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Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015 von Wilfried A. Hary, Marten Munsonius, Antje Ippensen, Stefan Hensch, Roland Heller, Bernd Teuber Über diesen Band: Dieser Band enthält die Romane 141-150 der Serie "Die Raumflotte von Axarabor": Band 141 Wilfried Hary/Marten Munsonius: Angriff der Dinneter (mit Marten Munsonius) Band 142 Antje Ippensen: Tödliches Aquandia Band 143 Wilfried Hary: Die Legende von Dorian Pallomer Band 144 Stefan Hensch: Showdown auf dem Planeten Shargis Band 145 Wilfried Hary: Rosanas Tränen Band 146 Roland Heller: Jane Deals Mission zu den Randwelten Band 147 Bernd Teuber: Das Ungeheuer von Baryyn Band 148 Wilfried Hary: Neulich auf Tandora Band 149 Antje Ippensen: Cosmo-Corsaren! Band 150 Bernd Teuber: Das Geheimnis der Mondfabrik Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
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Seitenzahl: 1019
Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015
Wilfried A. Hary et al.
Published by Alfred Bekker, 2021.
Title Page
Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015
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Angriff der Dinneter: Die Raumflotte von Axarabor - Band 141
Angriff der Dinneter: Die Raumflotte von Axarabor - Band 141
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Tödliches Aquandia: Die Raumflotte von Axarabor - Band 142
Tödliches Aquandia: Die Raumflotte von Axarabor - Band 142
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Die Legende von Dorian Pallomer: Die Raumflotte von Axarabor - Band 143
Die Legende von Dorian Pallomer: Die Raumflotte von Axarabor - Band 143
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Showdown auf dem Planeten Shargis: Die Raumflotte von Axarabor - Band 144
Showdown auf dem Planeten Shargis: Die Raumflotte von Axarabor - Band 144
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Rosanas Tränen: Die Raumflotte von Axarabor - Band 145
Rosanas Tränen: Die Raumflotte von Axarabor - Band 145
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Jane Deals Mission zu den Randwelten: Die Raumflotte von Axarabor - Band 146
Jane Deals Mission zu den Randwelten: Die Raumflotte von Axarabor - Band 146
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Das Ungeheuer von Baryyn: Die Raumflotte von Axarabor - Band 147
Das Ungeheuer von Baryyn: Die Raumflotte von Axarabor - Band 147
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Neulich auf Tandora: Die Raumflotte von Axarabor - Band 148
Neulich auf Tandora: Die Raumflotte von Axarabor - Band 148
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Cosmo-Corsaren! Die Raumflotte von Axarabor - Band 149
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Cosmo-Corsaren! Die Raumflotte von Axarabor - Band 149
Das Geheimnis der Mondfabrik Die Raumflotte von Axarabor Band 150
Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger
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Also By Marten Munsonius
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Also By Antje Ippensen
Also By Bernd Teuber
Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015
von Wilfried A. Hary, Marten Munsonius, Antje Ippensen, Stefan Hensch, Roland Heller, Bernd Teuber
Über diesen Band:
Dieser Band enthält die Romane 141-150 der Serie “Die Raumflotte von Axarabor”:
Band 141 Wilfried Hary/Marten Munsonius: Angriff der Dinneter (mit Marten Munsonius)
Band 142 Antje Ippensen: Tödliches Aquandia
Band 143 Wilfried Hary: Die Legende von Dorian Pallomer
Band 144 Stefan Hensch: Showdown auf dem Planeten Shargis
Band 145 Wilfried Hary: Rosanas Tränen
Band 146 Roland Heller: Jane Deals Mission zu den Randwelten
Band 147 Bernd Teuber: Das Ungeheuer von Baryyn
Band 148 Wilfried Hary: Neulich auf Tandora
Band 149 Antje Ippensen: Cosmo-Corsaren!
Band 150 Bernd Teuber: Das Geheimnis der Mondfabrik
Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author / COVER WOLFGANG SIGL
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
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Wilfried A. Hary und Marten Munsonius
Angriff der Dinneter: Die Raumflotte von Axarabor - Band 141
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Table of Contents
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von Wilfried A. Hary mit Marten Munsonius
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Der Umfang dieses Buchs entspricht 71 Taschenbuchseiten.
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Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
Die MedLabs von Senkenberg gelten innerhalb des Sternenreich von Axarabor als Mythos. Diese MedLabs gibt es jedoch wirklich, aber nur für die Reichsten der Reichen von einigen Planeten des Imperiums. Bis hier etwas gewaltig aus dem Ruder läuft und zur grausigen Gefahr wird für alle Bewohner des Imperiums von Axarabor...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author /COVER 3000AD 123rf Steve Mayer
© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Da war ein böses Gefühl in seiner Brust. Ein sehr böses sogar! Oder war es die Ahnung davon, dass dies sein letzter Morgen sein könnte? Sein Mund fühlte sich so trocken an, dass er Schwierigkeiten hatte, ihn auch nur zu öffnen.
Ich bin vielleicht schon tot?, dachte er verwirrt, und eine Welle von kaltem Entsetzen ließ seinen Magen regelrecht explodieren und verbreitete sich wie ein Lauffeuer in seinem bebenden Körper.
Oder wieso war es ihm unmöglich, die Augen zu öffnen?
He, die Zunge? Was war nur mit seiner Zunge los?
Ich muss einfach tot sein! Sicher werden sich schon die kleinen weißen Maden jeden Augenblick durch meine Wange bohren, Fragt sich nur noch: Von innen oder von außen?
Dann endlich gelang es ihm: Er riss die Augen auf. Und mit einem widerlich trockenen Reißen konnte er sogar den Mund öffnen.
Tränen schossen ihm in die Augen, liefen über die Wangen und verfingen sich in einem Bart, den er nicht wirklich kannte:
Wie lange bin ich eigentlich schon nicht mehr rasiert worden und wieso?
Und dann fiel es ihm schlagartig wieder ein: Aber nein, er war natürlich noch längst nicht tot. Aber vielleicht wäre es für ihn besser gewesen als hier und jetzt zu leben?
Das galt es zuerst noch herauszufinden, denn... er war in einem MedLab von Senkenberg!
Hier bin ich in guten Händen, ganz gewiss!, versuchte er sich einzureden.
Vergeblich.
MedLab von Senkenberg: Der Kontinent auf einem eigentlich unbewohnbaren Planeten hatte nichts Besseres zu bieten als einen einzigen Raumhafen und ein von hier ausstrahlendes Netzwerk oberirdisch und unterirdisch angelegter Verbindungen, Zellen, Waben und... diese riesigen MedLabs für Kranke aller Spezies.
Licht und Wärme!
So wurde es jedenfalls versprochen, und das hatte ihn auch genauso hier empfangen, wie er sich jetzt vage erinnerte. Obwohl seine Erinnerungen von irgendetwas arg getrübt wurden. Als wären es überhaupt nicht seine eigenen Erinnerungen. Als hätte man die Erinnerungen eines Wildfremden fragmentarisch in sein verwirrtes Gehirn gepflanzt.
Licht und Wärme? Wo waren sie hin?
Denn irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht...
Ein gequältes Ächzen verließ seine trockene Kehle. Der Würgereiz machte ihm zu schaffen. Alles in ihm krampfte sich erneut zusammen. Die Luft ging ihm aus, aber so sehr sich sein Körper auch bemühte: Da kam nichts aus seinem Magen. Der war völlig leer. Noch nicht einmal Magensäure schwappte durch die Speiseröhre, um sich übel brennend in seinen Mund zu ergießen.
Er ächzte und keuchte und fühlte sich dem Tod auf jeden Fall deutlich näher als dem Leben. Bis dieser verdammte Würgereiz endlich abebbte.
Es reichte nicht, einen klaren Gedanken zu fassen. Zumindest jedoch kehrten weitere Fragmente von Erinnerungen zurück:
Ich habe den Koalitionskrieg überlebt - doch soll ich hier und jetzt sterben? In einem MedLab von Senkenberg? Die Kommandantur von Axarabor hat mich anscheinend zur Genesung hierher geschickt. PETRUS ABALAERD - Insider schwören auf dieses Sternensystem und seinen einzigen Planeten KYRENE und dessen mystische Wunderheiler. So werden sie jedenfalls genannt, obwohl es eigentlich nur die besten Ärzte sind, die man sich denken kann, unterstützt von ihren einzigartigen KIs als Helfer. Einmalig vielleicht sogar im gesamten Universum?
Ich muss schon eine ziemlich große Nummer gewesen sein vor meiner Einlieferung, wenn man mich überhaupt hier eingeliefert hat. Aber was ist eigentlich mit mir wirklich passiert, was mich in das Reich der Superreichen gelangen ließ? Das fühlt sich ganz und gar nicht nach Genesung an. Das genaue Gegenteil ist der Fall...
Und wer bin ich überhaupt?
