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Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 von Wilfried A. Hary, Roland Heller, Till Kammerer, Stefan Hensch, Bernd Teuber Über diesen Band: Dieser Band enthält die Folgen 151-160 der Weltraumserie "Die Raumflotte von Axarabor": Band 151 Wilfried Hary: Das Phantom des Adakoni-Kartells Band 152 Roland Heller: Ein Raumschiff voller Fremder Band 153 Wilfried Hary: Bedrohung aus dem Unsichtbaren Band 154 Till Kammerer: Das tödliche Spiel der Briece Band 155 Bernd Teuber: Der Prinz von Mahrador Band 156 Stefan Hensch: Kampf im Coral-System Band 157 Wilfried Hary: Die Senatorin von Tandora Band 158 Bernd Teuber: Die Spur führt nach Tomrah Band 159 Stefan Hensch: Verlorener Posten Domora Band 160 Roland Heller: Die galaktischen Plünderer Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
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Seitenzahl: 910
Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016
Wilfried A. Hary et al.
Published by CassiopeiapressAlfredbooks, 2021.
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Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016
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Das Phantom des Adakoni-Kartells: Die Raumflotte von Axarabor - Band 151
Das Phantom des Adakoni-Kartells: Die Raumflotte von Axarabor - Band 151
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Ein Raumschiff voller Fremder: Die Raumflotte von Axarabor - Band 152
Ein Raumschiff voller Fremder: Die Raumflotte von Axarabor - Band 152
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Bedrohung aus dem Unsichtbaren: Die Raumflotte von Axarabor - Band 153
Bedrohung aus dem Unsichtbaren: Die Raumflotte von Axarabor - Band 153
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Das tödliche Spiel der Briece: Die Raumflotte von Axarabor - Band 154
Das tödliche Spiel der Briece: Die Raumflotte von Axarabor - Band 154
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Der Prinz von Mahrador: Die Raumflotte von Axarabor - Band 155
Der Prinz von Mahrador: Die Raumflotte von Axarabor - Band 155
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Die Raumflotte von Axarabor - Band 156
Kampf im Coral-System: Die Raumflotte von Axarabor - Band 156
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Die Senatorin von Tandora: Die Raumflotte von Axarabor - Band 157
Die Senatorin von Tandora: Die Raumflotte von Axarabor - Band 157
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Die Spur führt nach Tomrah: Die Raumflotte von Axarabor - Band 158
Die Spur führt nach Tomrah: Die Raumflotte von Axarabor - Band 158
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Verlorener Posten Domora: Die Raumflotte von Axarabor - Band 159
Verlorener Posten Domora: Die Raumflotte von Axarabor - Band 159
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Die galaktischen Plünderer: Die Raumflotte von Axarabor - Band 160
Die galaktischen Plünderer: Die Raumflotte von Axarabor - Band 160
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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger
Also By Wilfried A. Hary
Also By Stefan Hensch
Also By Roland Heller
Also By Till Kammerer
Also By Bernd Teuber
Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016
von Wilfried A. Hary, Roland Heller, Till Kammerer, Stefan Hensch, Bernd Teuber
Über diesen Band:
Dieser Band enthält die Folgen 151-160 der Weltraumserie “Die Raumflotte von Axarabor”:
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Band 151 Wilfried Hary: Das Phantom des Adakoni-Kartells
Band 152 Roland Heller: Ein Raumschiff voller Fremder
Band 153 Wilfried Hary: Bedrohung aus dem Unsichtbaren
Band 154 Till Kammerer: Das tödliche Spiel der Briece
Band 155 Bernd Teuber: Der Prinz von Mahrador
Band 156 Stefan Hensch: Kampf im Coral-System
Band 157 Wilfried Hary: Die Senatorin von Tandora
Band 158 Bernd Teuber: Die Spur führt nach Tomrah
Band 159 Stefan Hensch: Verlorener Posten Domora
Band 160 Roland Heller: Die galaktischen Plünderer
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Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author / COVER WOLFGANG SIGL
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Wilfried A. Hary
Das Phantom des Adakoni-Kartells: Die Raumflotte von Axarabor - Band 151
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Table of Contents
UPDATE ME
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von Wilfried A. Hary
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Der Umfang dieses Buchs entspricht 71 Taschenbuchseiten.
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Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.
In den Laboren des Adakoni-Kartell werden künstliche Supermutanten erschaffen, weil die kriminellen Feinde des Imperiums von Axarabor damit einen Krieg anzetteln wollen. Dafür jagen sie Mutanten auf allen Welten, um ihre Fähigkeiten auf solche Supermutanten zu übertragen. Natürlich kommen dabei die betroffenen Mutanten qualvoll ums Leben.
Und jetzt haben sie nur noch eine einzige Hoffnung, diesem mehr als grausigen Schicksal doch noch zu entrinnen, obwohl die Chancen mehr als gering sind: DAS PHANTOM!
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
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© Roman by Author /COVER 3000AD 123rf Steve Mayer
© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Der Laborant Tom Sawlster betrat gerade sein bescheidenes Zuhause, als direkt vor ihm ein Schatten aus der Wand trat. Er erschrak schier zu Tode, bis er erkannte, wer da plötzlich vor ihm stand: Der Mutant Daomir Tumahn!
Das Entsetzen blieb daraufhin immerhin noch so groß, dass Tom sich nicht von der Stelle rühren konnte. Er war noch nicht einmal fähig zu blinzeln, geschweige denn, die Flucht anzutreten.
Daomir Tumahn war im gesamten Laborkomplex das meistgesuchte Wesen aller Zeiten. Das jedenfalls konnte Tom Sawlster mit Fug und Recht behaupten. Und schließlich war ja der Laborant Tom Sawlster sogar ausgerechnet einer von denjenigen, die nach ihm suchten, nicht wahr?
