Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Erzählungen aus 700 Jahren japanischer Geschichte Dem Kampfkunstexperten und Historiker Roland Habersetzer, 9. Dan, ist es gelungen, die Welt des alten Japan auf fesselnde Weise lebendig werden zu lassen. In authentischen Erzählungen, die auf historischen Quellen beruhen, werden u. a. Begebenheiten aus dem Leben Minamoto no Yoshitsunes, der »Schwertheiligen« Tsukahara Bokuden und Miyamoto Musashi sowie des »letzten Samurai«, Saigô Takamori, dargestellt. Außerdem finden sich Berichte über den Aufstand der Christen von Shimabara, den Rachefeldzug der 47 Rônin aus Akô und zahlreiche andere berühmte wie auch nahezu in Vergessenheit geratene Ereignisse der japanischen Geschichte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 582
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Roland Habersetzer
Die Krieger des alten Japan
Berühmte Samurai, Rônin und Ninja
Aus dem Französischen
Der Verlag dankt dem Museum Schloß Lichtenwalde, insbesondere Frau Birgit Mix, für die Zurverfügungstellung der in diesem Buch abgebildeten Farbholzschnitte zur Reproduktion. Weiterhin dankt der Verlag Hans-Jürgen Greiner-Petter (Berlin), Janett Kühnert, Norbert Wölfel und Jens Regner (Chemnitz), für die fachliche Unterstützung bei der Redaktion.
2. Auflage November 2011
Titel der Originalausgabe (Teil I und II): Les Paladins du Soleil Levant
© 1988 by Amphora
Titel der Originalausgabe (Teil III): Ninja: >Les Guerriers de l’Ombre
© 2008 by Roland Habersetzer
Deutsch von Frank Elstner
© 2011 by Palisander Verlag, Chemnitz
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlaggestaltung: Anja Elstner, unter Verwendung eines Holzschnitts von Yoshikazu Utagawa
Lektorat: Palisander Verlag
Redaktion & Layout: Palisander Verlag
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
ISBN 9783938305508
www.palisander-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Der Autor
Wie eine Kirschblüte
I Heilige und Helden
Samurai – eine Kunst zu leben und zu sterben
Minamoto-no-Yoshitsune
Aristokraten und Krieger
Die Offenbarung
Benkei, ein Gefährte fürs Leben
Tödliche Eifersucht
Die Schlacht von Ichi-no-Tani
Der Überfall auf Yashima
Die Seeschlacht von Dan-no-Ura
Die lange Treibjagd
Der Beginn der Legende
Die Loyalität des Kusunoki Masashige
Ein Baum im Süden
Die Belagerung von Akasaka-jô
Die Belagerung von Chihaya-jô
Go-Daigos vorzeitige Rückkehr
Die Schlacht von Minatogawa
Tsukahara Bokuden – der »Schwertheilige« aus Kantô
Das Genie aus Kantô
Für die Ehre des Kamiizumi-dôjô
Das Turnier im Tempel von Kashima
Die feinste Klinge Japans
Der Kenshi
Die eintausend Tage
Aufstieg und Fall des Klans der Takeda
Der ewige Sieger
300 Krieger für Unnokuchi
Die Jugendjahre des Uesugi Kenshin
Grünspecht und Rad
Mit dem Schwert, nicht mit Salz
Mikatagahara
Kagemusha, der Schatten des Kriegers
Die Schlacht von Nagashino
Der spektakuläre Selbstmord des Shimizu Muneharu
Takamatsu-jô
Ein Steinchen auf dem Weg zur Macht
Eine Geschichte vom Wasser
Der Pakt
Sterben für Takamatsu-jô
Die Abenteuer des Rônin Yamada Nagamasa
Die Ära der Tokugawa
Das Kind, das Samurai werden wollte
Der Weg der Macht
Herzog von Siam und König von Ligor
Miyamoto Musashi
Frühe Reife
Die erste Herausforderung
Kämpfe gegen den Yoshioka-Klan
Das letzte Duell des Miyamoto Musashi
Musashis Sohn
Die Schule der zwei Schwerter
Gorin no Sho
Amakusa Shirô – Der Gesandte Gottes
Eine Entdeckung
Das Edikt des Shôguns
Schreckensherrschaft auf Shimabara
