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Wittich, Engelbert

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The Project Gutenberg EBook of Die jenische Sprache, by Engelbert WittichThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Die jenische SpracheAuthor: Engelbert WittichEditor: Louis GüntherRelease Date: December 28, 2015 [EBook #50779]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JENISCHE SPRACHE ***Produced by Norbert H. Langkau, Jens Sadowski, and theOnline Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

Anmerkungen zur Transkription

Dieses Buch ist ursprünglich erschienen als eine Serie von Artikeln in: Groß, Hans (Hrsg.); Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik, F. C. W. Vogel, Leipzig; Bd. 63 (1915), S. 1-46, 97-133, 372-396; Bd. 64 (1915), S. 127-183, 297-355; Bd. 65 (1916), S. 33-89.

Inhaltsverzeichnis

I. VorbemerkungII. EinleitungIII. Verzeichnis veralteter, meist jetzt umgeänderter jenischer WörterIV. Verzeichnis der jenischen Wörter, die aus der Zigeunersprache stammenV. Deutsch-jenisches WörterbuchVI. Alphabetisches Verzeichnis der jenischen StammwörterVII. SprachprobenVIII. Jenische SchnadahüpfelNachträgeAnmerkungen

Weitere Anmerkungen zur Transkription finden sich am Ende des Buches.

Die jenische Sprache.

VonEngelbert Wittich.

Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Prof. Dr. L. Günther in Gießen.

I. Vorbemerkung. Von Prof. Günther.

Daß das Rotwelsch der Gauner und die mit ihm verwandten sog. Geheimsprachen (der Dirnen, „Kunden“, fahrenden Leute, Hausierer und Händler) heute in langsamem, aber stetigem Abnehmen begriffen sind, unterliegt wohl ebensowenig einem Zweifel wie die Tatsache, daß der zurzeit noch gebräuchliche Rest dieser besonderen Ausdrucksweisen sich in fortwährender Umgestaltung befindet. Daher erwirbt sich jeder, der in der Lage ist, einigermaßen zuverlässige Mitteilungen über den gegenwärtigen Wortbestand jener Jargons zu machen, ein wissenschaftliches Verdienst, ähnlich dem des Ethnologen, der uns die Sprachen aussterbender Naturvölker vor ihrem völligen Verschwinden noch rasch zugänglich macht. Dem Gelehrten, der sich für diese Dinge interessiert, also etwa einem Sprachforscher oder gar einem Kriminalisten, wird es freilich nicht leicht gelingen, die noch heute praktische Verwendung einer Geheimsprache aus eigener Anschauung kennen zu lernen, da die Angehörigen des engeren Kreises, in dem die betreffende Verständigungsart üblich ist, dem fremden, ihrem Tun und Treiben sonst meist fernstehenden Eindringling begreiflicherweise ein gewisses Mißtrauen entgegenzubringen pflegen. Selten sind aber auch Aufzeichnungen von Geheimsprachen durch solche Leute, die sie selber aus der „Praxis“ kennen (also nach Art etwa des berühmten Gauner Wörterbuchs des „Konstanzer Hans“ von 1791), da dies außer dem Willen, den in der Regel sorgfältig behüteten Schatz der Öffentlichkeit preiszugeben, doch auch schon einen bestimmten Grad allgemeiner Bildung, namentlich aber einen gewissen Sprachsinn voraussetzt.

In der Persönlichkeit des Sammlers des hier zu besprechenden Wörterbuches der „jenischen Sprache“, Engelbert Wittich, erscheinen jene Voraussetzungen im wesentlichen erfüllt. Er ist nämlich einerseits von Jugend auf vertraut gewesen mit den Ausdrücken des von ihm veröffentlichten Vokabulars[1], da er unter umherziehenden Handelsleuten und Zigeunern aufgewachsen (wenn nicht gar ein geborener Zigeuner) ist, während er andererseits an seiner im ganzen etwas dürftigen Volksschulbildung als Autodidakt so fleißig weiter gearbeitet hat, daß er sich auf dem Gebiete der „Zigeunerkunde“ bei den Fachleuten einen gewissen Namen erworben. Auch den meisten Lesern des „Archivs“ dürfte er bereits kein Fremder mehr sein. Seine Schrift „Blicke in das Leben der Zigeuner“ (Striegau 1911) ist z. B. im „Archiv“, Bd. 46, S. 363 von Albert Hellwig allen zur Lektüre warm empfohlen worden, weil sie „viel Interessantes“ enthalte, und schon in Bd. 31 (1908), S. 134 ff. ist eine von ihm verfaßte kurze Grammatik der Zigeunersprache durch Johannes Jühling herausgegeben worden. Ebenso stammt das von demselben Gelehrten in Bd. 32 (1909), S. 219 ff. veröffentlichte „alphabetische Wörterverzeichnis der Zigeunersprache“ eigentlich von Wittich her[2].

