DIE ECHOS VON EDEN. Empfohlen von Erich von Däniken - Paul Wallis - E-Book

DIE ECHOS VON EDEN. Empfohlen von Erich von Däniken E-Book

Paul Wallis

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Beschreibung

Vom Autor der Bestseller FLUCHT AUS EDEN und DIE NARBEN VON EDEN. Der neue britische Däniken, vom Schweizer Däniken empfohlen und hoch gelobt! Uralte Geschichten aus aller Welt beschreiben Wesen, die wir heute als Außerirdische bezeichnen würden. Welche Geheimnisse verbergen sich sonst noch in den Erzählungen unserer Vorfahren in aller Welt? Von Senatsbesprechungen in Washington/DC bis hin zu geheimen Zeremonien im südlichen Afrika, von seltsamen Phänomenen in Australien und im Irak bis hin zu mysteriösen Begegnungen im modernen Brasilien und im antiken Griechenland – DIE ECHOS VON EDEN führt Sie rund um den Globus, um herauszufinden, warum sich Militär, Geheimdienste und andere Regierungsbehörden so sehr für Archäologie, indigene Rituale und traditionelle Initiationspraktiken interessieren. Welcher Zusammenhang besteht zwischen höheren kognitiven Fähigkeiten wie Fernwahrnehmung und Medialität sowie Alien-Kontakten in tiefer Vergangenheit? Und welche Auswirkungen hat das auf Sie und mich? »Paul ist es mit seiner Eden-Reihe gelungen, tief in die Macht des Geistes einzutauchen, um Unglaubliches zu vollbringen.« – George Noory, Moderator von Coast to Coast PAUL WALLIS war Erzdiakon der anglikanischen Kirche und bildete Pfarrer in der theologischen Auslegung der Schriften aus, bevor er auf Zusammenhänge stieß, die ihn veranlassten, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Er schrieb Flucht aus Eden, einen weltweiten Bestseller, gründete The 5th Kind und wurde zu einer regelmäßigen Stimme auf GAIA TV. Aufgewachsen in England, studierte er in Großbritannien, Italien und Brasilien, lebte zehn Jahre lang in Kanada und wohnt inzwischen mit seiner jungen Familie in Canberra, Australien. ERICH VON DÄNIKEN sagt über Paul Wallis: »Er ist einer meiner besten Kollegen, eine intelligente und kluge Persönlichkeit und ein wirklich brillanter Buchautor. Seine Art, die Dinge zu sehen, seine Argumente, seine Anregungen und auch seine vielen Beweise sind erhellend. Er bringt uns ein neues Verständnis der Welt und der Religion. Und Paul hat eine Art zu sprechen, die jeder verstehen kann. Ich habe den allergrößten Respekt vor ihm.« WAS ANDERE PROMINENTE ÜBER PAULS BÜCHER SAGEN: »Paul Wallis nimmt uns mit auf eine Reise, die wir nie vergessen werden. Die unglaublichen Möglichkeiten unserer eigenen Existenz... Was ERINNERUNGEN AN DIE ZUKUNFT für Dänikens Generation war, sind Pauls Bücher für unsere Generation!« George Noory – Coast to Coast »Pauls Witz und Bescheidenheit werden nur noch übertroffen von seinem tiefen Wissen über die esoterische Natur der menschlichen Geschichte und die Ursprünge der Menschheit. Ich empfehle nachdrücklich die Lektüre seiner Bücher, um eine ganzheitliche Perspektive zu gewinnen, die Spiritualität und Religion auf elegante Weise mit dem höheren Bewusstsein verbindet.« Jay Campbell – Forscher, Bestsellerautor »Faszinierend! Eine Pflichtlektüre für alle, die nach Antworten suchen! Paul beweist einmal mehr, dass menschliche Zivilisationen von Anfang an durch Besucher von den Sternen beeinflusst wurden.« Matthew LaCroix – Bestsellerautorin »Paul erweist uns allen einen mutigen Dienst, indem er die Bibel aus der Perspektive anderer Traditionen und Religionen betrachtet. So gibt er uns eine neue Perspektive auf die Schöpfung und die Technologie des Menschen.« Sean Stone – Schauspieler, Moderator »Eine ausgezeichnete Lektüre. Paul verschafft den Stimmen Gehör, die in der Vergangenheit zum Schweigen gebracht und beschämt wurden.« Joshua Banks – Filmregisseur »Platon, Sokrates und andere haben die Wahrheit aufgezeichnet. Der beste Mensch, den wir kennen, der diese Wahrheit uns allen vermitteln und die ganze Geschichte erklären kann, ist Paul Wallis. Er bringt uns so viel Wissen!« Steven und Evan Strong – Autoren von »Out of Australia« und »Mary Magdalene's Dreaming«

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Australische Originalausgabe:

Echoes of Eden. What Secrets of Human Potential Were

Buried with Our Ancestor’s Memories of ET Contact?

Deutscher Erstdruck im AMRA Verlag

Auf der Reitbahn 8, D-63452 Hanau

Hotline: + 49 (0) 61 81 – 18 93 92

Kontakt: [email protected]

Herausgeber & Lektor

Michael Nagula

Einbandgestaltung

Guter Punkt

Layout & Satz

Birgit Letsch

Druck

CPI books GmbH

ISBN Hörbuch-CD 978-3-95447-638-1

ISBN Hardcover 978-3-95447-636-7

ISBN eBook 978-3-9544a7-637-4

Copyright © 2022 by Paul Wallis & Paul Wallis Books

Originally published in 2022 by the Author, Canberra, NSW.

