Die endgültige Akzeptanz - Dagmar Schenda - E-Book

Die endgültige Akzeptanz E-Book

Dagmar Schenda

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Beschreibung

Spannung, Abenteuer und Gefahren - eine Reise ins Ungewisse! Karls Zukunftspläne werden durch die Flucht seines langjährigen Weggefährten Matthias durchkreuzt, dem er sich anschließt, um ihn vor unüberlegten Handlungen zu bewahren. Dass ihre wohlbehüteten Partnerinnen Belinda und Elenor mit auf den Kontinent reisen, ist nicht nur für die beiden Männer eine Herausforderung. Die Situation spitzt sich zu, als Karl unterwegs den zwielichtigen Pathologen Mortimer wiedererkennt und er und Belinda trotz aller Vorsicht in dessen Gewalt geraten...

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Im Gedenken an meine Eltern, die mich ohne Vorbehalte liebten

Vorbemerkung der Autorin

Es schien mir sinnvoll, die Aktionen, die sich aus den beiden ersten Bänden dieser Trilogie entwickelten, auf die bekannten Schauplätze einzuschränken und nur durch wenige neue zu beleben. Mir ist die Fahrt zum Fährhafen von Dover, die Überfahrt als solche und die weitere Reise ab Calais ins Ruhrgebiet bestens vertraut; so ließen sich gewisse Örtlichkeiten vorzüglich einbinden. Angekommen in meiner Heimatstadt fand sich dann ein perfekter zusätzlicher Schauplatz, wobei eine gewisse Anpassung für den Verlauf der Geschehnisse auch hier unumgänglich war.

Indes war es aufgrund der Freundschaft zwischen Desmond und mir möglich, Gesetze und Rechtsprechung innerhalb der Vampirgesellschaft korrekt wiederzugeben.

Was Karl und Matthias betrifft … ich befürchte, sie werden ihrer Heimatstadt auf Dauer den Rücken kehren, finden sie doch auf der britischen Insel eine gesellschaftliche Struktur für ihresgleichen, die hier nicht anzutreffen ist. Jedenfalls haben jahrelange Recherchen meinerseits – sowohl in der Stadt am Fluss als auch im gesamten Umland – zu keinem Ergebnis geführt.

Der Gedanke, durch den Weggang der beiden einzigen, einst hier ansässigen Vampire, den Kontakt zu dieser Spezies zu verlieren, schmerzt mich.

Sollten Sie Karl, Matthias oder ihren Weggefährtinnen bei einem ihrer seltenen Besuche begegnen … lassen Sie es mich wissen.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Band 1

Band 2

Prolog

Im August siebzehnhundertsiebenundvierzig verschwanden im Umkreis von wenigen Kilometern mehrere Personen.

Etwa zehn Jahre zuvor hatte die fremdländische Amanda ein kleines Haus am Rande des Dorfes gemietet. Dort zog sie das neugeborene Kind ihrer Tochter auf. Als aus dem Ausland zugereiste Alleinstehende, wurde sie von den Dorfbewohnern mit Argwohn betrachtet. Ihre Kenntnisse in der Kräuterheilkunde taten ein Übriges. Mied man tagsüber Begegnungen mit ihr, suchten nachts Personen beiderlei Geschlechts sie nur allzu gern auf, um Tinkturen, Säfte und Salben für manches Unwohlsein zu erwerben. Trotz zahlreicher Hilfen bei Krankheit, zollten ihr die Mitmenschen keinerlei Anerkennung.

Nun fand der Bauer, der den fälligen Mietzins kassieren wollte, das Haus verlassen vor. Der Betrag lag auf dem Tisch, nichts von den ihm gehörenden Gegenständen fehlte. Somit hegte er keinen Groll gegen die Frau und verbreitete lediglich die Kunde, die Fremde sei mit ihrem neunjährigen Enkel Matthias weitergezogen.

In dem nahe dem Dorf gelegenen Kloster fehlte der Mönch Ambrosius bei der Morgenandacht. Auch ihn hatte es, vor einem Jahrzehnt aus England kommend, hierher verschlagen. Jetzt war seine Zelle von seinen persönlichen Sachen geräumt, eine Nachricht hinterließ er nicht. Den Abt betrübte das Weggehen dieses Mönchs ungemein, da Ambrosius seine Zeit nicht nur mit Studien der schwierigen klostereigenen Bibliotheksbücher verbrachte, sondern den besten Wein aller Zeiten kelterte. Nachdem der Abt den Weinkeller inspiziert und einen erfreulichen Vorrat entdeckt hatte, versöhnte es ihn und er unterließ jedwede Schmähpredigt. Einige Dörfler hingegen nahmen es nicht so gelassen; sie hatten nächtliche Treffen zwischen dem Mönch und der von ihnen als Kräuterhexe titulierten Amanda beobachtet; so war das Gerücht, sie habe ihn verhext, schnell ausgestreut. Dies nahmen mehrere Frauen zum Anlass, ihre Männer geifernd aufzuhetzen, nach einer, die einen gottesfürchtigen Mann verführte, zu fahnden. Etliche der wohlangesehenen Herren betrieben die Suche fanatisch, angetrieben von gekränkter Eitelkeit, da Amanda sie bei aufdringlichen Annäherungsversuchen in ihre Schranken verwiesen hatte. Einige träumten insgeheim davon, noch einmal einen Scheiterhaufen lodern zu sehen. Andere, liberaler eingestellte, beteiligten sich eher halbherzig an der Verfolgung. Nachdem die männlichen Dorfbewohner einige Tage erfolglos in unterschiedlichen Richtungen ausgeschwärmt waren, brachen sie das Vorgehen ab.

Zum gleichen Dorf gehörig, lebte die junge Witwe Klara mit ihrem Sohn Karl in einer Kate am Fluss. Da sie, trotz einiger Anträge, eine Neuvermählung ablehnte, verdiente sie ihren Unterhalt als Haushaltshilfe bei der Frau des Bäckers. Da Klara als unbescholten und zuverlässig galt, benachrichtigte die Bäckersfrau den Büttel am zweiten Tag ihres Fernbleibens. Ihren Sohn Karl vermisste man in der Schule ebenfalls. So machte sich der Büttel mit einem weiteren Beamten auf den Weg. Das Haus war verschlossen, niemand schien anwesend. Nach kurzer Beratung brachen die beiden Männer die Tür auf. In den Räumen war alles ordentlich und sauber. Auf dem Tisch fanden die Beamten einen versiegelten Brief (den sie versiegelt ließen), die Besitzurkunde der Kate und eine Dose mit Erspartem. Sie nahmen die Sachen an sich und trugen alles sorgfältig in eine Liste ein. Dass der Brief an den Sohn Karl gerichtet war, sorgte im Dorf für Unmut und nährte niederträchtiges Geschwätz. Behauptungen, die Witwe sei mit einem Fremden auf und davon, machten die Runde. Man zerfetzte sich die Münder über ihre wohl doch sehr lose Lebensart, denn nur ein unkeusches Weibsbild ließ sein Kind zurück. Nach dem Jungen suchte ein Trupp sämtliche Verstecke ab, an denen man einen neunjährigen vermutete. Doch weder in diesen noch am Flussufer entdeckten sie ihn. Somit schlossen die Behörden ein Verbrechen aus und nahmen beruhigt an, Klara habe ihren Sohn letztendlich mitgenommen.

