Die Erfindung des Todes - Lutz Spilker - E-Book

Die Erfindung des Todes E-Book

Lutz Spilker

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Beschreibung

Immer wieder schnappt der Tod nach dem Leben, und verschlingt es in seiner Unersättlichkeit. Sich mit dem Ende des Lebens zu befassen bedeutet gleichsam, sich darüber im Klaren zu sein, die aktuelle Bewusstseinsebene zu verlassen und die momentan gültigen, wissenschaftlichen Errungenschaften dafür in Betracht zu ziehen. Was der Tod ist und was den Menschen nach seinem Ableben erwartet, ist reine Spekulation. Möglicherweise wurde man benachrichtigt oder hat damit gerechnet. Vielleicht war man anwesend oder hat ihn sogar selbst verursacht. Die Rede ist vom Tod. Es existieren nicht allzu viele Situationen, in denen der Mensch die Kontrolle über seine Gesichtsmuskeln zu verlieren scheint. Dann will ihm sein Aussehen egal sein. Verzerrte Gesichter, die grimassengleiche Fratzen hervorbringen, sind das Ergebnis. Gleichsam rinnen Tränen unkontrolliert die Wangen hinunter. Gefühle brechen aus und stoßen die anerzogenen Barrieren achtlos zur Seite. Es ist mit dem Ausbruch eines Vulkans vergleichbar, wenn das Innere nach außen bricht, sich nicht beruhigen will und keine einzige Sekunde unterdrücken lässt. Trauer ist zugegen. Das Schicksal beschert den Verlust einer liebgewonnenen, nahestehenden oder bekannten Person, die im Laufe der Zeit zu einem Teil des eigenen Lebens geworden ist. Möglicherweise ist sie im Himmel? Ist sie überhaupt woanders? Nichts davon ist sicher. Sicher ist nur, dass sie nicht mehr lebt. Die Ohnmacht, die Wehrlosigkeit und die Wut, sich der Situation kampflos ergeben zu müssen, verstärkt die gesamte Angelegenheit und bringt die Gewissheit, mit diesem Unterfangen selbst einmal konfrontiert zu werden, immer näher.

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Eine Betrachtung

von

Lutz Spilker

DIE ERFINDUNG DES TODES – VERLUST, TRAUER UND SCHMERZ

© 2023 by Lutz Spilker

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

ISBN Print: 978-3-347-81710-4

ISBN E-Book: 978-3-347-81715-9

Die im Buch verwendeten Grafiken entsprechen den

Nutzungsbestimmungen der Creative-Commons-Lizenzen.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1 – Der letzte Gruß

Kapitel 2 – Hort der Trauer: Der Friedhof

Kapitel 3 – Eine andere Welt

Kapitel 4 – Reinkarnation

Kapitel 5 – Sitten und Gebräuche

Kapitel 6 – Insignien

Kapitel 7 – Bestattungsarten

Kapitel 8 – Gott im Himmel

Kapitel 9 – Der Sensenmann

Kapitel 10 – Zitate

Kapitel 11 – Freitod

Kapitel 12 – Über den Tod hinaus

Kapitel 13 – Determinismus

Kapitel 14 – Das Bewusstsein

Kapitel 15 – Kryonik

Kapitel 16 – Kosmetik

Nachwort

Über den Autor

Wenn der Tod unsere Augen schließt, werden wir in einem Lichte stehen, von welchem unserer Sonnenschein nur der Schatten ist.

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer (* 22. Februar 1788 in Danzig; - 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Philosoph und Hochschullehrer.

Vorwort

»Sterben müssen wir alle!«, sagt der Volksmund und garniert diesen Ausspruch nicht selten auch mit einer Konsequenz und einer zeitlich terminierten Abstraktion, denn »schließlich müssen wir alle irgendwann sterben!«

Doch wie definiert der Mensch den Tod? Stellt der Tod die Störung einer Ordnung dar? Wäre das Leben demzufolge diese Ordnung? Wäre es nicht denkbar, dass der Tod eine Erweiterung dieser Ordnung ist? Fände sie – dennoch sie als Störer empfunden würde – die erforderliche Akzeptanz?

Mittels der drei, in den Zellen der Netzhaut vorhandenen Zapfen (Fotorezeptoren), ist der Mensch in der Lage Farben zu sehen. So werden vom Auge die Grundfarben Rot (lange Lichtwellen), Grün (mittlere Lichtwellen) und Blau (kurze Lichtwellen) erkannt.

Diese Informationen werden über die Nervenbahnen an das Gehirn weitergegeben und dort zu dem gemischt, was als Endergebnis wahrgenommen wird.

Besitzt ein Mensch zwar diese drei Zapfen, doch einer davon ist defekt (bspw. der, der zur Wahrnehmung der Farbe Grün verantwortlich ist), so spricht man von einer Grün- bzw. einer Rot-Grün-Schwäche. Diese Person ist demzufolge nicht in der Lage, den Farbton Grün wahrzunehmen. Anders gesagt, würde diese Person sogar behaupten, dass die Farbe Grün gar nicht existiert.

Das umschreibt exakt den Zustand, den der Mensch einnimmt, wenn er von Dingen, wie Energien spricht, die seine Wahrnehmungsfähigkeit nicht erlaubt. Menschen können weder infrarot noch ultraviolett wahrnehmen, manche Tiere jedoch.

Folgt also nach dem Leben ein Weiterleben in einer, dem Menschen noch nicht bekannten Form des Daseins, die Tod genannt wird? Wäre der Tod somit als Ebenbild des Lebens zu verstehen, der die Pforte zu einer bisher noch unbekannten Dimension (das Reich der Toten) bezeichnet, oder wird mit dem Wort ›Tod‹ lediglich das Ende des Lebens proklamiert?