Die Ankunft des Messias
Wie ein Tsunami
Die Rebellen auf dem Vormarsch
Rückzug nach Hara-jô
Gott auf Seiten der Unterdrückten
Der Schraubstock
Verrat
Bis zum Letzten
Das Haupt des Amakusa Shirô
Akô Gishi: Die 47 Rônin aus Akô
Die Provokation
Für die Ehre
Die Schläfer
Der Weckruf
Süß ist die Rache
Am Grabe Asanos
46 Blitze blauen Stahls im Licht der aufgehenden Sonne
Saigô Takamori, der letzte Samurai
Der Riese aus Kagoshima
Meiji – die Welt verändert sich
Der Bruch
Der Aufstand im Süden – Satsuma-no-ran
Saigô, der Rebell
Saigô, der Große
II Die Unbesiegbaren
Vorbemerkung
Kôdan-Geschichten
Der hundertste Pfeil für Kihachi
Der Samurai, der als Prinz starb
Einer gegen alle
Duelle – Herausforderung zum Tod
Hasebe Nobutsura – ein würdiger Krieger
Minamoto Tametomo – ein Pfeil für ein Schiff
Takahashi Nagatsuna – tödliche Großmut
Saitô Bettô Sanemori – zu Staub zerfallen
Senô-no-Tarô Kaneyasu – für die Ehre und für den Sohn
Die ersten zwei Kämpfer am Fluß Uji
Minamoto Yoshinaka – der letzte Pfeil in der Schlacht von Awazu
Tomoe Gozen – eine japanische Amazone
Die Brüder Kawara
Ein unwürdiger Tod
Der Weg des Schwertes und der Poesie
Verrat und Treue
Dôjô-Geschichten
Die Lektion des Banzo
Satori
Unreife
Mutekatsu-ryû
Der Krötenmann
Die drei Söhne des Tsukahara Bokuden
Rettung eines Kindes
Der Teemeister und der Samurai
Der Teemeister und der Rônin
Die Ehre des Kage Genshirô
Feindliche Schwingungen
Das Geheimnis der Schwertkampfkunst
Schwerter und Fliegen
Das Reiskorn
III Ninja – Die Schattenkrieger
Meuchelmörder und Spione
Aus dem Dunkeln – Teil 1
Die Schlacht bei der Burg des »Weißen Phönix«
Vorspiel
Das lange Warten
Trügerischer Sieg
Hattori Hanzô, Wegbereiter der Tokugawa
Herbst 1581
Frühjahr 1582
Triumph
Post für Takamatsu-jô
Vorspiel
Durch feindliches Gewässer
Die Mission
Lautloser Tod
Nachspiel
Ninja-Anektdoten
Der Ninja und die Wiesel
Der betrogene Ninja
Die wiedergefundene Ehre der Ninja des Totsuka-Klans
Verhängnisvolles Können
Das Flammenmeer
Ninja-seppuku
Verräterische Insekten
Eine uneinnehmbare Festung
Auf der Richtstatt
Gejagt von den Ninja des Oda Nobunaga
Die Falle
Vogel im Regen
Der Schwertdieb
Mugei-mumei
Aus dem Dunkeln – Teil 2
Fußnoten
Anhang
Glossar
Die historischen Provinzen Japans
Zeittafel
Bibliographie
Der japanische Farbholzschnitt
Weitere Bücher von dem Palisander Verlag
Mabuni Kenei: Leere Hand – Vom Wesen des Budô-Karate
John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn
Roland Habersetzer: Amakusa Shirô
Roland Habersetzer, Jahrgang 1942, ist seit 1957 Praktizierender der Kampfkünste. Bereits 1961 erhielt er den 1. Dan und wurde so zu einem der ersten französischen »Schwarzgurte« im Karate. Zu recht wird er sowohl als Spezialist der japanischen Kampfkünste (Budô) als auch der chinesischen (Wushu) angesehen. Nachdem er verschiedene Graduierungen in Frankreich, Japan und China erhalten hatte, wurde Roland Habersetzer im April 2006 in Japan durch O-Sensei Tsuneyoshi Ogura (Schüler von Yamaguchi Gôgen und Gima Makoto) der 9. Dan, Hanshi, sowie der Titel eines Sôke (Meister-Gründer) für seinen eigenen Kampfkunststil »Tengu no michi« (Tengu ryû Karatedô, Kobudô, Hôjutsu) verliehen. Damit wurden seine außerordentlichen Bemühungen bei der Verbreitung der Kampfkünste und die hohe Effektivität seines Wirkens gewürdigt. Nicht zuletzt stellt dies auch die Legitimierung seines eigenen Konzepts der Praxis der Kampfkünste dar, des »Weges des Tengu« (»Tengu no michi«).
