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Dieses E-Book entspricht 416 Taschenbuchseiten ... Die unscheinbare Julia will ihr Gehalt mit einem Nebenjob aufpäppeln. Ulf, Inhaber eines Edelbordells, sieht Potenzial in Julia. Vorsichtig ködert er sie mit einem Job als Küchenhilfe. Schon bald gerät sie in den Bann von Lust und Verführung, von Schmerz und Erniedrigung. Doch der Weg bis zu ihrer völligen Unterwerfung ist lang. Außerdem drohen Gefahren von ihrem eifersüchtigen Ex und herumstreunenden Junkies. Wird es Ulf gelingen, seine kostbare Neuentdeckung ganz an sich zu binden? Und kann er sie vor allen Gefahren beschützen? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 580
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Impressum:
Du gehörst MIR! Erotischer Herrenclubroman
von Marie Rust
Marie Rust (Jahrgang 1974) hat sich seit ihrer Jugend – insbesondere bei Frauen – damit unbeliebt gemacht, dass sie den Genderwahn offen ablehnt: „Wären die Unterschiede zwischen Mann und Frau belanglos oder sogar unsinnig, hätte die Natur sich die Mühe gespart, zwei verschiedene Geschlechter zu erschaffen und es bei Hermaphroditen belassen. Aber anstatt das zu akzeptieren, zwingt die Emanzipationsbewegung Frauen, sich wie klein geratene Männer zu benehmen. Wer devote Frauen verachtet, weiß nicht, wovon er redet. Eine Sklavin hat eine unfassbare Macht über ihren Herrn, der ohne Zögern die Welt für sie aus den Angeln hebt, um diesen unbezahlbaren Schatz niemals zu verlieren!“Dem Beruf der Krankenschwester hat Marie Rust den Rücken gekehrt und sich für eine Weile dem horizontalen Gewerbe zugewandt. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann und vielen Tieren in einem kleinen Dorf in der Eifel.
Lektorat: Ulrike Maria Berlik
Originalausgabe
© 2021 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Sorbis @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750710931
www.blue-panther-books.de
Neunzehn
Ulf trat ans Fenster und blickte nach unten zum Bahnhofsparkplatz. Er beobachtete, wie Rosalie von ihrem neuen Besitzer zu dem Minibus mit österreichischem Kennzeichen geführt wurde. Der Mann öffnete ihr die Beifahrertür und ging dann selbst zur Fahrerseite. Rosalie drehte sich noch einmal um und winkte Ulf fröhlich zum Abschied zu, bevor sie einstieg.
Ulf sah ihnen nach, bis der Bus an der nächsten Kreuzung außer Sicht kam. Er vermisste sein Engelchen schon jetzt. Aber er gönnte ihr das neue Leben von Herzen und hoffte, dass sie glücklich wurde. Eberding hatte ihm versprochen, dass sie sich meldete, sobald sie wohlbehalten angekommen waren und auch, wenn es zu einer ungeplanten längeren Verzögerung kommen sollte, sodass er sich keine unnötigen Sorgen machen musste. Wie alle Käufer, mit denen er zu tun hatte, hatte er auch diesen Mann vorher gründlich unter die Lupe genommen. Hätten irgendwelche Zweifel an seiner Zuverlässigkeit bestanden, hätte er sich das Geschäft sonst wohin stecken können.
Er ging an den Schreibtisch, nahm die eine Hälfte der Geldbündel und legte sie in den Safe hinter dem Ölgemälde mit Europa und dem Stier. Die andere Hälfte schob er in eine Kunstledermappe, die er gleich zur Bank bringen würde. Er nahm das Jackett von der Stuhllehne, griff seine Schlüssel und verließ das Büro. Im ersten Stock begrüßte er die Leiterin der kleinen Putzkolonne und fragte, ob sie etwas benötigte, was aber nicht der Fall war.
Im ganzen Gebäude herrschte Durchzug, weil seiner Anordnung entsprechend während der Reinigungsarbeiten sämtliche Fenster weit offen standen. Später würden sie wieder hinter bodenlangen schweren Vorhängen verschwinden. Ulf legte großen Wert auf perfekte Sauberkeit und bezahlte den Raumpflegerinnen Löhne, von denen andere nicht mal zu träumen wagten. Das »O« sollte jeden Abend praktisch jungfräulich seine Gäste empfangen.
Aus einem der Räume hörte er ein Klopfen und ging nachsehen. Werner, der gute Geist des Hauses hämmerte auf einer Bohle der kleinen Bühne herum, auf der Mädchen an einer Stange ihren Kunden einen Strip vorführen konnten, bevor es in das überdimensionale Bett ging oder wo auch immer der Mann seinen Bedürfnissen nachkommen wollte.
Werner wischte sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn. Ulf wusste nicht, was das Problem war, aber das musste ihn auch nicht interessieren. Er fragte nur: »Kriegst du das hin oder soll ich das Zimmer heute schließen?«
Werner schüttelte den Kopf. »Ich kriege das Scheißding schon wieder fest, aber Sie sollten das Podest neu belegen lassen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich eins von den Mädchen da wehtut.«
Ulf zückte sein Smartphone und machte sich eine Notiz darüber.
Als er das große Patriziergebäude verließ, atmete er genussvoll die frische Frühsommerluft ein. Während er gemütlich über den Bahnhofsplatz hinüber zur Fußgängerzone schlenderte, blieb sein Blick an einem jungen Mann hängen, der scheinbar desinteressiert an einem viel zu großen Sportwagen lehnte. Ulf schmunzelte. So hatte er selbst auch angefangen – als kleiner Zuhälter, der auffällig unauffällig seine Mädchen auf der anderen Straßenseite im Auge behielt. Der Unterschied zwischen ihm und diesen aufgeplusterten Machos von heute war der, dass er es nicht getan hatte, um zu kontrollieren, wie viel sie einnahmen, sondern damit seinen Süßen nichts passierte. Aus diesem Grund würden es diese Idioten auch nie zu irgendwas bringen. Frauen, die ausgebeutet wurden, vielleicht sogar Angst vor ihrem Zuhälter haben mussten, sträubten sich gegen die Arbeit und das merkte man ihnen an. Sie wirkten unattraktiv und bekamen so gut wie keine Freier ab und die, die sich auf sie einließen, kamen kein zweites Mal, weil es einfach keinen Spaß machte, eine Frau zu ficken, die das nur angewidert über sich ergehen ließ.
Dabei war es so einfach: Frauen, die sich rundherum wohlfühlten, hatten eine fast unbändige Lust auf Sex. Ulf musste nur dafür sorgen, dass es seinen Mädchen gut ging, sie sich bei ihm geborgen und geliebt fühlten und schon hatten sie Freude an der Arbeit, konnten sich vor Freiern kaum retten und der Rubel rollte. Sie liebten und verehrten ihn und er liebte und verehrte sie – wenn auch auf eine Art, die er keinem der Passanten, die ihm entgegenkamen, hätte erklären können: Je bereitwilliger sich eine Frau ihm unterwarf, umso königlicher wurde sie in seinen Augen. Seine Mädchen wiederum gingen mit einer atemberaubenden Hingabe vor ihm auf die Knie.
Dank dieser Art der Haltung gehörte ihm heute mit achtundfünfzig Jahren sein eigener Club. Und nicht irgendeiner, sondern einer der angesagtesten Nordrhein-Westfalens. Obwohl das monatliche Gehalt seiner Kunden mindestens im fünfstelligen Bereich liegen musste, damit sie überhaupt für eine Mitgliedschaft infrage kamen, hatte er eine seitenlange Liste von Interessenten, die darauf warteten, dass eine bestehende Mitgliedschaft erlosch, sei es durch Umzug oder Tod oder sonst einen Grund, damit sie nachrücken konnten.
Was den Bedarf anging, hätte Ulf völlig problemlos ein zweites und drittes Etablissement eröffnen können, aber das wollte er nicht. Er hatte mehr als genug Geld für ein äußerst bequemes Leben und die zwanzig Frauen, die er besaß, waren die Schallgrenze dessen, was er sich als verantwortungsvoller Halter zumuten wollte, damit keines seiner Engelchen vernachlässigt wurde und alle sich wohlfühlten. Es durfte keine mehr sein – aber auch keine weniger!
Ohne Rosalie waren es nur noch neunzehn und Ulf musste, oder besser gesagt durfte sich auf die Suche nach einer Nachfolgerin machen. Er hasste sich selbst dafür, dass er geradezu dankbar war, dass sie ihn gebeten hatte, einen anderen Arbeitsplatz für sie zu finden, weil sie die Stadt überhatte. Er wollte sie genauso wenig weggeben wie irgendeine andere, aber er hatte auch seine zunehmende Unzufriedenheit wahrgenommen.
