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Unter all seinen Büchern und Briefen nehmen diese Texte einen besonderen Platz ein. Gedanken Frère Rogers, die Taizé eine weltweite spirituelle Ausstrahlung gegeben haben - hier zusammengefasst und für das Alltagsleben fruchtbar gemacht. Die Grundlage für das Selbstverständnis der Gemeinschaft von Taizé. Worte, die direkt in das Herz des Lesers dringen und die nichts von ihrer Kraft und ihrer Aktualität verloren haben.
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Seitenzahl: 133
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Frère Roger
Die Grundlagen der Communauté von Taizé
Gott will, dass wir glücklich sind
Gesammelte Schriften von Frère Roger – Band 1
Titel der Originalausgabe:
Les écrits fondateurs. Dieu nous veut heureux
Übersetzung aus dem Französischen:
Wolfgang Bader in Zusammenarbeit mit
der Communauté von Taizé
© Les Ateliers et Presses de Taizé 2011
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlagmotiv: © KNA-Bild
Gesamtgestaltung: wunderlichundweigand
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN (E-Book) 978-3-451-80635-3
ISBN (Buch) 978-3-451-33523-5
Inhalt
Die Quellen von Taizé, 2001
Erläuternde Anmerkungen, 1941
Das Lebensengagement in der Communauté von Taizé, Ostern 1949
Die Regel von Taizé, 1952–1953
Geistliche Anweisungen zur »Regel von Taizé«, 1962
Einmütig im Pluralismus, 1966
Wegskizze eines Pilgers, 1979
Anhang: Worte von Papst Johannes Paul II. in Taizé, 1986
Anmerkungen
Unter den Aufzeichnungen, Büchern und Briefen, die Frère Roger in über 65 Jahren veröffentlicht hat, gibt es Texte, die eine besondere Bedeutung haben, da sie die Grundlage des gemeinsamen Lebens der Brüder in Taizé bilden. Sie wurden geschrieben für die Brüder der Communauté, »für dich, der du in Gemeinschaft mit Christus, der Liebe ist, dein Leben führen willst. Je mehr du dich an einigen grundlegenden Werten, an einigen einfachen Lebensregeln ausrichtest, desto freier kannst du dein Leben lang von einem Provisorium zum anderen übergehen.« Da diese Texte weit über den Kreis der Brüder von Taizé hinaus viele Menschen ansprechen können, werden sie hier erstmals in einem Band zusammengetragen und in einer neuen Übersetzung veröffentlicht.
Für Frère Roger war die Gründung der Communauté nie abgeschlossen. Das zeigt sich auch daran, dass er immer wieder die Regel der Communauté überarbeitete. Wie wenn er seine Brüder darauf hinweisen wollte, sich nicht an Buchstaben zu klammern, sondern sich vom Atem des Heiligen Geistes führen zu lassen. Nach der ersten Fassung der »Regel von Taizé« (1952–53) sah er es in den 1970er-Jahren für notwendig an, die Regel zu vereinfachen, »angefangen bei ihrem Titel. Sie ist keine Regel im herkömmlichen Sinn, sie weist lediglich einen Weg, um ein ›Gleichnis der Gemeinschaft‹ zu leben.« (Tagebuch, 26. April 1974)
1980 erschien die Regel unter dem Titel »Die Quellen von Taizé«. Zehn Jahre später (1990), als die Communauté 50 Jahre bestand, hat Frère Roger »Die Quellen von Taizé« vollkommen neu gefasst und ihnen den Titel gegeben »Liebe aller Liebe«. Der Text der ursprünglichen Regel erscheint darin – in ebenfalls stark überarbeiteter Form – als zweiter Teil unter dem Titel »Die kleine Quelle von Taizé«.