Copyright German Language © 2022 by AMRA Verlag & Records

German Language Edition published by Arrangement with the Author.

Copyright der Bildelemente © 2022 by Getty Images Plus/iStock

Verwendet wurden für Cover & Interior: ToivoMedia (903270320),

Yuri_arcurs (520467801) und Sophia Floerchinger (1288395980).

Vom selben Autor sind außerdem im AMRA Verlag erschienen:

Flucht aus Eden. Mit einem exklusiven Vorwort von Erich von Däniken

Die Narben von Eden. Hoch gelobt & empfohlen Erich von Däniken

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Inhalt

Einleitung: Meine eigene Nahbegegnung

1 Als Troy entführt wurde

2 Drachen und Lehrer

3 Seans Baby

4 Kookaburras und Wurmlöcher

5 Begraben, aber nicht vergessen

6 Lange Haare und Weitblick

7 Seher und Gläubige

8 Verschleierung der Tatsachen

9 Tod und Wiedergeburt

10 Das Große Experiment und die Große Ausmerzung

11 Schweigen und Uminterpretieren

12 Diagnose: ET-Kontakt

13 Die tiefere Wahrheit

14 Grenzen überschreiten

Danksagung

Stimmen zum Buch

Über den Autor

Einleitung: Meine eigene Nahbegegnung

Zehn, neun, acht …

»Du wachst auf.«

Sieben, sechs, fünf …

»Du kannst deinen ganzen Körper spüren.«

Vier, drei, zwei …

»Du liegst auf der Couch und fühlst dich ausgeruht.«

Und eins …

»Öffne deine Augen. Du bist jetzt hellwach und erfrischt.«

Ich fühle mich tatsächlich sehr wohl, wach und völlig munter, wenn auch seltsam schwer und ziemlich hungrig. Das Licht blendet mich, als ich meine Augen öffne, und ich muss blinzeln, um mich wieder zu konzentrieren. Es ist ein verletzliches Gefühl, derjenige zu sein, der benommen daliegt, während die andere Person ruhig und gefasst neben einem sitzt.

Sie macht sich Notizen. Ich höre das Kratzen des Stifts auf dem Papier, als ich mich aufsetze und meine Sinne in den gegenwärtigen Augenblick zurückkehren.

Meine Arbeit befasst sich mit der Paläokontakt-Theorie, die davon ausgeht, dass unsere Vorfahren in ferner Vergangenheit Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen hatten. Es fühlt sich an, als hätte ich mein Leben in die eigenen Hände genommen, indem ich mich öffentlich mit einem Thema befasse, das die meisten Menschen, milde ausgedrückt, ein wenig schräg finden. Aber das, was ich soeben erlebt habe, hat den Einsatz noch weiter erhöht. Mein Einstieg in die Welt der ET-Kontakte begann unerwartet, während ich mich ganz meiner Arbeit in der anglikanischen Kirche widmete. Ich war als Gemeindeberater und in der Pfarrerausbildung tätig. Bei Letzterem lag mein Schwerpunkt auf der Bibelübersetzung und der Auslegung alter Texte. Diese Arbeit machte mir Freude, und es war schön, in einem Bereich tätig zu sein, in dem ich mir schon zahlreiche Fähigkeiten und Fachkenntnisse angeeignet hatte.

Doch dieses Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit sollte sich bald ändern. Als ich mich mit verschiedenen Übersetzungsanomalien im Buch Genesis beschäftigte, überraschten mich die Daten über die Wurzelbedeutung verschiedener Schlüsselwörter in den alten Texten. Zu meiner großen Überraschung führten mich diese mir zuvor unbekannten Informationen allmählich, aber unaufhaltsam zu einer für mich damals überraschenden Schlussfolgerung: Viele der vertrauten biblischen Genesis-Erzählungen, die auch ich lange Zeit als Geschichten über das Handeln Gottes interpretiert hatte, haben höchstwahrscheinlich eine ganz andere Bedeutung. Und ich konnte gar nicht anders, als dem Weg zu folgen, auf den diese Daten mich führten.

Während meines monatelangen Rückzugs in meine Garten-Studierstube, einen umgebauten hölzernen Seecontainer neben unserer Einfahrt, tauchte ich in ein Meer von antiken Quellen ein. Dabei wurde mir klar, dass ich auf eine geheime Welt der ET-Kontakte und UFO-Nahbegegnungen gestoßen war, die sich in den biblischen Schöpfungsberichten verbargen. Als ich die biblischen Berichte mit den Mythologien anderer Kulturen und den mündlichen Überlieferungen der indigenen Völker verglich, wurde das Bild immer deutlicher. Die Schöpfungserzählungen unserer Vorfahren sind voller Paläokontakte!

Dieser persönliche Paradigmenwechsel vollzog sich bei mir sehr schnell und hatte tiefgreifende Auswirkungen auf mein Leben und meine Arbeit. Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Welt, in der ich aufwachte, eine ganz andere ist als die, in der ich eingeschlafen war. Aber während ich jetzt tief durchatme, meine Schläfen massiere und mich auf der Couch in Barbara Lambs Behandlungszimmer aufsetze, kann ich Ihnen eines mit Sicherheit sagen: Außerirdische in alten Überlieferungen zu finden ist eine Sache – aber ihnen im eigenen Leben zu begegnen, ist noch mal eine ganz andere Geschichte!

