Die Gemeinderätin - Klaus Kuhn - E-Book

Die Gemeinderätin E-Book

Klaus Kuhn

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Beschreibung

Der Skandal scheint perfekt: Eine grüne Gemeinderätin, die als Prostituierte arbeitet, wird Stimmenkönigin in einer beschaulichen niederbayerischen Gemeinde mit 6000 Einwohnern. Eine Hure also, die ausbricht aus der Schmuddelecke, in die eine verlogene Gesellschaft diese Frauen rückt. Die Doppelrolle aber wird immer schwerer zu spielen, je mehr sie in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt. Einerseits der kleine Polit-Star, andererseits die quälende Einsamkeit, aus der ihr ausgerechnet eine Rathaus-Mitarbeiterin hilft, bei der sie das erfährt, was ihr fehlt: Echte Liebe und - Ja! - guten, ehrlichen Sex. Letztlich ist es eine Abrechnung mit einer Gesellschaft, die bis heute nicht gelernt hat, mit Sexualität allgemein und Prostitution im Besonderen normal umzugehen

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Seitenzahl: 207

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ÜBER DIESES BUCH

Der Skandal in der beschaulichen niederbayerischen Gemeinde Müllersried ist scheinbar perfekt: Gabi Müller, eine grüne Gemeinderätin, die als Prostituierte arbeitet, wird Stimmenkönigin bei der Kommunalwahl. Das Doppelleben, das sie führen muss, bedeutet für die attraktive junge Frau aber eine Gefühls-Achterbahn, bei der sie aus der Kurve getragen zu werden droht. Die Verlogenheit der Gesellschaft, grob beschönigend „Diskretion“ genannt, kombiniert mit der Notwendigkeit ständiger Heimlichtuerei, ist es, die ihr immer mehr zu schaffen macht. Zum Glück ist da Susanne, eine echte Freundin, mit der sie das erlebt, was kein Gast bei ihr erleben wird. Sie darf sich an Susanne austoben, und sie ist es letztlich auch, die ihr, ohne es zu merken, den Weg raus aus dem Job weist. Dass dabei ein amtierender Bürgermeister auf der Strecke bleibt ist ein erfreulicher Nebeneffekt. Gabi Müller bricht aus der Schmuddelecke, in die diese Gesellschaft sie und ihresgleichen steckt, aus. Sie nimmt sich ihr Recht, ein Recht auf Liebe und – Ja! – auch auf ehrlichen, guten Sex. Ihr Entschluss, künftig Kolleginnen beizustehen, ist dabei nur konsequent.

DANKESCHÖN

An alle die spannenden Frauen in den Bordellen, Terminwohnungen oder dem Straßenstrich für die guten Gespräche, ohne die ich die Branchenkenntnisse nicht hätte, die für dieses Buch unerlässlich sind.

DER AUTOR

Klaus Kuhn, *1961 in Berlin, verheiratet, ein Sohn, lebt und arbeitet als freier Journalist in Wang bei Moosburg an der Isar (Kreis Freising). Er legt hier seinen ersten echten Roman vor.

ACH JA:

Muss man an dieser Stelle sagen: „Explizite Inhalte!“ Das Buch ist für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet.

Und noch etwas: Alle Personen und Orte in diesem Buch sind frei erfunden. Etwaige Namensgleichheiten sind unbeabsichtigt, etwaige Ähnlichkeiten mit Grundhaltungen bestimmter Parteien dagegen unvermeidlich.

Inhalt:

Das Angebot

Die Entdeckung

Eine Freundin

Wahlkampf

Hurenalltag I

Unterricht

Die Bombe platzt

Hurenalltag II

Die Stimmenkönigin

Ausstieg!