Die Anzeige eines Anglers über sein gestohlenes Boot ging in dem ganzen Tumult unter.

Folgte man dem Fluss abwärts, gelangte man zuerst zu Schloss Bruchfurth am linken Ufer, wenige Kilometer weiter erreichte man das Landschloss Stiemheim auf der rechten Seite. Dort lebte ein Ehepaar mit seiner einzigen Tochter Laura. Die Mutter der jungen Frau war eine Pferdenärrin; ihr Mann überraschte sie mit der Einladung eines bekannten Züchters und Besitzers eines Gestüts. So beherbergte die Familie in jenem August diesen Gast aus Südengland. Schnell munkelten Freunde, der Engländer Desmond und die Tochter des Hauses hätten sich ineinander verliebt, was allgemein begrüßt wurde, denn die wählerische Laura war mit zweiundzwanzig Jahren ein spätes Mädchen. Deshalb stieß es auf Unverständnis, dass sich ihr Vater mit Desmond überwarf und ihn des Hauses verwies. Desmond reiste unverzüglich ab. Laura wurde von Stund‘ an nicht mehr gesehen. Ihre Eltern brachten das Gerücht in Umlauf, Laura lebe nun bei den Nonnen in der Nachbarstadt, um ihren Liebeskummer zu überwinden.

Zu jener Zeit kehrte keine dieser Personen in das Dorf zurück.

Kapitel 1

Karl stellte seine in einem Rucksack untergebrachte Habe neben dem Sofa ab. Den Schlüssel zum Cottage wog er kurz in der Hand bevor er ihn in seine Hosentasche gleiten ließ. Dann setzte er sich auf das bequeme Möbel und betrachtete sein mit den Annehmlichkeiten der heutigen Zeit ausgestattetes oberirdisches Domizil. Eigentlich wirkte alles ganz normal, doch Karl erkannte bereits bei seinem ersten Besuch, nachdem er seinen Schock überwunden hatte, die architektonische Besonderheit des niedrigen Hauses. Es duckte sich perfekt in die Landschaft. Zudem betrat man es von Norden her und auf dieser Seite befanden sich drei der für Cottages typischen Fenster. Lediglich neben der im Wohnraum untergebrachten Küchenzeile gewährte ein weiteres Sprossenfenster einen Ausblick nach Osten, wobei eine dezente Abmauerung den Kochund Essbereich vor Lichteinfall schützte. Ein sicherer Unterschlupf, der durch seine Lage auf Desmonds Grund und Boden einen zusätzlichen Vorteil bot. Als er vor gut einer Woche mit Belinda hierher gekommen war, erlitt er einen seiner Schwächeanfälle, die ihn immer dann heimsuchten, wenn ihn die Erinnerungen übermannten. Der Auslöser war die Größe dieses Raumes und die Anordnung des Mobiliars; Karl fühlte sich zurückversetzt in die Kate am Fluss, die er während seiner Kindheit mit seiner Mutter bewohnte. Unbewusst griff Karl nach dem Medaillon und umklammerte es. Zweieinhalb Jahrhunderte war das verblassende Bild seiner Mutter das einzige, was ihm von ihr geblieben war. Bis er sie an jenem Abend, nur eine Viertelstunde Fußweg von seiner jetzigen Bleibe, wiedertraf. Auch sie war, genau wie er, hinterrücks angefallen und verwandelt worden. Um ein Haar wäre sie ihm kurz darauf zum zweiten Mal genommen worden. Karl versuchte seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken und betrachtete die mit Liebe zum Detail gestaltete Einrichtung. Sogar die Schränke waren mit Haushaltsgegenständen, Wäsche und allem was sonst noch nötig war bestückt. Für ihn, ihn allein. Fast andächtig befühlte er den unter seinem T-Shirt verborgenen Brustbeutel. Darin verwahrte Karl seine Ausweispapiere und seinen Führerschein; einen Teil seiner Ersparnisse hatte er zusätzlich hineingequetscht. Doch nicht das Geld war sein kostbarstes Gut – es waren die Dokumente. Desmond und Ambrosius hatten ihm zu einer Identität verholfen, er war aufgetaucht aus einem Nichtvorhandensein. Gar die Möglichkeit eines Studiums bestand, was ihn noch vor wenigen Tagen beflügelt hatte, aber mittlerweile stellte er es infrage. Wie alles andere auch. Deprimiert ließ Karl den Kopf hängen. Eine widerspenstige Strähne seines dunklen Haars fiel ihm in die Stirn, er strich sie brüsk zurück. ‚Reiß dich zusammen!‘ befahl er sich. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Zwischen den Türen zum Bad und dem Schlafzimmer hing ein Kunstkalender. Karl kniff seine kurzsichtigen Augen zusammen. Ihm fiel die Begegnung mit Belinda ein, bei der sie ihm zärtlich die Brille abgenommen und geflüstert hatte, er möge sich doch Kontaktlinsen zulegen, damit seine blauen Augen besser zur Geltung kämen. Belinda. Wieder versuchte Karl, sich abzulenken und sah erneut zu dem Kalender. Er bemühte sich, das auf dem Blatt abgebildete Gemälde von Miró zu studieren, stattdessen sprang ihn das Datum an. Freitag, dreiundzwanzigster August zweitausendundzwei. Der August war ein schicksalhafter Monat für ihn. Es war ein heißer Tag gewesen, in jenem August siebzehnhundertsiebenundvierzig, an dem er bei dem recht weltlichen Sommerfest im Kloster aushalf; Mönche und Gäste sprachen sowohl dem Bier als auch dem Wein reichlich zu. Matthias und er, als Hilfskräfte nach der Schule angeheuert, schleppten Krüge ohne Unterlass. Erst gegen Mitternacht fanden sie Ruhe auf einer Steinbank im Klostergarten. Als Karl erwachte, gehörte sein bis dahin gelebtes Leben der Vergangenheit an. Jetzt war wieder August und vor knapp drei Wochen schien sich sein bisher so trostloses Dasein zu verändern, ihm zeigten sich Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft; ihn umgab von unterschiedlichsten Seiten Fürsorge, die er seit seinem neunten Lebensjahr nicht mehr gekannt hatte. Dennoch stellte sich kein Hochgefühl ein. Seine Skepsis, alles könne ihm wieder genommen werden, behielt die Oberhand. Zu oft schon musste er die, die ihm zugetan waren, enttäuschen; er verschwand ohne ein Wort, tauchte unter. Durch seine Angst vor Enttarnung blieb ihm keine andere Wahl. Aufkeimende Zuneigung anderen gegenüber hatte er stets sofort unterbunden, sich dauerhafte Liebesbeziehungen untersagt. Doch seit er Desmonds Familie kannte, wusste er von durchaus funktionierenden Verhältnissen zwischen Menschen und Wesen seiner Art. Vielleicht hätte er sich in all den Jahren jemandem anvertrauen können, der ihn akzeptiert, seine Einsamkeit gelindert hätte? Wer weiß.