Ich mache mir keine Illusionen darüber, wie schwer es den meisten Menschen fällt, das Thema ET-Kontakte ernst zu nehmen, und ich habe gewiss keine Ambitionen, der nächste Whitley Strieber zu werden. Falls Sie Whitley Strieber nicht kennen: Er war lange Zeit das Aushängeschild für ET-Nahbegegnungen der traumatischen Art. Larry King machte sich in seiner kultigen Talkshow über Whitley lustig, der öffentlich geschildert hatte, wie er von andersweltlichen Besuchern auf höchst intime und unangenehme Weise untersucht worden war. Whitley musste lange warten, bis die Welt bereit war, ihm respektvoll zuzuhören. Seine berüchtigten Nahkontakte ereigneten sich 1985, im selben Jahr, in das ich gerade bei meiner Regressionssitzung mit Barbara zurückgereist war. Ich sollte Ihnen jedoch gleich sagen, dass ich, anders als Whitley, nichts Gruseliges zu berichten habe. Wie die große Mehrheit der Menschen, die solche Erfahrungen machen, habe auch ich Dinge erlebt, die ich mir nicht erklären kann. Die Erinnerung, die ich gerade in meiner Sitzung wiedererlebte, besteht aus den ersten paar Momenten einer Begegnung, weiter nichts. Keine Pointe. Keine Untersuchung. Keine Analsonde. Und doch hat mich die Wirkung dessen, was ich Ihnen jetzt mitteilen werde, gezwungen, mit der gleichen Frage zu ringen, die sich Whitley vor vierzig Jahren stellte: »Wie findest du wieder in dein Alltagsleben zurück, wenn deine ganze Welt sich total verändert hat?«

Mein Bedürfnis, zu verstehen, hat mich um die ganze Welt geführt, und an jedem Ort in jedem Land, das ich besuche, und aus jeder indigenen Erzählung höre ich ein ähnliches Lied heraus. In Gesellschaft von Stammesältesten werde ich Zeuge traditioneller Initiationszeremonien. In deutlicher Resonanz dazu stehen die persönlichen Erfahrungsberichte der Männer und Frauen, die sich mit ihren eigenen seltsamen Begegnungen und Erlebnissen an mich wenden. Hüter indigener Überlieferungen teilen mir die Geschichten ihrer Ahnen mit und verweben dabei Themen wie die Paläokontakte mit uralten Methoden zur Freisetzung des menschlichen Potenzials. Während ich all diese Puzzlestücke zusammensetze, lerne ich, dass die menschliche Geschichte – sei sie schriftlich oder mündlich überliefert – eine Schatzkammer von Offenbarung und Unterdrückung, von Geheimnissen und deren Enthüllung ist. Im Laufe der Geschichte geschieht es offenbar immer wieder, dass diejenigen, die das meiste Gold finden, es oft schnell wieder in ihren eigenen Gewölben und Festungen verbergen. Auf unserer gemeinsamen Reise durch dieses Buch werden Sie und ich feststellen, dass das Gold der Erinnerung unserer Vorfahren genau dem gleichen Muster folgt.

Dass ich mich diesem Thema widme, hat mich Einkommen, Ansehen und ein paar Freunde gekostet. Aber, Hand aufs Herz, ich würde diese Reise um nichts in der Welt missen wollen. Ich betrachte es als Privileg, mit Ihnen alles zu teilen, was ich dabei herausgefunden habe. Während ich an meinem Schreibtisch sitze und überlege, wie ich das alles am leichtesten für Sie zugänglich machen kann, komme ich zu dem Schluss, dass ich Ihnen am besten die Menschen vorstelle, denen ich begegnet bin – Menschen mit ET-Erfahrungen und UFO-Forscher, Gelehrte und Weise, alte und moderne.

Kommen Sie, besuchen Sie mit mir traditionelle Älteste und Hüter kostbaren Wissens, die uns ihre Geheimnisse offenbaren. Lassen Sie uns gemeinsam den jahrhundertealten Schatz der Erinnerungen unserer Vorfahren heben – Erinnerungen an ET-Kontakte, die für lange Zeit in Vergessenheit geraten waren. Wir werden entdecken, von welch drängender Bedeutung diese Geheimnisse für Sie und mich heute sind. Von Senatsanhörungen in Washington werden wir zu geheimen Zeremonien im südlichen Afrika und bei den amerikanischen Ureinwohnern reisen. Wir werden seltsame Phänomene in Australien und im Irak erforschen und von mysteriösen Nahbegegnungen im modernen Brasilien und im alten Griechenland erfahren. Was wir dabei herausfinden, wird erhellen, warum Militär, Geheimdienste und andere staatliche Stellen sich im einundzwanzigsten Jahrhundert so sehr für Archäologie, indianische Riten und Einweihungspraktiken interessieren – und warum Sie und ich uns auch dringend dafür interessieren sollten. Am Ende unserer gemeinsamen Reise werden Sie sich vielleicht ebenso wie ich fragen: »Wie finde ich wieder in mein Alltagsleben zurück, wenn meine ganze Welt sich total verändert hat?«

Ein paar Seiten weiter wird deutlich werden, dass Sie und ich nicht die ersten sind, die sich diese Frage stellen. Bei weitem nicht. Sie stellt sich uns Menschen immer wieder – und zwar schon seit Jahrtausenden.

