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Der Erzzauberer Horgard hat es unter großen Mühen bis vor den Thron des Zwergenkönigs geschafft. Aber auch hier ist nicht alles so, wie es sein sollte. Etwas braut sich zusammen. Etwas, das nicht nur den Zwergen gefährlich werden könnte. Kann Horgard das drohende Unheil noch aufhalten, oder ist es dafür bereits zu spät? Etwa zur selben Zeit entdecken Kyra und Rodin eine mysteriöse Höhle und machen sich auf, diese zu erforschen. Was werden sie hier finden? Haben sie tatsächlich den gesuchten Drachenhort entdeckt, wie Rodin vermutet? Eines ist sicher: Höhlen sind gefährliche Orte. Dies ist die lange erwartete Fortsetzung der Abenteuer um Kyra, Rodin & Horgard. Der 1. Band „Dunkle Schatten“, ist 2014 im Spielberg Verlag erschienen.
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Seitenzahl: 323
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Die dreizehnjährige Kyra ertappt eines Nachts einen dreisten Dieb, der gerade dabei ist, die Speisekammer im Haus ihrer Eltern zu plündern. Der Dieb ist Rodin, der sprechende Rabe des Erzzauberers Horgard. Rodin überredet Kyra, ihm bei seiner Suche nach den lange verschollenen Drachen behilflich zu sein. Die beiden geraten bei ihrer Suche schon bald in große Schwierigkeiten, als Kinder Jagd auf die beiden machen, um an das Gold der Drachen zu gelangen. Gleichzeitig schickt der König des Landes den Erzzauberer Horgard auf eine Mission zu den Zwergen, um dort mysteriöse Überfälle auf Handelskarawanen zu untersuchen. Horgard und seine Eskorte bekommen auf dem Weg zu den Zwergen Probleme. Banditen versuchen hartnäckig, Horgard ein geheimnisvolles Stück Pergament abzunehmen, das in einer unbekannten Sprache abgefasst ist. Horgard wird letztlich gefangengenommen und das Pergament gestohlen. Während seiner Gefangenschaft erfährt er, dass die Banditen für einen mysteriösen Auftraggeber arbeiten, der im Hintergrund die Fäden zieht. Noch ahnt er nicht, welch unheilvolle Macht hier am Werk ist. Währenddessen stoßen Kyra und Rodin auf ihrer Flucht durch Zufall auf eine geheimnisvolle Höhle. Horgard gelingt derweil mit Hilfe von außen die Flucht aus dem Lager der Banditen. Zusammen schaffen sie es bis vor den Thron des Zwergenkönigs Denór. Im Archiv der Zwerge kommt es jedoch zu einem ersten Aufeinandertreffen mit einem Diener des Schattens, jener üblen Macht, die droht, ganz Endwin ins Verderben zu stürzen. Dank der Hilfe des Zwerges Krisp gelingt es Horgard allerdings, den Diener des Schattens vorläufig zu besiegen. Auf ihrem Weg aus den Tiefen unterhalb des Bergs nach oben, geraten die beiden unversehens in einen erbitterten Kampf der Leibgarde des Zwergenkönigs mit einer Gruppe aufständischer Zwerge.
Außerhalb der Stadt kehrte der Erkundungstrupp, angeführt von Rejin und Fisgard, soeben von einer stundenlangen, ergebnislosen Suche zurück. Das Problem war nicht, dass es nicht genügend Spuren gab. Nein, das war es sicherlich nicht. In weitem Umkreis um den Zugang zum Tor wimmelte es geradezu von Abdrücken, die Zwerge, Menschen und Tiere hinterlassen hatten, auch wenn der Platz vor dem Tor selbst kaum verwertbare Spuren lieferte, da der Untergrund hier aus nacktem Fels bestand. Das Problem war ein ganz anderes: Da es so viele Spuren gab, waren diese oft bis zur Unkenntlichkeit miteinander vermengt. Hinzu kam noch, dass die Kämpfe, die hier in letzter Zeit stattgefunden hatten, den Boden in vielen Bereichen derart aufgewühlt hatten, dass an diesen Stellen ohnehin keine verwertbaren Spuren mehr zu finden waren. Zumindest keine, die irgendeinen Hinweis auf das Schicksal der ausgesandten Zwergenkundschafter hätten geben können. Man sah den Zwergen ihre Enttäuschung an. Müde, verhärmte Gesichter blickten unter Bärten, Schweiß und Schmutz hervor. Selbst Rejin machte einen angeschlagenen Eindruck. Als der Zugang zur Stadt schließlich in Sicht kam, blieb Fisgard, der ein paar Schritte vor ihm ging, plötzlich wie angewurzelt stehen. Das Tor, das den Zugang nach Verndûr sicherte, stand weit offen und es war niemand zu sehen, der es bewachte. Hinter Fisgard wurden Stimmen laut, doch er brachte sie mit einer knappen Geste zum Schweigen. Unheilvoll, wie das Maul eines Drachen aus den Sagen der Altvorderen, ragte das große Eingangsportal vor ihnen auf.
