »Ich hab nämlich noch einen anderen Vorschlag. Wir könnten mal wieder zusammen kickern. Das haben wir schon viel zu lange nicht mehr gemacht.« Dabei zeigte sie auf den Kickertisch im Nebenraum des Cafés, der ausnahmsweise frei war.

Franzis Laune besserte sich schlagartig. Manchmal konnte Marie zwar etwas kompliziert sein, aber sie hatte oft auch echt gute Ideen.

Lachend sprang Franzi auf und hakte sich bei Kim ein. »Los, komm! Du bist eindeutig überstimmt.«

AUFREGUNG AUF DER KOPPEL

»Danke, dass ich gleich mit zu dir darf!«, sagte Fiona am nächsten Nachmittag, während sie neben Franzi unter blühenden Bäumen die Straßen entlangradelte.

»Klar doch«, sagte Franzi.

Obwohl sie Fiona noch nicht gut kannte, verstand sie sich supergut mit ihr. In der Pause hatten sie sich über Pferde unterhalten und Fiona hatte vorgeschlagen, dass sie bald gegenseitig ihre Ponys kennenlernen sollten. Und da Franzi heute am Spätnachmittag noch Klavierstunde hatte und nicht wegkonnte, hatte sie Fiona spontan zu sich eingeladen.

Nach einer halben Stunde Fahrt tauchte das rote Backsteinhaus mit den dunkelblauen Fensterläden vor ihnen auf, in dem Franzi wohnte. Fiona stieg vom Rad ab und ließ ihren Blick über das Wohnhaus, den alten Pferdeschuppen und den dahinter angrenzenden Obstgarten schweifen. Die Frühlingssonne tauchte alles in ein warmes, freundliches Licht.

»Schön habt ihr es hier! Und wo ist Tinka? Im Pferdeschuppen?«

Franzi schüttelte den Kopf. »Nein, da ist unser Haupt… äh … nein, da ist was anderes drin.« Beinahe hätte sie sich verplappert. Fiona war zwar echt nett, aber wo das geheime Hauptquartier der drei !!! lag, musste sie ihr trotzdem nicht gleich verraten. »Da drüben ist Tinkas Stall«, sagte sie deshalb schnell und zeigte in die entgegengesetzte Richtung. »Aber heute bei dem schönen Wetter ist sie auf der Weide.«

»Dann nichts wie hin!«, sagte Fiona mit leuchtenden Augen. Fünf Minuten später waren sie bei der Koppel und lockten Franzis Pony an, das ein paar Meter hinter dem Zaun entspannt graste.

»Tinka, komm, Kleine!«, rief Franzi.

Die Rappstute hob den Kopf, schüttelte kurz ihre Mähne und trabte fröhlich auf die Mädchen zu. Als sie am Gatter angelangt war, streckte sie den Kopf über den Zaun und blies Franzi sanft ins Ohr.

Franzi lachte. »Ja, ich freu mich auch, dich zu sehen! Heute bin ich nicht allein. Sieh mal, wen ich mitgebracht habe: Das ist Fiona.«

Tinka drehte sich zu Fiona um und sah die neue Besucherin mit sanften braunen Augen an. Dann schnaubte sie leise und rieb ihren Kopf an Fionas Schulter.

»Ist die süß!«, rief Fiona. »Und so zutraulich.«

Franzi nickte. »Ja, Tinka ist wirklich das gutmütigste New-Forest-Pony, das ich kenne. Sie hat mich bisher auch nur einmal abgeworfen, und selbst das nur aus Versehen, weil sie wegen einer Plastiktüte erschrocken ist, die vor ihr auf dem Weg lag.« Fiona streckte vorsichtig ihre Hand aus und kraulte Tinkas Hals. Die Rappstute machte genießerisch die Augen zu.