DAS ANGEBOT

Das Angebot war eindeutig: „Ich mache alles mit, von sanft bis dominant“. Ihre körperlichen Vorzüge waren unmissverständlich beschrieben: Körbchengröße „D“, das verheißt schon was. Total rasiert, auch das mögen viele Männer, und wenn die dann auch noch lesen, dass sie hier eine „willige Dreiloch-Stute“ antreffen, senkt sich der rechte Finger auf der linken Maustaste. Klick! Das Bild, das Gabi dazu stellte, zeigte zwar nicht ihr Gesicht, wohl aber eine Traumfigur von hinten mit einem tollen runden und einladenden Po. Sie war eine Professionelle. „Den Umschlag mit meinem Taschengeld gibst du mir bitte unaufgefordert am Anfang vom Date.“ Zu finden war sie gleich auf mehreren einschlägigen Internet-Seiten, wo auch ihre Kolleginnen, aber auch Kollegen, ihre Dienste anbieten. Ihre Tabus schrieb sie auch gleich dazu: Ohne Gummi geht gar nicht, Vergewaltigungsphantasien will sie auch nicht ausleben, und alles, was ins Klo gehört, hat auch dort zu bleiben. „Natursekt“ oder gar „Kaviar“, wer auf sowas steht braucht nicht anzurufen. Klare Ansage also, garniert mit dem bekannten Satz: „Mein Körper – meine Regeln!“

Werner trommelte lange mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Die Bürotür ging auf. Schnell klickte er die Seite weg, ein „Word“-Dokument kam wieder zum Vorschein. Seine Sekretärin kam herein mit einer Unterschriftenmappe. Er bedankte sich und legte erst mal diese Mappe wieder weg. Werner war hauptamtlicher Bürgermeister von Müllersried, eine beschauliche niederbayerischen Gemeinde mit rund 6000 Einwohnern, hatte viel zu tun. Aber Entspannung sollte er sich vielleicht auch mal leisten, fand er. Darum forschte er, als seine Sekretärin wieder draußen war, weiter auf dieser Seite. Sein Blick blieb aber immer wieder auf genau diesem Po hängen, dieser Figur. Die vollen, schweren Brüste waren auch zu sehen, unendlich lange Beine. Es rührte sich was in seiner Hose bei dem Anblick. Die Handynummer war schnell auf die erste Seite der Gemeinderatsvorlage gekritzelt, samt Name. Am Abend tagte der Rat. Er bemühte sich, sich auf diese Vorlage, die da von der Verwaltung gekommen war, zu konzentrieren. Pay-Sex, das hatte er noch nie. Seine Ehefrau, sicher, die sah auch nicht schlecht aus, aber irgendwie mal was neues? Ihm ging es wie so vielen. Lust hatte er ja gewaltig auf dieses knackige Weib, aber….. Die Sitzung an diesem Abend versprach, unkompliziert zu werden. Er müsse nur verhindern, dass diese Müller wieder ständig Anträge stellt, mit Fragen den Betrieb aufhält. „Seit die Grünen im Gemeinderat sitzen dauern die Sitzungen immer länger“, grollte er in sich hinein. Er war ein CSU-Mann von altem Schrot und Korn. Dass diese Partei die satte Mehrheit hat und natürlich auch den Bürgermeister stellt war für ihn der Normalfall, alles andere der totale Ausnahmezustand, den es so schnell wie möglich zu beenden gilt. Drei Grüne im Gemeinderat! Unmöglich! Und dann eben diese Müller, die immer perfekt vorbereitet war und damit Eindruck machte, auch und gerade bei der Tageszeitung. Da konnte er ihr Kontra geben so oft er wollte. „Verdammt, wo nimmt die die Zeit her, dass die immer und alles genau weiß?“ Er grummelte weiter in sich hinein. Naja, man war ja am Ende des Wahlkampfs. Da würden die Karten neu gemischt. Er blätterte die Vorlage um. Energisch. Seite für Seite. Er machte Notizen an den Rand. Es ging auf 16 Uhr zu. Sitzungsbeginn 19 Uhr.