2001 redigierte er ein letztes Mal die »Quellen von Taizé« und gab ihnen den Untertitel »Gott will, dass wir glücklich sind«. Es ist das letzte Buch, das uns Frère Roger hinterlassen hat. Darin ist auf wenigen Seiten für die Communauté das Wesentliche zusammengefasst. Diese endgültige Fassung ist im Folgenden wiedergegeben.
Wie Frère Roger, der – bis auf wenige Ausnahmen – auf Bibelstellen im Anhang verwiesen und die Namen der biblischen Bücher ausgeschrieben hat, wollen wir es auch halten.
Jesus Christus, du warst immer in mir,
ich wusste es nur nicht.
Du warst da
und ich suchte dich nicht.
Als ich dich gefunden hatte,
sehnte ich mich nur noch danach,
dass du das Ein und Alles meines Lebens würdest.
Es brannte wie ein Feuer in mir,
und dennoch vergaß ich dich immer wieder.
Aber du hast nie aufgehört, mich zu lieben.
»Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt«, so sagte Johannes der Täufer.1
Wo immer du auch lebst, du möchtest das Geheimnis im Innersten deines Herzens ergründen. Erahnst du in dir, und sei es nur flüchtig, die stille Erwartung einer Gegenwart? Bereits diese Erwartung, schon die Sehnsucht nach Gott ist der Anfang des Glaubens.2
Er, den wir nicht kennen, ist mitten unter uns. Für den einen ist er leicht zugänglich, für einen anderen mehr verborgen … Doch jeder kann ihn voll Staunen sagen hören: »Warum fürchtest du dich? Ich bin da, Jesus Christus. Ich habe dich als Erster geliebt …3, in dich habe ich meine Freude gelegt.« Du merkst es selbst: Deine Antwort kommt nur zögerlich. Vor einem solch absoluten Wort des Evangeliums bist du manchmal überrascht. Schon ein Glaubender der ersten Stunde hatte zu Christus gesagt: »Ich glaube, hilf meinem Unglauben.«4
Denk immer daran: Weder deine Zweifel noch dein Eindruck, dass Gott schweigt, können dich trennen von seinem Heiligen Geist. Gott bittet dich darum, dass du dich im Vertrauen des Glaubens auf Christus verlässt und seine Liebe annimmst.
Wirst du, der du Christus folgen willst, ohne zurückzuschauen5, es stets aufs Neue wagen, dem Evangelium zu vertrauen?6
Wirst du dir, um immer wieder neu beginnen zu können, von dem die Kraft schenken lassen, der dich still begleitet, ohne sich je aufzudrängen? Er, der Auferstandene, ist in dir und geht dir auf dem Weg voraus.
Wirst du es zulassen, dass er tief in dich die Frische einer Quelle legt, auch wenn du dich seiner Liebe nicht für würdig hältst?
Es ist faszinierend, wie demütig Gott unter uns ist. Niemals verletzt er die Würde eines Menschen. Jedes autoritäre Gehabe würde sein Antlitz entstellen. Die Vorstellung, dass Gott kommt, um zu bestrafen, ist eines der größten Hindernisse für den Glauben. Christus ist »gütig und von Herzen demütig«7, er übt niemals Zwang aus. In der Stille deines Herzens flüstert er dir zu: »Hab keine Angst, ich bin da.«8
Ob ihn jemand erkennt oder nicht: Christus, der Auferstandene, ist jedem nahe, auch dem, der sich dessen nicht bewusst ist. Er ist wie ein Feuer im Herzen des Menschen, ein Licht in der Dunkelheit.9 Er liebt dich, als wärest du sein einziges Kind.10 Für dich hat er sein Leben hingegeben11, darin besteht sein Geheimnis.
Da du mit Christus verbunden bist, weißt du, dass Kampf und Kontemplation aus ein und derselben Quelle kommen: Wenn du betest, dann aus Liebe; wenn du kämpfst, um einem Misshandelten seine Menschenwürde zurückzugeben, dann geschieht auch das aus Liebe.
