9,99 €
Dieses Buch handelt vom galaktischen Ursprung der Astrologie. Es beschreibt vier wesentliche galaktische Faktoren - das galaktische Zentrum der Milchstraße, das supergalaktische Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens, das Zentrum der benachbarten Andromeda-Galaxie und das Zentrum des Shapley Supergalaxienhaufens. Gemeinsam bilden sie ein für die Erde aus astrologischer, mythologischer und philosophischer Sicht bedeutsames kosmisches Vierergespann, das sich erstaunlich sinnvoll in den Rhythmus der astrologischen Weltzeitalter und des zyklischen Verlaufs der Menschheitsgeschichte einfügt. Auf den individuellen Menschen übertragen erlauben sie eine umfassende Sicht auf die seelisch-geistige Konstitution des Menschen. Der erste Teil KOSMOS beschreibt die Kosmologien ausgewählter europäischer und asiatischer Schöpfungsmythen der Antike bis hin zum kosmologischen Standardmodell der Gegenwart und stellt vier die galaktischen Zentren - das Zentrum der Milchstraße und der Virgo Supergalaxie, der Andromeda-Galaxie und des Shapley Supergalaxienhaufen - in Verbindung zu den Mythen ihrer Sternbilder, ihren Beziehungen zur Erde und ihren Einflüssen auf die unterschiedlichen Zyklen der gesamten Menschheitsgeschichte vor. Der zweite Teil SEELE beschäftigt sich mit der Geschichte des Selbstbegriffs und seine Rezeption in Philosophie, Psychologie und Astrologie mit Schwerpunkt auf den psychologischen Konstitutionsmodellen der Vedischen Astrologie und der Astrologischen Psychologie (Huber-Methode) mit Deutungsvorschlägen für die Integration der galaktischen Ebene in die astrologische Deutungsarbeit. Dem schließt sich ein Kapitel über den Asteroiden CHIRON an, dessen Schlüsselfunktion - die individuelle Bewusstwerdung des kosmischen Ursprungs der Seele - anhand seines Entdeckungshoroskops nachvollzogen wird. Im dritten Teil PRAXIS wird die Bedeutsamkeit der galaktischen Zentren in Kurzdeutungen zahlreicher Beispielhoroskope anschaulich und praktisch nachvollziehbar.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 205
Birgit Braun
Kosmos & Seele
DIEGALAKTISCHEDIMENSIONDER ASTROLOGIE
Galaktische Faktoren im Horoskop
© 2020 Birgit Braun
Umschlaggestaltung: Art Directorin Simona Jekabsons
unter Verwendung einer Infrarotaufnahme Hunderttausender Sterne im Zentrum der Milchstraße durch das NASA Spitzer-Weltraumteleskop.
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN: 978-3-347-14909-0 (Paperback)
ISBN: 978-3-347-14910-6 (Hardcover)
ISBN: 978-3-347-14911-3 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
INHALTSVERZEICHNIS
SYMBOLE UND ABKÜRZUNGEN
KOSMOS UND SEELE
SCHÖPFUNGSMYTHEN
MESOPOTAMIEN UND ÄGYPTEN
CHINA UND INDIEN
CHINESISCHER SCHÖPFUNGSMYTHOS
INDISCHE KOSMOLOGIE
DAS KOSMOLOGISCHE STANDARDMODELL
DAS UNIVERSUM
