Die Kraft der Wurzeln - Simone Detto - E-Book

Die Kraft der Wurzeln E-Book

Simone Detto

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Beschreibung

Baldrian und Beinwell, Blutwurz und Engelwurz, Alant und Karde, Bärwurz und Nelkenwurz – all diese Heilkräuter und noch viele mehr haben heilkräftige Wurzeln, die Sie ernten und nutzen können. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Buch. Kräuterfrau Simone Detto erklärt Schritt für Schritt, wie Sie aus den heilkräftigen Wurzeln Tee, Tinkturen, Wein, Heilöl, Salbe und Mischungen zum Räuchern herstellen. Extra: Gesunde und feine vegetarische Rezepte zum Genießen aus Wurzeln von Heilpflanzen und alten Gemüsesorten. Mit einem Vorwort von Susanne Fischer-Rizzi.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Simone Detto

DIE KRAFT DER Wurzeln

Verborgene Schätzeunserer Heilpflanzen

Das steckt im Buch

Zum Geleit

Vorwort

Wurzelwerk

Wurzelernte

Erntezeitpunkt

Verantwortungsvoll ernten

Wie gräbt man Wurzeln?

Nach der Ernte

Waschen und säubern

Trocknen

Verpacken und einlagern

Heilen mit Wurzeln

Tee

Tinkturen

Weine

Auszugsöle

Salben

Ätherische Öle

Räuchern

Wurzeln von Wildpflanzen

Alant

Baldrian

Bärwurz

Beinwell

Blutwurz, Tormentill

Braunwurz

Brennnessel

Engelwurz

Karde

Klette

Löwenzahn

Meisterwurz

Nelkenwurz

Seifenkraut

Wurzeln von Gemüsepflanzen

Haferwurz

Meerrettich

Pastinake

Rote Bete

Zuckerwurz

Service

Bezugsquellen

Zum Weiterlesen

Zum Geleit

Wer einmal im Herbst die Wurzel einer Heilpflanze ausgegraben hat, vielleicht eine Beinwellwurzel, kennt das Gefühl: Es ist, als ob man einen verborgenen Schatz aus dem Erdboden hebt. Man fühlt sich dabei mit der Erde und ihren Geheimnissen verbunden. Es duftet nach Erdreich, gespeicherter Lebenskraft, nach Fruchtbarkeit und Ursprünglichkeit.

Den ganzen Frühling, Sommer und Herbst hindurch hat die Pflanze Sonnenenergie mit ihren grünen Blättern aufgenommen und auf wundersame Weise mittels Fotosynthese Licht in Leben verwandelt. Mit ihren Wurzeln nahm sie Nährstoffe und Wasser aus dem Boden auf. Sie schuf daraus energiereiche Stoffe und hat dabei auch Substanzen erzeugt, die in unserem Körper heilsam wirken können oder uns nähren. Wenn die oberen Teile der Pflanze mit dem herannahenden Winter absterben, hat sie bereits, wie in einen Koffer, zum Überleben im Winter und zum Neubeginn im Frühjahr viel in die unterirdischen Wurzeln gepackt. Viele dieser „Vorratskammern“, oft prall gefüllt, dienen uns als wirksame Heilmittel und manche auch als stärkende Nahrung.

Gut zu wissen, wofür die Heilwurzeln der verschiedenen einheimischen Pflanzen zu verwenden sind, wie man sie zu Tees, Salben, Tinkturen und Vielem mehr verarbeitet. In diesem Buch führt die Kräuterkundige Simone Detto in das Reich der Wurzeln ein und macht die Leserinnen und Leser vertraut mit einem alten und neuen Wissen über deren Heilkraft. Sie macht mit ihren Pflanzenbeschreibungen, Rezeptvorschlägen und Geschichten Lust darauf, diese besonderen Pflanzenwurzeln kennenzulernen.

In einer harmonischen Gesamtheit aus Informationen zu Pflanzenbeschreibung, Volksnamen, Anbau, Ernte und Heilkraft stellt sie detailliert die heilkräftigen Wurzeln von 19 einheimischen Pflanzen vor. Dabei schöpft sie aus dem überlieferten Schatz der Naturheilkunde und verbindet dieses Wissen mit ihrer eigenen, gelebten Erfahrung als Kräuterfrau. Simone Detto macht uns dabei auch mit einigen bisher noch fast unbekannten Pflanzen bekannt, deren Wurzeln in früheren Zeiten als Nahrung sehr geschätzt waren.

