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Akkon, am 12. September 1228 im Jahre des Herrn: Das Kreuzfahrerheer des legendären Stauferkaisers Friedrich II., dem Enkel von Rotbart, landet an und zieht die Küste hinab Richtung Süden, zur Stadt Joppe. Der Kaiser unternimmt den Zug in das Morgenland, obwohl er unter dem Bannstrahl des Papstes steht. In Joppe will er Verhandlungen mit dem Sultan führen, anstatt umgehend die direkte Konfrontation zu suchen. Denn Sultan Alkamil von Ägypten hat seinem Neffen, dem Emir Annasir Daud von Damaskus, die heilige Stadt Jerusalem und Teile Syriens entrissen und scheint Pläne zu haben, das gesamte Emirat Damaskus zu erobern. Der Kaiser, ein ebenso geschickter Diplomat wie Feldherr, hofft darauf, diesen in Krieg auflodernden Erbstreit zu seinen Gunsten nutzen zu können. Verträge sollen seinem Kreuzfahrerheer das Waffenwerk wesentlich erleichtern. Doch auch wenn er, der in den Augen des halben Abendlands der leibhaftige Antichrist ist, mit den Heiden umzugehen weiß wie niemand sonst, ist Vorsicht geboten. Denn die Ungläubigen sind ebenfalls sehr gerissen und auf ihren eigenen Vorteil bedacht... Vor diesem Hintergrund erzählt uns "Die Kreuzfahrer" die Geschichte der Ritter Hezilo und Friedmuth, die beide aus ganz eigener Motivation und Überzeugung an dem Kreuzzug des Kaisers teilnehmen und im Verlauf des Buches gefährliche Abenteuer und Verwicklungen erleben. Der Geschichtswissenschaftler Felix Dahn verwebt gekonnt historische Fakten und erfundene Figuren zu einem wirklichkeitsnahen Erlebnis, das das Hochmittelalter und die Zeit der Kreuzzüge in Schrift und Bild vor dem geistigen Auge der Leserinnen und Leser lebendig werden lässt. "Die Kreuzfahrer" ist eine Buchreihe für all jene Freunde des historischen Romans, die eintauchen möchten in das Denken, Fühlen und Sprechen vergangener Zeiten. Dieses ist der dritte von drei Bänden. Der Umfang des dritten Bandes entspricht ca. 250 Buchseiten.
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HISTORISCHE
ROMANTRILOGIE
BAND III
FRIEDMUTH
Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.
BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.
Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:
www.apebook.de
1. Auflage 2020
V 1.0
ISBN 978-3-96130-319-9
Umschlagbild unter Verwendung eines Ausschnitts aus dem Gemälde »Jacques Molay prend Jérusalem 1299« (1846) von Claude Jacquand (1803-1878)
Frontispizbild: »Schlacht von Arsuf« von Gustave Doré (1832-1883)
Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART
www.skriptart.de
Alle Rechte vorbehalten.
© BRUNNAKR/apebook 2020
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DIE KREUZFAHRER
TRILOGIE
BAND I: Wüste
BAND II: Hezilo
BAND III: Friedmuth
Inhaltsverzeichnis
DIE KREUZFAHRER. Band III: Friedmuth
Frontispiz
Impressum
Drittes Buch
FRIEDMUTH
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechszehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Einundzwanzigstes Kapitel
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Dreiundzwanzigstes Kapitel
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BRUNNAKR Edition
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A p e B o o k C l a s s i c s
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F l a t r a t e
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L i n k s
Zu guter Letzt
Noch war der Tag nach Peter und Paul, für welchen der Wiederanfang der Fehde angesagt war, nicht gekommen: und doch erfüllte schon wilder Kampflärm das linke Etschufer und tobte auf dem steilen und hohen Berghang, den die Fragsburg krönt.
Das war so ergangen.
Vier Tage vor Peter und Paul bereits hatte vorsorglich der Bauer vom Innerhofe zu Goyen sein Kind bei dem Thorwart hinter den sichern Mauern von Meran geborgen und war mit seinen beiden Knechten und den Kühen und Ziegen, wie Hezilo mit drei Grundzinsleuten und seinen etwas zahlreicheren Herdenthieren in die Burg des Vogtes eingezogen, sie vertheidigen zu helfen, und das Vieh, wie die werthvollste Habe, bestehend in ein par Schmuck- und Gewand- und sehr wenigen Geldstücken, dort zu bergen.
