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Vom Sprachprofiler lernen: Die Erfolgsfaktoren wirksamer Kommunikation Patrick Rottler ist Sprachprofiler der Agentur für forensische Textanalyse. Er kommt immer dann zum Einsatz,wenn Unternehmen anonym angegriffen, bedroht oder erpresst werden. Sein Auftrag ist es, die Täter anhand ihrer Sprachmuster zu überführen. Zusammen mit Bestsellerautor Leo Martin zeigt er, wie man die Muster der Sprache entschlüsseln kann. Er erzählt seine verrücktesten Fälle und analysiert sprachliche Talente und Totalausfälle. Dabei zeigt er nicht nur psychologische Tricks und kommunikative Kniffe auf, sondern auch, worauf jeder achten kann, damit Kommunikation noch besser gelingt.
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Seitenzahl: 242
Patrick Rottler | Leo Martin
DIE GEHEIMEN MUSTER DER SPRACHE
Patrick RottlerLeo Martin
DIE GEHEIMEN MUSTER DER SPRACHE
Ein Sprachprofiler verrät, was andere wirklich sagen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
3. Auflage 2021
© 2020 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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Redaktion: Diane Zilliges
Umschlaggestaltung: Marc Fischer, München
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Fotos: Avisio – Uta Kellermann
Satz: Carsten Klein, Torgau
Druck: CPI books GmbH, Leck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-86881-828-4
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-282-9
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-283-6
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Die verrücktesten Fälle der Sprachprofiler
Geleitwort von Franz-M. Günther
Vorwort von Leo Martin
Einleitung
Sprachprofiler überführt Hacker
Kapitel 1: Wie Sprachprofiler anonyme Täter überführen
Alarmstufe Rot in der Geschäftsleitung
Tatort Text: Einsatz für den Sprachprofiler
Gibt es einen sprachlichen Fingerabdruck?
Autorenbestimmung & Täterprofil
Täter, die im Text bewusst tarnen und täuschen
Wie Sprachprofiler Klarheit schaffen
Praktisches Vorgehen bei den Ermittlungen
Die Treffsicherheit der Sprachprofiler
Beweisführung mit Buchstaben
Krümelmonsters Keksklau
Kapitel 2: Woran wir erkennen, ob unser Gegenüber überzeugend und glaubwürdig ist
Von der Steinzeit bis zum Smartphone
Von Angesicht zu Angesicht
Von Ohr zu Ohr
Schriftlich per E-Mail & Brief
Schriftlich per Kurznachricht & Co.
Fazit & Empfehlungen
Das Spiel mit dem Stalker gerät außer Kontrolle
Kapitel 3: Psychologische Fallen bei der Bewertung von Informationen
Die Wahrheit über unsere Wahrnehmung
Wo der blinde Fleck auf uns lauert
Wie wir unsere Wahrnehmungslücken auffüllen
Tatort Testament: Oma Irmgards vorletzter Wille
Exkurs: Was unsere Sprache über uns verrät
Die Kunst, Menschen zu lesen
Die Sprache als Spiegel unserer Persönlichkeit
Persönlichkeitstest
Ergebnis: Meinen Kommunikationsstil erkennen
Hohe Wellen im Mainzer Rathaus
Kapitel 4: Wie sich unser Persönlichkeitstyp durch unsere Sprache verrät
Macher sprechen in kurzen, knappen Sätzen
Kontakter stimmen sich ab
Analytiker argumentieren logisch
Visionäre beschreiben in Bildern
Die unglaubliche Vorhersage
Kapitel 5: Wie Sie Lüge und Wahrheit unterscheiden können
Gehen Sie vor wie ein Vernehmungsexperte
Grundsätze der Vernehmungspsychologie
So unterscheiden Sie Lüge von Wahrheit
Hass & Hetze: Wenn Politiker Post bekommen
Kapitel 6: Wie uns Kommunikation noch besser gelingt
Vom Müssen & Sollen zum Dürfen & Wollen
ICH macht verbindlICH
Weichmacher weg!
ICH am Textanfang ist laut und lästig
Sprechen Sie mit den Worten des anderen
Der Knick in der Karriereleiter
Kapitel 7: Ein Sprachprofiler verrät, was andere wirklich sagen
Der Weg zur absoluten Klarheit: Von der Vermutung zur Sicherheit und vom Indiz zum Beweis
Fragen, Fragen, Fragen
Wer fragt, der klärt – wenn er es richtig macht
Unterscheiden Sie Behagen und Unbehagen
Testen, Testen, Testen
Verhalten geht vor Wort
Einmalige Beobachtung oder systematisches Verhalten?