„Und der einzige, der mich gefunden hat!“, meinte Daomir mit einem schiefen Grinsen.
Er hatte offensichtlich die chaotischen Gedanken des Laboranten gelesen. Aber genau das gehörte in diesem Moment sicherlich zu Toms kleinsten Problemen.
Scheiße!, dachte er. Was hat er mit mir vor?
Laut zu fragen war ihm nicht möglich, weil nur irgendwelche gutturalen Laute seiner Kehle zu entlocken waren. Aber Daomir verstand ihn auch so schon:
„Erst einmal gar nichts, Tom. Du bist zwar zuständig für die Betreuung der gefangenen Mutanten, die einem grausigen Schicksal entgegen sehen, aber dafür kannst du ja nichts. Ganz im Gegenteil. Du hast gut für uns gesorgt und tust es für die anderen ja immer noch. Wieso sollte ich dir jetzt etwas antun wollen?“
Tom Sawlster blieb dennoch unfähig, laut zu sprechen. Nur aus seinen Gedanken erfuhr Daomir die unausgesprochene Antwort:
„Weil alle hier deine Todfeinde sind, die weiße Kittel tragen?“
„Fast alle, mein Lieber!“, belehrte ihn Daomir ungerührt. „Zumindest eine Ausnahme gibt es ja: Dich!“
„Und wieso bist du dann ausgerechnet zu mir gekommen?“, fragten Toms angstvolle Gedanken.
„Gerade deswegen, Tom!“, antwortete Daomir zu seiner Überraschung.
Endlich überwand Tom Sawlster diese mehr als unangenehme Körperstarre und konnte sogar wieder sprechen:
„Du bist nicht hier, um mich auf grausame Weise hinzurichten für alles, was die Weißkittel dir und deinen Leuten angetan haben?“
„Nein und noch einmal nein! Ich bin deshalb hier, weil ich deine Hilfe benötige!“
„Meine... Hilfe? Aber das geht doch gar nicht. Wenn du mich nicht tötest, werden es die Wissenschaftler tun. Oder, noch schlimmer, die Supermutanten werden kommen und ihren wahren Spaß daran haben, mit mir zu spielen, bis nichts mehr Verwertbares von mir übrig ist.“
„Na, du hast ja nicht gerade eine gute Meinung von ihnen...“, tadelte Daomir mit erhobenem Zeigefinger, doch er grinste dabei, was seinen Worten die Wirkung nahm.
„Natürlich nicht, obwohl ich es nie wagen würde, dies laut auszusprechen.“
„Hast du aber soeben – mir gegenüber!“
„Du kannst ja sowieso meine Gedanken lesen.“
„Die Supermutanten ebenfalls!“, erinnerte ihn Daomir zu seinem Entsetzen. „Aber kommen wir auf deine Hilfe zurück. Ich hätte dich auch zwingen können. Dergestalt, dass du es selber gar nicht bemerkt hättest. Aber wo wäre da denn noch der Spaß geblieben?“
„Dann bist du im Grunde genommen also genauso grausam wie die Supermutanten?“
„Ganz im Gegenteil, Tom. Wenn ich von Spaß rede, dann nicht etwa, weil ich mit dir irgendwelche grausamen Spiele treiben will, sondern es betrifft einzig und allein die Supermutanten, die dies alles in deiner Erinnerung finden werden: Die Supermutanten sollen im Nachhinein nämlich durchaus erfahren, was passiert ist. Dass du mir eben geholfen hast. Wenn auch nur halb freiwillig. Denn wenn du es nicht tust, wird es halt doch noch gänzlich unfreiwillig für dich.“
„Du – du könntest mich beeinflussen? Bist du ein Suggestor?“
„Nein, nicht ganz. Aber ich habe durchaus so meine Möglichkeiten“, blieb Daomir mit seiner Antwort vage.
„Wie konnte es dir überhaupt gelingen, zu fliehen – und das vor den Augen von drei ausgewachsenen Supermutanten?“, entfuhr es jetzt Tom Sawlster.
Daomir las in seinem Gehirn, dass ihn diese Frage tatsächlich umtrieb. Tom Sawlster konnte es halt einfach nicht begreifen.
Daomir lächelte nur sanft.
„Das kann ich dir leider nicht erklären, Tom, denn dann würden es ja auch die Supermutanten im Nachhinein erfahren, nicht wahr? Sie werden halt alles erfahren, was wir hier besprechen. Genau das ist ja meine Absicht.“
„Und – und wie soll diese halb erzwungene Hilfe dann eigentlich aussehen?“, erkundigte sich Tom Sawlster jetzt bang.