Und jetzt? Die ihm entgegengebrachte Liebe ängstigte ihn, er fürchtete, Erwartungen nicht gerecht zu werden. Was geschähe, wenn die noch so junge Belinda sich von ihm abwendete? Was, wenn seine Mutter ihn, der nun erwachsen, nicht mehr lieben konnte wie einst das Kind? Was, wenn Laura das Band ihrer Seelenverwandtschaft durchtrennte? Als Karl sich in stummer Qual nach vorne beugte, durchzuckte ihn ein körperlicher Schmerz. Seine noch nicht ganz verheilten Blessuren erinnerten ihn unsanft an den heftigen Kampf mit Matthias. Karl gelangte mit seinen Gedanken an einen besonders wunden Punkt. Matthias, langjähriger Weggefährte, Verursacher all seines Leids. Karl hoffte inständig auf Matthias‘ Genesung. Nur dann bestünde für sie beide eine Chance, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Falls dies gelänge, fragte Karl sich dennoch, ob für ihn jemals ein Dasein ohne bitteren Beigeschmack möglich wäre.

Missmutig sortierte Belinda Kleidungsstücke aus. Vor einer halben Stunde, die Sonne war kaum untergegangen, war er ins Cottage übersiedelt. Dabei war er doch noch gar nicht wirklich genesen. Zudem hatte er die Frechheit besessen ihr zu sagen, er wolle die erste Nacht allein dort zubringen. Sie warf einen Pulli aufs Bett. Jede Minute ohne ihn war vertane Zeit, schließlich wollte er schon im September den Semesterbeginn nutzen und nach Schottland zur Universität - so weit weg. Belinda unterdrückte einen Schluchzer. Es kribbelte ihr in den Fingern, nach dem Telefon zu greifen und ihn anzurufen. Doch sie beherzigte den Rat ihrer Mutter, Karl nicht zu sehr einzuengen. Ihre Argumente waren durchaus stichhaltig. Man vermochte jemanden, der mehr als zwei Jahrhunderte mit einem einzigen Exemplar der gleichen Gattung im Verborgenen gelebt hatte, nicht mir nichts dir nichts zu einer anderen Lebensweise zwingen. Trotzdem verstand sie ihn nicht. Er behauptete sie zu lieben, warum wollte er sie dann nicht bei sich haben? Ärgerlich knüllte Belinda eine Hose zusammen und schmiss sie durch den Raum.

»Huch!« Elenor zog ihren Kopf zurück, lugte dann aber erneut ins Zimmer. »Du bist aber sauer. Mein Klopfen hast du wohl gar nicht gehört?«

Verdattert schaute Belinda ihre Cousine an.

»Entschuldige, komm ‘rein!«

Belinda war die Unordnung, die Elenor mit einem einzigen Rundumblick taxierte, peinlich und sie begann, die Sachen ordentlich zusammenzulegen. Elenor, trotz ihrer Fülle sehr behände, half ihr ganz selbstverständlich.

»Wohin mit dem Zeug?«

»Neben den Schrank. Edith kennt jede Menge Leute aus wohltätigen Vereinen, sie gibt die Sachen an sie weiter.«

Die jungen Frauen stapelten die Kleidung übereinander. Dabei bemerkte Belinda Elenors fragenden Blick.

»Karl wohnt ab jetzt im Cottage …«

»Verstehe.« Elenor rückte den Stapel noch etwas zurecht. »Irgendwie ging es uns vorher besser … bevor wir uns verliebten, oder?« Sie sahen sich an und es war, als hätte nie etwas zwischen ihnen gestanden.

»Alles ist so kompliziert«, bestätigte Belinda. »Schön, dass du gekommen bist«, fügte sie leise hinzu.

Die beiden setzten sich einander gegenüber in die hübschen Clubsessel.

»Nicht ganz uneigennützig«, gestand Elenor. »Also … ehm … Matthias ist vor etwa zwei Nächten aus dem Koma erwacht …«

»Oh, Elenor, welch gute Nachricht!« Sie freute sich aufrichtig für ihre Cousine.

»Ja«, Elenor nickte glücklich, »sein Zustand ist stabil …« Belinda sprang auf und griff nach dem Telefon. »Karl muss es unbedingt erfahren!«

»Langsam, Belinda. Onkel Desmond bat mich um Stillschweigen, er wird alle, die es etwas angeht, selbst verständigen.«

»Ja«, verlegen setzte Belinda sich wieder, »dann tue ich gut daran, meinem Vater nicht in die Quere zu kommen.«

»Genau. Jedenfalls … dein Vater ist großartig, er hat eine Besuchserlaubnis für mich erwirkt!«

»Meine Güte, das ist toll. Sicherlich hat Maman ihn dazu überredet«, lächelte Belinda, »ist aber egal, Hauptsache du kannst Matthias sehen.«

»Allerdings eilt es, er wird schon morgen Nacht nach Schottland gebracht«, Elenor schluckte, »schließlich muss er sich für den Überfall verantworten.« Sie blickte unsicher zu Belinda.

»Wo ist das Problem?«

»Dein Vater schlug vor, Mitch solle mich fahren, aber ich will das nicht.« Elenors heftiges Kopfschütteln ließ ihre blonden Locken hin und her fliegen. »Ich muss, so gut es geht, allein zurechtkommen. Jetzt, wo meine Mutter nicht mehr lebt, mein Vater halbtot ist und zudem unter Arrest steht, bin ich nicht nur für Eugen verantwortlich, sondern für alles. Natürlich stehen mir deine Eltern zur Seite, aber ich bin kein kleines Kind mehr.«

Belinda betrachtete ihre Cousine respektvoll. Obwohl Elenor kaum älter war als sie, war sie stets selbständiger gewesen, was an ihrem wenig liebevollen Elternhaus lag.

»Du weißt von den Fahrstunden, die Mitch mir heimlich gegeben hat und …«, die hellen Sprenkel in Elenors braunen Augen leuchteten kurz auf, »dass deine Eltern mir zum letzten Geburtstag den Führerschein geschenkt haben.«

»Stimmt.«

Edgar, Elenors Vater, war viel zu geizig, seiner Tochter solche ‚Extravaganzen‘ zu finanzieren.

»Mittlerweile fahre ich recht gut, doch bis zum Krankenhaus sind es an die fünfzig Meilen und Richtung London ist immer viel Betrieb.

Eine Beifahrerin wäre mir da sehr willkommen, von daher …«

»Natürlich komme ich mit!«, sprudelte Belinda hervor. »Aber … könnten wir das nicht als wunderbaren Ausritt gestalten?«

»Na klar, schön längs der M3«, konterte Elenor und für den Bruchteil einer Sekunde zeigten sich ihre Grübchen.