Es war schon über ein halbes Jahr her, dass Irene, seine letzte Schülerin, sein Zeichen bekommen hatte und in die WG in der Coloniastraße gezogen war. Der Ablauf blieb stets der Gleiche: Sobald er eine Frau verkauft oder entlassen hatte, machte er sich auf die Suche nach einer neuen. Für die Zeit ihrer Ausbildung wohnten die Schülerinnen in Ulfs Bungalow, in dem Raum direkt neben seinem Schlafzimmer, den er liebevoll das »Kinderzimmer« nannte. Wenn sie ihre Prüfung bestanden hatten, durften sie unter insgesamt sechs WGs, in denen die ausgebildeten Sklavinnen lebten, die wählen, in der sie sich am wohlsten fühlten. Dann blieb Ulf wieder allein, bis die nächste Frau um Entlassung bat und er eine neue aufnehmen konnte. Er mochte die Zeit zwischen zwei Erziehungen nicht. Zwar hatte er jede Nacht eines seiner Engelchen bei sich, aber tagsüber wirkte das Haus fürchterlich still und Ulf verbrachte viel Zeit im ,O‹, um sich mit Arbeit abzulenken. So bitter es war, Röschen ziehen zu lassen, freute er sich darauf, nun wieder eine Schülerin ins Haus zu bekommen, die es mit Lachen und Leben erfüllte. Morgen würde er auf einer der einschlägigen Kontaktbörsen im Internet eine Annonce als Köder schalten. Dank der modernen Medien war es heutzutage ein Kinderspiel, neue Sklavinnen zu bekommen. Früher hatte er tage-, teilweise wochenlang durch die Stadt streifen müssen, um eine potenzielle Kandidatin zu finden. Heute konnte er gemütlich vom Schreibtisch aus Kontakt zu Frauen aufnehmen, die die Nase von ihrem Nullachtfünfzehn-Leben und dem Emanzenkorsett voll hatten und sich wünschten, endlich einfach nur Frau sein zu dürfen. Was Ulf bei dieser Methode allerdings vermisste, war das Jagdfieber – dieses angenehme Ziehen in den Hoden, wenn er eine Frau entdeckt hatte, sich mit Höflichkeit an sie heranpirschte, sie mit Charme umkreiste und dann mit scheinbar harmlosem Geplänkel auslotete, um eine Strategie festzulegen, mit der er sie schließlich davon überzeugte, dass es ihr innigster Wunsch war, sich ihm zu unterwerfen und für ihn anschaffen zu gehen. Nun ja, man konnte eben nicht alles haben …
Er ging die breiten Stufen zum Eingang der Bank hinauf. Bereits an der Tür sah er, dass am Schalter Fräulein »A. Siebers« saß. Er unterdrückte ein Grinsen. Natürlich wusste sie, wer er war. Und ihr stets angewiderter Gesichtsausdruck, wenn sie seine Wünsche bearbeitete, sprach Bände. Ulf kannte diesen Typus Frau. Sie waren nicht anders als die scheinheiligen Pfaffen, die von der Kanzel herunter Moral predigten und sich anschließend an den Messdienern vergriffen. Er war sich sicher, dass Fräulein A. Siebers sich in ihrem Freundinnenkreis empört darüber echauffierte, wie sehr es sie anekelte, diesen Puffbesitzer bedienen und das schmutzige Geld anfassen zu müssen, während sie abends im Bett davon träumte, wie es wäre, für einen Fuffi von einem notgeilen Kerl nach dem anderen durchgezogen zu werden. Es wäre ein Leichtes, sie sich gefügig zu machen, aber für Ulfs Geschmack war sie einfach zu langweilig.
Er wartete geduldig, bis die beiden Kunden vor ihm abgefertigt waren, und trat dann mit einem süffisanten Lächeln an den Schalter.
»Guten Tag, Herr Martens! Sie wünschen?«, begrüßte sie ihn steif.
»Eine Einzahlung bitte!«, erwiderte er und während sie mit sehr schlechtem Pokerface das Geld zählte, fügte er hinzu: »Ihre neue Frisur macht Sie um Jahre jünger. Zu schade, dass die Bank Ihnen so einen zugeknöpften Kleidungsstil vorschreibt.«
»Ich bin sowohl mit dem Kleidungsstil als auch meinem Alter sehr zufrieden«, erklärte sie knapp. »Fünfzigtausend! Korrekt?«
»Korrekt«, bestätigte Ulf lächelnd.
Sie füllte das Einzahlungsformular aus, ließ ihn unterschreiben und setzte einen Stempel darauf.
»Auf Wiedersehen, Herr Martens. Beehren Sie uns bald wieder«, sagte sie in einem Ton, als müsse sie einen Euro in einer Jauchegrube suchen.
»Auf Wiedersehen, Frau Siebers. Ich wünsche einen angenehmen Tag«, gab Ulf artig zurück.
Beim Rausgehen sah er in der Glasscheibe, wie Fräulein Siebers sich prüfend ins viel zu kurze Haar fasste und einen weiteren Knopf der Bluse öffnete.
Er spazierte gemütlich zurück. An Tagen wie diesem, wenn er eines seiner Engelchen verkauft hatte, war er immer in sehr eigentümlicher Stimmung. Einerseits hatte er das Gefühl, ein Stück von sich selbst weggegeben zu haben, andererseits spürte er aber auch eine große Befriedigung, weil er wieder einmal den Weg für ein glückliches Leben bereitet hatte. Das »O« war für seine Mädchen eine Startrampe. Die eine brauchte mehr, die andere weniger Zeit, bis sie den Absprung wagte, aber letzten Endes sollte jede Frau die Chance bekommen, sich in einen Mann zu verlieben und eine Familie zu gründen. Bei den allermeisten funkte es früher oder später bei einem Stammkunden. Im »O« selbst geschah das selten, weil sein eigener Einfluss dort zu stark war. Die Mädchen mussten sich räumlich von ihm lösen, um den Kopf für andere Männer freizubekommen. Es fiel ihm schwer, sie gehen zu lassen, aber eine regelmäßige Fluktuation war gut für das Geschäft und die Notwendigkeit, eine Nachfolgerin auszubilden, war eine Pflicht, die er nur zu gern erfüllte. Er liebte es, aus einer unscheinbaren, blassen Frau eine aufregende Hure und gehorsame, charismatische Sklavin zu formen. Im Laufe der Jahre war das zu einer Sucht geworden.
Er beschloss spontan, dem netten, kleinen Café neben dem Schuhgeschäft einen Besuch abzustatten. Die Tische dort wurden nicht von Sonnenschirmen, sondern von kunstvoll geranktem Wein beschattet, und man konnte hervorragend entspannen.
Gerade als er sich setzen wollte, sah er sie.
Sie war perfekt!
Das Jobangebot
Julia nahm die Zeitung auseinander und faltete sie sich so zurecht, dass sie die Kleinanzeigen im Stellenmarkt bequem lesen konnte. Lustlos markierte sie ein Angebot von einer Arztfamilie, die eine Putzfrau suchte, und einer Pizzeria, die einen Lieferdienst zu besetzen hatte. Das war alles nicht verlockend, aber besser als nichts.
Seit drei Wochen suchte sie einen Nebenjob – nichts Großartiges, nur ein paar Stunden abends, damit sie sich ab und zu mal etwas Schönes gönnen konnte wie ein hübsches Abendessen mit Thorsten, ein großzügigeres Taschengeld für den Urlaub oder mal einen Spontankauf in einer Boutique. Herr Kurz, ihr Vorgesetzter, hatte ihr angeboten, ihre Halbtagsstelle auf dreiviertel oder ganztags aufzustocken, aber der Job war so ätzend, dass sie nicht bereit war, noch mehr ihrer Lebenszeit darauf zu verschwenden. Was hatte sie damals nur geritten, ausgerechnet eine Lehre als Versicherungskauffrau zu machen?
Die Bedienung trat an den Tisch und schob den Sportteil, den Julia abgelegt hatte, ein wenig zur Seite, um einen Kuchen abzustellen.
»Verzeihung, da haben Sie sich vertan! Ich habe nichts bestellt«, wehrte Julia ab.
Die Bedienung drehte sich um. Hinter ihr stand ein älterer Mann in einem anthrazitfarbenen Anzug mit grauer Krawatte.
Er erklärte: »Junges Fräulein, ich möchte mir erlauben, Ihrem Blutzucker etwas nachzuhelfen. Sie sehen aus, als bräuchten Sie dringend Nervennahrung. Gestatten Sie, dass ich mich zu Ihnen setze?«
Julia blickte ihn skeptisch an. Die Bedienung wippte ungeduldig auf den Füßen. Auf ihrem Tablett standen eine Tasse Kaffee und ein weiteres Stück Kuchen. Offenbar seine eigene Bestellung, die sie endlich loswerden wollte.
Notgedrungen wies Julia auf den freien Stuhl gegenüber. »Bitte sehr!«
Der Mann setzte sich, die Bedienung räumte Kaffee und Kuchen vom Tablett und huschte dann rasch wieder hinein. Julia sah sich um. Es gab noch einige leere Tische.
Sicherheitshalber erklärte sie: »Bevor Sie irgendwie auf eine komische Schiene kommen – ich habe einen Freund!«
Der Mann ließ zwei Tütchen Zucker in seinen Kaffee rieseln und nickte lächelnd. »Das freut mich für Sie. Angesichts der Tatsache, dass ich wohl ohne Weiteres Ihr Vater sein könnte, hätte ich mir sowieso keine Anbaggerchancen ausgerechnet. Ich sitze nur nicht gern allein beim Kaffee.«
Er blickte auf die Zeitung und fragte mitfühlend: »Job verloren?«
»Äh, nein, ich suche nur was für nebenbei«, erklärte Julia. Die direkte Art des Mannes irritierte sie.
Er beugte sich vor und hielt mit der Hand den oberen Teil der Seite etwas nach unten, damit er halbwegs erkennen konnte, was sie sich da markiert hatte.
