Die Marktchancen und -tendenzen von E-Books und E-Readern - Elisa Valerie Thieme - E-Book

Die Marktchancen und -tendenzen von E-Books und E-Readern E-Book

Elisa Valerie Thieme

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Buchwissenschaft, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Buchwissenschaft), Veranstaltung: Buch und Internet, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse der Durchsetzungschancen des E-Books auf dem deutschen Markt. In diesem Rahmen werden das Lesegerät E-Reader und das Digitalformat des E-Books als neue Medien vorgestellt.

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Inhaltsverzeichnis

 

Forschungsbericht

1. E-Books und E-Reader: Eine Einführung

1.1 E-Books und E-Reader

1.2 Kurzvorstellung einzelner Modelle von E-Readern

2. Digitalformat und Datenschutz

3. Preispolitik

4. Zukunftsprognosen

5. Fazit

Literaturverzeichnis

 

Forschungsbericht

 

„Das Buch ist wie der Löffel, der Hammer, das Rad oder die Schere: Sind diese Dinge erst einmal erfunden, lässt sich Besseres nicht mehr machen. An einem Löffel gibt es nichts zu verbessern“[1]. So äußerte sich der italienische Schriftsteller, Semiotiker und Medienwissenschaftler Umberto Eco im Rahmen der Debatte über die „Gefährdung“ des klassischen, gedruckten Buches durch die neue elektronische Variante E-Book[2]. Seit vor zwei Jahren – im März 2009 – die ersten E-Reader auf dem deutschen Markt erschienen, scheint genau dieses Verhältnis des traditionsreichen, altbewährten Mediums Buch zu dem „modernen“ Buch, dem E-Book, Auslöser heftiger Debatten inner- und außerhalb der Buchbranche zu sein. Bislang allerdings scheinen die Diskussionen bezüglich der Durchsetzungschancen des „elektronischen Lesens“ auf dem deutschen Markt und die damit einhergehenden Auswirkungen für den traditionellen Printmarkt noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen zu sein. Während einige Buchliebhaber das E-Book als bedrohlich empfinden, gar das Ende des gedruckten Buches befürchten, werten es andere als bloße Modeerscheinung ab.

 

Im Rahmen dieser Diskussion über die eventuellen Konsequenzen des neuen Medienträgers veröffentlichten Christoph Kochhan und Grit Patzig im Juni 2009 die Studie „Buch und E-Book aus Nutzersicht“[3], welche auf den Aussagen von insgesamt 1.722 befragten Personen basiert. Die aus Deutschland, der Schweiz und Österreich stammenden Teilnehmer wurden via Internet zu ihrer täglich Mediennutzung befragt. Auf der Grundlage dieser Daten haben Kochhan und Patzig sieben Kategorien von Mediennutzungstypen mit unterschiedlichem Potenzial in Bezug auf die künftige Nutzung von E-Books klassifiziert[4].

 

Auch die Studie „eBooks und eReader – Marktpotenziale in Deutschland“, welche von dem Beratungsunternehmen Kirchner + Robrecht durchgeführt wurde, diskutiert die Durchsetzungschancen der unter anderem als „Buch der Bücher“ beworbenen Marktneuheit. Auch hier basiert die Prognose auf der Klassifizierung von Mediennutzern bzw. spezieller von Buchtypen[5]. Die auf verschiedenen Einzelstudien beruhende Sekundäranalyse ist in vier Teile gegliedert: auf eine Einführung in die allgemeine Marktsituation folgen eine konkrete Marktprognose, die Auswirkungen auf den E-Book-Markt und schließlich ein weiterführender Ausblick.

 

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Sorge um das gedruckt Buch gerechtfertigt ist. In diesem Rahmen werden das Lesegerät E-Reader und das Digitalformat des E-Books als neue Medien vorgestellt. Die Arbeit schließt mit einer Prognose bezüglich der Erfolgs- und Durchsetzungschancen der E-Reader bzw. E-Books, welche auf den eingangs erwähnten Studien, der Preisgestaltung und den technischen Gegebenheiten (Lesegeräte, Datenformate, Kopierschutz) basiert.

