Die Miremer Saga: Sammelband - Melanie Häcker - E-Book

Die Miremer Saga: Sammelband E-Book

Melanie Häcker

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Erlebt in diesem Sammelband alle drei Bände der Miremer Saga und die Geschichte von Sheren und Wojalf, der sein eigentliches Erbe, den Thron des Rurgolschen Reiches aus den Fängen des Tyrannen Barkat zurückerobern möchte. Eine Reise voller Spannung, Intrigen, Schwertkämpfen, Liebe und einer Epischen Schlacht erwartet euch in einem mittelalterlichen Setting.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Über die Autorin

Bitte an die Leser

Danksagung

Weitere Bücher der Autorin

Impressum

Die

Miremer

Saga

Geist der Alten

1. Neuauflage

1. Auflage März 2020

Text: Melanie Häcker

Cover & Buchsatz: Meli´s Ink Art

Unter Verwendung von

Bildlizenzen von FreePik

Vertrieb durch

Melanie´s Bücherwelt

Salierstraße 7

75417 Mühlacker

Webseite:

http://www.autorin-melanie-haecker.jimdosite.com

Facebook: Melanie Häcker

Instagram: melaniehaeckerautorin

Youtube: Melanie Haecker

Tiktok: Autorin Melanie Häcker

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet.

Das Werk, einschließlich seiner Teile,

ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung

des Autors unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige

Vervielfältigung, Verbreitung,

Übersetzung und öffentliche Zugänglichmachung.

Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden.

Die Miremer-Saga

Geist der Alten

Verbündete

Krieg

Kapitel 1

Der Dieb

Er wog den vergoldeten, mit Rubinen besetzten Kelch entspannt in der rechten Hand, während sein Ellbogen auf der breiten stählernen Lehne des Thrones ruhte. Spielerisch ließ Barkat den Weinkelch aus dem Handgelenk heraus kreisen, sodass die Blume des würzigen Weines seine Nase kitzelte. Genießerisch trank er einen Schluck, schmeckte das Aroma auf der Zunge, wobei er gedankenversunken die Narben betrachtete, die deutlich von der gebräunten Haut abstachen.

Zeugnisse der zahlreichen Kämpfe und Schlachten, in denen er sie erlangt hatte.

Wahrlich, diese Pranken haben so manches Gefecht geschlagen und glorreich gesiegt, sinnierte er und spannte die Muskeln an.

Mittlerweile war er nicht mehr der Jüngste mit fünfzig Sommern. Trotzdem zeigte sich sein Körper immer noch wie der eines unbezwingbaren Kriegers.

Er neigte den Oberkörper ein Stück nach vorne und beäugte die Gesichter der Anwesenden.

Keiner wagte es, ein Wort zu sagen. Sie alle sahen erwartungsvoll zu ihm auf. Zu ihm. Ihrem Herrscher.

Mit dem Zeigefinger strich er bedächtig die breite Narbe entlang, die von der linksseitigen Gesichtshälfte oberhalb des Nasenrückens, knapp unter dem rechten Auge zur Wange verlief. Es war eine von unzähligen Spuren, die auf seinem ganzen Körper verteilt waren. Sie zeigten deutlich, wie er um seine Regentschaft gekämpft hatte.

Er hielt nun die Fäden in der Hand, mit denen er die Lords steuerte und wo ein Teil davon vor ihm saß, oder auch nur deren Vertreter. Sie alle warteten darauf, dass er etwas sagte.

Mit selbstgefälligem Lächeln sank er in das purpurfarbene Polster zurück und dachte einen Moment über die Rebellen nach, die er entlang der Handelsroute hatte kreuzigen lassen, bevor er einen weiteren Schluck aus dem Kelch trank.

Das war für die Abtrünnigen eine Warnung, wenn sie sahen, wie das Gesinde elendig verdurstete, grinste er vor sich hin, bis sein Blick unweigerlich auf einen gewissen Mann fiel.

Der Einzige, der bis heute eine Gefahr für ihn darstellte und den er unter keinen Umständen unterschätzen durfte.

Wojalf vom Volk der Wölfe aus den hohen Nordlanden.

Dieser Bursche war ein ausgezeichneter Krieger und erfüllte alle Voraussetzungen. Muskulös, trotz alledem athletisch gebaut.

Im Kampf agierte Wojalf geschickt mit seinem Schwert, das er mit tödlicher Präzision führte und er wusste, wie man mit Pfeil und Bogen umging, ebenso mit den beiden unscheinbaren Dolchen, die er ständig am Gürtel trug. Wojalf, sein Volk, die hohen nördlichen Burgen waren die Letzten, die Barkat bezwang. Mit unbarmherziger Hand zählte er sie nun zu seinen Untertanen, auch wenn er dafür zahlreiche Verluste seinerseits hingenommen hatte.

Als wäre es erst wenige Tage her, erinnerte er sich an die harte Schlacht um Kafrot. An die Vorteile, wo die Burgherren besaßen, deren Soldaten sich bestens in dem riesigen Waldgebiet auskannten, das die Burg umgab.

Kafrot war unbestreitbar eine gewaltige Festung, die ihresgleichen suchte. In der gesamten Mitte des Landes stellte sie allein seine Burg mit all seinen Ausmaßen in den Schatten.

Barkat betrachtete weiter den Mann, der in der Rolle des Vertreters von Kafrot hier an der Tafel saß, wobei Barkat abermals den Kelch schwenkte.

Er beneidete den Kerl ein kleinwenig um den athletischen Körper, den dieser mit dicken Tierfellen verdeckte. Durch diese Art von Kleidung, die er zu tragen pflegte und wie er anderen gegenüber auftrat, täuschte Wojalf allzu gerne seine Gegner.

Ihn allerdings nicht mehr. Er hatte seine Erfahrungen mit diesem Krieger gemacht. Zu der Zeit des Krieges belächelte er diesen jungen Kerl. Verhöhnte sein Volk. Nahm ihn nicht als einen ernsthaften Gegner wahr, bis er ein Gespür dafür bekam, wie sich Wojalf wirklich im Kampf verhielt.

Es war, als würde man gegen ein ungebändigtes Tier kämpfen, nicht gegen einen Krieger.

Bis heute, so oft er ihn ansah, überkam Barkat das sonderbare Gefühl, dass mit diesem Mann etwas nicht stimmte.

Mit einem weiteren Schluck des würzigen Weines ließ er seine grüblerischen Gedanken von dem Krieger abgleiten. Er hielt den geleerten Kelch seiner kostbarsten Sklavin hin, die einer Statue gleich neben dem Thron stand. Er sah zu ihr und beobachtete, wie sie den Becher füllte, wobei er in dem Moment am liebsten ihren Körper unter sich hätte, anstatt hier vor den Abgesandten zu sitzen.

Sie war eine Augenweide und er bereute bisher keinen Augenblick, sie vor zwei Sommern einem Sklavenhändler abgekauft zu haben. Zwar für einen beachtlichen Preis, trotz alledem, war sie jeden Taler wert, den er ausgegeben hatte. Sheren war nicht wie die anderen Sklavinnen, willig und gehorsam.

Nein. Sie widersetzte sich ihm gerne, zeigte ihre Kralle, was er so an ihr liebte. Die Wildheit. Ihr Wille, sich nicht unterzuordnen. Es versprach ihm Abwechslung zu den zahmen Sklavinnen, wobei ihr Temperament mittlerweile auch etwas nachließ.

Sein Blick glitt über ihren wohlgeformten Körper, der von einem halbdurchsichtigen Kleid verhüllt war. Breite Träger ohne Ärmel präsentierten ihm ihre schmalen Schultern.

Er wählte bewusst immer wieder dieses Gewand, denn dadurch sah er deutlich ihre reizvolle Hüfte mit dem knackigen Hintern, die schlanke Taille und den straffen Bauch. Aber vor allem die rundlichen Brüste, die er zu gerne mit den Händen packte.

Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass sie nicht nur seine Blicke anzog, sondern ebenfalls die der anwesenden Herren, was ihn köstlich amüsierte. Ein weiterer Grund, warum er sie neben sich verlangte. Er benutzte sie ab und zu, um Skeptiker zu locken, und sie auf seine Seite zu ziehen, indem er Sheren für eine Nacht auslieh. Was Barkat zwar schwerfiel, aber ihm bisher trotz alledem nur Nutzbringendes erbracht hatte.

Langsam führte er den Kelch an seine Brust und richtete die Aufmerksamkeit nach vorne zu dem langen Tisch.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Wojalf ebenfalls von der Schönheit Sherens gefesselt war, was ihm ein hinterlistiges Lächeln um die Mundwinkel zauberte. Dabei überlegte er, ob er Sheren hierbei zu seinem Vorteil nutzte, indem er sie Wojalf auslieh. Vielleicht gewann er den Burschen dann endlich für sich.

Aber abgesehen davon hatte er den Rat abzuhalten, weswegen die Abgesandten alle an der Tafel hockten. Manch einer schaute ihn voller Erwartung an, was heute auf einen zukam, doch die anderen zeigten die unterschiedlichsten Gesichtsregungen.

Barkat war sich bewusst, dass manch einer der Lords, oder Vertreter nur nach außen hin ihm wohlgesonnen war. Er hatte Kenntnis von den Intrigen, die sie gegen ihn spannen, wobei er dieses Spiel liebte.