Lassen wir uns von diesem Buch dazu inspirieren, die „Hände in die Erde zu stecken“, die Wurzelschätze zu heben, sie zu Heilmitteln oder Speisen zu verarbeiten und uns an diesen besonderen Geschenken der Natur zu erfreuen.

Es ist mir ein Vergnügen, diesem Buch das Geleit zu geben. Ist es doch das erste umfassende Werk über die Heilkraft der einheimischen Pflanzenwurzeln, jenen „Kraftpaketen in der Unterwelt“, die seit Jahrtausenden von den Kräuterheilkundigen geschätzt werden.

Susanne Fischer-Rizzi ARVEN, Schule für Heilpflanzenkunde, Aromatherapie und Wildniswissen

Vorwort

Wenn sich das Kräuterjahr dem Ende zuneigt, wenn die Sonnenstrahlen die Erde nur noch kurz erwärmen, die Nebel über die Felder streifen und uns morgens einen

Hauch weißen Raureifs hinterlassen, dann ist Wurzelgräberzeit. Unsere Heilpflanzen haben zu diesem Zeitpunkt im Jahreskreislauf ihren grünen, oberirdischen Teil bereits zurückgezogen, um ihre Kräfte zu schonen und wertvolle Substanzen für die nächste Saison in den Wurzeln zu speichern.

Wurzeln – unterirdische Heilschätze und köstliche Begleiter einer gesunden und zugleich schmackhaften Küche – sollen das Thema dieses Buches sein. Es geht um Wurzeln, die unsere Gesundheit stärken oder wieder herstellen, und Wurzeln, die unsere gesunde Küche bereichern sowie fast vergessene Gerichte und Geschmackserlebnisse neu aufleben lassen.

In alten Zeiten gab es den Beruf des Wurzelgräbers. Das war eine schwere Arbeit, die bevorzugt von heilkundigen Frauen und Männern ausgeführt wurde. Im Herbst, nachdem sich das Grüne der Pflanzen zurückgezogen hatte, konnten sie die Wurzeln aus dem Erdreich bergen. Diese Wurzelschätze zu graben, zu reinigen und zu wertvollen Heilmitteln aufzuarbeiten ist keine leichte Arbeit. Diesen alten Wurzelgräbern war natürlich auch stets bewusst, dass die Pflanze nicht weiterleben wird, wenn man die Wurzel erntet. Sehr behutsam und mit viel Achtsamkeit führten sie kleine Rituale durch – Rituale der Dankbarkeit an Mutter Natur und an die Schöpfung – und hoben dann erst ihre Kostbarkeiten. So konnten die Wurzelgräber ihre Arbeit vom späten Herbst bis in das Frühjahr hinein verrichten und so mit viel Respekt und Dankbarkeit große Heilschätze bergen.

Diese Schätze aus dem Erdreich wurden von den Wurzelgräbern noch vor Ort von Sand und Erde befreit, nach Hause transportiert und behutsam weiterverarbeitet. Nachdem sie gründlich gewaschen und gebürstet den Weg zum Trocknen gefunden haben oder klein geschnitten in Öl oder Alkohol lagen, waren sie für den Wintervorrat bereit. Andere Wurzeln wurden für eine Vorratshaltung in Mieten eingelagert.

Später, wenn Kälte und Schnee die Menschen ins Haus trieben, fanden die Kostbarkeiten den Weg in heiße Pfannen und dampfende Töpfe und erfreuten den Magen und die Seele mit ihrem Wohlgeschmack und dem köstlichen Duft.

Ich erinnere mich noch gut an alte Zeiten, als ich als kleines Kind auf dem Hof meiner Großeltern die Natur erlebte. Wie ich mit meinem Vater, von dem ich mein erstes Naturwissen lernte, von dem ich die Sprache der Vögel lernte und der mir Kräuter und Bäume zeigte, Wurzeln graben ging. Da war es der Beinwell, den meine Großmutter Maria dann zu weichen Salben verarbeitete. Auch Pastinaken und Haferwurz wurden gegraben, eingelagert und warteten auf die Verarbeitung zu köstlichen Gerichten. Nun ist die Zeit reif, das Wissen meiner Vorfahren, mein eigenes Wissen, welches ich mir in vielen Jahren als Kräuterfrau und als Leiterin einer Kräuterschule am Harzrand erwarb, aufzuschreiben und weiterzugeben.