Das — ursprünglich 125 Oktavblätter umfassende — Manuskript der Wittichschen Arbeit, die außer dem eigentlichen Wörterbuch (Nr. V) auch einleitende Bemerkungen (über die jenische Sprache im allgemeinen sowie über veraltet gewordene und aus der Zigeunersprache stammende Vokabeln insbesondere [Nr. II-IV]) und zum Schluß noch „Sprachproben“ und „jenische Schnadahüpfel“ (Nr. VII u. VIII) enthält, ging mir im Sommer 1914 mit der Bitte des Verfs. zu, die Veröffentlichung — am liebsten in einer Zeitschrift — vermitteln zu wollen. Da mir die Sammlung recht interessant und — trotz mancher Mängel — wohl wert erschien, weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden, wandte ich mich dieserhalb an den Herausgeber des „Archivs“, der dafür bereitwilligst die Spalten seiner Zeitschrift zur Verfügung stellte, unter der Bedingung jedoch, daß ich dem Ganzen eine annehmbare wissenschaftliche Gestalt zu geben unternähme. Diese Klausel war allerdings notwendig, denn in der „Urform“ ließ das Manuskript nicht nur in der Stilistik (bes. in der „Einleitg.“), Grammatik und Orthographie recht viel zu wünschen übrig, es fehlte auch in dem Wörterverzeichnis durchweg eine alphabetisch genaue Reihenfolge der Vokabeln, ja an manchen Stellen fand sich in dieser Beziehung ein kaum zu beschreibender Wirrwarr, dessen Lichtung sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Auch standen mehrere, zu einzelnen Wörtern gegebene Bemerkungen prinzipieller Art nicht an der richtigen Stelle und mußten daher umgesetzt werden.

Leider hat der Verf. für das Wörterbuch nur die Form „Deutsch-Jenisch“ — nicht (bzw. nicht auch) „Jenisch-Deutsch“ — gewählt, was eine bessere Übersicht über den geheimsprachlichen Wortbestand gegeben hätte. Um jedoch diesen annähernd zu bestimmen, habe ich am Schlusse des Vokabulars wenigstens die (in zahlreichen Verbindungen und Zusammensetzungen wiederkehrenden) jenischen Stammwörter alphabetisch zusammengestellt (Nr. VI). Auch die „Sprachproben“ enthielten noch einige Wörter, die im Glossar ursprünglich fehlten. Ich habe sie diesem eingefügt und durch den Zusatz „Spr.“ besonders kenntlich gemacht. Im übrigen wiederholen auch diese Sprachproben nur das Material des Wörterbuchs in zusammenhängender Rede (meist in Gesprächsform)[3], wobei aber mehrfache Wiederholungen und Weitschweifigkeiten anzutreffen waren, die ich fortgelassen habe. Andere Partien dieses Teils mußten wegen ihres obszönen oder doch allzu derben, frivolen Inhalts gestrichen werden. Auch die „Schnadahüpfel“ erscheinen in dieser Hinsicht zum Teil recht bedenklich. Da sie jedoch nicht — gleich den Prosastücken — nur der Phantasie Wittichs entsprungen sind, sondern als altüberlieferter Besitzstand der „jenischen Leute“ zu betrachten sein dürften[4] und mithin eine gewisse kulturgeschichtliche Bedeutung haben, ließ ich sie unangetastet. Zu dem eigentlichen Wörterbuche habe ich fortlaufende Anmerkungen hinzugefügt, auf deren Anordnung und Inhalt weiter unten noch genauer einzugehen sein wird. Zuvor aber möchte ich hier über den Begriff und die Eigenart der von Wittich aufgezeichneten Geheimsprache noch einige nähere Bemerkungen vorausschicken.

Über die als Titel des Ganzen gewählte Bezeichnung „die jenische Sprache“ ist zunächst zu sagen, daß sie im vorliegenden Falle nicht etwa schlechthin als gleichbedeutend mit dem Rotwelsch oder der Gaunersprache aufzufassen ist, obwohl sich dieser Sprachgebrauch — dem auch die Etymologie des Wortes „jenisch“ nach herrschender Meinung sehr wohl entspricht[5] — etwa seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts nachweisen läßt und dann bis in die Neuzeit hinein erhalten hat[6]. Vielmehr liegt hier eine neuere, engere Auffassung zu Grunde, wonach man unter „Jenisch“ speziell die Sprache der „Landfahrer“[7], der Hausierer, wandernden Krämer und Händler begreift[8]. Es handelt sich demnach bei der „jenischen Sprache“ E. Wittichs um einen süddeutschen Händlerjargon. Die Leute, die sich desselben noch bedienen, sind (nach den eigenen Angaben W.s in seiner „Einleitung“) ihrem Gewerbe nach meist Korbmacher, Bürstenbinder, Schirmhändler, Kesselflicker, Scherenschleifer u. dergl., welche namentlich aus Württemberg, Baden und dem Elsaß, ferner auch aus Bayern stammen. So erklärt sich das Überwiegen der schwäbischen Mundart, insbesondere die weitgehende Übereinstimmung mit den (von Kluge u. a. bereits veröffentlichten) „schwäbischen Händlersprachen“. Diese aber zeigen ihrerseits wiederum eine ganz überraschende Ähnlichkeit mit der süddeutschen, namentlich der schwäbisch-badischen Gaunersprache, auch älterer Zeit, also z. B. mit dem „Pfullendorfer Jauner-Wörterbuch“ von 1820, ja sogar mit Quellen aus dem 18. Jahrhundert. Mit den letzteren (also z. B. dem nur handschriftlich überlieferten „Dolmetscher der Gaunersprache“ [vgl. Groß’ Archiv, Bd. 56, S. 177, Anm. 2], den Mitteilungen von Schöll in seinem „Abriß des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben“ [1793; vgl. Kluge, Rotw. I, S. 268 ff.] sowie dem — hauptsächlich gleichfalls dem schwäbischen Sprachgebiet angehörenden — Wörterbuch des Konstanzer Hans[9]) weist gerade auch das Wittichsche „Jenisch“ noch merkwürdig viele Berührungspunkte auf[10].