Ihr Paul Wallis

1

Als Troy entführt wurde

Arizona, USA – 2006

Vor Troys Haus in einem Vorort von Süd-Arizona parkt ein schwarzer Kleinbus. Diesen Wagen hat Troy noch nie gesehen. Am Ende eines langen Schultages ist Troy verschwitzt und müde, und er hat überhaupt keine Lust auf Gäste. Er will sich einfach nur entspannen und es ruhig angehen lassen, ohne den Freunden seiner Mutter und seines Vaters zu begegnen. Als er das Haus betritt, zieht Troy seine Schuhe aus, stellt seine Schultasche im Flur ab und geht ins Wohnzimmer. Der Anblick, der sich ihm bietet, lässt ihn innehalten. In der hinteren Ecke des Zimmers steht Troys Großvater, der seine Mutter und seinen Vater in den Arm nimmt und sie leise tröstet. Irgendetwas ist geschehen. Ist jemand gestorben? Seiner Familie gegenüber sitzen die Gäste – zwei große, streng aussehende Männer. Als Troy sich zu dem Familienkreis gesellt, bemerkt er, dass seine Stiefel neben seinem Koffer und seinem Rucksack stehen. Die Sachen wurden sorgfältig in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers bereitgelegt. Reisefertig gepackt.

Seine Mutter unterdrückt die Tränen, als sie Troy in den Kreis der umstehenden Familie zieht. »Du bist ein guter Junge, mein Sohn. Denk einfach an alles, was wir dir beigebracht haben, okay? Man wird sich gut um dich kümmern. Du gehst jetzt mit diesen Männern mit.«

Troy besucht die achte Klasse. Er ist dreizehn Jahre alt. Er hat keine Ahnung, was geschehen wird. Vierundzwanzig Stunden später starren Troy und eine kleine Gruppe von dreizehnjährigen Jungen auf einen unbekannten, bergigen Horizont. Sie befinden sich in einem anderen US-Bundesstaat, in einer Gegend, die sie nie zuvor gesehen haben, und sie haben keine Ahnung, was mit ihnen geschehen wird. »Ihr müsst euch Wasser, Essen und eine Unterkunft suchen. Wir kommen euch wieder besuchen … nach einer Weile.«

Nach einer Weile? Was bedeutete das? Stunden? Tage? Wochen? »Als Erstes solltet ihr Jungs Trinkwasser finden.«

Mit diesen wenigen Worten lassen die beiden streng dreinblickenden älteren Männer die verwirrten Jungen zurück. Während sie zusehen, wie das Fahrzeug in der Ferne verschwindet, dämmert den Jungen, dass sie entweder sterben oder in Windeseile eine ganze Reihe neuer Überlebensfähigkeiten erlernen müssen. Hier und jetzt müssen sich Troy und seine jugendlichen Kameraden das Wissen aneignen, das es ihren Vorfahren ermöglichte, über Zehntausende von Jahren in diesem Land zu überleben, trotz aller Herausforderungen und Ungewissheiten. Sie müssen sich das wichtigste Wissen des Volkes der Navajo selbst aneignen, und zwar von Grund auf.

Als Troy seine Eltern das nächste Mal sieht, ist er nicht mehr derselbe. Nach drei Monaten karger Ernährung, Barfußlaufen und Leben im Freien hat sich Troys Körper merklich verändert. Er ist größer, stärker und schlanker geworden. Seine Füße sind aus den Schuhen herausgewachsen, und sein Körper ist aus der Kleidung herausgewachsen. In der Wildnis mussten Troy und seine Altersgenossen lernen, wie sie ihre Kleidung selbst herstellen und ihre Mokassins selbst nähen. Troys Fußsohlen sind jetzt härter. Sein Haar ist länger. Seine Stimme ist tiefer, und er redet weniger. Sehr zum Leidwesen von Troys Schulfreunden haben sich Troys Vorlieben, was Essen und Trinken angeht, verändert, seit sie ihn das letzte Mal sahen. Die typische dickmachende Kost aus zuckerhaltigen Getränken und Junk Food, die so oft das soziale Leben von Teenagern bestimmt, ist für ihn nahezu ungenießbar geworden. Schon einen Burger zu essen oder eine Cola zu trinken, ist nun eine echte Herausforderung. Obwohl seine Schulfreunde froh sind, ihn wieder zu Hause zu haben, zögern sie nicht, Troy zu sagen, dass er sich verändert hat. Er hat einen tiefgreifenden Initiationsprozess hinter sich. Draußen in der Wüste hat er sich Ritualen unterzogen, die über Jahrtausende entwickelt und verfeinert wurden. Ihr Zweck ist es, den Jungen mitzunehmen und ihn als Mann zurückzubringen. Allerdings ist dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Denn das monatelange Bootcamp, das Troy gerade durchlaufen hat, ist nur das erste von vielen.

In traditionellen Kulturen überall auf der Welt wird dieser Zeitpunkt in der Entwicklung eines Jungen gewählt, um ihn von der Sicherheit des Elternhauses loszulösen und ihn mit der Weisheit seiner Ahnen bekannt zu machen. Es ist der Beginn des Übergangs zum Erwachsensein. Auf diese Weise werden die jungen Männer in der großen weiten Welt willkommen geheißen. Ich glaube, dass wir in der westlichen Mainstream-Kultur spüren, wie sehr uns solche Riten des Übergangs fehlen. Ohne diese gezielt durchgeführten Zeremonien und Riten sind wir davon abhängig, dass die Zufälle des Lebens uns ab und zu Momente der Initiation liefern. Das kann unser erster Job sein, der erste Bankkredit, die Bewältigung einer Krise, das Überleben eines Unfalls, ein körperlicher Angriff, eine Verletzung oder ein persönlicher Verlust. Oder wir unternehmen eine Rucksack-Weltreise, ziehen in eine andere Stadt, knüpfen neue Freundschaften, verlieben uns, binden uns an einen Partner, die Geburt eines Kindes – Momente wie diese bieten uns die Chance, zu wachsen und unser Wissen über die Welt um uns herum zu erweitern und zu vertiefen. Manche Menschen, die mich für ein persönliches Coaching aufsuchen, tun dies, weil sie gerade einen ebensolchen Übergang durchlaufen.