Viele der Wurzeln, die ich Ihnen hier vorstellen möchte, sind Heilwurzeln, andere wiederum sind köstliche Begleiter in der gesunden Küche. Manche von ihnen erfüllen gleich beide Zwecke. So können unsere Nahrungsmittel gleichzeitig unsere Heilmittel sein und umgekehrt, so wie es schon der griechische Arzt Hippokrates (460–370 v. Chr.) erklärte.

Ich möchte Ihnen Lust machen, die unterirdischen Kostbarkeiten zu bergen und zu verarbeiten. Kommen Sie mit mir auf die Reise zu den Wurzeln, auch zu Ihren eigenen

Wurzeln, gerade in der dunklen Jahreszeit, der Wurzelgräberzeit. Schnappen Sie Ihre Gummistiefel, schärfen Sie die Spaten und lassen Sie uns losgehen. Herzlich willkommen im Reich der unterirdischen Schätze!

Wurzelwerk

Wurzelernte

Wurzeln werden anders geerntet als oberirdische Pflanzenteile. Sie enthalten nicht das ganze Jahr hindurch die gleichen Mengen an Inhaltsstoffen – wenn Sie hier auf die richtige Zeit warten, speichern die Wurzeln alles Gute für Sie.

ERNTEZEITPUNKT

Für die heilenden Wurzeln, für die Wurzeln aus denen Sie einfache, aber gute Hausmittel für die Hausapotheke herstellen können, gibt es wichtige Erntezeitpunkte. Wurzeln erntet man in der dunklen Jahreszeit, in einer Zeit, in der sich die Pflanze in die Erde zurückgezogen hat. Die Inhaltsstoffe der Heilpflanzen wandern in ihre Wurzel, als Nährstoffspeicher, um für die nächste Saison wieder zur Verfügung zu stehen. Diese Zeit beginnt im Spätsommer bzw. Herbst und endet etwa um die Osterzeit. Im Frühling dann, wenn alles sprießt und grünt, werden die Wurzeln als Nährstoffbehälter wieder angezapft und die Inhaltsstoffe lassen die Pflanze wieder grünen und erblühen.

Meine Tradition

Meine Oma sagte immer, dass die Wurzeln bis zu Allerheiligen aus der Erde sein müssen. Heute verstehe ich das besser als damals. Zu diesem Datum feierten die Kelten eines ihrer vier großen irisch-keltischen Feste, Samhain. An Samhain, heute besser bekannt als Halloween, begann für unsere Vorfahren die dunkle Zeit, eine Zauberzeit, die die Geister erwachen lässt. Ihrer alten Vorstellung und ihrem Glauben nach waren von nun an bis zur Frühlings-Tagundnachtgleiche die Tore in die Anderswelt weit geöffnet, und da überlässt man die Erde sich selbst. Dann gehören die Pflanzen ganz ihr – Mutter Erde. Ich mag diesen alten Gedanken sehr gern und bemühe mich, meine Wurzeln bis zu diesem Zeitpunkt aus der Erde zu graben. Auch zu Ehren meiner Vorfahren und Ahnen, denen ich sehr dankbar bin.

Damals

In der Gegend, in der ich zu Hause bin, entdeckte man vor einigen Jahren einen großen kulturhistorischen Schatz, die Himmelsscheibe von Nebra. Das Alter dieser Scheibe schätzt man auf etwa 3600 Jahre. Die wunderschöne blaue Scheibe mit ihren goldenen Applikationen ist, so zeigten neuere Untersuchungen, eine Art Kalender, der für unsere Vorfahren von großer Bedeutung war. Auf der Himmelsscheibe von Nebra ist ein kleiner goldener Sternenhaufen zu sehen, die Plejaden. Diese Plejaden, auch die sieben Schwestern genannt, befinden sich im Sternbild Stier und zeigten den Menschen früher die Zeit an, wann das Erntejahr beendet war und wann es wieder begann. Beobachtet man heute im Spätsommer das Himmelszelt, so fällt einem dieser Sternehaufen im Norden ins Auge. Zu sehen sind die Plejaden bis zur Osterzeit. Für die Menschen der damaligen Zeit scheint die Himmelsscheibe eine Art „Anbaukalender“ gewesen zu sein, der die Herbst-Tagundnachtgleiche und die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche anzeigt. Genau die Phase, die die Wurzelgräber von damals als ihre Saison bezeichnet haben dürften.