»Ich rate zu Vorsicht!« Rejin blickte misstrauisch auf die Öffnung im Fels. Seine rechte Hand legte sich auf den Schwertknauf. Ein leises, schabendes Geräusch verriet, dass er soeben sein Schwert in der Scheide gelockert hatte. Fisgard, der jetzt direkt neben ihm stand, nickte grimmig. Gleich darauf bellte er in befehlsgewohntem Ton: »Guldrig! Halgrim! Ihr beide werdet euch dort vorne einmal umsehen.« Die beiden Angesprochenen traten vor. Jetzt zeigte sich, dass die Mitglieder der Mitternachtswache eine Elitetruppe und ein eingespieltes Team waren. Alle Müdigkeit war mit einem Mal wie weggewischt. Ohne ein Wort zu verlieren, drangen die Zwerge langsam vor. Ein kurzes Handzeichen von Guldrig genügte und Halgrim ließ sich, die Armbrust im Anschlag, ein Stück zurückfallen. Währenddessen rannte Guldrig, behände wie ein Wiesel, über die freie Fläche vor dem Tor und presste sich auf der anderen Seite gegen die Felswand. Ein weiteres Handzeichen und Halgrim tat es ihm gleich. Am Tor rührte sich nichts. Die Zwerge schoben sich vorsichtig näher heran. Rejin konnte beobachten, wie Guldrig kurz am Rand der Öffnung verharrte, vorsichtig um die Ecke lugte, und dann mit einer geschmeidigen Bewegung, die er dem Zwerg so niemals zugetraut hätte, in der dahinterliegenden Dunkelheit verschwand. Wenige Augenblicke später hatte die lichtlose Schwärze auch Halgrim verschluckt. Eine Weile geschah nichts. Die Anspannung zerrte an ihren Nerven. Schließlich, als hätte ihn der schwarze Schlund regelrecht wieder ausgespuckt, erschien Halgrim am Eingang und winkte. Sofort gab Fisgard seinen Zwergen ein Zeichen und sprintete los. Rejin hatte, trotz seiner längeren Beine, Mühe zu ihm aufzuschließen.
»Bericht«, forderte Fisgard knapp, nachdem er bei Halgrim angelangt war.
»Die Torwächter sind tot, Hauptmann. Hier muss ein kurzer, aber heftiger Kampf stattgefunden haben. Anscheinend hat einer der Wächter noch versucht, durch das Tor zu entkommen. Er lag direkt am Eingang.«
Fisgards Kiefer mahlte. »Wie sieht es weiter drinnen aus?«
»Alles ruhig. Wir sind allerdings nur bis zur ersten Abzweigung vorgedrungen.«
»In Ordnung.« Fisgard war ganz in seinem Element. »Zwei Mann bleiben am Tor. Der Rest kommt mit mir.« Er wandte sich an Rejin: »Werdet ihr uns begleiten?«
»Worauf ihr euch verlassen könnt!« Rejins Hand tätschelte den Knauf seines Schwertes. »Ich möchte schließlich ebenso sehr wie ihr herausfinden, was hier gespielt wird.«
»Dachte ich mir«, brummte der Zwerg. Er bedachte seinen menschlichen Begleiter mit einem abschätzenden Blick. »Ihr scheint mir keiner von denen zu sein, die vor gefährlichen Aufträgen zurückschrecken, wie?«
»Stimmt.« Rejin ließ eine Reihe strahlend weißer Zähne aufblitzen. »Ihr habt nicht zufällig einen zu vergeben, oder?«
»Schon möglich.«, Fisgard warf einen nachdenklichen Blick in die nur spärlich von Fackeln erhellte Schwärze vor ihnen. Tiefe Falten auf seiner Stirn machten deutlich, dass ihn etwas beschäftigte. Schließlich wandte er sich wieder seinem Begleiter zu, packte ihn unsanft am Ärmel und zog ihn zu sich hinunter. »Hört mir jetzt genau zu!«, seine Stimme hatte einen eindringlichen Klang. »Ihr müsst Denór, unseren König, finden und ihn in Sicherheit bringen. Ich hoffe nur, dass es dafür nicht bereits zu spät ist.«
»Und warum ausgerechnet ich? Wieso macht ihr das nicht selbst? Ihr seid doch schließlich Hauptmann der königlichen Leibgarde, nicht ich!«
Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Genau deshalb kann ich es nicht tun. Schaut euch doch einmal um! Glaubt ihr wirklich, jemand entledigt sich mal eben so der Wachen und lässt dann einfach das Tor offen stehen?«