Im Jahre 1968 erschien Roland Habersetzers erstes populärwissenschaftliches Buch über die Kampfkünste. Heute besteht sein Werk aus nahezu 80 Büchern, was ihn zum Autor der weltweit bedeutendsten Buchreihe auf diesem Gebiet werden läßt. Seine Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt worden sind, gelten in allen frankophonen Ländern als historisches, technisches und pädagogisches Standardwerk. Auch in vielen anderen Ländern besitzen sie hohes Ansehen.
Sein erster Roman, »Li, le Mandchou«, erschien im Jahre 1976 bei Trévise, in der Folge veröffentlichte er drei weitere Romane mit kampfkunstbezogener Handlung im renommierten französischen Verlag Pygmalion. Seine Erzählungen über berühmte Samurai und Rônin wurden 1988 publiziert. Die im vorliegenden Band enthaltenen Ninja-Erzählungen werden hiermit erstmals veröffentlicht.
Roland Habersetzer
Centre de Recherche Budo – Institut Tengu (CRB-IT)
7b, rue du Looch
67530 Saint-Nabor (Frankreich)
http://www.tengu.fr
Deutsche CRB-Website:
www.wslang.de/karatecrb
Die Farbabbildungen sind Reproduktionen japanischer Holzschnitte aus der Sammlung Brühl, Schloß Lichtenwalde, mit Ausnahme der Abbildungen 2 (lizenzfreie Quelle) und 4 (Archiv des Autors). Die Zeichnungen im Buch stammen vom Autor, die anderen Schwarzweißabbildungen entstammen dem Archiv des Autors, lizenzfreien Quellen und der Sammlung Brühl, Schloß Lichtenwalde (1 und 24). Die Landkarten 25 und 26 wurden von Maria Nitschke gezeichnet. Das Foto des Autors wurde von Gabrielle Habersetzer angefertigt.
Den Starken und den Reinen von überall und aus allen Zeiten.
Roland Habersetzer
Hana wa sakura gi hito wa bushi. Was unter den Blüten die Kirschblüte, ist unter den Menschen der Krieger.
Im Kampfe waren sie unerbittlich und grausam, aber sie vermochten es auch, in Gedichten tiefe Gefühle auszudrücken. Ihr Wille war unbeugsam, und zugleich waren sie außerordentlich empfindsam. Jederzeit waren sie zum Sterben bereit, doch ihre Siegesgewißheit war grenzenlos. Sie waren stolze Ritter und trugen aus mehreren Schichten bestehende Rüstungen in schillernden Farben. Als Zeichen ihrer Privilegien führten sie zwei Schwerter mit sich, die sie als ihre lebendigen Begleiter betrachteten. Dies waren die Samurai.
Über ihr bewegtes Leben ist viel berichtet worden. Es ist nicht einfach, sich heute ein realistisches Bild von ihnen zu machen, durch den Nebel der Legenden hindurch, die über die Jahrhunderte um sie gewoben wurden. Wie bei den Recken unserer Heldenlieder oder den Helden der nordischen Sagenwelt vermischte sich ihre Geschichte mit dem Mythos, und die Erzählungen ihrer großen Taten wurden über Generationen hinweg durch ein Volk, das seine Helden bewunderte, überliefert. In den Geschichten sind daher die Grenzen zwischen historischer Wahrheit und Märchen mitunter fließend, und manche Einzelheiten werden vielleicht etwas unglaubwürdig klingen. Doch dies ist kein Makel. Man sollte die Erzählungen in dem Bewußtsein des zeitlichen Abstands lesen und sich dabei vom Gefühl des Wunderbaren, das sie durchdringt, erfüllen lassen. Ein wenig Begeisterung und ein wenig Träumerei sind vielleicht genau das, dessen unser Zeitalter bedarf.