»Eine Putzstelle? Entschuldigen Sie, aber das kann ich mir bei Ihnen beim besten Willen nicht vorstellen«, stellte er fest.
Julia schlug die Zeitung zusammen und legte sie auf den Stuhl neben sich. Sie hatte keine Lust, sich auch noch einen Kommentar über Pizzataxis anzuhören.
Gereizt erklärte sie: »Leider werden einem heutzutage die Angebote nicht mehr hinterhergeworfen. Da muss man nehmen, was man kriegen kann.« Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber, dass sie sich überhaupt zu einer Antwort genötigt sah. Das ging ihn gar nichts an!
Der Mann nickte verständnisvoll, dann fragte er interessiert: »Was suchen Sie denn genau?«
»Was für abends, maximal zehn Stunden die Woche und nichts, was mit Büro zu tun hat. Davon habe ich vormittags schon mehr als genug. Und so was haben Sie ja wohl nicht gerade zufällig im Angebot?«, gab Julia schnippisch zurück. Sie musste an sich halten, um nicht zu aggressiv zu klingen.
Der Mann schob sich ein Stück Kuchen in den Mund, kaute, spülte mit Kaffee nach und erklärte: »Hätte ich schon, wir suchen Servicekräfte für die Küche, aber das dürfte für Sie nicht von Interesse sein. Allerdings habe ich einen Bekannten, der in der Personalabteilung dieses Kosmetikherstellers im Industriegebiet arbeitet. Wenn ich ihn anrufe, findet der bestimmt ein Plätzchen für Sie. Wäre das was?«
»Wie kommen Sie darauf, dass der Job als Küchenhilfe für mich nichts ist?«, fragte Julia, verdutzt über die unerwartete Wendung.
Der Mann nahm ein weiteres Stück Kuchen und erklärte dann lächelnd: »Oh, der Job ist völlig in Ordnung, achtzehn bis einundzwanzig Uhr, fünfzehn Euro die Stunde, aber das Ambiente dürfte Sie vermutlich stören. Mir gehört das ›O‹.«
»Der Nobelpuff am Bahnhof?«, fragte Julia überrascht.
Der Mann schmunzelte. »Ich bevorzuge die Bezeichnung ›Club‹, auch wenn der Unterschied Ihnen vermutlich völlig egal ist. Aber ich denke, wir meinen dasselbe Gebäude.«
»Oh, äh, ja … verzeihen Sie, ist mir so rausgerutscht«, sagte Julia, peinlich berührt über ihre Taktlosigkeit.
Neugierig blickte sie den Mann an. Er sah aus wie ein seriöser Geschäftsmann. So hatte sie sich einen Puffbetreiber nun wirklich nicht vorgestellt.
Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, verschränkte die Finger und fragte sie lächelnd: »Also, was geht Ihnen gerade durch den Kopf? Nur raus damit!«
»Ich, ähm … entschuldigen Sie, wenn das jetzt blöd klingt, aber Sie sehen irgendwie nicht aus wie ein Zuhälter, oder wie Sie das, was Sie tun, nennen«, stellte sie fest und hätte sich im gleichen Moment am liebsten die Zunge abgebissen.
Er lachte. »Sie meinen, die Sonnenbrille und das Goldkettchen fehlen?«
Sie hob entschuldigend die Schultern. »Na ja, die Rolex und die Cowboystiefel haben Sie wohl auch zu Hause vergessen.« Sie war erleichtert, dass er so humorvoll reagierte.
Der Mann grinste. »Es kommt sogar noch schlimmer: Ich habe noch nicht mal einen Sportwagen, sondern eine ganz furchtbar spießige, silberfarbene Limousine.« Er trank einen Schluck und erläuterte dann: »Ich bin der Meinung, dass es völlig ausreicht, wenn meine Mädchen auffallen. Ich selbst muss das nicht. Mit Anzug und Krawatte kommt man weiter als mit Tattoos und dicken Gürtelschnallen.«
»Und wofür braucht man in einem … ähm … ›Freudenhaus‹ bitteschön Küchenhilfen? Ich meine, die Männer gehen da nicht zum Essen hin, oder?«, fragte Julia weiter. Dieser Mann war die mit Abstand spannendste Bekanntschaft, die sie in den letzten Jahren gemacht hatte. Die Gerüchte, die sich um dieses stadtbekannte Etablissement rankten, gingen ins Absurde. Und sie hatte jetzt die Gelegenheit, Informationen aus erster Hand zu bekommen!
Der Mann lachte wieder. »Nein, Essen ist da wirklich nicht das Wichtigste. Wir haben zwar ein sehr ansehnliches Büffet, aber in erster Linie geht es bei unserem Gastroangebot um Getränke und kleinere Snacks mit erotischem Beigeschmack.«
»Wie habe ich denn das zu verstehen?«, fragte Julia.
Der Mann lächelte nachsichtig. »Nun ja, ich denke, Sie haben mit Ihrem Freund auch schon mal das eine oder andere mit Lebensmitteln ausprobiert, oder?«
»Ehrlich gesagt – nein«, gestand Julia und kam sich mit einem Mal fürchterlich rückständig vor.
Er zwinkerte ihr zu. »Dann sollten Sie sich vielleicht für den Anfang mal eine Dose Sprühsahne oder eine Flasche Vanillesoße kaufen und Ihrer Fantasie freien Lauf lassen!« Er trank noch einen Schluck. »Also, Fräulein …?«
»Karst, Julia Karst«, stellte Julia sich vor.
Der Mann nickte. »Fräulein Karst. Wie sieht es aus? Soll ich Ihre Nummer an meinen Bekannten weitergeben oder soll ich Ihnen seine geben und Sie berufen sich dann auf mich?«
»Ähm … also eigentlich hört sich das, was Sie da eben über den Job in Ihrem eigenen Laden aufgezählt haben, ziemlich passend an … also vorausgesetzt, es geht da wirklich nur um Küchenarbeit und nicht um … Sie wissen schon, was …«, sagte Julia zögernd.
Der Mann schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Keine Sorge! Siewissenschonwas wird bei mir ausschließlich von erfahrenen Kräften angeboten. Immerhin sind wir – wie Sie es so hübsch ausgedrückt haben – ein Nobelpuff. Wir bedienen eine gehobene Klientel und Anfängerinnen würden mir nur das Geschäft ruinieren.«
Er sah sie einen Moment nachdenklich an, dann zog er eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Jacketts und notierte eine Nummer auf der Rückseite. Er reichte sie Julia. »Das ist die Nummer meiner Hauswirtschafterin. Sie ist abends ab siebzehn Uhr erreichbar. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich für den Job begeistern könnten, allerdings rate ich Ihnen dringend, das vorher mit Ihrem Freund zu besprechen. Ich will nicht der Grund für eine Beziehungskrise sein. Okay?«
»Okay«, bestätigte Julia.
Der Mann trank aus, erhob sich, legte zwanzig Euro unter seine Tasse, verabschiedete sich und ging gemächlich in Richtung Bahnhof. Julia blickte auf die Visitenkarte. Offenkundig war das keine aus einer Billigdruckerei. Sie war richtig dick und schwer. Die Schrift war zartrosa-silbern: Freizeit- und Erotikclub O, Inhaber Ulf Martens. Keine Adresse oder Telefonnummer, nur eine Homepage. An der Seite war ein silbernes Muster eingeprägt. Julia kippte die Karte im Licht, bis sie es erkannte: die geschmackvoll stilisierte Rückenansicht einer knienden, gefesselten Frau. Sie kannte das Motiv von einem Buchcover – »Die Geschichte der O«. War der Name des Clubs etwa Programm?
***
Ulf widerstand der Versuchung, sich noch einmal nach ihr umzudrehen und schlenderte bestens gelaunt zurück. Sie war phänomenal! Aufgeschlossen, neugierig und alles andere als langweilig. Ihr Lächeln war hinreißend und die Art, wie sie unbewusst demütig den Kopf nach vorn und ganz leicht zur Seite neigte, wenn man auch nur einen Hauch von Autorität in die Stimme legte, wirkte so weiblich, dass es ihn fast wahnsinnig machte. Ihr Job kotzte sie offenkundig an und ihr Freund schien todlangweilig zu sein. Das hatte ihr fast schon resignierter Gesichtsausdruck verraten, als er die Sprühsahne vorgeschlagen hatte. Und eine Frau wie diese mit ödem Standardsex abzuspeisen, grenzte Ulfs Meinung nach fast schon an Körperverletzung. Sie hatte Feuer, auch wenn sie das unter einem schlabberigen T-Shirt und einer unförmigen Jeans zu verstecken versuchte. Natürlich gab es keine Stelle für eine Küchenhilfe. So etwas lohnte sich für ihn nicht. Vera kümmerte sich um das Büffet und den Service teilten die Mädchen unter sich auf. Aber als Brücke, um Julia an ihren neuen Beruf heranzuführen, war es ein hervorragender Vorwand.
Er war froh, als er wieder in sein Büro trat und die Hose öffnen konnte. Die Vorstellung, Julia vor sich knien zu sehen, hatte es im Schritt verdammt eng werden lassen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, griff nach dem Telefon und rief Vera an.
