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Der maltesisch-britische Schriftsteller Alexander Gregory Johnson wurde in den Fünfziger Jahren in London geboren und ließ sich von den vielen Facetten seines bewegten Lebens inspirieren. Erst in seinen späteren Jahren entwickelte er sein kreatives Talent weiter. Von Kurzgeschichten bis hin zu einem von der Kritik gefeierten Musical erforscht Johnson in seinen Werken die emotionale Mechanik unseres Planeten, sei es in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft. Johnson lebt und arbeitet in der Schweiz.
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Die letzte
Zigarette
Koste sie, was es wolle !
von
Alexander G. Johnson
Erweiterte Ausgabe
IMPRINT
Die letzte Zigarette
Alexander G. Johnson
Übersetzung, Buchtitel Gabriele Ruttloff-Bauer
© 2011-2023 Seven Beland Publishing
Alte Zürichstrasse 4, 8124 Maur, Schweiz
www.sevenbeland.com
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-37579-4-646-32. Auflage 2023
Originalausgabe:
The Last Cigarette
Alexander G. Johnson
© 2011-2021 Seven Beland Publishing Switzerland
Ein Tag in der Zukunft
山羊
Prolog
Es ist das Jahr 2099, gemäß chinesischem Kalender das Jahr der Ziege. Langsam verlässt der Sommer die nördliche Erdhalbkugel und in wenigen Monaten wird das neue Millennium sein erstes Jahrhundert vollendet haben. Während der vergangenen Jahrzehnte hat sich das Leben auf dem Planeten Erde exponentiell mit Quantensprüngen verändert. Ein Zeitreisender aus dem zwanzigsten Jahrhundert würde sich in dieser Welt wohl nicht mehr zurechtfinden.
Die Weltgemeinschaft steht heute unter der Schirmherrschaft eines einzigen politischen Systems, dessen Ideologie sich als eine Mischung von Kommunismus und Kapitalismus definiert. Die globale Verwaltung hält die "Union of Global Governments" inne - dem zentralen Universellen Exekutivkongress - im Alltag kurz "UGG" genannt.
Geld, das vormals dominierende Barzahlungsmittel in Form von Münzen und Banknoten, wird in den Finanzarchiven nur noch als Fußnote erwähnt. Mit dem Ziel, alle Währungen zu vereinheitlichen, hatte die UGG als ersten Schritt beschlossen, alle gesetzlichen Zahlungsmittel der Welt, einschließlich Kryptowährungen, durch eine einzige Tauscheinheit zu ersetzen: den Renminbi, benannt nach der offiziellen Währung Chinas. Die Umsetzung wurde, früher als geplant, bereits im vergangenen Jahrzehnt abgeschlossen. Alle Banken waren abgewickelt und die bargeldlose Währungseinheit "Solvent" in allen Bereichen der Wirtschaft und des Privatlebens eingeführt. Vom Gehalt über Lebenshaltungskosten bis zum Kauf einer Immobilie werden sämtliche Finanztransaktionen in Solvents ausgeführt, die auf einem am linken Unterarm implantierten Chip gutgeschrieben bzw. abgezogen werden. Zusätzliche Plastikkarten mit kleineren Guthaben werden noch geduldet. Im Alltag sind Solvents eher als "Sols" bekannt.
Auf denStraßen dominieren Fahrzeuge der Marke "Transporter", außer für den Güter- und Schwerverkehr, hier sind "Transfreighter" im Einsatz. Mit seinem Elektroantrieb hat der Transporter vor Jahrzehnten bereits die fossilbetriebenen Fahrzeuge abgelöst. Seine schlanke, aerodynamische Karosserie aus Kohlefaser wirkt ästhetisch und ist äusserst funktionell. Zusätzlich zu den zahlreichen verfügbaren Online Diensten wie WiFi, Cloudzugang, Medien und Unterhaltung, kommunizieren die gehobeneren Transporter-Modelle eigenständig mittels verschiedener Sensoren mit anderen Fahrzeugen sowie der Infrastruktur, wie zum Beispiel mit Straßenleit systemen und Gebäuden. Die Transporter gelten als sicher und sind für ihren hohen Qualitätsstandard bekannt, auch wenn der alleinige Hersteller dieses Transportmittels, wie die meisten großen Wirtschaftsunternehmen, von der UGG kontrolliert wird.
Hochmoderne Humanoiden und Roboter haben nach und nach viele der alltäglichen monotonen Aufgaben übernommen, die früher von menschlichen Arbeitskräften erledigt wurden. Es hat eine große Umwälzung in der Arbeitswelt stattgefunden. Viele Menschen sind heute in ganz neuen Berufen tätig.
Auch die Entwicklung von Androiden wurde zur Perfektion getrieben. Die exklusiven, menschlichen Roboter sind so vollendet, dass der Normalbürger sie auf den ersten Blick nur schwer von einem echten Menschen unterscheiden kann.
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K-A-A-A-BUMM!
Trevor hat keine Zeit, sich nach der ohrenbetäubenden Detonation auf einen Schock einzulassen. Das von der Explosion erschütterte Podium des Auktionators war auf ihn gestürzt und hatte ihn außer Gefecht gesetzt, aber gleichzeitig auch das Leben gerettet und ihn vor herabfallenden Trümmern geschützt. Es vergehen ein paar Minuten, in denen er benommen und verwirrt daliegt, bis seine Phobie, lebendig begraben zu werden, ihn in Panik versetzt. Vehement stößt er das Podium und die Trümmer von sich weg.
Immer noch benommen verschafft er sich einen Überblick über die Auktionshalle, die kurz zuvor noch mit Bietern gefüllt war, von denen nun die meisten tot oder sterbend um ihn herum auf dem Boden und halb unter Schutt begraben liegen. Der Auktionator selbst wurde von einem monströsen, obszön verzierten Kronleuchter zerquetscht, der von der Decke herabgestürzt ist. Der größte Teil der Decke liegt in Trümmern und die Fassade der Halle ist zur Straße hin nur noch ein großes, zerklüftetes Loch.
Langsam erhebt sich Trevor, schüttelt den Kopf, klopft sich die Kleidung ab und wischt sich den Schmutz aus den Augen. Als er sich orientierend durch das Gemetzel bewegt, lassen ihn das Stöhnen und die gellenden Schreie der Überlebenden erschaudern.
«Was zum Teufel ist hier passiert?», krächzt er, und hustet sich den Staub aus der Kehle.
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Sein Tag beginnt wie jeder andere. Trevor wird von der schrillen Stimme seiner Mutter unsanft geweckt, als sie in sein Zimmer platzt.
«Trevor, um Himmels willen, steh auf! Du kommst noch zu spät zur Arbeit!»
Trevor weiß nicht, was schlimmer ist, das Zusammenleben mit seiner Mutter oder die horrenden Kosten für seine bevorstehende dritte Scheidung.