Die FernfahrerHure | Erotischer Roman - Marie Rust - E-Book

Die FernfahrerHure | Erotischer Roman E-Book

Marie Rust

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 164 Taschenbuchseiten ... Auf der Heimreise vom Italienurlaub weigert sich Sabine nach einem Streit mit ihrem Freund, mit ihm weiterzufahren. Stattdessen bittet sie den Lkw-Fahrer Gunnar, sie mitzunehmen. Der ist einverstanden, verlangt jedoch als Gegenleistung Sex. Außerdem soll sie unterwegs für ihren Unterhalt anschaffen gehen. Sie willigt widerwillig ein, doch schon bald wird ihr klar, dass Truckersex das Beste ist, was ihr passieren konnte! Die notgeile Gier der Männer ist genau das, was sie braucht. Obendrein genießt sie die Nächte in Gunnars Armen. Doch wie soll es weitergehen, wenn sie wieder zu Hause ist? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 227

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Impressum:

Die FernfahrerHure | Erotischer Roman

von Marie Rust

 

Marie Rust (Jahrgang 1974) hat sich seit ihrer Jugend – insbesondere bei Frauen – damit unbeliebt gemacht, dass sie den Genderwahn offen ablehnt: „Wären die Unterschiede zwischen Mann und Frau belanglos oder sogar unsinnig, hätte die Natur sich die Mühe gespart, zwei verschiedene Geschlechter zu erschaffen und es bei Hermaphroditen belassen. Aber anstatt das zu akzeptieren, zwingt die Emanzipationsbewegung Frauen, sich wie klein geratene Männer zu benehmen. Wer devote Frauen verachtet, weiß nicht, wovon er redet. Eine Sklavin hat eine unfassbare Macht über ihren Herrn, der ohne Zögern die Welt für sie aus den Angeln hebt, um diesen unbezahlbaren Schatz niemals zu verlieren!“Dem Beruf der Krankenschwester hat Marie Rust den Rücken gekehrt und sich für eine Weile dem horizontalen Gewerbe zugewandt. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann und vielen Tieren in einem kleinen Dorf in der Eifel.

 

Lektorat: A. K. Frank

 

 

Originalausgabe

© 2024 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © lightfieldstudios @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783756150786

www.blue-panther-books.de

Schock am Morgen

Sabine genoss das Gefühl des noch warmen Sandes unter den nackten Füßen und sog genussvoll den Duft des Meeres ein. Es war der letzte Abend eines wunderschönen Urlaubs mit Ralf, und nun mit ihm während des Sonnenuntergangs Hand in Hand am Strand entlang zu schlendern, war beinahe unnatürlich romantisch. Sie blickte zu den Lichtern der Stadt hinüber.

Als es um die Frage gegangen war, wohin sie reisen sollten, hatte sie auf Palermo bestanden, weil sie eine Doku gesehen hatte und nun mit eigenen Augen all die wundervollen Sehenswürdigkeiten erkunden wollte.

Ralf hatte versucht, sie zu einem idyllischeren Ort zu überreden, doch sie hatte sich durchgesetzt. Im Nachhinein musste sie zugeben, dass er recht gehabt hatte. Nach zwei Tagen hatte sie von der lauten, quirligen Stadt die Nase voll gehabt und sich nur noch am Strand aufgehalten. Er war mit Sicherheit nicht der schönste und erst recht nicht der sauberste, doch sie hatte ihn liebgewonnen.

Am besten gefiel ihr der schmale Streifen aus feuchtem Sand direkt am Wasser, diese Zwischenwelt, zu nass fürs Land, zu trocken fürs Meer, wie in dem Lied »Scarborough fair«: … zwischen Salzwasser und dem Meeresstrand …

Auch jetzt wäre sie am liebsten dort gelaufen, doch Ralf führte sie ein ganzes Stück weiter oben entlang. Er schien ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Sabine war es egal, wohin sie gingen, Hauptsache Sand zwischen den Zehen und an ihrer Seite den Mann, den sie liebte.