Langsam werde ich wacher. Ich bin zwar noch ziemlich verwirrt im Geist, aber mein Mund fühlt sich nicht mehr ganz so trocken an. Obwohl ich keinerlei Flüssigkeit zu mir genommen habe.
Ich konzentriere mich auf meinen Magen. Der hat keinerlei Tendenzen mehr, sich zu entleeren, obwohl überhaupt nichts drin ist.
Bleibt das Problem mit meinen Augen: Ich bin sicher, dass ich sie weit geöffnet habe. Aber wieso sehe ich nichts? Oder liege ich ganz einfach nur in völliger Dunkelheit?
Verdammt, vielleicht macht endlich mal jemand das scheiß Licht an?
Unvermittelt spüre ich, wie sich etwas Kaltes an meiner Wange hocharbeitet. Ich will mich wehren, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Zumindest gelingt es mir, den Mund zu schließen, doch dann weiß ich, was das ist:
Ein Schwamm, der mir Feuchtigkeit bringt.
Ich lechze nach Tropfen von Wasser und öffne den Mund wieder. Die Tropfen sind da. Ich spüre, wie es in meinen Mund rinnt. Ein Labsal ohnegleichen. Dabei habe ich vorher gedacht, die Trockenheit sei zurückgegangen. Ganz im Gegenteil: Ich habe sie wohl nur nicht mehr so stark gespürt. Sonst würde es mir jetzt nicht so unendlich gut tun.
Ich bin dankbar darum, ja, schier unendlich dankbar. Gierig schlucke ich alles, was der ausgepresste Schwamm hergibt.
Und dann merke ich, dass es hell ist. Viel zu hell sogar. Das Licht betäubt mich beinahe wieder.
Es ist, als ob das Wasser mir mein Augenlicht zurückgegeben hätte. Wie kann das sein? Es sind doch nur wenige Tropfen. Wie können sie eine solch enorme Wirkung haben auf meinen Körper, auf meinen Geist, ja, sogar... auf meine Augen?
So köstlich, dieses Wasser. Jeder Tropfen das größtmögliche Labsal. Ich stöhne, denn ich will mehr, noch mehr, noch viel mehr...
Und dann wird es auf einmal schlagartig völlig dunkel in dem Raum. Krampfhaft versuche ich, mit den Händen meine Umgebung zu ertasten. Ist das eine Liege, auf der man mich nieder gebettet hat? Was sonst? Einfach nur kahler Boden? Verdammt, wieso sehe ich nichts mehr? Soeben war doch noch grelles Licht, das mich peinigte.
Es ist ein Bett. Soviel kann ich herausfinden, obwohl jegliche Bewegung unvorstellbar mühsam ist. Aufrichten geht gar nicht. Die Augen sind offen. Jedenfalls bin ich fest überzeugt davon. Auch wenn sie nichts sehen können.
Vielleicht bin ich einfach nur... blind geworden?
Das passt doch alles überhaupt nicht zusammen. Zum lodernden Raumteufel, das ist eine Art Bett, wie mir scheint. Ein ziemlich karges Bett. Wie man es im MedLab benutzt. Scheiße, erinnere ich mich jetzt daran oder bilde ich mir das nur ein?
Eine kaum merkliche Erhebung. Für einen stillen Alarm, ja, das müsste es sein. Ich höre zwar selber nichts, aber irgendwer muss darauf reagieren. Verdammt noch mal, ich brauche Hilfe. Sieht und hört mich denn niemand?
Oder ist das gar kein Alarmknopf? Da ist eigentlich gar nichts. Ich muss mich geirrt haben. Ich suche und suche, aber ich finde nichts mehr. Alles total glatt und nur mäßig weich. Das Bett selbst reagiert ebenfalls nicht. Keine automatische Auswertung, die vorgenommen wird, die einen Alarm auslösen könnte, um einen Mitarbeiter von Senkenberg zu schicken, der hier mal nach dem Rechten sieht?
Aber wieso weiß ich das überhaupt auf einmal, dass dieses Bett tot ist, wieso auch immer? Hat es keine Energie mehr? Kann es deshalb seine Überwachung der körperlichen Funktionen nicht mehr ausüben?
Ja, und wieso weiß ich das auf einmal, wenn ich noch nicht einmal weiß, wer ich bin?
Dann benetzt dieser Schwamm wieder meine trockenen und rissigen Lippen. Er wurde frisch getränkt mit Wasser. Eine satte Ladung, die meine Lebensgeister anfeuern soll. Aber ich kriege einfach nicht genug davon.
Mehr!
Ich stöhne abgrundtief.
Mehr, bitte, bitte...
Etwas tastet sich metallisch-kalt über meine andere Wange, wie ein Wurm. Was sonst?
Ich erstarre vor Schreck, gepaart mit Ekel. Die Abwehrreaktion funktioniert nicht. Meine Hand scharrt lediglich hilflos über diese glatte Oberfläche, ohne sich davon lösen zu können.
Und dieses metallisch-kalte Etwas schiebt sich in meinen Mund, der sich gierig bemüht, jeden einzelnen Tropfen Wasser aufzunehmen, den der Schwamm bereit ist zu spenden. Ich will den Mund rasch schließen, doch die Gier nach noch mehr Tropfen ist einfach zu groß.
Links von mir gibt es ein eigenartiges Schaben, wie Metall über Plastik. Ich fühle, wie eine Last sich auf meine Brust legt. Sie ist nicht starr, sondern scheint sich zu bewegen.
Neben mir, in der undurchdringbaren Finsternis, entsteht ein irgendwie elektrisch anmutendes Schnarren, und dann verstehe ich eine schlecht modulierte Stimme, die sagt:
„ Trink! Ich helfe Dir. Und dann... dann hilfst Du mir.“
Ich nehme meine verbliebene Kraft zusammen. Endlich gelingt es mir, zu schreien. Das sind krächzende Schreie mit viel zu dünner Stimme.
Doch der Druck auf meiner Brust lässt endlich nach.
Dann wird es ruhig.
Metall scharrt leise über Plastik, begleitet von irgendwie sich elektrisch anhörendem Surren.
„ Schade“, die Stimme klingt so dünn wie meine eigene. „Hilf mir! Es ist unsere letzte Chance – deine genauso wie meine.“
Dann geht scheinbar ein winziges Nachtlicht an. Mühsam drehe ich meinen Kopf zur Seite.
Es ist hell genug. Ich sehe etwas:
Neben meinem Bett steht, wie zwischen Drähten und Schläuchen gefangen, ein „Hermione“, ein mystisches Spielzeug der Schönen und Reichen. Man sagt ihnen nach, dass sie in ihrem halborganischen Innern etwas verbergen, das selbst die Hochadmiralität noch nie zu Gesicht bekommen hat. Sie sind Begleiter, Geliebte und Geliebter der Hochadligen einiger reicher Planeten. Es gibt nicht viele von ihnen, aber für den Besitz würde man ganze Planetensysteme versetzen.
Was sucht so ein Ding an meinem Bett?
„ Letzte Chance“, röchelt der Hermione. Sein Kopf scheint sich zu verändern, oder habe ich selbst noch Probleme mit meinen Augen?
Erst wird er irgendwie milchig, durchsichtig, nimmt die Farbe und Form eines fleischigen Gesichtes an. Mit traurigen Augen. Unendlich traurig! Und tiefblau.
Nein, doch eher milchig weiß?
„ Ich will dir helfen, verstehst du es nicht? Aber bitte, bitte, hilf auch mir im Gegenzug, denn ich - ich werde...“
Und dann höre ich ein irgendwie bedrohliches Schaben von jenseits der Tür.
„ Sie kommen!“ Der Hermione erscheint total verzweifelt. Hat er Todesangst? Vor wem oder vor was? „Sie kommen, um mich zu holen“, fleht er mich an. „Sie machen keine Gefangenen. Wir werden hier beide sterben.“
Aber was will er denn überhaupt von mir? Ich kann kaum die Hand heben und fühle mich mehr tot als lebendig. Und ich weiß immer noch nicht, wer, zum lodernden Raumteufel, ich überhaupt bin!
Dann dreht der Hermione seinen Oberkörper in meine Richtung, damit ich sehen kann, was mich mit tiefem Grauen erfüllt: Er zeigt mir eine schreckliche Wunde über einer metallenen Unterkonstruktion, die seine Brust gewesen sein mochte, bevor eine monströse Pranke oder so etwas Ähnliches eine tiefe Furche regelrecht hinein gefetzt hat, die vom Bauchansatz bis fast zur Kehle reicht. Und ziemlich tief geht, nämlich bis fast zu dem leuchtenden Pulsieren in der Gegend hin, wo bei Menschen das Herz sein muss.
Ein wenig höher oder auch tiefer, und es hätte wohl keinen Hermionen mehr gegeben.
