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Schon immer sehnt sich der kleine Atje Pott nach der unendlichen Weite des Meeres. Unbedingt möchte er Seemann werden, wie es auch sein Vater war. Und endlich: Mit zehn Jahren sticht er von Cuxhaven aus gemeinsam mit dem Fischer Matten in See. Doch ein gewaltiger Sturm stört den Fischfang, und dann wird auch noch ihr Boot gestohlen. Die beiden landen auf dem Dampfer des wohlhabenden Mr Betterfield, der eine Mannschaft zusammentrommelt, um seinen Goldschatz in Griechenland zurückzuerobern. Mit der wilden Besatzung der Marabell bricht Atje Pott auf zur Taubeninsel und erlebt das größte Abenteuer seines Lebens.
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Seitenzahl: 126
Der kleine Atje Pott sehnt sich nach der unendlichen Weite des Meeres. Als er mit dem Fischer Matten in See sticht, landen die beiden auf dem Dampfer des wohlhabenden Mr Betterfield. Dieser will um jeden Preis seinen Goldschatz in Griechenland zurückerobern. Mit der wilden Besatzung der Marabell erlebt Atje Pott das größte Abenteuer seines Lebens.
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Hans Leip (1893–1983) war Lehrer, Kunstkritiker und Schriftsteller. Von ihm stammt der Text des Liedes Lili Marleen.
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Karl Kröhnke lebt als Autor und Literaturwissenschaftler in Berlin und bei Hamburg. Er ist Lehrbeauftragter der Humboldt-Universität und in der Berliner NS-Gedenkstättenarbeit tätig.
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Hans Leip
Die Klabauterflagge
Oder Atje Potts erste und höchst merkwürdige große Fahrt
Roman
Mit einem Nachwort von Karl Kröhnke
E-Book-Ausgabe
Unionsverlag
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Die Erstausgabe erschien 1933 im Insel Verlag, Leipzig.
© by Hans Leip Erben, c/o T. Küper
© by Unionsverlag, Zürich 2024
Alle Rechte vorbehalten
Umschlag: Emile Claus (1849–1924), Abschleppmanöver im Nebel, 1918 © Christie’s Images Ltd/ARTHOTHEK
Umschlaggestaltung: Martina Heuer
ISBN 978-3-293-30851-0
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Cover
Über dieses Buch
Titelseite
Impressum
Unsere Angebote für Sie
Inhaltsverzeichnis
DIE KLABAUTERFLAGGE
Käpt’n PottEine besondere GeschichteAtje Pott kommt nach CuxhavenFischer MattenAtje geht mit auf FischfangAtje wird kräftigerMatten spartAtje will auch sparenSie gehen an BordMatten »tippt« zum letzten MalQualmkästenAtje hört, was es mit dem Klabautermann auf sich hatDie SeestiefelDoggerbankMatten will nach EnglandSturmSie kommen nach HullDie Taverne zum SchweinskopfWo ist das Boot?Der späte GastDas AngebotMatten will noch nicht nach HausDer RadauDer SottkastenAbfahrt wohin?Der LotseTom, der KaterMister BetterfieldMister Betterfields BoyDer KochDie schönen ZeichnungenDas MeerWohin die Reise gehtAtje entert in den MarsDer PrivatausgangAtje trifft MattenDie KlabauterflaggeDie Insel auf der KarteWie Mister Betterfield die Insel entdeckteDer große GoldschatzHerr Betterfield richtete sich einDer ÜberfallKleiner OdysseusSorgenDer Kapitän will den genauen Plan habenDer Rotbart wird deutlichEssenholenToms TodGiftWir bleiben in der KajüteAtje darf auch zeichnenNachtwacheHerr Betterfield geht hinausDas Gesicht am FensterDer Mann mit dem MesserEin Schuss und ein FausthiebSutter wird geplündertSutters EndeLand in SichtIn die Boote!Die TaubeninselDas leere HausDie SchatzsucheDas Geheimnis der falschen HöhleDes Rotbarts RacheVerlassenTraurige NachtWieder einmal MattenAdolarDer Tod der RäuberWo Adolar gehaust hatteDer SchatzAbschiedDas waren Sommerferien!Und das Türtippen?Und Florence?Und die Taubeninsel?Und die Marabell?Und der Herr Betterfield?RückblickNachwortWorterklärungenMehr über dieses Buch
Über Hans Leip
Über Karl Kröhnke
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Als ich so um zehn herum war, wartete ich manchen Abend am Hafen, wartete auf meinen Vater, der dort seine Arbeit hatte. Jedoch auch wegen Käpt’n Pott wartete ich, ging sogar deswegen besonders früh hin. Denn Käpt’n Pott pflegte mir Gesellschaft zu leisten, wenn man es so nennen will. Er stand nämlich gewöhnlich schon an der St. Annenbrücke, wo es in den Freihafen geht, und ich setzte mich stillschweigend neben ihn auf das schmiedeeiserne Geländer. Der behaglich geruhsame Mann sagte dann anfangs auch nichts. Seine klaren, wasserblauen Augen blickten den Zollkanal hinab in die westliche Helle, wo der Hafen sich zum Strom öffnet und der Dampferqualm sich mit der sinkenden Sonne mischt, damals wie heute. Bedächtig sog Käpt’n Pott an seiner Tabakspfeife. Und manchmal glaubte ich wohl, er habe gar nicht bemerkt, dass ich schon da sei, oder wolle es nicht bemerken. Auf einmal aber – wie gespannt und ungeduldig erwartete ich diesen Augenblick – hob er seine große furchige Hand und rieb sich den kurzen grauen Spitzbart, was ein knisterndes, kratziges Geräusch gab, das ich durch allen Hafen- und Straßenlärm vernahm und über die vielen Jahre hin bis in diese Stunde zu hören vermeine. Es war ein angenehmes Signal, war das Zeichen für eine der schönsten Angelegenheiten des Lebens, für eine abenteuerliche Geschichte.