Schließlich erreichten sie eines der kleinen Häuschen, an denen man sich tagsüber Sonnenschirme und Liegen ausleihen konnte. Es war um diese Uhrzeit natürlich verwaist, doch eine kleine Lampe über dem Schild mit den Öffnungszeiten und den Preisen brannte noch und zog die Mücken an. Sabine wunderte sich, was Ralf hier wollte. Er wirkte mit einem Mal recht nervös. Dann zog er sie in den schwachen Lichtkegel und ging völlig unerwartet vor ihr auf die Knie. Er holte eine kleine Schatulle aus der Hosentasche und hielt sie im ersten Moment verkehrt herum, sodass beinahe der Ring herausgefallen wäre, als er sie öffnete. Sabine war so überrumpelt, dass sie nicht verstand, was da gerade passierte.

Ralf räusperte sich und sprach dann in einer leicht mechanischen Art, so, als würde er konzentriert Worte wiederholen, die er auswendig gelernt hatte: »Sabine, du weißt, dass ich kein guter Redner bin. Ich habe lange überlegt, was ich sagen soll, um zu beschreiben, was du für mich bist, aber mir ist nichts eingefallen. Du bist schön – ja. Du bist wundervoll – ja. Du bist intelligent und humorvoll – ja. Ich könnte noch stundenlang so weitermachen, aber all das trifft es nicht. Du bist ganz einfach der Mensch, mit dem ich mein Leben teilen will, bis uns der Tod scheidet. Und ich hoffe, du willst das auch. Bitte heirate mich!«

Sabine blickte ihn verwirrt an und erst nach und nach sickerten die Worte in ihr Hirn. Dann endlich begriff sie, dass er ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte. Er wollte sie heiraten, für immer mit ihr zusammen sein, eine Familie gründen und Kinder mit ihr haben.

In ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloß und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie sah ihn so lange schweigend an, dass er begann, nervös zu schlucken, und sich ein leichter Schweißglanz auf seiner Stirn bildete. Er brauchte schnellstens eine Antwort. Die einzige mögliche Antwort!

Stumm und von der Gefühlswallung geschüttelt nickte sie mit dem Kopf so heftig, dass es in ihrem Genick knackte.

Erleichtert nahm er den Ring aus dem Etui, schob ihn ihr über den Finger, stand auf und nahm sie in den Arm. Nun brachen bei Sabine die Dämme und sie heulte Rotz und Wasser. Es war zu schön, um wahr zu sein. So unwirklich, dass sie jeden Moment damit rechnete, aufzuwachen. Doch dann stieg ihr sein Deo in die Nase. Es war kein Traum. Es waren wirklich seine Hände, die sie festhielten und nun langsam an ihrem Rücken entlang nach unten wanderten. Er drehte sie vom Licht weg.

Sabine ließ sich von ihm dirigieren. Ihr Kopf war in den Streik getreten und die Gefühle überschlugen sich derart, dass sie nicht mehr in der Lage war, rationale Entscheidungen zu treffen. Doch eines dieser wild durcheinanderwirbelnden Gefühle wurde mit jeder Sekunde stärker und drängte alles andere an die Seite: Lust! Er wollte es hier und jetzt mit ihr tun und sie wollte es auch, ganz gleich, ob es jemand mitbekam oder nicht.

Ihr war klar, dass feiner Sand und klebrige Körperflüssigkeiten eine denkbar schlechte Kombination waren, vor allem in empfindlichen Körperregionen, aber auch das spielte jetzt und hier keine Rolle. Sie ging auf alle viere und wackelte aufreizend mit dem Hintern.

Ralf ließ sich nicht zweimal bitten. Er kniete sich hinter sie, schob ihr die leichte Strandtunika über die Hüften, das Höschen nach unten und ließ seine Finger an ihrem Eingang entlanggleiten, um zu überprüfen, ob sie schon feucht genug war. Ein Test, den er sich getrost hätte sparen können.

Sabine war so heiß, dass es ihr beinahe an den Beinen hinunterlief. Ungeduldig reckte sie ihm den Hintern entgegen. Von Ferne hörte sie Stimmen, die sich langsam näherten. Es war ihr egal. Sie wollte jetzt Sex mit dem Mann, der sie so sehr begehrte, dass er bereit war, sein Leben für sie zu ändern. Und sie bekam ihn.