Und diese grausige Wunde blutet. Es wird nicht wieder aufhören zu bluten, wenn man nichts dagegen unternimmt. Ist es das, was ich für den Hermionen tun soll? Aber ich erhole mich zu langsam. Ich werde nicht schnell genug auf die Beine kommen. Nicht bevor das Ding hinter der Tür endlich Zutritt erhält.
Jetzt ist nicht nur der Hermione verzweifelt. Ich bin es ebenfalls.
Verdammt noch eins, wo bin ich hier überhaupt rein geraten – und wieso?
Oder ist es nicht sogar ein Vorteil, wenn ich mich nicht erinnern kann, bis die tödliche Gefahr dort durch die Tür kommt und uns endgültig zerfetzt?
Ja, ich bin jetzt hundertprozentig sicher, dass wir hier und jetzt beide sterben werden. Wir sind sowieso schon mehr tot als lebendig, unübersehbar sogar. Viel braucht es nicht mehr, um es zu vollenden.
Und dann wird die Tür aufgesprengt, von einer unbeschreiblichen Gewalt, der nichts und niemand widerstehen kann.
Der personifizierte Tod erscheint. Er wird das Letzte sein, was ich in diesem Leben noch zu Gesicht bekomme, in einem Leben, von dem ich beinahe alles vergessen habe.
Als wäre ich nicht mehr derselbe, der hier eingeliefert wurde, sondern ein anderer, ein neuer.
Aber egal, wer oder was ich jetzt bin: Ich kann mich nicht einmal aufrichten, geschweige denn wehren, und der Hermione ist selber dermaßen schwer verletzt, dass es wie ein Wunder erscheint, wieso er überhaupt noch lebt.
Falls man das überhaupt Leben nennen kann.
Es handelt sich nicht um einen echten Insektoiden. Dafür wirkt er irgendwie zu künstlich. Ich weiß zwar nicht, woran ich das überhaupt erkennen kann, was also tatsächlich den Unterschied macht zu einem echten Insektoiden, aber ich sehe es irgendwie.
Mein Körper ist stocksteif. Die Augen sind geweitet. Vor allem vor Entsetzen. Ich fühle mich körperlich völlig hilflos. Diese Lähmung, die ich einfach nicht überwinden kann, hält mich in ihren Klauen. Ich weiß nicht, woher sie kommt, wieso ich keine Macht über meinen eigenen Körper habe, wo ich ihn doch deutlich spüren kann. Ich will schreien, doch diesmal gelangt kein Laut mehr über meine Lippen.
Ich glaube, mein Mund ist weit aufgerissen, und dennoch gelingt es mir noch nicht einmal, damit tief Atem zu schöpfen. Nein, meine Brust fühlt sich an wie kurz vor dem Zerbersten. Mein Atem stockt komplett. Selbst wenn dieses insektoide Ungetüm mich nicht zerfetzt, werde ich mit Sicherheit ersticken.
Der Hermione stellt sich dem Insektoiden doch tatsächlich in den Weg. Das ist kein Mut mehr. Ist er irrsinnig geworden? Was denkt er sich eigentlich dabei? Etwa, eine Chance zu haben gegen dieses Ungetüm? Das verspeist so einen schwerverletzten Hermionen gewissermaßen im Vorbeikrabbeln.
Eine unsichtbare Kraft scheint den Hermionen zur Seite zu fegen. Der irgendwie künstlich wirkende Insektoide etwa? Vollendet er sein Werk, indem er endgültig den Schwerverletzten zerfetzt, vor meinen Augen, ehe er sich mir selbst zuwendet?
Und ich bin immer noch völlig starr. Nicht nur vor Entsetzen. Eben zumindest nicht allein davon.
Nach wie vor gebe ich keinen Laut von mir, aber da scheint etwas anderes aus meiner Kehle zu kommen. Es windet sich ins Freie, wie ein gläserner Wurm, der sich tief in meinen Eingeweiden versteckt hat und jetzt sein Versteck verlässt. Ausgerechnet, um sich dem Insektoiden zuzuwenden.
Nein, dieses Ding ist zu dick für einen Wurm, der direkt aus meiner Kehle kommt. Ist der denn plötzlich dicker geworden, kräftiger? Und er wirkt auch nicht mehr wie aus Glas, sondern eher wie eine Art Nebelfinger, der auseinanderfasert, auf den Insektoiden zu schnellt, ehe der sich näher um den armen Hermionen kümmern kann oder auch um mich.
Im Nu hüllen die Nebelfasern den Insektoiden ein, der sogleich versucht, sich dagegen zu wehren, doch die Fasern wirken wie aus Stahl oder einem noch stabileren Material. Diese ungeheure Kraft in dem insektoiden Körper müsste doch ausreichen, das Netz, zu dem die Fasern werden, zu zerreißen. Immerhin ein Netz aus Nebelfäden. Das kann doch nicht so schwierig sein.
Ist es aber! Und das Netz zieht sich jetzt zu, unaufhaltsam.
Ein lautes Knacken, als der harte Chitinpanzer zu splittern beginnt. Ich sehe es mit meinen weit aufgerissenen Augen, und ich kann es nicht begreifen. Was sind das für Nebelfäden? Sind sie wirklich aus meiner Kehle heraufgestiegen, als Bündel wie ein gläserner Wurm aus meinem Mund gekommen, um auf den Insektoiden zu schießen und ihn gefangen zu nehmen?
Doch das ist nicht einfach nur Gefangenschaft, was dem Insektoiden droht, denn das Netz zieht sich weiter unbarmherzig zu. Ich begreife, dass es dabei ist, den Insektoiden zu zerquetschen wie eine durchsichtige Faust eine überreife Frucht zerquetscht. Noch zappelt der Insektoide in dieser tödlichen Umarmung, doch dann zersplittert sein Chitinpanzer endgültig, um eine eklige, gelblich-schleimige Flüssigkeit hervor spritzen zu lassen, zwischen den Maschen des Todesnetzes hindurch, wie ich die Nebelfäden unwillkürlich nenne.
Ich höre einen keuchenden Laut. Ein Laut des Entsetzens zwar, aber auch irgendwie ein Laut der Erleichterung.
Das kann nur der Hermione sein. Aber ich sehe nicht zu ihm hin. Ich kann meine Augen nicht von dem Vorgang lassen, bei dem sich das Netz immer weiter zusammenzieht, um den letzten Rest von Leben aus dem Insektoiden zu quetschen. Was übrig bleibt, ist eine stinkende gelbe Schleimlache, die knöchelhoch den Boden bedeckt, und ein Chitinklumpen, nicht einmal ein Drittel so groß wie vordem der Insektoide.
Und das tödliche Netz verschwindet von einer Sekunde zur anderen wie im Nichts. Gleichzeitig kann ich wieder atmen.
Ich pumpe meine Lunge voll mit Luft und blase sie hinaus, als wollte ich damit den Chitinklumpen davon pusten.
Der Hermione ist wieder näher bei mir.
„ Ich wusste es!“, schnarrt seine schlecht modulierte Stimme. Normalerweise klingt sie sicherlich besser, aber der Hermione ist nach wie vor mehr tot als lebendig. Und ja, ich sehe ihn als lebendes Wesen. Ich spüre deutlich, dass er mehr Lebewesen ist als manch ein Mensch es jemals hätte sein können.
„ Du hast uns gerettet!“, ächzt er.
Ich? Aber wieso? Was war das für ein Ding, das aus mir herausgetreten ist, um als Nebelnetz den Insektoiden mit einer Gewalt zu zerquetschen, die ich einfach nicht begreifen kann?
Ich spüre ein deutliches Würgen in der Kehle, allein nur beim Gedanken daran. Es bereitet mir Mühe, dieses Würgen zu unterdrücken.
Die Stimme des Hermionen wird eindringlich:
„ Du musst aufstehen! Wir müssen hier weg. Es werden mehr kommen. Gegen eine Übermacht hast du keine Chance.“
Ich habe doch sowieso keine Chance, solange ich mich noch nicht einmal bewegen kann!, will ich widersprechen, doch es gelingt mir nicht, meine Stimme zu aktivieren. Hilflos starre ich ihn an.
Doch er scheint mich trotzdem zu verstehen. Können Hermionen denn Gedanken lesen? Seit wann denn das?
Allerdings weiß ich nicht allzu viel über Hermione, und ich weiß noch nicht einmal, woher ich das Wenige überhaupt weiß. Wenn mir noch nicht einmal einfallen will, wie, verdammt noch eins, ich selber heiße!
Der Hermione bemüht sich doch tatsächlich, mir auf die Beine zu helfen, doch er ist viel zu schwach, kann sich kaum selber auf den Beinen halten. Ich bleibe liegen, als bewegungsloser Klotz.