Worin liegt nun der Grund für diese Erscheinung? Man wird zunächst nur allzu geneigt sein, das Schwabenland als die sog. Ganfer-Medine, d. h. das ehemalige Eldorado aller Gauner[11], dafür verantwortlich zu machen, umso mehr als man ja auch in anderen Gegenden unseres Vaterlandes, so z. B. in dem oberhessischen Vogelsberg, ein — in letzter Linie auf den Einfluß der großen Räuberbanden früherer Jahrhunderte zurückzuführendes — Fortleben rotwelschen Sprachguts innerhalb bestimmter Berufsschichten nachgewiesen hat[12]. Allein damit würde man doch etwas über das Ziel hinausschießen; der Richtigkeit jener Schlußfolgerung steht nämlich die Tatsache entgegen, — daß wie Kluge (Rotw. I, S. 476) über die für die schwäbische Händlersprache von ihm herangezogenen Ortschaften bemerkt hat — „die des Jenischen kundige gewerbetreibende Bevölkerung nicht einheimisch, sondern in ihren Ursprüngen zum größten Teil von außen“ hereingekommen ist. In gleicher Weise dürfte es sich aber auch bei Wittichs „jenischen Leuten“ der Hauptsache nach nicht um seßhafte Eingeborene handeln, worauf schon die offenbar vorliegende (und weiter unten noch näher zu berührende) Vermischung mit Zigeunern, jenem Wandervolke par excellence, hindeutet. Auf alle Fälle zulässig bleibt dagegen der Hinweis darauf, daß ja von jeher — schon von den Zeiten des Liber Vagatorum an — das Rotwelsch auch den im Lande umherziehenden Krämern und Händlern geläufig gewesen ist[13].

Von sonstigen fremden Sprachen haben nur das Lateinische[25] und seine beiden Haupt-Töchtersprachen, das Französische und Italienische, etwas breitere Spuren hinterlassen[26], während sich auf das Slawische und auf die nordischen Sprachen mit Bestimmtheit nur ganz wenig zurückführen läßt.[27]

Während sich in allen diesen und noch manchen anderen Erscheinungen der mehr oder weniger enge Anschluß an rotwelsche Vorbilder unschwer erkennen läßt[28], weist unser Jenisch auch einige ihm speziell eigene, überall hervortretende Besonderheiten auf. Es sind dies namentlich: die stark ausgeprägte mundartliche Färbung der Vokabeln und die auffällig große Zahl von (oft recht langen) Zusammensetzungen oder Verbindungen mehrerer Wörter miteinander.

Man könnte nun geneigt sein, anzunehmen, daß Wittich, dem ja die Zigeunersprache ganz geläufig ist, einfach die zigeunerischen Umschreibungen ins „Jenische“ übersetzt habe. Allein dem steht die Tatsache entgegen, daß in vielen ähnlichen Fällen keine wörtliche Übereinstimmung, vielmehr nur eine gewisse Analogie zwischen „Jenisch“ und „Zigeunerisch“ besteht[47], ja in manchen sogar auch das nicht einmal, sei es, daß die Zigeuner ihre Umschreibung einem anderen Vorstellungskreise entnommen haben als die jenischen Leute[48] oder überhaupt für den betreffenden Begriff ein selbständiges kurzes Wort besitzen, während das im Jenischen nicht der Fall ist[49]. So muß man wohl vermuten, daß infolge des Verkehrs zwischen den Händlern, Hausierern usw. und den Zigeunern aus der Anschauungsweise der letzteren zwar ein sehr beträchtlicher Teil auch bei den ersteren eingedrungen ist, während dagegen ein — immerhin noch ganz stattlicher — Rest des Jenischen sich von diesem Einfluß frei gehalten hat.

In den Anmerkungen habe ich außer der Übersicht über den jenischen Wortbestand (Stammwort und Ableitungen davon[52], Zusammensetzungen, Verbindungen und Redensarten damit) auch die etwa nachweisbaren Belege in den stammverwandten (rotwelschen oder sonstigen geheimsprachlichen) Quellen zusammengestellt. Dabei mußte indessen grundsätzlich eine gewisse Beschränkung — nämlich auf das schwäbische (bzw. badische) Sprachgebiet — platzgreifen. Es wurden demnach regelmäßig auf etwa vorhandene Parallelen hin geprüft: a) für das ältere Rotwelsch: der sog. „Dolmetscher der Gaunersprache“ (nach einer im Reg.-Archiv zu Sigmaringen befindlichen Handschrift aus dem 18. Jahrh. von Prof. H. Fischer in Tübingen abgedruckt in den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern“, Jahrg. 38 [1904/5], S. 89 ff.), zitiert: Dolm. der Gaunerspr.;

das Wörterbuch des Konstanzer Hans, 1791 (vgl. näh. Titel u. Abdr. bei Kluge, Rotw. I, S. 232 ff.), zitiert: W.-B. des Konst. Hans;

die rotwelschen Vokabeln in Schölls „Abriß des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben“, 1793 (nach Kluge, a. a. O., S. 268 ff.), zitiert: Schöll;

das Pfullendorfer Jauner-Wörterbuch von 1820 (s. Titel u. Abdr. bei Kluge, S. 336 ff.), zitiert: Pfulld. J.-W.-B.;

b) für die Gauner- und Kundensprache der Gegenwart:

F. X. Mayer, „Jenisch in der Verbrecherwelt“, in den „Württemb. Vierteljahrsheften für Landesgeschichte“, N. F. Bd. XVI (1907), S. 66 ff., zitiert: Schwäb. Gaun.- und Kundenspr.;

c) für die schwäbischen Händlersprachen:

die Sammlung von Kluge in s. Rotw. I, S. 479 ff., zitiert: Schwäb. Händlerspr.; dazu die Ergänzungen von:

W. Zündel, „Jenisch in Pfedelbach“, in den „Württ. V.-J. H. f. Landesgesch.“, N. F. Bd. XIII (1904), S. 202 ff.[53], zitiert nur durch den Zus.: „Pfedelbach“ nebst Seitenzahl zu „Schwäb. Händlerspr.“;

Rud. Kapff, „Nachträge zu Kluge, Rotwelsch I“, in der „Zeitschr. für deutsche Wortforschung“, Bd. X (1908/9), S. 212 ff. Sofern sich diese Nachträge auf die schwäb. Händlerspr. beziehen, sind sie nur nach den Namen der betr. Ortschaften (Unterdeufstetten, Lützenhardt u. Deggingen) abgek. zitiert: U., Lütz. u. Degg. nebst Seitenzahl zu „Schwäb. Händlerspr.“.