„Geh einfach ins Hauptlabor dieses Bereiches, also dorthin, wo die Mutanten eingehend auf ihre Fähigkeiten untersucht werden. Hast du überhaupt eine Ahnung, was diese wahnsinnigen Wissenschaftler dort mit ihnen anstellen?“
„Natürlich habe ich das. Aber ich versuche, nicht permanent daran zu denken.“
„Logisch, damit du am Ende nicht genauso wahnsinnig wirst wie sie. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr in diesen Bereich zurückkehren, aber leider gibt es in der gesamten Anlage nicht einen einzigen zumindest halbwegs normalen Menschen. Außer dir, Tom Sawlster. Genau deshalb musste ich einfach hierher zurückkehren.“
„Und – und was soll ich im Labor für dich tun? Also, ich kann diese Experimente in keiner Weise unterbinden, falls du das von mir verlangen solltest. Ich...“
„Ach was, Tom, mach dir keinen Kopf. Ich weiß doch, dass dir die Hände gebunden sind. Wenn du nur im Geringsten offiziell durchblicken lässt, dass du mit diesen Methoden nicht einverstanden bist, geht es dir am Ende ähnlich schlecht wie den gefangenen Mutanten.“
Tom atmete erleichtert auf. Um danach sofort wieder in Panik zu geraten:
„Und was verlangst du stattdessen von mir, Daomir Tumahn?“
„Du zeigst mir, welches Gegenmittel ich benötige, um die Mutanten von den Drogen zu befreien, die sie ruhig halten.“
„Aber seit deiner Flucht sind die Mutanten allesamt schwer verletzt. Es nutzt gar nichts, wenn man sie von den Drogen befreit. Willst du denn einen erneuten Ausbruchsversuch wagen mit ihnen? Du weißt doch selber, wie böse der letzte schon für sie ausging.“
„Nun, immerhin wurde die kleine Rosana von einem Teleporter gerettet, der dem Kartell ziemlich feindlich gesonnen ist! Von außerhalb kommend wohlgemerkt. Also war er in der Nähe. Wenn diese drei Supermutanten nicht gleichzeitig aufgetaucht wären, hätte dieser Teleporter sicherlich noch mehr Mutanten retten können.“
„Eine solche Rettungsaktion wird es nicht mehr geben!“, versprach ihm Tom Sawlster. „Dafür haben die Supermutanten bereits gesorgt. Es sind mehrere zusätzlich zurück beordert worden. Ich glaube, diese Welt hier wird inzwischen besser bewacht als jemals zuvor eine Welt in diesem Raumquadranten und wahrscheinlich sogar darüber hinaus.“
„Ist mir alles bewusst, mein Lieber, aber das Gegenmittel ist ja nicht wirklich für die schwerverletzten Mutanten in diesem Bereich. Oder glaubst du denn im Ernst, dass nur hier, in diesem Bereich der Laboranlage, Gefangene gehalten werden? Auch in anderen Bereichen werden Mutanten darauf vorbereitet, ihre Fähigkeiten einem Einzelnen zu opfern, der vorher entsprechend konditioniert wurde, um bis in den Tod dem Adakoni-Kartell treu zu dienen, als Supermutant.
Ich weiß inzwischen, wo sie alle zu finden sind und wie viele auf einen Tod warten, wie er wohl kaum noch grausamer sein kann. Sie kommen an die Reihe, sobald der passende Empfänger bereit ist. Und genau solche sind noch schwerer zu finden als fähige Mutanten, wie ich feststellen musste. Und so lange dürfen oder besser gesagt müssen die gefangenen Mutanten weiterleben.“
Tom Salwster nickte heftig.
„Ja, aber das beantwortet noch immer nicht die Frage: Hast du wirklich vor, einen weiteren Ausbruchsversuch anzuzetteln? Obwohl dieser noch aussichtsloser sein wird als der letzte und im Grunde genommen einzige jemals?“
„Stimmt nicht ganz, wie du selber weißt: Der erste Supermutant war eine Art Labormaus. Man hatte versäumt, sie vorher entsprechend zu konditionieren. Deshalb konnte sie fliehen. Um nun zumindest die kleine Rosana als einzige retten zu können. Und wahrscheinlich ist sie mit Rosana längst auf und davon. Sie weiß ja, dass das gesamte Adakoni-Kartell fieberhaft nach ihr fahndet, um sie zu eliminieren. Sie hat schon wahrlich tödlichen Mut bewiesen, überhaupt hier aufzutauchen. Alle Achtung – für eine so kleine Kreatur. Und aus dem Fehler der fehlenden Konditionierung haben diese wahnsinnigen Wissenschaftler damals natürlich gelernt. Einen solchen Fehler werden sie niemals mehr machen.“
„Beantwortest du trotzdem meine Frage?“
„Mach dir auch darüber keinen Kopf, Tom. Lass es ganz einfach meine Sorge sein. Ich brauche dich jetzt nur, damit du mir zeigst, welches Mittel ich mitnehmen muss. Weil ich mich in diesen Dingen absolut gar nicht auskenne. Aber versuche bitte trotzdem, mich nicht hereinzulegen. Vergiss nie: Ich kann in deinem Kopf lesen wie in einem offenen Buch. Also, wenn du mich hereinlegen willst, werde ich es sogar noch vor dir wissen. Gewissermaßen.“
Daomir lachte dazu.
Tom Sawlster hingegen verzog schmerzlich das Gesicht.
„Du hättest mich auch delegieren können mit deiner Gedankenkontrolle, wie ich vermute. Und du bist wirklich sicher, dass ich das halb freiwillig für dich tun muss, damit die Supermutanten im Nachhinein genau wissen, was passiert ist?“
„Ja!“, antwortete Daomir einfach.
Daraufhin erst wandte sich Tom Sawlster ab und verließ seine Wohnzelle, die bei aller Bescheidenheit zumindest das Mindestmaß an Komfort bot, das man sich nur wünschen konnte. Dem Laboranten hatte es bislang jedenfalls genügt. Nicht nur, weil mehr sowieso nicht für ihn erreichbar war als einfacher Laborant. Obwohl er voll ausgebildeter Wissenschaftler war. Aber dem Adakoni-Kartell, dass die Anlage betrieb, war er nicht loyal genug erschienen bisher, um ihm größere Aufgaben anzuvertrauen.
Unterwegs verlangte Daomir:
„Nicht so schnell, Tom! Gehe langsamer. Da sind noch zwei Wissenschaftler im Labor. Wir müssen warten, bis sie gegangen sind. Sonst muss ich sie töten, was ich ungern tun würde.“
„Bei allem, was sie dir und Deinesgleichen angetan haben und noch antun wollen?“, wunderte sich Tom Sawlster.