DAS ZENTRUM DES UNIVERSUMS
DIE MILCHSTRASSE
DER ANDROMEDA-NEBEL
DER VIRGO-GALAXIENHAUFEN
DER SHAPLEY SUPERHAUFEN
STERNBILDER UND IHRE MYTHEN
GALAKTISCHES ZENTRUM (GZ) IM STERNBILD SAGITTARIUS
DAS GALAKTISCHE ZENTRUM ALS ORDNENDE KRAFT
ENTDECKUNGSHOROSKOPE SAGITTARIUS A*
ANDROMEDA-GALAXIE (M31) IM STERNBILD ANDROMEDA
DER MESSIAS ALS ERLÖSER DER WELT
ENTDECKUNGSHOROSKOP M31
SUPERGALAKTISCHES ZENTRUM (VCL/M87) IM STERNBILD VIRGO
ENTDECKUNGSHOROSKOP M87
SHAPLEY SUPERHAUFEN (SCL) IM STERNBILD CENTAURUS
KOSMISCHES DREIECK
KOSMISCHES VIERECK
PRÄZESSION DER ERDACHSE
DER HIMMELSNORDPOL
FRÜHLINGSPUNKT UND WELTENJAHR
ERDE UND KOSMOS
GALAKTISCHES KOORDINATENSYSTEM
GALAKTISCHES FADENKREUZ
STERNBILDER UND TIERKREISZEICHEN
FRÜHLINGSPUNKT UND GALAKTISCHES ZENTRUM
DAS FIXE KREUZ
WELTZEITALTER UND DER FP/GZ-ZYKLUS
ZEICHENWECHSEL
WELTZEITALTER UND SUPERGALAKTISCHE EBENEN
ZEICHEN-ASPEKTE (RASHI DRISHTI)
DAS GROSSE ZENTRUM
UNTERPERIODEN DER ZEITALTER
NEUN - NAVAMSHA
ZWÖLF - DWADASHAMSHA (DODEKATEMORIEN)
WELTZEITALTER UND FRÜHLINGSPUNKT
INDISCHE ZEITALTERLEHRE (YUGA) UND VISHNUNĀBHI
INDISCHE ZEITALTER (ÜBERSICHT)
DAS SELBST IN DER ASTROLOGIE
GESCHICHTE DES SELBSTBEGRIFFS
ETYMOLOGIE DER BEGRIFFE
ICH – EGO - AHAM
PERSÖNLICHKEIT
SELBST
SEELE – PSYCHE – GEIST – ĀTMAN
DAS SELBST DER INDISCHEN PHILOSOPHIE
DAS SELBST DES BUDDHISMUS
DAS SELBST BEI RAMANA MahaṚshi
DAS SELBST BEI JIDDU KRISHNAMURTI
DAS SELBST ALS PSYCHOLOGISCHER BEGRIFF
DAS SELBST IN DER TIEFENPSYCHOLOGIE
DAS SELBST IN DER PSYCHOSYNTHESE
DAS SELBST DER ESOTERISCHEN PSYCHOLOGIE
1. GEIST - MONADE
2. SEELE - HÖHERES SELBST (GEISTIGE TRIADE)
3. (INKARNIERTE) PERSÖNLICHKEIT - NIEDERES SELBST
DIE DREIHEIT DES MENSCHEN
KONSTITUTIONSMODELL DER VEDISCHEN ASTROLOGIE
KONSTITUTIONSMODELL DER ASTROLOGISCHEN PSYCHOLOGIE
DAS SELBST ALS ZENTRUM DER PERSÖNLICHKEIT
DAS SONNENSYSTEM ALS MODELL DER MENSCHLICHEN PSYCHE
CHIRON
MYTHOS
CHEIRON UND JESUS CHRISTUS
SYMBOL
DOMIZIL
ENTDECKUNGSHOROSKOP
ASPEKTBILD
SATURN, DIE MUTTER
DIE WANDLUNG
PLUTO
SCHLÜSSELWORTE
GALAKTISCHE FAKTOREN IM HOROSKOP
ASPEKTE
EINSEITIGE ASPEKTE
GZ-ASPEKTE ZU SONNE, MOND UND SATURN
SONNE IN ASPEKT ZUM GZ
JANE AUSTEN
PAPST FRANZISKUS I
ALICE BAILEY
PIR VILAYAT INAYAT KHAN
MOND IN ASPEKT ZUM GZ
HENRI MATISSE
FREDDIE MERCURY
FRANZ KAFKA
KATHARINA DIE GROßE
SATURN IN ASPEKT ZUM GZ
ALFRED ADLER
JÜRGEN HABERMAS
MARTIN LUTHER KING
NIKOLAUS KOPERNIKUS
ALAN WATTS
GZ-ASPEKTE ZU MERKUR, VENUS, MARS UND JUPITER
VENUS IN ASPEKT ZUM GZ
CHRISTINA ONASSIS
BELLUR K. S. IYENGAR
MARS IN ASPEKT ZUM GZ
ANGELA MERKEL
EDWARD SNOWDEN
MERKUR IN ASPEKT ZUM GZ
ISAAC NEWTON
JEAN-PAUL SARTRE
JUPITER IN ASPEKT ZUM GZ
HERMANN HESSE
VINCENT VAN GOGH
DANE RUDHYAR
GZ-ASPEKTE ZU DEN GEISTIGEN PLANETEN
URANUS IN ASPEKT ZUM GZ
MARTIN LUTHER
NEPTUN IN ASPEKT ZUM GZ
KARL MARX
PLUTO IN ASPEKT ZUM GZ
FRIEDRICH VON SCHILLER
