Die Magie der Weihnachtszeit - Christina Emmerling - E-Book

Die Magie der Weihnachtszeit E-Book

Christina Emmerling

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Beschreibung

'Weihnachten ist ein Gefühl, ganz tief in uns drin.' Ein sprechender Lebkuchenmann mit buntem Federhut? Ein chaotischer Wichtel, der deine Geschenke stiehlt? Und ein Schneemann, der fröhlich durch die Gegend hüpft? Wenn all das passiert, dann weißt du: Die Magie der Weihnachtszeit ist zurück! Begleite Fiona durch zauberhafte, funkelnde Weihnachtswelten, in denen es nach Tannen und frisch gebackenen Plätzchen duftet. Und spitze die Ohren, wenn sie den Weihnachtshelfern ihre Geheimnisse entlockt. Ein Adventskalender mit 24 Kurzgeschichten zum Vorlesen ab 4 Jahren

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Seitenzahl: 142

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Über die Autorin

Christina Emmerling wurde 1992 in Würzburg geboren. Sie ist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und arbeitet bei der Justiz. Seit sie in ihrer Jugend mit dem Schreiben angefangen hat, sind einige Kurzgeschichten und Romane für Kinder und Jugendliche entstanden. Ihr Fokus liegt im fantastischen Bereich. Nach rund zwanzig veröffentlichten Kurzgeschichten in Geschichtensammlungen ist der Geschichtenband „Die Magie der Weihnachtszeit“ ihre erste eigenständige Veröffentlichung.

Instagram: christinaemmerling.autorin

E-Mail: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

1. Die magische Karussellfahrt

2. Mini-Eisprinzessinnen

3. Der kranke Weihnachtsstern

4. Besuch aus dem Lebkuchenland

5. Jacks erster Flug

6. Der fürchterlich alte Nikolaus

7. Die Spione des Christkinds

8. Eine Geschichte aus der Schneekugel

9. Der Dieb im Adventskalender

10. Wilde Schlittenfahrt

11. Im Reim durch die Weihnachtszeit

12. In der Weihnachtsbäckerei

13. Der verschollene Weihnachtsbaum

14. Der Brief vom Christkind

15. Das geheime Weihnachtsfest

16. Die Reise an den Nordpol

17. Figuren aus Eis

18. Der Tanz unter dem Mistelzweig

19. Die Schneeballschlacht

20. Rote Rentiernasen

21. Der kleine Tannenbaum

22. Wer passt auf die Geschenke auf?

23. Der verletzte Engel

24. Eichhörnchens erstes Weihnachten

1

Die magische Karussellfahrt

Fiona atmete ganz tief ein, um den Duft nach Punsch, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte in sich aufzusaugen. Von überall her leuchtete es und hier und da ertönte leise Musik. Sie schlängelte sich zwischen den Menschen hindurch, die sich in die Gässchen zwischen den Buden drängten. Fiona liebte den Weihnachtsmarkt. Außerdem war es dieses Jahr endlich mal so richtig schön kalt und alles verschneit.

Doch während ihre Eltern sich alle Zeit der Welt nahmen, um die Buden zu bestaunen, wurde Fiona immer unruhiger. Sie wollte endlich am unteren Ende des Weihnachtsmarkts ankommen. Denn dort stand das Karussell. Und ihre Eltern hatten ihr versprochen, dass sie heute damit fahren durfte.

„Möchtest du erst einen Punsch trinken oder Karussell fahren?“, fragte ihr Papa, als sie endlich unten angekommen waren. Das Karussell glitzerte und leuchtete und fuhr gerade im Kreis.

„Karussell fahren!“, rief Fiona mit pochendem Herzen. Sie konnte ihre Augen gar nicht mehr vom Karussell abwenden.

Während ihr Papa ihr einen Chip kaufte, überlegte Fiona noch, ob sie sich lieber auf eines der Rentiere oder in den Schlitten setzen wollte. Aber nachdem das Karussell angehalten hatte, ging Fiona sofort zu einem Rentier mit dunkelbraunem Fell und einer weißen Blesse. Ihr Papa half ihr beim Aufsteigen.

„Gut festhalten, Fiona“, sagte ihr Papa, ehe er Fiona den roten Chip gab und vom Karussell hinunterging. Fiona hielt sich am Geweih des Rentiers fest und glühte vor Aufregung innerlich so sehr, dass sie den kalten Wind um sich herum kaum spürte. Kurz darauf setzte sich das Karussell in Bewegung. Ein Mann ging zwischen den Figuren hindurch, um die Chips der Kinder einzusammeln. Das Rentier, auf dem Fiona saß, bewegte sich auf und ab, während sich das Karussell immer weiter im Kreis drehte. Nach zwei Runden wurde es plötzlich schneller und es war schwer, die umstehenden Menschen noch klar zu erkennen.