Ralf schob sich schweratmend die Shorts nach unten, setzte an und drang in sie ein. Sabine biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Sich das zu verkneifen, war so ziemlich das Härteste, was sie jemals erlebt hatte, denn Ralf nahm sie so, wie sie es am liebsten hatte – hart und schnell!

Er kam kurz vor ihrem eigenen Orgasmus. Das war meis­tens so, doch das frustrierte sie nicht – ganz im Gegenteil. Sie mochte das Gefühl sexueller Spannung, und meistens schaffte sie es, ihn eine Stunde später noch einmal in Stimmung zu bringen, und dann kam ihr Höhepunkt sehr rasch und war fast unerträglich heftig.

Als er sich zurückzog, spürte sie, wie das Sperma an ihren Oberschenkeln entlang nach unten tropfte. Am liebsten hätte sie sich einfach auf den Bauch fallen lassen, um sich von der Anstrengung zu erholen, doch sie war wieder klar genug, um sich noch rasch die Tunika wieder herunterzuziehen, bevor sie sich drehte und auf den warmen Sand sinken ließ.

Ralf ließ sich ebenfalls erschöpft neben sie fallen. »Oh, Mann, das war aber ein Ja mit Ausrufezeichen!«, stieß er keuchend hervor. »Und ich hatte echt Angst, dass du mich zum Teufel schickst.«

Sabine ließ die Finger zu seiner Hand hinüber wandern und erwiderte lachend: »Hey, für wie doof hältst du mich denn? Ein IT-Experte ist eine prima Partie für eine Verkäuferin. Wenn ich dir bei deiner Karriere helfe, brauche ich bald nicht mehr zu arbeiten.«

Ralf schmunzelte. »Von wegen! Wenn du erst mal drei Kinder zu versorgen hast, wirst du dich nach deiner ruhigen Boutique und deiner überkandidelten Chefin sehnen.«

Sabine drehte sich auf die Seite und kuschelte sich an ihn heran. »Gleich drei?«

»Na ja, ich dachte, ich eröffne mal klein, bevor du gleich einen Schreck kriegst und abhaust. Eigentlich dachte ich eher an vier oder fünf!«

»Oh, dann müssen wir uns aber ordentlich ins Zeug legen.«

»Ja, ich tue mir jetzt schon leid«, stellte Ralf mit einem gespielten Seufzer fest.

Sie blieben so lange im Sand liegen, bis sie zu frösteln begannen. Auf dem Weg ins Hotel redete Ralf ihr aus, gleich noch bei ihren Eltern anzurufen, die vermutlich schon im Bett waren. Auf dem Zimmer ließ sie ihn zuerst duschen, damit sie sich anschließend noch in Ruhe mit der Lotion, deren Duft er so gern mochte, eincremen konnte. Als sie dann ins Zimmer kam, war er schon eingeschlafen.

Sie nahm es ihm nicht übel. Die Aktion hatte ihn jede Menge Nerven gekostet und sie würden noch sehr viele lange und wundervolle Nächte vor sich haben. Sie schlüpfte unter die Decke, löschte das Lämpchen und vertrieb das unbefriedigte Gefühl mit einer kurzen, aber sehr lustvollen Fingerakrobatik. Danach wollte sie noch ein wenig über das, was sich aus diesem Abend ergeben würde, nachdenken, doch der Schlaf kam über sie, noch ehe sie sich entschieden hatte, welchen Aspekt sie zuerst aufgreifen wollte.

***

Am nächsten Morgen wurde sie recht früh wach. Zum Glück, denn am Abend hatten sie vergessen, den Wecker zu stellen, damit sie noch zeitig packen konnten. Sie betrachtete den Ring an ihrem Finger. Eigentlich mochte sie keine Ringe, doch er fühlte sich so selbstverständlich an, als hätte sie ihn schon immer getragen. Ein geschmackvoller Reif mit einem kleinen Stein inmitten einer hübschen, geschwungenen Fassung. Ob Ralf ihn selbst ausgesucht oder sich auf den Rat des Juweliers verlassen hatte?

Ihr Blick fiel auf ihren schlafenden Freund, der seit gestern ihr Verlobter war und bald ihr Ehemann sein würde. Noch konnte sie es nicht so recht glauben. Sie beschloss, einen letzten Strandspaziergang zu machen, um sich alles noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Auf ein Blatt Toilettenpapier schrieb sie Ralf eine kurze Nachricht und schlich sich auf Zehenspitzen hinaus.

