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Mach immer das Beste draus – der Löwenzahn weiß, wie's geht
Widerstandsfähigkeit, Selbstbewusstsein, innere Stärke – mit seinen leuchtenden Blüten und seiner Gabe, sich auch auf schwierigem Terrain zu behaupten, verkörpert der Löwenzahn all diese Eigenschaften, die wir uns im Alltag so oft wünschen.
Thomas Hohensee versteht es, die wertvollen Erkenntnisse des unbekümmerten Lebenskünstlers amüsant und leicht verständlich in zehn konkrete Strategien zu verpacken. Wer sie beherzigt, wird schwierige Situationen erfolgreich meistern und sein Leben erblühen lassen. Frei nach dem Motto des Löwenzahns: "Wenn eine Mauerritze alles ist, was du zur Verfügung hast, mach das Beste draus. Wenn du aber eine ganze Wiese bekommen kannst, breite dich voll aus!"
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Seitenzahl: 139
Widerstandsfähigkeit, Selbstbewusstsein, innere Stärke – mit seinen leuchtenden Blüten und seiner Gabe, sich auch auf schwierigem Terrain zu behaupten, verkörpert der Löwenzahn all diese Eigenschaften, die wir uns im Alltag so oft wünschen.
Thomas Hohensee versteht es, die wertvollen Erkenntnisse des unbekümmerten Lebenskünstlers amüsant und leicht verständlich in zehn konkrete Strategien zu verpacken. Wer sie beherzigt, wird schwierige Situationen erfolgreich meistern und sein Leben erblühen lassen. Frei nach dem Motto des Löwenzahns: »Wenn eine Mauerritze alles ist, was du zur Verfügung hast, mach das Beste draus. Wenn du aber eine ganze Wiese bekommst, breite dich voll aus!«
Thomas Hohensee
DIE
LÖWENZAHN
STRATEGIE
Blüh auf, sei wild und unbezähmbar
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Verlagsgruppe Random House FSC® N001967
Lotos Verlag
Lotos ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH.
ISBN 978-3-641-20580-5V002
Erste Auflage 2017
Copyright © 2017 by Integral Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Vermittelt durch die Agentur Altepost 2015, Klaus Altepost, 48477 Hörstel
Alle Rechte sind vorbehalten.
Einbandgestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung eines Motivs von © Rasveta/thinkstock
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
www.ansata-integral-lotos.de
INHALT
Gestatten, mein Name ist Löwenzahn!
Tue das, was du am besten kannst
Nutze günstige Gelegenheiten
Übe dich in der Kunst, das Mögliche zu tun
Spüre deine Stärke
Sei selbstbewusst
Überlass die Bescheidenheit den Veilchen
Bewahre dir das Wilde
Sei wehrhaft und verspielt zugleich
Lebe deinen Widerstandsgeist
Bleib, wie du bist
GESTATTEN, MEIN NAME IST LÖWENZAHN!
Manche nennen mich auch Hundeblume, Kuhblume oder Pissnelke. Mir ist das vollkommen egal. Ich bin so, wie ich bin.
Im Sommer blühe ich auf allen Wiesen. Aber falls ich nur eine Verkehrsinsel oder einen Straßenrand bekommen kann, ist mir das genauso recht. Gib mir eine ganze Wiese und ich breite mich dort voll aus. Überlass mir eine Mauerritze und ich mache etwas daraus.
Perfektionisten hassen mich, Kinder lieben mich. Die Ersten sorgen sich um ihren gepflegten Rasen, von dem sie mich unter allen Umständen fernhalten wollen. Kinder mögen mich besonders als Pusteblume. Ich habe übrigens nicht das Geringste dagegen, dass sie mich ausreißen. Im Gegenteil: Sie helfen mir, mich auszubreiten, indem sie meine Samen in alle Richtungen blasen. Das ist besonders toll, wenn es mal windstill ist.
Egal, wer du bist: Du kannst eine Menge von mir lernen. Ich verfüge zum Beispiel über einen beachtlichen Widerstandsgeist. Du weißt ja: Unkraut vergeht nicht.
