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Seit in Citrus-Grove ein vorgeschichtliches Skelett eines Menschen gefunden wurde, passieren seltsame Dinge. Zigeuner-John, der vor dem Museum Wache hält, behauptet sogar, er habe in der Nacht den lebendig gewordenen Höhlenmenschen weglaufen sehen! Neugierig und ahnungsvoll machen sich die drei ??? ans Beobachten. Und tatsächlcih - allmählich kristallisiert sich heraus, dass hier verschiedene kriminelle Vorgänge parallel laufen.
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Seitenzahl: 181
und der Höhlenmensch
erzählt von M. V. Carey nach einer Idee von Robert Arthur
Aus dem Amerikanischen übertragen von Leonore Puschert
Kosmos
Umschlagillustration von Aiga Rasch
Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage
der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)
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© 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur.
ISBN 978-3-440-14347-6
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Seid gegrüßt, Krimi-Freunde!
Ich frage mich: Gibt es Leser, die die drei ??? noch nicht kennen? Meine alten Bekannten dürfen gleich weiterblättern und sich in die Geschichte vertiefen. Wenn ihr aber zu denen gehört, die den jungen Detektiven noch nicht begegnet sind, so habe ich das Vergnügen, sie hier vorzustellen.
Justus Jonas ist der Anführer des Junior-Teams, und er trägt mit Stolz und Freude den Titel »Erster Detektiv«. Er ist ein kluger Kopf mit viel Allroundwissen, gleichsam fotografischem Gedächtnis und besonderem Talent für Schlussfolgerungen, die ins Schwarze treffen. Peter Shaw, der Zweite Detektiv, ist vielleicht nicht ganz so schlau wie Justus, aber er ist ein hervorragender Sportler, meist guter Dinge und seinen Freunden treu ergeben. Bob Andrews kümmert sich um Recherchen und Archiv. Er ist ruhig und bedacht, nicht so athletisch wie Peter, aber beherzt und wagemutig.
Dieses Abenteuer bestehen die drei ??? nicht in ihrem heimatlichen Rocky Beach, sondern in einer verschlafenen Kleinstadt (dies ist, bitte sehr, einmal sogar wörtlich zu nehmen!). Sie stoßen dort auf einen Toten, der vor Jahrtausenden bestattet wurde – doch es hat den Anschein, als finde er keine Ruhe im Grab. Sie lernen eine Gruppe von Wissenschaftlern kennen, die eigenartige, geheimnisumwitterte Forschungen betreiben. Und dann landen die Jungen als Gefangene in einer finsteren Gruft!
Doch ich werde nicht schon hier alle Überraschungen preisgeben. Wenn ihr das Abenteuer miterleben wollt, dann macht euch an die Lektüre!
Albert Hitfield
»Geht es jetzt wieder?«, fragte eine weibliche Stimme.
Justus Jonas blieb stehen und lauschte.
An diesem Nachmittag war alles in Nebel gehüllt. Nebel dämpfte den Verkehrslärm von der Uferstraße her und hing wie ein Vorhang zwischen dem Gelände der Firma »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas« und den Häusern auf der anderen Straßenseite. Justus empfand den Nebel als Bedrückung. Es schien ihm, als sei er einsam und verlassen in einer kalten Welt.
Doch da hatte soeben jemand gesprochen und nun waren auch Schritte zu hören. Draußen, gleich bei der Einfahrt zum Schrottplatz, näherte sich jemand.
Dann sprach ein Mann, und ein Paar tauchte auf, das sich im trüben Licht wie Schatten bewegte. Der Mann hielt sich vornübergebeugt und er ging mit langsamen, schleifenden Schritten. Die Frau – eher noch ein Mädchen – war sehr schlank und trug langes blondes Haar.
»Hier können Sie sich setzen«, sagte sie und geleitete den Mann zu einer Sitzbank beim Büro. »Ruhen Sie sich aus. Sie hätten mich fahren lassen sollen. Es war zu viel für Sie.«
»Kann ich helfen?« Justus trat zu den beiden hin.
