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Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 von Stefan Hensch, Bernd Teuber, Roland Heller, Jan Gardemann, Wilfried A. Hary, Antje Ippensen, Allan J. Stark, Hubert Hug Über diesen Band: Dieser Band enthält die Bände 101-110 der Serie "Die Raumflotte von Axarabor" Band 101 Stefan Hensch: Die Söhne der Freiheit Band 102 Bernd Teuber: Gefahr für Axarabor Band 103 Roland Heller: Manipulation: Sprachcode Band 104 Hubert Hug: Krise auf Teomes Band 105 Jan Gardemann: Der erste Kaiser von Aximov Band 106 Bernd Teuber: Vier Söldner für Sancor Band 107 Wilfried A. Hary: Notlandung auf einer verbotenen Welt Band 108 Antje Ippensen: Das Schicksal des verschwundenen Raumschiffs Band 109 Allan J. Stark: Noraks Auftrag Band 110 Wilfried A. Hary: Flucht vor dem kosmischen Kartell Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
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Seitenzahl: 965
Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011
Wilfried A. Hary et al.
Published by BEKKERpublishing, 2021.
Title Page
Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011
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Die Söhne der Freiheit: Die Raumflotte von Axarabor - Band 101
Die Söhne der Freiheit: Die Raumflotte von Axarabor - Band 101
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Gefahr für Axarabor Die Raumflotte von Axarabor - Band 102
Gefahr für Axarabor Die Raumflotte von Axarabor - Band 102
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Manipulation: Sprachcode - Die Raumflotte von Axarabor - Band 103
Manipulation: Sprachcode - Die Raumflotte von Axarabor - Band 103
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Krise auf Teomes: Die Raumflotte von Axarabor - Band 104
Krise auf Teomes: Die Raumflotte von Axarabor - Band 104
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Der erste Kaiser von Aximov: Die Raumflotte von Axarabor - Band 105
Der erste Kaiser von Aximov: Die Raumflotte von Axarabor - Band 105
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Vier Söldner für Sancor: Die Raumflotte von Axarabor - Band 106
Vier Söldner für Sancor: Die Raumflotte von Axarabor - Band 106
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Notlandung auf einer verbotenen Welt: Die Raumflotte von Axarabor - Band 107
Notlandung auf einer verbotenen Welt: Die Raumflotte von Axarabor - Band 107
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Das Schicksal des verschwundenen Raumschiffs: Die Raumflotte von Axarabor - Band 108
Das Schicksal des verschwundenen Raumschiffs: Die Raumflotte von Axarabor - Band 108
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Noraks Auftrag: Die Raumflotte von Axarabor - Band 109
Noraks Auftrag: Die Raumflotte von Axarabor - Band 109
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Flucht vor dem kosmischen Kartell: Die Raumflotte von Axarabor - Band 110
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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger
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Also By Stefan Hensch
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Also By Hubert Hug
Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011
von Stefan Hensch, Bernd Teuber, Roland Heller, Jan Gardemann, Wilfried A. Hary, Antje Ippensen, Allan J. Stark, Hubert Hug
Über diesen Band:
Dieser Band enthält die Bände 101-110 der Serie “Die Raumflotte von Axarabor”
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Band 101 Stefan Hensch: Die Söhne der Freiheit
Band 102 Bernd Teuber: Gefahr für Axarabor
Band 103 Roland Heller: Manipulation: Sprachcode
Band 104 Hubert Hug: Krise auf Teomes
Band 105 Jan Gardemann: Der erste Kaiser von Aximov
Band 106 Bernd Teuber: Vier Söldner für Sancor
Band 107 Wilfried A. Hary: Notlandung auf einer verbotenen Welt
Band 108 Antje Ippensen: Das Schicksal des verschwundenen Raumschiffs
Band 109 Allan J. Stark: Noraks Auftrag
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Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author / COVER WOLFGANG SIGL
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Stefan Hensch
Die Söhne der Freiheit: Die Raumflotte von Axarabor - Band 101
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Table of Contents
UPDATE ME
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von Stefan Hensch
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Der Umfang dieses Buchs entspricht 77 Taschenbuchseiten.
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Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
Eine Rettungskapsel treibt in den kalten und lebensfeindlichen Weiten des Alls. Unermesslich entfernt von dem Schiff, von dem sie einst gestartet wurde. Scheinbar leer. Aber stimmt das wirklich? Ist die Kapsel leer gestartet? Wohl kaum, denn laut dem Sicherheitsprotokoll können Rettungskapseln nicht ohne Passagiere abgestoßen werden. Was aber ist im Weltall mit den Passagieren passiert? Was für ein Schicksal hat das Schiff erfasst, zu dem die Rettungskapsel gehörte?
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
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© Roman by Author / COVER 3000 AD 123rf STEVE MAYER
© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Jameson-System, An Bord des Kreuzers MONTAJERO
Jane Gates saß auf ihrem Platz auf der Brücke des Kreuzers MONTAJERO und beaufsichtigte die Sensoren des Patrouillenschiffs. Das Jameson-System litt in letzter Zeit unter den Angriffen eines Nomadenvolks, das die lokalen Sicherheitskräfte völlig überrannt hatte. Die planetaren Regierungen hatten deshalb bei der Raumflotte um Unterstützung gebeten. Deshalb waren die MONTAJERO und die COBALT hierher verlegt worden. Beide Schiffe gehörten zur neuen D-Klasse und verfügten neben ihren durchschlagkräftigen Bordwaffen auch über jeweils zwei komplette Kampfjäger-Geschwader. Piraten und Nomaden sollten für die beiden Kampfschiffe deshalb lösbare Probleme sein, zumindest glaubte man das im Flottenoberkommando.
Die Schicht von Gates war fast vorbei. Ereignislos wäre noch eine schmeichelnde Bezeichnung für die letzten acht Stunden gewesen. Aber so war der Dienst in der Raumflotte nun mal. Außerdem gehörte Gates nicht zu der Sorte von Soldaten, die den Kampf mit jeder Faser ihres Körpers herbeisehnten. Wenn es aber unvermeidlich war, war Gates aber auch nicht ängstlich, sondern eine abgeklärte Offizierin.
Die junge Frau schaltete durch die unterschiedlichen Modi der Sensorphalanx, widmete jeder Einstellung ein paar Augenblicke. Auf dem Display ihrer Konsole war ein schwacher Impuls zu sehen. Die automatische Identifikationssoftware hätte den Blip übersehen, so schwach waren die emittierten Signale. Gates markierte die Anomalie mit einer Fingerbewegung und fokussierte die Sensoren auf den Kontakt. Es konnte keinen Zweifel geben, da draußen war etwas!
„Sir, wir haben einen Kontakt!“
Lieutenant Commander Chang saß auf seinem Platz in der Mitte der Brücke und nickte. „Auf den Schirm, Herr May!“
Der Erste Offizier der MONTAJERO runzelte die Stirn. „Was haben wir da, Frau Gates?“
Die Sensoroffizierin konsultierte ihre Konsole, las die letzten von ihr angeforderten Messwerte. „Das Ding sieht wie eine Rettungskapsel aus, ist dafür aber viel zu groß. Es gibt nur einen rudimentären Antrieb, einen schwachen Deflektor und keine Bewaffnung.“
„Es ist tatsächlich eine Rettungskapsel, Lieutenant Commander“, stellte May fest. Der Deckoffizier nickte dem stellvertretenden Kommandanten zu. „Für den Einsatz im Cauldron-Feldzug hat die Raumflotte ihre Streitmacht in diesem Sektor mit verstärkten Rettungskapseln ausgestattet. Ansonsten wären unsere Jungs nach dem Ausstieg im Inneren der Kapseln nicht mehr alt geworden.“
„Es zahlt sich aus, ein wanderndes Lexikon bei sich zu haben. Wissen Sie denn auch, was die Raumkapsel hier überhaupt macht? Fliegt sie die gut zwanzig Jahre nach dem Feldzug einfach im Weltraum herum?“
Das wusste der Deckoffizier natürlich nicht, was er er auch unumwunden zugab.
Nun schaltete sich Gates ein, denn da halfen ihre Messungen weiter. „Negativ, Lieutenant Commander. Die Kapsel verfügt noch über eine intakte Energieversorgung. Sie scheint also definitiv noch nicht lange hier unterwegs zu sein.“
„Ich habe die protokollierten Kommunikationsverbindungen der letzten Tage mit einem Algorithmus überprüft. Ein Funkspruch stammt von einem Schiff, das tatsächlich in Zusammenhang mit dem Cauldron-Feldzug stehen könnte. Es ist die SEBAREIDER, eine Fregatte.“
Chang nickte dem Kommunikationsoffizier zu. Das war gute Arbeit, Captain Horowitz hatte ein wirklich gutes Team aufgebaut. „Worum ging es in dem Funkspruch?“
„Die SEBAREIDER hatte ein Problem an Bord. Entweder ein Angriff, oder ein technisches Problem. Seitdem wird die Fregatte vermisst.“
Chang presste die Lippen zusammen. Das hörte sich alles andere als gut an. „Gibt es Lebenszeichen aus der Kapsel?“
„Leider nicht, Sir!“
Chang dachte angestrengt nach. „Was war der Auftrag der SEBAREIDER?“
Mit flinken Fingern bearbeitete der Kommunikationsoffizier seine Konsole und überflog die angegebenen Daten. „Die Fregatte war unterwegs zu einer offiziellen Mission ins TENNIBOURNE-System. Mehr kann ich nicht aus den allgemeinen Quellen erfahren.“
Warum flog aber eine Rettungskapsel ohne Passagiere durch das Weltall? Ein versehentliches Ausstoßen der Einheiten wurde normalerweise durch das Sicherheitsprotokoll eines jeden Schiffs der Raumflotte zuverlässig unterbunden.