Seine Sekretärin streckte noch mal den Kopf zur Tür herein. „Ich bin dann weg!“ Werner hob die Hand kurz. „Wer hat Sitzungsdienst?“ – „Susanne!“ – „Alles klar, schönen Feierabend!“ Jetzt war er allein im Büro. „Susanne! Die hat auch so einen richtig knackigen Hintern.“ Er lächelte. Einmal hatte er hinein gekniffen. Gut, dass das keiner gesehen hatte. Irgendwie war sie seit dem komisch. „Mein Gott, die soll sich nicht so anstellen!“ Er nahm sich die Vorlage noch einmal vor, mit der Handynummer vorn drauf. Er zögerte. „Soll ich jetzt?“ Seine Hand zitterte, als er zum Telefonhörer griff und die Nummer eingab. Freizeichen. Hastig legte er aber wieder auf, stand auf, grübelte. „Was sag ich der, wie fange ich das Gespräch an?“ Er ärgerte sich maßlos über sich selbst. Täglich, hatte er irgendwo einmal gelesen, gehen 800000 Männer in Deutschland zu einer Prostituierten. Und diese Zahl war schon alt. Das ist also etwas völlig normales. Und er? Er brachte es nicht einmal fertig, eine solche Frau unfallfrei anzusprechen. Klar! Die Partei, die vertrat unbeirrt offiziell die Ansicht, dass das etwas Schlimmes, Verruchtes sei. Aber verdammt noch mal! 800000 täglich. Da werde er halt einmal dabei sein. Und? Nervös ging er im Büro auf und ab. Er versuchte, ein Sprüchlein auswendig zu lernen. „Hallo, ich bin der Werner, und ich habe dein Profil gesehen. Du siehst gut aus, da kriege ich glatt Lust auf dich. Hast du heute, sagen wir, 21 Uhr, zwei Stündchen Zeit für mich?“ Zwei Stunden? Er hastete noch mal zum Monitor, holte die Seite noch mal her: „Kein Date unter einer Stunde.“ Und dann stand weiter unten: „Taschengeld 200 Euro pro Stunde.“ Er schluckte erst mal und dachte: „Ganz schön teuer.“ Die Internet-Seite aber ließ eine Art Markterkundung zu. Er stellte fest: Die Dame war nicht etwa die teuerste. „Gut“, brummte er. „Wenn das der Preis ist….“ Wieder versuchte er, sich auf sein Sprüchlein zu konzentrieren. Er machte sich Notizen. Er musste ja eine Adresse erfragen. „Scheiße! Pariser! Verdammt, wo bekommt man hier Pariser?“ Einen Kondom-Automat am Jugendraum hatte er zusammen mit der CSU-Mehrheit abgelehnt. Jetzt hatte er den Salat. Also musste er fragen, ob die Dame vielleicht welche greifbar hätte. Auch das notierte er. Man wollte ja nicht unanständig auftreten, sondern gleich für Klarheit sorgen. Er merkte, dass er nervös wurde. Er hätte nie gedacht, dass ein Besuch bei einer Hure dermaßen kompliziert werden könnte. Was sind das für Kerle, die mit der größten Selbstverständlichkeit ins Bordell gehen? Oder geht es denen wie ihm? Reden werde wohl niemand darüber. Diskretion, das war ein Begriff, der in keiner Anzeige, in keinem Profil fehlte.