RON L. HOWARD
JULIAN ASSANGE
GALAKTISCHE ZENTRENIN DEN HÄUSERN
ÄQUALE UND INÄQUALE HÄUSERSYSTEME
ALTERSPUNKT
INVERTPUNKT UND TALPUNKT
1. HAUS
SIMONE WEIL
THERESE NEUMANN
HAJO BANZHAF
BERTOLT BRECHT
2. HAUS
NIELS BOHR
SIGMUND FREUD
LUDWIG ERHARD
RUDI DUTSCHKE
MAHATMA GANDHI
3. HAUS
ERICH FROMM
ADOLF HITLER
HANS HINRICH TAEGER
4. HAUS
ALBERT CAMUS
THEODOR W. ADORNO
GEMMA GALGANI
5. HAUS
JOAN MIRÓ
KARLHEINZ STOCKHAUSEN
NEALE DONALD WALSCH
MARIA MONTESSORI
FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER
6. HAUS
ALBERT EINSTEIN
ETTY HILLESUM
HELENA BLAVATSKY
ROBERTO ASSAGIOLI
7. HAUS
BÄRBEL MOHR
ALBERT HOFMANN
WERNER HEISENBERG
ROBERT OPPENHEIMER
8. HAUS
FRITJOF CAPRA
MIA FARROW
WILHELM BUSCH
MAX BECKMANN
9. HAUS
WILLY BRANDT
ERNESTO CHE GUEVARA
BARUCH SPINOZA
10. HAUS
PAPST BENEDIKT XVI
ELISABETH KÜBLER-ROSS
BRUNO HUBER
JASMUHEEN ELLEN GREVE
11. HAUS
JIDDU KRISHNAMURTI
CARLOS CASTANEDA
CARL GUSTAV JUNG
ERICH HONECKER
12. HAUS
MICHELANGELO BUONARROTI
INGEBORG BACHMANN
JIM JONES
SWAMI VIVEKANANDA
DIE AUTORIN
LITERATURVERZEICHNIS
ASTROLOGIE SOFTWARE
ASTRONOMIE SOFTWARE
BILDNACHWEIS
SYMBOLE UND ABKÜRZUNGEN
KOSMOS UND SEELE
We are stardust, we are goldenWe are billion-year-old carbonAnd we've got to get ourselvesBack to the garden
Crosby, Stills, Nash & Young
Wir tragen den Kosmos in uns. Die Zellen unseres Körpers, der Sauerstoff, den wir atmen, der Kohlenstoff und Stickstoff in unserem Körpergewebe, das Calcium in unseren Knochen, alles stammt aus Sternenmaterial, das vor vielen Milliarden Jahren nach dem Urknall entstand und mit jeder weiteren Supernova neu erschaffen wird.
Das vorliegende Buch ist eine Zusammenfassung meiner bisherigen astrologischen Forschungen zu den galaktischen Zentren. Die Beschäftigung mit ihnen begann im Jahr 1986, als ich in einem astrologischen Lehrbuch1 erstmals von der Existenz galaktischer Faktoren erfuhr. Es folgten die astrologisch-psychologischen Abhandlungen Das Galaktische Zentrum und die Zeitalterlehre sowie Galaktische Dimensionen der Geschichte2, die mich tief beeindruckten und zum Ausgangspunkt meiner privaten Forschungen wurden. Zunächst konzentrierten diese sich auf das Zentrum unserer Milchstraße und dehnten sich später auf das supergalaktische Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens, der benachbarten Andromeda-Galaxie und des Zentrums des Shapley Supergalaxienhaufens aus. Gemeinsam bilden sie ein für die Erde aus astrologischer, mythologischer und philosophischer Sicht bedeutsames kosmisches Vierergespann, das sich erstaunlich sinnvoll in den Rhythmus der astrologischen Weltzeitalter und des zyklischen Verlaufs der Menschheitsgeschichte einfügt. Auf den individuellen Menschen übertragen erlauben sie eine umfassende Sicht auf die seelischgeistige Konstitution des Menschen.