Von den vielen Geschichten, die mir Käpt’n Pott aus seinem bewegten, fahrtenreichen Seemannsleben erzählt hat und die zumeist kurz und in halbem Selbstgespräch in den Wind gemurmelt waren, ist mir zumeist nichts als ein brandender, atembeklemmender Nebel in der Erinnerung geblieben, darin noch immer berauschend und zehrend die Worte funkeln: die See, die See, die weite Welt.
Eine einzige Geschichte nur war länger: die von der Klabauterflagge. Sie zog sich über mehrere Abende hin und war anscheinend mehr als die anderen an mich gerichtet, spielte sie doch in einer Zeit, da Käpt’n Pott selber so alt war wie ich, und man kann sich denken, dass ich diese Geschichte nicht vergessen habe. Soll ich das alte Seemannsgarn noch einmal auftütern und von Neuem spinnen? Gut, ich will es versuchen und will denken, ich wäre noch ein kleiner Junge wie damals, und das Leben läge noch vor mir. Käpt’n Pott – wie fing es noch an?
Ja, so fing es an:
Wenn sie auch alle sagen, mein Jung, dass es die nicht gibt, die Klabauterflagge – begann Käpt’n Pott –, so sag ich dir, es gibt sie doch. Mein Vater war von einer Reise nach den neuen Südseeinseln nicht wiedergekommen, als ich eben zur Schule ging, und als ich zehn war, starb auch meine Mutter, sodass ich, da ich keine Geschwister hatte, plötzlich mutterseelenallein dastand und bei Nachbarn lebte, bis die Behörde eine ältliche Tante von mir aufgestöbert hatte, die in Cuxhaven wohnte. Somit wurde ich denn bei ihr untergebracht. Sie wohnte gleich hinterm Deich in einer winzigen Strohkate. Sie war Witwe, ihr Mann war im Kriege gegen den großen Napoleon vor Paris gefallen, denn er war Schneider und nicht Seemann gewesen. Tante Geesch hatte davon immer noch eine kleine Rente, aber damit es besser reiche, zumal ich ihr auch noch in den Futternapf gefallen war, vermietete sie eine Stube an einen Fischer, sodass für uns nicht viel Platz übrig blieb und sie in der Küche, ich aber unterm spitzen Giebel auf dem dustern Rumpelboden schlafen musste. Da machten sich manche Nacht die Mäuse lustig, und die Sterne glupten durch die undichten Strohwische.
Ich hörte aber auch durch die lockere Diele den Fischer in seiner Stube rumoren und fuhr aus mancher süßen Stunde Schlafs erschreckt zu Höcht, wenn er nachts plötzlich zu singen begann. Und mir wurde bald klar, warum er anderswo kein langes Unterkommen hatte finden können, weil er nämlich ein bisschen überspönig und durchgedreht schien, was Tante Geesch nicht weiter störte, denn sie war halb blind und taub. Mich störte es eigentlich auch nicht lange. Matten – so hieß der Fischersmann – war nämlich sonst ganz nett, wenigstens zu mir. Er war noch nicht alt und fürchterlich groß und auch ziemlich kräftig mit der Faust, weshalb ihm die Männer aus dem Wege gingen. Freunde hatte er keinen einzigen da in Cuxhaven, und aus Mädchen schien er sich nicht viel zu machen bis auf eine, die rund und drall und blond wie ein ungeteertes Tau war, aber auch ebenso wenig haltbar für einen Fischersmann, weil sie von einem großen Bauernhof herstammte und höher hinauswollte als auf einen einfachen Buttkahn. Wovon du ja, Himmel Dank, noch nichts verstehst, mein Küken, und ich damals auch nicht, wenngleich er es mir mächtig trübselig erzählte. Ob nun von dieser unglücklichen Liebe seine Übergedrehtheit herstammte, weiß ich nicht. Er hatte zum Beispiel die Angewohnheit, an jeder Türklinke, bei der er vorbeikam, mit dem Finger anzutippen, ganz gleich, wo es war, und dabei zu knurren: Dee is dat nich! Und jedermann, der es gerade hörte, horchte ängstlich und ärgerlich auf; denn man sagte diesem Fischer namens Matten nach, dass er spökenkiekerig sei, das heißt, dass er wisse, was kommen würde. Und wenn er nun beim Antippen einer Türklinke wie gewöhnlich sagte: Dee is dat nich!, so hörte man drinnen gleichsam aufatmen. Sagte er aber: Dee is dat!, so herrschte Furcht und Verzagtheit in dem betreffenden Hause, zweifelte doch nunmehr keiner, dass ein Unglück für die so »Betippten« prophezeit und im Anzuge sei.