Am Tage darauf waren die sämmtlichen von der Vögtin aufgebotenen wehrfähigen Hintersassen und Dienstpflichtigen aus allen Zubehörde-Hufen der Fragsburg eingetroffen: – anhängliche Dankbarkeit gegen Friedmuth und Furcht vor Frau Wulfheids strenger Handhabung des Hofrechts hatte sie alle herangezogen. Und am Abend des folgenden Tages, also zwei Tage vor Peter und Paul, hatte dieselben Oswin, der Sohn des alten Oswald, der nun an Stelle seines Vaters des Burgwarts Amt versah, in den Markt Meran geführt, wo sie in der Sanct Martins-Kapelle gebetet, die Messe gehört und – die es vermochten, – Gelübde an Wachs oder Linnen für die Kirche geleistet hatten. Es waren etwa zwanzig Männer; die Leute aus den beiden Höfen von Goyen waren nicht darunter: die hatten schon vorher, als sie Katharina in die Stadt gebracht, dort ihre Andacht verrichtet, und waren nun auf der Fragsburg geblieben.
Nur unbewaffnet hatten die Männer den Markt und die Kirche – zu geistlichem Zweck – betreten dürfen.
Spät am Abend kehrten sie aus Meran nach der Burg zurück. Es dunkelte bereits, und fern im Westen zog ein Wetter auf, schon grollte leise der Donner. Der Weg zog sich auch damals nahe der Etsch entlang. – In kleinen Gruppen von drei, vier Mann, schlenderten sie einher. Da brachen plötzlich, ohne jeden kämpflichen Anruf, von rechts aus dem Schilfgebüsch der Flußsümpfe, von links aus dem dichten Buschwald, der den ganzen Berg bedeckte, Gewaffnete auf sie ein, wohl über dreißig. An Widerstand der Wehrlosen war nicht zu denken. Nur ein par Leute entkamen aus dem Getümmel nach rückwärts und in die Thore des Marktes: – alle Übrigen wurden gefangen, mit Stricken gebunden und in eine große Scheune gesperrt, welche am Fuße des Berges erbaut war, das Schilf und das Heu der Fragsburgerin darin zu bergen. Während vier Gewaffnete vor der von außen fest versperrten Scheune die Gefangenen bewachten, eilten die Übrigen so leise wie möglich den Berghang hinauf, auf welchem die Burg ragte. Wohlweislich war der Ort des Überfalles so gewählt worden, daß von der Burg aus auch bei hellem Tage nichts davon wäre zu sehen gewesen: eine Einbuchtung des Weges zwischen zwei bewaldeten Vorsprüngen entzog die Stelle völlig dem Blicke des Thürmers. Einiger Lärm war freilich nicht zu vermeiden gewesen: – die Überfallenen hatten zuerst laut vor Schrecken, dann um Hilfe, bald aber um Gnade geschrieen: – aber es war doch sehr hoch hinauf bis zur Fragsburg da droben.
Einstweilen war auf den Flügeln des Westwinds, vom Vintschgau her, das rasche, auch nur rasch-lebige Gewitter herangeflogen: die Wetterwolken verfinsterten plötzlich den Nachglanz der gesunkenen Sonne: der Wind sauste heulend durch die Buchen und Edelkastanien des Fragsburger Bühls und schlug klatschend deren Äste zusammen; heftige Donnerschläge in schneller Folge übertönten gewaltig die Menschen-Stimmen.
So günstig das Wettergetöse für den Überfall war, sofern es der Burg wohl fast unmöglich machte, wahrzunehmen, was nahe dem Flusse geschah, – den Knechten der Angreifer gefiel es übel, dass ganz gleichzeitig mit ihrem Vorbrechen auch der Zorn des Himmels losbrach. Zwar sie selbst hatten nichts gelobt oder geschworen: aber sie wußten wohl – wenigstens manche von ihnen –, daß ihre beiden Führer diesen Handstreich thaten gegen eidlich gefestigten Vertrag. Wäre der Überfall mißglückt, sie hätten zuversichtlich das gleichzeitige Grollen des Donners als die Sprache des zürnenden Himmels verstanden.