In Verbindung mit dem Asteroiden Chiron, der eine Brückenfunktion zwischen dem inneren Sonnensystem der klassischen Antike und dem äußeren System der in der Neuzeit entdeckten Planeten ausübt, können die galaktischen Zentren das astrologische Deutungsspektrum wesentlich um Die galaktische Dimension der Astrologie erweitern.
Studieren wir den Einfluss galaktischer Faktoren auf unser Leben, erfahren wir WESENtliches über die tieferen Dimensionen unseres Daseins, über unseren Ursprung und das Ziel unserer geistigen Entwicklung.
Der erste Teil KOSMOS beschreibt die Kosmologien ausgewählter europäischer und asiatischer Schöpfungsmythen der Antike bis hin zum kosmologischen Standardmodell der Gegenwart und stellt die vier galaktischen Zentren in Verbindung zu den Mythen ihrer Sternbilder, ihren Beziehungen zur Erde und ihren Einflüssen auf die unterschiedlichen Zyklen der gesamten Menschheitsgeschichte vor.
Der zweite Teil SEELE beschäftigt sich mit der Geschichte des Selbstbegriffs und seine Rezeption in Philosophie, Psychologie und Astrologie mit Schwerpunkt auf den psychologischen Konstitutionsmodellen der Vedischen Astrologie (Jyotiṣa) und der Astrologischen Psychologie (Huber-Methode) mit Deutungsvorschlägen für die Integration der galaktischen Ebene in die astrologische Deutungsarbeit. Dem schließt sich ein Kapitel über den Asteroiden CHIRON an, dessen Schlüsselfunktion - die individuelle Bewusstwerdung des kosmischen Ursprungs der Seele – anhand seines Entdeckungshoroskops nachvollzogen wird.
Im dritten Teil PRAXIS wird die Bedeutsamkeit der galaktischen Zentren in Kurzdeutungen zahlreicher Beispielhoroskope anschaulich und praktisch nachvollziehbar dargestellt.
1 Gertrud I. Hürlimann: Astrologie
2 Bruno Huber in Astrolog Nr. 43/1988 und 44/1988
KOSMOS
SCHÖPFUNGSMYTHEN
Der griechische Philosoph Aristoteles war der Ansicht, die Welt existiere ewig und könne niemals untergehen, während die Gelehrten in Indien an ein zyklisches Entstehen und Vergehen des Universums glaubten, hervorgerufen durch eine höhere, göttliche Macht.
MESOPOTAMIEN UND ÄGYPTEN
Dem SUMERISCHEN SCHÖPFUNGSMYTHOS zufolge - dem ältesten bis in unsere Zeit überlieferten Mythos über die Entstehung der Welt - gebar der Urozean in Gestalt der Göttin NAMMU den Himmelsgott AN und die Erdgöttin URASCH, die als himmlisches Götterpaar die Götter der dritten Generation zeugten. Der BABYLONISCHE SCHÖPFUNGSMYTHOS übernahm diese Erzählung, wie auch der später folgende griechische Mythos über die Entstehung der Welt.
Während Mesopotamien wie das spätere klassische Griechenland und das Römische Reich einer mannigfaltigen Götterwelt huldigte, die aus den Urelementen des Oben und Unten, des APSU (‚Süßwasserozean‘) und der TIAMAT (‚Salzwasserabgrund‘) gezeugt wurden, konzentrierte sich der ÄGYPTISCHE SCHÖPFUNGSMYTHOS schon früh auf einen Gott: ATUM (‚der sich selbst erschaffen hat‘), der aus dem Urozean NUN entstieg. ATUM war Alles und vollständig, er war das Universum, das er aus sich selbst erschaffen hatte. Dazu ließ er aus dem Urozean einen Urhügel entstehen, auf dem er sich niederließ. Er begann aus sich selbst das erste Götterpaar zu erschaffen: die Luft SCHU und das Feuer TEFNUT, die wiederum das Himmelsgewölbe in Gestalt der Göttin NUT und die Erde als den Gott GEB erschufen. Mit ihren Kindern OSIRIS, ISIS, SETH und NEPHTHYS herrschten sie über die Welt.