Er setzte sich bequemer auf seinen Thron, trank einen Schluck Wein, der ihm angenehm die Kehle hinunter rann und musterte dabei aus reiner Gewohnheit jeden Einzelnen, bevor er mit tiefer, brummender Stimme sprach: »Ich bin erfreut darüber, dass es viele Lords, deren Vertreter und abgesehen davon, meine getreuen Vasallen es geschafft haben, hierherzukommen. Heute, da alle nach harten Zeiten vereint an dieser Tafel erschienen sind, komme ich gleich zu den wichtigsten Anliegen.« Mit einem Zug leerte er den Kelch und stellte ihn ruppig auf den Tisch.

»Es gibt neue Regeln, ebenso Gesetze, die von dem heutigen Tag an für jedes Reiche gelten.« Er legte einen drohenden Unterton in seine Stimme, um auch dem Letzten im Raum zu verdeutlichen, dass er keine Widerrede duldete.

»Ein Jahr ist vergangen, seit die übrig geblieben Lords kapituliert haben und somit ihre Ländereien in meiner Hand sind. Es ist daher an der Zeit, dass ich die Zügel Eurer Herrschaft über den Besitz etwas straffer ziehe. Ab sofort zahlt Ihr den vollen Tribut an mich ab. Wenn nicht, ergeht es Euch wie einigen anderen Lords und einer meiner Vasallen übernimmt die Kontrolle der Besitztümer. Wehe dem, der nicht löhnt, gegen ein Gesetz widrigenfalls eine Regel verstößt. Der lernt meinen Zorn kennen, aber nicht er für sich, sondern die Übrigen ebenso!« Wie er es liebte, die Reaktionen in den Gesichtern der versammelten Herren zu beobachten.

Mancher erstarrten buchstäblich zu Stein bei seinen Worten. Bei anderen brach der Schweiß aus, der im Licht der hereinscheinenden Sonne auf den Stirnen schimmerte. Wieder andere blieben nach außen hin beherrscht auf ihren Stühlen sitzen, doch Barkat ahnte, dass es in ihnen drinnen brodelte. Sei es aus Angst, oder aus Hass.

Ein paar rutschten unruhig auf dem Platz umher, versteckten ihre Hände unter dem Tisch, damit er nicht das nervöse Zittern sah. Barkat bemerkte geballte Fäuste und hastig geleerte Gläser, um unbehagliche Regungen zu vertuschen, wobei keiner von ihnen auch nur einen Mucks von sich gab.

Während der Tyrann Barkat mit gelassener Stimme die Regeln und Gesetze aufstellte, erläuterte, wie die Steuern nebst den jährlichen Abgaben aussahen, erlaubte sich Wojalf, jeden an dem Tisch abschätzend zu mustern.

Es war erst die zweite Versammlung, zu der Bakusch ihn geschickt hatte, wodurch er weitere der Lords oder aber ihre Vertreter sah. Wojalf versuchte herauszufinden, wer von ihnen ein Vasall Barkats war, oder ein unterdrückter Lord, was ihm im Moment sehr leicht fiel, denn er brauchte nur die Gesichtsregungen zu beobachtet.

Allerdings blieb seine Konzentration nicht lange auf die Abgesandten gerichtet. Ständig schweifte sein Blick zu der braunhaarigen Schönheit und haftete für einen Moment an ihrem Körper.

Sie war ihm schon bei der ersten Versammlung aufgefallen, als sie einer Statue gleich neben dem Thron stehen musste. Heute hatte sie wieder dem Tyrannen zu Diensten zu sein, was ihn zu seiner eigenen Überraschung empörte.

So, dass Barkat es nicht zu deutlich mitbekam, betrachtete er sich diese Schönheit etwas genauer.

Durch den halbdurchsichtigen Stoff erkannte Wojalf, dass Barkat sie nicht sanft behandelte, denn ab und an blitzte ein blauer Fleck durch das Gespinst. An ihren Armen waren verkrustete Schrammen und die Beule an ihrer Stirn war ihm auch nicht entgangen, die sie mit ihren langen Haaren versuchte zu verdecken. Mit einem starren, teilnahmslosen Gesichtsausdruck stand sie da, rührte keinen Finger, außer wenn sie den Kelch befüllte.

Dennoch entging Wojalf nicht, dass ein ungebändigtes Feuer aus Wut und Hass in ihren grünen Augen schimmerte.

Plötzlich nahm das Stimmengewirr stetig ab, bis Wojalf das unliebsame Gefühl hatte, das man ihn beobachtete.

Als er den Blick von der Sklavin abwandte, musste er feststellen, dass er mit der Vermutung nicht falschlag.

Barkat sah ihn mit einem schiefen, belustigten Lächeln an und Wojalf merkte zu seinem eigenen Missfallen, dass er die Sklavin an Barkats Seite viel zu lange angeschaut hatte.

Mist. Wieso hatte er das zugelassen. So ein Fehler war unverzeihlich, schimpfte er sich in Gedanken, gleichzeitig behielt er Barkat argwöhnisch im Auge.

Der Tyrann beugte seinen Oberkörper etwas mehr zu der Sklavin hin, um mit einem Kopfnicken auf sie zu deuten.

»Wie ich sehe, habt Ihr gefallen an meiner Sklavin Sheren gefunden, oder irre ich mich, Wojalf?« Wie gerne würde er ihm jetzt dieses hämisch Grinsen aus dem Gesicht schlagen, doch er hielt sich zurück.

»Ja, ja. Sie ist eine Schönheit, wenngleich hin und wieder ein ungebändigtes Biest!« Dabei packte Barkat sie grob am Gesäß, weswegen sie den Krug um ein Haar aus den Händen verlor, ihn aber rechtzeitig auffing, wobei ein paar Tropfen zu Boden fielen.

Barkat lachte donnernd, dennoch reckte sie trotzig ihr Kinn und Wojalf sah ein Aufbegehren in ihren Augen.

Er hat sie also noch nicht komplett gebrochen, schoss es ihm durch den Kopf, woraufhin eine sonderbare Idee in ihm aufkeimte. Bevor er diesen Gedanken weiterverfolgte, grollte Barkat amüsiert: »Hättet Ihr Lust, sie für Euch zu haben?«

Wojalf entging der lauernde Unterton nicht, aber abgesehen davon, bekam er unverhofft eine Gelegenheit, seine aufkeimende Idee in die Tat umzusetzen.

Er tat so, als müsse er über das Angebot nachdenken, bis er nickte. Wojalf beobachtete, wie Barkat ihr Gesäß begehrlich tätschelte, grinste und ausholte, um ihr einen Klaps zu verpassen.

Abermals entglitt ihr um ein Haar die Karaffe, was Barkat mit einem kehligen Lachen kommentierte und ihr den Krug abnahm, zugleich er mit einem Kopfnicken auf Wojalf deutete.

»Sheren. Heute Abend hast du einen wahren Glücksfang gemacht. Du bekommst das Vergnügen, unserem Freund hier, dein Temperament zu zeigen.« Er schob sie bestimmend nach vorne und lachte grölend, wobei sie widerwillig auf Wojalf zuging.

Wojalf schluckte unweigerlich bei ihren betörenden Bewegungen und fing an, ihm zu gefallen.

Trotzdem, es war ihm nicht erlaubt, eine Nacht mit ihr zu verbringen, nicht so wie Barkat es wohl dachte. Er sah ihr zu, wie sie mit steifer Haltung auf seinen Oberschenkel sank, was ihn dazu veranlasste, ihren Körper zögerlich gegen sich zu lehnen. Unbeholfen legte er einen Arm um ihre Taille, die freie Hand auf ihren Schenkel, als Barkat lauthals loslachte.

»Wojalf. Ich gab die Erlaubnis, dass Ihr Euch mit ihr zurückzuziehen könnt, um Euren Spaß zu haben. Denn ich sage es nicht zweimal. Ich gebe sie ausschließlich für eine Nacht her. Sie ist meine wertvollste Sklavin. Behandelt sie daher sorgsam, nicht das mir morgen Klagen zu Ohren kommen.«

Sein dröhnendes Gelächter steckte langsam ein paar der Anwesenden an, was Wojalf missfiel. Er schob die Sklavin von sich, stand auf und bedeutete ihr, mit einem knappen Kopfnicken, ihm zu folgen.

Das Johlen der Abgesandten wurde zwar leiser, war aber weithin im Gang zu hören, weswegen er seine Schritte beschleunigte, um gänzlich außer Hörweite zu kommen.

Er sah zur Seite, wo sie gehorsam mit ihm schritt hielt. Gleichzeitig drängte sich ihm die Frage auf, wie er in nur einer Nacht die Idee umsetzte, die durch seine Gedanken spukte.

Wojalf stoppte vor der Tür zu dem Gemach, dass den Vertretern von Kafrot, wenn nicht Lord Bakusch selbst, zugeteilt war. Beherzt ergriff er die Klinge und trat hinein, um nach ihr hastig die Tür zu schließen. Er drehte sich auf dem Absatz um und musterte sie eingehend. Dabei entdeckte er weitere blaue Flecken, zugleich Schrammen, die ihm vorhin nicht aufgefallen waren.