Sie meldete sich schon beim ersten Klingeln: »Ja, Herr Martens?«
Ulf lächelte. Offenbar war sie gerade beim Einkaufen. Vera war neunundfünfzig und noch eine Dienerin vom alten Schlag. Sie fühlte sich unwohl, wenn sie auf das für Sklavinnen gebotene »Herr« am Ende jedes Satzes verzichten sollte, selbst wenn sie sich unter Nicht-Eingeweihten bewegte. Er hatte ihr erlaubt, ihn in solchen Fällen zu siezen, damit sie es beibehalten konnte, ohne aufzufallen.
Er verzichtete auf Förmlichkeiten und erklärte: »Du bekommst heute oder morgen einen Anruf von einer Julia Karst, die sich um eine Stelle als Küchenhilfe bewirbt, die ich vor einer halben Stunde geschaffen habe. Sorg dafür, dass wir ihr genau das anbieten können, was sie gern hätte, und bring sie im Zimmerservice unter. Ich will sie haben. Verstanden?«
»Ja, Herr Martens. Ich tue mein Bestes«, antwortete sie.
»Das weiß ich, Liebes«, gab er zurück und legte auf.
Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie Julia in Arbeitskleidung aussehen würde. Ein nicht zu dunkles Altrosa oder Zartrosa würde ihr fantastisch stehen. Unter den fürchterlichen Klamotten hatte er ihre Körperformen nur erahnen können. Sie war jedenfalls nicht sportlich. Die Oberweite schien ganz in Ordnung zu sein. Er war gespannt darauf, ihre Hüften zu sehen.
Sein alter Jagdtrieb war zu neuem Leben erwacht! Er lehnte sich zurück und genoss das fast schon vergessene Ziehen in den Hoden. Er hatte den Köder ausgeworfen und sie schnupperte bereits daran. Er musste nun geduldig lauern, bis sie ein klein wenig näher herankam, um das Netz nach und nach immer enger zu ziehen.
Das Probearbeiten
Julia betrachtete den Bildschirm. Sie hatte die Homepage des »O« aufgerufen. Die Seite war professionell gestaltet, aber nicht sehr aussagekräftig. Der kurze Text erläuterte lediglich, dass es sich um eine Erotikwelt ausschließlich für Mitglieder und deren Gäste handelte. Die Mitgliedschaft wiederum setzte eine Empfehlung durch ein anderes Mitglied voraus. Neben der Möglichkeit eines Kontaktformulars gab es noch eine kurze Fotostrecke.
Das erste Bild zeigte eine gemütliche Bar mit Sitzgruppen aus roten Plüschsesseln und ebensolchen Sofas, die jeweils um einen kleinen, runden Tisch angeordnet waren. Im Hintergrund sah man eine sehr reichhaltig bestückte, noble Theke und an der Seite schob sich ein Stück von dem Büffet ins Bild, das Herr Martens wohl gemeint hatte. Auf dem zweiten Foto sah man ein Zimmer mit einem überdimensionalen Bett mit glänzendem Satin-Laken, ebenfalls mit ziemlich noblem Ambiente. Das dritte Bild schließlich zeigte ein Verlies wie aus dem Mittelalter. Mit einer Folterbank, einigen anderen Gerätschaften, die wohl zum Anketten und für irgendwelche SM-Spiele genutzt werden konnten, und einer riesigen Holzplatte an der Wand, an der zig Sorten von Gerten, Peitschen, Ketten, Hand- und Fußfesseln und andere Dinge bereit hingen.
Julia konnte kaum glauben, dass es so etwas in knapp zwei Kilometer Entfernung von ihrer Wohnung gab. Sie überlegte, was sie machen sollte. Das Angebot war enorm verlockend, sie brannte darauf, das alles mal live zu sehen, und Herr Martens hatte auch nicht den Eindruck gemacht, als hätte er sie angesprochen, um neue Nutten anzuwerben. Er hatte ihr ja sogar eher noch abgeraten. Aber es stimmte schon. So etwas konnte sie nicht ohne Thorstens Einverständnis machen. Sie beschloss, ihn anzurufen.
Er klang gehetzt, als er sprach: »Hallo, Maus, was gibt es?«
Julia antwortete in einem möglichst beiläufig klingenden Tonfall: »Ich habe vorhin ein Jobangebot bekommen und wollte deine Meinung dazu hören.«
Im Hintergrund hörte sie das leise Klackern einer Tastatur. Thorsten fragte anscheinend gerade seine Auftragsliste ab. Sie ärgerte sich, dass er das nicht einmal für einen Moment unterbrach. Immerhin rief sie ihn nur dann während der Arbeitszeit an, wenn etwas wirklich wichtig war. Er tat immer so, als würde der gesamte Wohnkomplex zusammenbrechen, wenn er mal fünf Minuten mit seiner Freundin redete.
»Wie ist die Bezahlung?«, wollte er wissen.
»Fünfzehn Euro die Stunde«, gab sie zurück. War das wirklich das Wichtigste an einer Arbeit?
»Klingt doch super! Was musst du da machen?«, fragte er weiter. Seine Stimme verriet, dass er mit den Gedanken woanders war.
»Küchenarbeit«, gab sie knapp zurück und wurde allmählich richtig sauer.
»Was ist das denn für ein Restaurant, wo so viel bezahlt wird?«, fragte er murmelnd.
Julia räusperte sich. »Na ja, das ist es ja eben. Es ist zwar ein ziemlich nobler Schuppen, aber …«
Er unterbrach sie. »Schnuckel, ich hab jetzt echt keine Zeit. Ich komme heute Abend vorbei, dann kannst du mir alles erzählen. Aber bei der Kohle solltest du dir das auf jeden Fall mal ansehen! Machs gut, Maus!«
»Machs gut!«, erwiderte sie mechanisch, war sich aber nicht sicher, ob er das überhaupt noch gehört hatte. Sie hatte jetzt richtig Wut im Bauch! Ein einziges Mal bat sie ihn um Rat und er hörte ihr nicht zu, weil irgendwo ein Wasserhahn tropfte oder eine Heizung pfiff oder wieder jemand Müll ins Treppenhaus gekippt hatte. Also gut! Sie würde seinen Rat annehmen und sich das Ganze mal ansehen. Seine Schuld, wenn er sich das Aber nicht anhören wollte.
Um kurz nach fünf rief sie die Nummer an, die Herr Martens aufgeschrieben hatte.
Eine Frau meldete sich: »Grube.«
Julia räusperte sich und erklärte dann so gelassen, wie sie konnte: »Julia Karst. Guten Tag, Frau Grube, ich habe diese Nummer von Herrn Martens bekommen. Es geht um eine Stelle als Küchenhilfe. Bin ich da bei Ihnen richtig?«
Die Frau klang zögerlich. »Ja, an sich schon … Hat Herr Martens Ihnen gesagt, um welche Art Betrieb es sich bei uns handelt?«
»Ja, das ›O‹. Das ist mir bekannt«, antwortete Julia und setzte hinzu: »Aber Herr Martens hat mir versichert, dass ich mit dem, äh … also mit dem Horizontalen nichts zu tun habe.«
»Nein, natürlich nicht, das machen die Fachkräfte, aber Sie würden doch einiges zu sehen bekommen, das nicht ganz … jugendfrei ist, um es mal so auszudrücken. Wäre das ein Problem für Sie?«, fragte die Wirtschafterin vorsichtig.
»Nö, überhaupt nicht«, gab Julia betont lässig zurück und fragte sich, was eine »Fachkraft« in diesem Gewerbe ausmachte.
Jetzt klang Frau Grube wirklich erleichtert. »Ja, das ist ja prima! Wann wollen Sie denn mal vorbeikommen, um sich das Ganze anzusehen?«
»Ich wohne gleich um die Ecke. Ich könnte in einer halben Stunde da sein«, schlug Julia vor.
»Großartig!«, stellte die Frau gut gelaunt fest. »Bringen Sie bitte festes Schuhwerk mit, einen Kittel bekommen Sie von uns.«
»Ja, gut, mache ich. Vielen Dank und bis gleich!«, sagte Julia.
»Bis gleich. Ich freue mich!«, gab Frau Grube zurück und legte auf.
Julia überlegte, was sie anziehen und ob sie Make-up benutzen sollte und wenn ja, wie viel? Sie wollte nicht sexy wirken, um keine Missverständnisse zu provozieren, aber auch nicht altbacken aussehen. Sie wählte eine weiße Stoffhose und ein locker sitzendes T-Shirt. Wenn sie darüber einen Kittel zog, würde das wohl einigermaßen passabel aussehen. Auf Make-up verzichtete sie dann doch lieber. In einer Küche mit den ganzen heißen Dämpfen würde das ohnehin nur verlaufen. Dann machte sie sich zu Fuß auf den Weg. Die Parkgebühren am Bahnhof waren unverschämt und außerdem war das Wetter schön. Irgendwo im Hinterkopf war sie dankbar für die Galgenfrist, die ihr der etwas längere Weg bescherte, weil sie doch recht aufgeregt war. Immerhin würde sie gleich zum ersten Mal in ihrem Leben ein Bordell betreten! Im letzten Moment dachte sie noch daran, Thorsten eine Nachricht zu schicken, dass sie probearbeiten war und nicht genau wusste, wann sie heimkäme.
Vor dem »O« trat sie minutenlang unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Sie beobachtete eine Familie, offenbar Touristen, die sich von einem Passanten vor der kunstvoll restaurierten Fassade fotografieren ließen. Das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes verriet ihr, dass er von hier war und sich köstlich darüber amüsierte, dass diese Leute keine Ahnung hatten, was in dem historischen Bau wirklich vor sich ging. Julia wartete, bis die Familie weitergezogen war, dann ging sie mit klopfendem Herzen zum Eingang und zog die schwere Tür auf.