Bestens gelaunt schlenderte sie die Promenade entlang zu ihrem Lieblingsplatz am Strand. Als sie auf der Suche nach ihrer Sonnenbrille in ihrer Handtasche wühlte, fiel ihr ein, dass sie sie nach dem Reinigen auf dem Waschbecken im Bad vergessen hatte. Sie überlegte, ob sie sich auf die Schnelle eine billige vom nächsten Souvenirstand holen sollte, entschied sich dann jedoch, rasch noch einmal zurück zum Hotel zu gehen. Es war ja nicht weit. Vielleicht war Ralf ja inzwischen auch wach geworden und wartete schon mit einer wundervollen Morgenlatte auf ihre Rückkehr.

So leise wie möglich schloss sie die Zimmertür auf und huschte lautlos hinein. Sie lauschte und hörte den Fernseher. Ralf war tatsächlich in der Zwischenzeit aufgewacht. Und nicht nur das: den Geräuschen nach sah er gerade einen Porno. Sie freute sich, dass sie ihn überraschen und ihm die Befriedigungsarbeit abnehmen konnte.

Dann jedoch horchte sie auf und ihr wurde klar, dass das Stöhnen nicht aus einem Fernsehlautsprecher kam! Irritiert trat sie die zwei Schritte durch die kleine Diele vor und lugte um die Ecke. Ralf lag nackt auf dem Bett. Über ihm kniete das Zimmermädchen. Ihr Kittel war offen und hing über ihre Schultern nach hinten herunter. Der Slip baumelte nur noch an einem Oberschenkel, ihr BH war hochgeschoben und Ralf walkte die Brüste wie ein Bäcker den Brotteig, während die Frau ihn wie eine Besessene ritt.

Sabine starrte fassungslos auf die Szene. Die beiden waren so entfesselt, dass sie sie gar nicht bemerkten. Dann steigerten sich die Bewegungen und das Stöhnen der Frau noch einmal. Sie schrie Ralf an. Auch wenn Sabine kein Wort Italienisch sprach, verstand sie so viel, dass sie es härter und schneller wollte und dass sie kurz vor ihrem Orgasmus stand. Sie rammte sich geradezu auf Ralfs Unterleib und schien seinen Schwanz gar nicht tief genug hinein bekommen zu können. Schließlich zog sie die Knie nach oben, sodass sie auf den Füßen hockte, um ihn sich mit noch mehr Wucht hinein stoßen zu können.

Ralf machte gurgelnde Geräusche und schien vor Geilheit keine Luft mehr zu bekommen. Er klammerte sich an die Brüste wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Dann kam die Frau mit einem Schrei. Ralf keuchte und kam mit einem gepressten Knurren ebenfalls. Einen Augenblick verharrten sie, als hätte jemand das Bild eingefroren, dann fielen Ralfs Arme schlaff zur Seite und die Frau sackte über ihm zusammen.

Als sie sich die Haare aus dem Gesicht streichen wollte, entdeckte sie Sabine und erstarrte. Ihre Gesichtsfarbe wechselte in Sekunden von knallrot vor Anstrengung auf kreideweiß vor Schreck und wieder zurück zur Schamesröte.

Ralf folgte ihrem Blick und wurde ebenfalls aschfahl. Die Frau hechtete von dem Bett herunter, zog rasch den Schlüpfer und ihren BH zurecht, fummelte fahrig die Knöpfe des Kittels wieder zu und huschte mit einem gemurmelten »Scusi« an Sabine vorbei hinaus.

Ralf zog sich ebenfalls schnell wieder die Unterhose an. Er breitete entschuldigend die Arme aus. »Hey, Bienchen, ich weiß, wie das jetzt aussieht, aber…«

»… aber es war ganz anders, als ich denke, und eigentlich ist sie nur zufällig auf dich draufgefallen«, vermutete Sabine sarkastisch.