 

1. E-Books und E-Reader: Eine Einführung

 

1.1 E-Books und E-Reader

 

Im März 2009 – parallel zu dem Erscheinen der ersten E-Reader in Deutschland – kritisierte der Börsenblatt-Journalist Michael Roesler-Graichen die weit verbreitete Unklarheit bezüglich der Differenzierung von E-Readern und E-Books. Der durch Presse und Marketing entstandene „Hype“ um die Marktneuheit E-Reader erscheine vor dem Hintergrund, dass bereits seit Jahren im „B-to-B-Geschäft mit kompletten E-Book-Kollektionen und E-Content-Sammlungen gehandelt und […] massenhaft auf Notebooks gelesen“ werde, als fragwürdig; „die öffentliche Aufmerksamkeit [richte] sich [folglich primär] auf den Consumer-Markt“[6]. Tatsächlich bieten Wissenschafts- und Fachverlage bereits seit Jahren E-Books an. Beispiele dafür sind die Thieme E-Book Library oder das e-book-Paket des Springer Verlags[7]. Als Neuheit bezeichnet werden können also lediglich die E-Reader, die Medienträger und End- bzw. Lesegeräte, und die damit verknüpfte Distributionsform, welche einen Eintritt in den Massenmarkt ermöglicht.

 

Es ist also erforderlich, genau zwischen E-Books und E-Readern zu differenzieren. Während der Begriff E-Book allgemein Bücher im digitalen Format[8] umfasst[9], welche auf diversen Lesegeräten wie PCs, Notebooks, Netbooks, Mobiltelefonen und Smartphones rezipiert werden können, handelt es sich bei E-Readern um spezielle Lesegeräte zur Speicherung und Darstellung von digitalen Inhalten. Dem Börsenblatt zufolge handelt es sich bei den E-Readern (und Apples Tablet-Computer iPad) um die beliebtesten Endgeräte zum Lesen von E-Books[10].

 

Die Geräte sind leicht zu bedienen, da sie mit selbsterklärendem Oberflächendesign ausgestattet sind und oft mittels Touchscreen navigiert werden können. Die Ausstattung kann sehr unterschiedlich sein. So weisen die meisten E-Reader zusätzliche Multimediafunktionen wie Schriftgrößenanpassung, Markierung- und Notizmöglichkeiten, Volltextsuche, externe Textaktualisierung, Vorlesefunktion, integrierte Wörterbücher, Scanner, Handschriftenerkennung, Internetzugang oder auch die Möglichkeit zur Speicherung und Wiedergabe von MP3-Dateien auf. Im Gegensatz zu anderen Lesegeräten wie Handys oder Computern, welche in der Regel mit LCD-Displays ausgestattet sind, ist die Textanzeige bei E-Readern in der Regel statisch. Dies wird durch die Verwendung der sogenannten E-Ink-Technologie[11] ermöglicht, welche das Lesen deutlich angenehmer macht[12]. Auch der Stromverbrauch ist deutlich geringer, da lediglich das Laden eines Buches und der Aufbau neuer Seiten Strom benötigt. So ermöglicht E-Ink extrem lange Akkulaufzeiten. Ein Nachteil ist allerdings, dass für den Seitenaufbau deutlich mehr Zeit benötigt wird. Beispiele für E-Reader, die die E-Ink-Technologie beinhalten, sind der Sony-Reader, Amazons Kindle, das französische Cybook oder auch der amerikanische eSlick.

 

Die Übertragung der E-Books vom PC auf die Lesegeräte findet per USB-Kabel statt. Die Buchdateien werden dann wie auf eine externe Festplatte kopiert[13].

 

1.2 Kurzvorstellung einzelner Modelle von E-Readern

 

Die Hardware zur Nutzung digitalisierter Medieninhalte bestimmt in der Regel auch ihren Gebrauch und ihre Durchsetzungsfähigkeit auf dem Massenmarkt. So beruht der Erfolg des iPods der Firma Apple beispielsweise nicht nur auf seinen technischen Fähigkeiten, sondern auch auf seiner Optik (beliebtes Modeaccessoire). Der amerikanische Internet-Analyst Steve Weinstein schätzte im Juli 2008 den zukünftigen Erfolg der E-Reader ähnlich den des iPods ein und stellte fest, dass elektronische Lesegeräte die „Lesegewohnheiten auf ähnliche Weise [ändern werden], wie der iPod die Hörgewohnheiten verändert hat“[14]. Der Beweis dieser Prognose steht noch aus, aber die Multimedialität der jeweiligen Geräte rechtfertigt diese Vermutung. Im Folgenden werden drei E-Reader vorgestellt, die bei einer im Oktober 2010 durch Stiftung Warentest durchgeführten Studie untersucht wurden[15]. Die Geräte wurden in den Kategorien Preis, Bild, Konstruktion, Handhabung, Nutzungsdauer und Vielseitigkeit geprüft. Testsieger war der E-Reader Bookeen Cybook Opus, dessen mittlerer Preis etwa 222 Euro beträgt, und der das Urteil „gut“ in allen Kategorien außer der Nutzungsdauer (hier: „sehr gut“) erhielt. Tatsächlich hat er ein „gutes Bild bei Wohnzimmerlicht[16]“, ist gut zu handhaben (schnelles Aufspielen von Büchern, normale Geschwindigkeit beim Öffnen von Büchern; langsamer beim Blättern) und ist „gut“ konstruiert. Der Reader ist mit der E-Ink-Technologie ausgestattet und die Akkulaufdauer beträgt fast zwei Wochen. Unterstützte Formate sind Epub, FB2 und TXT[17].

