Die kleinen Dinge des Alltags - Axel Becker - E-Book

Die kleinen Dinge des Alltags E-Book

Axel Becker

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Beschreibung

Kleine Dinge des Alltags. Die Fortsetzung der Teile und I und II mit Kurzeschichten.

Das E-Book Die kleinen Dinge des Alltags wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Kurzgeschichten, Rückblicke, Lebensrückblicke, gelebte Verangenheit, Zeitreise

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Seitenzahl: 69

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Inhaltsverzeichnis

Kindergeburtstag

Der Polizist

Die Finnische Sprache

Brot

Frau von Grün

NAVI

Andrea

Das Ritteressen

Der Karli

Andre

T3 und T4

Die Verwechslung

Das Vogelhäuschen

Plötzlich und unverhofft

Für den ersten Teil habe ich ein Vorwort geschrieben.

Für den zweiten Teil habe ich ebenfalls eins geschrieben.

Für diesen dritten Teil, finde ich, braucht`s es nun keins mehr.

Es sind einfach noch einige kleine Geschichten.

So sehe ich aus, wenn ich schreibe…….

Einer unter Vielen……

……aber mit vielen Geschichten

Kindergeburtstag

Eine falsche Entscheidung zu akzeptieren und hinzunehmen, ist meistens die richtige Entscheidung.

Jacques Bellavente

Entweder verpatzt man seine Karriere aus Dummheit oder aus Ehrlichkeit.

Klaus D. Koch

„Sie haben immer die Wahl“

Das war der Lieblingsausspruch unserer Kursleiterin “Sylvia“. Jung, hübsch und immer sexy angezogen, stand sie vor uns und bombardierte uns mindestens einmal in der Woche mit ihrer umfangreichen Lebenserfahrung und ihren Regeln, wie wir uns im Geschäftsleben zu verhalten hätten.

Wir, das waren sieben Bereichsleiter – alles Männer – der Personalabteilung eines Großunternehmens, sollten offensichtlich, uns zu einer kundenfreundlichen, eingeschworenen Gemeinschaft gezimmert werden.

-„Der Kunde hat immer Recht! Denken sie daran, jeder der bei ihnen im Büro sitzt, ist auch ein Kunde.“ Das war ihr zweiter, wunderbarer Spruch. Meistens kam dann noch: „Und der Kunde hat immer Recht“. Kunden waren für sie immer männlich und brauchten ihre – weibliche – Hilfe. Wir, die wir alle etwa fünf bis zehn Jahre Berufserfahrung aufzuweisen hatten, mussten „auf Kurs“ gebracht werden.

Bei ihren wöchentlichen Vorträgen stand sie neben einem kleinen, runden Tisch. Ihr schwarzes Businesjäckchen hatte sie über die Stuhllehne gehängt, damit alles an ihr bestens zur Geltung kam. Wir, in Anzug und Krawatte, waren in einem Halbkreis auf Stühlen vor ihr aufgereiht.

Das heisst, manchmal war es dann auch wieder anders. Von Zeit zu Zeit saß sie am Tisch, um nicht den Anschein zu erwecken „sie stände über uns“ und würde auf uns herunter schauen und reden. Dann durften wir jeweils ihre hübschen Beine betrachten, die sie wohl überlegt und jeweils aufreizend langsam, immer in eine neue Position unter den Tisch brachte. Mal nach links, mal nach rechts mal übereinander geschlagen.

Nach einigen Kurstagen wurde in den Pausen nur noch von „Sylvia mit dem Beinspiel“ geredet.

Nun, zu diesem „Sie haben immer die Wahl“, fiel mir folgende Geschichte ein:

Wir hatten damals einen neuen Chef bekommen, einen Engländer. Ich verstand mich gut mit ihm und schätzte seine offene Art des Umgangs. Ein cooler Typ, würde man heute sagen. Damals bezeichnete man ihn als lässigen Typ, was ja wohl das Gleiche bedeutet. Mit einem riesigen Motorradposter an der Wand seines Büros, war es nicht genug. Er kam sogar mit einer grossen Harley-Davidson ins Geschäft gefahren. Ich sah und hörte ihn morgens an meinem Bürofenster vorbei „donnern“, da sein Büro in einem anderen Bürogebäude, dem „Direktorenbau“ lag. Es war eine „Road King“, jene Tourenmaschine mit dem unverkennbaren markigen nostalgischen Design. Sound, mit Doppelscheinwerfern, Elektrostarter und, und, und.

Da ich ebenfalls Motorradfahrer war, kamen wir auch ab und zu persönlich ins Gespräch. Nebenbei erzählte er, dass beabsichtigt sei, für eine seiner Abteilungen einen neuen Leiter einzusetzen. Ich hatte damals keine Zeit näher darauf einzugehen, da er bereits zum nächsten Thema gesprungen war:

-„Ich habe gehört, Sie treten in ihrer Freizeit als Zauberer auf?“

Als ich bejahte, engagierte er mich spontan, bei der bevorstehenden Geburtstagsfeier für seinen kleinen Sohn aufzutreten. Ich sagte zu und bereitete mich auf eine Kindervorstellung bei dem Herrn Direktor vor.

-„Vielleicht können Sie meine Frau auch mit in die Vorstellung einbauen? Meine Frau, meine Gäste und Kinder sind aber alle englischsprechend.“, war eine weitere vorbereitende Information.

Gut, das war mir auch recht. Die Ehefrau als Assistentin einbeziehen kam mir sehr entgegen.

-„Sie ist ganz verrückt auf den Kinderzauberer!“, sagte er und schob seine Frau leicht zu mir rüber.