Heute

In der heutigen Zeit würden sich die Wurzelgräber ganz sicher an bestimmte Kalenderdaten halten, obwohl wir diese eigentlich nicht benötigen. Heilende Wurzeln können ab der Zeit gegraben werden, in der sich das Grün zurückzieht und unansehnlich wird. Oberirdisch kann man noch die Blätter erahnen, doch sehen sie nicht mehr schön aus. Dieser Zeitpunkt ist auch für Wurzel-Neulinge zum Graben ideal, da die Pflanze noch an ihren Restblättern botanisch zu erkennen ist, aber ihr Nährstoffbehälter mit guten Inhaltsstoffen schon randvoll gefüllt ist. Später im Herbst bzw. in den Wintermonaten, wenn alles brach liegt, ist es oftmals sehr schwer, die guten, heilenden Wurzeln von stark giftigen zu unterscheiden. Wenn man bedenkt, dass 30 % der Pflanzen in unserer Natur giftig sind, ist die Gefahr eines Irrtums mit unangenehmen Folgen doch recht groß. Ich rate Ihnen, die Wurzeln im späten Herbst mit dem noch welken Grün zu ernten, um Verwechslungen zu vermeiden. Treten dann schon Fröste auf, erschwert das zwar die Wurzelernte, macht sie aber nicht unmöglich.

Für mich als Kräuterfrau, die sich für die Wurzelernte interessiert, sind die Plejaden zu einer Art Schutzgestirn geworden. Gut zu wissen, dass die Wurzelzeit wieder beginnt!

Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra, hier eine Illustration, zeigt die Plejaden.

VERANTWORTUNGSVOLL ERNTEN

Wenn Sie Wurzeln ernten, die Sie in Ihrem eigenen Garten angebaut haben, haben Sie immer einen Blick und ein Gefühl für den Fortbestand in Ihrem kleinen Reich. Sie können dort gut einschätzen, was wachsen soll und darf. In der Natur ist das etwas anders. Dort wachsen Pflanzen, denen wir größten Respekt und besondere Achtsamkeit schulden, um den Fortbestand zu sichern. Ganz besonders wichtig ist das bei der Wurzelernte. Ich möchte mit diesem Buch dazu beitragen, die Natur zu schützen und sie zu hüten. Dass das beim Thema Wurzelernte nicht ganz einfach ist, ist mir bewusst. Wissen wir doch, dass mit dem Ernten der Wurzeln die Pflanzen absterben. Darum ist es mir besonders wichtig, Ihren Respekt gegenüber der Natur zu wecken. Schauen Sie sich an dem Platz um, an dem Sie geeignete Pflanzen gefunden haben. Gibt es dort genügend Pflanzen einer Art? Bitte entfernen Sie nicht alle Pflanzen an diesem Ort – damit die Artenvielfalt hier erhalten bleibt und damit Sie auch im nächsten Jahr wieder ernten können. Es gibt übrigens auch Pflanzen, die uns dies sehr einfach machen, wie den Beinwell: Da geben Sie einfach einige Wurzelabschnitte wieder in die Erde zurück, und im kommenden Jahr finden Sie dort eine neue, junge Pflanze. Ähnlich ist es beim Löwenzahn. Es gibt ihn so häufig, dass die Ernte auf unseren Wiesen gar kein Problem ist.

WIE GRÄBT MAN WURZELN?

Ist eine schöne Pflanze gefunden, deren Wurzeln ich graben möchte, stelle ich mir schon gedanklich vor, was aus dieser Wurzel Gutes entstehen kann. Ich versuche einzuschätzen, wie groß die Wurzel sein wird, um sie gut und ohne Schäden aus der Erde zu bergen. Mit einem Geweih, einem Spaten oder einem kleinen Grabewerkzeug lockern Sie die Erde auf und beginnen, die Wurzel freizulegen. Traditionell und schonend für Wurzel, Erde und deren Bewohner ist ein kleines Geweih, beispielsweise von einem Rehbock. Je nach Größe der Wurzel dauert es eine Weile, bis sie sich zeigt. Nun wird sie aus der Erde gehebelt und von der anhaftenden Erde befreit. In einem Korb oder einem Leinenbeutel transportiere ich sie dann nach Hause.