Nun, dafür das sie sein Liebling war, behandelter er sie nicht besonders pfleglich, grollte er in Gedanken und schritt an einen Stuhl heran, an dessen Lehne eine Wildledertasche hing. Diese öffnete er, suchte eine Tonphiole und dazu ein weiches, säuberliches Tuch. Er klemmte den Korken der Phiole zwischen seinen Zähnen ein, zog ihn quietschend heraus und winkte sie herbei.

»Zieh das Gewand aus«, befahl er sanft nuschelnd, den Pfropfen weiterhin zwischen den Zähnen.

Verwundert sah sie den Mann an, dem sie heute Nacht zu dienen hatte. Er war ... sie konnte es nicht beschreiben, aber ... anders.

Nicht einen Moment sah er sie begehrlich, oder lüstern an, nur auf eine Art und Weise bewundernd. Ein Ausdruck, den sie kaum mehr kannte.

Die tiefe, erdige Stimme hatte nichts mit dem barschen Grunzen gemeinsam, dass sie sonst in Barkats Nähe umgab.

Auf seinem sanften Befehl hin, zog sie sich das dünne Gewand über den Kopf aus und wartete darauf, dass seine Hände ihren Körper erforschten, was nicht geschah.

Stattdessen tränkte er ein Tuch mit einer grünlichen Flüssigkeit und tupfte damit ihre blauen Flecken und Schrammen ab, wobei sie oft schmerzhaft zusammenzuckte, obwohl er sie sachte behandelte. Sheren presste ihre Kiefer aufeinander, um ja keinen Mucks von sich zu geben, was ihr nicht gelang. Ein leises Wimmern kam über ihre Lippen, was dazu führte, dass er sofort innehielt und sie entschuldigend ansah.

Ihre Blicke trafen sich und Sheren war augenblicklich fasziniert von seinen Augen, die ein helles graublau besaßen, mit einem sonderbaren Goldschimmer auf der Iris.

Er lächelte sie an und behandelte noch vorsichtiger ihre Blessuren.

Aber wieso tat er das? Sie würde morgen Abend genauso wie jetzt aussehen, wenn Barkat sie wieder in seiner Gewalt hatte, murrte sie innerlich und beobachtete, wie er den Korken zurück auf die Phiole drückte.

»Du kannst dich wieder anziehen.«

Hatte sie das richtig gehört?

Verblüfft über seine Worte sah sie ihm zu, wie er die Tonphiole und das Tuch in einer Tasche verstaute, bevor er aufsah.

»In ein paar Tagen sieht man von den Schrammen und den Kratzern nichts mehr.«

Irgendwie passte diese gutherzige Stimme nicht so recht zu seinem Erscheinungsbild, dass sie ein wenig genauer betrachtete.

Seine Kinnpartie und die Wangen umrahmte ein schwarzer Bart, den er unter dem Kinn zusammengebunden hatte, wobei zwei Lederbänder in einem zweifingerbreiten Abstand die Spitze zusammenfasste. Das Haupthaar, etwas bräunlicher als die Barthaare, war an den Seiten nach hinten verflochten und die restlichen offenen Haare trug er locker zu einem Pferdeschwanz gebunden.

Durch das tiefschwarze Fell, das er wie ein Umhang über den Schultern liegen hatte, konnte man seine Figur nur mehr erahnen, als das man diese genauer in Augenschein nehmen konnte.

Sheren vermutete, dass er wie alle Krieger, denen sie bisher dargeboten wurde, durchtrainiert war.

»Aber ...«, setzte sie an und verstummte sofort wieder, denn er hatte ihr nicht erlaubt zu reden.

»Dir ist gestattet zu sprechen. Ich werde dich nicht schlagen, geschweige dir sonst was antun. Solch ein Mensch bin ich nicht. Mehr würde mich interessieren, wie du in die Hände dieses Tyrannen geraten bist?« Ihr entging nicht, wie er hektisch aus dem Fenster sah, ehe er meinte: »Aber fasse deine Geschichte bitte kurz. Es ist spät und ich habe noch etwas zu erledigen.«

Er verbrachte nicht die Nacht mit ihr? Bisher hatte jeder Barkats Angebot in vollen Zügen ausgekostet. Was war nur mit diesem Mann los, fragte sie sich, schluckte kurz, bevor sie zögerlich, mit bleiernem Herzen ihren zermürbenden Weg erzählte, der sie am Ende hierher geführt hatte, was ihr unvorstellbar schwerfiel.

»Ich war nicht mein Leben lang eine Sklavin. Davor lebte ich auf einem Hof im Osten des Landes ... glaube ich. Ich war dort eine Magd, als eines Tages schwarz gekleidete Krieger angeritten kamen. Sie brannten sämtliche Gebäude nieder. Die Männer ... die Alten des Hofes ... alle tötete man gnadenlos vor unseren Augen. Ausschließlich wir Frauen und die Kinder verschonte man. Sie fesselte uns ... dann war da ein Lager, wo wir ... wo man uns wie Ware aussortierte. Die Kinder, sie ... sie heulten ... riefen nach ihren Müttern ... man brachte sie zu anderen Kindern, die sie woanders gefangen hatten und mit leerem Blick dasaßen. Wir Frauen ... uns sortierte man erneut aus. Die schönsten ... wir kamen in ein geräumiges, gesichertes Zelt, die restlichen ...«, sie schluckte schwer, spürte, wie Tränen an ihren Wangen herabliefen, als die Erinnerungen der Gräueltaten sie übermannten.

Der Krieger sah sie verständnisvoll an, bis sie mit leiser Stimme weitererzählte: »Neben mir gab es vier Mägde aus unserem Dorf, die in dieses Zelt kamen, zu anderen Frauen, die uns mit dem gleichen leeren Blick ansahen wie die Kinder zuvor. Was ... was mit den Übrigen geschah, haben wir nie erfahren. Bald kam ein grimmig aussehender Kerl herein. Er befahl uns, die Kleider abzulegen, sodass er uns akribisch mustern konnte wie ... Ware, die er schätzte. Manche von uns verkaufte er am selbigen Tag irgendwohin. Weitere ... später. Ich blieb zuletzt bei ihm. Ich sah, wie er meine Freundinnen an den Höchstbietenden verschacherte, whrend er selbst an mir gefallen fand, weswegen er mich behielt ...« Ihre Stimme versagte. Dicke Tränen benetzten ihre Wangen. Sie versuchte, sich an die Gesichter ihrer Freundinnen zu erinnern, doch sie konnte es nicht. Alles war weg.

Trotz der schmerzhaften Erinnerungen war es auf eine Art und Weise befreiend, über all das zu reden, auch wenn es vor einem Wildfremden war, der aufmerksam ihren Worten lauschte.

»Von da an reiste ich neben ihm, nahezu jederzeit gefesselt. Er nannte mich seinen Liebling und wehe, wenn einer der Häscher versuchte, mich zu vergewaltigen. Er war gnadenlos, grausam und mit mir nicht zimperlich. Es vergingen Monaten ... eher Jahren, in denen wir durch das Land gereist waren. Er plünderte weitere Gehöfte. Versklavte Menschen. Verkaufte sie, bis wir hierher zu dieser Burg kamen. Mein Herr hatte vor, dem neuen Herrscher ein paar seiner schönsten, erlesensten Dirnen anzubieten. Doch Barkat hatte von Anfang an ausschließlich Interesse an mir. Er verhandelte hart, denn er wollte mich unbedingt. Zum Schluss lenkte der Sklavenhändler ein, weil Barkat ihm eine ordentliche Summe hinlegte. Seither lebe ich hier und bin der Liebling des Herrschers.« Aus verweinten Augen sah sie zu ihm, wobei er an der steinernen Fensterbank lehnte.

»Mylord, wieso möchtet Ihr das alles wissen?«

Sein Blick glitt über ihren Körper, was ihr eine Gänsehaut verschaffte. Er sah sie immer noch nicht begehrend an, eher fasziniert und neugierig.

»Du brauchst nicht Mylord zu mir sagen. Ich bin nicht von Adel, sondern einzig ein Vertreter, der mit seinem Volk unter der Tyrannei von Barkat leidet.« Bei seinen Worten sah er angespannt nach draußen. »Ich bitte dich um einen Gefallen. Du bleibst heute Nacht hier in meinem Gemach, bis ich gewisse Angelegenheiten geklärt habe. Du verlässt diese Räumlichkeiten nicht und ruhst dich aus. Es kann sein, dass ich erst wieder zum Morgengrauen zurück bin.«

Sein Anliegen verwirrte sie immer mehr.

Er wollte wirklich diese Nacht nicht nutzen? Aber, warum hatte er dann Barkats Angebot zugestimmt?

Sie nickte zögerlich, auf das hin der Krieger das Fenster öffnete, das an den Burggarten angrenze. Sheren warf einen Blick nach draußen, wo der Garten bereits die Farben der fortschreitenden Abenddämmerung zeigte. Sträucher und Blumen waren in ein Zwielicht aus rot-orangene Töne gehüllt, doch das interessierte den Mann nicht. Er kletterte geschickt über die Fensterbank, um rasch hinaus zu verschwinden.

Unverhofft stand sie alleingelassen in dem Gemach, während die Tränen allmählich versiegten. Sie wischte mit den Händen ihre Wangen trocken und beobachtete gedankenversunken das Abendlicht, wie es immer weniger wurde, bis die Nacht alles mit ihrer Schwärze verschlang.