Fiona seufzte. »So was würde mein Domino nie zulassen. Der ist das glatte Gegenteil von deiner Tinka: ein Fuchs mit Feuer unter dem Hintern, oft misstrauisch und dickköpfig. Leider hat er alle schlechten Eigenschaften eines Deutschen Reitponys auf einmal. Trotzdem liebe ich ihn heiß und innig.«

»Kann ich gut verstehen«, sagte Franzi, während sie aus ihrer Jackentasche eine Karotte holte und Tinka mit ihrem Lieblingsleckerbissen fütterte. »Das eigene Pony wächst einem einfach ans Herz. Das will man nie mehr hergeben, oder?«

»Ganz genau«, stimmte Fiona zu. Dann sah sie Franzi zögernd an. »Du, darf ich dich mal was fragen?«

Franzi nickte. »Natürlich, was denn?«

»Ich würde total gern auf Tinka reiten, nur ganz kurz«, sagte Fiona. »Hättest du was dagegen?«

Franzi lachte.

»Nein, ich hab nichts dagegen, und Tinka bestimmt auch nicht. Warte, ich hol nur schnell Sattel und Zaumzeug aus dem Stall.«

»Nicht nötig«, sagte Fiona, »aber hast du vielleicht eine Kappe für mich?«

»Klar«, rief Franzi und rannte schnell zur Sattelkammer. Als sie mit einer Reitkappe in der Hand zurückkam, machte Fiona bereits das Gatter zur Koppel auf. Schnell schlüpfte sie hinein, machte das Gatter wieder zu und ging auf Tinka zu.

»Na, hast du Lust auf eine kleine Runde über die Koppel?« Tinka spitzte gespannt die Ohren, als hätte sie jedes einzelne Wort verstanden. Fiona griff in die Mähne des Ponys, holte Schwung und saß im nächsten Augenblick sicher oben auf dem Rücken. Kaum hatte sie sanften Schenkeldruck gegeben, lief Tinka auch schon los.

»Viel Spaß!«, rief Franzi und winkte ihrer neuen Freundin zu.

Fiona winkte zurück, dann konzentrierte sie sich wieder aufs Reiten. Sie umrundete mit Tinka zweimal die Koppel, bevor sie in einen leichten Trab fiel.

Franzi sah Fiona bewundernd zu. Obwohl sie keinen Sattel hatte, rutschte sie kaum hin und her und passte sich spielend den Bewegungen des Ponys an.

Fiona kann wirklich sehr gut reiten, dachte Franzi. Kein Wunder! Wenn ihre Eltern einen Ponyhof haben, hat sie sicher schon früh damit angefangen.

Nach ein paar Runden kehrte Fiona wieder zum Zaun zurück und stieg schwungvoll ab. »Danke, Franzi, das war toll! Dein Pony ist super.«

Franzi grinste. »Ja, finde ich auch. Aber auf deinen Domino bin ich auch schon gespannt. Wir müssen unbedingt mal zusammen ausreiten.«

»Au ja!«, sagte Fiona, klopfte Tinka noch mal auf den Rücken und verließ die Koppel. »Bei uns auf dem Ponyhof kannst du dir das Pony aussuchen, das dir am besten gefällt.«

»Super«, sagte Franzi. »Das einzige Problem ist, dass euer Hof so weit weg ist. Mit dem Rad brauche ich ewig dorthin.« Fiona überlegte, während sie einen kleinen Zopf in Tinkas Mähne flocht. »Hmm … Können deine Eltern dich nicht mit dem Auto hinbringen?«

Franzi schüttelte den Kopf. »Die sind leider unter der Woche viel zu beschäftigt. Mein Vater ist von früh bis spät in seiner Tierarztpraxis und meine Mutter hilft ihm, wenn sie nicht gerade Kuchen backt. Sie probiert ständig neue Rezepte aus.«

»Verstehe«, sagte Fiona.