Glossar
Tipps zum Weiterlesen
Kontakt
SPRACHPROFILER ÜBERFÜHRT HACKER (S. 20)
Im Internet bewegt er sich anonym und sicher. Weder Polizei noch IT-Experten können den Täter im Grau der Datenwelt aufspüren. Doch eines verrät ihn: seine Sprache.
ALARMSTUFE ROT IN DER GESCHÄFTSLEITUNG (S. 34)
Es ist fünf vor zwölf. Wenn in der laufenden Verhandlung Insiderinformationen nach außen dringen, kann alles scheitern. Der Countdown läuft, aber wer stoppt den Täter?
KRÜMELMONSTERS KEKSKLAU (S. 55)
Ein echter Krimi: Ein Erpresserbrief aus aufgeklebten Zeitungsbuchstaben sorgt weltweit für Aufsehen.
DAS SPIEL MIT DEM STALKER GERÄT AUSSER KONTROLLE (S. 83)
Eine Frau lässt sich auf ein perfides Spiel mit einem Stalker ein. Es wird sie am Ende ihre Freunde und ihre Heimat kosten.
TATORT TESTAMENT: OMA IRMGARDS VORLETZTER WILLE (S.105)
In ihrem Testament hat Oma Irmgard alles bestens geregelt. Trotzdem erlebt die Familie nach ihrem Tod eine böse Überraschung.
HOHE WELLEN IM MAINZER RATHAUS (S. 125)
Angriff auf den Oberbürgermeister: Kurz vor den Wahlen tauchen unglaubliche Anschuldigungen auf. Anonym. Noch unglaublicher ist nur das Ermittlungsergebnis der Sprachprofiler.
DIE UNGLAUBLICHE VORHERSAGE (S. 149)
Opfer oder Täter? Der Sprachprofiler sieht voraus, welche Fehler der Täter in seinem nächsten Schreiben machen wird. Und die Falle ist gestellt …
HASS & HETZE: WENN POLITIKER POST BEKOMMEN (S. 173)
Internet-Hetze bedroht Kommunalpolitiker in ganz Deutschland. Als sein Briefkasten zum Friedhof der Kuscheltiere wird, sieht der Oberbürgermeister rot.
DER KNICK IN DER KARRIERELEITER (S. 199)
#MeToo hat die Gesellschaft aufgeweckt. Aber es ruft auch schwarze Schafe auf den Plan, die die Debatte nutzen, um anderen zu schaden.
In den letzten Jahrzehnten wurde das Sprachprofiling zur schlagkräftigen Waffe gegen anonyme Täter ausgebaut. Und trotzdem ist diese kriminalistische Kunstform, genau wie die Schattenwelt der Spionage, fast unsichtbar.
Viele, die heute Sprachwissenschaften studieren, besuchen auch Vorlesungen zum Thema Forensische Linguistik. Das klingt spannend und verspricht Abwechslung vom Grau in Grau der Grammatik. Am Ende bleiben jedoch nur wenige am Ball und machen es zu ihrer Profession. Und das hat tausend gute Gründe. Man muss es mögen, nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Man muss es mögen, zwanzig, dreißig Stunden lang einen einzigen Text zu durchleuchten. Man muss es mögen, sich mit jedem überführten Täter einen weiteren Feind zu machen. Man muss es mögen, jeden Tag von gegnerischen Anwälten angegriffen zu werden. Man muss es mögen, auch nachts und an den Wochenenden auf Abruf zu sein. Denn dort, wo ein Sprachprofiler gebraucht wird, herrscht Druck! Zudem dauert es Jahre, bis man halbwegs sicher im Sattel der Forensischen Textanalyse sitzt. Der Job ist härter als ein Erpresserbrief.
Aber die Praxis ist letztlich der beste Lehrmeister. Patrick Rottler hat die sprachliche Detektivarbeit zu seiner Profession gemacht. Als Digital Native bewegt er sich sicher im Feld der Datenanalyse. Ihm wünsche ich eine glückliche Hand beim Kampf gegen das anonyme Verbrechen, und Ihnen wünsche ich spannende Unterhaltung beim Lesen. Hier werden Sie von zwei alten Rivalen begleitet: dem Guten – und dem Bösen.
Ihr
Franz-M. Günther
Gründer Deutsches Spionagemuseum, Berlin
www.deutsches-spionagemuseum.de
Zehn Jahre lang war ich als Agent für den deutschen Inlandsgeheimdienst im Einsatz. Als Vernehmungsexperte habe ich dort das Kommunikationsverhalten von Menschen in Extremsituationen analysiert. Mein Job war es, kriminellen Tätern geheime Insiderinformationen zu entlocken. Als ich beim Nachrichtendienst angefangen habe, war ich Anfang zwanzig. Zehn oder fünfzehn Jahre jünger als alle anderen Agenten in meiner Einheit. Es hat einige Zeit gedauert, bis meine Kollegen mich ernst genommen haben. Aber am Ende war ich derjenige mit den großen Fällen und schoss die Karriereleiter nach oben.