Außerdem bin ich eigentlich nie unglücklich. Warum auch? Ich fühle mich ja praktisch überall wohl. Das gehört zu meinen größten Stärken und erlaubt mir, auch unter schwierigen Bedingungen zu blühen.
Jeder will heute etwas Besonderes sein. Ich nicht. Ich fühle mich am wohlsten als das, was ich bin: ein Löwenzahn. Rosen und Orchideen? Interessieren mich nicht. Ich mache mein eigenes Ding und freue mich daran, etwas Alltägliches zu sein. Ist das nicht total ungewöhnlich?
Bescheiden bin ich allerdings auch nicht. Diese Eigenschaft überlasse ich lieber den Veilchen. Seht her, ich bin’s! Das ist meine Devise. Mit meinen knallgelben Blüten bin ich ja auch wirklich nicht zu übersehen.
Eine gewisse Wildheit habe ich mir stets bewahrt. Sie gehört zu meinen größten Erfolgsstrategien. Ich wachse da, wo ich will, nicht da, wo ich soll. Das wäre ja noch schöner, wenn irgendein »Gartenfreund« mich »veredeln« und dann bestimmen wollte, wie ich mich entwickle. Nein, danke!
Eigentlich rede ich gar nicht so gern über mich. Schau einfach genau hin. Dann begreifst du, warum ich fast überall gedeihe. Aber für die, die immer alles schwarz auf weiß haben müssen, habe ich mir einen Ghostwriter gesucht, der mich und meine Strategien richtig in Szene setzen kann. Er ist Coach und Berater, der viel Erfahrung mit euch Menschen hat und aus meiner Wesensart jede Menge Nützliches für dich ableiten kann.
So bin ich nun mal: Mir liegt am Herzen, dass du genauso unverwüstlich wirst wie ich. Wachse, wo immer du kannst. Scher dich nicht um die Hunde, die am Straßenrand ihr Bein über dir heben. Nutze es als Dünger, um noch stärker zu werden. Und denk vor allem an eines: Sei einfach so gelb, so schön und so pusteblumig, wie du nur sein kannst!
Jetzt hast du schon mal einen Überblick, worum es hier geht. Also kann es losgehen. Viel Vergnügen!
TUE DAS, WAS DU AM BESTEN KANNST
Blätter, Blüten und Pusteblumen bilden – es gibt nichts, was ich lieber täte
Hallo, da bin ich wieder, der Löwenzahn.
Im Frühling blühe ich auf. Ich bilde Blätter und Blüten, so viele ich kann. Und ich schaffe eine ganze Menge, das kannst du mir glauben. Wenn die Blüten irgendwann verwelken, kommt eigentlich das Beste: viele, viele herrliche Pusteblumen! Die sind die Freude aller Kinder. Ach, was sage ich? Sie sind ein Spaß für alle Junggebliebenen. Denn du weißt ja: Man ist so alt, wie man sich fühlt!
Es freut mich, wenn ich Groß und Klein daran erinnern kann, dass es noch mehr gibt im Leben als ernste und anstrengende Dinge, To-do-Listen und superwichtige Termine. Man muss ja schließlich auch noch Zeit haben, einfach in den blauen Himmel zu gucken, sich die Sonne auf die Nase scheinen zu lassen und das Pusteblumenspiel zu spielen.
Ich sehe den Menschen gern zu, wie sie ihre Backen aufblasen und pusten und pusten, bis die kleinen Schirmchen mit meinen Samen in alle Winde verstreut werden. Je mehr und je weiter, desto besser. Im nächsten Jahr gibt es dann nämlich eine Menge neue Löwenzähnchen. Ach, da bin ich ganz in meinem Element!
Aber auch im Herbst und im Winter mache ich, was ich am besten kann. Ich bilde schöne starke Pfahlwurzeln aus, in denen ich Nahrung für das nächste Jahr sammle. Bis ich mich dann in meinen wohlverdienten Winterschlaf begebe. Denn wer schaffen will, muss nicht nur fröhlich sein, sondern auch genug ausruhen. So schlummere ich selig vor mich hin, bis die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr meine Energie wachkitzeln.
Dann heißt es wieder: Blätter, Blüten und Pusteblumen bilden, blühen und gedeihen, groß und stark werden. Es gibt nichts, was ich lieber täte!