Rejin Augen wurden schmal. »Ihr vermutet eine Falle?«
»Ganz recht! Wer auch immer die Wachen ermordet hat, muss gewusst haben, dass noch ein Suchtrupp draußen ist. Ein Trupp unter meiner Führung! Versteht ihr? Was auch immer der oder die Unbekannten daher planen – er oder sie werden ganz sicher nicht riskieren, mich und meine Leute im Rücken zu haben. Daher hat man das Tor für uns offengelassen. Ich vermute, irgendwo dort weiter vorne wartet man bereits auf uns.«
»Nehmen wir einmal an, eure Vermutung stimmt. Warum wollt ihr dann freiwillig in eine Falle laufen?«
»Weil ich wissen muss, wer unser Gegner ist. Wir tappen diesbezüglich schon viel zu lange im Dunkeln. Außerdem ist nicht klar, was der Feind unternimmt, wenn wir versuchen dem Hinterhalt auszuweichen. Mein Plan ist daher folgender: Ich und der Großteil meiner Männer werden vorgeben, in die uns gestellte Falle zu laufen. Sollte ich mich irren, werden wir natürlich weiter vorstoßen. Ihr werdet derweil zusammen mit zwei meiner zuverlässigsten Zwerge den geheimen Zugang zur Stadt nehmen, der hoffentlich noch unbewacht ist. Versucht, bis zu meinem König vorzudringen. Womöglich kommt ihr ja noch rechtzeitig. Wir sorgen in der Zwischenzeit für die nötige Ablenkung.«
»Das ist ein gewagter Plan, Herr Zwerg.« Rejin rieb sich nachdenklich das Kinn. »Wer sagt euch denn, dass ihr mit eurem Wissen noch etwas werdet anfangen können?«
»Da macht euch mal keine Sorgen!« Fisgard klopfte seinem Begleiter beruhigend auf den Oberarm. »Eine Bedrohung, die man kennt, ist bereits nur noch halb so gefährlich und meine Männer sind obendrein gut ausgebildet. Außerdem ...«, Fisgard lächelte vielsagend. »... verfüge ich über entsprechende Ortskenntnisse – wenn ich das einmal so sagen darf.«
»Ihr meint, es gibt in diesem Berg noch mehr geheime Gänge?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Fisgard zwinkerte Rejin vertraulich zu. Schon im nächsten Augenblick wurde er jedoch wieder ernst. »Also, wie sieht es aus? Seid ihr mit meinem Plan einverstanden?«
»Ihr seid der Boss!« Rejin zuckte leicht mit den Schultern.
»Fein! Dann machen wir es so. Wenn alles gut geht, werden wir uns spätestens im Gasthaus zum Falschen Hund wiedersehen. Bringt Denór dorthin.«
»Ihr glaubt tatsächlich, der König schwebt in so großer Gefahr?«
»Allerdings!« Fisgard machte ein grimmiges Gesicht. »Bei einem so heimtückischen Gegner muss man mit dem Schlimmsten rechnen.« Er zögerte kurz. Dann meinte er: »Ihr wisst doch, wo sich dieses Gasthaus befindet, oder?«
Rejin nickte knapp. »Selbstverständlich. Wir haben auf unserem Weg hierher dort Halt gemacht.«
»Ausgezeichnet!« Fisgards Miene entspannte sich etwas. »Ich gebe euch Guldrig und Halgrim als Begleitung mit.« Er winkte die beiden Zwerge heran und instruierte sie. Anschließend wandte er sich wieder seinem menschlichen Begleiter zu: »Wir sehen uns an der Grenze, Hauptmann Rejin. Viel Glück!«
»Das wünsche ich euch auch. – Und lasst euch nicht von irgendeiner Axt den Bart stutzen!« Noch bevor der verblüffte Fisgard zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte Rejin sich bereits umgedreht und war zum Tor hinausmarschiert. Somit entging ihm der Ausdruck auf Fisgards Gesicht, ebenso wie die herumfahrenden Köpfe einiger in der Nähe stehender Zwerge. Was Rejin nicht wusste: Das Abschneiden des Barts galt bei den Zwergen als die schlimmste nur denkbare Schmach. Halgrim, der wie immer die Nachhut bildete, grinste unverhohlen. So hatte sicher noch niemand mit seinem Hauptmann gesprochen. Zumindest niemand, der noch lebte, um davon zu berichten.