Andere wenden sich an mich, weil sie mit einer bizarren oder anomalen Erfahrung konfrontiert wurden. Es ist etwas Unerwartetes geschehen, das ihnen die Augen für eine neue Realität geöffnet hat. Sie kommen zu mir, weil sie sich orientierungslos fühlen und niemanden haben, der sie in eine Lebensweise einweiht, die ihrer nun stark veränderten Welt angemessen ist. Meine Aufgabe als Coach ist es dann, ihnen dabei zu helfen, den verwirrenden Teil ihrer Reise zu verarbeiten und sich neu zu orientieren. Manche Menschen werden durch eine spirituelle Notsituation, eine paradigmenverändernde Entdeckung oder einen ET-Kontakt in unbekanntes Terrain katapultiert. Allein auf sich gestellt, ohne Zeugen, die das Mysteriöse miterlebten, ohne Hilfe, mühen manche Menschen sich jahrzehntelang ab, mit dem klarzukommen, was sie gesehen und gehört haben.

Mein Freund John ist ein Beispiel für dieses Muster. John ist ein Veteran der U.S. Army und ein echter Gentleman. Die Begegnungen mit der Anderswelt während seiner Einsätze in Afghanistan und im Irak haben bei ihm ein Gefühl sozialer Entwurzelung und eine PTBS hinterlassen, eine posttraumatische Belastungsstörung. Er ringt mit Fragen zum Ursprung der Menschheit und zum Paläokontakt und nahm deshalb Kontakt mit mir auf. Ich bin sicher, John ist Ihnen auf Anhieb sympathisch, wenn Sie ihn kennenlernen. Er wird ein paar Kapitel später unseren Weg kreuzen.

In den Bergen – 2006

Während sich Troys Augen und Ohren an die Stille und die Dunkelheit gewöhnen, beginnt er, Licht und Bewegungen wahrzunehmen. Allmählich stellen sich seine Ohren auf den schwachen Klang gedämpfter Stimmen ein.

Der heutige Abend ist ein weiterer Moment im Rhythmus der Initiation, die zu einem Teil von Troys Teenagerleben geworden ist. Inzwischen hat Troy herausgefunden, dass jede seiner Reaktionen von unsichtbaren Zeugen und Helfern beobachtet wird. Heute spürt er die Gegenwart von Weisen, die gleichzeitig anwesend und doch irgendwie weit entfernt sind. Einige dieser Zeugen sind seine Vorfahren. Andere kommen vielleicht von weiter weg, wie aus einer anderen Dimension. Dieses Aktivieren von Troys zusätzlichen Sinnen, das Einstimmen auf andere Dimensionen der Realität, ist der Beginn jener Ausbildung, durch die Troy ein Seher und Hörer für sein Volk werden wird. Bald wird er schamanische Aufgaben für die Gemeinschaft der Navajo übernehmen.

Man wird sich auf ihn verlassen, wenn es darum geht, über die vertrauten vier Dimensionen des Lebens, wie wir es kennen, hinauszublicken. Seine Bestimmung ist es, ein Wächter und Beschützer seines Volkes zu sein, der die alten Wege der Navajo pflegt und ihr lebenswichtiges Wissen über die Menschheit, unsere ferne Vergangenheit, unseren Planeten und unseren Kosmos hütet und bewahrt.

Seit der Veröffentlichung von Flucht aus Eden und Die Narben von Eden hatte ich das Privileg, mit Menschen wie Troy zusammenzusitzen, den Stammesältesten und Hütern traditioneller Kulturen, die seit Zehntausenden von Jahren das Wissen um unseren Ursprung bewahren. Was ich neu entdeckt habe, wissen diese Ältesten schon seit Generationen.

Im Laufe der Jahrhunderte haben die Kulturen, in denen ich aufwuchs – Großbritannien, Kanada und Australien – diesen Kanon indigenen Wissens absichtlich an den Rand gedrängt und mutwillig verschüttet. Das brachte es mit sich, dass meine Lernreise eine ständige Erfahrung des Überschreitens kultureller Grenzen und des Bruchs kultureller Tabus war.

Was ich hier in diesem Buch beschreibe, hat mit der Geschichte der Menschheit als der dominierenden Spezies auf dem Planeten Erde zu tun. Es berührt unsere Ursprünge ebenso wie unser gegenwärtiges menschliches Potenzial. Das Bild, das sich daraus ergibt, hat enorme Auswirkungen auf unser Leben als Individuen und unser Überleben als Zivilisation.

Je weiter ich in dieses Thema vordringe, desto klarer wird mir, warum während all der Jahrhunderte so viel Aufwand betrieben wurde, um diese Informationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Deshalb bin ich, nachdem ich gehört habe, dass Troy im zarten Alter von dreizehn Jahren in diese Welt der Geheimnisse eingeweiht wurde, so daran interessiert, den erwachsenen Troy zu treffen. Ich möchte wissen, was seitdem geschehen ist.