„Lasset den Zauber beginnen“, ertönte es aus den Lautsprechern und im Nu wurde das Karussell noch schneller. Und dann passierte es: Nach der dritten Runde ging es nicht einfach im Kreis weiter, sondern Fiona sah, wie die ersten Rentiere vor ihr aus dem Karussellkreis ausbrachen und auf die Weihnachtsmarktbuden zuliefen. Für einen Moment hielt sie die Luft an. Ob sich das so gehörte?

Ihr Rentier drehte den Kopf zu ihr um und sagte: „Gut festhalten.“

Fionas Mund stand offen und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Rentier hingegen schien genau zu wissen, was es zu tun hatte. Es lief vorwärts und folgte den anderen. Kurz war Fiona vor Schock wie erstarrt, dann hielt sie sich gut fest und richtete sich auf – gewappnet für alles, was noch kommen würde.

Während die Rentiere über den Weihnachtsmarkt liefen, summte Fiona zu der Weihnachtsmusik. Sie drehte den Kopf in alle Richtungen, um die Eindrücke in sich aufzusaugen. Dabei wagte sie es nicht, auch nur einmal zu blinzeln. Die Buden waren nicht mehr dunkelbraun, sondern kunterbunt. Überall hingen Lichter und es glitzerte und funkelte. Hier und da standen Schlitten, Rentiere und Tannenbäume. Menschen waren keine mehr zu sehen. Stattdessen winkte aus der einen Bude ein Engel, aus der nächsten ein Wichtel und dann ein Weihnachtself.

Das Einzige, was geblieben war, war der Duft nach Punsch, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. Er war sogar noch intensiver geworden.

Ein Glockenläuten ertönte und Fiona zuckte zusammen. Dann blickte sie hinter sich. Da kamen noch zwei Rentiere. Dahinter befand sich der weiße, mit Gold verzierte Schlitten. Daran hing eine goldene Glocke und in dem Schlitten saß ein Engel. Die Rentiere liefen über den Weihnachtsmarkt und vorbei an Buden mit Strickwaren, Kuscheltieren und Porzellanfiguren.

Dann kamen sie an der wohl besten Bude vorbei: Dort gab es gebrannte Mandeln, Lebkuchenherzen, Popcorn, Schokoladenbananen und -äpfel, Zuckerwatte und Zuckerstangen, Bonbons und bunte Perlen in der Flasche. Aus der Bude grinsten und winkten fünf Wichtel. Wie gerne hätte Fiona den Schlitten angehalten und sich etwas Süßes geholt. Doch da kam schon eine Fee angeflogen und hängte ihr ein Lebkuchenherz um den Hals. Kurz darauf ertönten zarte Engelsstimmen, die immer lauter wurden, je näher sie dem riesigen Weihnachtsbaum entgegenritten.

Auf dem großen Platz stoppten der Schlitten und die Rentiere. Die Lichter am Weihnachtsbaum funkelten und er war so viel größer als alle Bäume, die Fiona je gesehen hatte. Und noch etwas war anders: Er bewegte sich zur Musik. Seine Zweige schwangen dabei so sehr, dass Fiona befürchtete, bald würden die vielen bunten Kugeln und Lichter herunterfallen.

Da passierte es tatsächlich: Eine Kugel rutschte vom Ast. Fiona wollte gar nicht hinschauen. Aber da beugte sich der Baum nach vorne, fing die Kugel mit einem der unteren Zweige auf und hängte sie sich wieder an den Ast. Fiona blickte den Baum sprachlos an.

„Einmal absteigen, junge Dame“, sagte ihr Rentier und Fiona tat, wie ihr aufgetragen wurde. Im nächsten Moment tauchte die Fee von eben wieder auf und reichte ihr Zuckerwatte.

Die Musik und der Gesang wurden lauter. Erst jetzt entdeckte Fiona den Engelschor, der neben dem Weihnachtsbaum stand. Er sang und spielte Geige und Flöte. Fiona tanzte dazu und naschte von ihrer Zuckerwatte. Dann fing es auch noch an zu schneien. Erst ganz leicht, dann mit immer dickeren Flocken, die auf ihrer Jacke und der Zuckerwatte liegen blieben. Sie drehte sich im Kreis und ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Das Wintermärchen war perfekt.