Werner holte tief Luft, griff noch mal zum Telefonhörer, aktivierte die Wahlwiederholung. Freizeichen. Pause. Dann wieder Freizeichen. Doch dann knallte er den Hörer wieder auf. „Verdammt!“ Er fluchte laut. Seine Nummer, fiel ihm siedend heiß ein, werde doch angezeigt! Die Rathausnummer! Die Durchwahl vom ersten Bürgermeister! Hastig kramte er sein Handy heraus, doch das gab keinen Mucks von sich. Akku leer. „Mist!“ Er durchwühlte die oberste Schreibtisch-Schublade und fand das Ladekabel. Das steckte er erst einmal ein. „0 %“ zeigte das altersschwache Handy an. Werner schnappte sich die Kaffeetasse, ging erst mal zur Kaffeemaschine im Sozialraum. Der Abend werde noch länger gehen, dessen war er sich sicher. Erst die öffentliche, dann die nichtöffentliche Sitzung. Halt! Nichtöffentliche Sitzung? Er hastete zum Schreibtisch zurück. Tatsächlich! Die Vorlagen waren ja auch noch da! Eilig und abgelenkt zugleich machte er sich daran, auch diese noch einmal durchzusehen, griff immer wieder zur Kaffeetasse. Zum Glück alles unkompliziert, die Verwaltung hatte gut vorgearbeitet. Aber halt! Da war etwas: Der Notarvertrag zum Kauf des Grundstücks für das Gewerbegebiet, der werde garantiert Probleme machen. Die Müller wieder! Die werde garantiert wieder Fragen stellen. Radweg entlang der Straße, Begrünung und so Zeug, ihre Standard-Themen. Werner grübelte, wie er diese lästige Gemeinderätin ruhig stellen könnte, ihm fiel aber nichts ein. Er werde einfach die Fraktion vorher einweisen, dass das schnell durchgewunken wird. Er schaute auf die Uhr. Er konnte noch schnell rüber zur Bank. Die will ja Bargeld! Die frische Luft tat gut. Er schlenderte zum Geldautomaten hinüber, zog 500 Euro, ließ sich Zeit. Wieder haderte er mit sich selbst. Warum war er so nervös? Gut, seine Frau. Da werde er jetzt einfach anrufen und sagen, dass eine schwierige Sitzung ins Haus stehe. Und die Nachsitzung beim Wirt. Ganz wichtig!

Wieder im Büro rief er erst mal daheim an. „Marianne, heute ist wie du weißt Sitzung – ja, ich weiß, ich bin noch bei der Vorbereitung…. – nein, komplizierter Notarvertrag, du weißt doch, die Müller wird wieder lästig werden. – Nein, warte nicht auf mich! Wird verdammt lange gehen.“ Er legte auf. Uff. Er schaute sein Handy an: 45 Prozent. Das werde reichen, beschloss er und wollte schon die Nummer, die er auf die Gemeinderatsvorlage gekritzelt hatte, eingeben. „Halt!“ befahl er sich dann aber. Erst noch mal sein Sprüchlein durchlesen. Wieder diese verdammte Nervosität! Er bekam feuchte Hände. Warum bloß? Er versuchte, ruhig durch zu atmen. Am Ende werde sie um 21 Uhr heute schon verplant sein und die ganze Aufregung wäre dann völlig umsonst. Er war sich bewusst, recht kurzfristig dran zu sein.

Endlich riss er sich zusammen und tippte die Nummer ein, das Handy blieb am Ladekabel. Den Zettel mit seinem Sprüchlein hielt er eisern fest. Freizeichen. Pause. Wieder Freizeichen. Dann eine weibliche Stimme: „Hallo, hier ist die Gabi, was kann ich dir denn Gutes tun?“ Werner holte tief Luft und las sein Sprüchlein sorgfältig vom Blatt ab: „Hallo, ich bin der Werner, und ich habe dein Profil gesehen. Du siehst gut aus, da kriege ich glatt Lust auf dich. Hast du heute, sagen wir, 21 Uhr, zwei Stündchen Zeit für mich?“ Werner war stolz auf sich. Er hatte seinen Satz tatsächlich ohne „äh“ und ohne zu stottern raus gebracht. Er wurde jetzt aber nicht etwa ruhiger. Er hatte eine Prostituierte am Telefon, eine leibhaftige Hure. Gabi antwortete aber schon: „Hey, da hat aber einer mächtig Druck, was? Gleich zwei Stunden? Das machen wir doch, Süßer.“ Werners Aufregung wuchs. „Ich sollte – äh – aber vielleicht von dir – äh – auch Pariser haben. Hier – äh – kriegt man nämlich keine.“ Werners Hände begannen zu zittern, aber Gabi redete schon wieder beruhigend auf ihn ein. „Hab‘ ich doch hier, Süßer. Du sagst wenigstens gleich, dass du keine hast und von mir welche brauchst. Was meinst du denn, wie viele kommen und was faseln, von wegen vergessen und so. Aber was willst du denn genau von mir? Girlfriendsex, ultralanges Vorspiel, vaginal, anal, oder blasen? Oder doch die harte Tour, bizarr? Du warst ja noch nie bei mir, oder?“ Werner wurde ganz schwindelig. Wovon redete die da? Mein Gott, was sollte das alles heißen? „Bizarr?“ „Blasen?“ Er versuchte, sich zusammen zu reißen: „Nee, ganz normal vögeln, fummeln.“ – „Zwei Stunden lang! Wow, hast du so ein Stehvermögen?“ Werner schluckte und erinnerte sich: Stimmt! Mit seiner Frau ging das irgendwie immer alles viel schneller. „Ja – äh – man muss ja nicht gleich zur Sache kommen, oder?“ Gabi versuchte ein freundliches Lachen. „Ok, Süßer. Dir kann geholfen werden. Ich nehm‘ dich ein wenig bei der Hand. Du tust mein Taschengeld für zwei Mal eine Stunde in einen Umschlag und dann kommst du zum Marktplatz Nummer vier in Müllersried. Du kannst auf dem Marktplatz parken. Und bei der Hausnummer vier klingelst du bei „Gabi“, ok?“ Werner wurde ganz anders. Er starrte aus dem Fenster. Da war Marktplatz Nummer vier, genau gegenüber! „Prima – äh – ja – äh – dann bis bald.“ – „Bist du nervös, mein Süßer? Keine Sorge, ich beiß‘ nicht“, meinte Gabi fröhlich am anderen Ende und flötete: „Bis dann.“ Werner legte auf. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Nervös? Verdammt, die hatte das gemerkt! Nervös ist gar kein Ausdruck!