Berücksichtigt wurden auch noch das (der schwäb. Händlerspr. sehr ähnliche) sog. Pleißlen der Killertaler in Hohenzollern (nach Kluge, a. a. O., S. 434 ff. vbd. mit R. Kapff, a. a. O., S. 212/13), ferner die (ebenfalls manche Übereinstimmungen usw. enthaltende) Pfälzer Händlersprache (bei Kluge, S. 437 ff.), das (dieser wieder verwandte) Jenisch der Handelsleute aus der Gegend von Metz nach Kapff, S. 216/17 (zit.: Metzer Jenisch) und ausnahmsweise auch noch sonstige Krämersprachen sowie anderen Gegenden angehörige Sammlungen der Gaunersprache (wie z. B. die stets reichen Aufschluß bietende v. Grolmans).

Für die Etymologien der jenischen Vokabeln endlich konnte ich meistens auf die Ausführungen in meinen, in dieser Zeitschr. (Bd. 33 und Bd. 38-56) veröffentlichten „Beiträgen zum Rotwelsch und den ihm verwandten Geheimsprachen“ (I, II) verweisen (zitiert einfach: Groß’ Archiv [mit Band- und Seitenzahl]), während manches andere in meinen Erläuterungen zu der oben S. 6, Anm. 12 angeführten Abhandlung von H. Weber (zitiert einfach: Weber-Günther) enthalten ist. Eine reiche Fundgrube etymologischer Notizen über die Gauner-, Kunden- und Händlersprache in Schwaben bildet sodann H. Fischers „Schwäbisches Wörterbuch“ (z. Zt. 4 Bände, Tübingen, 1901-1911). Da dieses groß angelegte Werk jedoch noch nicht ganz abgeschlossen ist, wurde für das Fehlende auch das ältere Schwäbische Wörterbuch von Joh. Christ. v. Schmid (2. Aufl., Stuttg. 1844) herangezogen. Mancherlei etymologische Aufschlüsse verdanke ich endlich wiederum der stets freundlichst gewährten Beihilfe von Dr. A. Landau (Wien). — Für die Zigeunersprache habe ich (außer den schon erwähnten Vokabularen von Liebich und Jühling(-Wittich) sowie den bekannten Werken von Pott und Miklosich [vgl. Groß’ Archiv, Bd. 33, S. 225, 231 und Bd. 38, S. 252, Anm. 1]) noch benutzt: Franz Nikolaus Finck, Lehrbuch des Dialekts der deutschen Zigeuner, Marburg 1903 (zitiert: Finck). Für die Zitierungsart der sonstigen Literatur sei hier auf die Übersicht in Groß’ Archiv, Bd. 33, S. 222-232 (nebst den Ergänzungen in Bd. 38 ff.) verwiesen. H. Groß, Handbuch für Untersuchungsrichter wurde überall nach der neuesten (6.) Aufl. (München, Berlin und Leipzig 1914) angeführt.

II. Einleitung. („Allgemeine Bemerkungen über die jenische Sprache“). Von Engelbert Wittich.

Die vorliegende Arbeit will und kann in keiner Weise auf Sprachforschung — soweit man davon überhaupt bei der jenischen Sprache reden kann — Anspruch erheben, sie soll nur einen bescheidenen Beitrag liefern zur Sprachbereicherung, sozusagen zur Erschließung und Vervollständigung des Sprachschatzes, zur Belehrung für jeden Interessenten. Vielleicht kann sie auch in der Praxis der Kriminal- und Polizeibehörden verwendet werden und ihnen einige Dienste leisten.

Ob die jenische Sprache eine direkte Gaunersprache ist, d. h. eine zu polizeiwidrigen Zwecken erfundene Sprache[54], kann der Verfasser nicht sagen oder beurteilen, denn dazu fehlen ihm alle notwendigen tieferen Kenntnisse[55].

Der Verfasser hat die Sprache unter den „fahrenden Leuten“ kennen gelernt, welche mit ihren kleinen zwei- und vierrädrigen, mit Segeltuch bedeckten Karren, die gewöhnlich Mann und Frau, Kind und Kegel beherbergen, im Lande umherziehen. Diese Leute, die teils aus dem Württembergischen, teils aus Bayern und Baden, aber auch aus dem Elsaß stammen und in Bayern „Krattler“[56], sonst überall „Jenische“ genannt werden (daher auch die Bezeichnung „jenische Sprache“[57]), setzen sich ihrem Berufe nach aus Bürstenbindern, Schirmhändlern, Sieb- und Korbmachern, Kesselflickern („Keßlern“), Scherenschleifern u. dergl. zusammen.