 

Einer der prominentesten E-Reader auf dem Markt, Amazons Kindle DX, wurde mit dem Urteil „befriedigend“ bewertet. Der Preis beträgt 379 US-Dollar (entspricht ca. 296 Euro). Die Bildqualität wurde als „gut“ beurteilt (besonders bei hellerem und sehr hellem Umgebungslicht; bei leichter Sonneneinstrahlung kann es jedoch zu leichten Bildfehlern beim Blättern kommen). Nachteil ist, dass das Gerät auf dem deutschen Markt derzeit noch nicht erhältlich ist und deshalb mit zusätzlichen Kosten direkt aus den USA bezogen werden muss. Dass die Menüsprache daher English ist, stellt einen weiteren Kritikpunkt dar. Während das Kindle DX gute Bewertungen in den Kategorien „Konstruktion und Nutzungsdauer“ erhielt, wurde seine Vielseitigkeit nur als „ausreichend“ bewertet. Das liegt unter anderem daran, dass als Darstellungsformen einzig das firmeneigene Format Mobipocket und das einfache Textdarstellungsformat TXT möglich sind. Ähnliche Einschränkungen zeigt sich auch das iPad der Firma Apple: lediglich das Epub-Format wird unterstützt und zum Einkauf und zur Anzeige wird Apples eigene Applikation iBooks benötigt. Die Datenübertragung erfolgt mithilfe der Apple-Software iTunes. Weiterhin wird das iPad per Touchpad bedient und weist ein LCD-Display auf. Zum einen wird dadurch angenehmes Lesen auch bei schwachem Licht ermöglicht, zum anderen zum anderen bedeutet das jedoch auch eine weit kürzere Akkulaufzeit gegenüber den mit E-Ink ausgestatteten E-Readern (nur etwa 10 Stunden) sowie eine starke Spiegelung des Displays bei Sonneneinstrahlung. Da die Darstellung von E-Books nur eine der Funktionen des iPads ist, wurde es mit keinem abschließenden Urteil versehen.

 

2. Digitalformat und Datenschutz

 

Das Internet ist sowohl aus dem Alltag als auch dem Berufsleben heutzutage kaum noch wegzudenken. Kaum ein Haushalt, der im Kommunikations- und Informationszeitalter nicht über einen Anschluss verfügt. Die Beliebtheit des Massenmediums Internet belegt auch die Studie „Buch und E-Book aus Nutzersicht“: Laut der Befragungswerte handelt es sich bei dem Internet um das Medium, auf das die Teilnehmer aller drei Ländern am wenigsten verzichten können (30% der Deutschen, 36% der Schweizer und sogar 46% der befragten Österreicher).

 

Die Digitalisierung von Medieninhalten bietet Medienunternehmen die Nutzung einer Mehrfachverwertung ihrer Produkte und damit also Möglichkeiten der Gewinnmaximierung. Allerdings birgt sie zugleich die Gefahr von illegalen Datenaustauschen, da diese „Piraterie“ durch das Fehlen eines Datenträgers massiv vereinfacht wird. Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt, dass sich „in Deutschland rund 4,6 Millionen Menschen illegal mit Büchern, Musik, Filmen oder TV Serien aus dem Internet versorgen“[18]. Eine Anzahl, die auf die Vertreter der Verlagsbranche erschreckend wirken muss. Das Wissen um die Schäden der Musikindustrie durch illegale Downloads führten zu der Angst der Verleger und Buchhändler vor finanzielle Einbußen durch die Einführung der E-Books auf dem Consumer-Markt. Tatsächlich gelten E-Books aufgrund ihrer geringen Datenmengen als „besonders gefährdete Produktform“[19]. Als Schutzmaßnahme setzen E-Book-Anbieter daher oftmals auf DRMS (Digital-Rights-Management-Systeme), welche sich in der Praxis jedoch häufig als nutzerunfreundlich erweisen und „vor allem den ehrlichen Käufern das Leben schwer[20]“ machen. Manche dieser „Kopierschutzprogramme sorgen dafür, dass man eine Datei nur sechsmal herunterladen kann[21]“ – und das auch erst, nachdem der Käufer ein umständliches Anmeldeverfahren durchlaufen hat.