„Möglicherweise sind die Vitalwerte der Insassen einfach zu schwach, als das sie unsere Sensoren auffangen könnten“, sagte Chang nachdenklich. „Alarmstart einer Korvette, Boarding unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen. Wir wissen nicht, womit wir es hier zu tun haben. Aber vielleicht ist dort ja doch noch jemand unserer Jungs!“
„Aye, Sir“, sagte May und gab den Befehl an die zuständige Station weiter.
„Holen Sie mir Commander Horowitz auf die Brücke“, befahl der Erste Offizier.
*
Commander Tony Horowitz nickte dem Gesicht auf dem Videoschirm zu. „Die Situation ist also ernst. Wir werden unseren Kurs anpassen, um mögliche Eindringlinge aus dem Tennibourne-System abzufangen.“
Das hagere Gesicht auf dem Videoschirm nickte bestätigend. „Vermeiden Sie unbedingt jeden direkten Kontakt mit den Kolonisten, oder anderen Personen von dort. Wir wissen noch nicht genau, worum es hier eigentlich geht. Besser gesagt hält uns wohl der Nachrichtendienst ganz bewusst im Unklaren. Vielleicht ist es aber auch nur ein Sturm im Wasserglas.“
„Jeder soll nur das wissen, was er auch wirklich unbedingt wissen muss“, schlussfolgerte Horowitz.
Bevor der Offizier noch etwas erwidern konnte, schrillte eine Sirene los. „Commander Horowitz, Ihre Anwesenheit wird auf der Brücke erbeten“, meldete eine Computerstimme.
Die Korvette raste mit Höchstgeschwindigkeit durch den Hangarschacht in Richtung Weltall. Lieutenant Eugene Hawkins war der Kommandant des vierköpfigen Teams. Er saß wie seine Männer auf einem Platz im Passagierraum der Korvette, wurde dabei von einem heruntergeklappten Bügel gesichert.
„Lieutenant Hawkins?“, hörte der Raumlandeinfanterist die Stimme des Commanders der MONTAJERO in seinem linken Ohr.
„Ja, Sir?“
Es knackte kurz, dann hatte sich die Verbindung wieder stabilisiert. „Halten Sie Abstand, wenn Sie in der Rettungskapsel auf Überlebende stoßen!“
Da die Unterredung auf seinem privaten Kanal stattfand, bekamen seine drei Männer nichts davon mit. Der Blick des Lieutenants streifte Dixon und Grimes, die beide Sanitäter waren. „Ich dachte, dies wäre eine Hilfseinsatz, Commander?“
Die Antwort von Commander Horowitz ließ einige Zeit auf sich warten. „Negativ, Lieutenant Hawkins. Ich erwarte ein taktisch einwandfreies Boardingmanöver. Sie sichern die Situation und erwarten weitere Befehle.“
Hawkins schluckte. Irgendetwas begann hier unglaublich schief zu laufen. Welche Gefahren sollten schon in einer Rettungskapsel der Raumflotte auf sie lauern?
Der Lieutenant schaltete auf den allgemeinen Funkkanal seiner Einheit. „Es gibt eine Programmänderung. Dies ist ein gewöhnliches Boardingunternehmen, keine Hilfsmission. Wie verschaffen uns Zutritt und sichern die Rettungskapsel. Danach warten wir auf Instruktionen von der Kommandozentrale!“
Die Mitglieder des Kommandotrupps bestätigten nacheinander die geänderten Einsatzziele. Dabei warfen sie ihrem Kommandanten fragende Blicke zu. Doch Hawkins konnte nur mit den Achseln zucken. „Unsere Befehle wurden gerade von Commander Horowitz aktualisiert. Der Boss wird seine Gründe haben!“
Die Korvette hatte die kurze Distanz zu Rettungskapsel zurückgelegt und dockte an. Augenblicklich machte sich das Boarding-Team bereit, nahm seine Waffen aus den Halterungen und stellte sich vor der Luftschleuse auf. Als die Schleuse freigegeben wurde, begann der Einsatz.
Hawkins stürmte gefolgt von seinen Männern durch die Schleuse. Das Blastergewehr hielt er schussbereit in den Händen, der bläuliche Strahl der Zieloptik durchschnitt die Luft. Hinter seinem Visier verzog Hawkins überrascht das Gesicht. Die Rettungskapsel war viel größer, als er es erwartet hatte. Anstelle direkt im Hauptbereich der Kapsel zu stehen, traten die Männer von der MONTAJERO zuerst in eine Art Vorraum. Zwei Türen zweigten ab. Eine Tür stand offen und führte offenkundig zu den Schiffssystemen wie dem Antrieb und den Schildgeneratoren, während die andere Tür verschlossen war.
„Was für eine verflucht große Rettungskapsel ist das, Lieutenant?“
Hawkins sah Grimes an. „Laut unseren Daten stammt das Ding aus der Zeit des Cauldron-Feldzuges. Die Kapseln der eingesetzten Schiffe mussten gegen eine spezifische Form von Strahlung geschützt werden. Das Flottenoberkommando hat deshalb Kapseln mit Platz für bis zu fünf Personen konstruieren lassen. Kleinere Kapseln, wie die aktuellen Modelle bei uns, wären einfach viel zu unwirtschaftlich gewesen.“
Grimes nickte. Die Erklärung reichte ihm.
Wie ein perfekt eingespieltes Team sicherten die Männer den offenstehenden Raum. Bis auf die Maschine und den Generator für den Deflektor war der Raum vollkommen leer.
„Dann schauen wir uns mal den Hauptraum an“, befahl Hawkins und ging voraus. Per Tastendruck öffnete der Lieutenant die Tür, die schnell auseinanderglitt. Mit dem Blaster im Anschlag betrat der Offizier den Hauptraum.
„Scheiße“, entglitt es Hawkins. Im Hauptraum lagen zwei Leichen. Es waren ein Zivilist und ein Mann in einer Offiziers-Uniform der Raumflotte. Der Offizier hatte einen Kopfschuss abbekommen, während der Zivilist zwei schwere Treffer in der Brust hatte.
„Zentrale, hier Boarding-Team“, sagte Hawkins in schneidendem Ton. „Wir haben hier zwei Tote. Augenscheinlich einen Zivilisten und einen Angehörigen der Raumflotte. Sieht so aus, als hätten sie sich gegenseitig erschossen.“
„Roger Boarding-Team“, drang es aus seinem Ohrhörer. „Lieutenant-Commander Chang wird in wenigen Minuten bei Ihnen eintreffen. Fassen Sie nichts an, sichern Sie weiterhin die Kapsel. Der Erste Offizier übernimmt den Rest!“
„Roger, MONTAJERO“, knurrte Hawkins. Der Raumlandeinfanterist fragte sich, um was für einen Kindergarten es sich hier bei diesem Einsatz eigentlich so ganz genau handelte. Aber Befehl war Befehl.
An Bord der SEBAREIDER, einige Tage zuvor
Das virtuelle Schlachtfeld war für diese Simulation bis zum absoluten Maximum ausgedehnt worden. Für die Vorbereitung des Einsatzes auf Alsar 20 war dies eigentlich nicht nötig, aber Lieutenant Commander Ned Anderson wollte es so. Als Kommandant der an Bord stationierten Raumlandeinfanteristen konnte er die individuelle Leistungsfähigkeit eines jeden Einzelnen einschätzen. Deshalb hatte er nun ganz bewusst einen etwas größeren Maßstab für diese Simulation gewählt. Schon seit längerer Zeit wollte er einmal ein großes Landeunternehmen live erleben. Dazu bot ihm das virtuelle Schlachtfeld nun die Gelegenheit. Interessiert verfolgte der Offizier jeden einzelnen Schritt der Operation und beobachtete dabei seine Männer. Die virtuelle Operation war nun fast abgeschlossen, das Abbild von Alsar 20 war so gut wie erobert. Die Simulation hatte Anderson gezeigt, wie erschreckend effizient die Raumflotte Invasionen aus dem Weltall durchführen könnte. Das Tempo der Raumlandeinfanterie war einfach atemberaubend und falls es zu unvorhergesehen Problemen kam, besaßen die Streitkräfte genug Souveränität, um mit fast allem klarzukommen. Ein wirklich furchterregender Gegner, der auch wirklich zubeißen konnte und nicht nur bellte.