Früher wurde das Hausiergewerbe vielfach zum verschleierten Bettel benutzt. Ein charakteristisches und wahrheitsgetreues Bild aus der Vergangenheit dieser Leute gibt unter den „Sprachproben“ die Skizze „Dächlespflanzerulme“ (Nr. 25; vgl. auch die „Schnadahüpfel“ am Schluß der Arbeit). Um aber meinem Gerechtigkeitssinne Genüge zu tun und zur Ehre dieser modernen Nomaden, denen die stete Wanderschaft zwar Licht und Luft in reichem Maße, aber auch ein kärgliches und unruhiges Dasein bietet, sei es gesagt, daß der Bettel bei ihnen heutigen Tages nur noch in geringem Umfange oder gar nicht mehr vorkommt, daß sie also im wesentlichen nur ihrem gesetzlich geregelten Wandergewerbe nachgehen. Auch haben es sich die Heutigen bequemer gemacht als es vor Zeiten ihre Väter hatten; sie haben die kleinen Schnappkarren, die sie selbst ziehen mußten, abgeschafft und sich dafür größere, mit einer Plane überspannte oder ganz aus Holz hergestellte Wagen (ähnlich denen der Zigeuner) zugelegt samt einem Rößlein davor. Übrigens gehen diese Gewerbe bedeutend zurück, und die fahrenden Leute verschwinden daher mehr und mehr von der Landstraße; am häufigsten sind sie noch in den Reichslanden und in Bayern anzutreffen.

Meiner, allerdings unmaßgeblichen Ansicht nach ist die jenische Sprache ein gemachtes und ersonnenes Kauderwelsch, dem jedoch kein unerlaubter, geheimer Zweck des jenischen Volkes zugrunde liegt, sondern lediglich das Bestreben, sich vor Uneingeweihten abzuschließen und ihren Jargon als harmlose Handelssprache zu benutzen[58], ähnlich wie es auch die Handelsjuden tun, welche die jenische Sprache ebenfalls verstehen und sprechen.

Beinahe selbstverständlich erscheint es, daß sich die jenische Sprache auch durch zigeunerische Wörter bereichert hat, während umgekehrt die Zigeunersprache — die ja eine richtige grammatikalische Sprache und als solche mit der jenischen nicht zu vergleichen ist — aus dieser keine Anleihen gemacht hat. Zwar versteht der Zigeuner fast ohne Ausnahme die jenische Sprache, aber er verschmäht es, das defekte Gefieder der seinigen mit jenischen Federn zu ergänzen und auszuflicken, denn zieren würde er sie dadurch nicht, sondern nur herabwürdigen und schänden[59].

Im Laufe der Zeit haben sich manche Wörter der jenischen Sprache verändert, sind z. B. abgekürzt worden usw., ja es scheint, daß sich auch das zur Zeit noch gebräuchliche Wortmaterial in fortwährender Umgestaltung und die jenische Sprache überhaupt im großen ganzen heute im Rückgange befindet. Die schon veralteten Ausdrücke sowie die Vokabeln zigeunerischen Ursprungs — von denen oben kurz die Rede war — sind vor dem eigentlichen deutsch-jenischen Lexikon noch besonders zusammengestellt worden (s. N. II u. III). Auffallend ist es, daß im Jenischen sehr häufig besondere Ausdrücke für die meisten Tier- und Pflanzengattungen, für Baum- und Straucharten, die doch jeden Tag gesehen werden, fehlen[60], und daß zur Bezeichnung derselben — sowie überhaupt aller Gegenstände (oder auch Tätigkeiten), wofür kein spezieller Name vorhanden ist — die Wörter Schure oder Sore (bei Tätigkeiten das [davon abgeleitete] Zeitw. schurele [oder auch pflanzen]) herhalten müssen, auf welche in dieser Beziehung fast Unglaubliches abgeladen wird. Schure oder Sore bedeutet aber zunächst nur eine (die) Sache oder ein (das) Ding ohne irgendwelche genauere Angabe, so daß der richtige Sinn des Wortes lediglich erst aus dem jeweiligen Zusammenhang der Rede zu entnehmen ist. Ein überaus häufig gebrauchtes Wort der jenischen Sprache ist auch grandich.

Endlich möchte ich noch hervorheben, daß ich mich beim Aufschreiben dieser Sprache sowohl an das schwäbische Idiom hielt als auch an mein Gehör. Daher kommt es, daß ich bald linzen, Rädling, Scheinling, bald lenzen, Rädleng, Scheinleng geschrieben habe u. a. m. Nur nebenbei sei bemerkt, daß ich die jenische Sprache gewissenhaft und nach genauer Prüfung eines jeden Wortes aufgeschrieben habe und nicht — aus Büchern! Leicht war es für mich, die Wörter dieser Sprache zu sammeln, aber schwer, sie zu ordnen und zu erklären, was ja selbst dem Fachmann Schwierigkeiten bereiten dürfte. Der Verfasser bittet daher, etwaige Mißverständnisse, Schreibfehler usw., die sich eingeschlichen haben sollten, zu entschuldigen.

Möge die Arbeit gütige Aufnahme finden im Kreise der Leser und Forscher; dann bin ich reichlich belohnt für den darauf verwandten Fleiß.

Stuttgart, im Juni 1914.

Engelbert Wittich.