 

Ein weiterer Nachteil der Kopierschutzprogramme ist ihre Vielzahl: Laut Stiftung Warentest konkurrieren bei den E-Books mehrere Kopierschutzsysteme. Bislang gibt es keinen E-Reader, der alle unterstützt und einige Lesergeräte wie die von Foxit und Ectaco können „überhaupt keine kopiergeschützten Bücher darstellen[22]“. Neben dem vielgenutzten Kopierschutz Adept von Adobe verwendet beispielsweise Apples iBook-Store seinen eigenen Kopierschutz. Amazon hat gar einen eigenen Kopierschutz und ein eigenes Datenformat (Mobipocket). Das bedeutet, dass E-Books von Apple und Amazon mit dem Gros der Lesegeräte nicht kompatibel ist und auch umgekehrt Schwierigkeiten bestehen, E-Books anderer Anbieter auf dem iPad[23] oder Kindle darzustellen[24]. Dieses Prinzip wird als Closed-Shop-System bezeichnet; schließlich befinden sich die Kunden in einem geschlossenen Einkaufs- und Gebrauchssystem – ob sie wollen oder nicht[25].

 

Die geringe Flexibilität der E-Books erweist sich demzufolge als Stolperstein für die Durchsetzung auf dem Massenmarkt, denn es „fehlt nach wie vor ein Gesamtkonzept zum Schutz des geistigen Eigentums im Internet, das Provider, Rechteinhaber und Nutzer gleichermaßen einbezieht[26]“.

 

3. Preispolitik

 

Bis dato gibt es deutschlandweit keine allgemeingültige Preisregelung für E-Books. Die Verlegerin Elisabeth Ruge (Berlin Verlag) beispielsweise sprach sich in einem im Januar 2009 mit dem Börsenblatt geführten Interview dafür aus, dass die E-Book-Preise sich an denen der Hardcover-Ausgabe orientieren sollten, da die Preisfestlegung schließlich auch dazu genutzt werde, den „Kunden [zu] vermitteln, dass es auch bei einem E-Book primär die geistige Urheberschaft [sei], die bezahlt wird“[27]. Gemeinhin gilt ein Festhalten an Preisen zumindest nicht unter dem der Taschenbuchausgabe als empfehlenswert. Ansonsten, so die Befürchtung, könnten E-Book-Schleuderpreise auch die Preise physischer Bücher in Mitleidenschaft ziehen. Neben der Orientierung am Taschenbuchpreis richten sich derzeit die meisten Verlage nach dem Hardcover-Preis und machen einen Abschlag von 20 Prozent.

 

Derzeit sind E-Books in Deutschland gesetzlich preisgebunden, was bedeutet, dass jeder Händler sie für den gleichen Betrag anbieten muss. Grund dafür ist, dass sie nach § 2 Abs. 1 Ziff. 3 BuchPrG als Produkte klassifiziert werden, die Bücher „reproduzieren oder substituieren“. Ausnahmen sind einzig fremdsprachige E-Books, Texte, denen die Anmutung eines Buches fehlt (beispielsweise kein Cover, Titel, Inhaltsverzeichnis), E-Books, die wissenschaftlichen Datenbanken entstammen und E-Books mit Multimedia-Applikationen (z.B. mit audio- oder audiovisuellen Funktionen)[28].