Eine Sirene verkündete das Ende der Simulation und die Raumlandeinfanteristen erwachten auf ihren Ruheliegen. Anderson rieb sich durch die Augen und zog sich die Stimulationshaube vom Kopf.
„Das ist doch echtes Hexenwerk. Die Simulation fühlte sich an, wie die Landung auf Neran“, meinte einer der Soldaten.
Neran, dachte Ned Anderson. Er wusste, dass der Soldat mit seinem Spruch recht hatte. Der Lieutenant Commander war selbst Teil der Offensive gewesen, die zur totalen Vernichtung des neranischen Sternenreichs geführt hatte. Es war, als lägen die Erlebnisse Jahre zurück. Dabei waren es in Wirklichkeit aber nur einige Monate. Ob es Verdrängung war? Oder vergaßen Menschen doch so schnell?
Anderson legte die Haube in die dafür vorgesehene Mulde und verließ das virtuelle Schlachtfeld. Seine Männer hatten einen guten Job gemacht, morgen würden sie wieder an vorderster Front stehen. Der folgende Einsatz war leider wesentlich realer, als der in der Virtualität. Einige der Jungs würden es wahrscheinlich nicht zurück schaffen. So war leider das Leben eines Raumlandeinfanteristen.
Anderson ging weiter und weiter. Seine Füße setzten sich nahezu ohne sein Zutun voreinander. Schließlich erreichte der Offizier einen Lift. Noch während er sich näherte, glitten die Türen auseinander und er stieg in die Kabine. Automatisch drückte sein Finger eine Taste auf dem Tableau. Die Kabine setzte sich in Bewegung, senkte sich blitzschnell ab. Nach nur wenigen Sekunden bremste die Kabine wieder. Die Türen öffneten sich und gaben den Blick auf ein völlig menschenleeres Deck frei. Hier wollte Anderson hin, dass wusste er. Aber was wollte er hier überhaupt?
Seine Schritte führten ihn an Systemen vorbei, die der Technik vorbehalten waren. Vor einer Tür mit der Aufschrift Subraum Modulation blieb er stehen. Was mache ich hier? Ich habe doch gar keine Zugangsberechtigung?
Der Offizier sah sich um, dann zog er etwas aus der Hosentasche. Es war ein modifizierter Handcomputer. Mit einem Datenkabel war eine Schlüsselkarte daran befestigt.
Anderson schob die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz. Automatisch erwachte der Handcomputer zum Leben und arbeitete einen komplizierten Algorithmus ab. Nach quälenden Sekunden leuchtete ein grünes Lämpchen auf. Der Zugang zu diesem Bereich war frei.
Wie im Tiefschlaf betrat der Raumlandeinfanterist den Raum und machte die Tür hinter sich zu. Bei seiner Arbeit wollte er ungestört sein. Es gab schließlich Dinge, die nicht für jedes Auge bestimmt waren. Welche? Bist du irre? Was tust du hier?
Zielsicher trat er auf den Hauptrechner des dritten Modulators zu. Ohne sich aktiv dazu zu entscheiden, aktivierte Anderson die zugehörige Workstation und navigierte in Windeseile durch die Untermenüs. Gezielt wählte er eine Option aus. Sie wollen den Modulator wirklich neu ausrichten? Der Offizier las die Frage und sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Genau deshalb war er nämlich hier. Aber warum?
Also bestätigte Anderson die Sicherheitsfrage. Sofort erschien ein Eingabefeld für die nötigen Subraumdaten. Dies war eine zusätzliche Hürde, damit die Anlage vor Missbrauch geschützt wurde. Die Subraumkoordinaten eines Empfängers waren nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Wer nicht über ein neuronales Netzwerk mit immenser Rechenleistung verfügte, brauchte einen offiziellen Befehl der Raumflotte, um die jeweilige Empfängerkennung zu erfahren. Dies wurde in der Regel aber bei Zivilisten abgelehnt.
Doch Anderson gab scheinbar spontan eine sechzehnstellige Kennung ein. Aber die Ziffernfolge war nicht beliebig, sie folgte einem seltsamen Muster. Doch der Offizier hatte die Ziffernfolge niemals zuvor in seinem Leben gesehen. Hätte er gewusst, wie sich die Dinge entwickelten, hätt er sich damals definitiv anders entschieden. Diese Möglichkeit gab es jetzt aber nicht mehr, also waren diese Gedankengänge absolut müßig.
In schneller Folge gab Anderson die Ziffern ein. Sofort begann der Modulator mit seiner Feinausrichtung. Der ganze Vorgang dauerte einige Minuten, da das System einige äußerst komplexe Berechnungen anstellen musste. Doch dann war es soweit, das klobige Ding namens Modulator gab ein akustisches Quittungssignal ab. Es war sendebereit.
Anderson zögerte einen Moment. Theoretisch konnte er immer noch entdeckt werden, aber dazu musste genau in diesem Moment ein Analysetool gestartet werden. Aber dann dauerte es immer noch eine gewisse Zeitspanne, bis seine Manipulationen am System bemerkt werden würden. In der dafür nötigen Zeitspanne war er längst wieder von hier verschwunden.
Der Offizier öffnete die Textfunktion der Workstation und gab einen ellenlangen Text ein. Bist du völlig durchgedreht?
Letztlich reiche ein einziger Tastendruck, um dem Empfänger einen durchaus aufschlussreichen Text zu übermitteln.
„Wer zur Hölle sind Sie, und was machen Sie hier eigentlich?“
Lawrence Tyson hörte die dunkle Stimme direkt hinter sich. Langsam schob er seinen Kopf aus dem Wartungsschacht hervor und drehte sich um. Zwei Wachleute der Schiffssicherheit standen direkt hinter ihm. Ein etwas zu groß und deutlich zu breit geratener Mann mit dunklen Haaren hatte ihn angesprochen, während seine durchtrainierte Kameradin schweigsam mit der Hand an der Waffe neben ihm stand.
„Ich bin Lawrence Tylor von der Fidex Corporation. Vor einigen Tagen bin ich an Bord gegangen, um das Kommunikationsnetz der SEBAREIDER einem routinemäßigen Check zu unterziehen.“
Wenn die Antwort den Sicherheitsmann beeindruckte, zeigte es Tyson nicht. Ganz im Gegenteil, der Gesichtsausdruck des Mannes verdüsterte sich zusehends. „Fidex Corporation?“
Tyson nickte lächelnd. „Die Herstellerfirma dieser Fregatte“, fügte er hinzu.
Widerstrebend griff der Sicherheitsmann an seinen Gürtel und klickte seinen Kommunikator vom Gürtel. Es erklang ein Quittungston, dann sprach der breite Typ in das Mikrofon. Während er das tat, behielt er den Techniker in dem Wartungsschacht vor sich ganz genau im Blick.
„Hier Tanner. Wissen wir etwas von einem Techniker der Fidex Corporation, der an Bord ist?“
Lawrence Tyson blieb völlig gelassen, was den bulligen Sicherheitsmann scheinbar völlig um den Verstand brachte.
„Das ist korrekt. Sein Name ist Tyson, Lawrence. Er soll die Leitungen checken. Routine Intervall.“
Der Sicherheitsmann entspannte sich ebenso deutlich wie seine Kollegin. „Danke, Zentrale.“
Sichtlich etwas enttäuscht befestigte Tanner den Kommunikator wieder an seinem Gürtel. Hier und heute würde es keinen Grund für Ärger geben. Er nickte dem Techniker kurz zu. „Nichts für ungut, Mister Tyson. Wir machen hier nur unseren Job.“
„Aber sicher“, sagte der Techniker und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Als Tyson hörte, dass sich die Sicherheitsleute entfernten, atmete er erleichtert auf. Das war knapp gewesen. Hätte Tanner oder seine Kollegin sich angesehen, was er da gerade tat, wären sie auch ohne jegliches Fachwissen misstrauisch geworden. Das war auch vollkommen berechtigt, denn er war gerade dabei einen Minicomputer in die Verteilung einzubauen. Das der kleine Computer nichts im Netzwerk der SEBAREIDER zu suchen hatte, wäre wohl auch einem Grundschüler klargewesen. Obwohl, war dieser bullige Typ wirklich bereits auf Grundschulniveau angekommen?
Grinsend passte Tyson den Minicomputer in die Verteilung ein und zog die Klemmen fest. Jetzt fehlte nur noch die Verkleidung der Verteilung, dann sah erst mal wieder alles wie vorher aus. Der Handcomputer war der insgesamt bereits Vierte, den der Techniker in das System des Schiffs implementiert hatte. Nun überwachten seine kleinen Freude den gesamten Kommunikationsverkehr auf dem Schiff und auch nach draußen. Lediglich um die Subraumkommunikation musste er sich noch kümmern. Dieser Kommunikationskanal konnte von außen nur etwas umständlich kontrolliert werden, da er über eine zu komplexe System-Architektur verfügte. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte Tyson nur Veränderungen an der Konfiguration der Modulatoren überwachen. Ich sehe, wohin gefunkt wird - leider aber noch nicht, was. Aber auch dieses kleine Detail für Tyson heute noch aus der Welt schaffen.