III. Verzeichnis veralteter, meist jetzt umgeänderter jenischer Wörter.[61]

IV. Verzeichnis der jenischen Wörter, die aus der Zigeunersprache stammen.[93]

jenischBedeutungzigeunerisch[94]BabingGansBabi[95]BaloSchweinBali[96]BellelKropfBälel[95]BetMark (Geldstück)Beti[95]bleisgerenbezahlenbleisern[97]BochdamLeinwand, TuchPochtann[98]BogeiaFischbeinGogeia (d. h. Knochen, Bein)[95]Bog(g)eloHungerBock, Bockelo[99]butschefragenputsche[100]DiboldeJudenBipolte[95]DoberAxtTower[95]DoberleBeilzu Tower[101]FeneterFensterFenetra[95]Fu(h)lKot (menschl.od. tierische Exkremente)Ful[102]FurschetGabelForschreta[95]GachneHuhnKachni[103]Garo,Gari penisGar[104]GascheMenschen, LeuteGatsche[105]GascheleKinder (eigtl. „kleine Leute“)zu Gatschen[105]GibFrucht, GetreideGib[95]GirallKäseGirall[95]GlitschinSchlüsselGliten[106]JakLichtJag (= Feuer)[95]kahlaessenchala[107]KatscheteBranntweinChatscherti[95]KopelHoseCholep[108]Kuietebes. Viehpulver, aber auch Pulver überhaupt, z. B. SchießpulverChuerti[109]LobeGeldLowe[110]Loli, LoloGendarmvgl. lolo (d. h. rot)[95]LomelMesserklingeLommla[111]LubneDirne (= Hure)Lubni[112]mangabettelnmanga[95]MaroBrotMaro[95]MassFleischMass[113]MatreleKartoffelnMaträli[114]MatscheFischMatscho[95]naschenfliehen, gehennascha[95]RatBlutRatt[95]RatteNachtRati[115]RomaneFrauRomni[95]schorenstehlenvgl. Tschoraben, d. h. das Stehlen[116]Sende(die) ZigeunerSinte (sing. Sinto)[95]TschaiMädchenTschai (Tochter, Mädchen)[95]tschanenfliehen, gehen (auch kommen)tschantamenge[95]TschuggelHundTschukel[95]TschureMesserTschuri[95]

V. Deutsch-jenisches Wörterbuch.

Betrug, Kasperei[385], Kohlerei[386]

betrügen, kaspere[385], kohlen[386]

Betrüger, Fehlinger[387], Kasperer[385]

betrunken s. berauscht; vgl. trunken.

Bett, Sauft, plur. Sauften, Säufter oder Säuftlinge (letzteres Spr.)[388]

Bettelbrief, Dercherkritzler[389]

Bettelbrot, derchter Lehm (d. h. „gebetteltes Brot“)[390]

Bettelbube, Dercherfi(e)sel[391]

Bettelei, Dalferei, Dercherei[392]

Bettelfrau, Derchermoss[393]

bettelhaft s. arm; vgl. dürftig

Bettelleute, Dercherulma (-me)[394]

Bettelmädchen, Derchermodel[395]

Bettelmann, Dercherkaffer[396]

betteln, dalfen, derchen[392], manga[397]

Bettelsack, Dercherrande[398]

Bettelstab, Dercherstenz[399]

Bettelweib s. Bettelfrau

Bettler, Dalfer, Dercher (fem. Derchere [Spr.])[392]

Bettschüssel, Sauftschottel[400]

Bettüberzug, Sauftschure[401]

Bettuch,      "           "     

Bettzüge,      "           "     

beunruhigen (sich), bauserich sein[402]

Beutel, Kiesreiber[403], Rande[404]

beweinen, glemsen[405]; vgl. weinen

bewerfen, plotzen[406]; vgl. werfen

bezahlen, bereimen[407], bleisgeren[408], pfreimen, zainen, (zeinen [Spr.])[409]

bieder, dof[410]

Bier, Blamb[411]

Bierglas (-flasche), Blambglansert[412]

Bindfaden, Schure[413]

Binsen,      "     

Birke, Stöber (d. h. Baum). Damit werden — mit wenigen Ausnahmen — alle Bäume bezeichnet[414]

Birnbaum, Stielingstöber[415]

Birne, Stieling

Birnenkern, Stielingkies[416]

Bischof, grandicher Kolb, d. h. „der große Pfarrer“[417], während der Papst als grandich Kolb, d. h. „der größte Pfarrer“, bezeichnet wird[418]. Im Jenischen wird nämlich mit grandicher immer die nächste höhere Charge, Rangstufe usw. bezeichnet, mit grandich dagegen stets der höchste Rang usw.[419].

bissig, näpfich (-ig)[420]

bitten, derchen[421]

Bittschrift s. Bettelbrief

Bleistift, Feberschure[422]

Blick, Scheileng[423]

blicken, linzen[424]

Block s. Holz

blöde (blödsinnig) s. aberwitzig; vgl. albern

Blödigkeit (Blödsinn), Ni(e)sserei, Nillerei, Nuscherei[425]

Blume, Schure[426]

Blut, Rat[427]

blutig, ratich[427]

Bock, Schure[426]

Bohnen,      "     

Bohrer,      "     

Borg (Kredit), auf —, auf den Bengel[428], auf Keif[429]; vgl. auch Schulden

borgen (leihen), Bomma od. Keif pflanzen (d. h. „Schulden machen“)[430]

Börse, Kiesreiber[431]

Borsten, Strauberts[432]

bösartig, lenk, schofel[433]

böse, lenk (link [Spr.]), schofel[433]

böse Frau, lenke Goi[434] od. Moss[435]

böse Sachen (Dinge) machen, lenke od. schofle Falla pflanzen[436]; vgl. huren

böser (Komporativ), lenker, schofler[433]

böser Mann (Mensch), lenker Kaffer[437], Linkfi(e)sel (Spr.)[438]

böses Kind, Gof, plur. Gofa[439]

böses kleines Kind, Göfle (Gefle [Spr.])[439]

Bouteille (Flasche), Glansert[440]

Brand, Funk[441]

Branntwein, Gefinkelter[442], Katschete[443], Soruf[444]

Branntweinpulle (-flasche), Gefinkelterglansert od. Sorufglansert[445]

braten, sicheren[446]

Braten, Bossert, Mass, d. h. „Fleisch“[447]