Der Mann fasste sich an die Stirn und sah sich wie betäubt um. »Wir suchen … wir wollen …«
Er griff nach der Hand der jungen Frau. »Fragen Sie«, sagte er. »Erkundigen Sie sich, wo wir … wie wir …«
»Zur Harborview Lane, bitte«, sprach die junge Frau Justus an. »Wir müssen in die Harborview Lane.«
»Die ist dort drüben – ein Stück auf der Autobahn und dann beim Sunset Boulevard rechts ab«, erklärte Justus. »Aber hören Sie, wenn Ihr Begleiter sich nicht wohlfühlt, hole ich erst einen Arzt und …«
»Nein!«, wehrte der Mann ab. »Nicht jetzt! Wir kommen sowieso zu spät!«
Justus beugte sich zu dem Mann hinunter. Er sah in ein aschgraues, schweißbedecktes Gesicht.
»Müde …«, sagte der Mann. »Ich bin so müde …« Er presste die Hände an die Stirn. »Und diese Kopfschmerzen!« Es klang betroffen und angstvoll. »Ganz ungewohnt! Ich habe doch niemals Kopfschmerzen.«
»Bitte, lassen Sie mich einen Arzt rufen!« Justus hatte erkannt, dass dies ein Notfall war.
Der Unbekannte richtete sich mühsam auf. »Es geht gleich wieder. Nur kann ich jetzt nicht … jetzt nicht …«
Er sackte gegen die Mauer des Büros zusammen und sein Atem ging schwer und stockend. Dann verzerrte sich sein Gesicht. »Dieser Schmerz …«, stieß er hervor.
Justus griff nach der Hand des Mannes. Sie fühlte sich kalt und feucht an. Der Blick des Mannes war auf Justus gerichtet. Die Augen waren starr und weit geöffnet.
Mit einem Mal war es vor dem Schrottplatz unheimlich ruhig.
Die junge Frau beugte sich über den Mann. Sie weinte.
Auf dem Asphalt erklangen energische Schritte und Justus’ Tante Mathilda kam zum Tor heraus. Sie sah den zusammengesunkenen Körper auf der Bank und das Mädchen daneben. Sie sah Justus, der vor der Bank kauerte.
»Justus, was ist denn?«, fragte Tante Mathilda. »Ist etwas passiert? Soll ich einen Krankenwagen kommen lassen?«
»Ja«, antwortete Justus. »Tu das bitte. Aber es wird wohl nichts mehr nützen. Ich glaube, der Mann ist tot!«
Später erinnerte sich Justus an Aufregung und Hektik, Blaulicht und heulende Sirene, hastende Menschen im Nebel. Das blonde Mädchen weinte in Tante Mathildas Armen. Neugierige drängten sich vor dem Einfahrtstor zum Schrottplatz, und als die Trage in den Krankenwagen geschoben wurde, herrschte betroffenes Schweigen. Dann kam noch ein Polizeiauto an, und Justus und Tante Mathilda fuhren in die Klinik, das blonde Mädchen zwischen sich auf dem Sitz.
Justus kam das alles vor wie ein böser Traum, düster und unwirklich.
Aber die Klinik war schonungslose Wirklichkeit: der Flur, auf dem Leute vorübereilten, der Warteraum mit schlechter, verqualmter Luft. Justus, Tante Mathilda und das blonde Mädchen saßen da und blätterten in alten Zeitschriften. Nach endlos scheinender Wartezeit kam ein Arzt.
»Es tut mir leid«, sagte er zu dem Mädchen. »Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Manchmal ist es … ist es besser so. Sie gehören nicht zur Familie, oder doch?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wir werden eine Obduktion vornehmen«, sagte der Arzt. »Ich bedaure, Ihnen dies sagen zu müssen. Das ist üblich bei unerwarteten Todesfällen, wenn kein Arzt anwesend war. Wahrscheinlich war es ein Gehirnschlag – ein geplatztes Blutgefäß im Kopf. Die Obduktion wird das zeigen. Wissen Sie, wie wir die Angehörigen erreichen können?«
Sie schüttelte wieder den Kopf. »Nein. Ich muss erst bei der Stiftung anrufen.«
Sie fing an zu schluchzen, und eine Krankenschwester kam und führte sie weg. Justus und Tante Mathilda warteten weiter. Nach langer Zeit kam das Mädchen zurück. Sie hatte vom Schwesternzimmer aus telefoniert.