Auch Patrick Rottler wäre sicher ein sehr guter Agent geworden. Denn er beherrscht die Geheimwaffen der Kommunikation. Als Sprachprofiler ist es sein Job, anonymen Texten ihr größtes Geheimnis zu entlocken: das Geheimnis, wer sie geschrieben hat. Auch er ist mit Abstand der jüngste Analyst in seinem Fach. Zwanzig, dreißig Jahre jünger als die meisten seiner Kollegen. Und er wird jetzt schon ernst genommen. Auch er arbeitet verdeckt. Dort, wo es am spannendsten ist, dem anonymen Täter immer dicht auf der Spur.
Ihr
Leo Martin
Ex-Geheimagent, Kriminalist, Vernehmungsexperte & Bestsellerautor
www.leo-martin.de
Wenn Worte zu Waffen und Texte zu Tatorten werden, beginnt mein Einsatz. Ich bin Sprachprofiler der Agentur für forensische Textanalyse. Mein Job ist es, anonyme Täter anhand ihrer Sprachmuster zu überführen. Das Faszinierende an meiner Arbeit ist der Blick hinter die Kulissen, in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wo nach außen hin heile Welt gespielt und ein süßes Leben gepostet wird, darf ich hinter die Fassaden sehen.
»Der Ring an deinem Finger macht dich hässlich!«, »Dein Mann betrügt dich schon seit der Hochzeitsnacht!« oder »Passen Sie auf, wenn Ihre Kleinen draußen spielen …«. Eine anonyme Nachricht kommt selten allein. Oft tauchen sie in Serien auf und begleitet von unangenehmen Folgeerscheinungen. Vom Misstrauen des Partners, der auf einmal alles kritisch hinterfragt. Der Freundeskreis wendet sich ab, weil böse Gerüchte die Runde machen. In der Arbeit bittet der Chef zum Gespräch unter vier Augen und spricht eine letzte »gut gemeinte« Warnung aus. Und dann die ständige Angst vor dem, was wohl als Nächstes passieren wird. Das Schlimmste ist für viele Betroffene die Ungewissheit: Sie wissen nicht, wer da so feige aus dem Dunklen schießt. Eine anonyme Nachricht hat schon manches Leben nachhaltig verändert. Nicht nur privat.
Oft sind unsere Auftraggeber Unternehmen. Dann werden beispielsweise Führungskräfte angegriffen. Auch hier ist das Spektrum der Behauptungen breit gefächert: »X hat über fingierte Beraterverträge Millionen ins Ausland verschoben …«, »Im Bereich Y wird regelmäßig gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen …«, »Z hat die Gegenseite während der Verhandlung mit internen Informationen versorgt …« oder »Wenn Sie unseren Forderungen nicht nachkommen, machen wir ernst!«.
Die anonymen Täter sind manchmal Mitbewerber, enttäuschte Kunden, Kooperationspartner, eiskalte Kriminelle, Aktivisten, gelegentlich auch frustrierte Mitarbeiter, ehemalige oder aktuelle. Auf einmal stehen Polizei, Steuerfahndung oder Staatsanwaltschaft vor der Tür. Später zeigt die Akteneinsicht: Auslöser war ein sehr konkretes anonymes Schreiben. Gespickt mit Insiderwissen und, wie sich dann herausstellte, einigen Halbwahrheiten und etlichen Lügen. Die Vorwürfe erwiesen sich schnell als haltlos. Das Bild auf den Titelseiten der Zeitungen bleibt: Steuerfahnder, die schwere Kisten aus der Konzernzentrale schleppen.
Unser Job ist es, Klarheit zu schaffen. Dem anonymen Täter anhand seiner Sprachmuster ein Gesicht zu geben. Manchmal ist es auch unser Auftrag, Verdächtige nach Möglichkeit zu entlasten. Dazu tauchen wir tief in die Texte ein. Machen Muster sichtbar, die den meisten Menschen beim Lesen verborgen bleiben.
Während Sie dieses Buch lesen, werfen Sie einen Blick über meine Schulter. Sie begleiten mich bei unseren Einsätzen als Sprachprofiler, erhalten Einblicke in unsere verrücktesten Fälle und ermitteln gemeinsam mit uns gegen anonyme Täter. Beim einen oder anderen Fall habe ich Ihnen auch Textstellen aus echten Drohbriefen und Erpresserschreiben mit abgedruckt. Vielleicht haben Sie Lust, beim ersten Lesen schon einmal darauf zu achten, ob Ihnen sprachliche Besonderheiten ins Auge stechen. Diese werden wir brauchen, um am Ende gemeinsam einen Ermittlungserfolg zu feiern. Mit jedem Fall werden Sie mehr und mehr an Sicherheit gewinnen und erfahren, worauf wir Sprachprofiler achten, um erfolgreich zu sein.