Sie schwiegen beide ratlos, als sie plötzlich Schritte hörten und jemanden, der fröhlich vor sich hin pfiff. Im nächsten Augenblick bog Stefan um die Ecke. Er hatte die Hände tief in die Hosentaschen vergraben und lächelte breit, als er Franzi und Fiona entdeckte.

»Ist das dein Freund?«, flüsterte Fiona Franzi ins Ohr.

Franzi lachte schallend. »Nein, das ist nur mein großer Bruder. Hallo, Stefan, na, wie geht’s, wie steht’s?«

»Gut«, sagte Stefan und fuhr sich mit einer lässigen Bewegung durch die rötlich braunen Locken. Dann sah er fragend zu Fiona. »Willst du mich nicht vorstellen?«

»Äh … das ist Fiona«, beeilte sich Franzi zu erklären. »Eine neue Freundin von mir. Sie reitet auch, ihre Eltern haben einen Ponyhof am anderen Ende der Stadt.«

Stefan schüttelte Fionas Hand und strahlte sie an. »Das ist ja nett! Schön, dich kennenzulernen.«

Fiona nahm lächelnd ihre Reitkappe ab. »Ja, ich freu mich auch.«

Da griff Stefan in die linke Hosentasche und holte seinen Autoschlüssel heraus. »Leider kann ich nicht länger bei euch bleiben. Ich wollte nur schnell frische Luft schnappen, bevor ich losfahre.«

»Du hast ein Auto?«, fragte Fiona überrascht.

»Ja, klar«, sagte Stefan. »Es ist zwar nur eine altersschwache Karre, aber sie fährt zum Glück noch ziemlich zuverlässig.«

Fiona zwinkerte Franzi zu, bevor sie sich aufgeregt an Stefan wandte und zu ihm sagte: »Du bist unsere letzte Hoffnung! Wir überlegen nämlich gerade verzweifelt, wie Franzi zu mir nach Hause auf den Ponyhof kommen könnte, in den Föhrenwinkel. Könntest du sie vielleicht hinfahren?«

Stefan zögerte. »Hmm … ja, warum nicht? Wann willst du denn hin, Franzi?«

»Morgen!«, riefen Franzi und Fiona wie aus einem Mund.

Stefan lachte. »Gleich morgen also. Wartet mal … Ihr habt Glück! Ich muss morgen sowieso in die Gegend.«

»Du bist ein Lebensretter!«, sagte Fiona. Franzi fand das Kompliment zwar ein bisschen übertrieben, aber sie freute sich natürlich auch, dass Stefan gleich Ja gesagt hatte.

Stefan winkte ab. »Keine Ursache.«

Sie machten noch die Uhrzeit für den nächsten Tag aus, dann verabschiedete sich Stefan und lief pfeifend zu seinem Auto. Fiona sah ihm nach, bis er um die Ecke gebogen war. »Dein Bruder ist voll nett! Ist es nicht super, dass es so schnell klappt mit unserem Plan?« Fiona machte vor Freude einen Luftsprung. Franzi räusperte sich und grinste. »Ja, finde ich auch. Nur noch einmal schlafen. Toll!«

Während sie Tinka zum Putzplatz brachten und das Pony gemeinsam trocken rieben, erkundigte sich Fiona nach Stefans Hobbys und was er später mal werden wollte. Franzi erzählte vom BWL-Studium ihres Bruders, das ihm sehr gut gefiel, als plötzlich Frau Winkler auftauchte.

»Hat hier jemand Lust auf Kirschkuchen?«, fragte sie.