Sie trat in ein recht kleines Foyer, das anscheinend der, mit einer Zwischenwand abgetrennte, vordere Teil des Eingangsflurs war. Es gab nur eine einfache Tür, an deren Seite auf Brusthöhe ein kleiner Kasten mit einem Magnetkartenschlitz hing. Davor stand ein Stuhl, auf dem ein bulliger Kerl im Anzug saß und eine Sportzeitschrift las. Er schaute auf und erhob sich. Mit einer angedeuteten höflichen Verbeugung erkundigte er sich: »Kann ich Ihnen helfen?« Anscheinend dachte er, sie hätte sich verlaufen.
»Ich … äh … ich habe einen Termin mit Frau Grube«, erklärte Julia.
Der Mann drehte sich um und griff nach dem Hörer eines Wandtelefons, um sich zu vergewissern, dass das stimmte. Dann hängte er ein, holte eine graue Magnetkarte aus der Tasche und zog sie durch den Schlitz. Die Tür summte und er drückte sie auf. Dahinter lag der weitaus größere Teil des Flures. Julia hätte nicht gedacht, dass das Gebäude nach hinten heraus so lang war. Rechts stand ein stilvoller Empfangstresen, der allerdings unbesetzt war. Direkt dahinter war eine Tür mit der Aufschrift »Sicherheitsdienst«. Danach kam eine Treppe und dahinter war ein großer Durchgang, aus dem eine freundlich lächelnde, ältere Frau in einem schicken hellgrauen Kleid trat und direkt auf sie zuhielt.
»Guten Tag, Frau Karst, ich bin Vera Grube«, grüßte sie.
Julia gab ihr die Hand. »Guten Tag. Vielen Dank, dass Sie so schnell Zeit hatten.«
»Oh, da habe wohl eher ich zu danken«, stellte Frau Grube gut gelaunt fest und wies auf eine der Türen auf der linken Seite, die allesamt die Aufschrift »Personal« trugen. »Bevor wir in den Hygienebereich gehen, müssen Sie sich umziehen.«
Sie öffnete eine Tür, die in eine große Umkleide mit vielen Spinden führte und steuerte auf einen Ständer mit grauen Textilien zu. Julia hatte hässliche Überwurfkittel erwartet, die über der Kleidung getragen wurden, aber nun erkannte sie, dass das Kleid, das die Hauswirtschafterin trug, tatsächlich ein raffiniert geschnittener Arbeitskittel aus robustem Baumwollstoff war, der an die Minikleider von Krankenschwestern in Klischee-Sendungen erinnerte, nur dass er nicht weiß, sondern grau war und nicht über, sondern knapp unter dem Knie endete.
»Suchen Sie sich bitte was in Ihrer Größe! Die mit den blauen Applikationen sind für uns, die mit den grünen für den Reinigungsdienst. Nach Feierabend wird die Kleidung in den Wäschesäcken in der Ecke entsorgt«, forderte Frau Grube sie auf und ging die Spinde ab, um einen zu finden, der noch frei war.
Julia nahm ein Kittelkleid in ihrer Größe und zog sich um. Sie war Kleider nicht gewöhnt und fühlte sich unwohl mit den nackten Beinen. Als sie in einen der hohen Spiegel schaute, war sie verblüfft, wie gut ihr diese Uniform stand. »Nett und adrett!«, hätte ihre Oma dazu gesagt.
Frau Grube nickte: »Sieht prima aus. Wie auf den Leib geschneidert.«
»Danke! Muss ich noch eine Haube oder so etwas anziehen?«, erkundigte Julia sich.
Frau Grube schüttelte den Kopf: »Da wir kein Essen herstellen, sondern fast ausschließlich Vorgefertigtes servieren, ist das nicht vorgeschrieben.«
Julia war das recht, allerdings fragte sie sich, was sie als Küchenhilfe tun sollte, wenn nicht Essen zubereiten oder das dafür benötigte Geschirr und Besteck spülen.
Frau Grube führte sie zu dem Durchgang, aus dem sie selbst aufgetaucht war. Sie betraten die Bar, die Julia auf der Homepage gesehen hatte. Sie sah sogar noch gemütlicher aus als auf dem Foto.
Frau Grube wies auf das noch halb leere Büffet. »Die Arbeit ist eigentlich ganz einfach: Der Betrieb geht um neunzehn Uhr los. Bis dahin muss das Büffet aufgebaut sein. Die Platten bekommen wir fertig von einem Catering-Service angeliefert. Ich würde das lieber selbst machen, aber da wir noch nicht mal genug Personal für den Minimalbetrieb bekommen, wird das wohl ein ewiger Traum bleiben.«
»Wieso das denn? Fünfzehn Euro sind ein richtig guter Lohn«, sagte Julia.
Frau Grube lachte. »Stimmt, aber dafür ist unsere Adresse richtig schlecht. Keine anständige Frau will in einem Bordell arbeiten, weil jeder automatisch denkt, dass sie eine Prostituierte ist. Deswegen habe ich auch bei dir … Ich darf doch ›du‹ sagen? …« Julia nickte. »… so genau nachgefragt, weil es wirklich ungewöhnlich ist.«
Sie überlegte einen Moment, wo sie stehen geblieben war, dann fuhr sie fort: »Jedenfalls bauen wir bis zum Einlass das Büffet auf und dekorieren es ein wenig und ab dann bist du im Zimmerservice.«
»Ich bin WAS?«, fragte Julia entsetzt. »Ich soll in die Zimmer gehen, wenn da …?«
Vera legte den Kopf schief. »Na ja, das ist genau das, was gebraucht wird. Wenn ein Kunde ein Glas Sekt oder so was haben will und die Mädchen das selbst holen müssen, macht das die ganze Stimmung kaputt. Und wenn Herr Martens dafür extra eine Fachkraft abstellt, so wie es im Moment der Fall ist, kostet das einen Haufen Geld. Aber es hört sich viel spektakulärer an, als es ist. Nur reinhuschen, das Bestellte abgeben und wieder raushuschen. Im Idealfall hat der Kunde plötzlich einen Snack neben sich und weiß nicht einmal, wie der dahin gekommen ist.«
Sie sah Julia bittend an. »Bitte versuch es wenigstens einmal! Du wirst sehen, dass das wirklich nicht schlimm ist. Es macht dich auch keiner blöd an, weil es Clubregel ist, dass wir in unseren Kitteln absolut tabu sind und Verstöße mit Entzug der Mitgliedschaft geahndet werden.«
Julia nickte unbehaglich. Mit so etwas hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Vera lächelte dankbar und ging dann mit ihr am Tresen vorbei in die Küche. Auf den Anrichten lagen die noch eingepackten restlichen Platten des Büffets. Die Küchenchefin nahm eine, bedeutete Julia, das Gleiche zu tun, und ging mit ihr wieder in die Bar, um den Tisch weiter zu bestücken. Sie erläuterte, worauf zu achten war, damit es immer einigermaßen gepflegt wirkte. Tatsächlich diente das Ganze mehr dem Ambiente und der Versorgung des Personals als dem Genuss der Gäste, die meistens entweder vom Essen kamen oder auf dem Weg dorthin einen entspannenden Abstecher machten. Auch Julia durfte sich jederzeit nach Herzenslust bedienen. So hatte sie sich einen Puff wirklich nicht vorgestellt!
Kurz nach achtzehn Uhr kam ein schlanker Mann in einer schicken Livree herein. Vera stellte sie einander vor. »Julia, das ist Leo, unser Cocktail-Gott. Leo, das ist Julia. Sie ist zum Probearbeiten für den Zimmerservice da.« Sie drehte sich zu Julia und erklärte: »Wir sind hier alle per Du, bis auf Herrn Martens. Bevor er es dir nicht ausdrücklich anbietet, bleibst du beim Sie. Okay?«
Julia nickte. Es wäre ihr sowieso nicht in den Sinn gekommen, Herrn Martens zu duzen. Dafür war er viel zu respekteinflößend.
Der Mann ging hinter die Bar und mixte etwas zusammen, das er Julia verziert mit Orangenscheiben und einem Glitzer-Strohhalm formvollendet servierte. »Ein alkoholfreier Begrüßungscocktail! Ich hoffe, das reicht als Bestechung, damit du nicht nur zur Probe arbeitest.«
»Oh, danke«, antwortete Julia und probierte vorsichtig. Der Drink schmeckte großartig!
Dann wurde es vom Eingang her laut. Offenbar waren die »Fachkräfte« eingetroffen. Kurz darauf war das Geschnatter wieder gedämpft, da sie offenbar in die Umkleide gegangen waren.
Julia dekorierte weiter unter Veras Anleitung die ausgelegten Platten. Eine Frau in einem Kittel mit blauen Verzierungen kam an den Eingang und sagte mit einem osteuropäischen Akzent: »Guten Abend, Frau Grube, ich bin da.« Dann drehte sie sich um und verschwand in einer Tür schräg gegenüber.
Julia sah Vera verdutzt an.
Die erklärte entschuldigend: »Das ist Martha vom Reinigungsdienst. Herr Martens hat es geschafft, ein paar Frauen der Putzkolonne zu überreden, sich die Nachtschichten zu teilen, weil sie da in einer Nacht fast so viel verdienen wie tagsüber in einer Woche.«
»Dann könnten die doch den Zimmerservice übernehmen, oder nicht?«, fragte Julia.