Es ist kaum möglich, unberührt zu bleiben angesichts des Lebens, des Charakters und der Ethik der Berufskrieger des japanischen Mittelalters. Einige von ihnen erlangten schon früh einen Ehrenplatz in der Geschichte, anderen wurde er erst später zuteil. Nicht alle erreichten die Berühmtheit eines Minamoto Yoshitsune, eines Takeda Shingen oder eines Kusunoki Masashige. In der japanischen Geschichte gibt es derartig viele blutige Geschehnisse, in denen sich Männer, aber auch Frauen, ruhmvoll hervorgetan haben, daß von zahlreichen Helden nicht einmal die Namen überliefert wurden. Viele ihrer außergewöhnlichen Taten wurden in früheren Zeiten als etwas Alltägliches betrachtet.
Ruhm konnte ein Krieger sowohl durch den Erfolg als auch durch die Niederlage erlangen. Die japanische Tradition kennt den Begriff hôgan biiki, die Würde des Gescheiterten. Auch wenn ihr Mut, ihre Treue und ihre Entschlossenheit überragend waren, haben doch viele Samurai und Rônin – dies waren Samurai, die keinem Herren dienten – ihr Leben im Kampf gegen übermächtige Kräfte verloren oder wurden Opfer niedriger Intrigen. Ihr Geschick war oft tragisch. War ein Samurai den Mächtigen nicht mehr nützlich, konnte es geschehen, daß er unbarmherzig verfolgt wurde. So war es keine Seltenheit, daß ein Samurai einsam in der Verbannung starb oder zu rituellem Selbstmord gezwungen wurde. Oft war der Ruhm der Helden flüchtig und zerbrechlich, ein magischer Augenblick, der schon verstrichen war, kaum daß man zu glauben begann, er würde ewig dauern.
Der Samurai begegnet uns häufiger als ein zutiefst empfindsamer Mensch denn als unüberwindlicher Held. Aber das trug um so mehr dazu bei, daß er nicht vergessen wurde. Im Gegensatz zur westlichen Welt, wo man sich am liebsten der siegreichen Helden erinnert, liebt man in Japan vor allem die unglücklichen Helden. Sie sind die schillernden Figuren der kabuki- und nô-Theaterstücke, der Balladen, Erzählungen und Filme. Der Bericht von ihrem Lebensweg, so nüchtern er auch sein mag, wirft auch nach Jahrhunderten stets die gleichen Fragen auf: Bedeutet ihr Tod Sieg oder Niederlage? Ist der Sieger wirklich immer derjenige, der überlebt? Welchen Sinn haben Opfertaten? Warum triumphiert so oft das Böse oder das Mittelmaß?
Die tapferen Krieger, über die hier berichtet wird, verkörpern die Tugenden eines verflossenen Zeitalters. Ihre Geschichten erinnern uns daran, daß der Mensch selbst in den schwersten und unruhigsten Zeiten die Fähigkeit bewahren kann, Werte aufrechtzuerhalten, nach denen wir auch heute noch streben, um in der modernen Gesellschaft Halt zu finden. Ich glaube, daß sie es verdienen, immer wieder erzählt zu werden, weil sie beispielhaft sind und weil sie Hoffnung geben.
Alle Geschichten in diesem Buch sind wahr. Alle Persönlichkeiten, von denen berichtet wird, haben existiert, und ihre Rolle in der japanischen Geschichte wird auf authentische Weise wiedergegeben. Auch die Daten sind streng historisch. Man muß hierbei aber berücksichtigen, daß nach japanischem Brauch ein Kind, das zur Welt kommt, bereits ein Jahr alt ist. Dies erklärt, warum in den Quellentexten, je nachdem, ob es sich um japanische oder nichtjapanische handelt, manche Daten oder Altersangaben zu den Protagonisten dieser epischen Abenteuer unterschiedlich sein können.
Es war meine Absicht, mit meinen Worten die großen Krieger des alten Japan wieder zum Leben zu erwecken. Ihre Zeitgenossen glaubten, daß sich diese Helden in einer Hinsicht von den gewöhnlichen Menschen unterschieden: Für einen Augenblick, der wie ein kräftiger Windstoß war, besaßen sie eine Ausstrahlung, die jenem einzigartigen Schimmer glich, welcher der Kirschblüte (sakura) zu eigen ist, kurz bevor sie zu welken beginnt.