Franzi hatte ihre Mutter gar nicht kommen hören. Sie trug eine blau-rot karierte Schürze, stemmte die Hände in die Hüften und blitzte die Mädchen mit ihren grünen Augen an. »Ich hab euch vom Fenster aus gesehen und dachte mir, reiten macht bestimmt hungrig.«

Erst jetzt merkte Franzi, dass ihr Magen grummelte. »Gute Idee, danke, Mama!« Und zu Fiona sagte sie: »Meine Mutter macht den besten Kirschkuchen der Welt.«

Fiona leckte sich die Lippen. »Hmm, ich liebe Kirschkuchen!«

Drei Stunden später hatte Franzi zwei Stück Kuchen im Bauch, alle Hausaufgaben erledigt und die lästige Klavierstunde hinter sich. Bis zum Abendessen war noch Zeit und sie überlegte gerade, ob sie Benni anrufen sollte, als ihr Handy klingelte.

Es war Kim. Gleich nach der Begrüßung platzte sie mit ihrem Vorschlag, der mehr wie ein Befehl klang, heraus: »Du, wir müssen wirklich dringend unser Hauptquartier aufräumen! Also, wie sieht’s aus? Morgen um drei Sonderclubtreffen bei dir?«

Franzi hatte gehofft, dass Kim die Aktion vergessen würde, aber die hatte leider ein hervorragendes Gedächtnis. »So schlimm sieht es doch gar nicht aus«, sagte sie. »Und momentan haben wir eh keinen Fall.«

»Genau!«, sagte Kim. »Wenn aber einer kommt, haben wir keine Zeit mehr zum Aufräumen. Also ist jetzt der ideale Zeitpunkt.«

Franzi stöhnte. Wie konnte sie Kim nur die Idee ausreden? »Hör mal«, fing sie an, »findest du nicht, dass wir das in Ruhe machen sollten, irgendwann in den nächsten Ferien oder so?«

»Dann machen wir es nie!«, antwortete Kim prompt. »Was ist los mit dir? Bringen wir’s hinter uns, je schneller, desto besser. Oder hast du etwa schon was anderes vor?«

Franzi zögerte. »Nein … äh … ja, doch, schon«, gab sie schließlich zu.

Kim schnappte nach Luft. »Sag bloß, du willst dich mit Fiona treffen?«

»Sie wollte mir morgen Nachmittag ihren Ponyhof und ihr Pony Domino zeigen«, sagte Franzi. »Und ich hab zum Glück auch schon eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Stefan wird mich hinbringen.«

Schweigen aus dem Handy. Dann brach es aus Kim heraus: »Franzi, du hast doch erst gestern gesagt, der Club geht vor!«

»Das stimmt ja auch«, verteidigte sich Franzi. »Wenn etwas wirklich dringend ist.«

Kims Stimme klang auf einmal eisig. »Die Aufräumaktion ist dringend!«

Jetzt war Franzi langsam genervt. Kim machte aus einer Mücke einen Elefanten.

»Tut mir leid«, sagte Franzi. »Ich kann morgen nicht!« Und bevor Kim sich noch mehr aufregen konnte, legte Franzi auf. Warum musste Kim bloß so stur sein? Als ob es auf einen Tag mehr oder weniger ankam.

Plötzlich hatte sie eine riesige Sehnsucht nach Benni. Sie musste ihn jetzt unbedingt anrufen, um ihren Ärger loszuwerden. Aber bevor sie die Nummer anwählen konnte, klingelte ihr Handy ein zweites Mal.

Ihr Herz klopfte ganz schnell. »Benni, bist du’s?«

»Nein, hier ist Marie. Hat Kim dich schon erreicht? Sie wollte für morgen ein Treffen vereinbaren.«

Franzi atmete einmal tief durch. »Ich kann morgen nicht!«, stellte sie klar.

»Aber wieso denn nicht?«, fragte Marie prompt.