Aber jetzt erst mal die Sitzung einigermaßen rum kriegen, und zwar bis 21 Uhr bitteschön, in beiden Teilen. Er schaute auf die Uhr: 18.45 Uhr, Zeit, in den Sitzungssaal zu gehen. Als er ankam war die Müller schon da, grüßte freundlich, packte gerade ihr Handy weg. Der Sitzungsdienst, bestehend aus Susanne und dem Bauamtsleiter kam herein, danach die Gemeinderäte. Susanne freute sich sichtlich, Gabi zu sehen, umgekehrt war das aber auch so, was Werner sichtlich missfiel. „Mist!“ schalt er sich. „Ich wollte doch die Fraktion instruieren.“ Das ging nicht mehr. Die Gemeinderäte waren schon alle im Saal, verteilten sich. Er musste die Sitzung so laufen lassen. Mit feuchten Fingern sortierte er seine Unterlagen, ärgerte sich, dass die Grünen vollzählig waren, die CSU aber nicht. Ihm wurde ein Zettel mit zwei Entschuldigungen herüber gereicht, beide von der CSU. Das konnte er jetzt gar nicht brauchen. Er eröffnete pünktlich die Sitzung, was sonst nicht seine Art war. „Ich stelle fest, dass – äh – form- und fristgerecht geladen worden ist. Äh – gibt es – äh – Einwände gegen die Tagesordnung? Hastiger Blick in die Runde, keine Wortmeldung. „Dann steigen wir – äh - in die Tagesordnung ein.“ Die Mitglieder der CSU-Fraktion schauten verdutzt: Was war mit dem Bürgermeister los? Der war doch sonst viel souveräner. Langsam legte sich Werners Anspannung, er konnte einen Punkt nach dem anderen abhaken. Zuhörer waren keine da, der übliche Pressevertreter schaute gelangweilt. Es war ja wirklich nichts Dramatisches. Doch dann kam der übliche Punkt „Anfragen und Anregungen.“ Klar! Die Müller wieder! Zu dumm, dass sie etwas hatte, was wirklich wichtig war: Sie hatte schwere Vandalismusschäden an einem Spielplatz festgestellt, die jetzt Sicherheitsrisiken darstellten. Artig bedankte Werner sich, rang sich sogar ein Lächeln in diese Richtung ab, bemerkte mit einem gewissen Ärger, mit welchem Eifer dieser Pressevertreter jetzt mitschrieb. Klar! So kurz vor der Kommunalwahl kommt diese verdammte Grüne wieder positiv in die Zeitung, und er konnte nichts dagegen machen. Andere Ratsmitglieder stiegen ein, verlangten, dass schnell etwas passieren müsse. Der Bauhof müsse wohl erst mal den Spielplatz sperren.