Erst als draußen allumfassende Finsternis herrschte, trat sie auf wackeligen Beinen zum Bett, wo sie auf die Kante sank. Das Fell darauf kitzelte ihre Haut, woraufhin sie mit den Fingerspitzen darüber strich. Es mussten seine sein, denn hier auf der Burg gab es außer in Barkats Schlafgemach ausschließlich Wolldecken.

Sachte rutschte sie auf die Pelze, kuschelte sich hinein und atmete den Duft, der an ihnen hing, tief ein. Ein Aroma nach Wald und etwas, dass sie nicht zuordnen konnte.

Eine Nacht, ohne gepeinigt zu werden. Wann hatte sie das zum letzten Mal gehabt. Besser sie genoss es in vollen Zügen, denn am Morgen ... daran dachte sie im Augenblick lieber nicht. Die Gräuel, die sie hier Tag für Tag erduldete, waren in Worte nicht zu beschreiben.

Während sie so dalag und vor sich hin grübelte, richtete Sheren ihren Blick zum Fenster und erstarrte im selben Moment.

Ein gewaltiger Wolf, dessen Fell die gleiche Farbe wie die Nacht hatte, sprang geschmeidig mit einer kraftvollen Bewegung herein, was Sheren dazu veranlasste, den Atem anzuhalten. Sie gab keinen Laut von sich, sondern verfolgte jeden Schritt dieses imposanten Tieres.

Der Wolf trat bedächtig an das Bett heran, um auf Höhe ihres Gesichtes innezuhalten, um sie aus goldschimmernden Augen anzuschauen.

Sheren spürte, wie ihre Lungen nach Luft lechzten, weswegen sie behutsam weiter atmete, wobei der Wolf sie die ganze Zeit beobachtete. Plötzlich drehte er sich von ihr weg, trottete zurück zum Fenster und sprang mit einem geschmeidigen Satz hinaus, um mit der Finsternis zu verschmelzen.

Sie blinzelte, setzte sich ruckartig auf und überlegte ernsthaft, ob das eben wirklich passiert war.

Mit zittrigen Knien stand sie auf, trat an das Fenster und starrte verwirrt den Holzrahmen an.

Sie hatte es sich nicht eingebildet. Da war tatsächlich ein Wolf im Zimmer gewesen. Ehrfürchtig strichen ihre Fingerspitzen über die Furchen, die die Krallen im Holz hinterlassen hatten.

Sheren verweilte einen Moment, bis es sie fröstelte, weswegen sie zurück zum Bett ging, sich unter die Felle kuschelte und die Augen schloss, wobei sie nach diesem Erlebnis lang brauchte, bis der Schlaf sie übermannte.

Reichlich verschlafen öffnete sie ihre Lider und schmiegte sich fester in die weichen, wärmenden Felle. Sheren sah mit verschleiertem Blick zum Fenster, das weiterhin offenstand, weswegen kühle Morgenluft in einer seichten Brise hereinwehte.

Sonnenstrahlen, in denen der Staub wie winzige Kristalle tanzte, hüllten alles um sie herum ein, wobei sie blinzelte, um den Schleier von ihren Augen loszuwerden. Erst als sie wieder klar sah, erblickte sie den wildaussehenden Krieger, dem es gegönnt gewesen war, sie in dieser Nacht zu beglücken, was er aber nicht getan hatte.

Er saß so, dass sein Oberschenkel auf der Fensterbank lag und schien ihr beim Aufwachen zuzuschauen. Wie am Tag zuvor war er in den schwarzen Fellumhang gehüllt, während er entspannt den Oberkörper an den Fensterrahmen lehnte. Der Umhang war ein Stück nach hinten verrutscht und gab den Blick auf seinen Körper preis. Sie musterte die Arme, die er vor der breiten, muskulösen Brust verschränkte, bis ihre Augen auf seine trafen. Der Krieger sah sie mit einem sonderbaren Ausdruck an, der sie erschauern ließ.

Langsam wickelte sie sich aus den Fellen, bemerkte die kühle Luft auf ihrer Haut, woraufhin sie zögernd die Beine über die Bettkante schwang. Ihre nackten Füße berührten den ausgekühlten Steinboden, der für ein Frösteln sorgte, das ihren ganzen Körper überzog.

Unschlüssig stand sie auf, war wie gebannt von diesen Augen, die sie beobachteten. Sie trat mit vorsichtigen Schritten zu ihm, bis sie dicht vor ihm stehen blieb und unfähig war, ihren Blick von seinen zu lösen. Sheren legte sachte ihre Hände oberhalb der überkreuzten Arme auf die harten Brustmuskeln, schmiegte sich an ihn, wobei er die Arme langsam löste.

Er beäugte ihr Tun mehr als skeptisch, während Sheren schon darauf gefasst war, dass er sie packte, stattdessen umfassten seine Hände sachte ihre Oberarme und schob sie von sich.

»Tue bitte nichts gegen deinen Willen. Ich toleriere das nicht.«

Er verwirrte sie immer mehr, doch ehe sie sich versah, ruckte seine Hand hoch und ein harter Schlag traf sie im Nacken und dann ... tiefe Dunkelheit.

Er ließ blitzschnell die Handkante in ihren Nacken sausen, so, dass sie wie vom Blitz getroffen in seinen Armen zusammensackte. Gleichzeitig rutschte er von der Fensterbank und fing sie auf, damit sie nicht hart auf dem Boden aufkam. Sachte hob er sie hoch und trug sie zum Bett, während er ihren geschundenen, dennoch reizvollen Körper betrachtete, bevor er sie auf die Felle legte.

Eine Nacht war definitiv zu kurz, um ein durchdachtes Vorhaben zu entwickeln, wie er sie aus diesem Martyrium befreien konnte. Dennoch war er davon überzeugt, dass er es auf irgendeinem Weg schaffte. Immerhin war sie Barkat näher, wie sonst niemand in dieser Burg, weswegen er die Hoffnung hegte, dass sie ein paar brauchbare Informationen über ihn hatte, die er für sein Unterfangen nutzen konnte. Denn für eine Befragung hier in diesen Räumlichkeiten, reichte die Zeit definitiv nicht, sinnierte er vor sich hin und dachte dabei an die letzte Versammlung.

Er erinnerte sich, dass die meisten am darauffolgenden Morgen mit übelstem Kater und mit einer willigen Sklavin in ihren Gemächern verweilten. Die beste Gelegenheit, sie hier herauszuschaffen. Einzig die erhöhte Zahl der Soldaten bereitete ihm Kopfzerbrechen, weswegen er die Lage nicht unterschätzen durfte.

Barkat war sich mehr als im Klaren, dass er, wenn er fahrlässig wurde, jederzeit einem Attentat zum Opfer fallen konnte. Darüber hinaus war es weithin bekannt, dass Barkat niemandem traute, nicht einmal seinen engsten Vasallen.

Wojalf überlegte fieberhaft, wie er es anstellte, dabei glitt sein Blick über die dünne Wolldecke unterhalb der Pelze, woraufhin eine Idee in ihm aufkeimte.

Behutsam zog er die Felldecken unter ihr hervor, wickelte ihren Körper in die Decke, wobei er ihren Kopf ausließ, damit sie genug Luft bekam. Plötzlich stand er vor dem nächsten Problem.

Wie trug er all das hinaus?

Die Tasche war da das kleinere Übel, aber die Felle? Außerdem hatte er keinerlei Ahnung, wie lange die Bewusstlosigkeit anhalten würde. Er hatte also keine andere Wahl, als schnell und improvisierend zu handeln.

Mit flotten Handgriffen packte er das Spärliche, das er besaß und noch herumlag in die Wildledertasche, hängte sie sich mit dem Riemen unter den Umhang über die Schulter und warf einen der Pelze auf die junge Frau. Erst dann trat er zur Tür, um hinauszugehen, und nach einem Diener Ausschau zu halten, doch es war niemand zu sehen.

»Mist«, knurrte Wojalf in seinen Bart und eilte zurück ins Zimmer, wo er das zweite Fell ordentlich zusammenrollte. Gleich darauf schulterte er sich die Sklavin, um einhändig den anderen Pelz auf sie zu legen. Irgendwie gelang es ihm und klemmte sich das zusammengerollte Fellbündel unter den freien Arm.

Vor sich hin brummelnd und bepackt wie ein Esel, verließ er das Gemach.

Er lauschte aufmerksam auf alle verdächtigen Geräusche und huschte trotz seiner Last leichtfüßig die Korridore entlang, wobei er an jeder Ecke innehielt. Plötzlich hörte er feste Schritte und schlich eiligst zurück hinter die letzte Gangbiegung, wo er den Atem anhielt.

Sein Blut rauschte durch seine Ohren, weswegen er sich innerlich zur Ruhe mahnte und abwartete.

Die Soldaten marschierten weiter, dennoch verharrte er einen Moment, ehe er durch die Gänge hastete. Zu seinem Verdruss flankierten Wachen die Tür zum Burghof, die ihn bereits entdeckt hatten und ihm skeptisch entgegensahen.

Ruhig Blut, normal verhalten und Haltung bewahren. Ja kein Aufsehen erregen, wiederholte er sich mehrmals in Gedanken, als er einen der beiden Soldaten als den wiedererkannte, mit dem er am Abend zuvor sich noch über den strengen Wachdienst unterhalten hatte.

Wojalf straffte seine Schulter und trat auf die Wache zu, wobei er den Linken angrinste.