»Von der Stiftung kommt jemand hierher«, berichtete sie Justus und Tante Mathilda.
Justus fragte sich, was das für eine Stiftung sein mochte, aber er schwieg. Tante Mathilda meinte, nun hätten sie alle eine Tasse guten, starken Tee nötig. Sie nahm die junge Frau beim Arm und geleitete sie aus dem Wartezimmer und über den Flur zum Café der Klinik.
Eine Zeit lang saßen sie stumm da und tranken Tee. Schließlich fing das Mädchen zu sprechen an.
»Er war ein so netter Mensch«, sagte sie. Mit leiser Stimme redete sie weiter und starrte dabei auf ihre rauen Hände mit den rissigen, abgeknabberten Fingernägeln. Der Tote war Dr. Karl Birkensteen, ein namhafter Genetiker. Er hatte bei der Spicer-Stiftung gearbeitet und an Tieren erforscht, ob sich bestimmte Versuche auf ihre Intelligenz – und die ihrer Nachkommen – auswirkten. Das Mädchen arbeitete ebenfalls in jenem Institut, als Tierpflegerin.
»Ich habe von der Spicer-Stiftung gehört«, sagte Justus. »Das Institut liegt doch an der Küste, nicht? In der Nähe von San Diego?«
Sie nickte. »Es ist in einer kleinen Stadt in den Bergen, an der Straße, die in der Wüste endet.«
»Die Stadt heißt Citrus Grove«, sagte Justus.
Da lächelte das Mädchen zum ersten Mal. »Ja. Dass du das weißt! Citrus Grove ist nicht vielen Leuten bekannt. Sogar wenn sie schon von der Stiftung gehört haben, ist ihnen der Ortsname selten geläufig.«
»Justus liest sehr viel«, erklärte Tante Mathilda, »und er erinnert sich hinterher an fast alles. Aber ich kenne weder die Stadt noch die Stiftung. Was ist das?«
»Es ist eine Institution zur Förderung unabhängiger wissenschaftlicher Forschungsarbeit«, begann Justus. Es hörte sich an, als doziere ein Universitätsprofessor über ein wenig bekanntes Thema. Diese Art hatte Justus an sich, wenn er anderen etwas erläutern musste. Tante Mathilda war daran gewöhnt, und ihr schien es gar nicht mehr aufzufallen, aber das blonde Mädchen sah den Ersten Detektiv staunend an.
»Abraham Spicer hatte einen Kunststoffbetrieb«, fuhr Justus fort. »Die Firma stellte Haushaltsartikel her. Das Geschäft ging ausgezeichnet. Aber sein ursprüngliches Ziel, nämlich Physiker zu werden, konnte Spicer nicht verwirklichen. Daher verfügte er, dass nach seinem Tod das Firmenvermögen von einem Treuhänder verwaltet werden sollte. Der erwirtschaftete Gewinn fließt einer Stiftung zu, um Naturwissenschaftlern neuartige, vielleicht sogar revolutionäre Forschungen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet zu ermöglichen.«
»Redest du denn immer so?«, fragte das Mädchen.
Tante Mathilda lächelte. »Viel zu oft, wie ich finde. Das kommt wahrscheinlich vom vielen Lesen.«
»Oh«, sagte das Mädchen. »Schön. Das finde ich ganz gut. Ich habe noch nicht einmal meinen Namen genannt. Ich heiße Hess. Eleanor Hess. Na, das ist ja nicht wichtig.«
»Natürlich ist das wichtig«, befand Tante Mathilda.
»Aber Sie müssen nicht denken, ich sei etwas Besonderes. Ich bin nicht berühmt, eigentlich gar nichts.«
»Das heißt noch lange nicht, dass Sie niemand sind«, entgegnete Tante Mathilda sehr bestimmt. »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Eleanor Hess. Ich bin Mathilda Jonas, und das ist mein Neffe, Justus Jonas.«
Eleanor Hess lächelte. Dann wandte sie schnell den Kopf ab, als sei sie darauf bedacht, nicht zu viel von sich preiszugeben.