 

Das Festhalten an einer Buchpreisbindung als gesetzlicher Regulierung der Preisgestaltung scheint allerdings vor dem Hintergrund der Globalisierung der Märkte und der Digitalisierung von Inhalten fragwürdig. Das Internet als Massenmedium bietet Konsumenten allerorts Zugriff auf internationale Datenbanken. Diese werden zweifellos stets die kostengünstigsten Angebote wahrnehmen. Setzt der deutsche Buchhandel die Preise für E-Books zu hoch an, besteht folglich die Gefahr, dass die Konsumenten entweder auf ausländische Angebote oder illegale Datenbanken ausweichen. Weiterhin ist der hohe Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent[29] problematisch für die Gesamtkalkulation des Preises. Der kaufmännische Geschäftsführer der S.Fischer Verlage, Michael Justus, bemängelte gegenüber Der Zeit diese Gegebenheit und behauptete, der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent führe dazu, dass Verlage „bei einem Ladenpreis von 8,95€ [nur] 0,85€ [mehr an einem E-Book verdienen würden] – ungefähr so viel, wie Druck, Papier und Bindung eines 300-Seiten-Taschenbuchs kosten“[30]. Tatsächlich ist die juristische „Ungleichbehandlung von physikalischen und digitalen Büchern nicht begründbar[31]“, weswegen das Börsenblatt als Vertreter der Buchbranche im Januar 2010 in einem Politikbrief an politische und wirtschaftliche Entscheidungskräfte appellierte, die verminderte Mehrwertsteuer von sieben Prozent auch auf E-Books auszuweiten.

 

Der amerikanische Anbieter Amazon verfolgt bei der Preiskalkulation andere Ziele als die deutschen Verleger, schließlich will er „sein E-Book mit aller Macht auf dem Markt etablieren[32]“. Vorbild für die Preisgestaltung ist Apples Musikplattform iTunes[33]. So sollen die von Amazon angebotenen E-Books nicht mehr als zehn Euro kosten. Derzeit zahlt der Konzern noch bei jedem E-Book den Differenzbetrag zum gedruckten Buch an die Verlage. Ziel ist, den eigenen Reader Kindle zu etablieren und Kunden an sich zu binden. Auf diese Weise soll der „Kindle […] der iPod unter den E-Books werden.[34]“

 

4. Zukunftsprognosen

 

Die Studien „Buch und E-Book aus Nutzersicht“ und „eBooks und eReader: Marktpotentiale in Deutschland“ untersuchten eine Vielzahl von Personen auf deren Mediennutzungsverhalten und prognostizierten auf Basis der eingangs erwähnten Stereotypen (Mediennutzungs- bzw. Buchtypen) die weitere Entwicklung des E-Book-Marktes.

 

Kochhan und Patzig („Buch und E-Book aus Nutzersicht“) stellten fest, dass das E-Book in den Teilnehmerstaaten Deutschland, Österreich und der Schweiz bislang eher eine untergeordnete Rolle spielt. Die Nutzung sei bislang gering und die meisten Teilnehmer würden E-Books primär als Informations- denn als Unterhaltungsmedium betrachten. Derzeit könnten sich lediglich 16 Prozent der befragten Deutschen einen Gebrauch zu Unterhaltungszwecken vorstellen bzw. sehr gut vorstellen. Immerhin 29 Prozent der Teilnehmer sind einer Nutzung zu Informationszwecken nicht abgeneigt. Allgemein wird das gedruckte Buch im Bereich der Unterhaltung vorgezogen; für E-Books sei derzeit eher eine internetverwandte Nutzung vorstellbar. Davon ausgehend urteilten Kochhan und Patzig, dass vorerst keine rasante Digitalisierung zu erwarten sei. Dies bestätigt auch die Gesellschaft für Konsumforschung, welche dem E-Book in naher Zukunft (2012) einen nur geringen Anteil von drei bis acht Prozent am Umsatzvolumen des deutschen Buchmarkts prognostiziert. Es sei jedoch abzuwarten, wie der Markt sich entwickle, wenn die mit Computern aufgewachsene Generation kaufkräftig werde.

 

Die Studie Kirchner + Robrechts präsentiert gleich zwei Resultate: ein Best Case-Szenario und eine realistisch eingeschätzte Prognose[35]. Dem ersten Szenario zufolge werden drei Millionen Deutsche bis 2012 einen E-Reader erwerben; die realistische Prognose geht von der gleichen Anzahl im Jahr 2015 aus. Auch Kirchner + Robrechts Analyse weist darauf hin, dass die E-Book-Nutzung derzeit primär mit Informationsgewinn assoziiert wird. Befragte Besucher wissenschaftlicher Bibliotheken gaben an, das E-Book aus Forschungsgründen (78 Prozent), zum Studium (56 Prozent) oder zur Lehre (zehn Prozent) zu nutzen[36]. Abschließend heißt es bei Kirchner + Robrecht, dass man eine verhaltene aber stetige Entwicklung des Marktes erwarten könne und dass der E-Reader erst am Anfang seiner Entwicklung sehe.