Gerade hatte der Techniker den Zugang zum Wartungsschacht verschlossen und ordnungsgemäß verplombt, als sein Handcomputer sich meldete. Eines seiner Vögelchen hatte gezwitschert, also war etwas vorgefallen. Zur Mustererkennung innerhalb des Systems nutzte der Techniker eine einfache KI, die Abweichungen von der Norm sofort bemerkte und Alarm schlug.
Als er auf das Display seines Handcomputers sah, knirschte er mit den Zähnen. Es ging tatsächlich um die Subraumkommunikation, verdammt!
Geschickt navigierte er durch die Menüs und bekam sofort die Kennung des Empfängers angezeigt. Tyson kopierte die Zahlen und aktivierte die Rückwärtssuche. Momente später hatte er auch ein Ergebnis. Was er da jedoch angezeigt bekam, gefiel ihm gar nicht. Der Empfänger der Kommunikationsverbindung befand sich im Tennibourne-System. Ausgerechnet dort!
Im Kopf ging Tyson die Optionen durch. Ein Zufall schied so gut wie aus. Also hielt jemand bewusst Kontakt zu einem bestimmten Empfänger auf dem Planeten. Das konnte nur Eines bedeuten: Verrat!
Hastig ging der Techniker den Gang in die Richtung zurück, aus der er zuvor gekommen war. Er hatte dort einen allgemeinen Zugangspunkt in das Bordnetz gesehen, an dem er seinen Handcomputer einloggen konnte.
Durch die spezielle Modifikation des Handcomputers konnte er sich schneller als gewöhnlich im Bordnetz bewegen. Dies war nur für Servicetechniker standardmäßig vorgesehen. Deshalb erreichte der Techniker blitzschnell die Personalakten. Alle davorgeschalteten Sicherheitsmaßnahmen wurden ihm von seinem Handcomputer aus dem Weg geräumt. Manchmal genügte es, formal logisch vorzugehen. Deshalb suchte Tyson nach Besatzungsmitgliedern, deren Heimat sich im Tennibourne-System befand. Das präsentierte Suchergebnis war extrem überschaubar. Es handelte sich lediglich um den Kommandanten der auf der SEBAREIDER stationierten Raumlandeinfanterie. Lieutenant Ned Anderson, las Tyson und scrollte durch die Personalakte. Der Kerl war ein verdammter Held. Angefangen als Kanonenfutter, Teilnahme an nahezu allen großen Operationen der letzten zehn Jahre. Auszeichnungen für besonders mutige Taten, Rettung von Kameraden. Nach den ersten beiden Feldzügen Besuch der Offiziersschule. Danach erneut Jahre der Fronterfahrung. Erneut Belobigungen und Auszeichnungen. Ein guter Mann, ohne jeden Tadel. Momentan kam der Raumlandeinfanterist aber einfach aus dem falschen System. Was machte einen Helden zu einem Verräter? Tyson grinste. Er kam gleich auf mehrere Erklärungen für einen solchen Wandel. Vielleicht war er auch bloß zu lange in diesem Geschäft tätig. Er hatte die Natur des Menschen einfach schon zu gut kennengelernt, um sich weiterhin irgendwelchen positiven Illusionen hinzugeben.
Monty Roberts schlenderte über das Maschinendeck der SEBAREIDER. Er blieb vor den einzigen Aggregaten stehen und machte Notizen auf seinem Handcomputer. Alle bisher von dem Ingenieur kontrollieren Systeme liefen im grünen Bereich. Außerdem hatte er auch etwas aufwendigere Untersuchungen angestellt, um Anhaltspunkte über den Verschleiß der Anlagen zu bekommen. Die Fregatte war jetzt etwa zwanzig Jahre alt, aber ihr Antrieb wies noch überhaupt keine Symptome eines Alterungsprozesses auf. Roberts führte regelmäßig Wartungen durch und arbeitete auch ständig an der Verbesserung der Kontrollsysteme. Gerade den Antrieb des Schiffs betrachtete der bärbeißige Bordingenieur fast schon als sein Kind.
Zufrieden nahm er seine Uniformjacke von der Oberseite des Massekonvektors und schlüpfte hinein. Die Uniform war schon immer irgendwie wie ein Zwang für ihn gewesen, denn die Jacke engte ihn bei seiner Arbeit einfach ein. Liebend gerne tauschte der Ingenieur deshalb die formale Uniform gegen seinen Arbeitsanzug. Damit durfte er aber nicht in die Offiziersmesse. Da jetzt aber Zeit für das Abendessen war, hatte er den Arbeitsanzug schon vor einiger Zeit ausgezogen.
Zufrieden lächelnd blieb der Ingenieur in der Mitte des Maschinenraums stehen. Das komplexe System lief präzise und effizient. Für einen Moment schloss er seine Augen. Er hörte das unterschwellige Rauschen und das deutlich hörbare Pulsieren des Antriebs. Die Geräusche waren wie Musik in seinen Augen. Als er die Augen öffnete, hatte er noch exakt drei Sekunden zu leben.
Die heftige Explosion ereignete sich am Anfang von Deck 6, am Eingang des Maschinenraums. Die Konstruktion des Sprengsatzes war so designt, dass die gesamte Wucht der Explosion lediglich in eine Richtung gelenkt wurde. Auf diese Weise wurden mehr als achtzig Prozent des Maschinenraums auf einen Schlag zerstört.
Das Deck verwandelte sich in eine glühende Mischung aus geschmolzenem Stahl und Asche. Letztere stammte von Monty Roberts, dem Bordingenieur der SEBAREIDER. Die plötzlich exponentiell gestiegenen Temperaturen hätten jedes menschliche Lebewesen innerhalb kürzester Zeit getötet. Monty Roberts hatte Pech gehabt, während die anderen Techniker sich bereits auf dem Weg in die Messe befanden hatten. Hunger konnte töten, rettete aber in diesem Fall Leben.
„Schadensbericht“, rief Commander Geraldine Walton über das laute Schrillen der Warnsirene hinweg.
„Deck 6 wurde nahezu vollständig zerstört. Wir haben den Antrieb verloren. Stasis-Felder verhindern eine akute Dekompression des Schiffs.“
Walton überflog die Kontrollanzeigen auf dem großen Videoschirm. Noch war genug Energie vorhanden, aber die Systeme der SEBAREIDER zehrten bereits die Reserven auf. Außerdem war das Schiff nun völlig manövrierunfähig. Jetzt kam es auf schnelle Entscheidungen an, wenn nicht das Leben der Besatzung unnötig in Gefahr gebracht werden sollte.
„Evakuierungsalarm!“
„Aye, Commander“, bestätigte der Deckoffizier und überall auf dem Schiff wurden die Menschen nun aufgefordert, in die Rettungskapseln zu steigen.
Die KI der SEBAREEIDER hatte bereits eine automatisierte Statusmeldung an das Flottenoberkommando geschickt. Dabei handelte es sich jedoch nur um sehr formale Informationen über einen Störfall. Walton wollte gerade eine Kommunikationsverbindung zum Oberkommando herstellen lassen, als der Zugang zur Kommandozentrale geöffnet wurde.
Stirnrunzelnd drehte sich die Offizierin um. Dann traf sie ein Energieimpuls direkt in die Brust. Auf der Brücke begann ein Massaker, dass jeder der Offiziere mit dem Leben bezahlte.
Tyson fluchte. Irgendetwas war an Bord passiert. Entweder war das Schiff angegriffen worden, oder es hatte eine Fehlfunktion gegeben. Natürlich hätte er seinen Handcomputer konsultieren können, aber der Evakuierungsalarm trieb ihn zur Eile an. Kein Kommandant der Raumflotte gab sein Schiff leichtfertig auf, da stellte auch sicherlich Commander Walton keine Ausnahme dar.
Der Techniker hetzte über das Deck. Nirgends sah er eine Menschenseele, alles wirkte wie ausgestorben. Dennoch musste es hier irgendwo eine verdammte Rettungskapsel geben!
Mit hämmerndem Herzen rannte er um eine Biegung des Gangs. Endlich sah er in einer Wand vor sich eine klaffende Öffnung. Beherzt sprang er hinein, hämmerte auf den Start-Knopf neben der Tür. Doch es erklang nur ein negativer Quittungston. Tyson starrte panisch auf den Knopf. Das verdammte Ding leuchtete grün, verweigerte aber seinen Dienst!
Entschlossen schlug Tyson erneut mit seinem Handballen auf den Knopf. Wieder nur der negative Quittungston. Die Kapsel hatte eine Fehlfunktion. Verdammt, verdammt, verdammt!
Ned Anderson erwachte wie aus einem Traum. Doch der Offizier befand sich nicht in seinem Bett, und hatte auch nicht geschlafen. Anstelle dessen stand er in irgendeinem Teil des Schiffs. Er hatte keine Ahnung, wie er überhaupt hier her gekommen war. Anderson musste das dringend medizinisch abklären lassen, denn solche Blackouts waren nicht normal, ganz im Gegenteil. Sie waren bedenklich!