Auf dem Weg durch dieses Buch werden Sie in zahlreichen Fällen ermitteln. Diese sollen Ihnen ein Gefühl für das Spektrum unserer Einsätze und unserer Ermittlungsansätze vermitteln. Natürlich habe ich die Fälle so gewählt, dass Sie jederzeit spannend unterhalten sind und auch der eine oder andere Überraschungsmoment garantiert ist. Denn oft sind sich unsere Auftraggeber sicher, wer der anonyme Täter sein muss. Dann werden wir angeheuert, um einen hieb- und stichfesten Beweis dafür zu liefern. Dabei kommt es aber regelmäßig vor, dass sich ein Auftraggeber grundlegend täuscht. Dann bekommt der Fall plötzlich eine unerwartete Wende, die Sie beim Lesen genau so kalt erwischen wird wie uns bei der Analyse. Der eine Fall wird Sie schockieren, ein anderer faszinieren, der nächste kopfschüttelnd zurücklassen. Ich selbst erlebe beim Lesen alles, von Spannung über Spaß bis hin zu kurzem körperlichem Schmerz. Mal sehen, ob es Ihnen auch so geht. Auf jeden Fall sollen unsere Fälle Ihnen zeigen, wie spannend Sprache sein kann. Wir werden Kommunikation im Allgemeinen und Sprache im Besonderen aus einer ganz ungewohnten Perspektive beleuchten. So wollen wir Sie neugierig machen auf mehr! Dabei müssen Sie kein großer Fan von Grammatik, Rechtschreibung oder Zeichensetzung sein. Auch wenn Sie sagen: »Von Grammatik habe ich schon mal irgendwann, irgendwo, irgendetwas gehört, meine Rechtschreibung stimmt sicher so im Groben, und Kommas setze ich rein nach Gefühl …«, werden Sie Spaß an diesem Buch haben. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Für uns Sprachprofiler ist Sprache in erster Linie Identität. Egal ob gesprochen oder geschrieben. Sie ist ein Teil von uns. Und egal wie wir uns ausdrücken, ob einfach oder gehoben, gestochen oder gebrochen, gespickt von Fehlern oder fast frei davon, es ist okay. Es geht uns nicht um Perfektion. Ehrlich gesagt freut sich ein Sprachprofiler über jeden Fehler, den er findet. Denn er kann helfen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Und gerade, weil sich dieses Buch an Jedermann und jede Frau richtet, werden wir auf Fachlatein verzichten. Für die paar wenigen Stellen, an denen das nicht möglich ist, haben wir hinten im Buch ein Fachwortverzeichnis mit kurzen Erläuterungen eingefügt. Auch werden wir keine einzige Studie langatmig zitieren. Dafür bekommen Sie dann Extra-Tipps zum Weiterlesen. Dieses Buch soll Spaß machen und Sie im Alltag weiterbringen. Für unsere Kollegen und Kolleginnen aus der Linguistik, Germanistik, Sprach- oder Kommunikationswissenschaft schreiben wir dann beizeiten gern ein Fachbuch.
Wenn Sie Lust haben, gemeinsam mit uns anonyme Täter zu überführen; wenn Sie den geheimen Mustern der Sprache auf die Spur kommen wollen; wenn Sie neben unseren Ermittlungen Ihre ganz persönliche Mission Menschenkenntnis starten wollen, dann haben Sie sich für den genau richtigen Lesestoff entschieden. Sie werden lernen, wichtige Verhaltensmuster zu erkennen, und erfahren, wie stark diese Muster auf unsere Sprache durchschlagen. Wir verraten, wie Ihre Worte noch wirksamer und Ihre Texte noch treffsicherer werden. Vielleicht gelingt es Ihnen damit in Zukunft, an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen besser zu überzeugen. Sie werden erleben, welche psychologischen Fallen bei der Bewertung von Informationen auf uns lauern und wie wir diese unschädlich machen können. Sie bekommen ein ganzes Arsenal an psychologischen Tricks und kommunikativen Kniffen, die Ihnen den Umgang mit anderen leichter und angenehmer machen.