Was kann ich, was will ich?
Unser Löwenzahn hat es ein bisschen leichter als wir. Sein Programm steht fest. Sobald es heller und wärmer wird, blüht und grünt er, was das Zeug hält, und wenn der Winter naht, zieht er sich ins Erdreich zurück, um sich zu sammeln und bis zum nächsten Frühling auszuruhen. Und das Allerwichtigste: Er liebt, was er tut. Das ist seine Natur.
Dagegen sind wir zunächst unbeschriebene Blätter. Bevor wir so richtig loslegen, müssen wir uns unser Programm erst einmal selbst schreiben. Das macht Arbeit, schenkt uns jedoch auch jede Menge Chancen. Es wäre schade, wenn wir diese Freiheit nicht nutzten.
Wir können so vieles sein: Fleischereifachverkäuferin oder Inhaber eines veganen Supermarktes, Schriftstellerin oder Steuerbeamter, Hirnforscherin, Mönch oder Nonne, Abenteurerin oder Couch-Potato. Wir können in der Welt umherziehen oder nie aus dem Ort herauskommen, in dem wir geboren wurden. Ganz wie wir wollen und so, wie es am besten zu uns passt. Diese vielen Möglichkeiten können uns zeitweise überfordern. Es ist genauso wie im Coffeeshop: Nehme ich nun den großen, mittleren oder kleinen Chai-Latte oder doch einen von den Vanilledrinks oder den doppelten Espresso oder, oder?
Solange es nur um einen Pausenkaffee geht, kann man sämtliche Varianten nach und nach durchprobieren, und es hat wenig Konsequenzen, wenn man sich mal vertut. Im richtigen Leben besteht die Gefahr, sich zu verzetteln und nichts Halbes und nichts Ganzes zustande zu bringen.
Was will ich?
Was kann ich?
Will ich, was ich kann?
Kann ich, was ich will?
Was ist meine Aufgabe im Leben?
Das sind keine einfach zu beantwortenden Fragen.
Manchen fällt es leichter, zu benennen, was sie nicht wollen. Das kann daran liegen, dass sie ein wenig verlernt haben zu träumen. Manchmal hört man schon als Kind ständig: »Träume sind Schäume! Schlag dir das aus dem Kopf, damit kann man kein Geld verdienen! Das Leben ist kein Ponyhof.« Doch auch daraus lässt sich etwas machen. Man kann zum Beispiel einfach aufschreiben, was man hasst und auf keinen Fall will. Dann verkehrt man es ins Gegenteil, und schon weiß man, wo es hingehen soll.
Manchmal muss man auch eine Weile suchen, bis man das wiedergefunden hat, was einen einmal begeistern konnte. Mir fällt bei diesem Thema der Comic wieder ein, in dem ein Erwachsener ein kleines Mädchen fragt: »Na, was willst du denn mal werden?« und das Mädchen fröhlich kräht: »Päpstin!« Geht nicht gibt’s nicht!
Vielleicht wollen wir aber auch gar nicht mehr so wie als Kinder LokomotivführerIn oder TänzerIn oder PolarforscherIn werden. Nicht, weil es uns jemand ausgeredet hat, sondern weil inzwischen etwas anderes unser Herz hüpfen lässt.
Nehmen Sie sich ruhig Zeit, um für sich die Frage zu beantworten: Was will ich?
Es geht nicht darum, etwas Besonderes oder Spektakuläres zu wollen, sondern zu entdecken, was einem wirklich Freude bereitet, unabhängig davon, ob jemand anderes beeindruckt ist. Die Freude ist der Wegweiser zu dem, wofür wir geschaffen wurden.
Auf der falschen Spur ist man dann, wenn man tut, was andere von einem verlangen. Nur weil die Eltern Chirurgen sind, muss der Sohn nicht ebenfalls Spaß am Operieren haben. Nur weil der Vater es gern sähe, wenn die Tochter seine Firma übernimmt, heißt das nicht, dass diese ihren Traum, Entwicklungshelferin zu werden, aufgeben muss. Eine Klientin von mir wurde von ihrem Vater vor die Alternative gestellt, mindestens ein Enkelkind »zu produzieren« oder enterbt zu werden.