„Genau das ist wohl mein größtes Problem: Ich bin kein Killer. Und eigentlich habe ich auch nicht vor, es zu werden. Obwohl ich Ausnahmen machen muss, wenn es der Selbstverteidigung dient.“
„Aha?“, machte der Laborant eher desinteressiert und ging im Schlendergang weiter.
Er machte eine umfassende Geste:
„Dir ist doch hoffentlich klar, dass hier alles kameraüberwacht ist? Vielleicht sind die Supermutanten ja bereits alarmiert? Wirst du auch diesmal wieder fliehen können vor ihnen?“
„Du zerbrichst dir ja schon wieder meinen Kopf, Tom“, tadelte Daomir ihn ungerührt.
Auch er machte eine umfassende Geste.
„Die Kameras sind deaktiviert, wo immer wir beide uns befinden. Und falls wirklich ein Alarm ausgelöst werden sollte, der Supermutanten auf den Plan ruft, weiß ich das im selben Moment, weil ich die interne Kommunikation angezapft habe.“
„Angezapft?“ Tom Sawlster hielt Ausschau nach irgendwelchen Geräten, die Daomir bei sich trug.
Dieser lachte belustigt, als er das bemerkte.
„Ich brauche keine technischen Geräte, um die Kommunikation anzuzapfen. Genauso wenig wie für die Kameras. Das kann ich schon länger selber erledigen. Wie sonst hätte ich so viele Jahre in der Kanalisation von Haupt-Tandora überleben können?“
Er schnalzte abfällig mit der Zunge.
„All die Zeit, eigentlich mein ganzes Leben lang, genauer genommen, habe ich mich versteckt, ja, verkrochen wie eine ängstliche Ratte. Gemeinsam mit anderen Ratten, also solchen mit vier Beinen, nicht etwa menschlichen. Diese Zeit ist endgültig vorbei. Ich verkrieche mich nicht mehr länger. Das habe ich beschlossen.“
„Bist du deshalb mit mir hier unterwegs?“
„Gut erkannt, Tom! Bravo! Und genauso ist es in der Tat. Ich bin zwar immer noch ein Feigling, der lieber Konflikten aus dem Weg geht, doch ich kämpfe dagegen an. Gewissermaßen. Immerhin habe ich diesen Kampf insofern bereits gewonnen, indem ich eben hier gemeinsam mit dir unterwegs bin. Ist doch auch schon was, nicht wahr, Tom?“
Er schnalzte abermals mit der Zunge.
Und dann hatten sie ihr Ziel erreicht, obwohl sie langsam gemacht hatten.
Tom zögerte einzutreten. Er sah Daomir herausfordernd an.
Der Mutant nickte nur. Der Laborant öffnete.
Die beiden Weißkittel waren nicht mehr da. Tatsächlich. Sie mussten Sekunden vorher gegangen sein. Vorübergehend war das Labor somit leer. Daomir hatte offensichtlich die Aktion gut vorgeplant.
„Jetzt musst du dich beeilen, Tom!“, ordnete er an. „Suche so viele Ampullen zusammen, wie du tragen kannst. Stecke sie in einen Behälter.“
Er sah sich suchend um und deutete auf eine große Labortasche.
„Die dürfte eigentlich genügen. Und ich wiederhole mich vorsorglich: Wenn du versuchst, mich zu betrügen, merke ich das. Also versuche es nicht einmal. Damit würden wir nur unnötig Zeit verlieren. Es wird nicht mehr lange dauern, bis hier wieder Weißkittel auftauchen. Bis dahin will ich es hinter mich gebracht haben.“
Tom Sawlster beeilte sich wie befohlen. Dabei grübelte er darüber nach, ob er die Supermutanten wirklich davon überzeugen konnte, dass er dem flüchtigen Mutanten Daomir Tumahn nicht freiwillig geholfen hatte. Er hoffte jedenfalls das Beste für sich, obwohl ihn dabei ein ungutes Gefühl beschlich.
Andererseits hatte er ja tatsächlich keine andere Wahl. Wenn er es nicht auf Anordnung tat, raubte ihm der Mutant den freien Willen und zwang ihn dazu.
Schließlich war die Labortasche voll. Daomir begutachtete noch kurz den Inhalt, schloss die Tasche, nahm sie auf und wandte sich wortlos ab.
Die Augen des Laboranten weiteten sich unwillkürlich, als der Mutant einfach in die gegenüberliegende Wand trat, als würde diese gar nicht aus fester Materie bestehen. Oder war es umgekehrt der Mutant selber in diesem Fall, der nicht aus fester Materie bestand?
Wie war das eigentlich möglich? Und wieso hatte man den Mutanten vorher in eine Zelle einschließen können, bevor ihm die Flucht gelingen konnte?
Er schüttelte verwirrt den Kopf.
„He, hallo?“, rief er hinterher.
Keine Reaktion mehr.
Tom Sawlster löste den Alarm aus, wie man es allgemein von ihm erwartete. Er durfte keine Sekunde mehr länger zögern, um sich nicht in Misskredit zu bringen.
Insgeheim allerdings hoffte er beinahe, dass dem Mutant erneut die Flucht gelang, obwohl er wirklich alles tat, diesen allzu ketzerischen Gedanken zu unterdrücken, damit niemand endgültig an seiner Loyalität zu zweifeln begann. Das hätte nämlich ansonsten schreckliche Folgen für ihn haben können.