Wir werden Sie mit dem bestmöglichen Handwerkszeug ausrüsten, damit Sie in Zukunft noch genauer wissen, woran Sie bei Ihrem Gegenüber sind. Was der andere sagt, sagt er das nur so? Oder meint er das auch wirklich? Hat er einen Hintergedanken oder nicht? Macht sie gerade einen Witz, oder meint sie das ernst? Erzählt er alles, was wichtig ist, oder behält er einen wesentlichen Teil zurück? Wird sie sich wirklich voll und ganz für mich einsetzen, oder war das nur ein Lippenbekenntnis? Wenn Sie dieses Buch aufmerksam gelesen haben, wissen Sie, wie Sie in Zukunft herausbekommen, was andere wirklich sagen!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer Mission Menschenkenntnis – und vor allem viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen!
Ihr
Patrick Rottler
»Ein Sprachprofiler analysiert alles! Von der einfachen Wortwahl bis tief hinein in die Grammatik von Haupt- und Nebensätzen.«
Patrick Rottler
Im Internet bewegt er sich anonym und sicher. Weder Polizei noch IT-Experten können den Täter im Grau der Datenwelt aufspüren. Doch eines verrät ihn: seine Sprache.1
Es fühlte sich an, als ob sich ein unsichtbarer Riemen um ihren Hals zusammenziehen würde. Ganz langsam. Immer enger und enger. Sie war kreidebleich, starrte fassungslos auf den Bildschirm ihres Rechners. Als ihr Brustkorb anfing zu brennen, merkte sie, dass sie zwanzig, dreißig, vielleicht vierzig Sekunden lang nicht geatmet hatte. Mit einem Schlag krachte ein ekelhaftes, eisiges Kribbeln von innen gegen die Haut ihres Gesichts. Wie zehntausend klitzekleine Nadelstiche. Ihr Kopf dröhnte, als wäre sie mit achtzig Sachen gegen eine Wand gerast. Marleen hatte gerade ihre Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen und war als Einzige übernommen worden. Weil Vivian, der die Stelle längst fest versprochen war, sich dann doch noch für ein Studium entschieden hatte. Auch wenn sie sich nichts hatte anmerken lassen, war es Marleen schon etwas auf den Magen geschlagen, nur die Nachrückerin zu sein. Und dann auch noch unter Dr. Judas. Er war der pedantischste unter den Juristen. Jeder Strich und jeder Punkt mussten sitzen. Und zwar nach seinem Geschmack! Für die Assistentinnen war er nur »der Formatierungs-Fetischist«. Der Einzige in der ganzen Kanzlei, der sich für Zeilenabstände und Seitenumbrüche, für Horizontal- und Vertikalabstände interessierte. »Der Mandant sieht nicht die fachliche Qualität unserer Arbeit, aber er sieht auf den ersten Blick, ob die Formatierung passt oder nicht!«, war eine seiner Überzeugungen, die er nicht müde wurde zu wiederholen.
Dr. Judas war Marleen zuwider. Lange würde sie ihn nicht aushalten. Zum Glück stand er schon kurz vor dem Ruhestand. Wenn er ihr seitenlange Schriftsätze diktierte, saß er hinter ihr, las über ihre Schulter mit und griff in jedes noch so kleine Detail ein. »Nein, dieses hier rüber!« »Das rücken wir ein!«, »Dort zweimal Tab!«, »Ich habe gesagt Bindestrich, nicht Gedankenstrich!«. Wenn ihr im Diktat ein Rechtschreibfehler unterlief oder sie sich auch nur vertippte, monierte er sofort. Noch bevor sie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte, selbst zu korrigieren. Als ob sie die rotgeringelten Linien der automatischen Rechtschreibkorrektur nicht selbst gesehen hätte. Er wirkte oft kühl und distanziert. Aus Marleens Sicht manchmal sogar emotionslos, trocken und starr. Auch wenn es um reine Geschmacksfragen der Gestaltung ging, hatte er eine feste Vorstellung, von der er unter keinen Umständen abwich. Er war Form, Struktur und Gründlichkeit durch und durch. Und so waren auch seine Schriftsätze. Davon gab es keine Ausnahme.
Auch am vergangenen Freitag nicht. Marleen wollte gerade den Rechner herunterfahren und auf dem Weg in den Feierabend noch den Aktenwagen in die Registratur bringen, als Dr. Judas mit einer Fristsache vor ihr stand. Er sprach noch zackiger als sonst und so tippte Marleen noch zügiger als sonst. Vier Seiten Widerspruch in einer Markenrechtssache. »So und jetzt bitte raus per Mail VOR 18 Uhr.« Das VOR hatte er besonders betont. Marleen nickte, lächelte leicht angestrengt, aber dennoch freundlich. Und klickte dann auf … DATEI LÖSCHEN … zwölf Minuten vor Ende der Frist … In all der Anspannung hatte sie nur ein einziges Mal zwischengespeichert. Ganz zu Beginn. Auf Seite eins, Absatz eins, nach Satz eins … Die Sache war noch zu retten, aber das Wochenende war für Marleen gelaufen.