»Mann, ich weiß, dass das jetzt scheiße war, aber es war doch nur, weil ich an dich gedacht habe und auf einmal so eine Riesenlust hatte und, na ja …«

»… und, na ja, dann hast du eben das Zimmermädchen gefragt, ob sie mich nicht mal schnell vertreten will. So als kleine Dienstleistung auf Kosten des Hauses.«

»Ja, ist okay, ich bin schwach geworden und habe großen Bockmist gebaut. Aber das war nur Sex, die bedeutet mir nichts.«

»Na, wenn das so ist, ist ja alles okay. Ich gehe dann mal runter zu dem Barmann, der mich vorgestern so angebaggert hat, und verschwinde ganz bedeutungslos mit dem im Hinterzimmer.«

»Das ist doch was ganz anderes. Frauen machen so was nicht«, brummte er.

»Ach ja? Und was war die gerade eben? Also nach einem Mann sah sie nicht aus.«

Ralf wurde ärgerlich. »Jetzt mach keinen Elefanten draus! Die ist mir nicht wichtig. Ich weiß nicht, wie sie heißt und ich würde sie auf der Straße auch nicht wiedererkennen. Es waren einfach nur Hormone, keine Liebe. Die gehört nur dir! Ich habe gestern Abend jedes einzelne Wort genau so gemeint, wie ich es gesagt habe. Du bist die Frau, mit der ich alt werden will. Das ist das Einzige, was zählt.«

Sabine fand keine Worte mehr. Wie konnte er so tun, als hätte er nur mal eben auswärts gegessen und sie würde sich völlig unnötig aufregen?

»Ich bin im Restaurant«, beschied sie, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Als sie den Essensraum betrat, überlegte sie einen Moment, sich an die Bar zu setzen und die quer durcheinander schießenden Gedanken in ihrem Hirn mit einem Drink runterzuspülen, aber einen Kater war dieser Mistkerl definitiv nicht wert. Also bestellte sie nur ihren üblichen Multivitaminsaft, stierte aus dem Fenster hinaus und versuchte zu begreifen, was sie da gerade gesehen hatte.

Der Mann, der ihr gesagt hatte, dass sie seine einzig wahre Liebe sei, er sein Leben mit ihr teilen und Kinder haben wollte, hatte es keine zwölf Stunden später mit einer anderen getrieben. Und so entrückt, wie er gerade eben gewirkt hatte, hatte sie selbst ihn noch nie beim Sex erlebt. Dabei war die Frau das, was er normalerweise abfällig als »Hungerhaken« oder »Klappergestell« bezeichnete. Er hatte ihr immer gesagt, dass er ihren runden Hintern und die weichen Brüste so liebte, doch die hatte er noch nie so gierig geknetet wie die dieser italienischen Schlampe. Wie sollte sie jetzt reagieren?

Ralf kam die Treppe herunter und steuerte auf sie zu. Sabine beschloss, ihm die Gelegenheit zu geben, sich zu äußern. Vielleicht war es ja wirklich so, wie er es gesagt hatte und der Gedanke an sie hatte ihn so angeheizt, dass er nicht mehr klar hatte denken können. Es wäre die einzige akzeptable Erklärung. Und er musste ihr glaubhaft versichern, dass es ein einziger Ausrutscher war und es nie wieder vorkommen würde.

Doch Ralf erklärte weder sein Verhalten noch versicherte er, dass es das erste und einzige Mal war. Mit gesenktem Blick ging er zum Frühstücksbüffet und begann, einen Teller zu bestücken. Sabine trat schweigend ebenfalls an die Servierplatten und legte sich etwas Obst auf, bevor sie ihm zum Tisch folgte, doch im Gegensatz zu Ralf bekam sie keinen Bissen herunter. Immer, wenn sich ihre Blicke kreuzten, sah er sie genervt und vorwurfsvoll an, so als sei es ihre eigene Schuld, ausgerechnet in diesem Moment aufzutauchen, anstatt brav am Strand entlang zu spazieren.

Sabine wurde immer wütender. Sie ließ ihren Teller stehen, ging zurück ins Zimmer und packte die letzten Teile in ihren Koffer. Sie wusste nicht, wie sie die zwei Tage Fahrt mit ihm in einem Auto durchstehen sollte, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Demonstrativ zog sie sich ihr engstes Oberteil und den kürzesten Minirock an. Er sollte sehen, was ihm künftig entging. Es würde ihr Genugtuung geben, wenn sie ihn abblitzen lassen würde.