Vor diesem Treffen stehen jedoch noch einige andere Termine in meinem Kalender. Die hüpfenden Klingeltöne von Skype, die mich gerade an meinen Schreibtisch gerufen haben, stammen von einem alten Freund und Kollegen aus der kirchlichen Welt. Offenbar ist er mit der aktuellen Richtung meiner Forschungen wenig zufrieden und möchte »ein klärendes Gespräch«. Na, dann los …

2

Drachen und Lehrer

Canberra, Australien – 2021

»Paul, Paul, Paul!« Die Enttäuschung im Tonfall des Bischofs klingt niederschmetternd. »Wie schnell du offenbar vergessen hast, dass unser Gott der Schöpfer ist und dass Gott zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist ist! Da ist es doch klar, warum es in der Bibel eine Mehrzahl von ›Mächtigen‹ gibt! Warum also gibst du dich mit UFO-Verrückten ab?!«

Bischof Greg ist ein aufrichtiger, guter Mensch mit großem Mitgefühl, der eine warmherzige seelsorgerische Präsenz ausstrahlt. Aber mein geschätzter bischöflicher Kollege betrachtet jede Diskussion über ET-Kontakterfahrungen, sei es in der Bibel oder in der Gegenwart, als No-Go für einen Christen – erst recht für einen gestandenen älteren Kirchenmann wie mich.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich betrachte mich auch weiterhin als gläubigen Christen.

Seit meiner Veröffentlichung von Flucht aus Eden gibt es jedoch viele, die das nicht mehr tun. Als eine Frisbee-Verletzung mir Zeit und Gelegenheit gab, die moralischen und übersetzungstechnischen Anomalien des Buchs Genesis näher zu untersuchen, entfernte ich mich dabei überraschend schnell vom sicheren Boden des Konsens-Christentums.

Mehr als fünfzehn Jahre lang war ich als theologischer Dozent tätig. Ich entwickelte Schulungsprogramme für Pfingstpastoren in Großbritannien und bildete in Australien nichtkonfessionelle Pastoren aus. Meine Themen waren die Geschichte des christlichen Denkens und die Grundsätze der Hermeneutik. Im Seminar Formkritik brachte ich meinen Studenten bei, sich bei jedem Text zu fragen, um welche Art von Literatur es sich handelt, und ich zeigte ihnen, wie sie die Hinweise in den Texten selbst und in ihrem Kontext finden können. In der Quellenkritik lernten wir zu fragen: Welche Quellen wurden für den jeweiligen Text verwendet? Inwiefern weicht der Text von den Originalfassungen ab und warum? Stets gingen wir auch der linguistischen Grundfrage nach: Was genau bedeuten die Worte? Die Anwendung solcher Fragen auf die biblischen Schöpfungsgeschichten war es, die mich veranlasste, dem weißen Kaninchen zu folgen – und zwar zu den Hinweisen auf ET-Kontakte in den religiösen Schriften des Altertums. Damit verabschiedete ich mich vom Konsens des Mainstream-Christentums.

Um die wichtigsten Wendepunkte auf meiner hermeneutischen Reise zusammenzufassen:

Die Entdeckung, dass die Grundbedeutung des biblischen Wortes

Elohim

nicht »GOTT« ist, sondern »die Mächtigen«, war der erste Schritt.

Der zweite Schritt war die Erkenntnis, dass die biblischen

Elohim

-Texte eine Zusammenfassung alter sumerischer, babylonischer, akkadischer und assyrischer Erzählungen sind – also eines großen Archivs von Keilschrifttexten, in denen der Kontakt mit außerirdischen Besuchern und Kolonisatoren beschrieben wird.

Darauf folgte als dritter Schritt die Einsicht, dass diese Keilschrifttexte, die ET-Kontakte im Altertum beschreiben, den mündlichen Überlieferungen von Kulturen aus aller Welt ähneln. Alle diese Erzählungen bestätigen sich in vielen Details gegenseitig. Eins, zwei, drei, und raus bist du!

Plötzlich »draußen« zu sein, außerhalb der amtlichen Kirchenmeinung, bedeutete eine ziemliche Umstellung für mich.

»Ich bin überrascht, Paul, wie du so schnell vergessen konntest, dass unser Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Ist das nicht die offensichtliche Antwort darauf, warum es in der Bibel mehrere ›Mächtige‹ gibt? Die Mächtigen sind doch die Personen der Heiligen Dreifaltigkeit.«

Manchmal muss ich mir auf die Lippe beißen. Was in der Erklärung meines Freundes Greg fehlt, sind die Tausende von Menschen, die in den biblischen Berichten abgeschlachtet werden, in denen von den Konflikten zwischen den Elohim erzählt wird. Würden wir, wenn die Personen der Heiligen Dreifaltigkeit miteinander streiten, ein derartiges Gemetzel erwarten? Wohl kaum. Als ich diese Gedanken zum ersten Mal einigen meiner akademischen Freunde in der gehobenen Welt der Universität Oxford vortrug, hoffte ich, von ihnen etwas differenziertere Antworten zu erhalten. Das war eine vergebliche Hoffnung.