Ein wenig aufgeheitert schlüpfte Belinda in zu ihrer Garderobe passende Schuhe, bürstete über ihr langes dunkles Haar, hängte sich einen leichten Blazer über die Schultern in dessen linke Tasche sie ihr Handy verschwinden ließ und drehte sich zur Kontrolle ihres Äußeren einmal vor dem Spiegel. Dann griff sie zu einer Handtasche, in die sie noch einen prüfenden Blick warf.

»Alles zur Abfahrt bereit«, stellte sie fest. »Bist du schon ganz fertig?«

»Damit du dich nicht so überrumpelt fühltest, habe ich meine Tasche im Flur stehen lassen«, antwortete Elenor verhalten.

»Aber dir war schon klar, dass ich dich nicht alleine fahren lassen würde?«

»Ja«, nickte Elenor, »wir sind doch immer alles zusammen angegangen … und … du fehltest mir.«

»Du mir auch«, nuschelte Belinda. Sie vermied es Elenor anzusehen, denn dann hätten sie beide losgeheult. Die Erleichterung, die Belinda verspürte, dämpfte ihren Ärger. Fast gut gelaunt sagte sie: »Okay, dann gehen wir noch zu Maman, damit sie weiß, wo wir uns herumtreiben.«

Auf dem Flur kam ihnen Eugen entgegen. Er baute sich vor den beiden auf und stemmte seine Hände in die Hüften.

»Ich habe dich überall gesucht!« Vorwurfsvoll sah der Achtjährige zu Elenor hoch. »Sieht ganz so aus, als wolltet ihr ohne mich auf die Jagd.«

Elenor verdrehte die Augen, ging auf seine Bemerkung jedoch nicht ein. Stattdessen hockte sie sich vor ihren Bruder und hielt ihn liebevoll an den Schultern.

»Wir fahren zu Matthias ins Krankenhaus, es geht ihm besser.«

»Juhu! Ich will mit, ich will mit!« Eugen sprang auf und ab. »Siehst du, ich bin komplett angezogen.« Eugen schüttelte Elenors Hände ab und stellte sich in Positur, woraufhin Elenor sich aus ihrer unbequemen Stellung erhob. Pflichtschuldig begutachtete sie sein Outfit. Seine halbseitig nachwachsenden rötlichen Haare versteckte er unter einem schwarzen, verkehrtherum aufgesetzten, Baseball-Cap. Seinen schmächtigen Oberkörper zierte ein überdimensionales Shirt mit der Abbildung einer Heavy-Metal-Band, darunter guckten von seiner abgeschnittenen schwarzen Jeans nur ein paar Fransen hervor. An den Füßen trug er erstaunlicherweise statt der sonst üblichen klobigen Stiefel recht normal aussehende schwarze Turnschuhe.

»Cool, oder?«, forderte er ein Kompliment.

»Geschmacksache«, sagte Elenor diplomatisch. »Wie dem auch sei, mitfahren kannst du nicht, sie werden dich nicht zu ihm lassen … du bist ganz einfach zu jung«, bemühte Elenor sich um eine logische Erklärung.

»Aber die blöde Kuh«, er streckte Belinda die Zunge heraus, »darf mit!?«

»Eugen, bitte, entschuldige dich bei Belinda! So ein Benehmen dulde ich nicht.«

Eugen malte mit dem Fuß imaginäre Muster auf den Teppichboden.

»War nicht so gemeint«, sagte er ohne hochzusehen.

»Na, gut«, akzeptierte Belinda, der es aufgrund des Äußeren ihres Cousins mal wieder schwerfiel, ernst zu bleiben. »Außerdem darf ich auch nicht zu Matthias, ich leiste Elenor einfach nur während der Fahrt Gesellschaft.«

»Kann ich auch!«, motzte er wieder auf.

»Schluss, Eugen«, schritt Elenor resolut ein, »du bleibst bei Rosanna!« Dann sagte sie wesentlich milder: »Ich sage Matthias, wie sehr du ihn vermisst.«

Eugen schmollte ein bisschen, dann rang er sich ein ‚Okey-dokey‘ ab, bedachte die beiden Frauen aber noch mit einem unfreundlichen Blick bevor er zurückrannte.

»Ach, der Kleine«, Elenor seufzte verhalten, »mein Vater hat so viel schlechten Einfluss auf ihn ausgeübt, wie soll ich das nur in eine andere Richtung lenken?«

Behutsam strich Belinda über den Arm ihrer Cousine. »Du bist damit nicht allein.«

»Ich weiß.«

Nachdem Belinda sich bei ihrer Mutter abgemeldet hatte, holte Elenor den schwarzen Jaguar ihres Vaters aus dessen Garage. Er war ein zweitüriges Coupé mit Automatikgetriebe, den Edgar neunzehnhundertsiebenundsiebzig als Neuwagen angeschafft hatte.

»Puh, das Teil hat so eine lange Schnauze«, stöhnte Elenor, »bisher bin ich nur mit dem Landrover von Mitch gefahren.«

»Wenn du mit so einem Monster klar kommst, schaffst du es auch mit diesem«, sagte Belinda zuversichtlich. Sie bewunderte ihre Cousine, die sich beherzt hinters Steuer klemmte; selbst einen Wagen zu lenken stellte Belinda sich schwierig vor, sie lehnte das Erlernen nicht grundsätzlich ab, fühlte sich aber auf dem Rücken ihrer Stute wesentlich wohler.

Zuerst fuhren sie über kleinere Landstraßen mit nervigen Kreisverkehren bis sie den Motorway erreichten; sie verließen ihn bereits nach wenigen Meilen um in die südlich von London gelegenen Surrey Hills zu gelangen. Hier versteckte sich das Hospital in einem schmucken Herrenhaus, umgeben von einem ausgedehnten Park. Die Krankentransporte erfolgten in umgebauten Kleintransportern, die allesamt Aufschriften von Handwerksbetrieben trugen. So schöpfte niemand Verdacht; die Reparaturanfälligkeit eines alten Hauses war durchaus nachvollziehbar.

Elenor parkte, gleich wieder in Fahrtrichtung, außerhalb der das gesamte Gelände umgebenden Mauer.

»So«, nervös umklammerte Elenor das Lenkrad, »dann melde ich mich mal an der Pforte.«

»Bis dahin gehe ich mit«, bot Belinda an.

Zusammen gingen sie zur Einfahrt, die durch ein doppelflügeliges schmiedeeisernes Tor versperrt war. Daneben befand sich ein im gleichen Stil gestalteter Durchgang für Fußgänger, ebenfalls verschlossen. Belinda sah neugierig am Mauerwerk hoch.

»Es scheint keine Videoüberwachung zu geben.«

»Komisch, sie fühlen sich wohl sehr sicher. Auf jeden Fall muss ich klingeln.«

Einen Moment zögerte Elenor, dann drückte sie auf den Messingknopf. Erst passierte nichts, dann verlangte eine schnarrende Stimme aus dem Lautsprecher ein Losungswort. Elenor sprach das mit Onkel Desmond vereinbarte in die Schlitze. Kurz darauf ertönte ein Summer und Elenor stieß die Tür auf. Sie ging hindurch und wollte sie schließen, doch die schwere Tür rutschte Elenor aus der Hand und fiel krachend ins Schloss.