Franzi musste alles noch mal von vorne erzählen. Und Marie reagierte ähnlich wie Kim. »Was?«, fragte sie und klang auf einmal richtig traurig. »Den Besuch bei Fiona kannst du doch bestimmt verschieben.«

»Das möchte ich aber nicht«, begann Franzi. »Fiona hat morgen Zeit und wir …« Franzi stoppte mitten im Satz, weil ihr plötzlich etwas einfiel. »Mir ist Fiona nicht wichtiger als der Club, das habe ich schon zu Kim gesagt. Aber mir sind die Pferde auch wichtig. Wie wäre es, wenn du und Kim einfach mitkommt? Stefan fährt uns mit dem Auto hin.«

»Ach so …« Marie klang immer noch zerknirscht, lenkte dann aber ein: »Dein Bruder ist immer so hilfsbereit! Ich weiß nicht, wie Kim das sieht, aber … also ich bin dabei.«

Franzi grinste belustigt. Das war mal wieder typisch Marie. So schnell, wie sie sich aufregte, war sie auch wieder besänftigt.

»Es ist doch noch genug Platz im Auto, oder?«, hakte Marie nach. »Ich wollte mir ja schon immer mal so einen Ponyhof ansehen.«

Franzi lächelte. Es stimmte tatsächlich, dass Marie Pferde mochte, auch wenn sie selbst nicht ritt.

»Hallo? Bist du noch dran?«, fragte Marie verwirrt, weil Franzi nicht geantwortet hatte.

»Ja, klar«, versicherte Franzi. »Wäre doch super, wenn wir alle zusammen zum Ponyhof fahren.«

Marie schlug schließlich vor, mit Kim zu reden. »Vielleicht bringe ich sie dazu, dass sie das Treffen verschiebt.« Marie machte eine kunstvolle Pause. »Wenn ich ehrlich bin: Ich hatte ohnehin keine Lust auf die Aufräumaktion. Dafür ist mir meine Freizeit eigentlich zu schade.«

Franzi lachte und fügte hinzu: »Es könnte aber sein, dass wir auf dem Ponyhof auch den Stall ausmisten müssen.«

Marie seufzte in den Hörer und witzelte: »Dann komme ich wohl nicht drum herum.«

Franzi drückte einen dicken Schmatzer auf den Hörer, der wie eine Kaugummiblase an Maries Ohr zerplatzte. »Du bist ein Schatz!«

PONYHOF HUFEISEN

»Ponys sind wirklich sehr interessante Tiere! So intelligent und archaisch irgendwie, ich meine, so ursprünglich in ihrer geballten Kraft, und dabei dieser Freiheitsdrang. Findet ihr nicht?«, fragte Marie.

Franzi nickte nur. Seit Marie zugestiegen war, redete sie ohne Punkt und Komma.

»Ja, schon«, antwortete Stefan und lächelte. »Aber ehrlich gesagt habe ich mit Pferden und Reiten nicht allzu viel am Hut. Das ist Franzis Hobby. Ich höre lieber Musik.« Er schaltete das Radio ein, wählte einen Sender mit Jazz und drehte voll auf.

Während ein Schlagzeuger und zwei Gitarristen wild drauflosimprovisierten, verdrehten Kim, Franzi und Marie die Augen und grinsten sich an. Stefans Musikgeschmack war echt gewöhnungsbedürftig und die Lautstärke so hoch, dass sie sich nicht mehr unterhalten konnten. Franzi war das ganz recht. Sie lehnte sich im Beifahrersitz zurück, sah aus dem Fenster und genoss die Aussicht. Sie umrundeten auf einer Umgehungsstraße die Stadt und hatten immer wieder schöne Ausblicke auf Hügel und weitläufige Parks mit blühenden Bäumen. Kalter Wind ließ luftige weiße Wolkenfetzen über den blauen Himmel ziehen.

»Wie lange dauert’s denn noch?«, brüllte Franzi gegen den Lärm der Musik an.

Stefan antwortete fröhlich: »Wir sind … Verdammt!«

Kim, Franzi und Marie zuckten erschrocken zusammen.