Seine Stimme ist jetzt ganz nah an meinem Ohr:
„ Wenn du dich nicht endlich zusammenreißt, verdammt noch mal, sind wir trotz allem verloren. Wieso begreifst du das nicht? Du musst deinen Körper bewegen. Nicht wie du sonst deinen Körper bewegt hast. Denn den gibt es nicht mehr. Du kannst diesen da nicht mehr auf diese Weise bewegen. Das ist nur Fleisch. Zwar lebendig, aber... es wirkt nur beweglich. Es ist künstlich gezüchtet. Fleisch und Knochen ohne das komplizierte Nervensystem, das Bewegung erst möglich macht, obwohl du fühlen kannst mit deiner künstlichen Haut, als sei sie echt. Du musst dein Fleisch anders bewegen als du es gelernt hast in der Zeit, in der du noch ein Mensch warst.“
Was, zum lodernden Raumteufel, faselt der Hermione denn da? Der ist offensichtlich nicht nur schwer verletzt, sondern nicht mehr richtig im Kopf.
Und jetzt rüttelt er noch an mir, als würde das etwas nutzen.
Diesmal kommen sie zu fünft. Ich sehe sie nicht und höre sie nicht, aber ich spüre sie, und ich weiß sogar, wie lange sie noch brauchen werden, um uns zu erreichen: Genau fünfzig Sekunden. In diesem Radius kann ich sie wahrnehmen, wie mit einer Antenne.
Konnte ich das schon immer?
Ich kann mich nicht erinnern und grübele immer noch über meinen Namen nach.
„ Rasch!“, drängt der Hermione.
Ob er ebenfalls bemerkt, dass die nächsten Gegner bereits auf dem Weg hierher sind, um den Tod des einen zu rächen, den das Nebelnetz zerquetscht hat?
Noch vierzig Sekunden.
Plötzlich sitze ich auf dem Rand des Krankenbettes. Ich drehe meinen Kopf und sehe, dass ich mich in einer Art Labor befinde. Von der Decke hängen Kabel und Schläuche, zwischen denen sich der Hermione bewegt hat. Die andere Wand, die der Tür gegenüber liegt, ist gespickt mit Apparaturen und Anzeigen, Holoprojektoren, Bildgebern verschiedener Art. Was bedeutet das alles?
„ Nun komm schon!“, drängt der Hermione erneut. „Ich fliehe nicht allein. Ohne dich bin ich verloren.“
Und ich ohne dich!, denke ich unwillkürlich und sehe, wie ich mich vom Bettrand erhebe.
Ich wende mich dem Hermionen zu. Er wirkt ein wenig erleichtert.
Nur noch fünfundzwanzig Sekunden.
Er tretet an die Seitenwand und legt seine Hand auf eine bestimmte Stelle. Plötzlich tut sich ein hohes Viereck auf. Eine unsichtbare Tür, die der Hermione geöffnet hat.
Ich starre auf seine Hand und bemerke, dass sie anders aussieht als die andere. Jetzt verändert sie sich wieder, wird normal.
Wie ist das noch mit diesen Hermionen? Ja, es wird behauptet, sie könnten bis zu einem gewissen Grad ihr Äußeres anpassen, könnten verschiedene Menschenrollen annehmen. Natürlich nur im Rahmen ihres künstlichen Skelettes, ohne die Körpermasse verändern zu können. Normalerweise können sie sich auch selbst heilen mit diesem Trick. Es sei denn wohl, die Verletzungen sind dermaßen gravierend wie in seinem Fall.
Ich torkele durch die Öffnung hindurch. Der Raum dahinter ist genauso hell erleuchtet wie der Raum, den wir verlassen haben. Der Durchgang verschwindet wieder. Ich spüre es mehr als dass ich es sehe.
Kaum ist es geschehen, als die fünf Insektoiden den Raum erreichen, in dem ich erwacht bin. Sie beginnen sofort, ihn zu durchsuchen nach uns. Ich spüre das so deutlich, als könnte ich zusehen.
„ Hilf mir bitte, mich zu regenerieren!“, drängt jetzt der Hermione.
Regenerieren? Was meint er?
Jetzt erst achte ich auf meine direkte Umgebung. Dieser Raum hier ist größer. Ich sehe mehrere Tanks mit einer undurchsichtigen Flüssigkeit. Ansonsten ist der Raum mit seltsam anmutenden Apparaturen überladen.
Der Hermione deutet auf den nächstbesten Tank.
„ Der hier scheint richtig zu sein. Ich steige hinein. Achte du inzwischen auf die Umgebung. Und sobald ich untergetaucht bin, setzt du die Automatik in Gang.“
Welche Automatik?, frage ich mich unwillkürlich.
Als würde der Hermione meine Gedanken hören, deutet er auf eine Art Tastatur und sagt mir, in welcher Reihenfolge ich sie betätigen muss.
Das kann ich mir merken. Er steigt in den Tank, taucht unter, und ich drücke auf der Tastatur herum.
Wieso kann ich mich bewegen?, frage ich mich dabei. Und wieso fühlt sich mein Körper dennoch an als sei er gelähmt? Ich habe kein Gefühl dafür. Ich spüre zwar mit meiner nackten Haut, aber nichts darunter... irgendwie.
Und die Stimme des Hermionen antwortet:
„ Du wirst dich daran gewöhnen! Das war bei mir anfangs ähnlich. Obwohl man es kaum miteinander vergleichen kann. Denn du hast in deinem Körper anscheinend tatsächlich keinerlei Gefühl. Obwohl er aussieht wie der eines normalen Menschen. Sogar dein Bart wächst, aber deine Muskeln arbeiten nicht. Sie sind nur straffes Fleisch, haben also eine Eigenspannung, sonst würden sie schlaff herunterhängen.“
Wieso kann ich ihn hören, obwohl er sich in dieser Brühe befindet?
„ Du kannst mich nicht hören. Das sind meine Gedanken, mit denen ich zu dir spreche!“, belehrt er mich.
Dann kannst du Gedanken lesen?, wundere ich mich.
„ Natürlich nicht, Dummkopf. Du bist hier der Telepath, nicht ich. Kapierst du noch immer nicht, was die mit dir gemacht haben?“
Nein, ich kapiere überhaupt nichts, aber das sage ich jetzt nicht. Ich denke es noch nicht einmal. Ich sehe mich weiter um in diesem Labor, und es kann sich eigentlich nur um ein Labor handeln. Alles spricht dafür.
Und tief in meinem Innern entsteht ein Gedanke, der mir überhaupt nicht gefallen will. Nun, es ist nicht einfach nur irgendein Gedanke, sondern eigentlich eher die Frage:
Bin ich etwa hier, in einem dieser Tanks, entstanden?
Die Anordnung der Apparaturen ist verwirrend. Das beweist mir, dass ich keine Affinität zu so etwas habe. Was war ich sonst in einem Leben, an das ich mich nicht mehr erinnern kann? Die wenigen Fragmente ergeben keinen Sinn. Richtige Erinnerung kann man das also nicht nennen. Sie sind wie Puzzle-Teile, die noch völlig unsortiert sind, doch wer hilft mir, sie zu sortieren, damit sie endlich ein Bild ergeben?
Der Hermione?
Ich denke an ihn – und prompt taucht er wieder auf. Diese undurchsichtige Brühe schwappt leicht. Er lächelt.
„ Ich bin zwar noch nicht wieder ganz neu, aber das wird schon. Dank dir.“
„ Aber du hättest doch auch ohne mich hierher gehen können, um dich zu regenerieren!“, gebe ich zu bedenken.
„ Ja, hätte ich, aber ich brauche dich nach wie vor – und du brauchst mich. Du kannst dich praktisch an gar nichts erinnern, zumindest nicht so richtig, nicht wahr?“
„ Nein!“
„ Wir müssen herausfinden, wer du bist, gemeinsam. Aber zuerst müssen wir zusehen, dass wir von hier verschwinden, ehe die Dinneter den geheimen Zugang entdecken. Und das werden sie. Das ist nur noch eine Frage der Zeit.“
„ Und wohin sollen wir von hier? Zurück geht ja nicht.“
Ich sehe mich um, doch es gibt keine Tür. Zumindest gibt es keine, die ich als solche erkennen kann.
Der Hermione steigt aus der Nährflüssigkeit und tastet die Maschine aus. Er ist nackt, genauso wie ich. Aber ich bin ein Mann, ganz offensichtlich, weil ich die entsprechenden Geschlechtsmerkmale trage. Im Gegensatz zu ihm. Er ist irgendwie... geschlechtslos.
Aber bin ich wirklich ein Mann? Vielleicht sehe ich einfach nur so aus?
„ Sie hat eine autarke Energieversorgung, diese Maschine hier. Setna sei Dank, denn sonst hätte sie nicht funktionieren können bei dem allgemeinen Energieausfall.“
„ Allgemeiner Energieausfall?“, wundere ich mich.