Ralf kam einige Minuten später nach. Er mahlte unwillig mit dem Kiefer, weil Sabine seine Sachen im Gegensatz zu sonst nicht angerührt hatte und er nun selbst packen musste, sagte aber nichts. Sie checkten aus und fuhren los. Obwohl draußen schon bald über dreißig Grad herrschten, war die Stimmung im Auto so eisig, dass die Klimaanlage überflüssig war. Sabine konnte nicht fassen, dass Ralf auch noch den Beleidigten spielte, obwohl er es gewesen war, der ihre Beziehung ruiniert hatte.

Nachdem sie knapp eine Stunde gefahren waren, ohne dass auch nur ein einziges Wort gefallen war, bog Ralf am nächs­ten Autobahnparkplatz ab. Er ging zum Toilettenhäuschen, kehrte wieder zurück, setzte sich hinter das Steuer, atmete laut durch und wandte sich dann an sie: »Verdammt, es tut mir leid. Das war echt beschissen von mir. Das ist mir noch nie passiert. Und die Frau … Mann, du weißt, dass die noch nicht mal mein Typ ist. Ich weiß nicht, warum ich plötzlich so … Ich kann ja verstehen, dass du angefressen bist, aber du kannst doch deswegen nicht alles wegwerfen, was zwischen uns ist. Da geht es um ein ganzes Leben Liebe, nicht um zehn Minuten Sex.«

Er machte eine kleine Pause, blickte auf das Lenkrad und setzte hinzu: »Okay, sag mir, was ich machen muss, damit du mir verzeihst. Soll ich auf die Knie gehen? Willst du eine passende Kette zu dem Ring? Oder soll ich Karten für das nächste Anastacia-Konzert beschaffen? Irgendwas, egal was, aber hör auf, mich so anzuschweigen!«

Sabine hatte sich nicht vorstellen können, dass er es schaffen würde, alles noch schlimmer zu machen, aber mit dem Angebot, ihr ihren Herzschmerz wegzukaufen, hatte er das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie stieg aus und zischte ihn an: »Mach, dass du wegkommst! Ich will dich nie wieder sehen!«

Ralf blickte unbehaglich umher, ob jemand die Szene mitbekam und flüsterte: »Sabine, verdammt, steig wieder ein!«

Sie verschränkte die Arme. »Ich werde mich garantiert nicht mehr zu dir setzen. Hau ab!« Dann drehte sie sich entschieden um. Sie hörte, wie er hinter ihr »Blöde Schlampe! Mach doch, was du willst. Ich krieche dir nicht hinterher« knurrte, den Motor anließ und losfuhr.

Für einen kleinen Augenblick war sie tatsächlich erleichtert, dass er weg war, doch schon im nächsten Moment wurde ihr klar, dass ihre Handtasche mit Handy, Portemonnaie und Ausweis noch im Auto lag. Was sollte sie jetzt tun? Würde Ralf umdrehen und zurückkommen?

Sie blickte sich um. Der Parkplatz war so gut wie leer, nur drei Lkws standen ein Stück weiter vorn auf den dafür ausgewiesenen Stellplätzen. Doch einer von ihnen hatte ein Kennzeichen aus Nordrhein-Westfalen, sogar aus ihrem Nachbarkreis! Er gehörte zur Spedition Hüter Transporte. Die hatte Sabine schon häufiger gesehen, wenn sie über die Autobahn zu ihren Eltern gefahren war. Das war echtes Glück im Unglück!

Sie lief hin und klopfte an die Tür. Ein Mann öffnete und sah auf sie herab. Er trug eine Jogginghose und darüber nur ein Unterhemd. Bequeme Fernfahrer-Kluft. Davon abgesehen wirkte er jedoch keineswegs wie ein desillusionierter Asphaltcowboy. Genau genommen sah er überhaupt nicht nach Lkw-Fahrer aus. Die hatten in Sabines Vorstellung tief gefurchte Gesichter, fettige Haare und einen Bierbauch. Dieser Mann war jedoch genau das Gegenteil: um die vierzig, gepflegter Haarschnitt, klar konturiertes, sorgfältig rasiertes Gesicht und – Koteletten! Fasziniert betrachtete sie ihn. Sie war von Koteletten schon immer angetan gewesen, doch sie hatte im echten Leben noch nie einen Mann gesehen, der welche trug. Immer nur in Dokus über die Siebziger und körnigen Filmen aus dieser Zeit.