Die Supermutanten hatten den gesamten riesigen Laborkomplex hermetisch abgeriegelt. Dachten sie zumindest. Und nun konnte dieser entflohene Mutant dennoch wie das sprichwörtliche Phantom einfach hier herumstolzieren, als wäre das alles sein Eigentum? Ihr Zorn war entsprechend groß. Nicht auf Tom Sawlster, zu dessen Glück, sondern nur auf das Phantom Daomir Tumahn.
Sie suchten nach ihm, und sie hatten da durchaus ihre Möglichkeiten. Jeder einzelne eigentlich von ihnen. Und weil zu der normalen Schutzgruppe von maximal fünf Supermutanten noch zehn hinzu gekommen waren nach dem Fluchtversuch in der einen Abteilung, waren sie immerhin fünfzehn Supermutanten inzwischen.
Jeder einzelne von ihnen hätte eine Armee normaler Soldaten besiegen können. Sie waren mit fünfzehn ausgesuchten Exemplaren ihrer Sondergattung eigentlich mehr als fünfzehn Armeen zusammengenommen, wenn man so wollte. Zwar hatten sie jede Menge Zeit verschwendet, das Sonnensystem zu durchforsten, weil im Grunde genommen der Fluchtversuch ja nicht ganz so misslungen war, denn immerhin wurde die kleine Rosana wegteleportiert, aber jetzt konzentrierten sie sich allesamt auf den Laborkomplex.
Der Planet, auf dem sich die geheimen Laboranlagen des Adakoni-Kartells befanden, war absolut lebensfeindlich. Sie waren von vornherein davon ausgegangen, dass der Mutant Daomir Tumahn, dem kurz nach Rosana die Flucht gelungen war, noch hier gefunden werden konnte, also in den Laboranlagen, dem einzigen Bereich auf der ganzen Welt mit atembarer Atmosphäre.
Rosana hingegen war längst auf und davon. Soviel stand fest. Die Labormaus, die von den wahnsinnigen Wissenschaftlern als erstes Wesen die Superkräfte von Mutanten übertragen bekommen hatte, allerdings ohne vorher konditioniert worden zu sein, hatte Rosana selbst wegteleportiert, musste jedoch unmittelbar danach mit einem Raumschiff geflohen sein. Sie würden sie nicht mehr hier finden können. Nur Daomir Tumahn.
Und jetzt war es ganz besonders wichtig geworden, seiner habhaft zu werden, nachdem er das Gegenmittel mit sich führte, mit dem er nach Belieben sämtliche gefangenen Mutanten aktivieren konnte.
Für die Supermutanten nicht wirklich ein großes Problem. Sie trauten sich zu, jeglichen weiteren Ausbruchsversuch zu unterbinden, diesmal sogar rechtzeitig für alle, nicht nur für den größten Teil, wie beim letzten Mal. Aber es war endgültig an der Zeit, ein blutiges Exempel an diesem Tumahn zu statuieren.
Sie bildeten zwei Super-Séancen von je sieben Supermutanten, um ihre sowieso schon unvorstellbaren Fähigkeiten noch zu potenzieren. Einer der Supermutanten, der fünfzehnte mithin, beaufsichtigte die beiden Gruppen, sozusagen als Rückendeckung. Das Los hatte ihn dazu bestimmt. Und sie operierten aus der Raumstation im geostationären Orbit heraus, also ungefähr dreißigtausend Kilometer über dem ausgedehnten Laborkomplex im Weltraum.
Die Entfernung spielte für sie keine Rolle. Sie hatten insgesamt drei Teleporter unter sich. Innerhalb der Séancen teilten sich alle diese Fähigkeiten.
Wie Geister konnten sie ihre vereinten Kräfte einsetzen, um ungehindert den gesamten Laborkomplex durchsuchen zu können. Dabei achteten sie auf jede auch noch so geringe Kleinigkeit.
Der Gesuchte blieb dennoch unauffindbar! Eben wie das sprichwörtliche Phantom.
Wie war das überhaupt möglich? Welche Fähigkeiten besaß er denn eigentlich insgesamt gesehen?
Niemand wusste das, und die Weißkittel, die eigentlich für sämtliche Voruntersuchungen verantwortlich waren, hatten zumindest ihn betreffend wirklich total versagt.
Keiner der Supermutanten ahnte indessen auch nur, dass Daomir Tumahn die Sonderbegabung hatte, jegliche Fähigkeit von anderen Mutanten regelrecht zu erben, sobald er durch eine solche Fähigkeit getötet wurde. Mit seinen Superheilkräften erwachte er danach zu neuem Leben und eben mit dieser neuen Fähigkeit, die zu bereits vorhandenen noch hinzu kam.
Natürlich konnte er sich auf diese Weise nicht jegliche Fähigkeit aneignen, denn nicht jede Fähigkeit war ja unmittelbar tödlich für einen möglichen Gegner. Zum Beispiel würde er die Teleportation niemals übernehmen können, denn Teleportation konnte nur indirekt töten. Indem der Teleporter beispielsweise einen Gegner ins Vakuum des Alls teleportierte. Aber eben die Fähigkeit an sich konnte niemals tödlich sich auswirken.
Sogar wenn der Teleporter jemanden versuchte, in fester Materie materialisieren zu lassen: Dies war eben unmöglich. Der Betreffende würde von der Materie bei der Materialisierung abgestoßen werden und außerhalb auftauchen.
Und sogar wenn es nicht so gewesen wäre: Auch in diesem Fall wäre ja die Tötung nur indirekt erfolgt, also mittelbar und nicht unmittelbar.
Da sie dies alles noch nicht einmal ahnten, spielte es in ihrem Kalkül auch keine Rolle. Sie suchten ansonsten so intensiv, wie man nur suchen konnte. Dabei hätten sie jegliche sprichwörtliche Stecknadel in einem noch so großen Heuhaufen gefunden. Nur Daomir blieb für sie unauffindbar.