»Auf dieser Seite gibt es auch keine Klinke«, sagte sie verblüfft, »jetzt bin ich eingesperrt.«

»Ach, sie lassen dich schon wieder hinaus«, flüsterte Belinda. »Viel Glück!«

Belinda umklammerte die Gitterstäbe und sah ihrer Cousine nach bis sie hinter einer Kurve der Auffahrt ihren Blicken entschwand. Von dieser Position sah Belinda weder den Eingang zur Klinik, noch ob Wagen des Personals oder die weiterer Besucher auf dem Gelände parkten. Und hier außen vor stand nur der Jaguar. Sie spazierte an der Mauer entlang, kehrte aber aufgrund der Ausmaße bald wieder um. Während der ganzen Zeit kam niemand, auch verließ keiner die Ummauerung. Es wirkte irgendwie gespenstisch. Belinda fröstelte, sie ging schnell zum Wagen. Bevor sie sich hineinsetzte, sah sie hinauf zum Mond.

»Hallo, mein Freund, du leistest mir Gesellschaft«, sagte sie laut. Sie mochte den Erdtrabanten von jeher, sein Leuchten, mit dem er in wolkenlosen Nächten die Umgebung erhellte, die Schatten auf ihm, die sie in Kindertagen zu allen möglichen Fantastereien angeregt hatten. Auch die Menschen waren fasziniert von dem stetigen Begleiter ihres Planeten, zeichneten Karten, erforschten später mit Ferngläsern seine Oberfläche und verpassten den Mondflecken Namen. Dann das riesige Spektakel, als neunzehnhundertneunundsechzig Amerikaner auf dem Mond landeten. Damals saß sie gebannt vor dem Fernseher. Doch nach wie vor führte die Faszination der dunklen Seite des Mondes zu wildesten Spekulationen. Wissenschaftler tüftelten an Raumsonden, die den Mond an seiner verborgenen Seite erreichten, Aufnahmen tätigten und zur Erde schickten. Bis zu eindeutigen Ergebnissen dauerte es wohl noch, aber ihre hohe Lebenserwartung ließe sie teilhaben. Gab es eigentlich Labore, die erforschten, warum sie und ihresgleichen derart verzögert alterten? Um sich von diesen grüblerischen Gedanken abzulenken, konzentrierte Belinda sich auf den Eingang. Dieses Warten, so ganz allein, setzte ihr zu. Verstärkt wurde ihr mulmiges Gefühl durch die fehlende Betriebsamkeit, die bei einem Krankenhaus normalerweise auch außerhalb erkennbar ist. Als könne sie Elenor dadurch herauslocken, fixierte sie den Durchgang noch stärker. Ihre Augen brannten vom anstrengenden Starren und begannen zu tränen. Sie griff nach ihrer Handtasche und suchte nach einem Taschentuch. Dadurch nahm sie den Schatten am Seitenfenster zu spät wahr. Der Wagenschlag wurde aufgerissen, eine Hand griff nach ihrem Arm und zog sie halbwegs vom Sitz.

»Raus, lass mich nach hinten!«

Da unter Schock, gehorchte Belinda widerstandslos. Auf der Fahrerseite stand die kurzatmige Elenor, die Haare wirr um den Kopf. Sie warf Belinda einen flehenden Blick zu, bevor sie einstieg. Matthias zwängte seinen einen Meter fünfundachtzig langen Körper auf die Rückbank, wobei er über den nur zweitürigen Wagen fluchte.

»Steig ein, bitte!«, wandte sich Elenor an Belinda, nachdem Matthias endlich in geduckter Haltung hinter den Vordersitzen hockte.

Widerwillig folgte Belinda der Bitte ihrer Cousine. Elenor preschte los; verwundert registrierte Belinda, wie gekonnt ihre Cousine bei der hohen Geschwindigkeit die kurvenreiche Strecke meisterte. Beim ersten Kreisverkehr bog Elenor auf eine Landstraße in Richtung London ab, was Belinda veranlasste, einzuschreiten.

»Seid ihr beide eigentlich von allen guten Geistern verlassen«, schimpfte sie, »aus dem Krankenhaus fliehen! Wohin wollt ihr überhaupt?«

»Zu Amanda, aber ich habe mich wohl verfahren.«

Belinda fuhr der Schreck in die Glieder. Wollte Matthias Amanda und Claire erneut angreifen? Nein, da würde Elenor nicht mitspielen. Da die beiden nah am Gestüt wohnten, wäre sie in absehbarer Zeit so gut wie zu Hause. Beruhigt durch diese Aussicht, lenkte sie ein.

»Gut, ich pass‘ wieder auf die Strecke auf. Du musst wenden.«

Belinda lotste Elenor bis zur Auffahrt des Motorway. In westlicher Richtung und aufgrund der Uhrzeit war kaum Betrieb, so wagte Matthias es, eine normale Sitzposition einzunehmen.

»Eng hier hinten«, ächzte er.

»Wir helfen dir«, platzte Belinda heraus, »und der gnädige Herr stellt noch Ansprüche.« Sie zog ihren Anschnallgurt etwas nach vorne, damit sie sich zu Matthias umdrehen konnte. »In was ziehst du Elenor nur hinein!«, fauchte sie ihn an. »Und wieso lässt du dich darauf ein?«, schalt sie Elenor.

»Halt dich da ‘raus, du verwöhntes Modepüppchen!« Matthias beugte sich drohend zu Belinda vor. »Du hast keine Ahnung, was Elenor und mich verbindet. Benimm dich, sonst …«

»Sonst was?« Belinda war so richtig in Rage. »Du kommst nicht weit, mein Vater besitzt mehr Macht, als du dir vorstellen kannst, er wird dafür sorgen …«

»Hört auf!« Elenor schlug auf’s Lenkrad, Tränen rannen über ihre Wangen.

»Oh, Elenor«, sagte Belinda leise. Sie wollte ihre Cousine tröstend streicheln, doch Matthias wandte sich Elenor bereits zu und wischte, so gut es aus seiner Position möglich war, zärtlich ihre Tränen weg.

»Nicht weinen, mein Liebling. Bitte, nicht weinen!«

Belinda glaubte Augen und Ohren nicht zu trauen. War das der gleiche Matthias, der sie nur einen Moment zuvor bedroht hatte? Sie räusperte sich.

»Für mich wäre es hilfreich«, sie hatte zu einer normalen Stimmlage zurückgefunden, »wenn ihr mir einfach sagt, warum Matthias geflohen ist und was ihr plant. Schließlich bin ich irgendwie beteiligt.«

»Ja, du hast recht«, Elenor weinte nicht mehr, sie blickte konzentriert auf die Straße, »lass mich nur eben die richtige Spur erwischen … wir müssen hier abfahren.«

Auf der Landstraße war kaum Verkehr, so schöpfte Elenor die zulässige Höchstgeschwindigkeit in vollem Maße aus.