Für einen Arzt blieb später noch Zeit, jetzt musste er aber dringend seinen Hintern in eine Rettungskapsel bewegen. Im ganzen Schiff lief der Evakuierungsalarm!
Völlig irritiert lief der Raumlandeinfanterist los. An der Wand erkannte er das Deck, auf dem er unterwegs war. Es war ein Deck in der Nähe der Kommandozentrale. Was hatte er hier gewollt?
Anderson verdrängte den Gedanken, suchte nervös nach einer Rettungskapsel. Einige Meter vor ihm schloss sich gerade die Wandverkleidung. Er kam zu spät, irgendjemand hatte die nächste Kapsel betreten und den Startmechanismus eingeleitet. Aber jedes Deck hatte mindestens zwei Kapseln, einige sogar drei. Also rannte er weiter. Der Offizier musste vom Schiff verschwinden, koste es was es wolle!
Mit brennenden Beinmuskeln sah er ein offenstehendes Schott in der Wandverkleidung. Sein Herz zog sich zusammen, denn gerade sah er eine Person darin verschwinden. Vielleicht war das seine letzte Chance. „Hey, warten Sie bitte!“ Der Schrei des Raumlandeinfanteristen gellte über das Deck.
*
Lawrence Tyson hätte beinahe schon auf den Knopf gehämmert. Er war schweißnass. Aber war da gerade nicht ein Schrei gewesen?
Der Techniker wollte gerade nachsehen, als jemand durch das offene Schott sprang. Es war ein Besatzungsmitglied der SEBAREIDER.
„Sind da draußen noch mehr Leute?“
Der Offizier war außer Atem, schüttelte den Kopf.
Tyson hämmerte auf den Knopf, betete auf ein Funktionieren dieser Kapsel. Sein Wunsch wurde erfüllt. Er hörte ein positives Quittungssignal, dann schloss sich das Schott zischend.
„Wir müssen uns festschnallen“, zischte Tyson und zog den Offizier mit sich in den Hauptraum der Rettungskapsel. Die beiden Männer hatten sich gerade festgeschnallt, als die Kapsel auch schon ausgestoßen wurde. Der Magen von Tyson wurde von einer eiskalten Klaue zusammengepresst.
Der Offizier sah grinsend zu Tyson. „Ihr erstes Mal?“
Tyson nickte mit deutlich blasserer Gesichtsfarbe.
„Man gewöhnt sich nie daran“, kommentierte der Offizier grinsend und reichte Tyson die Hand. „Ich bin übrigens Ned Anderson!“
Der Techniker schluckte, zwang sich aber zu einem Lächeln und ergriff die Hand des Offiziers. „Lawrence Tyson“, antwortete er.
Das grenzte doch an Zauberei. Tyson war verwirrt. Er war vom Regen in die Traufe geraten. Die Gedanken überschlugen sich im Kopf des Technikers. Er fand einfach keinen Punkt, um die Situation packen zu können. Anstelle dessen starrte er auf den Boden vor seinem Sitz.
Anderson löste seinen Schutzbügel und ließ seinen Blick schweifen. Fünf Betten, eine Toilette, ein Nahrungssynthetisierer. Die Kapsel schien den Start unbeschädigt überstanden zu haben. Das war durchaus nicht immer so, also wenigstens etwas Positives.
Der Soldat stand von seinem Sitz auf und fasste sich in den Nacken, massierte einen Muskel. Zögernd ging er in Richtung des Schotts, das den Hauptraum vom kleinen Vorraum trennte.
„Wohin gehst du?“
Anderson drehte sich zu Tyson um. „Nur etwas die Beine vertreten, wir werden ja eher länger hier drin sein.“ Wieder griff er sich in den Nacken. „Wenn man uns überhaupt findet!“
Auch der Techniker klappte den Sicherungsbügel hoch, folgte dem Uniformierten. Von dem Soldaten drohte ihm vermutlich keine Gefahr, denn dieser ahnte ja nichts von Tysons Wissen. Er musste sich zusammenreißen, um es nicht zu versauen. Aber gleichzeitig wollte Tyson Anderson auch nicht unbeaufsichtigt irgendwo in der Kapsel herumfummeln lassen. Deshalb folgte er dem Offizier.
„Wie oft hast du denn so eine Notausstiegsprozedur schon mitgemacht?“, machte Tyson auf Smalltalk.
Anderson zuckte mit den Schultern. „Zweimal. Aber es ist jedes Mal wie eine Premiere!“
Gemeinsam betraten die beiden Männer den Vorraum. Anderson verzog das Gesicht auf eine merkwürdige Art und Weise, berührte dabei wieder seinen Nacken. „Aber weißt du, was bei diesem Mal anders ist?“
Tyson schüttelte stumm seinen Kopf und fragte sich, was das für ein Tick mit dem Nacken war.
„Wir kommen nicht an die Systeme der Kapsel heran!“
Der Offizier deutete mit dem Kopf in Richtung der zweiten Tür.
Tyson sah, dass der Offizier recht hatte. Ein rotes Licht leuchtete am Türschloss. „Was ist dort eigentlich alles drin?“
Anderson zuckte mit den Schultern. „Ein süßer kleiner Deflektorgenerator und der Antrieb. Außerdem die Lebenserhaltungssysteme.“
Das Gesicht des Technikers verdüsterte sich merklich. Wenn sich dort jemand eingeschlossen hatte, konnte er an den Lebenserhaltungssystemen herumspielen, oder sie gar ganz ausschalten. Dann war innerhalb kürzester Zeit alles vorbei. „Warum kann man die Türen überhaupt von außen verschließen?“
Anderson trat an das Schott heran und hämmerte mit seiner Faust dagegen. „Eigentlich kann man die Schlösser nur von innen verriegeln. Aber vorhin war ich in einer Kapsel, die nicht starten wolle. Offiziell ist auch das völlig unmöglich.“
„Seltsam“, sagte Tyson nachdenklich.
Anderson nickte. Hinter der Tür blieb alles ruhig, also wandte sich der Offizier um und ging zum Hauptraum zurück. „Anscheinend ist an Bord der SEBAREIDER doch so einiges nicht mehr in Ordnung gewesen, wie es den Anschein gemacht hatte.“ Anderson blieb abrupt stehen. „Aber das es zum Evakuierungsalarm gekommen ist, hatte nichts mit schlampiger Wartung zu tun.“
„Womit sonst? Sind wir angegriffen worden?“
Der Raumlandeinfanterist lachte. „Zumindest nicht von außen, sonst säßen wir wahrscheinlich nicht mehr hier.“
„Du meinst, es war eine Bombe?“
Anderson nickte. „Oder besser gesagt gleich mehrere. Vermutlich in der Nähe des Antriebs.“
Und damit relativ in der Nähe von genau der Rettungskapsel, in der sie gerade gefangen waren. Das sprach erneut nicht unbedingt für Anderson. Wenn er ein Verräter war, würde er sicherlich auch Sprengsätze zünden. Das war ja letztlich nur eine konsequente Steigerungsform des Verrats. Aber konnte sich Tyson da so sicher sein? War Anderson wirklich der Verräter? Tyson hätte noch nicht einmal behaupten können, dass den Mann der Raumflotte nicht gemocht hätte, oder dieser ihm auf irgendeine Weise unsympathisch gewesen wäre. Das traf alles nicht zu, aber er traute dem Offizier einfach nicht über den Weg. Es sprach einfach zu viel gegen ihn.
Nach dem Gespräch im Vorraum war es still in der Kapsel geworden. Wenn Tyson ganz ruhig war, konnte er den eigenartigen Rhythmus des rudimentären Impulsantriebs hören. Die Kapsel bewegte sich also. Irgendwohin. Wie ein Staubpartikel in einem Speicher, der vom Sonnenschein zum Glitzern gebracht wurde. Oder war sie eher wie ein Papierschiff, dass auf einem Bach hilflos hin und her gewirbelt wurde?
Tyson musste wieder an den Raum mit den Schiffsaggregaten denken. Konnte sich dort tatsächlich jemand in diesem Raum verstecken, oder war es anstelle dessen nur eine weitere bedeutungslose technische Panne? Er war sich alles andere als sicher. Aber welchen Grund gab es, der ein solches Versteckspiel plausibel machen könnte? Mit etwas Kreativität ließ sich da sicherlich etwas konstruieren, aber wie wahrscheinlich war das am Ende?
Tyson lag auf seiner Koje und beobachtete Anderson aus seinen Augenwinkeln. Der Offizier war tief und fest eingeschlafen, so als kümmere ihn die Situation gar nicht so recht. Ledernacken, dachte der Techniker. Aber leider musste er sich eine Sache immer wieder ins Gedächtnis rufen. Höchstwahrscheinlich war es exakt dieser Raumlandeinfanterist, der Kontakt zu eben jenem Planeten aufgebaut hatte, der den Kontakt zum Sternenreich abgebrochen hatte. Wenn es Anderson gewesen war, der einen Subraumkanal geöffnet hatte, dann konnte von diesem Mann durchaus eine Gefahr für Tyson ausgehen. Er dachte angestrengt nach. Was konnte er tun? Sein Verstand biss sich wie ein Terrier fest, lieferte ihm aber keine hilfreichen Erkenntnisse. Aber es gab noch ein weiteres Problem, um das er sich dringend kümmern musste. Doch in dieser Angelegenheit konnte Tyson etwas tun. Die Lösung dieses Problems lag sogar voll und ganz in seiner Hand.