Traditionell können Sie Wurzeln mit einem kleinen Geweih ausgraben.

Nach der Ernte

Vor der Verwendung müssen die Wurzeln gesäubert werden. Möchte man sie noch einige Zeit lagern, müssen sie zudem zerkleinert, getrocknet und verpackt werden, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

WASCHEN UND SÄUBERN

Zuhause angekommen werden die Wurzeln für die Weiterverarbeitung von der Erde befreit. Ich wasche meine gegrabenen Wurzeln unter fließendem lauwarmem Wasser gründlich ab. Danach benutze ich eine Gemüsebürste und reinige sie sehr gründlich. Für feine, dünne Wurzeln oder tiefe Rillen eignet sich eine Zahnbürste gut.

Die frischen Wurzeln halten sich etwa sieben Tage im Kühlschrank. Sie finden im Folgenden und in den Pflanzenporträts einige Rezepte mit frischen Wurzeln.

TROCKNEN

Für viele Anwendungen und Rezepte eignen sich getrocknete Wurzeln. Das Trocknen ist ganz einfach: Nach dem Waschen und Säubern der Wurzel schneiden Sie diese in kleine Stücke bzw. längs in dünne Scheiben. Die Wurzelstücke trocknen Sie auf einem alten Leinentuch oder einem anderen sauberen Stoffstück.

Die Wurzelstreifen können mit Hilfe von Nadel und Faden aufgefädelt und aufgehängt werden.

Das Kräutergrün, die Blätter und Blüten, werden niemals in der Sonne getrocknet, sie würden viel zu viele Inhaltsstoffe verlieren. Sie sollten an einem warmen Ort im Haus oder auf einem Dachboden getrocknet werden. Die gesäuberten Wurzelteile dürfen dagegen kurz in der Herbstsonne liegen, um zu trocknen. Abends holen sie die Teile ins Haus, sonst wird die Feuchtigkeit der Nacht ihre Wurzelstücke immer wieder anfeuchten. So könnten sie schimmeln und wären dann nicht mehr verwendbar.

Achten Sie generell darauf, dass die Trocknung zügig vorangeht, damit sich kein Schimmel bilden kann. Nutzen sie die Wärme der Wohnräume. An den dunklen Herbstabenden gibt es ganz sicher im Haus eine Wärmequelle, wie einen Ofen oder einen nicht zu warmen Heizkörper, an dem die Wurzelstücke oder Streifen gut trocknen können. Bitte benutzen Sie keinen Backofen zum Trocknen. Die Temperatur ist oft zu hoch und so würden wertvolle Inhaltsstoffe vernichtet werden.

VERPACKEN UND EINLAGERN

Sind die Wurzelstücke oder -scheiben völlig getrocknet, verpacken Sie alles gut für die Lagerung. Wie bei fast allen Vorräten aus der Pflanzenwelt ist es wichtig, die Wurzeln trocken und lichtgeschützt aufzubewahren. Dazu eignen sich dunkle Gläser, Kartons oder Leinenbeutel. Am besten beschriften Sie alle Verpackungseinheiten sofort, denn später ist es nicht einfach, die getrockneten Wurzelstücke zu unterscheiden. Vermerken Sie den Namen der Pflanze und den Erntezeitpunkt.

Bei manchen Wurzeln hat es sich bewährt, sie zu pulverisieren, da sie durch den Trocknungsprozess sehr hart werden. So pulverisiere ich beispielsweise die Wurzeln der Nelkenwurz oder der Blutwurz, um sie besser dosieren zu können. Getrocknete Wurzelstücke lassen sich gut in einem handelsüblichen Mixer pulverisieren. Auch das Mörsern ist natürlich möglich, aber aufwendiger.

Grundsätzlich können getrocknete Wurzeln gut 1 bis 2 Jahre gelagert werden, wenn sie vor Licht und Feuchtigkeit geschützt werden.