Einer von ihnen brachte es wieder einmal auf den Punkt: »Paul, wenn du ein Christ bist, dann ist es doch ziemlich irrelevant, was Kulturen außerhalb des Christentums und des Judentums über die Ursprünge des Planeten oder der Menschheit erzählen. Warum ist es wichtig, was die alten Sumerer, die Babylonier, Akkader oder Assyrer darüber sagten – ganz zu schweigen von Kulturen in Afrika oder Amerika? Die Autoren der Bibel lehnten doch ganz offensichtlich die Auffassungen dieser anderen Kulturen ab. Die biblischen Autoren sagen uns, dass Gott die Menschheit erschaffen hat. Ich meine, das ist doch die Grundlage unserer Religion, oder etwa nicht?!«

Was die Erklärung meines Oxforder Freundes nicht berücksichtigt, ist die Tatsache, dass die biblischen Geschichten, die wir einander schon so lange als Geschichten über das Wirken Gottes erzählen, in Wahrheit auf den sumerischen und anderen mesopotamischen Geschichten beruhen. Das wissen Bibelwissenschaftler, seit im neunzehnten Jahrhundert die mesopotamischen Keilschriften erstmals übersetzt wurden. Im Jahr 1835 wurde dem Engländer Henry Rawlinson, einem Offizier im Dienst der Britischen Ostindien-Kompanie, die Behistun-Inschrift im Südirak gezeigt. Sie war der Übersetzungsschlüssel zu den alten Keilschrifttafeln. In den 1870er Jahren nutzte George Smith vom British Museum diesen Übersetzungsschlüssel und verfasste sein Buch The Chaldean Account of Genesis, das auf Deutsch George Smith’s Chaldäische Genesis heißt. Darin zeigte er, dass es eindeutig ältere mesopotamische Entsprechungen zu den Texten der biblischen Genesis gibt. In den 1890er Jahren veröffentlichten die Colgate University und Nathaniel Schmidt von der Cornell University Forschungsarbeiten, mit denen noch deutlicher nachgewiesen wurde, wie sehr die Bibel sich auf Informationen aus der Literatur der alten mesopotamischen Kulturen stützte. Heute muss ein Bibelleser nichts weiter tun, als die Fußnoten der wissenschaftlicheren Bibeln zu lesen, um sich voll bewusst zu werden, aus welchen Quellen die Autoren der Bibel schöpften.

Wenn man die Sprache der Bibel nach ihren Wurzeln übersetzt, wird sonnenklar, dass die biblischen Autoren die sumerischen, babylonischen, akkadischen und assyrischen Erzählungen keineswegs ablehnten, sondern, ganz im Gegenteil, bestätigten. Und dabei handelt es sich eben nicht um Geschichten über Gott. Es sind die Erinnerungen unserer Vorfahren an die Kolonialisierung durch außerirdische Besucher. Ob Sie diese Geschichten nun glauben wollen oder nicht, ist eine andere Frage. Aber genau so steht es nun einmal in den alten Texten.

Inzwischen leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert, und ich muss sagen, dass es mich ärgert, von Bischöfen und Theologen auf dem Niveau einer Sonntagsschulstunde der ersten Klasse abgewiesen zu werden. Und um ehrlich zu sein: Ich kann nicht anders, als mich dadurch ein bisschen beleidigt zu fühlen! Mein natürlicher Instinkt will in solchen Fällen immer, dass ich zu einer heftigen Erwiderung ansetze. Ich möchte meine skeptischen Kollegen daran erinnern, dass ich, was die Auslegung biblischer Texte angeht, nun wirklich kein Anfänger bin. Ich möchte sie daran erinnern, dass ich seit fünfzehn Jahren Vorlesungen über Hermeneutik halte und seit fast vier Jahrzehnten Bibelkurse leite. Aber dann schweige ich doch lieber. Denn seit ich Flucht aus Eden und dann Die Narben von Eden veröffentlichte, habe ich in vielen Gesprächen wie diesen gelernt, dass das Problem nicht meine Fachkompetenz ist. Das Problem besteht darin, dass seit dem zweiten Jahrhundert die Frage des Paläokontakts im Christentum ein absolutes Tabu ist.

Was Berichte über heutige ET-Kontakte betrifft, so drückt sich unser kulturelles Vorurteil seit Jahrzehnten in Spott und Hohn aus. Leugnen durch Lächerlichmachen ist seit den 1940er Jahren die Politik von Regierungen und Mainstream-Medien, und die Kultur des Lächerlichmachens ist in kirchlichen Kreisen genauso verbreitet wie anderswo. Als ich zu dieser paläontologischen Forschungsreise aufbrach, war jedenfalls, so viel sei gesagt, das Feedback meiner kirchlichen Kollegen nicht gerade ein Chor der Ermutigung. Doch die Bibel selbst, bestehend aus dem hebräischen Kanon und dem Neuen Testament, enthält genug Informationen, durch die das offizielle Bild schnell ins Wanken gerät – diese Vorstellung von einem angeblich sauberen, aufgeräumten Universum, in dem merkwürdigerweise jeder Planet unbewohnt ist, mit der Erde als einziger Ausnahme. Die moralischen und übersetzerischen Anomalien der Bibel genügten, um mich davon zu überzeugen, mutig dorthin zu gehen, wohin sich nur wenige Pastoren wagen.

In Wahrheit weiß jeder Prediger, dass eine offensichtliche moralische Unvereinbarkeit besteht zwischen dem Gott, den Jesus »Vater« nennt, und dem Charakter von »Gott«, »dem Herrn« oder »JHWH/Jahwe« in den hebräischen Schriften, die dem Christentum als Altes Testament bekannt sind. Die entscheidende Frage, die sich daraus ergibt, lautet: »Wie geht der Prediger mit dieser Unvereinbarkeit um?«