Am Montagmorgen kam es noch härter. Gerade erst hatte sie begonnen, ihr Postfach durchzuarbeiten. Nun starrte sie auf einen Bildschirm, auf dem ihr im Sekundentakt Windows-Fenster entgegengeschossen kamen. Fenster in Fenster in Fenster in Fenster … Erst Hunderte, dann Tausende. Sie hatte auf einen verseuchten Link in einer E-Mail geklickt und damit die EDV im ganzen Haus lahmgelegt.
Die Kanzlei Dreistmund besteht aus sechzig Notaren und Rechtsanwälten. Die Daten der Mandanten waren hinter Firewalls eingekerkert und gesichert wie Fort Knox. Dennoch war es hier offensichtlich einem Hacker gelungen, die komplette Kommunikation auf vier Etagen zu Fall zu bringen. »Oh mein Gott!«, »Verdammte Sch…!« und »Yehaaaa, Feierabend!«, hörte man es aus den umliegenden Büros rufen. Als sie wieder zu sich kam, dachte Marleen nur an eines: »Das war’s dann wohl!«
Verunsicherung und hektischer Aktionismus machten sich breit. Erst liefen die Telefone heiß, und als die Lage dann auch dem letzten Kollegen klar war, herrschte zwei, drei Stunden lang gespenstische Ruhe. Es fühlte sich an wie die trügerische Stille im Auge eines Orkans. Offenbar wurde die IT des Unternehmens angegriffen. Zufällig oder gezielt? Das konnte momentan noch niemand sagen. Auf jeden Fall geschah es zu einem Zeitpunkt, wie er ungünstiger nicht hätte gewählt werden können. Zwei der Teams waren in den Endzügen einer gigantischen Übernahmeverhandlung. Seit Wochen wurden unter Hochdruck die letzten Details ausgekartet. Wie üblich im Ping-Pong-Verfahren per Mail. Und nun: Stille!
Marleen hatte den Mut aufgebracht, sofort zu beichten, was ihr widerfahren war. Trotz schriftlicher Belehrungen, Sicherheitsschulungen und routinemäßiger Warnungen hatte sie auf den Link eines unbekannten Absenders geklickt. Zwar stand ihr Bereich gelegentlich im Kontakt mit einem »Dr. Bayerlein«. Dieser hatte jedoch in der Vergangenheit immer von seiner geschäftlichen E-Mail-Adresse aus geschrieben. Der gmx-Account und die Aufforderung »Beweisführung für Eilantrag, bitte hier runterladen:«, hätte sie dennoch stutzig machen können.
Die hausinterne IT-Task-Force konnte den Hackerangriff schnell beenden. Bis das System wieder rund lief und auf mögliche weitere versteckte Schadsoftware überprüft war, vergingen exakt vierundzwanzig Stunden. Glück gehabt! Der Hacker hatte solide Arbeit geleistet. Die von ihm angewendete Methode war offensichtlich nicht mehr ganz taufrisch, dennoch hatte sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Zwar hatte der Angriff auch digitale Abdrücke im Netz hinterlassen, doch die Verschleierung funktionierte. Die IT-Forensiker konnten den Weg des Angriffs von China über Russland zurück nach Deutschland verfolgen. Einmal um die Welt … Doch dann verlor sich die Spur in Rumänien. Bei einem Provider, von dem man wusste, dass dort regelmäßig die Ermittlungen enden. Hier war kein Anfänger am Werk gewesen. »Unser Outlook spinnt gerade …«, hatte der eine oder andere Mitarbeiter im ersten Moment auf Nachfrage angegeben. Später hatte man sich auf eine förmlichere Kommunikation festgelegt: »Wir hatten ein Thema mit der EDV, das wir gerade Schritt für Schritt nachvollziehen. Die Daten unserer Mandanten sind und waren zu jedem Zeitpunkt sicher!«
Während für die meisten der Notare, Rechtsanwälte und Büroangestellten danach schnell wieder der Alltag einkehrte, war Peter Mangold alarmiert. Mit seinen einundvierzig Jahren war er der jüngste Partner in der Kanzlei. Bis vor zwei Jahren war er in der Geschäftsführung eines Beratungsunternehmens, dessen IT zweimal innerhalb nur eines Jahres angegriffen worden war. Die Täter hatten alle Daten verschlüsselt und hohe Summen in Bitcoin gefordert. Erst dann gab es den vermeintlichen Freischaltcode. Warum gab es jetzt keine Forderungen? War der Versuch missglückt? Was würde als Nächstes passieren? War das erst der Anfang?