Er sah sie fragend an. Sabine blinzelte, um sich von dem Anblick loszureißen. Haare an den Schläfen waren gerade definitiv ihr geringstes Problem.

»Entschuldigen Sie, sind Sie Deutscher?«, fragte sie.

»Das will ich wohl meinen«, erwiderte er schmunzelnd.

»Oh, Mann, da bin ich aber erleichtert. Ich habe nämlich ein Problem: Mein Freund hat mich … ähm … vergessen. Und jetzt stehe ich hier, ohne Handy, ohne Geld, ohne alles. Können Sie mir helfen?«

»Wenn er Sie nur vergessen hat, wird er doch wohl gleich wiederkommen. Wenn er die nächste Ausfahrt nimmt und eine Schleife fährt, braucht er höchstens eine Viertelstunde«, antwortete er und grinste dabei so wissend, dass Sabine sich sicher war, dass er die Szene in seinem Außenspiegel beobachtet hatte.

»Okay, er hat mich nicht vergessen. Wir haben uns gestritten und er hat mich sitzen lassen. Ich weiß nicht, ob er wiederkommt. Helfen Sie mir jetzt?«

»Und wie?«, wollte er wissen.

»Indem Sie mich mitnehmen. Ich wohne nicht weit vom Sitz Ihrer Spedition weg.«

Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie eingehend. Dann beschied er: »Das geht aber nicht umsonst.«

Sie hob hilflos die Hände. »Ich habe aber nichts bei mir.« Ihr Blick fiel auf den Verlobungsring. Sie zog ihn ab und hielt ihn nach oben. »Den können Sie haben.«

Er verneinte: »Ich habe keine Ahnung von Schmuck und ich bin kein Hehler.«

Ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Aber was soll ich denn machen? Ich habe doch kein Geld.«

»Ich nehme auch Naturalien«, bot er an.

»Was denn für Naturalien?«, fragte sie ratlos.

Er rieb sich gespielt nachdenklich die Nase. »Tja, also womit könnte eine irre gut aussehende junge Frau einen Mann bezahlen, wenn sie kein Geld hat?«

Sabine blickte ihn ungläubig an. Er konnte doch nicht ernsthaft erwarten, dass sie für die Mitfahrgelegenheit mit ihm schlafen würde. Sie verschränkte die Arme. »Danke für das Angebot, aber ich verzichte. Kann ich wenigstens mal mit Ihrem Handy telefonieren? Wenn Sie mir das verweigern, ist das unterlassene Hilfeleistung!«

Er reichte ihr mit einem süffisanten Grinsen sein Telefon. »Das könnte ich nie mit meinem Gewissen vereinbaren. Aber die Karte ist leer. Ich muss mir erst am nächsten Rasthof eine neue kaufen. Da funktioniert im Augenblick nur der Notruf. Die italienische Polizei hat die Eins, Eins, Drei.«

Sabine dachte nach. In Deutschland hätte sie nicht gezögert, aber sie wusste nicht, wie die Leute hier reagierten. Was, wenn es in ihren Augen gar kein Notfall war, weil sie nur Ralf anrufen mussten, damit er sie abholte? Oder wenn sie sie einsperrten, weil sie sich nicht ausweisen konnte? Ralf würde sie mit Sicherheit nicht einfach so hier sitzen lassen, Streit hin oder her. Sie musste eben nur warten und sich überlegen, wie sie es hinbekam, es zwei Tage mit ihm bis nach Hause auszuhalten.

Sie reichte das Handy zurück. »Danke, ich überlege es mir.«

»Überlegen Sie nicht zu lange. Ich fahre in zehn Minuten los und bis die hier sind, dauert es mindestens eine halbe Stunde. So lange wären Sie dann allein hier«, mahnte er.