Denn da war noch etwas, was sie nicht ahnten, obwohl einer von ihnen eigentlich dieselbe Fähigkeit hatte wie er: Dieser eine konnte nämlich immateriell werden und beinahe jegliche festen Hindernisse damit überwinden. Wenn er jedoch in fester Materie verharrte, ging das nur vorübergehend, weil er sonst ersticken würde.
Dieses Problem hatte Daomir eben nicht. Er war unsterblich. Zumindest war ihm derzeit noch nichts bekannt, was ihn wirklich auf Dauer hätte töten können. Wenn selbst Supermutanten mit ihren unvorstellbaren Kräften dies nicht vermochten, sondern im Gegenteil ihn auch noch zusätzliche Fähigkeiten lehrten, die am Ende den ihrigen sogar überlegen waren...
Daomir konnte quasi beliebig lange in fester Materie verharren. Er musste nicht zwingend atmen, obwohl es sehr quälend war für ihn, dies nicht zu tun. Aber das musste er ertragen. Sonst war er verloren.
Und so verharrte er tief im Felsgestein unterhalb des Laborkomplexes versteckt und spürte über sich, wie sie nach ihm suchten. Er spürte auch die unvorstellbare Machtfülle, die sich innerhalb der Super-Séancen manifestierte.
Dem hatte er wahrlich nichts entgegen zu setzen.
Er konnte zwar Fähigkeiten von einzelnen Mutanten erben, sobald die ihn damit umbrachten, aber wenn die Supermutanten innerhalb von Super-Séancen ihn vernichten würden... Ob er daraus jemals wieder zu neuem Leben und dann auch noch mit neuen Fähigkeiten aufwachen würde, daran hegte er seine berechtigten Zweifel. Und er konnte es auch nicht darauf ankommen lassen. Denn wenn es wirklich schief ging, hatte er für immer verloren. Auf jeden Fall.
Eigentlich wäre er ohnehin besser beraten gewesen, sich einfach nur auf Dauer zu verstecken auf dieser Welt, anstatt den Zorn der Supermutanten auf sich zu lenken. Doch er hatte ja schon dem Laboranten erklärt, dass er sich lange genug aus allem herausgehalten und sich lieber versteckt hatte. Diese Zeit war vorbei, und schließlich hatte er diesen wahnwitzigen Plan gefasst, den er auf jeden Fall durchführen wollte, egal wie riskant es noch für ihn werden würde.
Denn die Labortasche mit den Gegenmitteln, das war ja nur die erste Stufe seines Planes. Dazu gehörte auch, dass er sich vor der Suche durch die Supermutanten erfolgreich verstecken musste.
Schließlich kam es, wie er es erwartet hatte: Die Supermutanten konnten nicht beliebig lang eine solche Super-Séance aufrecht erhalten. Irgendwann mussten sie diese erschöpft auflösen.
Nun waren sie eigentlich angreifbar für Daomir. Wären sie nur nicht so weit weg gewesen. Denn er konnte zwar durch Wände gehen, sich tief im Felsen verbergen und bei Bedarf sogar über die Oberfläche des Planeten mit seiner hochgiftigen Atmosphäre fliegen, aber bis es ihm gelingen würde, hinauf zur geostationären Station zu fliegen, hatten sich die Supermutanten längst wieder von ihrer Erschöpfung erholt. Also blieb er lieber gleich hier unten.
Daomir wartete auf das Ende der ersten Stufe seines Planes und den Beginn der zweiten Stufe. Es dauerte eine Weile, bis es so weit war, denn erst einmal mussten sich die Supermutanten eben wieder erholt haben.
Sie beratschlagten dort oben, dreißigtausend Kilometer oberhalb der Laboranlagen, und fassten schließlich den einzigen Entschluss, der ihnen jetzt noch möglich war. Eine andere Option gab es praktisch nicht mehr:
Sie mussten sich über die ganze Anlage verteilen, ständig miteinander telepathisch in Kontakt bleiben und einzeln, jeder für sich, die Anlage kontrollieren. Natürlich ohne jemals die Suche nach dem Entflohenen aufzugeben.
Sobald dieser auftauchen würde, um den gefangenen Mutanten das Gegenmittel zu verabreichen, mussten sie mit aller Härte zuschlagen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Die gefangenen Mutanten waren zwar äußerst wertvoll für das Kartell, weil aus ihnen ja neue Supermutanten entstehen sollten, aber Daomir Tumahn hatte sich als immerhin so gefährlich erwiesen, dass beinahe jegliches Mittel recht war, ihn zu eliminieren.
Ja, eliminieren, denn eine Gefangennahme schied inzwischen längst aus. Wie hätte man auch jemanden gefangen nehmen können, der durch Wände ging?
Daomir Tumahn musste das wachsende Triumphgefühl mühsam unterdrücken, denn dafür war es nun doch noch wesentlich zu früh. Obwohl sein Plan ja bisher hundertprozentig aufgegangen war. Die Supermutanten hatten tatsächlich den Köder geschluckt und konzentrierten sich ganz besonders auf die einzelnen Bereiche, in denen Mutanten in einem permanenten Dämmerschlaf gefangen gehalten wurden.
Denn Daomir hatte nie vor gehabt, das Gegenmittel einzusetzen. Nicht schon zu diesem Zeitpunkt zumindest. Er hatte nur erreichen wollen, dass sich die Supermutanten aufteilten. Denn nur wenn sie einzeln auftraten, rechnete er sich eine Chance aus, nicht wenn sie sozusagen im Rudel zusammen blieben.