Tysons Blick ruhte auf dem schlafenden Anderson. Seine Atemzüge gingen tief und gleichmäßig. Er nahm sich alle Zeit der Welt, beobachtete den angeblich Schlafenden ganz intensiv. Schließlich war er sich sicher, dass der Offizier tatsächlich in Morpheus Reich weilte. Mit einer geschmeidigen Bewegung, die man dem großen Mann gar nicht zugetraut hätte, rollte er sich lautlos von seinem Bett herunter. Verharrte davor und behielt seinen Blick auf Anderson gerichtet.
Nichts, der Mann blieb ganz ruhig liegen. Er atmete tief und ruhig. Wenn er sich nur schlafend stellte, war das eine wirklich lobenswerte schauspielerische Leistung.
Mit leisen Schritten näherte sich der Techniker dem schmalen Kontrollpult am anderen Ende des Raums. Nahezu lautlos erreichte er die Konsole und machte sich daran zu schaffen. Nach kurzem Suchen fand er, was er brauchte. Wenn Anderson nicht explizit danach suchte, würde es ihm vermutlich auch gar nicht auffallen. Aber für Tyson war jetzt ein unnötiges Problem aus der Welt geschafft.
Anderson musste grinsen. Da hatte sich sein unfreiwilliger Stubennachbar also an dem Steuerpult zu schaffen gemacht. Die Überwachungssysteme der Kapsel waren abgeschaltet worden. Da außer ihm selbst nur dieser seltsame Techniker an Bord war, musste er das getan haben. Aber was war mit der verriegelten Tür im Vorraum? Konnte der Offizier wirklich so sicher sein, dass Tyson sich am Kontrollpult zu schaffen gemacht hatte? Was war, wenn noch eine weitere Person mit ihnen an Bord der Kapsel war, und in Wirklichkeit dafür verantwortlich war?
Neugierig versuchte Anderson die Überwachungssysteme wieder einzuschalten, doch vergeblich. Stirnrunzelnd beugte er sich über die Konsole und fand eine unscheinbare Klappe. Dahinter wurden normalerweise die Speicherkristalle aufbewahrt, auf denen die Informationen der Sensoren abgelegt wurden. Jetzt waren sie leer, folglich konnte auch nichts mehr aus dem Inneren der Kapsel aufgezeichnet werden. Ebenso waren alle bisherigen Informationen verschwunden.
Anderson sah einmal mehr zum schlafenden Tyson herüber. Er lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Seine breite Brust hob und senkte sich im Rhythmus seiner Atmung.
Was führst du im Schilde? Tyson hatte ihm gesagt, er sei lediglich ein Techniker. Aber stimmte das auch, oder sah die Wahrheit ganz anders aus?
Tyson wurde wach. Sein Mund war trocken, der Nacken tat ihm weh und die Kälte war in seinen Körper gekrochen. Deshalb nestelte er am Reißverschluss seines Overalls herum und zog ihn nach oben. Hatte er den Reißverschluss so weit offen gelassen?
Er drehte seinen Kopf und sah zu Anderson herüber, der mit seinem Handcomputer beschäftigt war. Hast du mich durchsucht, dachte der Techniker. Doch er kam zu keinem Schluss. Unauffällig presste er seinen linken Arm gegen die Schulter. Augenblicklich beruhigte er sich wieder. Der kleine Blaster in seinem Schulterholster war noch an Ort und Stelle. Aber Tyson wollte sichergehen. Dazu wollte er aber ungestört sein.
Er rieb sich theatralisch die Augen und setzte sich in seinem Bett auf, so als wäre er gerade erst erwacht. Gerade als er aufstehen wollte, hörte er aber Andersons Stimme.
„Die Innenraumüberwachung ist ausgefallen“, sagte der Offizier und sah ihn mit ausdrucksloser Miene an.
Tysons Herz pochte. Er zwang sich zur Ruhe. Der verdammte Kerl passte auf wie ein Schießhund. „Es scheint also wirklich Einiges auf der SEBAREIDER im Argen gewesen zu sein. Bei meiner Inspektion habe ich auch ein paar dicke Patzer in der Kommunikationsanlage bemerkt.“
Doch Anderson ließ sich anscheinend nicht beeindrucken. „Mit dem Überwachungsprogramm scheint es ein anderes Problem zu geben.“ Der Offizier taxierte Tyson in aller Ruhe. „Die Speicherkristalle sind weg!“
Tyson runzelte die Stirn. „Du meinst, jemand hat sie willentlich entfernt?“
Anderson nickte. „Ich war es definitiv nicht. Also warst entweder du es, oder jemand aus dem verschlossenen Raum.“
Tyson hielt dem Blick des Raumlandeinfanteristen stand. Mit einem Mal erhöhte sich die Spannung innerhalb der Rettungskapsel. „Oder war die Überwachung schon ausgeschaltet, als wir in dieses Ding hier gestiegen sind?“
Anderson presste seine Lippen zusammen. Er hatte nicht darauf geachtet, das war leider die Wahrheit. Tat er dem Tyson gerade etwa unrecht? Er wusste es nicht. Dafür erinnerte ihn die ganze Sache an eine völlig andere Episode seines Lebens.
„Was ist los, Ned?“
Der Offizier grinste plötzlich. „Ich war mal in eine Sache verwickelt, bei denen eine Kamera eine ziemlich große Rolle gespielt hat. Ich war damals bei der Militärpolizei. Um uns herum tobte die Janus-Offensive. Aber Krieg ist nicht nur ein gefräßiges Monster, sondern er korrumpiert auch die Menschen. Wenn Du um dich herum deine Kameraden sterben siehst, ist das eine klare Botschaft: Rette Deinen Arsch!
In einer Garnison war es zu einer Mordserie gekommen. Die Opfer gehörten allesamt der Infanterie an. Mehrheitlich waren es mustergültige Soldaten. Bislang gab es drei Mordopfer. Das Vorgehen des Täters war immer gleich gewesen. Ein Schuss aus nächster Nähe in den Hinterkopf, also ein richtiger Klassiker. Da die Morde alle innerhalb der Garnison erfolgten, mussten die Täter aus unseren Reihen kommen. Aber wie das so ist, stießen meine Kollegen und ich bei den Befragungen auf den absoluten Corpsgeist. Anstelle die Morde aufzuklären, errichteten die Männer und Frauen eine Mauer des Schweigens.
Drei Tage nach dem letzten Mord standen wir mit weniger als nichts da. Es gab keine verwertbaren Zeugenaussagen, keinerlei sonstigen Beweise. Wir wussten nur, dass bei den Morden serienmäßige Handblaster benutzt wurden, die zur Standartausrüstung der stationierten Truppen gehörten. Langsam fing auch der Flaggoffizier General Tiger Patton an, Druck auszuüben. Seine Befürchtung war, dass sich in unseren Reihen ein Verräter herumtrieb und mordete. Dieses Gerücht hielt sich hartnäckig und begann die Moral der Männer zu beeinträchtigen. Während wir also mit unserem Latein am Ende waren und blind in alle Richtungen ermittelten, ereignete sich im Außenbereich der Garnison ein weiterer Mord.
Ein Soldat war erschossen worden, als er in einen Aufklärungspanzer steigen wollte. Erneut nach dem alten Muster: Ein Schuss in den Hinterkopf.
Ich war der erste Ermittler am Tatort und begann mit den Ermittlungen. Schnell stellte sich heraus, dass jemand die Überwachungsanlage des Panzers deaktiviert hatte. Aber wahrscheinlich hatte der Mörder nicht ausreichend Zeit, denn ihm ist ein folgenreicher Fehler passiert. Am Tatort befanden sich zahlreiche weitere Panzer. Deren Überwachungssysteme waren jedoch noch betriebsbereit. Anhand einer ganzen Collage von Videostreams konnten wir problemlos den Täter ermitteln. Nach einem recht eindringlichen Verhör stellte sich heraus, dass es während des Einsatzes zu Fehlfunktionen des erst kürzlich angeschafften Blastergewehrs B780 gekommen war. Die betreffenden Toten waren als Zeugen für die Probleme mit dem Gewehr herangezogen worden. MMT-Technologies, der Hersteller des B780, hatte nun einige unserer Leute mit großen Summen gekauft. Auf diese Weise sollten schlechte Meldungen über das B780 verhindert werden, da ein großer Waffendeal kurz vor dem Abschluss stand. Aber die gedungenen Killer waren unvorsichtig gewesen. Ein Hoch auf Überwachungssensoren und die Dummheit der Menschen.