Vera schüttelte den Kopf. »Herr Martens hat es ihnen angeboten, natürlich mit entsprechend höherem Lohn, aber sie weigern sich, Zimmer zu betreten, in denen sich möglicherweise ein nackter Mann aufhält, der nicht ihr eigener ist. Hat irgendwas mit ihrem streng katholischen Glauben zu tun.«
Nach einigen Minuten kamen die Frauen herein, die sich um das sexuelle Wohl der Gäste zu kümmern hatten. Sie trugen allesamt verführerische Corsagen, die – soweit Julia als Laie das beurteilen konnte – ziemlich hochwertig waren, keine Billigteile aus dem Sexshop. Neugierig begrüßten sie Julia und stellten sich vor. Es waren etwa ein Dutzend Frauen und Julia konnte sich keinen einzigen Namen merken, weil sie von dem Eindruck so überrascht war. Sie hatte sich Prostituierte immer als desillusionierte, verhärmte Besen mit ordinärem Make-up vorgestellt. Die Frauen hier waren hingegen bestens gelaunt, offen, überaus nett und wirkten kein bisschen ordinär oder verhärmt und bis auf drei, die dem Lederoutfit nach wohl als Dominas arbeiteten und ein entsprechend aggressives Make-up trugen, hatten alle anderen sich geschmackvoll dezent geschminkt. Die Atmosphäre, die sie verbreiteten, glich eher einem Feriencamp, denn einer verruchten Lasterhöhle. Sie holten sich bei Leo Getränke und schwatzten fröhlich durcheinander.
Herr Martens tauchte auf und begrüßte sie, indem er jeder einzelnen einen Kuss auf den Hals, gleich unterhalb des Ohrläppchens gab und ein Kompliment über irgendein Detail ihres Aussehens machte. Die Frauen schmolzen unter seinem Blick und seinen Worten dahin. Danach kam er an das Büffet, lobte Vera für ihre hübsche Dekoration und gab Julia die Hand. »Schön, dass wir uns so schnell wiedersehen. Ich hoffe, die Arbeit macht Ihnen Spaß. Susi ist Ihnen jedenfalls jetzt schon dankbar, weil sie eigentlich dran gewesen wäre.« Eine der Frauen winkte Julia fröhlich zu – offenbar Susi. Er redete noch ein paar Worte mit dem Barkeeper, dann verschwand er wieder.
Um kurz vor neunzehn Uhr dimmte Leo das Licht ein wenig und schaltete leise Musik an. Die Frauen verteilten sich auf die Sitzgruppen. Innerhalb von nur einer Minute war aus der Schulkantinenstimmung anregende Bar-Atmosphäre geworden. Erstaunt bemerkte Julia, dass ein paar Frauen nicht die Möbel benutzten, sondern sich flauschige Vorleger zurecht zogen und sich darauf niederließen.
»Wieso setzen die sich nicht richtig hin?«
Vera erklärte: »Das sind Subs.«
Julia hob fragend die Schultern. Vera schmunzelte. »Das ist das Gegenteil von Dominas. Sie zeigen dem Kunden so schon beim Reinkommen, dass sie unterwürfig sind und darauf warten, rumkommandiert zu werden.«
Julia runzelte die Stirn. So ging es also in der SM-Szene zu?
Vera ging mit ihr an die Küchentür und erklärte: »Wir halten uns hier direkt neben der Bar auf. Wenn eine Frau eine Bestellung abgibt, ruft sie bei Leo an. Die Getränke macht er fertig, wenn was anderes gewünscht wird, schreibt er es auf einen Zettel. Das holen wir dann vom Büffet oder aus der Küche. Rede nur, wenn es unbedingt nötig ist, und dann so leise wie möglich. Schon gar nicht mit den Mädchen. Wir sollen so unauffällig wie möglich sein, am besten unsichtbar. Okay?«
»Okay«, bestätigte Julia.
Es dauerte auch nicht lange, bis der erste Gast kam. Neugierig beobachtete Julia ihn. Er blieb im Eingang stehen und ließ den Blick über die anwesenden Damen schweifen. Dann steuerte er auf eine zu und setzte sich zu ihr auf die Couch. Sie redeten kurz leise miteinander, dann standen sie auf und verließen die Bar. Im Rausgehen tippte die Frau noch auf ein Bedienfeld neben dem Eingang. Die Vorstellung, dass die zwei jetzt Sex machen würden, kam Julia irgendwie surreal vor. Und dann kamen auch schon der zweite und direkt danach der dritte Mann. Dieser Dritte ging auf Susi zu, die eigentlich Küchendienst gehabt hätte. Sie war eine dieser Frauen, die Vera als »Sub« bezeichnet hatte. Als sie bemerkte, dass der Mann auf sie zukam, setzte sie sich aufrecht auf die Fersen, senkte den Blick und rückte das Hundehalsband, das sie trug, zurecht. Er sprach sie an, sie erwiderte leise etwas, ohne den Kopf zu heben, griff dann in ein Pompadour-Beutelchen, das an ihrer Lackcorsage befestigt war, und holte eine dünne Kette heraus – eine Hundeleine. Sie legte sie auf den Tisch. Der Mann nahm sie, befestigte sie an dem Halsband, ließ Susi aufstehen und zog sie hinter sich her hinaus. Am Eingang blieb er kurz stehen, damit sie ebenfalls auf das Bedienfeld tippen konnte, dann verschwand er mit ihr. Julias Herz klopfte. Was er jetzt wohl mit ihr machen würde?
In kurzem Abstand folgten zwei weitere Kunden. Das Telefon hinter Leo summte leise. Er nahm ab, notierte etwas auf einem Zettel und goss dann ein Glas Sekt ein, das er auf ein kleines Tablett stellte und Vera und Julia hinschob. Auf dem Zettel stand: 1/5.
Vera nahm das Tablett und nickte Julia zu, damit sie ihr nach draußen folgte. Im Gang erklärte sie leise: »Die Verrichtungszimmer sind alle durchnummeriert. Eins, fünf bedeutet erster Stock, Zimmer Nummer fünf. Die Räume im Untergeschoß haben ein U vorne dran.«
Sie ging zur Treppe, seufzte leise und stieg langsam hoch in die nächste Etage. Anscheinend fiel ihr das Treppensteigen nicht sehr leicht. Vor der Tür mit der fünf über dem Rahmen erklärte sie: »Wir klopfen nicht an und sagen auch nichts, kein Guten Tag oder Wohl bekomm’s oder so was. Einfach nur reingehen, abstellen und wieder rausgehen. Bleib hier stehen und schau zu, wie ich es mache!«
Sie öffnete leise die Tür und ging praktisch geräuschlos hinein. Julia sah den Mann, der als allererster die Bar betreten hatte, in einem leichten Rattansessel sitzen und gebannt etwas beobachten. Sie lugte um die Tür herum. In der Zimmerecke war eine kleine Bühne mit einer Stange aufgebaut, an der die Frau, die er mitgenommen hatte, zu »You can leave your hat on« einen heißen Strip vorführte, stilecht mit einem Hut. Julia sah, wie der Mann seine Hand auf den Reißverschluss seiner Hose legte, um das zu streicheln, was von innen schon mächtig gegen den Stoff drückte. Sie spürte, wie ihr bei dem Anblick das Blut in den Unterleib strömte und es warm wurde. Vera kam wieder heraus und schloss die Tür. Der Mann hatte offenkundig tatsächlich nicht mitbekommen, dass jemand im Zimmer gewesen war.
Sie gingen wieder in die Bar zurück. Eine Weile passierte nichts, dann nahm Leo wieder eine Bestellung entgegen und schob einen Zettel hinüber: 1x SPS 1/3.
Vera winkte Julia in die Küche. »SPS ist Sprühsahne. Die haben wir hier im Kühlschrank.« Sie öffnete den großen Kühlschrank und nahm eine von gut einem Dutzend Dosen Sprühsahne heraus. Dann gingen sie wieder zur Treppe. Als Julia den resignierten Blick der Hauswirtschafterin angesichts der Stufen sah, bot sie an: »Wenn du willst, mache ich das allein. Ich habe ja jetzt gesehen, wie es geht, und da kann man ja nicht so viel falsch machen.«
Vera sah sie skeptisch an. »Herr Martens wollte, dass ich dich durch die Schicht begleite und du heute erst mal nur zusiehst. Wenn ich das nicht mache, macht er mich rund.«
Julia zwinkerte ihr zu. »Er muss es ja nicht unbedingt erfahren, oder?«
Vera überlegte kurz und gab ihr dann die Dose. »Okay, aber frag, wenn du bei irgendwas unsicher bist! Wenn Kunden sich beschweren, ist das immer eine mittlere Katastrophe.«
Julia nickte und ging nach oben. An der Tür von Zimmer drei zog sie im letzten Moment die Hand zurück, die sie schon automatisch zum Anklopfen ausgestreckt hatte. Es war ein komisches Gefühl, einfach so hineinzugehen. Sie öffnete und starrte auf das Bild, das sich ihr bot: Susi lag völlig nackt auf dem Bett! Quer über Kopf- und Fußteil liefen zwei breite Riemen mit Ösen. Susi war mit Ledermanschetten an Händen und Füßen an diese Ösen gefesselt. Der Mann neben ihr ließ begehrlich seine Hände über ihren Körper gleiten und sie wand sich lustvoll unter seinen Berührungen. Er sah auf und streckte Julia die Hand entgegen. Sie gab ihm die Sahne und zog sich zur Tür zurück, aber sie konnte sich noch nicht von dem Anblick lösen. Atemlos beobachtete sie, wie der Mann die Dose schüttelte und sich dann einen Sahnestrang über die gesamte Länge seines bereits leicht erigierten Gliedes sprühte. Er stellte die Dose beiseite, kletterte vorsichtig über Susi und wies sie an: »Und jetzt lutschst du ihn schön sauber und hart!«
Julia hatte keinen freien Blick auf das Geschehen, aber die leisen Schmatzgeräusche und das wohlige Brummen des Mannes verrieten, dass Susi der Aufforderung offenkundig sehr engagiert nachkam. Julia spürte, wie sie selbst feucht wurde – sehr feucht.