Bratkartoffeln, Schmunkbolle (Spr.)[448]

brauchbar, duft[449], g’want[450]

brauchbare Frau, dufte Mos(s)[451]

brauchbarer Bursche, dufter Benges, — Benk[452] oder — Fi(e)sel[453]

brauchbarer Mann, dufter Kaffer[454]

brauchbares Kind, dufter Galm[455]; im Plural: dufte Galme oder Schrabiner[456]; vgl. braves Kind

brauchbares Mädchen, dufte Model[457]

Braut, Model[457]

Bräutigam, Benges[458], Fie(s)el[459]

brav, dof[460]

braves Kind, dofer Galm, plur.: dofe Galme oder Schrabiner[461]

Brecheisen, Schure[462]

Brei,      "     

Bremse,      "     

brennen; funken[463]

brennend, funkt (d. h. „es brennt“)

Brett, Schurele[462]

Brief, Kritzler[464]

Brieftasche, Kritzlerrande[465]

Briefträger, Kritzlerbuckler[466]

Brille, Linzere[467]

Brombeere, Jahresäftling od. Krachersäftling[468]

Brot, Lechem od. Lehm[469], Maro[470]

Brotbäcker, Lehmschupfer[471]

Brotbüchse, Lehmschottel[472]

Brötchen s. Semmel (Weck)

Brotsack, Lehmrande[473]

Brotschrank, Lehmschure[474]

Brücke, Flu(h)tesore[475], Schure[474]

Bruder, Glied. Unter Glied versteht man die Kinder (den Sohn, die Tochter) einer Familie, aber auch sonstige Verwandte, z. B. einen Bruder oder eine Schwester (des Vaters oder der Mutter); vgl. Geschwister, Schwester, Sohn, Tochter, ferner Oheim, Tante u. Neffe[476]

Brühe, Flu(h)te[477]

Brust (weibliche), Schwächerle[478]

Bube Benges[479], Fi(e)sel[480]

Buch, Schure[481]

Buche, Stöber[482]

Büchse (als Behältnis), Schottel[483]

Büchse (= Flinte), Klass[484], Schnelle[485]

Büchsenmacher, Klass- od. Schnellepflanzer[486]

Büchsenranzen, Rande[487]

Buhldirne, Lubne[488]

buhlerisch, lenk, schofel[489]

Bulle (= Ochse), Hornikel[490]

Bündel, Rande[487]

Bürgermeister, Kritsch[491], Schar(r)le[492]

Bursche s. Bube; fahrender Bursche, jenischer Benges, Benk oder Fi(e)sel[493]

Bürste, Stiepa, Plural: Stiebe (Spr.)[494], Rutscherschure[495] oder bloß Schure[496]

Bürstenbinder, Schurespflanzer oder Stiepenpflanzer (beides Spr.)[497]

Busen s. Brust

Büttel, Buz[498]; vgl. Polizeidiener

Butter, dofer Schmunk, d. h. „(gutes oder) besseres Fett (Schmalz)“[499]

Butterbrot, Schmunklehm[500]

Butterfaß (Schmalzfaß), Schmunkschure[501]

Buttermilch, Schmunkgleis[502]

C.

Charfreitag s. Karfreitag

Chaussee (Straße, Weg), Strade[503]

Chausseearbeiter (Straßenarbeiter), Stradeschenegler[504]

Chausseegeld (Pflaster-, Wegegeld), Stradebich[505], Stradegore[506], Stradelobe[507]

Cichorie s. Zichorie

Cigarre s. Zigarre

D.

Da (hier), da herum, her(r)les oder her(r)lem[508]

Dachziegel s. Backstein

daher (= hierher), her(r)les[508], komme daher (= hierher), bost’ her(r)lem, pfich’ her(r)les[509], schef(f)t’ her(r)les[510]

Dame, Sense, Sinsemos(s)[511]

dämlich s. aberwitzig; vgl. albern

Dämmerung, Leile, Ratte (eigtl. „Nacht“)[512]

daneben (danieder), her(r)les, her(r)lem[513]

danken (bedanken), bederchen[514]

darüberfahren, darüberruadla[515]

darübergehen (-springen), darüberbosten[516]

das ist nichts, das sche(f)ft[517] Lore (lore)[518], das ist ein Bauer, schef(f)t[517] a Ruch[519]

Daumen, Grif(f)leng[520]

davongehen, schiebes[521] bosten[522], — pfichen[522], — schef(f)ten[523]

davontragen, schiebes bukle[524]

Decke, Schure[525]

Deckel,      "     

Degen, Latt[526]

Deichsel, Schure[525]

Diamant, dofer Kies[527]

dick, grandich[528]

Dickbauch, grandicher Rande[529]

Dickkopf, grandicher Ki(e)bes[530]

Dieb, Schniffer[531], Schorer[532]

Diebesbande, Schnifferulma, Schorerulma[533]

Diebesherberge, Zschorkitt[534]

diebisch, schniffich[531]

Diebstahl, Schnifferei[531], Schorerei[532], Zopferei[535]

Dienstbote, Schenegler (Knecht), Scheneglere (Magd)[536]; vgl. Gesinde

dienstfertig, dof[537]

Dienstknecht s. Dienstbote

Dienstmagd      "           "           "           "     

dienstwillig, dof[537]

Dietrich Glitschin[538] oder (genauer) nobes dofer Glitschin, d. h. „kein guter Schlüssel“[539]; vgl. Nachschlüssel

Ding, Schure[540], Sore[541]

Dirne, Lubne[542], schofele Model[543] (bes. ersteres in der üblen Bedeutg. von „Hure“); vgl. Buhldirne.