Nach dem Einsatz war es dann auch Zeit für meinen langersehnten Heimaturlaub auf Alsar 20. Es war widerlich zu sehen, wie einige unserer eigenen Jungs für Geld ihre Kameraden ausgeschaltet haben. Die Zeit bei meiner Familie hat mir damals sehr darüber hinweggeholfen.“
*
Alsar 20. Ein Nerv am Augenlied von Tyson zuckte. Das war der Planet, zudem die SEBAREIDER unterwegs gewesen war und zugleich auch das Ziel der unautorisierten Subraumkommunikation, die Tyson bemerkt hatte. Das wusste der Techniker zwar alles, dennoch war er überrascht, wie offen Anderson mit dieser Information umging. Außerdem sprach das, was der Offizier eben über das Thema Verrat gesagt hatte, eher nicht dafür, dass er selbst ein Verräter war. Oder war das nichts als raffinierte Mimikri?
„Du kommst von Alsar 20?“, antwortete Tyson in einem ruhigen Ton.
Anderson nickte. „So wahr ich hier sitze. Bis zur Hochschule bestand mein Leben nur aus der Arbeit auf dem Bauernhof meines Vaters. Der Planet ist ja ein waschechter Agrarplanet. Danach entdeckte mich die Raumflotte und weg war ich.“ Er zuckte mit den Schultern. „Meine ganze Familie ist noch dort. Dementsprechend hart war es natürlich für mich, als ich die Nachricht über den abgerissenen Kontakt dorthin gehört habe.“
Tyson stützte seinen Kopf mit der rechten Hand ab. „Wann warst du das letzte Mal bei deiner Familie?“ Sein Herz begann in seiner Brust zu hämmern, aber er lag ganz augenscheinlich entspannt auf der Seite. Vielleicht war dies die alles entscheidende Frage, wenn Anderson sie denn wahrheitsgemäß beantwortete. Zusätzlich hing jetzt alles davon ab, ob der Techniker sein Gegenüber richtig lesen konnte.
Andersons Blick veränderte sich, flackerte leicht. Mit einem Mal schien es, als würde er durch Tyson geradewegs hindurch blicken. Er zuckte mit den Schultern und begann zu sprechen.
„Mein Vater bewirtschaftet eine große Fläche und produziert vor allem Tekaliven. Wenn du mich fragst, sind es vielleicht die Besten im ganzen Sternenreich. Aber ich bin da wahrscheinlich auch etwas parteiisch. Etwa siebzig Prozent der Früchte werden von Ernterobotern geerntet. Obwohl wir regelmäßig in Upgrades investieren, beschädigen die Roboter die Früchte sehr oft. Das macht sie für gute Restaurants völlig unbrauchbar, deshalb stellen wir aus den autonom geernteten Früchten ausschließlich Öl her. Die handgeernteten Tekaliven hingegen werden uns für Unsummen aus den Händen gerissen. Da Zwangsarbeit aber durch Dekret des gewählten Hochadmirals verboten wurde, können wir einfach keinen größeren Prozentsatz von Hand ernten. Deshalb braucht mein Vater zur Erntezeit jede helfende Hand, die er bekommen kann. Deshalb plane ich meinen Urlaub auch immer so, dass er zwei Hände mehr hat. Es klappt nicht immer, aber oft. Das letzte Mal eben vor gut zwei Jahren. Das Klima auf Alsar 20 ist etwas speziell. Irgendein intelligenter Mann hat mal gesagt, es wäre wie eine schwangere Jungfrau. Jemand anderes hat mir mal gesagt, der Planet sei wahrhaft schizophren. Ich für meinen Teil mag das Wetter, es ist wie das Leben: hart und unpersönlich.
Die erste Hälfte des Jahres brennen die beiden Sonnen vom Himmel herunter, die andere Hälfte regnet es ununterbrochen und der Planet verwandelt sich in eine Schlammwüste.
Ich stand also mal wieder irgendwo auf einer Leiter und erntete einen der unzähligen Bäume ab. Das gestaltet sich bei deutlich über dreißig Grad natürlich etwas anstrengender, da die Zweige zusammengebunden werden und es somit keinen Schatten gibt. Die beiden Sonnen brennen dir also die ganze Zeit einen über und du schwitzt die ganze Zeit wie ein Irrer. Das ist für dich ziemlich widerlich, aber dafür freuen sich die Membrillo Fliegen. Dicke fette Brummer, die außerdem über ein ziemlich gut ausgeprägtes Gebiss verfügen. Damit können sie verdammt gut zubeißen und das tun sie leider auch.
Ich war also gerade erst einen halben Tag da, aber meine Arme und Beine waren schon von kleinen Blutungen überzogen. Dabei bleibt es jedoch nicht, da die verdammten Viecher jedes Mal mit einem Biss auch ihre widerliche Brut in deine Haut absetzen. Wenn du nix dran machst, entzündet sich die Wunde zuerst und eitert. Der Nachwuchs der Membrillos gedeiht wunderbar in deinem Gewebe, was unheimlich juckt und wehtut. Irgendwann stirbt dann das Hautgewebe ab und die Viecher schlüpfen aus dir hervor. Da du ja so ein guter Wirt warst, fallen sie gleich nochmal über dich her. Und nochmal, und nochmal. Auf Alsar 20 gibt es die Geschichte vom traurigen Benjamin. Das war so ein richtiger Säufer. Er arbeitete nur so viel, damit er sich eine Flasche Oak leisten konnte. Dann machte er Feierabend und kippte sich den Fusel hinter die Binde.
Um sich seine Dosis Oak leisten zu können, schuftete er das ganze Jahr über auf dem Feld. Dabei wurde er natürlich immer wieder von den verfluchten Membrillos gebissen. Sagen wir es mal so: er hatte es nicht so sehr mit Hygiene und sein Körper interessierte ihn absolut nicht. Zumindest solange nicht, wie er sich das Oak leisten konnte.
Mit der Zeit schuf sich der traurige Benjamin also einen ganzen Zoo an, der in ihm wuchs und der ihn auf Schritt und Tritt begleitete. Entweder schuftete Benjamin auf den Feldern und war abgelenkt, oder er soff sich besinnungslos. Ja, ein ziemlich armseliges Leben. Aber so ging es Tag ein und Tag aus. Jahr für Jahr. Irgendwann verschwand Benjamin dann aber. Es hört sich verrückt an, aber die Menschen waren davon überzeugt, dass ihn seine Membrillos aufgefressen haben. Letztlich ist es `ne Frage der Mathematik. Wenn die Summe X an Larven in ihm reiften und nicht beseitigt wurden, musste der Grenzwert irgendwann überschritten werden. Benjamin züchtete sich seine Killer sozusagen selbst heran. Ich hoffe für ihn, dass er völlig besoffen war, als er aufgefressen wurde. Aber wissen tu ich es natürlich nicht. Angeblich fand man in seinem Zelt nur eine völlig leere Flasche Oak. Das spricht ja für meine These, also das er völlig besoffen war.
Wirklich eklige Geschichte, oder? Dabei wäre es so einfach gewesen. Wir geben unseren Arbeitern ein gratis Kontingent an Applikatoren. Die Dinge sind gerade mal so groß wie eine Zigarre und jagen dir eine Ladung Amoxizeran in die Wunde. Da überleben weder Larven, noch Bakterien. Die Dinger tun zwar auch weh, sind aber wohl trotzdem eine bessere Strategie als das Schicksal des traurigen Benjamins.
Naja, ich stand da eben mitten in dem verfluchten Baum, als ich etwas hörte. Ich weiß nicht, ob du die Dinger kennst. Wir haben von der Raumflotte Implantate verpasst bekommen. Wenn es irgendwo Ärger gibt, werden diese Implantate aktiv und lösen per Knochenschall ein verflucht höllisches Sirren aus.
Wie gesagt, ich hänge im Baum und höre ein anschwellendes Sirren. Ich blute wie ein Schwein und merke, dass mich schon wieder eine dieser blöden Fliegen in die Wade gebissen hat. Ich muss also von der Leiter runter, damit ich die neue Wunde versorgen kann. Beim Runterklettern vergesse ich das Sirren fast wieder. Ich springe die letzten Stufen von der Leiter herunter, nehme den Applikator und setze ihn auf die Wunde. Das Scheißding pumpt seine Ladung in meine Wade und gleichzeitig fühlt es sich an, als würde mein Kopf von dem Sirren platzen. Es ist so laut, dass ich es nicht mehr ignorieren kann. Stell` dir mal die Situation vor. Ich stehe da mitten zwischen den Bäumen, der Applikator reißt mir fast die Wade weg und gleichzeitig macht mich das Sirren wahnsinnig. Das nenne ich dann doch mal Jackpot. Mein Vater war dann einen Erntehelfer los, ich musste wieder mal für das Sternenreich in den Krieg ziehen.“
––––––––
Tyson war von dem Bericht fast schwindelig geworden. Was ihn total verwirrt hatte, war der plötzliche Wechsel in der Sprechweise von Anderson gewesen. Vom einem zum anderen Moment hatte sich der Offizier in den Bauerjungen verwandelt, der er unzweifelhaft einmal gewesen war.