»Wie war das mit Wachdienst schieben?«

Sein Gegenüber erkannte ihn ebenfalls und schnaubte genervt: »Da sagst du was.« Der Wachmann sah kurz zu dem anderen, der nur mit den Augen rollte.

»Jedes Mal, wenn unser Herr diese Versammlungen abhält, haben alle in höchster Alarmbereitschaft zu sein. Da ist es egal, wie viel du geschlafen hast.«

Wojalf behielt den Zweiten im Auge, der träge, scheinbar übermüdet vor sich hinstarrte und ihnen kaum Beachtung schenkte.

»Das heißt, ihr habt die ganze Nacht hier gestanden?«, hinterfragte Wojalf.

Der Angesprochene nickte, gleichzeitig beäugte er grüblerisch die Felle.

»Du siehst aus, als wenn du schon wieder abreist.«

Wojalf bestätigte knapp. Er hoffte, dass sie ihm erlaubten die Tür zu passieren, aber die Neugierde des Soldaten kannte kein Erbarmen.

»Mir kam zu Ohren, dass du Sheren beglückt hast. Ich war bisher der Meinung, dass man jeden Moment mit ihr auskostet, solange man sie hat.«

Um Haaresbreite hätte Wojalf genervt die Augen verdreht, stattdessen setzte er ein vielsagendes Lächeln auf und entgegnete: »Ich habe die Nacht auch voll ausgekostet, aber Barkat ermahnte mich und aus diesem Grund gönne ich ihr etwas Ruhe. Außerdem liegt ein weiter Weg vor mir, bis nach Kafrot.«

Am liebsten hätte er dem Soldaten das dreckige Grinsen aus seinem Gesicht geprügelt, doch Wojalf hielt sich zurück, denn Aufsehen innerhalb der Burg zu erregen, war nicht von Vorteil.

»Kafrot. Das ist echt ein ordentliches Stück. Na ja, in diesem Fall wünsche ich dir eine angenehme Reise, mein Freund.« Mit den Worten öffnete die Wache ihm die Tür.

Er Schritt sofort hinaus in den Burghof und eilte, ohne dass es zu hastig aussah, die Treppe hinunter und visierte augenblicklich den Stall an. Hoffentlich lagen nun keine weiteren Hindernisse vor ihm. Nicht, dass sie zu früh wieder zu Bewusstsein kam, das wäre fatal.

Ein kurzer Blick über den Hof ließ ihn unweigerlich aufatmen, denn es kam ihm niemand in die Quere, bis er erleichtert in die Stallgasse einbog.

Wojalf holte tief Luft. Er war sich im Klaren, dass die größten Hürden noch vor ihm lagen. Das Burgtor und nicht zuletzt das Stadttor.

Er legte die eingewickelte Sklavin sanft auf einem Strohhaufen ab, schob das Fell sachte zur Seite, um sich davon zu überzeugen, dass sie wohlauf und noch nicht zu sich gekommen war.

Langsam richtete er sich auf, sah in die nahegelegene Box, wo ein prachtvoller dunkelbrauner Hengst stand, der aufgeregt mit den Hufen scharrte. Sein Schnauben zauberte Wojalf ein belustigtes Lächeln um die Lippen, denn er kannte sein Pferd. Er war sich bewusst, dass dieses prächtige Tier ungern in einem Stall eingesperrt war und lieber in der Wildnis umherstreifte, so wie er.

Zuerst aber führte der Weg sie durch die Stadt, bevor sie die Weite der Steppe genießen konnten.

Mit einem flüchtigen Blick zu der Sklavin hoffte er, dass die Betäubung bis zum nächsten Waldrand anhielt, weswegen er zügig das Gatter der Box öffnete, und den Hengst sattelte, der unruhig prustete. Kaum mit satteln fertig, zog er dem Pferd die Trense auf, auf deren Gebissstange das Tier unwillig herumkaute.

Wojalf überprüfte alles auf seinen richtigen Sitz und führte sein Ross an den Zügeln hinaus in die Stallgasse, wo er die Leinen zu Boden sinken ließ, was den Hengst dazu brachte stehen zu bleiben.

Zuerst ergriff Wojalf ein Fell, das er ausgebreitet über den Sattel und Rücken des Tieres legte, um die Sklavin halb auf den Hals, halb auf den Sattel zu betten. Abermals schob er den Pelz zur Seite, sah in ihr erschlafftes Gesicht, packte die Zügel und führte das Pferd raus auf den Burghof. Dort schwang er sich auf dessen Rücken, wobei sein Ross, kaum dass er oben saß, mit geschmeidigen Schritten auf der Stelle tänzelte.

Sanft tätschelte Wojalf den Hals, um ihm mit leichtem Schenkeldruck das Kommando zum Loslaufen zu geben.

Er lenkte das Pferd im Schatten der Stallungen hinaus ins Licht der steigenden Sonne, wo das seidene Fell in unterschiedlichen Brauntönen schimmerte. Wojalf saß locker im Sattel, die Zügel in der rechten Hand haltend, während seine linke Hand entspannt auf dem Oberschenkel ruhte, jederzeit bereit, nach der Sklavin zu greifen, falls sie ins Rutschen kam.

Wojalf lächelte, als er bemerkte, wie sein Hengst erneut anfing zu tänzeln, wobei er ihn zum Burgtor lenkte, das massig aus dicken Eichenbohlen vor ihm aufragte.

Die erste der zwei Hürden.

Langsam stieg seine Nervosität, denn die Wachen, die dort standen, hatten den Schichtwechsel bereits hinter sich. Ihre Blicke waren ausgeschlafen und mehr als aufmerksam auf ihn gerichtet.

Wojalf zügelte seinen Hengst zum Schritt, straffte seine Schultern und setzte einen steinernen Gesichtsausdruck auf, ehe er in Höhe der Soldaten stoppte, die ihn, aber auch das Bündel argwöhnisch musterten.

Der Schlankere von beide fragte mit einer kurzen Kopfbewegung darauf: »Was habt Ihr da drin?«

Anstatt auf die Frage direkt zu antworten, richtete sich Wojalf etwas mehr auf und sah die Wache geringschätzig an.

»Ich Wojalf, vom Volk der Wölfe, Vertreter von Kafrot wünsche, dass das Burgtor sich sofort öffnet, damit ich zu meinem Volk zurückreiten kann. Auf die Anfrage, was ich hier habe«, knurrte er, um seiner Stimme Nachdruck zu verleihen, »das ist mein Eigen, das ich mit nach Hause nehme.«

Er sah der Wache fest in die Augen, die kurz schluckte, sich ungeachtet dessen aber kein Stück von der Stelle rührte.

»Ist damit Eure Frage beantwortet! Öffnet das Burgtor«, befahl Wojalf in einem barschen Ton, was endlich Wirkung zeigte. Mit Genugtuung sah er, dass beide Kerle zusammenzuckten, wobei der Soldat vor ihm weiterhin stramm stand, zugleich der andere eiligst zum Tor huschte.

Während der erste Wachmann den enormen Riegel zur Seite wuchtete, hörte Wojalf das Scharren von Metall. Langsam sah er zu dem Zweiten, der plötzlich sein Schwert zückte.

»Nur Euer Habe? Seid Ihr sicher?« Ihm entging der lauernde Unterton nicht, genauso wenig der drohende Gang, mit dem der Soldat auf ihn zukam.

»Was habt Ihr da in den Fellen?«

»Wie ich es schon sagte, mein Eigen, das ich mit nach Hause nehme.« Seine Hand wanderte unweigerlich zu einem der Dolche an seinem Gürtel, schaute flüchtig zu dem Tor, das behäbig mit einem leisen Knarren aufschwang.

»Ich glaub Euch nicht. Wen habt Ihr da drinnen! Da sind Haare zu sehen!«

Schnell schaute er zur Seite, fluchte innerlich und zückte den Dolch. Im selben Augenblick verstummte das Knarren und der erste Wachmann fuhr auf dem Absatz herum. Auch er zog seine Klinge, um auf ihn zuzukommen. Wojalf sah sich um und wägte ab, wie er am besten aus dieser misslichen Lage herauskam.

Das Tor war so weit offen, dass er es schaffte hinauszukommen, doch zuerst musste er die Wachen auszuschalten.

Er drückte seine Beine fester an den Leib des Hengstes, holte seinen zweiten Dolch hervor, um die Soldaten drohend anzustarren.

Sie bewegten sich zu je einer Seite auf ihn zu, aber so, dass sie weiterhin seinem Pferd im Wege standen.

Das Sonnenlicht brach sich auf einer der Klingen, als die zwei ihn gleichzeitig angriffen. Er wehrte das erste Schwert, so gut er konnte mit dem Dolche ab, drückte dem Hengst die Ferse in die Rippen, auf das hin dieser sein Hinterteil zu dem zweiten Wachmann hinwendete. Auf ein weiteres Kommando von ihm schlug sein Ross mit den Hinterhufen aus und traf den Soldaten. Mit einem Keuchen taumelte der Recke nach hinten, dabei entglitt ihm das Schwert und fiel scheppernd zu Boden, während sich die Wache schmerzhaft den Bauch hielt.

»Atres! Lauf!«, gleichzeitig drückte er seine Fersen in die Seiten des Hengstes, krallte die Finger unbeholfen – mit dem Dolch in der Hand – in das Fell und konzentrierte sich darauf mithilfe der Schenkel, das Pferd durch den Spalt im Tor zu lenken.