Im BIBLISCHEN SCHÖPFUNGSMYTHOS wird die Erschaffung der Welt durch Gott (Elohim ‚Götter‘) innerhalb von sieben Schöpfungstagen geschildert. Im Anfang hatte er zunächst wie im sumerischen Schöpfungsmythos ein Oben „Himmel“ und ein Unten „Erde“ erschaffen, die noch ungeordnet („wüst und wirr“) waren und über (!) denen „der GEIST Gottes“ schwebte. Dann schuf Gott das Licht und schied so die Dunkelheit des uranfänglichen Chaos in die Polarität von Licht und Finsternis. Am zweiten Tag teilte er die „Urflut“ (Wasser von Wasser) ebenfalls in ein Oberhalb und ein Unterhalb und nannte „das Gewölbe“ als Trennlinie dazwischen „Himmel“.
1 Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
2 Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. 3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
4 Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis.
5 Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.
6 Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser.
7 Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Und so geschah es.
8 Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.
1Mose, 1
CHINA UND INDIEN
CHINESISCHER SCHÖPFUNGSMYTHOS
Im chinesischen Tao Te-King heißt es zur Entstehung der Welt:
Der Sinn erzeugt die Eins.
Die Eins erzeugt die Zwei.
Die Zwei erzeugt die Drei.
Die Drei erzeugt alle Dinge.
Alle Dinge haben im Rücken das Dunkle
und streben nach dem Licht,
und die strömende Kraft gibt ihnen Harmonie.3
Sinn ist Tao4.
Der CHINESISCHE SCHÖPFUNGSMYTHOS gestaltet diese nüchterne Darstellung bildhafter aus. Aus dem urzeitlichen formlosen Chaos entstand ein Welten-Ei (Eins), in dem sich nach 18000 Jahren das kosmische Prinzip YIN und YANG bildete – zwei sich ergänzende Pole, die sowohl Ursprung als auch das Wesen aller Dinge sind (Zwei).
Aus diesem Ei wurde PANGU geboren (Drei). PANGU steht als Weltachse im Mittelpunkt von Himmel und Erde, von YIN und YANG. Seine Gestalt war anfangs zwergenhaft. Jeden Tag wuchs der Himmel nach oben und die Erde verfestigte sich und sank nach unten. Im selben Maß wuchs auch PANGU, bis er nach weiteren 18000 Jahren zu einem Riesen geworden war, dessen Körper von der Erde bis zum Himmel reichte.
Am Ende seines Lebens opferte PANGU sich selbst und bildete nach seinem Tod aus seinem Körper das Universum (alle Dinge). Sein Atem wurde zum Wind, seine Stimme zum Donner, das linke Auge zur Sonne, das rechte zum Mond, aus seinem Leib bildeten sich die vier Himmelsrichtungen, sein Blut wurde zu Flüssen, Zähne und Knochen ergaben die Metalle, sein Haar die Pflanzen, sein Speichel den Regen, aus Samen und Knochenmark wurden Perlen und Jade und das an ihm haftende Ungeziefer schließlich die Menschheit.
INDISCHE KOSMOLOGIE
Der indisch-vedische Schöpfungsmythos kennt – wie auch der griechische, römische, ägyptische und persische – ebenfalls ein Welten-Ei, aus dem alles entstand. Wobei der vedische Mythos ein zyklisches Geschehen beschreibt. KALPA (‚Epoche, Zeitalter‘) bezeichnet dort die Lebensdauer des Schöpfers des Universums. Nach jedem KALPA ruht VISHNU (viṣṇu ‚Allgegenwärtiger, Alldurchdringender‘) auf der Weltenschlange ŚEṢA. Von der vorhergehenden Schöpfung ist nichts übrig außer dem Ozean, nicht einmal die Götter existieren, alle Welten sind verdunkelt. Durch VISHNUS Freude am göttlichen Spiel (LILA) entsteht aus seinem Nabel (viṣṇunābhi) ein Lotos (in anderen Überlieferungen ein Goldenes Ei), in dem der Schöpfergott BRAHMĀ erscheint und die Welt erschafft. Ein Tag und eine Nacht des Schöpfergottes lassen den Kosmos von der Schöpfung bis zum Verlöschen entstehen. Am Ende geht der Kosmos unter, löst sich wieder in die feinstoffliche Urmaterie auf (die Schlange ŚEṢA), bis ein neuer Zyklus beginnt.