Nicht immer werden Forderungen derart drastisch erhoben. Manchmal kommen sie netter verpackt daher. Aber es hilft nichts: Wer sich von anderen vorschreiben lässt, wo die Reise hingeht, wird niemals am für ihn richtigen Ziel ankommen.
Üppig blühen und gedeihen kann nur, wer das tut, was das eigene Herz singen lässt. Wie sagte der Löwenzahn? »Ach, da bin ich ganz in meinem Element.« Können Sie das von sich auch behaupten? Oder was ist es, wobei Sie ebenso ins Schwärmen geraten?
Weil wir mit uns selbst schon seit unserer Geburt zusammen sind, fällt es uns manchmal schwer, das Offensichtliche zu erkennen. Freunde dagegen können sofort sagen: »Sven war doch immer schon von allem fasziniert, was vier Beine hat. Mit fünf Jahren hat er seinen ersten Goldhamster bekommen und mit zehn hatte er dann diese süße Promenadenmischung. Ich weiß gar nicht, warum er später Busfahrer geworden ist und nicht Tierpfleger.« Bei der Suche nach vergrabenen Herzenswünschen können uns gute Freunde oder wohlmeinende Verwandte deshalb eine Hilfe sein. Manchmal haben sie den besseren Überblick, während wir wie der sprichwörtliche Ochs vor dem Berg stehen.
Was fällt uns leicht, bei welcher Tätigkeit werden wir kaum müde, wobei trällern wir ein Lied und was lässt uns morgens aus dem Bett hüpfen?
Es kann nicht gut gehen, solche Zeichen zu unterdrücken. Manche Menschen, die nicht leben, wozu sie geschaffen sind, werden sogar krank dabei und verabschieden sich unter Umständen frühzeitig von ihrem ungelebten Leben. Was macht es auch für einen Sinn, eine Existenz zu fristen, die man nicht liebt?
Ziele zu verfolgen, die nicht Ihre eigenen sind – das ist eine Vergeudung Ihrer Einzigartigkeit. Sie wissen doch, alle anderen gibt es bereits. Sie könnten höchstens die Kopie von jemand anderem werden. Nur wenn Sie Ihr ureigenstes Ding machen, werden Sie zu dem Original, als das Sie gedacht sind.
Einer der Pioniere der ganzheitlichen Krebstherapie, Lawrence LeShan, arbeitet seit Jahrzehnten mit Menschen zusammen, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Er hat in vielen Fällen PatientInnen dabei unterstützt, ihre wirkliche Berufung zu entdecken, und etliche sind dadurch wieder gesund geworden, dass sie endlich auf ihre innere Stimme gehört haben.
Da ist zum Beispiel die Frau, die ihr Leben lang für andere da gewesen war. Zuerst für ihre Kinder und für ihren Ehemann, später für die vielen Enkel. Bloß sich selbst hatte sie dabei vergessen. Als sie an Krebs erkrankte und mithilfe von LeShan ihre Ballettbegeisterung entdeckte, ging es ihr von Tag zu Tag besser. Solche Berichte sind unglaublich ermutigend, denn sie zeigen uns, dass es nie zu spät ist, unser eigentliches Leben zu führen und unsere höchstpersönliche Melodie zu singen, wie LeShan es gern ausdrückt.
Wollen wir alles, was wir können?
Nicht unbedingt, es gibt Menschen, denen bestimmte Dinge leichtfallen, die sie aber – jedenfalls auf Dauer – nicht zufriedenstellen würden. So zum Beispiel eine sehr modebewusste und -begeisterte Klientin von mir. Sie kennt die neuesten Trends, weiß, was ihr und anderen steht und hat sich bereits als Vierzehnjährige selbst Klamotten genäht, bemalt oder auf andere Weise individualisiert. Danach hätte sie eigentlich Modedesign studieren oder sich bei der Vogue bewerben sollen. Eigentlich ... Doch die Oberflächlichkeit des Modezirkus hätte sie bald gelangweilt, das war ihr früh klar. Deshalb ist sie lieber Juristin geworden und verhilft heute denjenigen zu ihrem Recht, die sonst leicht übersehen würden. In ihrer Freizeit hat sie aber weiterhin Spaß dabei, ihre Freundinnen beim Einkaufen zu beraten, und sie zieht stilsicher die Stücke aus dem Regal, die perfekt zur potenziellen Trägerin passen. Nicht alles, was einem Spaß macht und leicht von der Hand geht, taugt als Beruf oder Lebensaufgabe. Manches passt besser als Hobby.