Sabine antwortete nicht. Sie ging um den Lkw herum und setzte sich seufzend neben einem der Reifen in den Schatten. Es war eine rundum beschissene Situation und das Letzte, was sie wollte, war, vor Ralf den Bückling zu machen, damit er so gnädig war, sie wieder einsteigen zu lassen. Aber das war das einzig Vernünftige, was sie tun konnte. Jedenfalls vernünftiger, als sich auf das Angebot dieses notgeilen Truckers einzulassen.

Während sie zwischen den Reifen hindurch die Einfahrt des Parkplatzes im Auge hielt, wurde ihr bewusst, was der Mann, abgesehen von seinem dreisten Vorschlag, noch gesagt hatte: sie sei eine irre gut aussehende junge Frau! Selbst wenn das als Anbaggermasche übertrieben war, musste er sie auf jeden Fall ziemlich attraktiv finden. Sonst hätte er wohl kaum mit ihr Sex haben wollen. Zumindest machte er nicht den Eindruck, als hätte er es nötig, alles zu nehmen, was er kriegen konnte. Aber offenkundig sah sie für ihren eigenen Verlobten nicht gut genug aus, um ein Zimmermädchen stehenzulassen. Oder waren alle Männer so schwanzgesteuert, dass es ihnen egal war?

Jedenfalls würde sie bei Ralf nie mehr sicher sein können, dass er ihr wirklich treu war. Und mit so einem Mann wollte sie kein gemeinsames Leben führen. Sie musste noch einmal die Zähne für die Heimfahrt zusammenbeißen, danach waren sie geschiedene Leute, noch bevor sie geheiratet hatten.

Sie sah den blauen Opel auf den Parkplatz einbiegen. Ralf war also tatsächlich im Kreis gefahren, um sie wieder abzuholen. Im selben Augenblick startete der Motor des Lkws neben ihr. Im Bruchteil einer Sekunde entschied sie, dass sie nicht bereit war, sich auch nur noch eine Sekunde länger von diesem treulosen Arsch abhängig zu machen!

Entschlossen stand sie auf und öffnete die Beifahrertür des Lkws. »Ich hab’s mir überlegt. Ich fahre mit!«

Der Fahrer wies einladend auf den Beifahrersitz. »Mi casa es su casa.«

Sie kletterte auf den Sitz und schloss rasch die Tür. Im Seitenspiegel konnte sie sehen, wie Ralf sehr langsam den Weg entlang fuhr und offenbar nach ihr Ausschau hielt.

Der Trucker legte den Gang ein und fuhr langsam los. »Willst du ihm nicht noch winken, damit er wenigstens weiß, dass du wohlauf bist?«, schlug er vor.

»Nein, will ich nicht!«

Der Mann zuckte mit den Schultern und gab Gas. Für ein paar Sekunden konnte sie noch sehen, wie Ralf anhielt und ausstieg, dann bogen sie auf die Autobahn ein und der Spiegel zeigte nur noch den Standstreifen.

Der Mann stellte sich vor: »Ich heiße Gunnar.«

»Sabine.«

»Schöner Name. In der Mittelkonsole ist was Kaltes zu trinken.«

Sie öffnete das Fach, das sich als kleine Kühlbox herausstellte und nahm eine Flasche Wasser heraus. »Danke, ich habe echt Durst.«

Er nickte, wartete, bis sie einen Schluck getrunken hatte und fragte dann: »Was hat er angestellt, dass du so sauer auf ihn bist?«

Eigentlich fand Sabine, dass das den Mann gar nichts anging, doch die Wut, die sie mit sich herumtrug, musste raus. »Er hat mir gestern Abend einen Heiratsantrag gemacht und es heute Morgen mit dem Zimmermädchen getrieben.«

»Scheiße, wie blöd ist der? Man wirft doch für einen Kieselstein keinen Diamanten weg.«

Sabine sah ihn überrascht an. Solch ein poetischer Vergleich passte überhaupt nicht in diese Lkw-Kabine. Meinte er das wirklich oder war das nur Süßholz, um sie noch williger zu machen? Es machte ihn auf jeden Fall sympathisch.

»Für meinen Freund, also Ex-Freund, war offensichtlich ich der Kieselstein. Er hat anscheinend eine eher knabenhaftere Vorstellung von Diamanten«, führte sie weiter aus.