DAS KOSMOLOGISCHE STANDARDMODELL
Bereits im Jahr 1225 n. Chr. entwickelte der englische Bischof und Philosoph Robert Grosseteste die Idee eines „Urblitzes“ im Anfang der Schöpfung.5 800 Jahre später fand diese Idee in der Theorie des „Urknalls“ (Big Bang) eine wissenschaftlich fundierte Bekräftigung. Der Begründer der Urknall-Theorie, Georges Lemaître, verwendete für den heißen Anfangszustand des Universums den Begriff „primordiales Atom“ oder „Uratom“, später auch „kosmisches Ei“. In diesem ersten Moment der Entstehung des Universums entstehen Materie, Raum und Zeit gemeinsam aus einer ursprünglichen Singularität, einer neueren wissenschaftlichen Hypothese zufolge aus einem Schwarzen Loch in einem höherdimensionalen Universum.6 Die heute existierenden supermassiven Schwarzen Löcher, die im Zentrum der meisten Galaxien vermutet werden, könnten Überbleibsel des Urknalls sein (primordiale Schwarze Löcher).
Der Urknall (oder Urblitz) ereignete sich vor etwa 14 Milliarden Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war das Universum unendlich klein und unendlich heiß – ein singulärer Zustand (Singularität). Dann „explodierte“ die komprimierte Energie innerhalb von Sekundenbruchteilen und dehnt sich seitdem mit zunehmender Geschwindigkeit aus. Alles im Universum ist seit diesem Moment in ständiger Bewegung.
Bildquelle7
3 Richard Wilhelm: Laotse - Tao Te-King.
4 Dào - „Weg“, „Straße“, „Pfad“; auch „Methode“, „Prinzip“, „der rechte Weg“
5 De luce. On the "metaphysics of light".
6 Niayesh Afshordi, Robert B. Mann und Razieh Pourhasan: Das Schwarze Loch am Beginn der Zeit
7 Wikipedia (Leipnizkeks)
DAS UNIVERSUM
Der griechische Ausdruck Kosmos (kósmos ‚Ordnung‘) bringt die Vorstellung eines geordneten Zustandes des Universum (universus ‚gesamt‘) zum Ausdruck, der Gesamtheit von Raum, Zeit und aller darin befindlichen Materie und Energie.
DAS ZENTRUM DES UNIVERSUMS
Das geozentrische, „erdzentrierte“ Weltbild ging von der Annahme aus, dass die Erde und damit auch der Mensch eine zentrale Position im Universum einnehmen und dass alle Himmelskörper (Mond, Sonne, Planeten und Fixsterne) die Erde umkreisen. Die Ursprünge dieses Weltbildes reichen bis in das klassische Altertum in Griechenland zurück, wo es vor allem in Aristoteles einen einflussreichen Verfechter fand, obwohl bereits im 3. vorchristlichen Jahrhundert der griechische Astronom Aristarch die Hypothese eines heliozentrischen Weltbildes vertrat. Auch im alten China und später in der islamischen Welt wurde ein geozentrisches Weltbild gelehrt. Ob es vor den Griechen im alten Mesopotamien vertreten wurde, ist ungewiss. Erst im Jahr 1543 rückte der Astronom Nikolaus Kopernikus die Sonne als Zentralgestirn endgültig in den Mittelpunkt unseres Planetensystems.
Der griechische Philosoph Demokrit vermutete bereits im 4. Jahrhundert v. Chr., dass sich das Band der Milchstraße (galaxías ‚Galaxis‘) aus unzähligen Sternen zusammensetze. Galileo Galilei beobachtete dies im Jahr 1609 erstmals durch ein Fernrohr und konnte diese Annahme bestätigen. Wilhelm Herschel, der Entdecker des Planeten Uranus, mutmaßte im Jahr 1785 aufgrund von Sternzählungen eine Scheibenform der Milchstraße, von der man glaubte, dass sie im Universum einzigartig sei, bis im Jahr 1923 der Astronom Edwin Hubble erkannte, dass unzählige Galaxien in einem unendlichen, sich ausdehnenden Weltall existieren.
Das Universum besitzt eine sehr großräumige Struktur. Einzelne Sterne mit ihren Planetensystemen sind gemeinsam mit Gasnebeln und kleineren Schwarzen Löchern durch ihre Gravitation und weiterer Kräfte (Dunkle Materie8 und Dunkle Energie), die noch intensiver wissenschaftlicher Forschung bedürfen, in Galaxien zusammengefasst. Im Zentrum jeder Galaxie wird ein supermassereiches Schwarzes Loch vermutet, das wesentlich an der Entstehung der Galaxie beteiligt ist. Je größer eine Galaxie, umso größer ist das supermassereiche Zentrum.