»Matthias möchte herausfinden, wer seine Mutter war. Wahrscheinlich besitzt Amanda Aufzeichnungen aus der Zeit …«

»Bevor sie mich wegsperren, muss ich wissen, warum meine Mutter mich verstoßen hat und nur Amanda kennt die Antwort … sie hat immer alles irgendwo niedergeschrieben.«

»Warum fragst du sie nicht ganz einfach?«, wunderte sich Belinda.

»Diese Lügnerin? Sie hat mich glauben lassen, sie sei meine Großmutter. Als ich dann von ihrer Herkunft erfuhr, nahm ich demzufolge an, ebenfalls aus dem Geschlecht der Langlebenden zu stammen. Ha, weit gefehlt! Ambrosius erzählte, sie habe mich vor ihrer Tür gefunden, ich sei ein Findelkind. Aber auch dieser Version traue ich nicht … die beiden stecken unter einer Decke, sie haben sich gegen mich verschworen …«

»Nein, haben sie nicht«, versuchte Elenor den sich ereifernden Matthias zu beruhigen. Dann wandte sie sich wieder an Belinda. »Ich habe Matthias versprochen, ihm zu helfen, nach den Unterlagen zu suchen.«

Sie fuhren schweigend weiter, bis nach einer Weile Matthias seine Unterarme auf die Rückenlehnen der Vordersitze legte und seinen Kopf zwischen die beiden Frauen schob.

»Wieso war ich eigentlich in dieser komischen Einrichtung? Da sind sie verkleidet wie Ärzte und Krankenschwestern, aber Antworten auf meine Fragen … ‚No, Sir, very sorry‘. Bis heute Abend, da kam jemand um mir mitzuteilen, mein Zustand sei stabil genug und morgen Nacht brächte man mich nach Schottland. ‚Nur weg hier‘, dachte ich. Schließlich war ich erst vor kurzem da oben im Norden und kenne das Haus eures Obersten Richters samt der Verliese. Da kommt man so schnell nicht wieder ‘raus. Also habe ich mir die Pläne der Fluchtwege angeguckt und die nette kleine Seitentür in der Mauer entdeckt.« Es klang äußerst selbstgefällig. »Natürlich habe ich nicht im geringsten mit deinem Besuch gerechnet«, er strich sacht über Elenors Haar, »und schon gar nicht mit deiner vorbehaltlosen Hilfe.« Matthias drückte einen Kuss hinein.

»Du weißt aber schon, was du angerichtet hast?«, zischte Belinda.

»Ja-ah«, Matthias lehnte sich zurück, »aber nur bis zu einem gewissen Punkt … mitten im Gerangel wurde es dunkel.«

»Gerangel?!«, Belinda keuchte, »was für eine Unverfrorenheit! Wäre Amanda nicht gewesen, hättest du Karl umgebracht! Interessiert dich überhaupt sein Zustand oder wie es den anderen geht?«

Belinda bewegte sich zu hektisch, der Anschnallgurt hinderte sie, sich nach Matthias umzudrehen.

»Ich … also, es ist so … ich weiß, dass ich was angestellt habe … und vermute, deshalb soll ich nach Schottland gebracht werden. Da ist ja euer Hohes Gericht …«

Matthias erinnerte sich noch genau an sein Vorhaben, Claire und Amanda aus dem Weg zu räumen, doch er würde sich hüten, es zuzugeben. Sein Gedächtnis gab die Information bis zum Beginn seines Angriffs auf Claire preis und ganz vage war ein Tumult mit mehreren Beteiligten in seinem Bewusstsein vorhanden.

»Was ist mit Karl?«, fragte er gepresst, »und wen habe ich noch verletzt?«

Matthias‘ Hände legten sich sanft auf die Schultern von Elenor. »Was habe ich getan?«

»Lass es dir von Belinda erzählen, ich kam erst hinzu, als du schon im Koma lagst.«

»Du weißt es echt nicht mehr?«, argwöhnte Belinda. Als sie keine Antwort erhielt, begann sie fast tonlos: »Ich kam kurz vor Sonnenaufgang angeritten. Mir stockte der Atem als ich Kampfgeräusche auf der Ostseite des Hauses hörte. Trotzdem rannte ich zu Claire und Karl, die sich allein nicht in Sicherheit bringen konnten. Mein Vater und Ambrosius rangen mit dir. Dann kam glücklicherweise meine Mutter. Sie half, Claire und Karl in die Kräuterküche zu ziehen. Inzwischen leckten die Strahlen der Sonne schon fast über die Mauer und durchs Blattwerk der Bäume …«, Belinda geriet ins Stocken, »… meine Mutter rief euch panisch zu, ins Haus zu kommen … mein Vater und Ambrosius ließen von dir ab und rannten zum Seiteneingang. Aber du brachst unbegreiflicherweise zusammen.« Belinda kaute auf ihrer Unterlippe, hörte aber sofort wieder auf, da sie Karl versprochen hatte, es sich abzugewöhnen.

»Wieso lebe ich dann noch?«, fragte Matthias verwundert.

»Es wurde durchaus eng für dich, wir wussten nicht, wie wir dich so schnell vor der Sonne schützen sollten … doch Amanda, die ohnmächtig an der Hauswand gelehnt hatte, kam wieder zu sich. Mit ihrem zarten Körper gab sie dir so gut es ging Schatten und trieb dich an, bis mein Vater und Ambrosius dich in letzter Sekunde um die Hausecke ziehen konnten …«

»Ihr wolltet mich nicht einfach verbrennen lassen, obwohl …«, Matthias nahm seine Hände von Elenors Schultern und ließ sich gegen die Rückenlehne fallen. Elenor beobachtete ihn im Rückspiegel. Er wirkte verwirrt, doch binnen weniger Sekunden spiegelte seine Mine deutliches Misstrauen wieder. Abrupt beugte er sich zu Belinda vor.

»Dann erklär mir mal«, sein Mund war unmittelbar neben ihrem Ohr und sie zuckte zur Seite, »warum ich so schwer verletzt wurde und sogar ins Koma fiel? Ich schien doch stark genug, alle zu besiegen.«

»Spar dir deinen Hochmut!«, schrie Belinda aufgewühlt.

»Verdammt noch mal und zugenäht, könnt ihr nicht endlich vernünftig miteinander reden?«

Verblüfft, ihre Cousine fluchen zu hören, setzte Belinda ihrer Unterlippe zu. Aber nur ganz kurz.

»Entschuldige, Elenor, ich …«

»Schon gut«, sagte Elenor versöhnlich, »und du benimmst dich meiner Cousine gegenüber, ja?«

»Mmh«, nickte Matthias erstaunlich kleinlaut. Er streichelte Elenors Arm und sie berichtete jetzt weiter: »Amanda hat dich mit dem Messer verletzt, mit dem sie zuvor Kräuter geschnitten hatte. Es waren giftige darunter, deren Saft gelangte in deine Blutbahn und verseuchte deinen Körper. Amandas Gegenmittel halfen nicht, ohne einen kompletten Blutaustausch bestand für dich keine Überlebenschance. Doch für dieses ungewöhnliche und äußerst seltene Vorgehen ist die Genehmigung des Obersten Richters erforderlich.« Elenor spulte die Sätze fast tonlos herunter, um ihre erlittenen Ängste, die erneut aufbrachen, zu überspielen.