Tyson nickte schweigend. Aber er hatte jetzt ein Problem. Oder war es Anderson, der das Problem hatte? Gerade hatte sich die Komplexität der Situation erneut fast schon exponentiell gesteigert. Das Problem war nicht, dass der Techniker nicht vom Bericht überzeugt war. Das genaue Gegenteil war der Fall, er glaubte Anderson jedes Wort. Aber das was er gerade gesagt hatte, konnte sich so einfach nicht zugetragen haben. Jedenfalls vor zwei Jahren!
„Stimmt irgendwas nicht, Larry? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!“
Tyson sah Anderson stirnrunzelnd an.
„Larry ist doch okay, oder soll ich lieber Lawrence sagen?“
Tyson winkte ab. „So nennt mich noch nicht einmal meine Mutter.“ Wenn er jetzt keine plausible Erklärung für sein Verhalten hatte, konnte es eng werden. Also musste er improvisieren.
„Ich war auch schon mal auf Alsar 20. Naja, genauer gesagt auf der Orbitalstation, ist aber auch schon eine ganze Zeit her. Musste jedenfalls gerade daran denken.“
Die Augen des Offiziers verengten sich. „Ach, tatsächlich?“ Es war, als würden die Augen Tyson durchleuchten. „Was hat dich denn dorthin geführt?“
„Es war natürlich mein Job“, sagte Tyson. „Wenn ich mich nicht völlig irre, war das vor elf Jahren.“ Er dachte angestrengt nach. Dann nickte er und begann Anderson eine Lüge aufzutischen. Alles war besser, als sich mit heruntergelassenen Hosen erwischen zu lassen!
„Mein Job ist im Prinzip immer gleich. Die Firma schickt mich irgendwohin und ich muss mir die Sache ansehen. Meist sind es Wartungsarbeiten und Inspektionen. Mein Gebiet ist Kommunikationstechnik, darum sollte ich mich auch in der Orbitalstation kümmern. Generell ist es so, dass ich mich in der Hierarchie von ganz oben nach ganz unten durcharbeite. Also stehe ich eines Tages im Büro des Kommandanten der Station. Ich habe seinen Namen leider vergessen, aber ich denke das ist nicht so furchtbar wichtig.
Damit ich besser arbeiten kann, schickt er seine beiden Assistentinnen in die Pause und lässt mich allein zurück. Also fange ich an mit meinem Job. Wenn ich irgendwo eingesetzt werde, schaue ich mir auch immer die Arbeitsstationen und Videoschirme an. Oftmals sind das uralte Dinger, die das Unternehmen gerne gegen neue Geräte austauscht. Das bringt richtig viel Umsatz, wesentlich mehr als eine gewöhnliche Inspektion oder Wartung. Aber leider waren die Geräte alle völlig neuwertig, ich würde dem Kommandanten also keine neuen Geräte verkaufen können. Persönlich war ich da auch gar nicht traurig drüber, ich bin schließlich Techniker und kein Verkäufer.
Also checke ich die Leitungen, Verbindungsdosen und die unterschiedlichen drahtlosen Netzwerke. Es ist alles vollkommen in Ordnung, lediglich eine Dose hatte einen Wackler. Kaum habe ich die Dose ausgetauscht, da steht der Kommandant wieder im Büro und nickt zufrieden. Aber dann will er, dass ich mir auch seine privaten Räume sofort anschaue. Normalerweise geht das so nicht, es ist ja kein Wunschkonzert. Aber das Ding ist – der Kommandant ist sowas wie der Auftraggeber meiner Firma. Also bestimmt er, welche Musik gespielt wird.
Deshalb stimme ich ihm zu und wir fahren mit dem Lift zum obersten Deck. Während wir in der Kabine stehen, sieht er mich plötzlich so seltsam an. Dann fragt er mich, ob ich eigentlich so etwas wie eine Verschwiegenheitsklausel in meinem Vertrag habe. Ich nicke, erkläre ihm das auch. Wir Techniker sind sowas wie Therapeuten, wir dürfen nämlich über gar nichts aus unserem Job reden. Naja, aber wirklich dranhalten tun wir uns nicht.
Der Kommandant steht vor seinem Loft und öffnet die Tür. Augenblicklich dringt so ein komischer Geruch auf den Gang. Ich sehe den Mann fragend an und er meint, dass er das einfach braucht. Er geht in seine Wohnung, ich folge ihm. Und dann geht es so richtig ab.
In der Wohnung herrscht eine Bullenhitze. Der Fußboden besteht aus Sand und die Wände sehen aus, als wären sie aus Felsen oder sowas. Hast du sowas schon mal gesehen? Auf einer Raumstation?
Die Fenster sind von innen zugemauert und von der Decke tropft irgendeine undefinierbare Flüssigkeit. Ich denke noch, es riecht wie ein Pumakäfig. Dann sehe ich den ersten Nackten. Es ist ein junger, muskulöser Typ. Er kommt zum Kommandanten, haut ihm auf den Hintern und gibt ihm einen Zungenkuss. Dann greift er dem höchsten Offizier der Station in den Schritt und sagt, dass er seinen Saft will.
Der Kommandant wird nervös und verscheucht hektisch den Adonis. Ihm ist die ganze Sache unangenehm.
Ich zucke aber nur mit den Schultern und sehe, wie sich drei ziemlich attraktive Frauen auf einem uralten antiken Sofa räkeln. Sie haben ihre Zungen und Finger in irgendwelchen Körperöffnungen, so dass mir ganz schön schwindelig wird. Aber da kapierte ich auch, wonach es roch. Schweiß. Kalter, abgestandener Schweiß stand förmlich in der Luft. Irritiert sah ich den Kommandanten an und war nicht überrascht, dass ich eine verräterische Beule im Schritt sah. Wahrscheinlich war es gerade die Kombination aus Peinlichkeit und seinem Fetisch, die ihn unglaublich geil machte.
Mir war das ziemlich egal, auch wenn mir die Frauen zugegebener Weise sehr gut gefielen. Aber ich war ja zum Arbeiten hier, nicht zum Gaffen. Das sagte ich dem Kommandanten dann auch.
Er nickte schnell und führte mich durch die Wohnung. Dabei kamen wir an gut und gerne zwanzig Menschen vorbei. Anscheinend mochte der Kerl sowohl Frauen, als auch Männer. Allesamt waren die Leute alle ziemlich gut aussehend und splitternackt, was nicht gerade dazu führte, dass ich abkühlte. Als ich an meinem Kragen herumzupfte, grinste er zweideutig und meinte, dass ich ja ruhig etwas ausziehen könnte. Ich lehnte aber dankend ab.
Dann standen wir vor einer Tür. Der Kommandant klopfte. Von der anderen Seite erklang ein hartes Herein.
Er öffnete die Tür, dann wurde es völlig absurd. Das Zimmer beherbergte relativ viel elektronisches Equipment, das erneut jede Menge Hitze erzeugte. In der Mitte des Zimmers thronte jedoch ein Hermaphrodit auf einem Podium. Äußerlich sah das Wesen wie eine dralle Blondine aus und war vollkommen nackt. Sie hatte drei Brüste, aber gleichzeitig auch einen stattlichen Penis.
„Endlich kommst du zurück, Earl!“ Ihre Stimme dröhnte durch den Raum.
Der Kommandant wollte etwas entgegen, doch der Hermaphrodit sprang von seinem Thron auf. Er trug hochhackige Schuhe und flog förmlich auf meinen Auftraggeber zu.
„Der Mann hier muss seine Arbeit tun!“ Versuchte der Kommandant die Situation zu retten. Aber es war passiert.
Der splitterfasernackte Hermaphrodit griff hinter sich und hielt plötzlich eine Peitsche in den Händen, die er lässig ausrollte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, in welchem Hohlraum sich die Peitsche bisher befunden hatte, verfolgte das Schauspiel aber mit einer Mischung aus Neugierde und Abscheu.
Alle Beteuerungen und Erklärungen halfen dem Kommandanten nicht mehr. Der Hermaphrodit griff mit seinen langen Fingern in das Haar des Mannes und verfrachtete ihn an die Wand, wo mehrere Handschellen angebracht waren. Grob wurde der Kommandant gefesselt.
„Wenn du willst, kannst du zuschauen. Würde dich das anmachen?“, fragte der Hermaphrodit mich mit seiner seltsam melodischen Stimme.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich will nur meinen Job machen“, sagte ich so gelassen wie möglich.
Die Blondine grinste mich anzüglich an, dann holte sie mit der Peitsche lasziv aus. „Genau wie ich!“
Immer und immer wieder klatschte die Peitsche auf den Rücken des Kommandanten, aber er schwieg. Kein Laut kam über seine Lippen. Ich widmete mich derweil der Anlage und checkte sie auf Herz und Nieren.
„Schrei´ endlich du Schlampe“, zischte der Hermaphrodit immer wieder. Als der Kommandant endlich schrie, begann seine Peinigerin lustvoll zu stöhnen. Ich bin dann so schnell wie möglich aus dem Loft verschwunden. Das war einfach nicht meine Welt!“
*
„Interessante Geschichte“, sagte Anderson grinsend. „Passieren solche Episoden öfters?“