»Erzählen Sie uns von Ihrer Arbeit bei der Spicer-Stiftung«, forderte Tante Mathilda das Mädchen auf. »Sie sagten, Sie seien Tierpflegerin. Was für Tiere betreuen Sie denn?«
»Versuchstiere eben«, sagte Eleanor Hess. »Weiße Mäuse und Schimpansen und ein Pferd.«
»Ein Pferd?«, wiederholte Tante Mathilda. »Ein Pferd ist im Labor untergebracht?«
»O nein. Bella hat eine Box in einem Stall für sich. Aber sie ist wirklich ein Versuchstier. Dr. Birkensteen hat ihre Mutter mit Isotopen bestrahlt – oder so etwas Ähnlichem. Jedenfalls hat sich das auf ihre Chromosomen ausgewirkt. Ich verstehe nichts von diesen Dingen, aber für ein Pferd ist Bella wirklich sehr klug. Sie kann rechnen.«
Tante Mathilda und Justus machten große Augen.
»Oh, keine schwierige Mathematik«, stellte Eleanor schnell richtig. »Aber wenn man ihr zwei Äpfel hinlegt und noch drei dazu, dann weiß sie, dass das fünf Äpfel sind. Und dann stampft sie fünfmal mit einem Vorderhuf auf. Natürlich, so etwas Besonderes ist das nicht, aber Pferde sind von Natur aus nicht gerade sehr klug. Ihr Gehirn ist nicht dafür gebaut. Dr. Birkensteens Schimpansen sind dagegen hochintelligent. Sie können Zeichensprache lernen und damit recht komplizierte Dinge ausdrücken.«
»Aha«, meinte Tante Mathilda. »Und was hatte Dr. Birkensteen mit diesen Tieren vor, nachdem er sie so sorgfältig dressiert hatte?«
»Er wollte erreichen, dass die Fähigkeiten der Menschen sich weiterentwickeln. Da muss man bei Tieren anfangen, nicht wahr? Mit Kleinkindern kann man ja keine Versuche machen, oder?«
Tante Mathilda überlief ein Schauder.
Eleanor blickte zur Seite, wieder ganz eingesponnen in Schüchternheit und Hemmungen. »Sie müssen nicht hier bei mir bleiben und warten«, sagte sie. »Sie waren wirklich sehr nett, aber jetzt komme ich schon zurecht. Dr. Terreano und Mrs Collinwood werden bald hier sein, und sie können dann mit dem Arzt sprechen und … und …«
Sie senkte den Kopf und wieder flossen die Tränen.
»Ruhig, Kind«, tröstete Tante Mathilda leise. »Natürlich bleiben wir noch so lange hier.«
Und so blieben sie, bis ein großer, hagerer Mann mit grauem Haar in das Café kam. Eleanor stellte ihn als Dr. Terreano vor. Er hatte eine mollige Frau bei sich, etwa sechzig Jahre alt, die auffällige falsche Augenwimpern und eine flammendrote Lockenperücke trug. Das war Mrs Collinwood, und sie nahm Eleanor mit hinaus zum Auto, während Dr. Terreano sich auf die Suche nach dem Arzt machte, der sich um Dr. Birkensteen gekümmert hatte.
Tante Mathilda schüttelte den Kopf, als sie wieder mit Justus allein war. »Sonderbare Leute!«, ereiferte sie sich. »Man stelle sich vor – mit Tieren Versuche machen, um ihr Erbgut zu verändern. Dieser Terreano, der vorhin herkam – was denkst du, was er treibt?«
»Ebenfalls irgendwelche Forschungen, wenn er zur Spicer-Stiftung gehört«, meinte Justus.
Tante Mathilda runzelte die Stirn. »Sonderbare Leute«, wiederholte sie. »Und diese Stiftung – das gefällt mir gar nicht. Wenn solche Forscher erst einmal anfangen und ihre Nase überall hineinstecken, dann weiß man nie, wo das hinführt! Unnatürlich ist das! Das kann in einer Katastrophe enden!«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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