»Alarm!«, brüllte der erste Wachmann hinter ihm und Wojalf spornte sein Ross, mit zurufen weiter an. Er brauchte Deckung, und zwar schnell.

Häuserfronten tauchten vor ihm auf. Ohne darüber nachzudenken, steuerte er sein Pferd in die nächste Gasse hinein, zügelte es und unterdrückte ein Aufatmen. Noch war er nicht in Sicherheit.

Vor ihm lag nun die Stadt, die er zu passieren hatte, doch nach dem Alarmruf des Soldaten erwies sich das mehr als nur schwierig.

Wie viel hatten die Wachen in den Straßen mitbekommen? Wurde er bereits gesucht?

Er gönnte sich einen Moment, atmete tief durch, bevor er in gemächlichem Schritt weiterritt. Wojalf nutze alle zwielichtigen Gassen, wo ihm ständig mehr Bewohner über den Weg eilten, die den neuen Tag für sich nutzten. Sie schienen allerdings nichts von den Geschehnissen am Burgtor zu wissen, denn sie schenkten ihm, zu seiner Erleichterung, keine große Beachtung.

Am liebsten würde er nachsehen, ob es der Sklavin gut ging, doch die Stadtwachen, die er erblickte, ließ ihn innehalten.

Er lenkte den Hengst rückwärts in eine Gasse und wartete ab, bis der Trupp vorbei war. Besser er stellte sein bisheriges Glück, wenn man es so nennen konnte, lieber nicht zu sehr auf die Probe.

Nachdem er sich sicher war, dass die Einheit außer Sichtweite war, steuerte er sein Ross geschickt durch die Gässchen, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt.

Zweimal versteckte er sich in schäbigen, stinkenden Gassen, die ihn mit einem schützenden Zwielicht empfingen.

So hatte er sich den Fluchtplan nicht vorgestellt, während er beruhigend den Hals des Pferdes tätschelte und seine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Wachen richtete. Denn je nachdem, was die Bewohner mitbekommen hatte, stellten auch sie eine Gefahr für ihn dar, weswegen er weiter durch die schäbigen Straßen ritt, in denen sich lediglich herum streunende Hunde aufhielten.

Bald schon sah er den Torbogen der Stadtmauer, der Richtung Norden führte.

Er stoppte den Hengst an der nächsten Ecke und starrte nach vorne.

Kein Wachmann war zu sehen. Seine Gelegenheit.

Er trieb sein Pferd in einen lockeren Trab, steuerte das Tor an, bemerkte eine Lücke zwischen den Menschen, die sich durchdrängten, und spornte sein Tier in den Galopp.

Verwünschungen und Beschimpfungen folgten ihm, doch das beachtete er nicht.

Erleichtert ließ Wojalf die Stadt hinter sich und sah vor sich üppige Wiesen und ertragreiche Felder, durch die ein gewundener festgetretener Weg sich wand, dem er in schnellem Tempo folgte.

Erst als die Burg ein Schemen im Rücken war, zügelte er den Hengst in einen kräftesparenden Trab. Wojalf lockerte die verkrampfte Hand vom Bündel, um weiter genügend Strecke zwischen sich und dem Bollwerk zu bringen. Ja kein Risiko eingehen, falls Barkat mittlerweile nach seiner Sklavin verlangte und merkte, dass sie nirgends in der Burg zu finden war.

Nicht weit, auf jeden Fall weit genug von der Burg entfernt, kannte er ein Buchenwäldchen, auf das er zielstrebig sein Pferd lenkte. Dort angekommen, ritt er ein hinein, an den glatten Buchenstämmen vorbei, bevor er seinen Hengst auf einem lichteren Flecken, der von halbhohen Büschen gesäumt war, stoppte.

Er versicherte sich, dass die Sklavin nicht aus Versehen herunterrutschte, glitt aus dem Sattel und holte sie behutsam vom Rücken des Tieres. Wojalf legte sie mitsamt dem Fell auf eine bemooste Fläche ab und zog langsam den Pelz aus ihrem Gesicht.

Sein treuer Begleiter schritt, von der Last befreit, ein Stück weiter zu einer Stelle, wo durch das Moos frisches Gras wuchs, dass er vergnügt zupfte.

Wojalf beobachtete nur flüchtig den Hengst, als er seinen Blick auf die Sklavin richtete und bemerkte, dass die Betäubung keinerlei Wirkung mehr zeigte. In die Wolldecke gewickelt, saß sie vor ihm und starrte ihn aus angstgeweiteten Augen an.

»Keine Angst. Ich will dir nichts Böses tun. Warte ...«, mit langsamen Bewegungen wickelte er sie aus der Decke und erkannte, dass sie wie Espenlaub zitterte, weswegen er die Hände zurückzog. Wie hypnotisiert saß sie vor ihm, wobei er sie eingehend musterte, ob sie keinerlei Verletzungen bei seinem Diebstahl davongetragen hatte.

»Ist alles in Ordnung mit dir?« Er erwartete nicht, dass sie darauf reagierte, denn sie schien unter Schock zu stehen.

Unverhofft nickte sie, wenn auch kaum sichtbar. Ihr Augen sahen sich verstohlen um, bis sie flüsterte: »Wo ... wo bin ich?«

Ihre Stimme zitterte vor Furcht, doch je mehr Zeit er ihr ließ, die neue Gegebenheit zu erfassen, umso eher zeigte sich ein aufmerksamer Ausdruck in ihren Augen. Sie begutachtete ihre Umgebung, allerdings blieb das Zittern ihres Körpers, weswegen sie ihre Arme langsam um die angezogenen Knie schlang.

Wojalf drückte sich aus der hockenden Haltung hoch, trat zu seinem Hengst, von wo er eine Wasserflasche aus den Satteltaschen holte. Damit schritt er zu ihr, um erneut in die Hocke zu sinken.

»Hier. Trink was.«

Zögerlich nahm sie die Flasche, setzte diese an ihren Mund, von dem er zu schnell den Blick wendete, um ihr tief in die Augen zu schauen.

»Ich habe dich aus der Burg herausgeholt, denn zum einen konnte ich nicht mit ansehen, wie der Tyrann Barkat dich behandelt hat. Aber ich handelte auch aus dem Grund, weil ich mir von dir Informationen über ihn erhoffe. Doch bevor ich dich danach befrage, ist es das Beste, ich bringe dich weit weg von dieser Festung.«

Er bemerkte den verwirrten Blick, mit dem sie ihm die Flasche zurückgab und flüsterte: »Danke. Aber ... wieso ... warum riskiert Ihr Euer Leben wegen ... wegen mir?« Die letzten beiden Worte kamen flüsternd über ihre Lippen.

»Wie gesagt. Ich erhoffe mir, dass du mir Informationen zu Barkat geben kannst. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich ein hohes Risiko eingehe, trotzdem habe ich Verbündete hinter mir, die mir zur Seite stehen. Bevor ich dir allerdings mehr darüber sage, ist es besser, dass wir von hier verschwinden.«

Das Zittern ihres Körpers ließ nicht nach und er erkannte wieso. Sie trug ja nichts weiter als das Gespinst am Leib, zumal es an diesem Morgen recht kühl war, obwohl der Hochsommer das Land beherrschte.

Er stand sofort auf, trat abermals zu seinem Pferd und holte aus den Satteltaschen einen Umhang aus Hasenfell heraus, den er zu ihr brachte, um ihn behutsam über ihre Schultern zu legen.

»Der wärmt dich, so lange es so frisch ist.«

Mit einem dankenden Nicken zog sie den Fellumhang fester um sich, wobei er sich umsah, bevor er gezielt zu einem dichteren Busch schritt. Vor diesem kniete er nieder, schob beherzt die Äste beiseite und seufzte erleichtert.

Alles war da, wie er es hier gelassen hatte. Nach und nach zog er unter dem Gebüsch einen Bogen mit den dazugehörigen Pfeilen heraus. Ein respektabler Pfeilbogen, aus schwarzem Holz, mit zwei c-förmige Biegungen und mittig mit dunkelbraunem Leder umwickelt. Zu diesem gab es einen Köcher voller Pfeile mit graugestreiften Federn, den er daneben legte. Abermals griff er unterhalb des Busches in das Geäst hinein und holte sein Schwert hervor, das in einer schlichten ledernen Scheide steckte, ehe er mit all den Waffen aufstand.

Wojalf drehte sich zu ihr, um ihrem erstaunten Blick zu begegnen, was ihn dazu brachte sie verschmitzt anzulächeln, bevor er langsam auf sie zutrat.

»Von meinem letzten Besuch weiß ich, dass in der Burg Bewaffnung mit längeren Klingen nicht erlaubt ist. Daher habe ich sie lieber hier versteckt. In der Burg hätte man sie mir abgenommen und gegebenenfalls nicht mehr sofort zurückgegeben.« Damit gürtete er sich das Schwert um, wobei er unabhängig davon zwei Dolche zu je einer Hüftseite, in schlichten Lederscheiden an seine Gürtel trug. Er nahm den Pfeilbogen und den Köcher, um alles zu seinem Hengst zu tragen, wo er es in Ruhe auf der rechten vorderen Seite an einem Metallring vom Sattel befestigte und den Bogen mit Lederbändern gleich daneben.