Und sie mussten sich zwangsläufig aufteilen, um eine Aktion zu verhindern, die gar nicht stattfinden sollte, außer in ihrer Fantasie, weil Daomir es geschafft hatte, sie auf die falsche Fährte zu locken.
Als erstes widmete er sich der Mutantengruppe, mit denen gemeinsam er den Ausbruchsversuch gestartet hatte. Nicht in Eigeninitiative zwar, sondern bedingt durch Rosana, die ihn zur Mitwirkung regelrecht hatte überreden müssen.
Leider ging es den Mutanten immer noch nicht so gut. Ohne ihre besondere Robustheit und die bei jedem von ihnen gesteigerten Selbstheilungskräfte hätten sie die drei Supermutanten nicht überlebt, die letztlich den Ausbruch hatten verhindern können.
Und ausgerechnet der Supermutant, von dem Daomir die Fähigkeit „geerbt“ hatte, durch Wände gehen zu können, hielt in diesem Bereich Wache.
Er rechnete sich ja Chancen aus gegen jeden der Supermutanten, wenn er sie einzeln antraf, aber dieser eine Supermutant war die Ausnahme. Vor dieser Begegnung fürchtete er sich regelrecht. Sicherlich nicht ohne Grund: Sobald er sich diesem zeigte, würde der Supermutant seine Spur aufnehmen können, und er würde alle anderen alarmieren.
Überhaupt musste er natürlich bei jedem Angriff damit rechnen. Deshalb musste er sehr schnell operieren. Das würde möglicherweise bei allen anderen klappen, außer halt bei diesem einen.
Daomir zog sich schleunigst wieder von ihm zurück.
Er schwebte durch die Materie, aus denen die Laborwände und die Einrichtungen der Labore bestanden, als Phantom, beinahe wie ein Geist. Zwar hatte er diese Fähigkeit inzwischen bereits weitgehend im Griff, aber es fehlte ihm total das Verständnis dafür, wie er das überhaupt schaffen konnte. Ob es der Supermutant selber wusste, von dem er diese Fähigkeit gewissermaßen geerbt hatte?
Er hatte jedenfalls damit Daomir umgebracht. Eine Szene, die Daomir niemals wieder vergessen würde. Sie würde ihn bis zum Ende seiner Tage wohl in seinen Alpträumen verfolgen, wie die Hand des Supermutanten ungehindert in seinen Brustkorb eingedrungen war.
Er hatte zunächst überhaupt nichts gespürt. Bis sich die Hand um sein schlagendes Herz geschlossen und dieses mit einem einzigen Ruck herausgerissen hatte.
Das Bild des eigenen, immer noch schlagenden Herzens vor seinen Augen, der unvorstellbare Schmerz, der darauf unweigerlich folgende qualvolle Tod... Dies alles blieb unauslöschlich in ihm, genauso wie die Fähigkeit an sich, die sich dadurch auf ihn übertragen hatte.
Jedenfalls war er damit ausgestattet zu neuem Leben erwacht – und hatte sie nutzen können, um zu fliehen.
Bis jetzt!
Und nun war seine Flucht endgültig beendet. Daomir würde zum ersten Mal in seinem Leben nicht mehr nur der Verfolgte sein, sondern er würde zurückschlagen.
Möglichst unbarmherzig, denn so etwas wie Mitleid konnte er sich nicht leisten. Sonst war es für ihn unmöglich, hier auf Dauer zu bestehen. Soviel jedenfalls war klar.
Er schwebte in eine andere Abteilung, in der ebenfalls Mutanten sediert untergebracht waren. Immerhin fünf in zehn Käfigen. Also war nur die Hälfte der Käfige besetzt.
Insgesamt gab es in der gesamten Laboranlage, wie sie geheimer und grausiger nicht mehr hätte sein können, derzeit nahezu fünfzig Mutanten, die darauf warteten, qualvoll ihr Ende zu finden, um ihre jeweiligen Fähigkeiten auf einen neu entstehenden Supermutanten zu übertragen.
Das waren einerseits ziemlich viele, wie Daomir zugeben musste. Mehr jedenfalls als er vermutet hätte, bevor es ihm gelungen war, die gesamten Laboranlagen zu durchforsten. Und sie gab es hier schon eine kleine Weile, weil es zwar schwierig war, Mutanten zu finden und auch festzusetzen, doch noch schwieriger schien es halt zu sein, den passenden Empfänger zu finden, der immerhin komplett konditioniert werden musste. Sonst konnte er eher zur Gefahr für das Kartell werden. Sie mussten funktionieren mit der Willenlosigkeit von Robotern, wenn es darauf ankam.
Daomir war inzwischen der Meinung, die Supermutanten wären wesentlich stärker noch gewesen als sie ohnedies bereits waren, wenn eben diese Konditionierung nicht nötig gewesen wäre. Die Konditionierung bremste sie sozusagen aus, damit sie entsprechend gelenkt werden konnten vom Kartell.
Immerhin waren die Wissenschaftler, die hier Supermutanten produzierten, um sie dann als Superkrieger im Auftrag des Kartells handeln zu lassen, selber keine Mutanten, sondern normale Menschen. Das war im Vergleich etwa so, als würden einzelne Fliegen eine ganze Elefantenherde willkürlich dirigieren.
Kein Wunder, dass es keinen einzigen Supermutanten gab, der auch nur annähernd das war was man vielleicht psychisch stabil hätte nennen können.
Daomir schauderte es, wenn er nur daran dachte. Und im Grunde genommen waren die Supermutanten sogar selber so etwas wie Opfer. Und trotzdem durfte er sich keinerlei Mitgefühl bei ihnen leisten. Das wäre ja genauso, als hätte man Mitleid mit einer Atombombe, bevor sie detonierte.