Da jedoch Alles über Erwarten günstig ablief, beschwichtigten sich die aufgestörten Gewissen zunächst wieder.
Und daß nicht etwa einer der Entsprungenen den Berg hinan sich retten und die Burg warnen könne, dafür war trefflich gesorgt: alle irgend gangbaren Stege waren von Wachen besetzt: und diese griffen alsbald Oswin, der es versuchte, auf halsbrechendem Felsengezack empor zu klettern. So stiegen denn – auf zwei Wegen – die Angreifer schweigend, jedes Waffenklirren und andere Geräusch meidend, den damals noch ganz von Wald bedeckten Berg hinan. Ungefähr dreihundert Schritte vor der Burg begann die Waldblöße, welche zum Zwecke der Vertheidigung angelegt worden war, dem Feinde gedeckte Annäherung innerhalb des Schutzes der Bäume unmöglich zu machen. Hier trafen die beiden Haufen, jeder von etwa fünfzehn Mann, zusammen.
Es war jetzt ganz dunkel, obwohl das geschwinde Gewitter schon rasch das Etschthal abwärts gezogen war: nur zerrissen Gewölk sprühte hie und da noch Regen nieder, während im Westen der Himmel, schon wieder wolkenlos, einzelne Sterne zeigte. Der Aufstieg hatte geraume Zeit gedauert: denn die Reisigen schleppten schwer an Sturmleitern, Rammpfählen und allerlei Schanzzeug: die beiden Wege waren schmal und steil und während des regenschüttenden Gewitters in Gießbäche verwandelt.
»Nun, Griffo, wie steht es?« flüsterte der Führer der einen Schar. »Gleich drauf und dran!«
»Noch ein wenig verschnaufen.«
»Gut, zwei Vaterunser lang: fang an: – bet’: – und dann los. Die Burgleute haben nichts gemerkt. Wir überrumpeln sie!«
Aber kaum hatte er ausgeredet, als auf der ihnen zugekehrten Seite der äußern Umwallung eine Fackel sichtbar ward und gleich darauf ein lauter Hornstoß erscholl.
»Waffenâ! Waffenâ! Burgleute! Hierher alle zuhauf!« rief eine starke, tiefe und doch offenbar weibliche Stimme.
»Der üble Waland soll sie verschlagen, Griffo! Es ist die Base selbst! Deine spröde Braut! Überall hat sie die spitze Nase.« So raunte der ältere der beiden Führer, eine kraftgedrungne, stämmige Gestalt: er mochte etwa fünfzig Jahre zählen, die er aber so leicht trug wie die schwere Ringrüstung. Man nannte ihn den Stier von Naturns, wohl nicht blos um des stoßenden Stieres willen, den er im Wappen trug.
»Vielleicht gelingt es doch – mit List,« erwiederte der Andere, der schlanke, geschmeidige. Ganz in einen Mantel gehüllt, dessen Kapuze die Sturmhaube und zum Theil sein gelbbräunlich Antlitz, der wälschen Mutter Erbtheil, bedeckte, trat er etwas aus dem Walde hervor und sprach mit verstellter Stimme: »Aber, Frau Vögtin, ich bin’s ja, der Hukbert vom Lenkhof! Kennt Ihr mich nicht? Laßt doch öffnen. Gleich hinter mir kommen die Andern aus dem Markt zurück.«
»Du bist der Greifensteiner und ein ehrbrüchiger Schelm! Allzulange blieben mir meine Kirchgänger aus. Ich horchte vom Thurm herab: mir war, ich hörte durch Donner und Sturm fernes Hilfeschrei’n. Wo sind meine Knechte?«
»Gut aufgehoben, Frau Base, wie die Mäuslein in der Falle,« erwiederte nun Herr Rapoto, trotzig vortretend.