Fragt dich jemand nach dem Geiste Japans: Es ist eine Kirschblüte, die ihren Duft in der aufgehenden Sonne verströmt.
Motoori Norinaga (1730-1801)
Samurai unter blühendem Kirschbaum. Japanischer Holzschnitt (Detail).
»Der Weg des Samurai liegt im Tod.« Aus dem Hagakure1
Der Samurai gilt in der Kriegertradition Japans als Urbild des tapferen, einzelgängerischen und romantischen Menschen, der treu ist bis zu seinem Tode. Für unzählige Generationen von Japanern war dieser Kriegertypus, der sich zugleich durch Stolz und Bescheidenheit, durch Kraft und Empfindsamkeit auszeichnete, ein Muster der Tugendhaftigkeit. Während 700 Jahren spielten die Samurai eine entscheidende Rolle in der bewegten Geschichte ihres Landes. Sie brachten Fürstenfamilien an die Macht und stürzten sie. Sie schlugen sich im Dienste rivalisierender Parteien, sie trotzten auf allen Schlachtfeldern dem Tode und lebten nach ihren eigenen Regeln.
Das Wort Samurai entwickelte sich phonetisch aus »saburai«, das wiederum abgeleitet ist von »sabura«, »zur Seite stehen, bewachen, dienen«. Der Begriff kam zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert auf. Als Samurai wurde zunächst eine Elite bezeichnet, die aus den Familien der großen Lehnsherren des Landes stammte, und aus der jene ihre Vasallen auswählten. Die ersten Samurai waren demzufolge von geringer Zahl, und jeder von ihnen verfügte über eigene Truppen. Sie waren damit den Grafen des europäischen Mittelalters vergleichbar. Diese Vertreter des Kriegeradels (buke) standen anfangs im Schatten der kaiserlichen Macht. Im 12. Jahrhundert änderten sich jedoch die Machtverhältnisse. Im Ergebnis verheerender Bürgerkriege wurde einer der ihren zum Shôgun2 und damit zum tatsächlichen Machthaber im Lande. Nachdem der Klan der Minamoto (auch Genji3 genannt) den mächtigen Taira-Klan (auch als Heike-Klan4 bezeichnet) vernichtend geschlagen hatte, wurde im Jahre 1192 das Oberhaupt des Siegerklans, Minamoto-no-Yoritomo, zum Seii Taishôgun ernannt, d. h., zum »Oberbefehlshaber mit dem Auftrag, die Barbaren zu unterwerfen«. Damit hatte das »Zeitalter der Krieger« (buke jidai) begonnen, das erst 1868 zu Ende ging. Dieses Zeitalter läßt sich in zwei Epochen unterteilen: Die ersten vier Jahrhunderte (1192-1603), die Ären Kamakura, Muromachi und Azuchi-Momoyama, waren geprägt durch zahlreiche Bürgerkriege, in denen die Kriegerklane miteinander um die Macht stritten. Das ganze Land wurde durch Feuer und Schwert verwüstet. Mit Anbruch der Tokugawa-Ära, die von 1603 bis 1868 andauern sollte und die durch Tokugawa Ieyasu gegründet wurde, stabilisierten sich die Machtverhältnisse, und die Kaste der Samurai wurde gezwungen, sich zu disziplinieren. Dieses Zeitalter fand 1868 mit der »Meiji-Revolution« ein Ende. Unter Führung des jungen Kaisers Mutsuhito begann eine grundlegende Modernisierung des Landes. Die Samurai wurden hierfür nicht mehr benötigt, und somit endete unwiderruflich ihre Zeit.
Es waren vor allem die Samurai der Tokugawa-Ära, die als Typus ihrer Gattung in das Bewußtsein des Volkes eingingen. Diese Zeit wurde durch starke Zentralisierung der Regierungsgewalt geprägt. Während die Kaiser in Kyôto residierten, regierten die Shôgune das Land von der Stadt Edo aus, dem heutigen Tokio. Den Tokugawa gelang es, im ganzen Land den Frieden durchzusetzen. Dieser »Pax Tokugawa«, der vom Shôgun auferlegt wurde, stützte sich vor allem auf die unter seiner Kontrolle stehenden lokalen Herrscher, die in Burgen lebenden Daimyô. Den Samurai wurde somit mehr und mehr die Grundlage ihrer Existenz genommen, denn sie lebten für den Kampf.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!