Susanne protokollierte ebenfalls eifrig. Auch sie hatte ein freundliches Lächeln für die Rätin, das diese auch erwiderte. Wobei: Dieser Blick von Susanne war jetzt mehr als freundlich. Gabi war etwas verwirrt. Susannes Blick bekam etwas Verlangendes. Sie suchte den Blickkontakt, und zwar intensiv. Sollte die Protokollführerin etwas von ihr wollen? Sie verdrängte den Gedanken erst mal, aber er kam wieder. Aber Werner redete jetzt erst mal. Und man merkte, dass er solche Themen jetzt gar nicht brauchen konnte. Er versprach, dass das umgehend passieren werde, und dass es eine Sauerei sei, was da passiert sei. Man müsse wohl auch die Polizei verständigen, wenigstens Anzeige erstatten. „Gemeinschädliche Sachbeschädigung, das geht gar nicht!“ - „Unbedingt!“ So ein Zwischenruf. „Auch wenn es nichts bringt.“ Sonst kam nichts zur öffentlichen Sitzung, Werner schloss diese und stellte jetzt wieder sehr routiniert die Nichtöffentlichkeit her. Er sah auf die Uhr: 19.45 Uhr. Werner versuchte, sich zu konzentrieren auf die verschiedenen Personalangelegenheiten, Stundungsanträge, Details anstehender Vergaben. Seine Gedanken waren bei diesem knackigen Po, den irre großen Brüsten, die er bald näher werde inspizieren dürfen. Die Räte waren gnädig: Keine größeren Fragen, keine Debatten. Aber jetzt kam noch dieser wichtige Notarvertrag. Wieder ein Blick auf die Uhr: 20.15 Uhr. Sollte er noch die Zeit haben, sich ein wenig frisch zu machen im Rathaus, bevor er einfach rüber laufen konnte? Der Vertrag wurde eingehend besprochen. Detailfragen kamen jetzt aber von den Freien Wählern. Jetzt fragten die nach dem Fahrradweg und der Begrünung. Werner musste sich zusammen reißen, versuchte, die Debatte abzuwürgen. Ausgerechnet die Müller kam ihm zu Hilfe: „Die Begrünung ist doch Sache des Bebauungsplans und nicht des Notarvertrags, haben sie doch selbst mal gesagt.“ Jetzt konnte Werner nicht anders: Er musste diese Müller dankbar anlächeln, nickte ihr freundlich zu. „Genau! Das kriegen wir später!“ Susanne schaute auch wieder herüber zu der seit sechs Jahren schon hochengagierten und überdies auch für ihren weiblichen Geschmack bildschönen Gemeinderätin. Sie spürte Druck in der Herzgegend, ein Druck der nach Aktion verlangte. Aber auch diese grüne Ratskollegin schien es etwas eilig zu haben. Auch sie schaute auf die Uhr. 20.35 Uhr war es, als Werner zur Abstimmung schritt: „Einstimmiger Beschluss, vielen Dank!“ Er atmete auf. Bei „Verschiedenes, Wünsche und Anträge“ kam nichts mehr. Werner schloss die Sitzung um 20.40 Uhr.