 

Die Prognosen beider Studien weisen also auf eine langsame, schrittweise Ausbreitung des E-Books hin, welche keine „Konkurrenz“ für das gedruckte Buch sei. Die Analysen weichen jedoch in Bezug auf die festgestellten Marktpotentiale voneinander ab: Während Kochhan und Patzig lediglich von 25,1 Prozent der Bevölkerung als potentiellen Käufern ausgehen, sind es bei Robrecht + Kirchner 53 Prozent, folglich mehr als das Doppelte. Dieser Unterschied wirft die Frage auf, ob die Prognose Robrecht + Kirchners tatsächlich haltbar ist.

 

Da der deutsche E-Book-Markt noch an seinen Anfängen steht, sind Prognosen gemeinhin schwierig. Fakt ist, dass neben den verhältnismäßig unattraktiven Preisen von E-Books[37] und den teuren E-Readern auch das Durcheinander an Kopierschutzsystemen und Datenformaten und die damit einhergehenden Restriktionen in Form von Komptabilitätsproblemen wenig ansprechend wirken. Problematisch ist zudem der oft sehr langsame Seitenaufbau der Lesegeräte, welcher auf weitere technische Entwicklungen hoffen lässt. Außerdem ist das eher überschaubare Angebot an E-Books noch beträchtlich ausbaufähig: neben 1,2 Millionen gedruckten Titeln offerieren nur wenige E-Book-Anbieter derzeit mehr als 40 000 deutschsprachige Bücher[38]. Diese relativ geringe Verfügbarkeit[39] kann dem illegalen Up- und Download von Dateien Vorschub leisten. Die von „Daten-Piraten“ selbst digitalisierten Bücher sind oft von hoher Qualität und für viele E-Book-Nutzer eine willkommene Erweiterung der Titelpalette[40]. Statt des benutzerunfreundlichen DRM (Digital Rights Management[41]) in Form von diversen Kopierschutzformaten sollte sich der Buchhandel also um Alternativen bemühen. Eine erste Aussicht sind die sogenannten Wasserzeichen. Diese werden beim Download eines E-Books erzeugt und ermöglichen Rückschlüsse auf den Käufer. So soll das illegale Bereitstellen von digitalisierten Texten auf Onlineplattformen verhindert werden.

 

Im Januar 2011 hat der Börsenverein gemeinsam mit GfK Panel Services eine neue Studie in Auftrag gegeben, welche breiter angelegt werden und „erstmals ein aussagekräftiges Gesamtbild des E-Books-Marktes ermöglichen[42]“ soll. Innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren werden neben Endverbrauchern auch Verlage und Buchhandlungen befragt. Dies soll eine realistischere Einschätzung über die künftige Relevanz der E-Books ermöglichen.

 

5. Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass E-Books bislang noch keine ernsthafte Konkurrenz für das klassische, gedruckte Buch darzustellen scheinen. Schließlich wirkt die Technik der E-Reader ob zahlreicher Zusatzfunktionen der Geräte derzeit noch nicht ausgereift (langsamer Seitenaufbau). Auch die kundenunfreundlichen Closed-Shop-Systems stellen eine Barriere für den Erfolg auf dem Massenmarkt dar. Restriktionen dieser Art zusätzlich zu denKompatibilitätsproblemen aufgrund des harten DRM sollten dringend überdacht, wenn nicht gar vollkommen behoben, werden.

Literaturverzeichnis

 

Primärliteratur

 

Print:

 

Eco, Umberto/ Carrière, Jean-Claude: Die große Zukunft des Buches. München: Hanser Verlag 2010.

 

Elektronisch:

 

Amazon Kindle: Ab 2011 auch in Deutschland (04.03.2011)

 

In: chip.de

 

URL:http://www.chip.de/news/Amazon-Kindle-Ab-2011-auch-in-Deutschland_45479120.html

 

 

 

Bonik, Manuel/ Schaale, Dr. Andreas: Gutenberg 3.0 – Ebook-Piraterie in Deutschland.(10.03.2011)

 

URL: http://www.abuse-search.com/Gutenberg3.0-Ebook_Piraterie_in_Deutschland.pdf

 

Campus setzt erstmals ein neues, digitales Wasserzeichen der HGV ein (05.03.2011)

 

In: buchmarkt.de

 

URL: http://www.buchmarkt.de/content/46003-campus-setzt-erstmals-ein-neues-digitales-wasserzeichen-der-hgv-ein.htm?hilite=wasserzeichen