Sanft tätschelte er den Hals des Pferdes, packte die Zügel, um ihn zu ihr zu führen. Mit einem aufmunternden Lächeln reichte er ihr die Hand.

»Wir reiten weiter, denn der Weg, den wir vor uns haben ist lang, zumal der Tag rasch voranschreitet.«

Sie zögerte deutlich, was er verstand, weswegen er wartete, bis sie seine helfende Hand nahm, zugleich mit der anderen den Umhang festhielt, wobei er sie losließ.

Wojalf band die Wolldecke und das Fell zusammen, um es zu den Restlichen hinter den Sattel auf den Hintern des Hengstes zu legen. Dort schnürte er beides mit Lederbändern am Sattel fest und zog sich hoch auf den Rücken, bevor er ihr erneut die Hand reichte.

»Komm. Atres packt uns beide.« Er wartete, bis sie Mut fasste, zu ihm aufsah, um seine Hand zu ergreifen. Wojalf half ihr mit einer kraftvoll geführten Bewegung, sich in seinem Rücken auf den Hengst zu bugsieren, wo sie auf den Fellen platz nahm.

Atres trat dabei von einem Bein auf das andere, weswegen sie vor Schreck ihre Arme um seine Taille schlang, was ihm ein amüsiertes Lächeln entlockte. Er wartete, bis sie richtig saß, und strich beruhigend dem Pferd über den Hals. Dann ritt er aus dem Wäldchen hinaus und auf die Straße zu, die in wärmenden Sonnenschein lag.

Mit schwerem Kopf rekelte er sich auf den Fellen, schob mit einem Knurren den Körper neben sich zur Seite. Barkat öffnete schwerfällig die Augenlider, aber er sah nicht wie erhofft in das Antlitz seines Lieblings, sondern in das eines der anderen Mädchen, die er zusätzlich um sich scharrte. Zwar hatte sie ihm reichlich Genugtuung in dieser Nacht gegeben, doch seine Lenden lechzten nach Sheren. Keine war wie sie und er begehrte sie in diesem Moment mehr als alles andere.

Mürrisch setzte er sich auf, wobei sein Kopf augenblicklich im Takt seines Herzens pochte. Der einzige Nachteil, wenn man dem wohlschmeckenden Wein zu sehr gelüstete.

»Bringt Sheren zu mir! Aber schnell!«, brüllte er, trotz der Kopfschmerzen, um sich gleich darauf den Kopf zu heben.

Einen Moment später trat ein Diener herein, verbeugte sich tiefer als sonst, was Barkats Aufmerksamkeit weckte.

»Wo ist Sheren!«, donnerte Barkat erbost.

Der Dienstbote zuckte zusammen, bevor er leise stotterte: »Eure Majestät, sie ... sie ist nicht ... ich habe sie nicht ... gefunden.«

»WAS!« Barkat stand vollständig auf und trat auf den Diener zu. »Habt ihr bei Wojalf nachgeschaut?«

»Ja ... Eure ... Majestät. Auch er ... ist ... weg und ...«

Barkat holte mit der Hand aus und verpasste dem Bediensteten eine ordentliche Ohrfeige, so dass dieser zurücktaumelte.

»Wo ist er? Sprich!«

Zitternd vor Angst senkte der Dienstbote den Blick zu Boden und stammelte: »Ich ... kann es Euch ... nicht sagen ... Eure Majestät.«

Barkat holte erneut aus, dieses Mal mit der Faust. Mit einem brutalen Kinnhaken beförderte er den Diener zu Boden, um kochend vor Wut sich eine Hose anzuziehen. Er eilte aus dem Gemach auf direktem Weg zum Thronsaal.

»Wo ist Wojalf!«, brüllte er die Diener an, denen er begegnete, doch niemand hatte eine Antwort auf seine Frage.

Nachdem er im Thronsaal angekommen war, verlangte er nach den Wachen des Burgausganges, die nicht lange auf sich warten ließen und ehrerbietig verbeugten.

»Wo ist Wojalf?«, herrschte er sie an.

»Eure Majestät, der Gesuchte ... hat die Burg verlassen.«

»Ohne meine Erlaubnis!«

Beide zogen die Köpfe ein, bevor der eine nuschelte: »Verzeiht, Eure Majestät.«

Barkat ballte die Hände zu Fäusten.

»Acht Tage Kerker für Euch beide, weil Ihr eigenmächtig gehandelt habt«, murmelte er mit bedrohlicher Stimme, drehte auf dem Absatz herum und schritt auf den stählernen Thron zu.

Wie konnte dieser Bastard es wagen, ihn so hinterrücks zu bestehlen. Das würde er büßen, mit jeder Faser seines niederträchtigen Leibes, knurrte er in Gedanken und sank auf das Polster des Thrones. Barkat starrte die Recken an, die wie Steinsäulen auf ihre Strafe warteten.

»Karek!«, rief er nach seinem getreuesten Vasallen, der augenblicklich herein eilte. Ein hagerer Bursche – mit einer Hakennase und einem schielenden Auge – der sich ehrergeben vor ihm verbeugte.

»Ihr habt nach mir gerufen, Eure Majestät«, lispelte Karek, was er Barkat zu verdanken hatte, der ihm vor langer Zeit als Bestrafung die Zunge spalten ließ.

»Ich habe eine Aufgabe für dich«, grollte Barkat und rieb sich dabei mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel, um so die Kopfschmerzen zu vertreiben, die ihn weiterhin plagten.

»Wojalf, vom Volk der Wölfe hat Sheren geraubt. Zieh los und suche die besten Kopfgeldjäger. Biete ihnen eine passable Bezahlung, wenn sie es schaffen, Sheren unverletzt zu mir zu bringen. Was den Dieb betrifft, da reicht mir lediglich der Kopf als Beweis.«

Ein verschlagenes Grinsen zeigte sich in Kareks Zügen.

»Wie Majestät befiehlt.« Er verbeugte sich abermals tief, um dann rückwärtsgehend nach draußen zu verschwinden, wobei die Soldaten weiterhin stumm dastanden.

»Wachen!«

Zwei schwer bewaffnete Recken traten herein. Es waren Mannen seiner Leibgarde, die neben den Soldaten Stellung bezogen.

»Bringt diese Beiden in den Kerker. Acht Tage nur Wasser und Brot!«

Ein knappes Nicken war alles, ehe die Leibgardisten die Wachmänner packten und sie aus dem Thronsaal hinausführten.

Barkat lehnte sich in seinem Thron nach hinten, den Blick starr auf irgendeinen Punkt gerichtet.

»Das wirst du bereuen Wojalf. Niemand stiehlt mir meinen Liebling.«

Kapitel 2

Geist der Alten

Die Sonne wanderte stetig über den Horizont gen Westen.

Wojalf hatte gehofft, dass die junge Frau bis zum Abend durchhielt, doch er hatte sich geirrt. Auch weil er keine Ahnung hatte, was sie alles in der Burg erdulden, welche Qualen sie durchstehen musste, ohne Aussicht auf Erlösung.

Bei dem Gedanken an die Burg wunderte es ihn, dass ihnen noch niemand folgte. Dennoch sollte er lieber auf der Hut bleiben.

Eine Bewegung im Rücken holte ihn aus seinen tiefen Grübeleien heraus und er griff hastig hinter sich, um sie davon abzuhalten, vom Pferd zu fallen.

»Brrr, Atres.« Sein Hengst blieb sofort stehen, schnaubte unwillig, während Wojalf über die Schulter hinweg zu ihr Schaute.

Erschöpfte Augen blinzelten ihm entgegen, bevor sie schlagartig ihre Lage erfasste und sich an ihm festkrallte.

»Alles in Ordnung. Ich habe dich. Am besten wir machen eine Rast. Warte, ich helfe dir runter.«

Behutsam zog er den Arm weg, packte sie am Unterarm, wobei sie unbeholfen vom Pferderücken rutschte. Doch kaum berührten ihre Füße den Boden, umklammerte sie hastig sein Handgelenk, weswegen er sie etwas fester hielt, damit sie nicht stürzte.

»Langsam. Mir scheint, du bist eine ganze Weile nicht mehr geritten.«

Verschüchtert wich sie seinem Blick aus und ließ ihn, nachdem sie sicher stand, los. Wojalf nahm ebenfalls seine Hand zu sich und sah flüchtig zur Sonne.

Besser sie suchten langsam einen Platz für ein Nachtlager, sinnierte er vor sich hin, bevor er zu ihr zurücksah.

Sie wirkte noch ziemlich wackelig auf den Beinen und er zerbrach sich fieberhaft den Kopf, wie sie ein Stück weiter kamen, den hier konnten sie nicht bleiben. Wojalf schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln und hielt ihr gleichzeitig die Hand hin.

»Entschuldige, aber ich befürchte wir müssen einen besseren Ort zum Lagern finden. Komm. Setzt dich vor mich, so kann ich dich besser zu halten. Du brauchst keine Angst haben.«

Unschlüssig sah sie seine ausgestreckte Hand an, dann trafen ihre Blicke aufeinander, bevor sie zögerlich nickte. Er hievte die Sklavin sachte zu sich herauf, half ihr, sich bequem vor ihm in den Sattel zu setzen, wofür er ein Stück zurückrutschte. Wojalf packte mit einer Hand die Zügel, legte den freien Arm sanft um ihre Taille, auf das hin sich ihr Körper versteifte.

»Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Ich werde dir nichts antun«, flüsterte er ihr ins Ohr, was die Wirkung jedoch Verfehlte, denn er hatte das Gefühl, dass sie stattdessen noch steifer wurde.

Was hatten sie ihr nur angetan, fragte er sich, während er den Hengst vorwärts.

Nach einigen Schritten lockerte sie zögerlich ihre Haltung und sank gegen seine Brust. Seine Nasenflügel blähten sich sachte, er nahm ihre Witterung tief in sich auf und bemerkte daraufhin ein wohliges Kribbeln, das sich in seinem Körper ausbreitete.

Wann hatte er zuletzt eine Frau dermaßen nahe an sich herangelassen, fragte er sich, doch er hatte keine Ahnung, weswegen er davon ausging, dass es eine sehr lange Zeit zurücklag.

Nun ja, er war auch nicht gerade ein einfacher Mann, sinnierte er mit einem schiefen Lächeln.

Die Sklavin rutschte sachte zur Seite, weshalb er den Griff um ihre Taille ein kleinwenig verstärkte. Er sah ihr Gesicht nicht, vermutete aber, dass sie abermals eingeschlafen war. Langsam senkte er den Kopf, berührte mit der Nase ihr leicht strohiges Haar, das in Wellen an ihre Halsbeuge herabfiel.

Dieser Duft.

Er verinnerlichte ihn tief, auch wenn er vorhatte, sie, nachdem er seine Informationen hatte, in ein Dorf zu bringen, um sie nie mehr aufzusuchen.

Sein Hengst trottete in gemächlichem Schritt weiter, während Wojalf seinen Blick auf die Straße richtete, um aufmerksam eine Stelle für ein Nachtlager zu suchen, gleichzeitig aber auch, um nach Verfolgern Ausschau zu halten.

Dabei sank die Sonne unentwegt dem Horizont entgegen.

Verflixt, er musste sich so langsam beeilen, denn wenn er richtig vermutete, dann hatte sie keinerlei Kenntnis davon, wie man ein Feuer entfachte, geschweige, ein Nachtlager herrichtete, murrte er vor sich hin und ließ Atres antraben.

Mit fortschreitender Dämmerung im Nacken tauchte ein vielversprechendes Wäldchen vor ihm auf. Zielstrebig visierte er es an, trieb Atres durch das hüfthohe Gebüsch hinein, an glatten Buchen und vereinzelten schlanken Birken vorbei, bis er fand, was er suchte.

Einen perfekten Lagerplatz. Die Bäume standen zur anderen Seite hin näher beieinander, dazwischen wuchsen dichte Beerensträucher, die einen natürlichen Sichtschutz bildeten.

Wojalf zügelte seinen Hengst auf einer moosbewachsenen schmalen Lichtung, wo an manchen Stellen trockenes Laub vom letzten Herbst lag, unter dem es hin und wieder raschelte.

In den Baumkronen hörte er die vereinzelte Rufe der Vögel des Tages, die sich für die Nacht zurückzogen. Gleichzeitig hallte das Gurren einer Eule durch die Luft.

Wojalf lauschte dem Rascheln der Blätter, die in der kühler werdenden Abendbrise sanft wisperten. Geräusche, denen er stundenlang zuhören konnte, aber vor allem in diesem Moment den gleichmäßigen Atemzügen der Sklavin in seinem Arm.

Er hatte nicht mehr genügend Zeit, doch ungeachtet dessen sah er sie von der Seite etwas genauer an. Sie hatte Schmale leicht eingefallen Gesichtszüge, was er auf die Zustände in der Burg zurückführte. Wojalf bestaunte ein kleinwenig die Zähheit dieser Frau, die ihn immer mehr faszinierte. Er war versucht, ihre Haare zur Seite zu streichen, ihren Hals mit den Lippen zu berühren, doch ein stechender Schmerz durchfuhr seine Wirbelsäule.

Verdammt! Er hatte die Sonne aus den Augen verloren, schimpfte er sich und sah erschrocken zwischen den Stämmen Richtung Westen. Der Feuerball färbte sich bereits zu einer roten Scheibe, die den Horizont berührte, als wäre sie flüssiges Eisen.

Ein weiterer heftiger Quell aus Pein erfüllte seinen gesamten Rücken und ihm war klar, er musste jetzt schnell handeln.

Das unsanfte Rütteln an ihrer Schulter schreckte Sheren aus ihrem Schlaf auf. Orientierungslos sah sie sich um, bis sie eine harte Brust in ihrem Rücken spürte.

»Bitte wach auf. Wir haben einen Platz zum Übernachten gefunden.«

Sie blinzelte, drehte den Kopf zu der Seite, woher sie die tiefe Stimme an ihr Ohr hallte, und sah unvermittelt in graue Augen mit einem stärker werdenden Goldschimmer.

»Hilf mir bitte, das Lager einzurichten, denn es ist schon spät.«

Der Arm um ihre Taille verschwand und der Krieger half ihr, aus dem Sattel zu rutschen. Er ließ sie sanft zu Boden sinken, wobei er sich kraftvoll vom Rücken des Tieres schwang und dabei sichtbar gehetzt zum Sonnenuntergang sah.

»Kümmere dich bitte um Atres und wenn du genug Kraft hast um die Ausrüstung. Binde ihn auf jeden Fall an, damit er dir nicht abhaut. Ich gehe in den Wald, um uns was zu essen zu jagen.«

Er drückte ihr die Zügel in die Hand, schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und verschwand mit hastigen Schritten in das Gestrüpp, dass allmählich von der Dämmerung in ein Zwielicht getaucht wurde.

»Aber ... ich ...«, sie sprach nicht weiter, denn er hielt beim Klang ihrer Stimme nicht inne. Unschlüssig, wie sie das Ganze handhaben sollte, sah sie den Hengst an, der dastand und sie beäugte.

»Du hast einen sonderbaren Herrn«, murmelte sie, führte das Tier zu einem Baum, wo sie die Leinen um einen dicken Ast band. Sie spürte, dass sich ihre Knie immer noch wackelig anfühlten und das Laub auf dem Boden ihr unangenehm in die Fußsohlen pikte. Jeder Muskel in ihrem Körper protestierte.

Sie seufzte und strich sachte über das weiche Fell an der Seite des Hengstes, bevor sie ihre Stirn gegen den Hals lehnte, und murmelte: »Auch wenn ich erleichtert bin, in Freiheit zu sein, aber ... was mache ich hier?« Sie kämpfte die Tränen nieder, die in ihr hochkamen. Ihr war bewusst, dass sie all der Grausamkeit zum Trotz, die sie in der Burg erduldet, ein feudales Leben geführt hatte. Dort brauchte sie kein Feuer entfachen, musste sich nicht ums Essen kümmern und besaß ein richtiges Bett zum Schlafen.

Hier allerdings, in diesem Moment, hatte sie nichts davon.

Sie drehte sich zum Sattel hin, trat einen Schritt zur Seite und ignorierte den Schmerz, der durch ihren Leib zuckte, denn er war schon zu lange ein stetiger Begleiter in ihrem Leben.

Mit unbeholfenen Fingern löste sie die Felle vom Sattelzeug, legte sie neben sich ab und fummelte am Sattelgurt herum.

»Bei den Alten«, fluchte sie und zog fahrig am Gurtwerk. »Zumindest absatteln wäre wirklich nicht zu viel verlangt gewesen.« Sie öffnete den Riemen und holte ächzend mit müh und Not den schweren Sattel vom Rücken des Tieres. Allerdings war sie zu schwach, um das Gewicht zu tragen, weshalb er ihren Armen entglitt, um mit einem dumpfen Laut zu Boden zu fallen.

»Verdammt«, zischte sie und starrte mürrisch auf den Sattel.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie der Hengst den Kopf tief nach unten beugte und sah, verdattert mit an, wie er mit einer gekonnten Bewegung aufwärts die Trense über die Ohren abstreifte, um mit einem zufriedenen Schnauben den Kopf hochwarf. Von seinem Handeln völlig überrascht, erkannte sie zu spät, was gerade geschah und bevor sie sich versah, drehte das Pferd sich von ihr weg, um in die Finsternis zu stolzieren.

»He«, schrie sie, als sie aus ihrer Starre erwachte. »Bleib hier!«

Doch ihr Rufen half nichts. Der Hengst kam nicht zurück. Das Einzige, was sie hörte, waren seine gedämpften Schritte, die in der Ferne verhallten. Von da an drangen nur noch die Geräusche der Nacht an ihre Ohren.

Über ihr rauschten die Blätter in der seichten Brise, während in ihren Augen die nächsten Tränen aufstiegen und Verzweiflung sich wie ein Gift in ihrem Körper ausbreitete. Um sie herum war mittlerweile alles dunkel und sie erkannte nichts als Schemen.

Dazu kam, dass sie keinerlei Ahnung hatte, wie man sich in solch einer Lage verhielt und von ihrem Entführer war weit und breit keine Spur zu sehen.

Wahllos packte sie eins der Felle, legte es auf dem Boden aus, kniete sich darauf nieder und zog gleichzeitig den Hasenfellumhang fester um ihre Schulter, als die Brise kühl über ihre Haut strich und sie anfing zu zittern.

Tränen kullerten an den Wangen herunter, die sie hastig mit dem Handrücken wegwischte.