Auch Marleen war mit sich und ihren Gedanken allein. In ihr herrschte ein regelrechtes Gefühlschaos. Niemand hatte seither das Gespräch mit ihr gesucht. Weil das in der Probezeit wohl auch nicht notwendig gewesen war, vermutete sie. Dr. Judas würde sie vermutlich in den nächsten Tagen einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Er propagierte zwar immer, wie wichtig es wäre, dass der Mandant sich in jeder Sekunde ernst genommen fühlt. Aber das schien wohl auch nur für Mandanten zu gelten. Das hatte sie sich schon öfter gedacht. Einer der IT-Forensiker hatte sich von ihr die E-Mail zeigen lassen, mit der das Unglück seinen Lauf genommen hatte. Das war es. Seitdem saß sie an ihrem Platz, vor ihrem Rechner und tippte in einer Tabelle herum. An konzentrierte Arbeit war nicht zu denken. Die Stille um sie herum machte sie fertig. Als wäre sie unsichtbar. Als wäre nichts passiert.
Plötzlich schob jemand mit seinem Unterarm die Blätter der großen Palme zur Seite, die rechts neben ihrem Schreibtisch stand. »Hier haben Sie sich versteckt?!« Es war Peter Mangold, der einen Ausdruck auf ihre Schreibunterlage gleiten ließ. »Bitte schauen Sie sich das an und schauen Sie, ob Sie noch solche finden. Aber löschen Sie nicht wieder das ganze Internet!«, schob er nach, feierte sich selbst für seinen coolen Spruch und verschwand so geräuschlos, wie er gekommen war. Vor Marleen lag eine Google-Bewertung. Ein Stern für die Kanzlei Dreistmund Notare & Rechtsanwälte:
Tarek Su
vor 5 Tagen
Zum zweiten Mal verzockt!
Eigenen Angaben nach wird man hier »nicht nur juristisch, sondern auch realistisch« beraten! Auch nach dem ersten Supergau haben wir uns weiter blenden lassen. Hier wird abgezockt ohne Rücksicht auf Verluste! Das Marketing ist vielleicht stark, die juristische Vertretung ist leider schwach. Wie will man mit Kinderjuristen, Studium gerade so bestanden, ein Verfahren gewinnen? Ein Stern für Dreistmund – und NULL Mandate mehr – nie mehr!
Dieser Text entspricht sinngemäß der original Google-Rezension, Namen wurden geändert, Fehler und besondere Merkmale wurden dem Original entsprechend sinngemäß übernommen.
Marleen hatte seit dem Beginn ihrer Ausbildung auch die Social-Media-Aktivitäten der Kanzlei betreut. Einmal wöchentlich postete sie auf Instagram und Facebook. Mal zu einem aktuellen Gerichtsurteil, mal zu einem Rechtsbegriff, mal einen Kommentar zu einem Gesetz oder einer Verordnung. 342 Fans bei Facebook, 126 bei Instagram. Und das bei stolzen 26 Millionen Euro Jahresumsatz der Kanzlei. Die Mandanten schienen auf diesen Kanälen nicht zu verkehren. Trotzdem stand Peter Mangold persönlich hinter diesem Weg. »Das gehört heute einfach mit dazu!« und »Diese Zeit nehmen wir uns!«, so hatte er auf der letzten Mitarbeiterversammlung wiederholt verkündet. Peter Mangold war es auch, der wusste, dass ein Online- und Social-Media-Check gerade nach Vorfällen wie dem aktuellen zum kleinen Einmaleins des Reputationsmanagements gehört. Die ausgedruckte Rezension war unter den Top-Drei der Google-Bewertungen für die Kanzlei. Ein paar kurze Klicks hatten ihm genügt, um zu erkennen, dass hier eine gründlichere Recherche notwendig war.
Marleens Ausbeute konnte sich sehen lassen. Innerhalb einer Stunde fand sie auf unterschiedlichen Portalen in Summe achtzehn negative Bewertungen. Alle entstanden in den letzten zehn Tagen. Und alle stammten von neu angelegten Profilen.
BQT94
vor 4 Tagen
Dr. Judas ist ein Edel-Heißluftbläser!
Schon vor 30 Jahren hat er Konzepte von anderen kopiert, die er bis heute als seine eigenen verkauft. Heiße Luft und sehr viel Show um ganz gewöhnliches Handwerkszeug. Hier wird viel behauptet, aber wenig belegt! Mich würde interessieren, wo er seine »Professur« her hat/hatte – wenn er überhaupt je eine hatte – dem Vernehmen nach bestehen hier Zweifel – mal sehen, was am Ende übrig bleibt. Armer alter Mann!
Dieser Text entspricht sinngemäß der original Google-Rezension, Namen wurden geändert, Fehler und besondere Merkmale wurden dem Original entsprechend sinngemäß übernommen.