Diese Galaxien gruppieren sich zu Galaxienhaufen und diese wiederum in Superhaufen, die sich in Filamenten um große Leerräume (Voids) zwischen den Galaxienhaufen anordnen und eine waben- oder blasenartige Struktur des Universums bilden. Die beobachtbaren Galaxienhaufen bewegen sich in Richtung einer Region, die von der Erde aus gesehen im Sternbild Centaurus liegt.9
DIE MILCHSTRASSE
Die Erforschung der Struktur der Milchstraße ist schwierig, da Beobachtungen immer nur von einem Punkt innerhalb des Milchstraßensystems gemacht werden können. Seit den 1990er Jahren wird die Form einer Balkenspiralgalaxie angenommen, die einen Durchmesser von rund 100.000 Lichtjahren, eine Dicke von 3.000 Lichtjahren in den Randbereichen und im Bereich der zentralen Ausbauchung (Bulge) von rund 16.000 Lichtjahren besitzt. Die Sonne mit ihrem Planetensystem umkreist in einem Abstand von rund 26.000 Lichtjahren und für eine Dauer von etwa 240 Mio. Jahren das Galaktische Zentrum (GZ). Es besteht aus einem supermassereichen Schwarzen Loch von rund 4,1 Mio. Sonnenmassen, das durch seine kompakte Masse die Raumzeit verändert und eine sehr starke Gravitation erzeugt, die weder Materie noch Licht oder Information aus ihrem direkten Einflussbereich entlässt. Das Zentrum der Milchstraße ist ein Ort totaler Transformation. Nichts Materielles hat dort Bestand, nicht einmal Raum noch Zeit. Die uns bekannten Naturgesetze sind dort aufgehoben.
Die Radioquelle Sagittarius A* (Sgr A*) im Zentrum der Milchstraße gehört zu den „schlafenden“ oder „hungernden“ Schwarzen Löchern, die im Vergleich zu hochaktiven Schwarzen Löchern relativ wenig Materie aus ihrer Umgebung akkretieren10. In ihrer unmittelbaren Nähe wurden weitere kleine Schwarze Löcher entdeckt, die das supermassereiche zentrale Schwarze Loch umkreisen und vermutlich mit Materie „füttern“. Es gibt Hinweise, dass die Radioquelle eine sehr symmetrische, fast runde Form mit einem Durchmesser von ca. 22,5 Mio. km (rund 0,15 AE) und eine Hauptachse von 120 Mikrobogensekunden besitzt. Computersimulationen legen Akkretionsscheiben nahe, aber auch ein Jet ist nicht auszuschließen, der dann allerdings direkt auf die Erde gerichtet ist.11 Von der Erde aus ist das Zentrum nicht sichtbar, denn es wird von dunklen Staubwolken und interstellarer Materie verdeckt.
Mit dem Schwarzen Loch im Galaktischen Zentrum nahm unsere Galaxie bereits rund 200 Mio. Jahre nach dem Urknall ihren Anfang und findet dort eines Tages möglicherweise ihr Ende. Bis dahin ist das Galaktische Zentrum die ordnende Kraft, die jegliche Materie in der Milchstraße zu einem sinnvollen Ganzen vereint. Das Galaktische Zentrum befindet sich aktuell (2020) auf 27°08‘ Schütze.
DER ANDROMEDA-NEBEL
Als Nebel wurden in der Astronomie ursprünglich alle leuchtenden flächenhaften Objekte am Himmel bezeichnet, die mit bloßem Auge oder im Teleskop als Nebelflecke erscheinen. Das erste systematische Verzeichnis dieser nebeligen Himmelsobjekte erstellte im Jahr 1774 der französische Astronom Charles Messier. Das Nebelobjekt im Sternbild Andromeda erhielt die Katalog-Nr. Messier 31 (M31). 150 Jahre später erkannte der amerikanische Astronom Edwin Hubble, dass es sich bei diesem Nebelobjekt um eine Galaxie außerhalb der Milchstraße handelt, die Andromeda-Galaxie. Sie ist die einzige mit bloßem Auge sichtbare Galaxie. Ihr Zentrum liegt im Jahr 2020 auf 28°08‘ Widder.