Docht, Scheischure[544]

Docke s. Puppe

Dohle, Schure[540]

Doktor (Arzt), Begersins[545]

Dokument s. Attest; vgl. Brief

Dolch, Scharfling[546]

Dom, grandiche Duft[547] (d. h. „große Kirche“)[548]

Dorf, G’fahr (Gefahr)[549], Mocham, Mochem (Spr.) od. Mochum[550]

Dörfchen (Dörflein), Heges[551], auch Mochumle (Spr.)[550]

Dorn, Schure[552], Spraus[553], Stupfle[554]

Dose, Schure[552]

Draht,      "     

Dreck, Fu(h)l[555], Schund od. Schond[556]

dreckig, schundich[556]

Drehorgel s. Leierkasten

drohen, stämpfen[557]

duften, dof muffen (eigtl. „gut riechen“; herles muft’s dof, hier riecht es gut[558]

dumm, ni(e)sich, nillich, nuschich[559]

dummer Mensch s. Dummkopf

Dummheit, Hegelei[560], Ni(e)serei, Nillerei, Nuscherei[559]

Dummkopf, Hegel[560], Ni(e)se, Nille, Nusche[559]

Dünger s. Dreck

dunkel, leile (= Leile), ratte (= Ratte, d. h. Nacht)[561]

dürftig, dercherich (eigtl. „bettelhaft“)[562]

Durst, Schwächerich (subst. Adj.; s. durstig)[563]

dursten, mich durstet, mich schwächert’s[563]

durstig, schwächerich (Spr.)[563]

E.

Eber, Balo[564], Groanikel[565]

echt, dof[566]

edel, dof[566], g’want[567]

Edelmann, Sins, femin. (Edeldame), Sense[568]

Edelstein s. Diamant

Ehe, Vergrönt (= vergrönt, d. h. eigtl. „in der Ehe“, „verheiratet“)[569]; vgl. Heirat u. Hochzeit

Ehebrecherin, Lubne[570] od. schofle Mos(s)[571]

Ehefrau, Mos(s)[571]

ehelich s. Ehe

Ehemann, Kaffer[572]

ehrbar, dof[573]

ehrenhaft, ehrenwert,      "     

ehrlich,      "     

Ei, Bäzem, plur. Bäzema (od. -me)[574]

Eiche, Stöber[575]

Eichhörnchen s. Baumkatze

Eid, Schure[576]

Eierkuchen, Bäzemabrandleng[577]

eifersüchtig, lenk, schofel[578]

Eimer, Schure[576]

einblasen, einschurele[576]

einbrechen,      "     

einbrennen, einfunken[579]

einfahren, einruadla[580]

einfallen, einplotza[581]

einfältig, ni(e)sich, nillich, nuschich[582]

Einfaltspinsel, Hegel[583]

einfangen, einschurele[576]

einfüllen,      "     

eingeben,      "     

einhandeln s. einkaufen

einhauen, einguffen[584]

einheizen, einfunken[579]

einkaufen, einbaschen (Spr.), eingreme[585]

einkerkern, eindofema, einleken[586]

einlaufen, ei’bosten[587]

einnähen, ei’stichle[588]

einsalben, einschunde[589]

einsalzen, einspronken[590]

einschlafen, ei’durme (-ma)[591], einschlauna[592]

einschlagen s. einhauen

einschlummern s. einschlafen

einschmieren s. einsalben

einschneiden, einschurelen[593]

einschnüren,      "     

einschreiben, einfebera[594]

einschütten, einschurelen[593]

einspannen,      "     

einsperren s. einkerkern

einstecken      "           "     

einstürzen, einbohla[595]

einwerfen, einplotza[596]

Eis, Schure[593]

Eisen,      "     

Eisenbahn, Rutsch[597]

Eisenbahnarbeiter, Rutschschenegler[598]

Eisenbahnwagen, Rutschrädling[599]

eisig, bib(e)risch (eigtl. „kalt“)[600]

Eiswasser, Biberischerflu(h)te (d. h. eigtl. „kaltes Wasser“)[601]

elend, lenk, schofel[602] (elend daran gewesen, schofel daran gehauret)[603]

Elster, Flederling[604] oder (genauer) Stämpfflederling[605], d. h. „der schimpfende Vogel“[606]

Eltern, Patris[607] und Mamere[608], d. h. „Vater und Mutter“[609]

empfindlich, stumpfich[610]

emporblicken, linzen[611]

Ente, Lachapatscher[612]

Entenfuß, Lachepatscherstritt[613]

Entenstall, Lachepatschersstenkert[614]

entfernen (sich), schiebes bosten od. schef(f)ten, entferne dich, gehe fort, schef(f)te schiebes[615]

entkleiden, ausklufte[616]

entleibt, begeret (d. h. „gestorben“)[617]

entrinnen, schiebes pfichen[618]

entrüstet, stumpfich[619]

Entrüstung, Stumpf[619]

entschlafen s. entleibt

entseelt      "           "     

Entsetzen, Bauser[620]

entspringen, entweichen, schiebes bosten[615]

entwenden (Entwendung), schniffen[621], schornen[622]

entwischen s. entspringen

entzwei, schofel (Spr.)[623]

Epilepsie, Begerisch (subst. Adj.)[624]

erbitten s. bitten

erbittert s. entrüstet; vgl. auch zornig

erbrechen (sich), übergeben (sich), giela (Spr.), auch als Subst.: das Erbrechen, Übergeben, Giela (-le)[625]

Erbsen, Sore[626]

Erbsenschüssel, Soreschottel[627]

Erdäpfel, Bolla[628], Matrele[629]; vgl. Kartoffel

Erdbeere, Jahresäftling od. Krachersäftling[630]

erfassen, schniffen[631]