Gott ist Geist, seine Gegenwart ist nicht sichtbar. Christus lässt Gott durchscheinen, auf diskrete Weise.12
Wundere dich nicht, wenn das Wesentliche deinen Augen verborgen bleibt. Das stärkt deine Sehnsucht, dem Auferstandenen entgegenzugehen. Im Lauf der Zeit erahnst du die Tiefe und Weite einer Liebe, die alles Erkennen übersteigt.13 Bis ans Ende deines Lebens entspringen daraus ein bewunderndes Staunen und der Mut, immer wieder neu anzufangen.
In jedem Menschen gibt es eine Einsamkeit, die keine menschliche Zuwendung ausfüllen kann. Dennoch bist du nie allein. Schaust du in dich, in das Innerste deines Herzens14, wirst du erkennen, dass tief in dir, dort, wo kein Mensch dem anderen gleicht, Christus auf dich wartet. Und es bricht etwas auf, das man nicht zu hoffen wagte.
Christus ist nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen.15 Wenn du in der Stille deines Herzens gut hinhörst, verstehst du, dass er die menschliche Kreatur niemals demütigt, sondern sogar das verwandelt, was dich am meisten beunruhigt.
Fühlst du dich unwohl bei dem Gedanken, dich so kennenzulernen, wie du wirklich bist? Aber kann dich jemand verurteilen, wenn Christus für dich betet?16Meinst du, deine Tage und Nächte wären lang genug, um dich selbst anzuklagen für all das, was in deinem Inneren wohnt? Belasten dich innere Probleme oder das Gefühl, von anderen nicht verstanden zu werden, dann vergiss nicht, dass aus derselben Wunde, aus der die Unruhe kommt, auch schöpferische Kräfte entstehen. So öffnet sich ein Weg, der vom Zweifel zum Vertrauen führt, von innerer Trockenheit zu neuer Kreativität.
Belastet dich etwas, das du nicht begreifen kannst? Wenn die Nacht immer dunkler wird, ist Gottes Liebe wie ein Feuer. Schau auf dieses Licht, das in der Finsternis leuchtet, bis die Morgenröte aufgeht und in deinem Herzen ein neuer Tag anbricht.17
Du weißt, dass nicht du die Quelle dieses Lichtes bist; es kommt von Christus. Ohne dass wir damit rechnen, besucht uns die Liebe Gottes; wie ein Licht in der Nacht leuchtet der Heilige Geist in jedem Menschen. Eine geheimnisvolle Gegenwart des Auferstandenen trägt dich; er nimmt alles auf sich, auch das, was dich am meisten bedrängt.
Manchmal erkennst du erst viel später, im Nachhinein, dass seine übergroße Liebe niemals fehlte. Und du kannst sagen: »Brannte mir nicht das Herz in der Brust, als er zu mir sprach?«18 Wirst du in der Nähe des Auferstandenen bleiben, auch ohne ihn klar zu erkennen? Gerade in langen Zeiten der Stille, in denen scheinbar nichts geschieht, reifen wichtige Entscheidungen. Und die immer wieder gleiche Frage »Wozu das Ganze?« verstummt. Wenn du nicht klar verstehen kannst, was Jesus von dir erwartet, dann sag es ihm. Sag ihm alles, in einem Gebet mit einfachen Worten, auch das Unsagbare. Mach dir keine Sorgen, du könntest nicht beten!
Bist du bereit, durch dein Leben mit ihm das Gedicht einer Liebe zu schreiben? Bist du bereit, den Auferstandenen zu erwarten – auch wenn die Erde deines Leibes und deines Inneren wie ausgetrocknet ist? Er weckt in dir Intuitionen, neuen Lebensmut …
Du, der Auferstandene,
nimmst uns so an, wie wir sind,
mit dem Herzen, das wir haben.
Warum sollten wir
uns erst dann an dich wenden,
wenn sich unser Herz verändert hat?