„ Ja, obwohl dein Bett nicht davon betroffen war. Es hat ebenfalls eine autarke Versorgung, die ich jedoch unterbrechen musste. Es hätte dich nämlich getötet, wäre ich nicht gewesen. Denn durch den allgemeinen Zusammenbruch der Energieversorgung, zumindest in diesem Teil der komplexen MedLabs, wurde automatisch dich betreffend ein Alarm ausgelöst. Das Bett hätte dich nicht mehr auf Dauer unter Kontrolle halten können. Du wärst zu einem unkalkulierbaren Risiko für Senkenberg geworden. Deshalb hätte es dich getötet, statt weiter zu erhalten.“
Ich höre es zwar, aber ich begreife es nicht. Dafür begreife ich etwas anderes:
„ Wieso brennt hier überall das Licht, wenn es keine Energie mehr gibt?“
„ Welches Licht?“, wundert sich jetzt der Hermione. Doch dann lacht er amüsiert. „Ach was, du meinst, hier brennt Licht, weil du alles sehen kannst? Aber nein, es ist für normale Augen schwarz, finster. Nur nicht für Augen wie ich sie habe – und du! Und natürlich die Dinneter!“
„ Augen, wie...?“ Ich verstehe nicht.
„ Zumindest hast du inzwischen begriffen, dass du dich mittels deiner Gedanken mit mir unterhalten kannst. Das ist schon ein Fortschritt. Dann können wir uns verständigen, ohne dass die Dinneter uns hören können.“
Ich winke mit beiden Händen ab und wundere mich dabei, wieso es mir so leicht fällt. Jetzt kann ich mich einwandfrei bewegen. Wieso ging das vorher noch nicht?
„ Das ging deshalb vorher nicht“, belehrt mich der Hermione, „weil du das erst lernen musstest. Jetzt kannst du es instinktiv. Alle Achtung.“
„ Du hast wieder meine Gedanken belauscht!“, werfe ich ihm vor.
„ Nicht doch!“ Er tippt sich vielsagend an die Stirn. „Du darfst einfach nur nicht so laut denken.“
„ Laut denken?“
„ Na, nicht so intensiv, als würdest du reden. Also keine stummen Selbstgespräche, wenn du nicht willst, dass ich es mitbekomme. Du bist von uns beiden der Telepath. Ich kriege das nur mit, wenn du deine Gedanken auf mich projizierst. Genauso wie wenn du meinst, zu sprechen.“
„ Aber ich spreche doch!“
„ Dabei kommt jedoch überhaupt kein Laut über deine Lippen. Das musst du ebenfalls erst noch lernen. Ich habe dir doch schon gesagt, dass dein Körper sich nicht von sich heraus bewegen kann. Er ist ein lahmer Fleischklotz, getragen von künstlichen Knochen.“
„ Soll das heißen, du hältst mich für eine Art organischen Roboter?“
„ Nein, du bist durch und durch menschlich, wenn auch künstlich-menschlich sozusagen. Wie soll ich es nennen? Android? Aber man hat dich wahrscheinlich erschaffen nach deinem eigenen Vorbild. Also muss es irgendwo so etwas wie Aufzeichnungen über dich geben. Wie du vorher warst. Vielleicht können wir dadurch erfahren, wer du warst und... wer du jetzt bist? Dann kannst du dieses Puzzle vielleicht in deinem Kopf in richtiger Weise zusammensetzen.“
Noch während er spricht, senke ich meinen Blick. Die grässliche Wunde ist noch nicht völlig geschlossen, doch ich sehe, dass sie weiter zuwächst, mit atemberaubender Geschwindigkeit. Vielleicht noch eine halbe Stunde, vielleicht sogar weniger, dann wird er quasi wie neu erscheinen. Was ist das für eine Nährflüssigkeit?
Ich denke wieder daran, dass hier angeblich alles in völliger Dunkelheit sich befindet, und trotzdem kann ich sehen wie am hellen Tag, ohne jegliche Einschränkung?
Ich spüre irgendwie meinen Körper, aber so, als würde er nur eine äußere Hülle sein, ohne Leben im Innern. Das deckt sich eigentlich mit alledem, was der Hermione behauptet. Obwohl es für mich nicht wirklich einen Sinn ergibt. Warum sollte jemand so etwas mit mir anstellen?
Mir fällt ein, dass der Hermione mehrfach das Wort Dinneter genannt hat.
„ Was ist das, ein Dinneter?“
„ Wir müssen jetzt wirklich weiter, spürst du es nicht selbst?“
Natürlich spüre ich es. Die Insektoiden sind bereits auf die Geheimtür aufmerksam geworden und bemühen sich auf der anderen Seite, sie zu öffnen. Das wird ihnen wahrscheinlich nicht gelingen, aber ich traue ihnen zu, dass sie sich gewaltsam einen Weg bahnen werden. Wir müssen uns tatsächlich beeilen. Sie sind zu fünft.
Trotzdem klärt mich der Hermione noch rasch auf über sie:
„ Sie gingen in die Massenproduktion, obwohl es genügend Hinweise dafür gab, die eindringlich davor warnten. Ihre Programmierung gelingt nur unzulänglich. Es bestand von vornherein die Gefahr, dass sie sich aus der Befehlskette lösen können und dadurch zur Gefahr derer werden, die sie einzusetzen beabsichtigen – als Superkrieger.
Mein Herr hatte die Verantwortung dafür, und er hat seine Fehlentscheidung mit dem Leben bezahlt. Wie viele seiner Mitarbeiter – und beinahe auch ich. Aber auch diejenigen, die dich zu dem gemacht haben, was du jetzt bist.“
Zu mehr ist er nicht bereit. Es ist ja auch höchste Zeit, weiter zu fliehen.
Er geht direkt zu der nächsten Geheimtür. Wie hat er sie erkannt? Ich bemühe mich vergeblich darum.
Vielleicht hat er tatsächlich recht, und wir sind aufeinander angewiesen? Keiner von uns beiden kommt allein durch. Das schaffen wir nur zu zweit.
Falls wir es überhaupt schaffen sollten, denn ich habe immer noch keine Ahnung, was überhaupt im Einzelnen passiert ist und wohin wir fliehen könnten. Ich weiß eigentlich nur, dass wir uns auf einem absolut lebensfeindlichen Planeten befinden, mit einer für jeden normalen Menschen tödlich giftigen Atmosphäre.
Aber eigentlich sind wir überhaupt keine... normalen Menschen. Ich zumindest nicht mehr. Oder hat es jemals einen normalen Menschen gegeben, der in absoluter Dunkelheit sehen kann wie am hellen Tag?
Wir durchqueren mehrere verschiedenartige Labore durch Geheimtüren. Unterwegs erklärt mir der Hermione, woher er sie überhaupt alle kennt:
„ Mein Herr war Großfürst Sobares von Senkenberg. KYRENE ist sein Fürstentum, über das er uneingeschränkt herrschte. Und natürlich kenne ich die MedLabs mindestens genauso gut wie er sie gekannt hat. Und er hatte überall Zutritt. Ich brauche nur seinen Handabdruck zu imitieren und sein Gehirnwellenmuster, aber auch seine Augen, je nachdem wie hoch der Sicherheitsstandard eines Labors ist. Und die Sicherheitsstandards der Labore hier, in diesem Bereich, sind natürlich besonders hoch.
Hier entstanden in geheimer Forschung auch die Dinneter. Die Massenproduktion erfolgt zwar in einer separaten Fertigungsanlage, die eigens hierfür geschaffen wurde, aber...“
Er unterbricht sich selbst, denn wir erreichen eine Art Großlabor. Hier können wohl mehrere dutzend Wissenschaftler gleichzeitig forschen. Es gibt eine Art OP-Einrichtungen in allen Varianten und genauso typische Anordnungen von Chemielaboren. Doch niemand ist hier.
Ein Laut des Entsetzens gelangt über die Lippen des Hermionen.
Was hat er auf einmal?
Verständnislos sehe ich auf die blutigen Kleiderfetzen, die überall verstreut am Boden liegen.
„ Die Dinneter töten ihre Opfer nicht nur, sondern sie fressen sie auch auf!“, keucht der Hermione. „Sieh nur, die blutigen Kleiderfetzen: Die Dinneter haben einfach alles wieder herausgewürgt, was sie nicht verdauen können, und dazu gehört eben Kleidung.“
Jetzt greift das Entsetzen auch nach mir.
„ Das bedeutet also, die Dinneter waren schon hier!“, schlussfolgere ich und sehe mich suchend um. Da sind mehrere Türen, die nach draußen führen, alle deutlich sichtbar. Also keine Geheimtüren wie bislang.
„ Kannst du herausfinden, ob wir unmittelbar gefährdet sind?“, erkundigt sich der Hermione bei mir.
Ich tu ihm und mir den Gefallen. Dabei bemerke ich, dass sich der Radius meiner Wahrnehmung vergrößert hat. Nein, es gibt in diesem Bereich keine Dinneter mehr. Zumindest nicht gegenwärtig, aber ich ahne bereits, dass sie auf dem Weg hierher sind.