Diese Frage ist nicht neu. In Apostelgeschichte 15 des Neuen Testaments sind wir sozusagen live dabei, wie die wichtigsten Führer der Urkirche zusammenkommen und darum ringen, in welcher Beziehung das Christentum zum Glauben an den hebräischen Textkanon stehen soll. Nachdem die Mitglieder des Konzils von Jerusalem unter der Leitung von Jakobus, dem Bruder Jesu, sich die Zeit genommen haben, ihre Notizen zu vergleichen, gelangen sie zu der gemeinsamen Schlussfolgerung, dass Jesus den Anspruch zurückwies, die hebräischen Schriften seien unabänderliches Gesetz, das der Gottsuchende zu bejahen und zu befolgen habe. Folglich darf der Glaube an den hebräischen Kanon nicht als Grundlage für das Christentum angesehen werden. Diese Schlussfolgerung war nur möglich, weil die apostolischen Führer klar erkannten, dass Jesus sich sowohl von den Elohim-wie auch von den Jahwe-Erzählungen des hebräischen Kanons distanziert hatte. Einer der einfühlsamsten Hinweise auf diese kritische Distanz findet sich, als Jesus eine Frage an seine jüdischen Zuhörer richtet, die sich damit beschäftigt, welche Vorstellung von GOTT sie haben. Jesus fragt sie: »Ist [ein Vater] unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet?«

Für den heutigen Hörer wirkt das Bild, das Jesus heraufbeschwört, schockierend. Was veranlasste ihn dazu, ein so perverses Szenario zu entwerfen? Seinen damaligen Zuhörern war dagegen sofort klar, worauf Jesus hinauswollte, denn sie kannten das Szenario mit dem Stein und der Schlange gut. Jesus verknüpft hier nämlich zwei dramatische Szenen aus den hebräischen Texten. Das Volk Israel, unter der Führung Jahwes, ist in der Wüste in Not geraten. Es leidet unter Hunger und Durst. Eine Zeit lang hat es sich von einer täglichen Ration Manna ernährt – einer Substanz, von der es nicht weiß, was es ist. Doch nun erweist sich diese recht spärliche Nahrung als unzureichend. Sie kann die Menschen nicht auf Dauer gesund und glücklich erhalten, und außerdem fehlt es dem Volk an sauberem Trinkwasser. Als Antwort auf ihre Hilferufe gibt Jahwe den Israeliten einen Stein. Er gibt Mose Anweisungen, aus diesem Stein Wasser zu gewinnen. Das geschieht zweimal, und beim zweiten Mal sind sowohl das Volk als auch Mose, sein Anführer, dieser Notmaßnahmen überdrüssig. Als sich das Volk bei Mose über die schlimme Situation beschwert, lässt Jahwe zur Strafe Schlangen, genauer gesagt »feurige Schlangen«, auf das Volk los. Nachdem Jahwe das hungrige Volk auf diese grausame Weise angegriffen hat, ordnet er an, dass nur diejenigen, die bereit sind, das Bildnis der feurigen Schlange anzubeten, verschont werden sollen. Die anderen erwartet ein qualvoller Tod. (Sie können diese Geschichten in Exodus 17, Numeri 20 und Numeri 21 nachlesen. Momente wie diese geben uns Aufschluss darüber, warum dieses gepeinigte Volk fünf Bibelbücher später darum bittet, Jahwe durch einen menschlichen König zu ersetzen.)

Als Jesus fragt: »Ist [ein Vater] unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet?«, verspottet er also in Wahrheit die Vorstellung, das Wesen Jahwe aus diesen Geschichten könnte überhaupt ein Gott oder Vater sein. Jesus verdeutlich hier, dass der Gott, den er als Vater anspricht, nichts mit dem drakonischen, tyrannischen Jahwe aus diesem alttestamentarischen Kanon zu tun hat.

Möglicherweise überrascht es Sie zu erfahren, dass die Bibel tatsächlich voll von Geschichten über Schlangen ist – feurigen Schlangen –, eine Bezeichnung die mit dem Wort Drache austauschbar ist. An mehr als einer Stelle vergleicht Jahwe seine eigene Stärke mit der physischen Stärke anderer Drachen und Monster aus der Palette der hebräischen Untiere. An verschiedenen Stellen wird auf die Schnauze, die Flügel und die Flugfedern Jahwes hingewiesen, und jedes Mal, wenn Jahwes Nasenlöcher erwähnt werden (Ap auf Hebräisch), wird ihre große Länge beschrieben, ebenso wie die Gefahr der feurigen Zerstörung durch den »Atemstoß« aus diesen Nasenlöchern, wenn jemand Jahwes Zorn erregt. Seien wir doch mal ehrlich. Klingt das für Sie irgendwie nach dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist? Für meine Ohren klingen diese Schilderungen vielmehr nach alten Erzählungen darüber, wie die Menschen von Drachen beherrscht und tyrannisiert wurden. Diese Berichte finden sich weltweit in den Chroniken zahlreicher Kulturen. Sie erinnern mich an die von den alten Ägyptern beschriebenen Akhekh, an die Kolchis aus Georgien sowie an Kukulkan, Ququmatz und Quetzalcoatl aus Mesoamerika. Es klingt nach den Kur aus Griechenland, nach den Kuraokami, Khuzuryu und Ikuchi aus Japan oder den Kuçedra aus Albanien. Bei Spaniern und Portugiesen heißen solche Wesen Coca.

Haben Sie die phonetische Ähnlichkeit all dieser Namen bemerkt? Es gibt ein wiederkehrendes phonetisches Muster in diesen Wörtern: k-k oder k-c oder c-c oder k-ch oder q-q. Woran mag das liegen? Ich frage mich, ob es sein kann, dass derselbe Eigenname oder eine Erinnerung an denselben Klang durch diese Namen hervorgerufen wird, eine Erinnerung, die von Kulturen überall auf unserem Planeten bewahrt wird.