»Junge, Junge, bei euch ist ja alles geregelt wie bei den Menschen«, warf Matthias dazwischen.

Elenor überhörte den leicht höhnischen Unterton großzügig.

»Da Onkel Desmond zum Hohen Rat gehört, über den die Antragstellung beim Obersten Richter erfolgt, konnte er uns ohne Zwischeninstanz zu einer Abstimmung zusammenrufen …«

»Wie kompliziert!«

»Ja, so einfach war das nicht. Auf jeden Fall würde ein positives Ergebnis wohlwollend vom Obersten Richter bewertet. So legte jeder von uns seine Argumente dar, selbst die Nicht-Stimmberechtigten. Das Resultat war eindeutig, alle sprachen sich dafür aus, dir diese Chance zu gewähren.«

»Du auch?« Matthias stieß Belinda von hinten an.

»Lass das!«, reagierte sie verärgert. »Ja, ich auch«, presste sie zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor.

»Jetzt ist Schluss, sonst fahre ich nicht einen Meter weiter!«

Matthias räusperte sich und fragte vorsichtig: »Und dann?«

»Da es nicht gut um dich stand, drängte Onkel Desmond den Obersten Richter zu einer schnellen Entscheidung.« Elenor verstummte, zu hart traf sie die Erinnerung an diese Situation mit unbekanntem Ausgang.

»Du wurdest ruck-zuck abgeholt und in diese ‚seltsame Einrichtung‘ gebracht«, erläuterte Belinda in nicht sehr umgänglichen Ton. »Es ist ein Krankenhaus, in dem unsere Gattung behandelt wird, du Depp! Und wie man sieht, hast du alles gut überstanden.« Belinda holte Luft, schluckte dann aber die bissige Bemerkung, die ihr noch auf der Zunge lag, Elenor zuliebe herunter.

»Nochmal zu dieser Abstimmung … wer sind denn ‚alle‘?«

»Na, meine Eltern, ich selbst, Ambrosius, Elenor und Eugen, Karl, Claire und sogar Amanda, obwohl sie mit uns Vampiren eigentlich nichts …«

»Karl … Karl hat für mein Überleben gestimmt? Und seine Mutter …«

Matthias hatte, mit je einer locker aufgelegten Hand sowohl auf der rechten als auch der linken Rückenlehne vor ihm, zugehört. Nun spürten beide Frauen, wie seine Finger sich in die Polster krallten. Sie warfen sich einen fragenden Blick zu. Dann rutschten Matthias‘ Hände herunter, er sagte kein einziges Wort. In dem engen Innenraum des Jaguar war das Chaos in Matthias‘ Gedanken fast greifbar. Weder Elenor noch Belinda wagten, ihn anzusprechen.

Rob hatte die Kopfhörer zwischen seine dunklen Locken auf seine Ohren gezwängt; demzufolge stand seine dichte Mähne noch mehr vom Kopf als normalerweise und verlieh ihm das Aussehen eines zerstreuten Professors. Sein angespannter Gesichtsausdruck zeichnete Linien, die sonst verborgen blieben und ließen eine wesentlich höhere Anzahl an Lebensjahren erahnen als Rob angab. Seine studentische Tarnung war mühselig aufrecht zu erhalten, doch in diesem von der Außenwelt abgeschotteten Raum, noch unter dem allgemein zugänglichen Keller gelegen, war er für den Augenblick der Schauspielerei enthoben. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Gewisper im Nebenraum, begleitet von den auf dem Monitor erscheinenden Bildern. Noch immer löste der Anblick Ignatias eine Art Verlangen, gepaart mit Verachtung für sich selbst, in ihm aus. Diese von Grund auf böse Person hatte sich für ihr Rendezvous mit Edgar in enganliegendes Scharlachrot gekleidet, ihre Gesichtszüge waren glatt, ein üppiger Haarschopf zierte ihr Haupt. Sie musste Unmengen frisches Blut zu sich genommen haben um derart faszinierend auszusehen; ihr aufgekratztes Benehmen sprach ebenfalls dafür. Bei dem Gedanken an ihre Blutgier ekelte es Rob und es gelang ihm, sich wieder besser zu konzentrieren. Was er hörte, versetzte ihn in Alarmbereitschaft. Da so tief unter der Erde kein mobiles Telefon funktionierte, griff er zu dem Apparat neben sich, der ihn über eine sichere Leitung mit der Außenwelt verband. Ambrosius meldete sich fast sofort.

»Scotland calling«, meldete Rob sich unnötigerweise, war es ihm doch selbst in den übelsten Situationen kaum möglich, auf seine Flapsigkeit zu verzichten. Der Ernst der Lage war durch die Nutzung dieser Verbindung für den jeweiligen Teilnehmer am anderen Ende offensichtlich.

»Edgar ist aus dem Koma erwacht und über seine Beinamputationen entsprechend entsetzt. Sein Zorn galt zunächst den Ärzten, die ohne seine Zustimmung gehandelt hatten, doch ihre Argumente, er hätte sonst nicht überlebt, akzeptierte er. Obwohl er noch extrem schwach ist, bestand er auf einer Besuchserlaubnis seiner neuesten Favoritin und … wie ich es gerade herausfinde … Anhängerin. Es ist Ignatia.«

Ambrosius sog scharf die Luft ein.

»Edgar krächzt ihr ins Ohr … die Abhörtechnik ist im Prinzip optimal … doch sie beugt sich derart zu ihm hinunter, dass ich nicht alles verstehe. Weiß der Henker, was die beiden aushecken. Jedenfalls sind die restlichen, nicht festgesetzten Anhänger Edgars mehr oder weniger führungslos …«

»Ebenso der blutrünstige Haufen, den Boris uns hinterlassen hat. Wenn Edgar plant, alle für sich zu gewinnen …«

»Warte!«, Rob lauschte in den Kopfhörer, dessen linke Muschel auf seiner Schulter hing, da er sich mit diesem Ohr dem Telefonat mit Ambrosius widmete. »Sie lehnt sich zurück … ja, sie verspricht Edgar, ihre hörigen …«, Rob kippte vor Empörung über so viel Arroganz fast die Stimme weg, »Mitstreiter auf die Fährte zu setzen und … sie selbst will versuchen sie in Südengland aufzuspüren.« Rob starrte auf den Bildschirm und sah zu, wie Ignatia sich mit einer aufreizenden Bewegung erhob und Edgar noch eine Kusshand zuwarf bevor sie an die Tür klopfte, damit der Wärter sie herausließ. Aber noch bevor sie hinausging schnellte ihr Kopf nach oben, sie blickte direkt in die Kamera und ihr wollüstiger Mund formte seinen Namen. Rob prallte zurück.