Um sie herum tanzten die anderen Kinder, Engel, Wichtel, Weihnachtselfen und Feen. Der Weihnachtsbaum bewegte sich sehr schwungvoll und die Kugeln wackelten wieder bedrohlich. Immer wieder fiel eine Kugel ab, aber der Baum fing sie jedes Mal auf. Es sah fast so aus, als würde er die Kugeln absichtlich abschütteln und so mit ihnen tanzen.

„Wir bitten alle Kinder, wieder auf ihre Rentiere zu steigen.“

Fionas Rentier hatte sich auf den Boden gelegt, damit sie besser aufsteigen konnte. Als sich die Rentiere in Bewegung setzten, sah Fiona sehnsüchtig zu dem Engelschor und dem Weihnachtsbaum zurück.

„Habt ein schönes Weihnachtsfest!“, riefen die Engel und Wichtel ihnen hinterher.

Dann tauchte das Karussell auf und die Rentiere und der Schlitten liefen wieder auf die Plattform, zurück an ihren ursprünglichen Platz. Nach einer weiteren Runde kam das Karussell zum Stehen.

„Wie war die Fahrt?“, fragten ihre Eltern, als Fiona vom Karussell abstieg.

„Zauberhaft“, antwortete Fiona grinsend. Die Weihnachtszeit war einfach eine magische Zeit. Und Fiona konnte kaum erwarten zu erfahren, welche Abenteuer sie dieses Jahr noch so erleben würde.

2

Mini-Eisprinzessinnen

Jeden Winter ging Fiona auf die Eislaufbahn. Bei den ersten Schritten fühlte sie sich immer unsicher und bewegte sich nur langsam über das Eis. Aber schon nach einer Runde lief sie ohne Zögern. Heute war es besonders schön. Es waren nur wenige Menschen hier und das Eis war spiegelglatt. Sie stieß sich kräftig ab und setzte einen Fuß vor den anderen. Die Sonne schien immer mal wieder zwischen den Wolken hervor. Und je nachdem, wo Fiona gerade auf der Bahn war, roch sie Pommes oder die klare, kalte Winterluft.

Sie drehte Runde für Runde, als plötzlich der Wind auffrischte und es anfing zu schneien. Fiona stellte sich an die Bande, um kurz zu verschnaufen. Der Schneefall wurde stärker und Fiona streckte ihre Hand aus, bis ein paar dicke weiße Flocken auf ihrem Handschuh gelandet waren. Manche Schneeflocken waren so perfekt geformt, als wären sie gemalt worden. Man erkannte jeden kleinen Zacken. Und als die Sonne darauf schien, glitzerten sie wie Kristalle.

Doch so plötzlich, wie es zu schneien angefangen hatte, so schnell hörte es auch wieder auf. Fiona blickte über die Eisbahn, auf der nur vier weitere Personen fuhren. Sie wollte gerade weiterfahren, als ihr Blick in die Mitte der Eisfläche fiel. Es war absolut windstill. Und trotzdem bewegte sich der Schnee dort gleichmäßig und elegant. Neugierig glitt Fiona zur Mitte der Eisfläche. Je näher sie kam, umso sicherer war sie, dass das kein normaler Schnee war.

Ein kleines Stück entfernt blieb sie stehen und beugte sich tief runter, bis ihr Gesicht fast das Eis berührte. Es war tatsächlich Schnee, der sich dort bewegte. Genau genommen Schneeflocken. Und jetzt erkannte sie ein winziges Detail, das alles erklärte: Die Schneeflocken trugen Kufen an ihren Zacken. Damit fuhren sie wie Mini- Eisprinzessinnen über das Eis.

Fiona sah den Schneeflocken mit breitem Grinsen zu, während diese immer weiter von ihr wegfuhren. Aber sie waren sehr langsam unterwegs, was sicherlich ihrer Größe und den kurzen Beinchen geschuldet war.

Fiona wollte den Schneeflocken gerade hinterherfahren, als die kleine Gruppe einen Bogen machte und zu ihr zurückfuhr. Sie glitten so leidenschaftlich über das Eis, dass es offensichtlich war, wie sehr sie das Eislaufen liebten.

„Hallo, Schneeflocken“, sagte Fiona und streckte vorsichtig eine Hand aus.

Fünf der Schneeflocken erstarrten. Nur ihre Kufen ließen sie weiter über das Eis rutschen. Immer näher zu Fiona.

„Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken. Aber ich finde es faszinierend, euch zuzusehen.“ Fiona zog ihre Hand langsam zurück, da fielen die fünf plötzlich um. FLUPP!

„Was ist los mit euch?“, fragte eine Stimme von weiter hinten. Die sechste Schneeflocke hatte wohl alles um sich herum ausgeblendet, denn sie stieß sich immer noch kräftig vom Eis ab. Sie fuhr an ihren fünf Freunden vorbei, machte einen Sprung und anschließend eine Pirouette. Sie drehte sich und drehte sich und drehte sich.

Aber als sie zum Stillstand kam, sah sie Fiona in die Augen. Ihr Gesicht erstarrte, einen Moment lang war sie völlig regungslos. Dann schrie sie spitz auf und ließ sich ebenfalls aufs Eis fallen. FLUPP! Hätten die Schneeflocken keine Schlittschuhe an, wären sie jetzt quasi unsichtbar. Aber die silbernen Mini-Kufen ließen ihre weiße Tarnung auffliegen.

„Ihr müsst keine Angst haben, kleine Schneeflocken“, sagte Fiona. „Ich tue euch nichts. Ganz im Gegenteil. Ich finde euch total süß und würde gerne mit euch reden.“

Fiona wartete ab, aber die Schneeflocken rührten sich nicht. Sie rutschte näher heran und pustete die Flocken vorsichtig an, wodurch sich ihre Körper leicht bewegten.

„Habt ihr denn keine Angst, dass jemand über euch drüberfährt?“, fragte Fiona.

Es folgte ein Seufzen, ehe sich die Schneeflocke, die zuletzt umgefallen war, aufsetzte. „Ach, so leer wie es heute ist, passiert uns schon nichts.“

„Na ja. So sicher wäre ich mir da nicht. Immerhin dachten wir auch, dass uns niemand bemerkt“, sagte eine andere Schneeflocke. Doch Fiona wusste nicht welche. Denn die anderen fünf rührten sich immer noch nicht. „Und ich bin nicht sonderlich begeistert, dass wir entdeckt wurden.“

„Jetzt sieh nicht gleich so schwarz. Denkst du wirklich, jemand glaubt dem Kind, wenn es erzählt, dass es uns gesehen hat?“

„Und was, wenn es sich eine von uns schnappt und mitnimmt?“

Fiona fühlte sich plötzlich, als hätte sie etwas Falsches getan. Sie senkte den Blick, während der Kloß in ihrem Hals immer größer wurde. Und weil sie sich nicht länger anhören wollte, was sie Böses tun könnte, stand sie auf und fuhr zur Bande.

„Na, super, jetzt ist sie sauer“, hörte sie die kleine Schneeflocke noch sagen.

Die Schneeflocken hatten es tatsächlich geschafft, ihr die Lust am Schlittschuhfahren zu verderben. Fiona lehnte sich an die Bande und überlegte, ob sie gleich vom Eis gehen sollte. Andererseits war es heute so herrlich leer.

„Hey, du da oben“, ertönte eine leise Stimme. „Bitte lass uns reden.“

Fiona war immer noch verletzt von dem, was die Schneeflocken gesagt hatten. Aber eigentlich hatte sie gar keine Lust, so nachtragend zu sein. Damit bestrafte sie nicht nur die Schneeflocken, sondern auch sich selbst. Deshalb blickte sie hinunter zur Schneeflocke.

„Ich verstehe, dass du sauer bist. Aber ich habe nichts getan. Okay, ja, ich habe versucht, mich zu verstecken, als ich dich gesehen habe. Aber das war ein Reflex, weil die anderen das auch gemacht haben. Da konnte ich noch nicht wissen, dass du nett bist.“

„Du hättest auch einfach mit mir reden können“, meinte Fiona.

„Weißt du, wir haben Angst, weil … Kannst du nicht noch mal zu mir runterkommen? Dann muss ich nicht so schreien“, bat die Schneeflocke und Fiona ging in die Hocke.

„Es ist schon einmal passiert, dass jemand von uns mitgenommen wurde.“

„Das tut mir leid“, sagte Fiona und fühlte sich fast schlecht, weil sie so eingeschnappt gewesen war. „Habt ihr sie wiedergefunden?“

„Ja, aber erst zwei Wochen später.“

„Oh“, machte Fiona und schwieg für einen kurzen Moment. „Vielleicht habe ich auch etwas überreagiert. Aber warum kommt ihr trotzdem wieder auf die Eisbahn? Wäre ein abgelegener See nicht besser für euch?“

„Da waren wir vorhin. Aber das Eis ist dort sehr buckelig. Da lässt es sich nicht so schön fahren.“

„Das kann ich verstehen“, sagte Fiona und seufzte.