Du bist es doch, der es verwandelt.
Selbst mit den Dornen unseres Lebens
entzündest du ein Feuer.
Auch aus unseren Wunden
lässt du wie in einer Wüste Blumen wachsen.
Und die Freude blüht auf.
Du willst Christus nachfolgen, ohne zurückzuschauen. Denke daran, dass dich ein Leben in seiner Nachfolge unweigerlich zum Miteinander-Teilen und zu einem einfachen Lebensstil führt.
Du könntest in deinem Zimmer einen Zettel an die Wand heften, auf dem die Worte aus dem Evangelium stehen, die direkt aus dem Herzen Christi kommen: »Was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir!«19
Wer wird sein Bestes geben, um dort das Leid zu lindern, wo Menschen krank sind, nicht genug zu essen haben oder im Elend leben?
Wer wird auf den Ruf der Völker hören, die »in Finsternis leben und im Schatten des Todes«?20
Wer wird Sauerteig des Vertrauens und des Friedens sein, um die Spirale des Hasses und der Angst zwischen Menschen und Völkern zu durchbrechen?
Manche denken: Wenn es Gott gäbe, würde er nicht dulden, dass auch nur ein einziger Mensch auf der Welt unter Krieg, Unrecht, Krankheit oder Unterdrückung leiden muss; wenn es Gott gäbe, würde er den Menschen daran hindern, Böses zu tun.
Vor fast dreitausend Jahren ging der Prophet Elija eines Tages in die Wüste, um Gottes Stimme zu hören. Ein Orkan brach los, die Erde bebte und ein gewaltiges Feuer brannte. Elija begriff, dass Gott nicht in diesen Naturgewalten ist. Als wieder Ruhe eintrat, hörte Elija die Stimme Gottes im Flüstern eines Windhauchs.21 Da verstand er die tiefgreifende Wirklichkeit, dass Gottes Stimme sich oftmals in einem Hauch von Schweigen vernehmen lässt.
Es ist vielleicht das erste Mal in der Geschichte, dass so klar und deutlich die Intuition formuliert wird: Gott verbreitet niemals Angst und Schrecken. Von ihm kommt nie etwas Böses, kein Erdbeben, kein Krieg, kein Unglück. Er will weder Leid noch Elend.
Gott drängt sich nicht auf. Er stellt es uns frei, zu lieben oder nicht zu lieben, zu vergeben oder die Vergebung zurückzuweisen. Er sieht nie teilnahmslos auf das Leid der Menschen, er leidet mit dem Unschuldigen, mit dem Opfer einer Katastrophe. Gott leidet mit jedem Menschen.22 Gott kennt den Schmerz, Christus leidet.
Hast du manchmal Angst vor deiner Angst? In der Gemeinschaft mit Christus findest du den Mut, dich dafür einzusetzen, dass die Erde ein Zuhause wird, dass man die Ärmsten der Armen nicht vergisst, all die Menschen, die in ungerechten Verhältnissen leben müssen. Selbst bei schwer erträglichen Ereignissen kann man etwas Neues aufbauen.
Du siehst nicht darüber hinweg, dass der Friede in der Welt auch von der gerechten Verteilung der Güter unter allen Menschen abhängt. Wir brauchen die großen Fortschritte in Wissenschaft und Technik, um dem Hunger auf der Welt ein Ende zu setzen und physisches Leid zu lindern.
Schaust du mit offenen Augen auf das Leid der Unschuldigen? Auf die Kinder, deren Gefühle verletzt wurden, in denen Trennungen Spuren hinterlassen haben? Siehst du die vielen alten Menschen, die in schier unerträglicher Vereinsamung leben?
Mach dir keine Sorgen, wenn du – außer einem ganz kleinen Glauben – kaum etwas hast, das du mit anderen teilen kannst.23 Teilst du dieses Wenige, bereichert Gott dein Herz unaufhörlich mit einer unerschöpflichen Fülle.