Zum Trocknen werden die Wurzeln – hier von der Großen Klette – in Scheiben geschnitten.

Heilen mit Wurzeln

Sind die guten Wurzelschätze geerntet, gesäubert und gegebenenfalls getrocknet, können Sie mit der weiteren Verarbeitung beginnen. In den Rezepten habe ich jeweils angegeben, ob man frische oder getrocknete Wurzeln verwendet.

TEE

Wurzelteemischungen sind gute Helfer bei den verschiedensten Erkrankungen. Die Schätze, die Sie im Herbst gegraben und getrocknet haben, kommen nun beispielsweise bei Schlafstörungen oder Verdauungsbeschwerden zum Einsatz.

Um aus den harten getrockneten Wurzelstücken alle wertvollen Inhaltsstoffe herauszuholen, reicht es nicht aus, sie nur mit heißem Wasser zu übergießen, wie bei Kräutern. Übergießen Sie die getrockneten Wurzelstücke zunächst in einem Topf mit kaltem Wasser. Kochen Sie dann die Mischung kurz auf und lassen Sie sie für eine weitere Zeit (siehe unten) sanft köcheln.

Grundrezept

Etwa 1 TL der getrockneten Wurzelstücke werden mit 1 Tasse kaltem Wasser in einem Topf erhitzt. Sobald das Wasser kocht, die Temperatur zurückdrehen und für weitere 3 bis 5 Minuten leicht köcheln lassen (in Ausnahmefällen auch länger, siehe dazu die Rezepte bei den Pflanzen). Abseihen und den Wurzeltee genießen.

TINKTUREN

Sie können die frischen Wurzelstücke in Alkohol einlegen, um eine Tinktur bzw. eine Essenz herzustellen. Sie ist 2 bis 3 Jahre haltbar, wenn sie in dunklen Fläschchen abgefüllt ist bzw. dunkel steht. Diese alkoholischen Lösungen dienen als Kräutertropfen oder werden in Salben eingearbeitet. Dazu werden die frischen Wurzelteile fein geschnitten. Je sorgfältiger Sie jetzt arbeiten, je kleiner die Wurzelstücke sind, umso größer ist die Ausbeute an Inhaltsstoffen. Sollten Sie einen Mörser haben, können Sie die frischen Wurzelstücke auch mörsern. Danach gibt man die klein geschnittenen Wurzelteile bzw. den Wurzelbrei in ein kleines Glas. Das Glas sollte bis zur Hälfte mit Pflanzenteilen gefüllt und mit etwa 50- bis 70%igem Alkohol, beispielsweise Obstbrand, Weingeist oder klarem Schnaps, übergossen werden. Wollen Sie für die ersten Versuche eine mildere Tinktur herstellen, dürfte auch ein 40%iger Alkohol (etwa Korn oder Wodka) ausreichen. Dann ist der Ertrag von im Alkohol gelösten Inhaltsstoffen nicht so hoch beziehungsweise werden die unterschiedlichen Inhaltsstoffe nicht komplett gelöst.

Grundrezept

Nach dem Waschen und Säubern der frischen Wurzeln diese klein schneiden bzw. zu einem Brei mörsern. Danach geben Sie die Pflanzenteile in ein helles Weithalsglas, sodass es etwa halbvoll ist, und füllen mit dem Alkohol (siehe oben) auf.

Das Glas verschließen und an einem warmen, nicht zu sonnigen Platz, eine warme Fensterbank oder ein ähnlicher Platz, stehen lassen. Schütteln Sie nun täglich und filtern sie das Ganze nach einem Mondzyklus, also nach etwa 28 Tagen, ab. Dazu benutzen sie ganz einfach ein feines Teesieb oder einen Kaffeefilter. Nun können Sie die Wurzeltinktur in dunkle Tropffläschchen abfüllen und beschriften. Zur Einnahme werden die hochprozentigen Auszüge aus den frischen Wurzeln einfach mit Trinkwasser verdünnt. Als Faustregel bei Beschwerden gilt: 3 × täglich 10 Tropfen in einem Glas Wasser einnehmen.

Tee aus Wurzeln wird kalt angesetzt und kurz geköchelt.

Für den Meisterwurzwein werden die Wurzelstücke frisch und leicht angemörsert verwendet.