»Rob?«

»Sie … sie weiß es, Ambros!« Rob sprang auf und warf dabei den Stuhl um. Der schalldichte Raum verschluckte das Gepolter, doch der Lärm drang durchs Telefon.

»Was ist los bei dir?«, fragte Ambrosius angespannt.

»Mir ist vor Schreck der Stuhl umgefallen … gerade bevor sie gegangen ist hat sie mich via Kamera angesehen … und … meinen Namen gesagt.«

»Wenn Ignatia diesen Überwachungsraum kennt …«, Ambrosius atmete geräuschvoll ein, »dann haben wir eine ganze Menge zusätzlicher Probleme. Es sei denn, sie hat dich ganz einfach gerochen und spielt ein Spielchen mit dir.«

Rob zischte etwas Unverständliches durch die Zähne, stellte den Stuhl zurecht, setzte sich und widmete sich wieder dem Gespräch.

»Sobald Edgar sich soweit erholt hat und dieser … besonderen Fürsorge nicht mehr bedarf, bleibt dem Obersten Richter keine andere Wahl, er muss ihn ins Gefängnis auf seinen Landsitz überführen lassen.«

Da Edgar im hiesigen Krankenhaus operiert worden war, zeigten sich die Ärzte wegen der vorübergehenden Unterbringung in den gut gesicherten Verliesen des Studentenwohnheims äußerst kooperativ. Ihnen erschien es weitaus ungefährlicher, ihre Visiten in diesen Räumen vorzunehmen und somit der Verantwortung für diesen extrem gefährlichen Angeklagten enthoben zu sein. Letztendlich verfügten sie über medizinisches Personal und keine Bewacher. Der Oberste Richter hatte aufgrund des kurzen Transports zugestimmt, was zugleich eine Rechtfertigung für seine Entscheidung bot. Über die Nutzung der technischen Einrichtungen war zwischen ihm, Ambrosius und Rob Stillschweigen vereinbart worden.

»Du kennst ihre Vorlieben, Rob, ihre Reviere in Cliffton … bist du bereit Ignatia zu verfolgen und … auszuliefern?«

Sollte Rob ihr Tun beweisen können, wäre Ignatias Ausschaltung oder gar ihre Vernichtung unumgänglich.

»Es gibt keine andere Möglichkeit mehr, Ambrosius. Wir müssen sie daran hindern, Edgars und Boris‘ Gefolgsleute neu zu organisieren … wenn dies tatsächlich gelänge, daran darf ich gar nicht denken.

Außerdem … sie wird immer durstiger … sie mordet ungehemmt … es ist an der Zeit, ihr Einhalt zu gebieten.« Robs Stimme nahm eine sonderbare Färbung an: »Ambrosius … ich weiß nicht, ob ich ihr gewachsen bin. Ich brauche dich hier.«

Nach kurzem Zögern antwortete Ambrosius: »Du hast Glück, ich befinde mich im Moment auf Scotch Eternity … eigentlich wollte ich gerade nach Amesbury ‘rüberfahren um meinen Umbau zu begutachten … aber ich spreche mit Desmond, ob der Flieger verfügbar ist.«

Zuvor informierte er Amanda, damit sie nicht auf ihn wartete – und sich sorgte. Seit sie nach ihrer mehr als zweihundertfünfundfünfzig Jahre währenden Trennung wieder vereint waren, besaß ihre Verbindung eine Intensität, die für sie beide überraschend und erfüllend war.

Kapitel 2

Obwohl ihm der Zufall schneller in die Hände gespielt hatte als erwartet, wuchs seine Ungeduld. Vielleicht auch gerade deshalb. Hätte er den Herrn Kommissar Ambros Weidtfelt noch nicht aufgespürt, wäre er ruhiger. Da sein Ziel, einer von ihnen zu werden, in greifbare Nähe gerückt war, kostete es ihn reichlich Mühe, seine Nerven unter Kontrolle zu halten. So vertrieb er sich das Warten damit, noch einmal die Begebenheiten seit seiner Ankunft auf der Insel vor sechs Tagen zu reflektieren.

Kurz tauchte das Bild seiner Geliebten Ingeborg – die sich gern mit dem wesentlich klangvolleren Namen Désirée von ihm ansprechen ließ - auf, wie sie ihn beim Abschied innig umarmte. Mit ihrer Üppigkeit und ihrem Hang zu ungebändigtem Sex war sie eine durchaus begehrenswerte Person. Seinen Plan, sie aufgrund ihrer Mitwisserschaft nach seiner Verwandlung zu eliminieren, sollte er noch einmal überdenken.

Doch hier und jetzt sonnte er sich in seinem Erfolg und gratulierte sich zum wiederholten Mal zu seinem Entschluss, nicht nach Schottland weiter zu fliegen, sondern erst einmal das südliche England Richtung Cornwall zu durchstreifen. Aus unterschiedlichen Quellen hatte Mortimer von Beobachtungen erfahren, die auf niedergelassene Vampire in dieser Gegend hindeuteten. Er rieb sich mit diebischer Freude die Hände. Die Hinweise hatten sich als richtig erwiesen. Mit seinem Mietwagen war er vom Flughafen aus direkt nach Salesbury und noch ein paar Meilen weiter bis Amesbury gefahren. In diesem, in der Nähe des Steinkreises liegenden Kaff, hatte er Quartier in einem Bed and Breakfast bezogen. Der ältlichen Vermieterin erzählte er von seiner Bewunderung für Stonehenge und dass er gedachte, nächtliche Wanderungen dorthin zu unternehmen. Obwohl das prähistorische Bauwerk inmitten hoher Zäune lag, vertrat er die Meinung, die heilende Strahlung der Steine würde ihn auch außerhalb der Anlage erreichen und von seinem inneren Kummer genesen lassen. Die Witwe war voller Verständnis, wünschte ihm vor seinem ersten Ausflug gutes Gelingen und bereitete ihm, ganz entgegen britischer Gewohnheit, noch am Mittag des nächsten Tages das typisch englische Frühstück. Mortimer gönnte ihr als Gegenleistung ein paar blumenreich ausgeschmückte Sätze seines nächtlichen esoterischen Erlebnisses (tatsächlich war er durch die stillen Straßen des Dorfes geschlichen) und brach danach zu seinen Erkundungen während des Tages auf, wobei er sich auf eine aus dem Ort führende Straße konzentrierte. Fast an deren Ende erregte die Sanierung eines kleinen, sehr alten Hauses seine Aufmerksamkeit. Bereitwillig erzählten ihm die Handwerker, endlich habe sich ein Nachkomme des seit Jahrhunderten in Familienbesitz befindlichen Kleinods gefunden, um es herrichten zu lassen. Nein, ob er selbst dort einziehen, es vermieten oder verkaufen wolle wussten sie nicht. Mit einer Telefonnummer konnten sie ebenfalls nicht dienen. Der Eigentümer, der – auch das wussten sie nicht so genau - wohl in London seinem Beruf nachging, tauchte erst spät abends auf um den Fortschritt zu begutachten. Falls notwendig, hinterließ er, handschriftlich, Instruktionen. Gesehen hatte ihn bisher niemand.