Die Andromeda-Galaxie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Milchstraße (Entfernung rund 2,5 Mio. Lichtjahre). Ihr Durchmesser ist mit rund 140.000 Lichtjahren größer als die Milchstraße. M31 und die Milchstraße bewegen sich aufeinander zu und werden in vier bis zehn Milliarden Jahren zu einer großen elliptischen Galaxie verschmelzen. Gemeinsam mit weiteren kleineren Galaxien bilden sie die Lokale Gruppe, die wiederum Teil eines großen Galaxienhaufens ist, des Virgo-Superhaufens.
DER VIRGO-GALAXIENHAUFEN
Als Lokale Gruppe gehören die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie zum Virgo-Superhaufen, dessen Massezentrum Virgo Cluster (VCL) im Virgo-Galaxienhaufen liegt und durch seine Gravitation die benachbarten Galaxienhaufen zu einer galaktischen Superstruktur verbindet. Dies ist das Supergalaktische Zentrum (SGZ), das eine noch größere Ordnung als das Zentrum der Milchstraße erzeugt. In seiner unmittelbaren Nähe befindet sich die elliptische Riesengalaxie M87 (Virgo A) auf 2°20‘ Waage (2020). Im Zentrum ihres Galaxienkerns befindet sich ein gigantisches supermassives Schwarzes Loch, das mit 6,6 Mrd. Sonnenmassen zu den massereichsten Schwarzen Löchern gehört, die Astronomen bislang bekannt sind. Es liegt rund 55 Mio. Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Sein Schwarzschildradius12 beträgt etwa 20 Mrd. km (ca. 134 AE) und ist damit größer als das Sonnensystem, das bis zu den äußersten Asteroiden des Kuipergürtels einen Durchmesser von rund 50 AE erreicht. Der Durchmesser der gesamten Galaxie M87 erstreckt sich im Zodiak auf eine Größe von sieben Bogenminuten13. Als aktives Schwarzes Loch „verschlingt“ M87 die Materie aus seiner direkten Umgebung.
DER SHAPLEY SUPERHAUFEN
Die Galaxien des Virgo-Superhaufens gruppieren sich mit weiteren Galaxienhaufen (darunter der Hydra-, Centaurus- und Pavo-Indus-Superhaufen) zum lokalen Groß-Supergalaxienhaufen Laniakea, der sich mit weiteren Galaxienhaufen in Richtung der größten Ansammlung von Galaxien bewegt, die Astronomen bis heute bekannt ist. Der Shapley Superhaufen (SCL) erzeugt als Anziehungspunkt für all diese Galaxien eine noch größere, umfassendere Ordnung als der Virgo-Superhaufen und übertrifft um ein Vielfaches die Anziehungskräfte des „Großen Attraktors“14. Er befindet sich von unserem Sonnensystem aus betrachtet in der Region des Sternbildes Centaurus. Sein Massezentrum liegt - auf den Zodiak projiziert - auf 28°43‘ Waage (2020).
Die Erde steht somit im gravitativen Einflussbereich nachstehender galaktischer Zentren:
Alle Faktoren bewegen sich jährlich um durchschnittlich 50 Bogensekunden vorwärts durch den Zodiak (in 72 Jahren um rund einen Grad).
8 Dunkle Materie ist eine postulierte Form von Materie, die nicht direkt sichtbar ist, aber über die Gravitation wechselwirkt.
9 Alexander Kashlinsky: A measurement of large-scale peculiar velocities of clusters of galaxies: results and cosmological implications.
10 Akkretion: gravitationsbedingte Massenzunahme durch Aufsammeln von Materie
11 S. Issaoun, M. D. Johnson, Anton Zensus, S. S. Doeleman, T. Krichbaum et. al.: The Size, Shape, and Scattering of Sagittarius A*
12 Der Schwarzschildradius (Ereignishorizont) ist in der allgemeinen Relativitätstheorie eine Grenzfläche in der Raumzeit, für die gilt, dass Ereignisse jenseits dieser Grenze nicht sichtbar für Beobachter sind, die sich diesseits der Grenzfläche befinden.
13 seds
14 Dale D. Kocevski, Harald Ebeling: On The Origin of the Local Group's Peculiar Velocity
STERNBILDER UND IHRE MYTHEN