Können wir alles, was wir wollen?
Das ist die nächste Frage. Ich selbst zum Beispiel fände es hin und wieder faszinierend, in einer Band den Bass zu spielen. Dieses coole Du-du-dumm-didumm hat einfach was. Aber Sie wissen ja, um etwas wirklich gut zu können, braucht es etwa 10000 Stunden Training, und dazu bin ich in diesem Fall nicht bereit. Außerdem kann ich mir wesentlich attraktivere Dinge vorstellen, als regelmäßig von vielen grellen Scheinwerfern beleuchtet auf einer Bühne zu stehen. Ja, wir können sehr, sehr viel, wenn wir motiviert sind. Aber manchmal ist die Begeisterung doch nicht so stark, dass wir die Mühen der Ebene auf uns nehmen würden.
Am wichtigsten ist es, sich auf seine Stärken zu besinnen, statt seine (vermeintlichen) Schwächen anzustarren. Der Löwenzahn ist rundum begeistert von seinen Blüten und Blättern und Wurzeln und klagt nicht darüber, dass er vielen Menschen als Unkraut gilt.
Probieren Sie es einmal aus und schreiben Sie alles auf ein Blatt Papier, was Sie richtig gut können, ohne Wenn und Aber. Diese Liste schauen Sie sich dann an, wenn Sie an einem grauen Tag den Eindruck haben sollten, dass Ihnen kaum etwas gelingt, oder Sie sich dabei ertappen, nur noch Ihre Schwächen zu sehen.
Was ich noch nicht kann, könnte ich lernen
Anders als in früheren Zeiten ist es heute selten, dass jemand einen einzigen Beruf ein ganzes Leben lang ausübt. Das hat Vor- und Nachteile. Man ist ständig gefordert, Neues zu lernen, hat aber ebenso die Chance, etwas ganz anderes zu tun als das, wofür man ursprünglich einmal ausgebildet wurde.
Wer weiß denn schon mit zwanzig, was er mit fünfzig am liebsten täte? Man ist dreißig Jahre später nicht mehr derselbe, aber auch kein komplett anderer. Es sind regelmäßige Korrekturen nötig, damit das eigene Leben eine Maßanfertigung wird und keine Massenware. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.
Manche Menschen lieben Anfänge. Ich erinnere mich an eine Bekannte, die verschiedene Projekte auf den Weg gebracht hat und immer dann, wenn die Sache rund lief, zur nächsten Herausforderung aufbrach. Das »alte« Projekt wurde dann von anderen, beständigeren Personen weitergeführt. Ich finde, das ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedliche Charaktere konstruktiv zusammenarbeiten können. Es braucht sowohl die PionierInnen als auch die mit dem langen Atem.
Die Möglichkeit, sich ab und an neu zu erfinden, ist jedenfalls eine positive Seite der heute viel beklagten Schnell lebigkeit. Es ist dadurch viel einfacher, verschiedene Träume in einem Leben zu verwirklichen, oder auch ein unbefriedigendes Dasein gegen eines zu tauschen, das man liebt.
Ich selbst war schon mit zehn Jahren entschlossen, Schriftsteller zu werden, habe dann aber zunächst die juristi sche Laufbahn eingeschlagen. Einerseits interessierte mich brennend, wie man sich wirksam gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzt. Andererseits wollte ich nicht einer dieser traurigen Romanautoren werden, deren Werk um all das kreist, was in ihrer Kindheit und Jugend und überhaupt auf der Erde schiefgelaufen ist. Erst als ich nach langer Suche Methoden entdeckt hatte, die tatsächlich hilfreich dabei sind, seinem Leben eine positive Richtung zu geben, wurde ich Autor und Coach, um das, was mich begeistert, auch anderen zugänglich zu machen. Ich habe immer gern Neues gelernt. Das kam mir bei meinem Berufswechsel sehr zugute.