***
Ulf war äußerst zufrieden. Er hatte Julia mithilfe der Überwachungskameras bei jedem Schritt verfolgt. Sie hatte auf Veras hollywoodreife Show mit den angeblichen Knieschmerzen genau so reagiert, wie er es erwartet hatte, und war neugierig und begeistert losgezogen. Den leicht staksigen Gang, den sie nun auf dem Rückweg zur Bar hatte, kannte er sehr genau. So bewegte sich eine Frau, die im Schritt unangenehm nass war. In 1/3 hatte er sie zwar nicht sehen können, weil sie sich genau im toten Winkel aufgehalten hatte, aber dass sie fast fünf Minuten gebraucht hatte, um eine Dose Sahne abzugeben, und nun ging, als hätte sie sich in die Hose gemacht, sprach Bände. Susis Blowjob hatte sie enorm angemacht und Ulf wusste ziemlich sicher, wie ihre kleinen, feuchten Träume heute Nacht aussehen würden.
***
Julia überlegte, noch schnell in den Waschraum zu gehen, aber abgesehen davon, dass sie sich ohnehin schon viel zu lange in dem Zimmer aufgehalten hatte, war ihr auch die Vorstellung peinlich, dass eine der Frauen ausgerechnet dann hereinkommen könnte und sah, dass die neue Küchenhilfe sich den Schritt trocknen musste. Und es war auch gut so, weil schon die nächste Bestellung bereitstand: ein Glas Sekt für U/2. Allerdings war es offenbar gar kein Sekt. Es roch eher nach einer zu dünnen Apfelschorle und als Julia das Glas zur Sicherheit am Stiel fasste, damit es ihr nicht vom Tablett rutschte, stellte sie fest, dass es noch nicht einmal ein echter Sektkelch war, sondern nur Plastik-Einweg-Geschirr. Stirnrunzelnd stieg sie die breiten, mit Teppich belegten Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und blickte erstaunt auf den Gang, der sich vor ihr erstreckte. Sie hatte geglaubt, das Kerkerzimmer, das sie im Internet gesehen hatte, sei ein einzelner Motto-Raum. Nun stellte sie fest, dass das ganze untere Stockwerk im Stil eines mittelalterlichen Kerkers gehalten war.
Statt der edlen Stofftapete sah man hier das unverputzte Mauerwerk aus Naturstein, die Lampen waren als Fackeln gestaltet und der Bodenbelag aus PVC war von echtem Stein kaum zu unterscheiden. Rechts und links der Treppe wiesen zwei grob gezimmerte Türen mit eingebrannten Buchstaben die Toilette und einen Waschraum aus. Die einzelnen Kellerabteile waren als Kerkerzellen gestaltet. Zwei besaßen ebenfalls grob gezimmerte Türen, die anderen hatten jedoch nur schwere Gitter. Für etwas mehr Privatsphäre konnte man von innen einen schweren Vorhang vorziehen, der allerdings die Geräusche nicht dämpfte. Vermutlich war das als besonderer Kick so beabsichtigt.
Julia erkannte auch den Raum von der Homepage wieder. Alles wirkte erstaunlich echt, bis auf die Temperatur. Es war angenehm warm. Da sie nirgends Heizkörper sehen konnte, vermutete sie Fußbodenheizung.
Neugierig suchte sie die Nummer zwei. Der Vorhang war zugezogen. Julia balancierte das Plastikglas auf dem Tablett aus und zog zaghaft die Gittertür einen Spalt auf. Doch das Quietschen, das sie erwartet hatte, blieb aus. Sie hielt den Vorhang etwas beiseite und ging hinein.
Eine Domina saß auf einem klobigen Holzthron und hatte die Füße, die in oberschenkellangen Lederstiefeln mit hohem Absatz steckten, hochgelegt. Allerdings nicht auf einem Schemel oder Tisch, sondern auf dem Hintern eines nackten Mannes, der auf allen vieren vor ihr kniete. Sie lächelte Julia an, tippte mit einer Gerte auf den Rücken des Mannes und sagte: »Stell es da ab!«
Während Julia das Tablett auf den Schulterblättern ausbalancierte, herrschte die Domina den Mann an: »Halt gefälligst still! Wenn nur ein Tropfen verschüttet wird, setzt es was! Und starr ihr nicht so auf die Beine! Die einzige Frau, die dich zu interessieren hat, bin ich!«
Der Mann blickte sofort wieder auf den Boden und entschuldigte sich. »Ich bitte um Verzeihung, Herrin Nadine!«
Herrin Nadine zwinkerte Julia zu und nickte zur Tür.
Julia ging, blieb aber in dem Spalt hinter dem Vorhang stehen, um zu sehen, was als Nächstes passierte. Die Frau nahm ihre Füße von dem Mann herunter, stand auf, griff nach dem Glas und legte das kleine Tablett auf den Thron. Sie trat vor ihn und nahm einen großen Schluck.
Der Mann bat: »Darf ich bitte auch etwas zu trinken haben, Herrin?«
»Ich soll dir was von meinem Getränk abgeben?«, fragte sie spöttisch.
Der Mann sah sie an. »Nein, Herrin, ich möchte Sie bitten, mir etwas von Ihrem eigenen Sekt zu schenken.«
»Ach ja?«, fragte die Frau anzüglich. Sie ging elegant vor ihm in die Hocke und nahm sein Kinn zwischen ihre Finger. »Findest du es nicht etwas unverschämt, mich um so etwas zu bitten?«
Der Mann schluckte. Julia bemerkte, dass sein Penis von Minute zu Minute steifer wurde und sich in Richtung seines Körpers anhob. Er sagte leise: »Ich weiß, dass ich es nicht verdient habe, auch nur einen Schluck Ihres köstlichen Sekts kosten zu dürfen. Aber ich bitte Sie, gütig zu sein und mir die Gnade zu gewähren.«
Die Domina überlegte einen Moment, trank das Glas leer und erklärte: »Gut, dann will ich mal nicht so sein.« Sie stand auf, trat neben den Mann, stellte einen Fuß auf seinem Hintern ab und herrschte ihn erneut an, gefälligst auf den Boden zu schauen. Sie schob den Lederrock ein wenig nach oben und hielt das Glas zwischen ihre Beine. Sie würde doch jetzt nicht etwa …?
Tatsächlich pinkelte die Frau in das Glas! Sie nahm den Fuß wieder herunter, zog den Rock zurecht und stellte sich erneut vor den Mann. Julia stellte fassungslos fest, dass sein Glied inzwischen so dick und hart war, dass es aussah, als würde es jeden Moment platzen. Er bat: »Darf ich mich berühren?«
Die Frau tat so, als müsse sie darüber nachdenken, dann machte sie eine huldvolle Handbewegung. Der Mann setzte sich auf die Fersen und begann zu onanieren. Die Domina setzte das Glas an seine Lippen. Julia wollte nicht hinsehen, aber sie konnte sich auch nicht abwenden. Tatsächlich trank der Mann aus dem Glas und rubbelte dabei so energisch an sich herum, als wolle er das Ding rausreißen!
Julia musste würgen. Sie drehte sich um und floh aus dem Keller. Das war das Widerlichste, was sie jemals zu Gesicht bekommen hatte! Oben an der Treppe angekommen, atmete sie tief durch. Nein, das hier war zu viel! Das hatte auch nichts mehr mit sexueller Aufgeschlossenheit zu tun, sondern war einfach nur eklig! Sie ging zur Bar zurück, um Vera zu sagen, dass sie den Job nicht haben wollte.
Vera wartete schon auf sie mit einem großen Tablett, auf dem ein Glas Milch und ein Teller mit einer bunten Auswahl vom Büffet standen. Bevor Julia etwas sagen konnte, erklärte sie: »Das hier ist das Abendessen für Herrn Martens. Er ist im zweiten Stock.«
Sehr gut, dann konnte Julia es ihm gleich selbst mitteilen!
Sie nahm das Tablett und stieg nach oben. An der Tür mit der Aufschrift »Geschäftsleitung« klopfte sie. Nach dem »Herein« trat sie ein.