Der Mensch neigt dazu, Dinge, die er (noch) nicht kennt, mit düsteren Worten zu umschreiben, die das Unwissen darüber ausdrücken. Noch am Ende des 19. Jahrhunderts war der Mensch der Ansicht, dass das Universum lediglich unser Sonnensystem umfasst. Der Blick in den Himmel und zu den Sternen gilt noch immer als das Panorama in eine unerreichbare Welt. Zwar landete der Mensch bereits im Juli des Jahres 1969 auf dem Erd-Trabanten, doch noch immer ist nicht bekannt, um was es sich bei "Dunkler Materie" handelt. Der Tod wird demzufolge nicht aus bloßer Trauer dunkel dargestellt, sondern aus dem Unwissen heraus, welches sich damit verbindet.

Bedeutet das Ende des Lebens gleichsam das Ende des Seins? Ist die, während eines Daseins gesammelte Energie als komplett verloren zu betrachten, oder wechselt sie bloß ihren Aggregatzustand? Besteht diese "Dunkle Energie" etwa daraus und bildet eine dem Menschen unbekannte Dimension? Stellt sich der Tod mancher Menschen als Erlösung dar, weil sie im Weiterführen des Lebens keine Bedeutung (mehr) sehen? Werden sie ein Teil des Universums und wissen es gar nicht?

»Wenn bekannt wäre, warum sich die Telomere* auf den Chromosomenenden immer weiter verkürzen und dadurch letztlich das Ende eines Lebens herbeiführen …«

* Um der Angelegenheit mit mehr Verständnis begegnen zu können, stellt man sich Telomere als die Veredelungen am Ende von Schnürsenkeln vor, die dort das Ausfransen verhindern.

Mit diesen Gedanken sollte die Wissenschaft konfrontiert werden. Dieses Buch wird nicht den Weg der biologisch-medizinischen Erklärungsversuche antreten, sondern den, der das Gegenteil des Lebens beschreibt, und das ist der Tod … er ereilt bekanntermaßen jeden.

Nach Aussage der Wissenschaft existiert lediglich eine einzige Spezies, welche sich seines Todes bewusst ist, und das ist der Mensch. Der Mensch verfügt über das erforderliche Bewusstsein, das ihn diese Erkenntnis erlangen lässt. Der Tod bezeichnet demnach keine Strecke, sondern nur den Moment des Ablebens, der das Ende des Lebens als ein wahrnehmbares Ereignis bezeichnen will. Dann tritt der Tod ein. Möglicherweise stellt er ein ebenso wahrnehmbares Ereignis dar, jedoch nutzt er eine andere Art von Bewusstsein, auf die (noch) kein Zugriff herrscht.

Der Mensch verbindet seine persönliche Existenz mit dem Fortbestehen seiner Art. Sein "auf der Welt sein", sein Bleiben und sein Aufenthalt füllen das Bewusstsein. Somit regiert der unabdingbare Wille weiterzuleben das Sein. Überdies scheint jeder Kreatur diese Erkenntnis, sich und seine Art erhalten zu müssen, bekannt zu sein.

Jedes Geschöpf weicht einer lebensbedrohlichen Gefahr reflektiv aus oder wirkt ihr erfolgreich entgegen. Risiken, die fatale Folgen in sich bergen, werden blitzschnell mit Erfahrungswerten verglichen und – bei zu hoher Gefährdung – unverzüglich umgangen.

Die Flucht vor einer bedrohlichen Situation steckt in allem Lebendigen. Doch über das Bewusstsein, sterben zu müssen, verfügt bisher nur der Mensch.

Das Ziel aller Individuen ist demnach das Leben, keinesfalls jedoch der Tod. Da der Mensch das einzige Geschöpf zu sein scheint, welches um sein Ende weiß, scheint die Angst davor, sein Leben zu lassen, begründet.

Im Laufe der Zeit bildeten sich allerdings einige geheimnisvolle Fantasien um diesen Augenblick, der mit unendlich vielen Mythen behafteten wurde.

Fraglos handelt es sich dabei auch um einen anhaltenden Verlust, der bei den Zurückbleibenden irreguläre Emotionen auslöst. Ebenso verlässt nicht selten eine wichtige und womöglich auch liebgewonnene Person die Position, die dem eigenen Verständnis entspricht.

Um das Spiegelbild des Lebens, nämlich den Tod, erfassen zu können, ist es vonnöten, darüber Klarheit zu schaffen, denn auf der Erde entstanden nicht mehrere bzw. Leben der unterschiedlichsten Art, sondern nur eines.

Dieses Leben bildet die mannigfaltigsten Arten und bevölkert die Meere, das Land und die Lüfte. Alles, was gedeiht, lebt. Es ist demnach egal, ob es schnell oder langsam wächst. Der Wachstumsprozess kann sich auch während einer Existenzphase ändern. Er kann sich ebenso verlangsamen, wie auch beschleunigen. Ein völliger Wachstumsstillstand wird in der Wirtschaft Stagnation genannt; anderswo bedeutet er womöglich den Tod.

Stellt die Dunkle Energie des Universums die Seite des Lebens dar, die als Jenseits bekannt ist? Existieren in diesem Jenseits nur Lebewesen weiter oder auch jede Art sonstigen Lebens? Wer würde die Entscheidung darüber treffen?

Diesem Gedanken zufolge besäße das Jenseits ein Bewusstsein (zumindest besäße es jedoch eine geistige Kraft), nach dem es Entscheidungen treffen kann und allgemeines Leben von nicht mehr lebenden Wesen zu unterscheiden fähig ist. Ist der Tod selbst ein Geisteswesen?