„Fahren wir noch ein paar Runden?“, fragte die kleine Schneeflocke und konnte ihre Beinchen gar nicht mehr stillhalten.

Fiona nickte und so fuhren die beiden nebeneinander los. Abwechselnd vollführten sie eine Pirouette oder fuhren auf einem Bein. Nach zehn Runden waren die beiden vollkommen außer Puste und setzten sich an die Bande.

„Das hat Spaß gemacht“, sagte die Schneeflocke zwischen zwei schweren Atemzügen.

„Das finde ich auch“, stimmte Fiona zu.

„Dreht ihr dann auch noch ein paar Runden mit uns?“ Die anderen fünf Schneeflocken standen plötzlich vor ihnen. „Es tut uns leid, was wir vorhin gesagt haben.“

„Mir tut es auch leid“, sagte Fiona und lächelte versöhnlich.

Fiona und die kleine Schneeflocke rappelten sich auf. Danach stellten sie sich alle in eine Reihe und fuhren los. Auf Fionas Kommando machten alle eine Pirouette, fuhren weiter, fuhren rückwärts oder auf einem Bein.

Nach vielen weiteren Runden setzten sie sich fix und fertig an die Bande. Alle trugen ein breites Lächeln auf den Lippen.

„Freunde?“, fragte Fiona.

„Auf jeden Fall“, antworteten die Schneeflocken wie aus einem Mund.

Als es dämmerte, verabschiedeten sie sich voneinander und Fiona ging nach Hause. Aber sie freute sich schon jetzt darauf, die Schneeflocken bald wiederzusehen und mit ihnen gemeinsam Pirouetten auf dem Eis zu drehen.

3

Der kranke Weihnachtsstern

Der Weihnachtsstern war der Stern, der am hellsten von allen leuchtete. Und gerade in der Weihnachtszeit war er für alle im Weihnachtsdorf ein unverzichtbares Licht am Himmel. Dafür ruhte er sich das ganze Jahr über aus und sammelte Kraft, um ab November jede Nacht am Himmelszelt stehen zu können.

Doch in diesem Jahr ging es dem Weihnachtsstern an seinem ersten Arbeitstag gar nicht gut. Er fühlte sich schwach und ihm war eisig kalt. Außerdem leuchtete er nur halb so stark wie sonst.

„Weihnachtsstern, du musst los!“, rief ein Engel von draußen.

Der Weihnachtsstern seufzte, da ging die Scheunentür auf.

„HATSCHI!“, machte der Weihnachtsstern.

„Oh nein, du siehst ja gar nicht gut aus“, sagte der Engel Henry bestürzt und kniete sich vor ihn. „Und Fieber hast du auch.“

„Was mache ich denn jetzt?“, hauchte der Weihnachtsstern mit schwacher Stimme.

„Du solltest dich ausruhen.“

„Aber die Rentiere und ihr Engel braucht doch mein Licht“, entgegnete er, während er am ganzen Körper zitterte.

„Das müssen die anderen Sterne jetzt ohne dich schaffen.“

„Aber niemand von ihnen leuchtet so hell wie ich.“

Henry schüttelte den Kopf. „Das Christkind würde trotzdem nicht wollen, dass du in deinem Zustand arbeitest.“

„Das mache ich aber gern“, versicherte der Weihnachtsstern und setzte sich ruckartig auf. Doch er war so schwach, dass er fast vorn-überkippte.

„Das wissen wir“, sagte Henry und half ihm, sich wieder hinten ans Stroh anzulehnen. „Aber du bleibst heute hier eingekuschelt und ruhst dich aus.“

„Na schön“, murmelte der Weihnachtsstern, zog sich mit zwei Zacken die Decke bis unter die Nase und schloss die Augen. Aber er kam einfach nicht zur Ruhe. Das schlechte Gewissen, weil er die anderen im Stich ließ, wurde immer stärker. Auch wenn er wusste, dass Henry recht hatte.

„HATSCHI!“ Der Weihnachtsstern seufzte. Es hatte keinen Sinn, sich die ganze Nacht Vorwürfe zu machen. Davon wurde er auch nicht wieder gesund. Und dann schlief er völlig erschöpft ein.

Am nächsten Morgen wurde er von Stimmen vor der Scheune geweckt.

„Was denkst du, wie lange fällt der Weihnachtsstern noch aus?“

„Bestimmt noch ein paar Tage“, sagte Henry.