»Entschuldigt«, sagte Stefan. »Ich hab nicht euch gemeint, sondern mein Auto. Der blöde Gang will einfach nicht reingehen.« Das Getriebe röhrte und Stefan versuchte fluchend, die Gangschaltung wieder in den Griff zu bekommen. Als es ihm endlich gelang, hatte er Franzis Frage vergessen, trommelte nervös aufs Lenkrad und drehte die Musik leiser. Kurz darauf bremste er vorsichtig, das Auto machte einen kleinen Satz nach vorne, und sie bogen in die Bundesstraße ein. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Föhrenwinkel. Ein neues, selbst gemaltes Schild mit einem Hufeisen in Regenbogenfarben wies ihnen den Weg. Ponyhof Hufeisen war auch der neue Name des Hofs.

Franzi konnte es kaum noch erwarten. Sobald Stefan auf dem Kiesvorplatz vor dem Stall hielt, sprang sie aus dem Wagen.

»Bis später!«

»Warte!«, rief Stefan. »Ich hol euch in drei Stunden wieder ab, okay?«

»Ja, ist gut«, sagte Franzi.

Kim zog fröstelnd die Schultern hoch. Der Frühlingswind war kühler, als sie erwartet hatte. Sie hätte eine dickere Jacke mitnehmen sollen und fand die Vorstellung wenig verlockend, drei Stunden auf einer Pferdekoppel herumzustehen und Franzi und Fiona beim Reiten zuzusehen.

Stefan winkte zum Abschied und wünschte ihnen viel Spaß. »Ihr habt’s gut«, sagte er lachend. »Ich muss einem Freund beim Umzug helfen.« Dann startete er den Motor, fuhr knatternd los und wirbelte eine Staubwolke auf.

Franzi hörte in der Nähe ein Pony wiehern und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie war schon so gespannt auf den Nachmittag!

»Hi, Franzi!« Fiona kam gerade aus dem Stall und lief auf die Mädchen zu. Sie trug Reithosen und blitzblank geputzte Stiefel und schwenkte lachend ihre Reitkappe. »Herzlich willkommen auf unserem Ponyhof! Kim, Marie, wie schön, dass ihr auch dabei seid. Hallo zusammen!«

»Danke für die Einladung«, sagte Franzi. »Ich hab mich schon die ganze Fahrt darauf gefreut, eure Ponys und Pferde zu sehen.«

»Und wir sind natürlich auch neugierig«, fügte Kim hinzu, während sie versuchte, sich die kalten Hände warm zu reiben.

Fiona zwinkerte den Mädchen zu. »Eigentlich wollte ich ja eine große, ausgiebige Führung machen und sämtliche Gebäude hier zeigen, aber ich vermute, ihr habt nichts dagegen, wenn wir bei dem frischen Wind die Führung abkürzen und gleich in den Stall gehen?«

»Du hast es erfasst!«, sagte Franzi und Kim und Marie nickten erleichtert.

Im Stall duftete es herrlich nach frischem Stroh, das eine rothaarige Frau gerade mit einer Mistgabel in den Boxen verteilte. Sie war so in die Arbeit vertieft, dass sie Kim, Franzi, Marie und Fiona erst gar nicht kommen hörte.

»Mama!«, rief Fiona. »Das ist Franzi, von der ich dir erzählt habe. Und das sind Franzis Freundinnen Kim und Marie.«

Frau Röhn legte die Mistgabel für einen kurzen Moment zur Seite und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Hallo zusammen! Ich gebe euch lieber nicht die Hand, sonst werdet ihr bloß schmutzig.« Sie hatte ein nettes Lächeln, sah aber ziemlich müde aus. »Entschuldigt, ich muss leider weitermachen.« Und schon griff sie wieder nach der Mistgabel.

»Kein Problem«, sagte Franzi, während sie den Kopf reckte und ungeduldig nach den Ponys Ausschau hielt. Und da waren sie endlich! Nebeneinander standen sie in ihren geräumigen Boxen und streckten den Besuchern die Köpfe entgegen: drei Braune, zwei Füchse, drei Schimmel und zwei Schecken. Einer der Füchse scharrte nervös mit den Hufen auf dem Boden. Kim und Marie kamen ihm lieber nicht zu nahe.