Mabus02
vor 4 Tagen
Einfach nur bitter!
Sechs Monate habe ich mir angehört, ich wäre auf der sicheren Seite, meinem Antrag würde todsicher zugestimmt. Und dann wurde abschlägig beschieden. Klasse! Einfach nur Mal bitter! Hier hätte ich mir Zeit und Kosten sparen können!
Dieser Text entspricht sinngemäß der original Google-Rezension, Namen wurden geändert, Fehler und besondere Merkmale wurden dem Original entsprechend sinngemäß übernommen.
Auch in der Vergangenheit hatte es online ab und an mal eine negative Stimme gegeben. Doch derart gehäuft waren sie noch nie aufgetreten. Bei Google waren es diese drei Rezensionen, auf Facebook und Instagram gab es eine Handvoll unschöner Kommentare. Diese Kommentare standen unter aktuellen Posts, hatten aber mit deren Inhalten nichts zu tun. Sie bezogen sich nicht mal darauf. Auf dem anonymen Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu.de gab es zwei sehr aktuelle Bewertungen. Angeblich von Ex-Mitarbeitern der Kanzlei, obwohl in den letzten neun Monaten kein einziger Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hatte. Auch hier nur ein Stern und ein gehässiger Kommentar in jeder Kategorie. Natürlich blieb das Haus Dreistmund auch auf den Fachportalen Anwalt.de und 123Recht.de nicht verschont. Jede einzelne dieser Bewertungen war rund um den Zeitpunkt der Hackerattacke erstellt worden. Kurz vorher oder kurz danach. Klar konnte das Zufall sein … Aber so naiv war Peter Mangold nicht. »Es müsste mit dem Teufel zu tun haben, wenn hier nicht ein Zusammenhang besteht!«, hatte er beim Krisentreffen im Kreise der Partner gesagt. Und genau dieser Spur ging er nun nach.
Nachdem die IT-Forensik den Hacker nicht überführen konnte, witterte er nun eine Chance durch die Forensische Textanalyse. Wenn er herausbekommen könnte, wer hinter den anonymen Kommentaren steckt, wäre er vielleicht auch dem Hacker ein Stück näher … So landete dieser Fall auf dem Schreibtisch meines damaligen Ausbilders, einem langjährigen Praktiker der forensischen Linguistik. Es war einer der ersten Fälle, an denen ich damals mitarbeiten durfte. Unser Unternehmen in seiner heutigen Form gab es damals noch nicht. Die Kanzlei Dreistmund wollte ein Täterprofil. Die Fragestellung lautete: Stammen all diese Rezensionen, Bewertungen und Kommentare vom selben Autor? Und wenn ja, wie sieht der Autor aus? Ist er ein Mann oder eine Frau? Alt oder jung? Gut gebildet oder weniger? Und da die Kanzlei im gesamten deutschsprachigen Raum Mandanten vertritt, stammt er aus dem Norden, dem Süden, dem Osten oder dem Westen? Aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz? Was ist sein Profil?
Der anonyme Autor hatte in den meisten Fällen reißerische Überschriften gewählt, war regelmäßig ins Umgangssprachliche abgerutscht und hatte gelegentlich polemische Spitzen gesetzt. Doch nachdem alle Texte erfasst und in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt waren, fiel nach und nach auch auf, dass verhältnismäßig viele Formulierungen auftauchten, die man beispielsweise einem Juristen zuordnen würde. Oder einem Polizisten, einem Richter, einem Staatsanwalt, aber auch der Schreibkraft aus einer Rechtsanwaltskanzlei. Auf jeden Fall jemandem, der regelmäßig mit juristischen Schriftsätzen zu tun hat und oft mit Gesetzestexten argumentiert.
Typisch für diese Berufsgruppen ist der oft schmucklose Gebrauch verallgemeinernder Begriffe, blasser Verben und ein betont nüchterner Stil. Weil es darum geht, komplexe Sachverhalte klar, präzise und dennoch so einfach wie möglich auf den Punkt zu bringen.
»Eigenen Angaben nach«, »dem Vernehmen nach«, »es bestehen Zweifel«, »in Anbetracht der Tatsache«, »kann nichts anderes gelten als«, »ohne dass dies hier näher ausgeführt zu werden brauchte«, »wurde abschlägig beschieden«, »doch diese Frage stellt sich hier nicht«, »hiermit zeige ich an«, »unter Bezugnahme auf«, »ist meines Erachtens so nicht möglich« … In jedem der Kommentare fanden sich derartige Formulierungen. Alle ganz beiläufig und unauffällig. Keiner dieser Begriffe war überbetont oder besonders in Szene gesetzt. Sogar in Kommentaren, die besonders umgangssprachlich formuliert waren, fanden sich entsprechende Stellen.