„ Irgendwie scheinen die uns orten zu können!“, vermute ich.
„ Orten? Im Ernst?“, ruft der Hermione erschrocken. „Aber du musst das verhindern!“
„ Ich? Aber wie?“
„ Du hast die Möglichkeit dafür, ich nicht. Begreifst du immer noch nicht?“
Schon wieder fragt er mich das.
„ Was soll ich denn begreifen?“, reagiere ich genervt.
„ Du hast die Möglichkeit, einen eigentlich völlig unbeweglichen Körper zu bewegen. Du hast diesen Dinneter vor meinen Augen zerquetscht und...“
„ Nein, ich habe niemanden zerquetscht. Das war dieses – dieses Nebelnetz, das...“
„ Aber das bist du gewesen!“, unterbricht er mich nun seinerseits brüsk. „Es ist deine besondere Fähigkeit. Was du gesehen hast, ist nicht wirklich sichtbar. Irgendwie machst du dir das selber sichtbar.“
„ Hast du denn nichts gesehen?“
„ Eher nur geahnt!“, weicht er aus.
„ Aber ich weiß nicht, wie das passiert ist. Ich kann das nicht kontrollieren!“
„ Es ist wie mit deinem Körper. Den konntest du anfangs auch nicht bewegen, erinnerst du dich?“
„ Du hast mich irgendwie mit einem nassen Schwamm geweckt. Ich hatte solchen Durst, aber jetzt spüre ich nichts dergleichen mehr. Das alles ergibt einfach keinen Sinn.“
„ Ergibt es doch, denn überlege einmal“, spricht der Hermione eindringlich auf mich ein: „Die Maschine, in die du gebettet warst, wollte dich töten. Ich habe sie abgeschaltet und wusste eigentlich gar nicht, was ich danach tun sollte. Der nasse Schwamm hat dich lediglich stimuliert. Alles andere hast du selber geschafft. Und jetzt brauchst du weder Nahrung noch Wasser. Ich spüre dennoch die unvorstellbare Kraft, die in dir schlummert. Du musst sie nur von der Leine lassen, sozusagen. Wie bei diesem einen Dinneter.“
„ Das ging irgendwie von allein!“, versuche ich zu widersprechen.
„ Logisch, dass du das irgendwie unterbewusst ausgelöst hast. Weil dein Leben bedroht war. Ich glaube dennoch, dass du gegen mehrere gleichzeitig keine Chance hättest. Das sind programmierte Superkrieger, vergiss das nicht. Die lassen sich nicht so ohne weiteres überrumpeln, vor allem nicht, wenn sie in Gruppen auftauchen.“
Ich erstarre unwillkürlich, denn ich spüre jetzt etwas:
„ Apropos Gruppe: Da kommt eine solche, draußen, den Gang entlang.“
„ Hierher, in dieses Großlabor?“
„ Das ist nicht sicher, aber wir sollten vorsorglich schon einmal in Deckung gehen.“
„ Das genügt nicht. Die haben besondere Sinne, können nicht nur im Dunkeln sehen so wie wir. Sie werden uns orten. Du musst uns abschirmen.“
„ Aber wie denn?“, murmele ich verzweifelt und ducke mich bereits hinter einen leeren Tank. Der Hermione tut es mir gleich.
„ Konzentriere dich auf die Dinneter!“, fordert er mich auf. „Du wirst spüren können, wenn sie auf uns aufmerksam werden. Ich weiß nicht, wie du uns abschirmen kannst, aber versuche es einfach, sonst kommen wir hier nicht lebend hinaus.“
Das braucht er nicht zu betonen. Ich habe Angst. Todesangst, um genauer zu sein. Doch ich konzentriere mich, und es ist mir, als wäre ich unsichtbarer Zuschauer, als die fünf Dinneter aus dem Gang kommend nacheinander in das Großlabor krabbeln, in dem wir uns befinden. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes furchterregend, und die blutigen Kleiderfetzen, die hier überall herumliegen, beweisen eindrucksvoll, wozu sie in der Lage sind.
Aber ich will nicht, dass sie uns entdecken. Die Todesangst ist der Auslöser, und ich spüre, dass sie tatsächlich die Orientierung verlieren. Nicht völlig, aber sie werden unschlüssig, wissen plötzlich nicht mehr, wohin sie sich eigentlich wenden sollen.
Dann haben sie uns vorher tatsächlich irgendwie orten können? Jetzt jedenfalls nicht mehr. Es ist mir gelungen, uns abzuschirmen, obwohl ich immer noch nicht weiß, wie das überhaupt geht.
Oh, ich weiß dermaßen viel noch nicht, dass es mir allein schon von daher graust. Und während der Hermione nur lauschen kann, bekomme ich wesentlich mehr mit. Es ist, als hätte mein Körper den Geist frei gegeben. Ich kann mich innerhalb eines Gebietes von mindestens zwanzig Metern im Umkreis völlig frei bewegen, ohne entdeckt werden zu können. Wie ein sprichwörtlicher Geist eben. Dennoch verliere ich nicht völlig den Kontakt mit meinem Körper.
Die Dinneter suchen weiter nach uns. Sie finden sich nicht lange damit ab, uns plötzlich nicht mehr orten zu können. Und richtig unsichtbar kann ich uns beide nicht machen.
Wir stecken auf jeden Fall in der Klemme. Die geringste Bewegung könnte uns verraten.
Die fünf Dinneter teilen sich auf, um systematisch das Großlabor zu durchforsten. Das bringt mich auf eine wahnwitzige Idee. Ich konzentriere mich auf den einen, der am weitesten weg ist von uns. Er krabbelt in die völlig falsche Richtung. Und dann schlage ich gnadenlos zu.
Ich weiß gar nicht, wie ich das mache. Ich will den Dinneter einfach nur vernichten – und da entsteht auf einmal das Nebelnetz, wie ich es nenne, umschlingt den Dinneter, ehe er überhaupt begreifen kann, wie ihm geschieht. Mit aller Gewalt zieht es sich zu.
Erst als der Chitinkörper laut kracht und sich erste Risse darin zeigen, werden die anderen aufmerksam. Aufgeregt geben sie ihre Suche auf und krabbeln auf den Angegriffenen zu. Sie wollen ihm helfen, doch es ist zu spät für ihn. Ich zerquetsche ihn wie eine überreife Frucht. Der gelbliche Schleim spritzt nach allen Seiten, besudelt die Einrichtung, spritzt bis zu den anderen Dinnetern hin, die jetzt die direkte Umgebung absuchen, auf der Suche nach dem Angreifer.
Deshalb habe ich den einen angegriffen, der am weitesten von uns entfernt ist.
„ Jetzt!“, befehle ich dem Hermionen und laufe geduckt in Richtung Eingang davon.
Ich kann nicht darauf achten, ob der Hermione mir sogleich folgt. Ich kann ihm nur raten, dies zu tun.
Aber er hat natürlich mitbekommen, wie ich die Dinneter abgelenkt habe. Bis sie darauf kommen, nur einem Ablenkungsmanöver auf den Leim gegangen zu sein, müssen wir draußen sein.
Und wir schaffen es tatsächlich.
„ Jetzt nach rechts!“, befiehlt diesmal der Hermione, der sich dicht hinter mir befindet.
Wir haben in der Tat keine Zeit zu verlieren. Die Dinneter dürfen überhaupt nicht merken, dass wir weggelaufen sind. Wir rennen den Gang entlang, der nach ungefähr zwanzig Metern nach rechts abknickt.
„ Wo führt er hin?“, frage ich den Hermionen. Dabei bemühe ich mich, Laute zu produzieren, die einer Sprache ähnlich kommen. Das gelingt mir noch nicht so richtig. Aber der Hermione versteht mich auch so, weil er meine Gedanken empfängt, die ich auf ihn projiziere.
Ich soll ein Telepath sein? Wenn ich diese fragmentarischen Erinnerungen deute, die immer wieder in mir aufflammen, finde ich nichts davon in meiner Vergangenheit.
Der Hermione atmet zwar, aber ich habe irgendwie den Eindruck, als müsste er das gar nicht unbedingt, trotz des schnellen Laufes. Wie komme ich überhaupt darauf? Hängt das mit meinen telepathischen Fähigkeiten zusammen? Bekomme ich Dinge mit, die mir ansonsten verborgen bleiben würden?
Ich denke an die Nebelfäden, die sich zu einem tödlichen Netz verknüpfen können, das sogar einen überaus stabilen Chitinkörper wie den eines Dinneters zerquetscht. Der Hermione hat recht: Das gelingt mir nur in Einzelfällen. Ich könnte nicht mehrere Dinneter auf einmal zerquetschen. Dazu müssten sie sich ganz dicht aneinander drängen, und dann würde ich vielleicht nicht mehr dieselbe Gewalt aufbringen können.