Er verzog sich schnell auf die Toilette. Dort war niemand. Flugs zog er Jackett, Hemd, Unterhemd aus, ging zum Waschbecken, macht sich einigermaßen frisch, vergaß auch nicht, noch mal für kleine Jungs zu gehen. Er lauschte zum Gang hinaus. Stille. Dann konnte er ja schnell auch seinen kleinen Freund noch mit Wasser und Seife behandeln. Solchermaßen vorbereitet zog er sich wieder an. Neuerlicher Blick auf die Uhr. 20.50 Uhr war es. Schnell noch mal ins Büro. Der Umschlag! Verdammt, wo war der Umschlag? Aufatmend fand er ihn in der Innentasche seines Jacketts. Die Nervosität kam wieder. Gleich, in fünf bis zehn Minuten, werde er erstmals in seinem Leben einer echten Prostituierten gegenüberstehen. Sie werde ihn wieder „Süßer“ nennen. Er versuchte, ruhig zu atmen. Das misslang gründlich: Neben der Nummer vier lag nämlich die Nummer sechs. Und genau da saßen seine Gemeinderäte im Eiscafé draußen bei der Nachsitzung. Er konnte das von seinem Bürofenster aus sehen. Irgendwie musste er an denen vorbei kommen, ohne gesehen zu werden. Zum Glück wurde es dunkel. Er riss sich zusammen, sperrte das Büro zu, verließ eilig das Rathaus durch den Hintereingang, konnte von da aus von der weniger gut beleuchteten Seite auf den Marktplatz kommen, schlich sich zu der Tür. Da war die Klingel! „Gabi“ stand dran. Er schluckte, kontrollierte, ob ihn vom Eiscafé aus jemand sehen konnte, aber niemand drehte sich zu ihm um.

Die Kirchturmuhr schlug erst vier Mal, dann neun Mal. Werner drückte den Klingelknopf. Sofort summte es an der Tür, und er huschte hinein, erleichtert, dass ihn keiner gesehen hatte. Im Treppenhaus ging Licht an, und er hörte eine weibliche Stimme: „Zweiter Stock, Süßer!“ Jetzt gab es tatsächlich kein Zurück mehr. Oben warteten zwei wunderbare Brüste, ein knackiger Po, und alles das durfte er zwei Stunden lang haben. Er stapfte die Treppen hoch, trat in eine offene Tür. Sein Puls raste. Gemütlich eingerichtet war es, das sah er auf den ersten Blick. Doch was er dann sah raubte ihm den Verstand: Die Müller stand vor ihm! Gemeinderätin Gabi Müller von den Grünen! Bekleidet war sie nur mit scharfen Dessous, die mehr herausarbeiteten als versteckten. Vor allem diese vollen, schweren Brüste wirkten in dieser Verpackung noch einmal mehr verführerisch. Werner starrte sie an, sekundenlang. Die Stille die jetzt eintrat, war bleiern. Ihm wurde schwindelig, er musste sich an die Wand lehnen. Das war zu viel. Aber Gabi redete schon wieder, in freundlichem Plauderton. „Hey, Süßer, hat es dich jetzt umgehauen? Ich wusste ja, dass du es bist, der kommen würde. Deine Rathaus-Durchwahl war in meiner Anruferliste.“ Werner stammelte nur: „D…. …. du?“ Gabi lächelte ihn an, hatte sichtlich Spaß an der totalen Verblüffung. „Jo, ich, aber jetzt komm doch erst mal an, Süßer, du bist ja völlig fertig. So anstrengend war die Sitzung doch nun auch wieder nicht.“ Sie schob Werner in ein Zimmer mit einem Sessel in der Ecke, davor ein kleiner Tisch, darauf eine Flasche Sekt, zwei Gläser, Knabberzeug. Werner ließ sich in den Sessel fallen. Gabi lächelte schon wieder. Der Überraschungseffekt war eben ziemlich einseitig. „Nun?“ fragte sie. „Hast du auch einen Umschlag für mich?“- „Äh…. äh…. Ja… natürlich……“ Wie geistig abwesend zog Werner den Umschlag raus, und Gabi zählte nicht nach. Sie ließ den einfach wie er war in einer Schublade verschwinden, um sich dann ihrem Gast wieder zuzuwenden.