Das Büro lag dem Grundriss nach über der Bar und war auch fast genauso groß. Es war mit flauschigem Teppichboden ausgelegt, an der Seite stand exakt die gleiche Sitzgruppe wie unten in der Bar. An den Wänden hingen einige großformatige Ölgemälde mit klassischen Aktszenen, die Möbel waren entweder antik oder fachkundig auf antik getrimmt. Herr Martens selbst saß an einem wahrhaft monumentalen, nach vorn geschlossenem Schreibtisch, der sich in etwa da befand, wo im Erdgeschoß Leos Tresen stand. Statt der einen Tür in die Küche gab es hier allerdings zwei recht eng nebeneinander. Neben dem Schreibtisch hingen einige Monitore an der Wand, die offenbar Bilder von Überwachungskameras im Haus zeigten.
Herr Martens wies mit der Hand auf die Sitzgruppe. »Stellen Sie es bitte da ab!«
Er wartete, bis Julia das Tablett losgeworden war, dann bot er ihr den Stuhl vor dem Schreibtisch an. Sie setzte sich unbehaglich auf die Stuhlkante.
»Nun, wie ist der erste Eindruck?«, fragte er freundlich.
Julia schluckte und sagte dann: »Also ehrlich gesagt, ist der Job doch nichts für mich. Das ist mir eine Nummer zu heftig hier. Trotzdem Danke, dass ich mir das mal ansehen durfte.«
Herr Martens hob die Augenbrauen. »Oh, das ist aber bedauerlich. Nur interessehalber für jemanden, der schon lange das Gefühl dafür verloren hat, wie es hinter den gutbürgerlichen Blümchengardinen zugeht – was war Ihnen denn zu heftig?«
Julia wehrte ab. »Darüber möchte ich nicht reden, ich will es einfach nur vergessen, okay?«
Herr Martens blickte sie besorgt an. »Es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, es ist kein Trauma oder so etwas entstanden.« Er sah zur Uhr, griff dann in eine Schublade und zog dreißig Euro hervor. Julia erhob sich. »Danke, aber ich möchte kein Geld. Das war nur ein Probearbeiten und damit ist die Sache für mich erledigt.«
Herr Martens erhob sich ebenfalls und erklärte eine Spur lauter: »Fräulein Karst! Sie haben zwei Stunden gearbeitet und die bekommen Sie auch ordnungsgemäß bezahlt! Wenn Ihnen das Geld zu schmutzig ist, können Sie es dem Tierheim spenden oder wem auch immer. Aber ich lasse mir nicht nachsagen, dass ich irgendjemanden ausbeute. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Ja, Herr Martens«, gab Julia eingeschüchtert zurück und nahm das Geld.
Er nickte und sah sie dann prüfend an. »Sie sind ziemlich blass um die Nase. Können Sie überhaupt Auto fahren?«
Julia schüttelte den Kopf. »Ich bin zu Fuß hier. Und ehrlich gesagt, bin ich auch ganz froh, wenn ich jetzt an die frische Luft komme.«
Herr Martens sog die Luft ein. »Das kommt überhaupt nicht infrage! Der Bahnhofsplatz ist abends mit allem bevölkert, was die Gosse hergibt. Ich lasse Sie nach Hause fahren.«
Julia wehrte ab. »Nein, danke, das ist wirklich nicht nötig. Ich hab‘s ja nicht weit.«
Herr Martens beulte die Wange mit der Zunge aus. »Was Sie morgen Abend machen, ist Ihre Sache. Heute sind Sie auf meine Einladung hin hier und ich sorge dafür, dass Sie sicher nach Hause kommen. Sie gehen sich jetzt umziehen und melden sich dann im Büro der Sicherheit! Lars soll Sie nach Hause fahren. Verstanden?«
Julia nickte geschlagen. Sie hatte keine Lust, wegen so was jetzt rumzudiskutieren. Sie wollte nur noch heim. Sie murmelte ein »Machen Sie’s gut!«, verließ das Büro und ging zur Umkleide.
***
Ulf schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. Das durfte nicht wahr sein! Es hatte so gut angefangen. Und jetzt sollte Landrat Paulsen ihm mit seiner Vorliebe für Nadines Pisse alles vermasselt haben? Er hoffte, dass die schöne Erinnerung an die Szene in 1/3 langfristig die Bilder aus dem Keller überlagern würde. Aber so verstört, wie Julia gerade gewirkt hatte, war das keineswegs sicher. Er würde auf keinen Fall dulden, dass sie sich ihm wegen so einer unwichtigen Kleinigkeit verweigerte, zumal noch nicht einmal feststand, ob ihr nach ihrer Erziehung Natursekt immer noch so unangenehm sein würde. Ulf hatte bei seinen Engelchen schon die erstaunlichsten Wandlungen erlebt. Er beschloss, ihr eine Woche Zeit zu lassen, um selbst zurückzukommen. Danach würde er sich etwas überlegen, um sie zu holen. Er hatte tausendundein Ass im Ärmel, um einer Frau klarzumachen, dass er Träume wahr werden lassen konnte. Und diese Frau war jeden Aufwand wert! Lars würde ihm gleich ihre Adresse liefern. Dann würde er weitersehen.
***
Julia zog sich rasch um und ging dann zu der Tür mit der Aufschrift »Sicherheitsdienst«, direkt neben dem Empfangstresen. Dort saß jetzt eine junge Frau, die zwar keine Corsage trug, aber ein hautenges Oberteil, das auch nicht weniger sexy wirkte. Sie nickte Julia freundlich zu, sagte aber nichts. Die Tür zu den Securitys stand immer noch offen. Zwei Männer, die die gleichen Anzüge trugen wie der, der Julia hereingelassen hatte, und auch genauso beeindruckend muskulös wirkten, saßen bei Kaffee an einem kleinen Tisch und beobachteten ähnliche Monitore, wie Herr Martens sie in seinem Büro hatte. Julia klopfte zaghaft und als die beiden sich ihr zuwandten, erklärte sie: »Entschuldigen Sie bitte, ich soll mich von einem Lars nach Hause fahren lassen, hat Herr Martens gesagt.«
Einer der beiden nahm Handy und Schlüsselbund vom Tisch, sagte: »Das ist dann wohl mein Job!«, und wies lächelnd zur Tür.
Auf dem Parkplatz hielten sie auf einen silbernen Pkw zu, der tatsächlich eher nach Spießer als nach Zuhälter aussah. Der Mann fragte: »Wollen Sie lieber hinten sitzen? Die Scheiben sind getönt.«
Julia brauchte einen Moment, bis sie kapierte, dass er offenbar glaubte, es sei ihr unangenehm, in dem Auto eines stadtbekannten Bordellbesitzers gesehen zu werden. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, damit habe ich kein Problem.«
Der Mann nickte zustimmend und öffnete ihr die Beifahrertür wie ein echter Chauffeur. Er erkundigte sich nach der Adresse, konzentrierte sich dann ohne weiteren Kommentar auf den Verkehr. Julia war froh, dass er ihr kein Gespräch aufzwang.
Mit dem Auto brauchten sie fast genauso lang wie zu Fuß, weil die Abkürzung durch die Fußgängerzone wegfiel. Als der Mann vor dem Eingang zu dem Mehrfamilienhaus anhielt, in dem Julia zu Hause war, wünschte er ihr einen schönen Abend und erklärte, dass er warten würde, bis sie drin war. Julia zuckte mit den Schultern – wenn er das unbedingt wollte.
In ihrer Wohnung ging sie schnurstracks ins Bad. Sie musste unter die Dusche! Die Klamotten ließ sie achtlos fallen, die feuchte Unterhose landete sofort in der Waschmaschine. Sie drehte die Brause so heiß auf, wie sie es gerade noch ertragen konnte, und ließ das Wasser wohltuend über sich prasseln. Eigentlich hatte sie ja erst heute Morgen die Haare gewaschen, aber sie hatte das Gefühl, am ganzen Körper sauber werden zu müssen. Sie schäumte sich ein und tastete nach der Brause, um sie aus der Halterung zu nehmen. Sie hatte sich verkantet. Julia öffnete vorsichtig die Augen, um sehen zu können, wo es hakte. Als sie auf den schmalen Duschkopf direkt über sich blickte, hatte sie das Gefühl, als würde ein Blitz sie durchzucken – so ähnlich musste es für diese Susi ausgesehen haben, als der Mann mit dem Sahneschwanz über ihrem Gesicht aufgetaucht war. Sofort hatte Julia die Stimme im Ohr, die gefordert hatte, alles sauber zu lutschen und die Geräusche anschließend …
Das Duschen hätte sie sich sparen können – zumindest was ihren Schritt betraf. Sie stand da und starrte auf den Brausekopf. Ihr Unterleib pochte. Sie drehte das Wasser ab, trocknete sich notdürftig ab und ging rasch ins Schlafzimmer. Es war Jahre her, dass sie sich zum letzten Mal selbst befriedigt hatte, aber das verlernte man nicht und wenn sie es jemals nötig gehabt hatte, dann jetzt! Sie ließ sich auf das Bett fallen und stellte sich vor, dass der Mann nicht Susi, sondern sie selbst gemeint hatte, während sie mit der Hand nach unten tastete. Sie hatte gerade ihr Lustzentrum wiederentdeckt, als sie den Wohnungsschlüssel im Schloss hörte – Thorsten! Wütend schlug sie mit der Faust auf die Matratze. Hätte er nicht zehn Minuten später kommen können? Warum hatte sie ihm nur den Schlüssel überlassen? Genervt stand sie auf und ging in den Flur, um ihn zu begrüßen. Er hatte eine Plastiktüte vom Asiaten in der Hand, die er auf den Garderobentisch legte.