Gedanken, die mein Gehirn durcheilen, während ich auf die Antwort auf meine Frage warte. Und dann kommt diese endlich:
„ Die Dinneter werden in einer eigenen Anlage produziert. Die wurde extra ihretwegen überhaupt erst erbaut, als Erweiterung der gigantischen Anlage, wie sie bereits bestand. Das habe ich dir bereits gesagt. Und wir sind dabei, den Laborbereich, in dem sie entwickelt wurden, zu umgehen. Der Gang führt am Ende genau in diesen Fabrikationsbereich hinein, der extra für die Fabrikation entstanden ist. Ein streng geheimes Projekt. Die insektoiden Superkrieger, die mein Herr Dinneter nannte, sollten KYRENE aus den roten Zahlen führen.“
„ Du fliehst mit mir genau dorthin, wo diese Biester her kommen?“, hake ich ungläubig nach.
„ Natürlich, denn genau dort vermutet uns niemand. Du musst nur dafür sorgen, dass wir nicht geortet werden. Und außerdem müssen wir zusehen, dass wir die Produktion von noch mehr Dinnetern stoppen. Sie überfluten sonst den gesamten Kontinent, mit allen Bereichen. Falls es nicht schon zu spät dazu ist.“
Gemessen an dem, was ich bisher erlebt habe, kann ich eigentlich nur vermuten:
„ Es ist in der Tat möglicherweise längst zu spät!“
„ Das können wir nicht wissen, denn es gibt keinerlei Verbindung mehr zu den anderen Bereichen. Dieser Bereich hier ist ohne Energie. Vergessen?“
„ Und die Fabrikation? Ist die denn noch mit Energie versorgt?“
„ Wir werden es herausfinden!“, gibt der Hermione ausweichend Antwort.
Mir gefällt das ganz und gar nicht, aber welche Wahl habe ich? Ich muss ihm vertrauen. Wem sonst? Ohne ihn wäre ich nicht mehr am Leben. Obwohl ich nicht weiß, was für eine Art Leben das überhaupt ist.
Und da fällt mir wieder etwas ein. Es ist nur eines der Erinnerungsfragmente, aber vielleicht bedeutsam?
„ Ich erinnere mich, den fünften Koalitionskrieg überlebt zu haben. Obwohl ich nicht weiß, was das sein soll. Und da ist die Erinnerung, dass die Kommandantur von Axarabor mich hierher zur Genesung geschickt hat. Es heißt, das Imperium würde auf dieses Sternensystem und vor allem seinem wichtigsten Planeten KYRENE vertrauen. Wegen seiner mystischen Wunderheiler, wie man die besten Ärzte und ihre KI-Helfern im ganzen Quadranten nennt.“
Der Hermione reagiert darauf ungewöhnlich: Er bleibt stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Ungläubig sieht er mich an.
„ Das ist keine Erinnerung!“, behauptet er.
„ Wie bitte?“ Wieso zweifelt er?
„ Das Imperium weiß nichts von dieser Welt hier. Zumindest nicht offiziell. Nur Teile davon. Eben die Planeten, die es sich leisten können. Reiche Planeten mit noch reicheren Führungskräften. Oder glaubst du, die Dinneter seien ein Programm, das Axarabor jemals genehmigt hätte?“
„ Aber so erinnere ich mich!“
„ Und wieso sollte dich irgendeine Kommandantur von Axarabor hierher schicken? Von welchem Geld? Etwa von den Militärausgaben, die eigentlich der Raumflotte von Axarabor zustehen? Dann müsstest du nicht nur ein ranghoher Superoffizier sein, sondern...“
Er hält inne. Sein Gesicht verändert sich, aber ich weiß das nicht zu deuten. Dann fährt der Hermione fort:
„ Jetzt beginne ich zu begreifen, was mit dir läuft: Das ist überhaupt nicht dein ursprüngliches Äußeres, sondern das Äußere vielleicht irgendeines ranghohen Offiziers. Und es sind künstliche Erinnerungen, die dir selber vorgaukeln sollen, genau dieser zu sein.“
„ Und wieso sind sie nur fragmentarisch?“
„ Weil der Prozess noch längst nicht abgeschlossen ist! Du bist noch völlig unfertig. Sogar dein Körper. Deshalb ist er ohne eigene Bewegungsfähigkeit. Die wäre irgendwann noch hinzugefügt worden, um dich perfekt für den Tausch vorzubereiten.
Du wärst erst wieder zu Bewusstsein gekommen, wenn der ganze Prozess abgeschlossen gewesen wäre. Das ist wohl etwas, was nicht in wenigen Tagen erledigt werden kann. Vielleicht ist die Figur, die du spielen sollst, dermaßen wichtig, dass es sich lohnt, dich extra dafür zu erschaffen, und selbst wenn dies Jahre dauern sollte.“
„ Mich extra deswegen erschaffen?“, echoe ich und schüttele den Kopf. „Dein Herr war in der Lage, einen Menschen nach Maß zu erschaffen? Aber woraus?“
„ Aus jemand anderem!“, antwortet der Hermione überzeugt.
„ Aber welcher andere war ich vorher? Und wieso habe ich mich darauf überhaupt eingelassen?“
„ Vielleicht wäre es nützlich, genau das herauszufinden? Vielleicht wäre das sogar noch nützlicher als zu ergründen, welche Figur du in diesem perfiden Spiel überhaupt spielen solltest. Wäre das mit den Dinnetern nicht dazwischen gekommen, wärst du nach wie vor wertvoll. So aber sind wir beide auf der Flucht, und wenn wir einen Fehler machen, rettet uns nichts und niemand mehr.“
Das bedeutet für mich, dass er keine Lust hat, weiter diesem Thema zu folgen. Er rennt auch einfach davon. Ich muss mich beeilen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Obwohl ich mich dabei verzweifelt frage, wie dies alles wirklich zusammenhängt. Ich kann und will einfach nicht glauben, was der Hermione sich da zusammen spinnt.
Wer sollte denn überhaupt ein Interesse daran gehabt haben, mich zu einer Art Klon zu machen eines ranghohen Offiziers innerhalb der Raumflotte von Axarabor oder sonst einer wichtigen Figur von Axarabor?
Nein, es muss für dies alles noch eine völlig andere Erklärung geben. Davon bin ich jetzt überzeugt.
Eine recht stabil aussehende Tür stoppt uns.
„ Wieso ist die überhaupt geschlossen?“, wundere ich mich. „Wenn die Dinneter alle von hier kommen, dann müsste doch eigentlich offen sein.“
„ Oder jemand war so geistesgegenwärtig, diesen Durchgang hier zu schließen, ehe noch mehr von diesen Biestern in andere Bereiche gelangen konnten“, schlug der Hermione vor.
„ Nein!“ Ich schüttele entschieden den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn. Die würden versuchen, mit Gewalt durchzubrechen, aber das haben sie nicht.“
„ Vielleicht schaffen sie es nur nicht?“
„ Kannst du denn öffnen?“
„ Ich kann es versuchen!“
Hat er nicht behauptet, überall hindurch zu kommen, wenn er so tut, als sei er Großfürst Sobares von Senkenberg persönlich, der in Wirklichkeit gar nicht mehr lebt?
Und er versucht es, wie versprochen, indem er die Hand auf eine bestimmte Stelle legt. Gleichzeitig verändert sich sein Gesicht.
Aha, so also hat dieser von Senkenberg ausgesehen? Was hat den eigentlich geritten, dass er die Dinneter ohne die entsprechenden Garantien in Massenproduktion gegeben hat?
Das Geld! Soviel habe ich verstanden. Aber er muss doch zumindest geahnt haben, wie groß das Risiko sein wird. Und wieso ist er es dennoch eingegangen?
Ich überlege noch, ob ich den Hermionen danach fragen soll, aber da öffnet sich der Durchgang bereits.
Es ist nicht einfach nur eine Tür, sondern nur der erste Teil einer hermetischen Sperre, die nach und nach in Teilen zu den Seiten, nach oben und nach unten weicht. Am Ende öffnet sich eine Art metallisch glänzende Iris. Dahinter geht der Gang weiter. Doch er ist leer.
Ich sehe nirgendwo eine Spur von Gewaltanwendung.
Als der Hermione durch die jetzt geöffnete Sperre geht, die immerhin sieben Meter weit reicht, bleibe ich zurück und überlege noch:
Keine Gewaltanwendung? Dann haben die Dinneter der nächsten Produktionswelle noch nicht versucht, hier durch zu brechen?
Nächste Produktionswelle! Ja, das ist das Stichwort! Die erste Produktionswelle kam herüber und hat alle umgebracht. Möglicherweise sind also nur noch der Hermione und ich im Bereich der streng geheimen Forschungslabore am Leben.
Jetzt hätte ich gern gewusst, wie das im Einzelnen ablief. War denn der Großfürst in der neuen Fertigungsanlage ums Leben gekommen oder erst im Laborkomplex, in dem nicht nur seine durchgedrehten Superkrieger in Insektengestalt entstanden sind, sondern letztlich... auch ich selber?