-„Und wie. Hab ich noch nie gemacht! Ich liebe Hokus, Pokus!“

Sie war eine quirlige kleine Person in Jeans und blauer Seidenbluse und tanzte dabei einmal um mich herum. Jungenhafter Kurzhaarschnitt, der einen augenblicklich an Jean Seberg erinnerte. In den 50-ern machte diesen Schnitt die Schauspielerin Audrey Hepburn bekannt und heute ist er noch bei vielen al Pixie-Cut sehr beliebt.

Ich ordnete sie ein als eine Person, deren Emotionen sehr schnell und sehr hoch fliegen, die aber auch schwer zu bremsen ist.

Es folgte eine kurze Instruktion an der ich seiner Frau erklärte, was sie zu tun hätte und sie war total begeistert. Sie gehörte zu den Personen, die wirklich begeisterungsfähig waren und man sah es ihr an. Sie spielte nicht die Begeisterte, sie war begeistert. Ich verstand mich vom ersten Moment an bestens mit ihr.

Zur Vorstellung musste sie einmal ihren Kopf in eine Kiste stecken, in der ich dann. glänzende Schwerter reinsteckte, musste dann einen durchsichtigen Luftballon in die Luft werfen in den ich ein rotes Seidentuch schoss. Dann kam meine Lieblingsroutine:

Sie durfte mich mit einem Seil auf einem Stuhl festbinden. Meine Hände werden dabei mit einem Seil zusammengebunden. Meine Jacke wird darüber gelegt. Ich kann meine Hände jedoch jederzeit befreien. Immer, wenn meine Assistentin sich zu den Zuschauern dreht, kann ich hinter ihrem Rücken Faxen machen. Schweissperlen von der Stirn wischen, meine Schuhe binden etc. Das Publikum kreischte auch bei dieser Vorstellung. Und sie spielte mit!

Als sie dabei lächelnd flüsterte: „Jetzt hab ich dich!“, war für mich immer noch alles normal.

Kurz gesagt, die Vorstellung verlief bestens und auch derart harmonisch, als ob wir schon oft zusammen als Zauberer und Assistentin aufgetreten wären.

Die Kinder schrien vor Freude und die Frau meines Chefs hatte ein Dauerlächeln aufgesetzt. Nun war die Schau zu Ende, die Kinder verschwunden, sie umarmte mich. „Toll, so toll“, flüsterte sie mir ins Ohr. Diese Fesselung war wirklich "a killer routine!“

-„Ich umarmte sie auch, war schließlich eine übliche Antwort auf eine empfangene Umarmung.

-„Wir haben es gut gemacht“, schwärmte sie. Aber sie hielt sich nach meinem Geschmack etwas zu lange dabei auf, mich zu umarmen.

Als sie mit einer weiteren Umarmung flüsterte: „Ich heiße Ann!“, hätte es mich aufmerksam machen müssen.

„Will you come into my parlor, said the spider to the fly“.

Wir gingen nach oben, in ihr Wohnzimmer, wo sie bereits von ihrem Mann erwartet wurde. Ihr Vorschlag kam überraschend:

- „Du, ich könnte doch Herrn Becker demnächst mal zum Dinner einladen.“

Sie sagte „ich könnte“!

Ihr Mann nickte lächelnd. Ich sagte nichts.

-„Gut“, meinte sie, hakte sich ein wenig bei mir unter und brachte mich zur Tür.

Als einige Zeit später die Einladung, von der sie gesprochen hatte, bei mir eintraf, habe ich abgesagt.

-„Dein Mann ist mein Chef, wir sollten das nicht machen!“

Es fiel mir schwer, das gebe ich zu, aber ich habe es gesagt.

Richtig oder falsch? Schmerzhaft?

Für „Sylvia mit den Spielbeinen“ wäre es einfach gewesen: „Sehen Sie, wir haben immer die Wahl“, hätte Sylvia gesagt. Das wiederum stimmt ja auch, ich hatte schliesslich gewählt.

Ein halbes Jahr später hatte Ann sich von ihrem Mann getrennt und war mit ihrem Sohn nach England gezogen. Mein Chef hatte sich in eine fremde Firma eingekauft und wir hatten bereits einen neuen Nachfolger. Die vakante Stelle der Abteilung wurde einen Monat später übrigens durch einen externen Interessenten ersetzt.

Wie Siegfried Wache sagt:

„Der Lebensweg zählt zu den holprigsten Strassen.“

Der Polizist

Unser Charakter ergibt sich aus unserem Benehmen.

Aristoteles (384 - 322 v. Chr.)

Ich stehe in Basel am Barfüßerplatz und warte auf das Tram, das mich Richtung City bringen soll. Ich lasse etwas gelangweilt meine Blicke schweifen. Tische und Stühle vor dem Casino sind voll besetzt. Alles wie immer über Mittag. Es herrscht geschäftiges Treiben, besonders weil weiter gegen die Kirche oben hin heute Marktveranstaltungen stattfinden.

Um mich herum, wo man auch hinschaut, Geschichte und Historie. Über die Tramgleise hinweg, das Restaurant „Zum Braunen Mutz“, rechts davon die Bodega, vor dem „Braunen Mutz“ verlief früher die Stadtmauer. In der Nähe war früher der sogenannte Eselsturm, der auch Henkersturm genannt wurde. Etwa weiter oberhalb wohnte schließlich der zuständige Henker.

-„Stopp! Hey!“

Ich drehe mich um und sehe einen Polizisten. Mit hoch erhobener, flacher Hand und mit grimmigem Gesicht läuft er auf einen älteren Mann mit einem Fahrrad zu.