»Da Ihr uns nun doch erkannt habt,« sprach Herr Griffo, den Mantel zurückschlagend, den Schild zum Zeichen friedlicher Zwiesprache gesenkt an den Fuß setzend, und sich darauf lehnend, »laßt uns als nächste Vettern gütlich ein.«
»Ich schäme mich der Vetterschaft! So haltet ihr vertragnes Wort? Ihr habt geschworen!«
»Was haben wir geschworen?« fragte der Naturner. »Die Herrin der Fragsburg nicht zu befehden vor Peter und Paul. Wohlan, seid Ihr die Herrin der Fragsburg? Beim Strahle, nein! Die Fragsburg hat keine Herrin: Herr Friedmuth ist todt. Euer Recht ist mit ihm gestorben: die Lehensfolger sind wir beide und wir sind unbeweibt: eine Herrin hat die Fragsburg erst wieder, wann Ihr mit Herrn Griffo Hochzeit macht.«
»So haben wir nicht die Fragsburgerin befehdet, wenn wir Euch befehden,« fiel Herr Griffo ein, »und unser Eidwort nicht gebrochen.«
»Macht’s kurz, Frau Base. Eure Leute, welche die Burg vertheidigen sollten, sind gefangen. Wir stehen hier mit mehr als dreißig Lanzen: Ihr habt keine zwanzig hinter Euch und könnt die Burg nicht halten.«
Unter diesen Reden waren die beiden Ritter allmälig immer näher gegen die Mauer vorgegangen, auf der jetzt bei dem Scheine von Fackeln einige Männer neben einer Frauengestalt sichtbar wurden.
»Zurück!« rief diese drohend und hob den Arm.
»Vor einem Weiberrock?« lachte Rapoto. »beim Hammer, nein!« und sprang, den Ovalschild zu Halse nehmend, vor: aber klirrend stürzte er rücklings um: mit solcher Wucht hatte ihn von der Mauer herab, durch Schildgestell und Waffenrock hindurch, an die Brust ein Wurfspeer getroffen, erst an der starken Ring-Kettenbrünne abprallend.
Besorgt rannten ein par Knechte hinzu und hoben ihn auf.
»Heia!« rief die Frauenstimme von der Mauer herab. »Das traf! So stärkte Gott den Arm des Weibes. Jetzt sollt ihr’s erleben, wie Wulfheid von Fragsburg streitet für ihr Recht und für ihren Eheherrn!«
Mit einem wilden Fluch hatte sich Herr Rapoto wieder fest auf die Füße gestellt: »Der Höll-Fürst fresse meine Seele,« rief er, »zahl’ ich’s dem Weib nicht heim. Diesmal nehm’ ich das Nest, oder falle vor dem Thor. Drauf, Vetter Griffo! Bei’m Hammer und bei’m Strahl! Du über die Mauer, ich durch das Thor.«
Und jetzt hob er denn grimmig an, der Rennsturm auf die Burg.
Wohl seit alter Zeit war die Krone dieses Berghanges befestigt gewesen. Bot die Lage auch nicht gerade das Ideal für Burgenbau – einen nur von Einer Seite ersteigbaren Kegel, – so war doch der Aufstieg von der Etsch her, von Westen – denn die Etsch fließt hier beinahe gerade von Nord nach Süd – unmöglich: senkrecht fiel dort der Fels zu Thal und in den Felskern selbst war der Unterbau der Burg gehauen. Auch von Süden war die Schlucht nicht zu ersteigen, welche der damals noch ganz ungebändigte Absturz des Sinach-Bachs in den Stein gegraben hatte. Freilich, im Nordosten vor der Burg lag ein geräumiger Platz: aber der steile Zugang zu diesem, der nur von Norden, von Meran, herführte, war leicht zu vertheidigen. Steinkugeln schleudernde Geschütze, Sturmdächer und Sturmböcke konnte man den schmalen Burgsteig nicht herauf schaffen, wenn die Abwehrer oben ihre Schuldigkeit thaten. Denn dieser Weg, »die Burgstraße« war so schmal, daß nur je ein Reiter Raum fand; an der Stelle, wo er, vom Thal aufsteigend, die Krone des Berges erreichte, sperrte ihn ein hölzern Quer-Verhack – ein »hâmît« – und auf der rechten, der schildlosen Seite war er durch eine »Letze,« das heißt: durch spitze, hohe Palissaden flankirt.
Der Burgbrunnen innerhalb des Hofes gewährte gutes Wasser, das die Belagerer nicht abzugraben vermochten in dem Felsengrund des Baues.