Falls ich überhaupt hier entstanden sein sollte! Wenn ich meinen nackten Körper abtaste, kann ich nichts feststellen, was irgendwie künstlich gewirkt hätte.
Ich hebe den linken Arm und versuche, meinen Bizeps anzuspannen.
Das ist unmöglich! Der Bizeps verändert sich gar nicht. Er wirkt zwar straff, aber er hat keine Funktion. Wenn ich den Arm krümme, dann schaffe ich das irgendwie anders. Als würde mein Geist unmittelbar auf diesen Körper einwirken, ohne Umweg über ein Nervensystem.
Es ist schaurig und faszinierend zugleich. Aber vielleicht hat der Hermione zumindest insofern recht, dass dies eine Art Zwischenstufe ist, in dem sich mein Körper befindet? Er hätte noch weiter reifen müssen. Wie auch immer. Damit er am Ende tatsächlich genauso sein würde wie ein echter Mensch? Genauso wie der Mensch, an dessen Stelle ich treten sollte?
Doch selbst wenn der Hermione damit richtig liegt: Was ist überhaupt der Sinn? Wieso genügt es nicht, die entsprechende Zielperson zu manipulieren? Ich meine, wenn es schon möglich erscheint, eine Art Klon zu erschaffen, ohne das Original überhaupt zur Verfügung zu haben, müsste es doch umso leichter fallen, die Zielperson einfach dort zu lassen, wo sie ist, und entsprechend auf diejenigen einzuschwören, die sich solche Mühe machen.
Und wer soll das eigentlich sein? In welchem Auftrag hat der Großfürst gehandelt, was mich betrifft? Wer steckt hinter alledem? Etwa dieselben, die auch ein Großaufgebot an Dinnetern bestellt haben bei diesem wenig sauberen Großfürsten Sobares von Senkenberg?
Fragen über Fragen, und ich ahne schon, dass jegliche Beantwortung nur noch mehr Fragen aufwerfen würde.
Der Hermione winkt von der anderen Seite her aufgeregt herüber.
„ Wo bleibst du denn?“
Ich glaube immer noch nicht daran, dass es eine gute Idee ist, in diesen Bereich vorzudringen. Vielleicht wäre es besser, wir würden stattdessen versuchen, in ganz andere Bereiche zu gelangen, in die diese Dinneter noch nicht vorgedrungen sind.
Falls es solche Bereiche überhaupt noch gibt, denn ich habe ja keine Ahnung, wie viele Dinneter insgesamt die Fertigungsanlage verlassen haben, um außerhalb davon ungesteuert Amok zu laufen.
Sobald ich den Hermionen erreiche, wendet er sich ab und beginnt, die Sperre wieder zu schließen. Das dauert seine Zeit, und ich nutze die Zeit, um zu fragen:
„ Ich dachte, es würde keine Energie mehr geben in diesen Sektoren?“
„ Gibt es auch nicht!“, antwortet der Hermione lapidar, ohne sich jedoch bei seiner Tätigkeit stören zu lassen. „Der Schließmechanismus hat eine eigene Versorgung. Ist ja auch logisch, denn im Ernstfall muss sich der Durchgang schließen lassen.“
„ Ein Ernstfall, wie er bereits eingetreten ist?“
Darauf gibt er keine Antwort mehr.
Sobald der Durchgang wieder hermetisch verriegelt ist, nickt er mir auffordernd zu.
Ich verstehe: Ich soll den weiteren Weg sichern. Offenbar ist er dazu selbst nicht in der Lage.
Jetzt erst wende ich mich in Richtung Fortsetzung des Ganges, den wir gekommen sind. Nach zehn Metern gabelt er sich. Man kann nicht sehen, was hinter den Gangbiegungen ist. Es sei denn, man setzt diese spezielle Fähigkeit ein, die mir auf wundersame Weise zur Verfügung steht. Ich frage mich schon gar nicht mehr, wieso ich das alles überhaupt vermag.
Erschrocken zucke ich zusammen: Ich kann mich sozusagen teilen. Das heißt, ich kann beide abzweigenden Gänge gleichzeitig überprüfen, und ich werde fündig: Im linken Gang befindet sich ein Dinneter, genauso wie im rechten. Der links ist neunzehn Meter entfernt von der Abzweigung. Das ist die Grenze dessen, was ich wahrnehmen kann. Rechts der Dinneter ist nur zwölf Meter entfernt. Sie bewegen sich beide sehr langsam, als hätten sie kein bestimmtes Ziel.
„ Das sind Wächter!“, schlussfolgere ich.
„ Wächter?“, echot der Hermione ungläubig.
„ Ja, in jedem Gang einer.“
„ Aber das ist doch gar nicht möglich!“, widerspricht der Hermione zu meiner Überraschung.
„ Du glaubst mir nicht?“, wundere ich mich.
„ Nein, das meine ich nicht. Natürlich glaube ich dir, dass dort zwei Dinneter lauern. Aber als Wächter? Das würde ja voraussetzen, dass sie zu völlig selbständigem Handeln fähig wären.“
„ Sind sie das denn nicht?“ Ich verstehe den Einwand nicht so ganz.
„ Natürlich nicht. Sie sind primitive Geschöpfe, die gelenkt werden müssen. Sie sind höchstens in der Lage, ganz einfache Arbeiten auszuführen, aber ansonsten sind es Arbeiter-Insektoiden im Ursprung. Zwar wurden sie modifiziert, um als Superkrieger zu taugen, aber...“
„ Moment mal!“, unterbreche ich ihn brüsk. „Soll das etwa heißen, es gibt diese Insektoiden auch in der Natur, irgendwo im All?“
„ Klar gibt es sie!“, tut der Hermione überrascht.
„ Woher soll ich das denn wissen?“, beschwere ich mich. „Du hast nur gesagt, dass sie künstlich entwickelt wurden.“
„ Ja, wurden sie auch, aber nach einer klaren genetischen Vorgabe. Es wurden mehrere Originalexemplare hierher gebracht und zur Verfügung gestellt. Mein Herr hat seine Wissenschaftler angewiesen, sie genauestens zu testen und ihre genetischen Voraussetzungen als Grundlage für weitere Experimente zu nehmen.“
„ Aha? Dabei sind also diese Biester entstanden, die du Dinneter nennst?“
„ Ja!“, antwortet er einfach.
„ Und sie müssen gelenkt werden, glaubst du?“
„ Ja!“, bestätigt er wieder.
„ Aber das passt doch überhaupt nicht zu ihrem Verhalten!“, widerspreche ich jetzt. „Die ganze Zeit über, bei allem, was ich erlebt habe, hatte ich niemals das Gefühl, jemand würde sie lenken.“
„ Ist ja auch nicht der Fall!“, trumpft jetzt der Hermione auf. Es scheint ihm gar nicht klar zu sein, dass er dadurch meine Verwirrung nur noch steigert. Ich begreife jetzt nämlich erst recht gar nichts mehr.
Natürlich findet das Gespräch nicht laut statt, sondern telepathisch. Das geringste Geräusch könnte die beiden Wächter auf uns aufmerksam machen. Das müssen wir vermeiden.
Bevor ich daran denken kann, wie wir uns den Weg freibahnen können, muss ich erst noch mehr erfahren, denn zumindest eines ist mir jetzt klar: Ich weiß eigentlich gar nichts über unsere Todfeinde! Nur wie gefährlich sie sind, das haben mir allein schon die blutigen Kleidungsstücke verraten, die wir gefunden haben.
Andererseits: Dafür benötigen die Dinneter eigentlich keine Intelligenz. Sie müssen einfach nur entsprechende Instinkte haben, um potenzielle Opfer aufzuspüren, zu töten und zu verspeisen. Insofern scheint der Hermione recht zu haben.
Andererseits jedoch...
„ Rücke endlich mit der Sprache heraus, Hermione: Was hat es mit den Dinnetern wirklich auf sich? Wieso meinst du einerseits, man müsste sie lenken – und wieso meinst du andererseits, dass genau dies gar nicht stattfindet?“
„ Aber das ist doch ganz einfach“, behauptet er: „Sie stammen von einer Welt mit einer insektoiden Spezies. Soviel ich weiß, sind die Vorlagen für die Dinneter dort als Arbeitersklaven eingesetzt. Einfache Arbeiten können sie mehr oder weniger selbständig erledigen. Für kompliziertere Arbeiten werden sie von sogenannten Fürsten benutzt. Die Fürsten sind die wichtigste Kaste überhaupt in dieser Kultur der Insektoiden. Über ihnen gibt es nur die Königinnen. Die Drohnen, die nur den einen Zweck haben, nämlich die Königinnen zu befruchten, haben nichts zu sagen. Eigentlich haben die Fürsten die Macht, aber sie werden von den Königinnen koordiniert. Also haben diese sozusagen das letzte Wort.“