»Lass mich raten«, sagte Franzi. »Das ist dein Domino.«

»Stimmt«, antwortete Fiona und redete beruhigend auf ihr Pony ein. »Ist ja gut! Alles in Ordnung. Das ist nur eine neue Freundin von mir. Franzi ist total lieb, glaub mir.«

Domino legte die Ohren an. Franzi blieb ruhig auf Abstand. Der Fuchs musste sich erst an sie gewöhnen.

Fiona ging weiter und zeigte ihnen der Reihe nach alle Ponys. Im Gegensatz zu Domino waren sie richtig brav, fast ungewöhnlich ruhig, dachte Franzi und wollte Fiona schon darauf ansprechen, tat es dann aber doch nicht, weil sie in der letzten Box einen wunderschönen Schimmel entdeckte: Er war ziemlich klein, hatte eine zerzauste Mähne und samtweiche Augen.

»Und wie heißt du?«, fragte Franzi und streckte dem Schimmel vorsichtig ihre Hand hin.

»Das ist Coco«, sagte Fiona. »Die ist total lieb, fast so lieb wie deine Tinka.«

Coco schnupperte an Franzis Hand und leckte sie mit ihrer rauen Zunge ab.

Franzi lachte. »Ich hab heute zwar schon geduscht, aber die Hände kann man ja nicht oft genug waschen, da hast du recht.« Sie kraulte Cocos zerzauste Mähne und die Schimmelstute ließ es ruhig geschehen. Auch Kim und Marie durften Coco streicheln und freuten sich, als das Pony zufrieden schnaubte.

»Los, lass uns ausreiten!«, sagte Fiona unternehmungslustig. »Ich nehme Domino und du kannst gern auf Coco reiten. Ihr seid ja schon richtig gute Freunde geworden.«

»Danke«, sagte Franzi und sah Kim und Marie fragend an. »Wartet ihr auf uns im Reiterstübchen? Ist das in Ordnung für euch?«

Als Kim und Marie mit der Antwort zögerten, erzählte Fiona, dass es im Reiterstübchen Tee, ein Sofa und eine Leseecke mit Zeitschriften und Büchern gab.

»Klar machen wir es uns dort gemütlich«, sagte Marie.

»Klingt super!« Kim, die eine richtige Leseratte war, zog sofort los in Richtung Reiterstübchen. Ein ruhiger Nachmittag mit Tee und einem spannenden Buch war jetzt genau das, worauf sie Lust hatte.

Franzi und Fiona verabschiedeten sich winkend und führten ihre Ponys zum Putzplatz, wo sie die Tiere striegelten, sattelten und ihnen Zaumzeug anlegten. Danach ging es quer über die Felder und Wiesen mitten hinein in die frische Frühlingsluft und die Sonne. Coco war wunderbar. Sie schien immer schon vorher zu wissen, was Franzi wollte, noch bevor sie die Hilfen gab. Fiona und Franzi trabten und galoppierten ausgelassen, bis sie schließlich doch müde wurden und zum Ponyhof zurückkehrten.

Als sie die Ponys trocken gerieben hatten und gerade wieder in den Stall bringen wollten, kehrte Stefan zurück.

Fiona begrüßte ihn freundlich. »Kommst du noch mit ins Reiterstübchen?«

Stefan schüttelte den Kopf. »Ein andermal. Wir müssen los. Ich will noch in der Stadt was einkaufen.«

Franzi seufzte. Warum lag der Ponyhof bloß so weit draußen? Es war echt doof, von Stefan abhängig zu sein. Aber es half alles nichts. Sie musste schnell zum Reiterstübchen laufen, Marie und Kim holen und sich dann auch schon von Fiona verabschieden.

Die war auch ziemlich traurig. »Du musst eben ganz bald wiederkommen!«