„Jetzt haben wir hier eine zünftige Nachsitzung zu zweit“, sagte sie fröhlich. „Ach übrigens, Süßer, wir Professionellen sprechen immer nur von Gästen. „Freier“, das war gestern. Schön, dass du jetzt auch mal mein Gast sein magst.“ Werner empfand das als die nächste Keule. „Auch mal“ hatte sie gesagt! Mein Gott! War am Ende schon der halbe Gemeinderat bei ihr, und er hatte nichts mitgekriegt? Gabi machte mit geschickten Händen und völlig unfallfrei die Flasche auf. „Bei zwei Stunden und mehr gibt es eine Flasche Sekt aufs Haus gewissermaßen“, meinte sie vergnügt und goss ohne noch groß zu fragen ein. Sie nahm das Glas, schaute Werner so lieb wie möglich an, und prostete ihm zu. Der machte wie hypnotisiert mit. „So, was möchtest du denn jetzt von mir? Erzähl‘ doch mal! Du wirst mich doch jetzt nicht zwei Stunden nonstop bumsen wollen und können. Wär ja auch langweilig.“ Werner versuchte, sich zu sammeln, konnte das aber nicht. Da war jetzt jemand, der etwas über ihn wusste, was ihn erledigen konnte. In zwei Wochen ist Kommunalwahl! Aber halt: Er wusste ja jetzt auch was über sie! Und sie trat auch wieder an. Sein Gehirn raste. Und genau die sah ihn jetzt aber erwartungsvoll an, wollte was hören. Sie hatte erkennbar keine Probleme. Er aber schon. Er rang sich ein Lächeln ab, nippte am Glas, und meinte dann eben doch: „Auf deinem Profilbild sind echt tolle Titten zu sehen.“ Gabi lächelte ihn an: „Dann wollen wir mal schön langsam auspacken. Du stehst ja komplett neben dir. Was’n los?“ Damit begann sie, hinten den Verschluss des BH zu öffnen. Sie leckte sich die Lippen, schaute Werner direkt in die Augen. Sie wusste zu genau, was in ihm vorging. Er hatte Angst, panische Angst. Er wusste ganz genau: Wenn sein Besuch bei ihr im Dorf ruchbar wird ist er erledigt. Und sie? Sie konnte am Ende jedem drohen, auszupacken. Drei aus der CSU-Fraktion war schon bei und teilweise auch in ihr. Dass der Fraktionschef auf die harte Tour steht und die Bullwhip bevorzugte war da schon von besonderer Qualität. Gerade die CSU. Bei einer grünen Gemeinderatskollegin! Der Skandal wäre perfekt, die Wahl für die CSU gelaufen. Gut. Wahlkampf mit diesem Körpereinsatz ist einfach nur irre, das war auch nicht die Absicht. Sie brauchte halt Kohle, und da kamen auch die 400 Euro vom Bürgermeister gerade Recht. Aber das alles wusste dieser Bürgermeister nicht. Der hatte nur Angst um sich.

Sie wusste aber noch was: Er hatte bezahlt für zwei Stunden, und sie musste jetzt liefern. Und so glitt der BH langsam nach unten und legte ihre phantastischen Brüste frei. Werner starrte sie an. „Jetzt nimm‘ schon, Süßer. Im Gemeinderat bist du ja mir gegenüber nie so zurückhaltend, vor allem in Wahlkampfzeiten.“ Werner gab ein Stück weit auf. Dieses Weib hatte ihn in der Hand. Er hatte mehr zu verlieren als sie. Er versuchte ein Lächeln. Er nahm sich jetzt vor, sich ganz auf diese Zeit mit dieser Frau zu konzentrieren. Er wolle versuchen, jetzt nicht daran zu denken, dass in einer Woche noch mal eine Sitzung war, die letzte vor der Wahl. Er trank sein Glas leer und nahm sich diese beiden Brüste in die Hände. „Hey“, flüsterte er und begann, diese Brüste zu massieren, zu streicheln, so gut er das eben konnte. „Na also“, flüsterte Gabi ihrem Gast aufmunternd zu. „Aber jetzt schau doch mal, dass du aus deinem Jackett kommst. Das muss doch wahnsinnig unbequem sein.“ Werner war dankbar. Sie hatte ja versprochen, ihn, den Unerfahrenen, an die Hand zu nehmen, und das geschah jetzt. Während er aus dem Jackett schlüpfte und