Mir machte diese geheimnisvolle Türtipperei übrigens mächtigen Spaß. Ich wich bald nicht mehr von Mattens Seite, um ja nicht zu versäumen, wenn er einmal sagen würde: Dee is dat! Leider aber sagte er es nie, oder nie, wenn ich dabei war, hatte mich aber ansonst rasch in sein Herz geschlossen und nahm mich mit auf Fischfang, falls es mit der Schule so hinkam. Er hatte einen kleinen deftigen Ewer. Damit segelten wir über die Watten bis hinter Buschsand oder Scharhörn und fischten Butt mit der Schleppkurre oder Stör mit dem Treibnetz. Es war manchmal tief Mitternacht, wenn wir unter der »Alten Liebe« wieder anlandeten. Als ich zum ersten Mal an Bord kam, war es März und die Witterung noch recht unfreundlich, und ich kann wohl sagen, dass mir die Schaukelei anfangs gar nicht behagte auf dem guten Boote, das im Hafen ganz nett groß aussah, auf der Weite der See aber recht klein wurde, kleiner, als zumeist die Wellen waren, die es denn auch ohne viel Federlesens wie zum Scherz hin und her warfen. Mir aber war nicht nach Scherz zumute. Die Seele wollte mir heraus, zumal wenn wir beim Störfischfang die Segel runternahmen und das lange Treibnetz Meter um Meter in das grausig dümpelnde Boot zogen. Da half aber nichts. Matten donnerte mich an, und so sterbensübel mir war, ich musste mit zupacken, besonders, wenn sich in den weiten Maschen mehr als ein fetter Stör verwickelt hatte und kräftig um sich schlug und seine spitzige, dreieckige, schnippische Schnauze wild in die Luft stieß, als wolle er uns durchbohren.
Da sah ich erst, über welch gewaltige Kräfte der ungeschlachte Matten verfügte. Wir fingen ein paarmal Störe von vier Metern Länge und darüber. Er aber ging mit ihnen um, als ob es Morgensemmeln wären, und da unsere Bünn, unser Fischbehälter, zu klein war für die Riesenviecher, so schor ihnen Matten ein Ende Leine durch Maul und Kiemen, knotete eine Schlinge, band den freien Tamp gut am Bootsbord fest und warf den Fisch wieder ins Wasser. Der Stör war auf diese Weise gezwungen, wie ein artiger Hund hinter uns herzugondeln, verzweifelt und stumm; denn eine Stimme, sich zu beklagen, hat er nicht.
Allmählich gewöhnte ich mich an das große Auf und Ab der See. Ich begann, breitspurig einherzutrampeln, meine Fäuste wurden hart, und wenn auch meine Schularbeiten nicht glänzender ausfielen und ich verschiedentlich mitten in der Stunde vor Müdigkeit den Kopf auf die Bank sinken ließ und wegen der halb durchwachten Nacht und geleisteten Anstrengung glatt einschlief, so brachte mir das wohl manche Rüge und manches Fellvoll ein, jedoch nur vonseiten des Lehrers. Meine Klassenkameraden merkten bald, dass ich nicht mehr der blasse Säugling aus der Großstadt war wie zu Anfang. Ich nahm es im Laufe weniger Monate mit den gefürchtetsten Flegeln zu deren Nachteil auf. Zwar war ich erst zehn Jahre, aber ich hatte verlernt, bange zu sein. Was mir an Muskeln noch mangelte, ersetzte ich durch Mut und Fixigkeit. Mein Vorbild war Fischer Matten. Ich wünschte, dass mir, genau wie ihm, alle aus dem Wege gehen sollten. Und obschon mein Rufname Arthur war, wofür man an der Küste gemeinhin Atje sagt (wie denn Matten zum Beispiel von Matthäus hergeleitet ist), nannten mich bald viele hinterrücks Lütt Matten, was ich aber nicht als Spott, wie sie wohl beabsichtigten, sondern als Ehre auffasste.
M