Wer seinen Besitz mit anderen teilt, wird seinen Lebensstil vereinfachen und anderen seine Wohnung öffnen. Man braucht nur wenig, um gastfreundlich zu sein. Wohlstand fördert nicht das Miteinander, sondern hemmt es. Auch bei Tisch verbreitet die Einfachheit eine festliche Atmosphäre.
Das Einfache suchen, um engagiert zu leben; so wirst du die Freude am Leben finden. Dann genügt sehr wenig, um mit schöpferischer Fantasie deine Umgebung schön zu gestalten.
Möge in dir die Freude zum Klingen kommen, diese ausstrahlende Gabe der Schöpfung! In ihr erkennen deine Augen einen Widerschein der Ewigkeit.
Christus, du beschützt jedes Leben,
immer wieder kommst du auf uns zu.
Wir öffnen uns dir
im Frieden der Nacht
und in der Stille des Tages,
in der Schönheit der Schöpfung
und in den Stunden heftiger innerer Kämpfe.
Wir öffnen uns dir und wissen,
dass du immer bei uns bist.
Du willst Christus nachfolgen, ohne zurückzuschauen. Bist du bereit, auch an Orten größter Spannungen deinen Weg mit einem versöhnten Herzen zu gehen?
Was nützt es, bei jedem Missverständnis danach zu fragen, wer Recht hat und wer nicht? Wenn es vorkommt, dass man deine Absichten nicht richtig versteht, wenn man dich um Christi willen verleumdet, dann vergib.24 – Und du wirst eine unvergleichliche Freiheit finden.
Die größte Liebe besteht darin, immer und immer wieder neu zu vergeben.25 So wird das letzte Gebet Jesu zu deinem eigenen: »Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.«26 Vergib den anderen nicht, um sie zu ändern, sondern einzig und allein, um Christus nachzufolgen.
Beurteile deinen Nächsten nicht nach seiner augenblicklichen Lebensphase, sondern nach seinem ganzen Lebensweg.
Bemühe dich um ein lauteres Herz. Meide alle taktischen Manöver. Manipuliere niemals das Gewissen eines anderen, indem du seine Unsicherheit oder sein schlechtes Gewissen ausnützt, um ihn auf deine Seite zu ziehen.
Um frei zu werden von einer Versuchung, singe das Lob Christi, bis die Freude ungetrübt ist. Denn zur Freude beruft er dich, nicht dazu, bedrückt zu sein. Jedes Alter hat seine Dynamik des Glaubens. Seine Freude, ja sogar Fröhlichkeit, dringt bis in den grauen Alltag hinein. Stöhne nicht, sondern überlass alles ihm, in jedem Augenblick, selbst dann, wenn du körperlich erschöpft bist.
Christus ist Gemeinschaft: Er ist gegenwärtig in der Gemeinschaft seines Leibes, der Kirche. Bist du bereit, aus ihm zu leben? Wo die Kirche ein Geheimnis der Einfachheit und der Vergebung ausstrahlt, ist sie ein lauterer Widerschein Jesu Christi.
Schon einer der ersten Zeugen des Evangeliums hatte begriffen: »Auch wenn ich prophetisch reden könnte und alle Erkenntnis hätte; wenn ich einen so großen Glauben hätte, dass er Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, dann diente das zu nichts.«27
In der Kirche, dieser einzigartigen Gemeinschaft, spalten alte und neue Auseinandersetzungen Christus in seinem Leib. Die leuchtende ökumenische Berufung besteht und wird immer darin bestehen, sich ohne Aufschub zu versöhnen. Das Evangelium duldet keinen Aufschub: »Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dein Bruder etwas gegen dich hat, lass alles stehen und liegen, geh zuerst zu ihm hin und versöhne dich!«28 – »Geh zuerst!«, nicht: »Verschieb es auf später!« Die Ökumene nährt eine trügerische Hoffnung,