Mit diesem Vergleich stimmte er sich selbst auf das ein, was er vor hatte, wohl wissend, dass im Erfolgsfall sich alles ändern würde, vor allem für ihn selber, für seine eigene geistige Gesundheit. Er hatte irgendwo einmal gelesen, dass jede Persönlichkeit einen bleibenden Schaden erhielt, sobald sie zum Töten gezwungen wurde.
Er würde danach garantiert nicht mehr derselbe Daomir Tumahn sein wie zuvor. Aber leider hatte er wirklich keine andere Wahl.
Mit diesem Gedanken erreichte er sein Ziel. Er hatte sich unterwegs nicht zu beeilen brauchen. Erstens würde der Supermutant, der hier den Aufpasser spielte, sowieso nicht vorzeitig wieder verschwinden, und zweitens musste er sich sozusagen vorsichtig heranpirschen. Die wachen Parasinne des Supermutanten durfte er in keiner Weise unterschätzen.
Zwar konnte Daomir sich schützen, sich tarnen, sich praktisch unsichtbar machen, aber wenn es um einen Supermutanten ging, was das eine völlig andere Kategorie. Das war jemand, der ihm möglicherweise trotz alledem überlegen war.
Und dabei durfte er am Ende noch nicht einmal einen Sekundenbruchteil zögern. Sonst war der Moment der Überraschung vertan, und sobald die anderen Supermutanten alarmiert werden konnten von diesem einen, würden sie möglicherweise ihre Taktik ändern, was ein weiteres Vorgehen für Daomir praktisch unmöglich machen konnte.
Nein, Daomir musste der Mörder aus dem Unsichtbaren werden, schnell, präzise, gnadenlos. Und vor allem mit gnadenlos hatte er echte Probleme, die er erst noch innerlich überwinden musste, ehe er zuschlug.
Es war im Grunde genommen ganz einfach – und gewissermaßen gleichzeitig unmöglich, weil es eben um einen Supermutanten ging: Daomir trat aus der Wand hinter dem Supermutanten. Dieser bemerkte im gleichen Moment etwas und reagierte reflexartig mit seinen Superfähigkeiten.
Damit hätte er wahrlich eine ganze menschliche Armee mit einem einzigen Schlag besiegen können, doch Daomir hatte gar nicht vor, ihn direkt anzugreifen. Also ging die Abwehr des Supermutanten komplett ins Leere.
Daomir tat nämlich etwas völlig anderes, Unerwartetes. Auf jeden Fall unerwartet für den betreffenden Supermutanten: Er fuhr in diesen hinein, um im nächsten Augenblick seine Form zu verfestigen.
Innerhalb des Körpers des Supermutanten wohlgemerkt!
Das war so, als würde in dessen Innern eine ziemlich heftige Explosion stattfinden. Und da diese Explosion tatsächlich von innen kam und beinahe jegliche Zelle betraf, aus dem der Körper des Supermutanten bestand, zerfetzte es diesen in eine Milliarde Fetzen.
Das ergab eine ungeheure Sauerei, im wahrsten Sinne des Wortes. Und Sekundenbruchteile später war Daomir wieder immateriell und flatterte als halb durchsichtiges Schemen davon, durch die Wände, durch den Boden, bis tief hinunter, wohin ihm niemand folgen konnte, auch nicht der fähigste Supermutant.
Um ihn dort unten zu treffen, hätte man schon den gesamten Laborkomplex in die Luft jagen müssen. Und sogar das hätte er in diesem immateriellen Zustand überlebt. Davon war er jedenfalls überzeugt.
Und so verharrte er in der ewigen Finsternis, ohne atmen zu können, obwohl der Atemreflex sich auch bei ihm einfach nicht unterdrücken ließ. Eine endlose Qual mithin, die er in Kauf nehmen musste, weil es ihn nicht wirklich umbringen konnte. Aber die Supermutanten hätten ihn andererseits durchaus vernichten können.
Auch davon war er fest überzeugt.
Seine Parasinne reichten aus, um zu erfahren, wie es über seinem Kopf weiterging. Zumindest vage, denn eigentlich reichte sein reiner Ortungssinn nur etwa zehn Meter weit, nach wie vor. Alles, was darüber hinaus lag, wurde diffus, halbwegs unwägbar. Und nur wenn es entsprechend groß war, konnte er es wahrnehmen. So groß wie beispielsweise das Aufgebot, als ein Alarm ausgelöst wurde und drei Supermutanten ihren Posten verließen, um hier nach ihrem Kumpan zu sehen, beziehungsweise nach dem, was von ihm übriggeblieben war.
Sogar sie erschraken bei diesem Anblick, der sich ihnen bot. Es gab halt nur noch eine blutige Masse, im gesamten Raum gleichmäßig verteilt.
Was war ihm widerfahren?
Sie wirkten ratlos. Daomir bekam das mit, obwohl sie sich normalerweise perfekt gegen ihn abschotten konnten. Aber sie waren jetzt innerlich so aufgewühlt, dass ihre Blockade nicht mehr ausreichend wirkte. Die Supermutanten, die keinerlei Mitgefühl kannten und sogar zu sinnlosem Sadismus neigten, waren zwar nur erschüttert, weil es sich um einen der Ihrigen handelte, aber immerhin: Sie waren erschüttert!
Daomir wunderte sich ein wenig darüber. Andererseits dachte er daran, dass die Supermutanten ja untereinander immer wieder in engem Gedankenkontakt standen. Dadurch lernten sie sich gegenseitig in einem Maße kennen, wie es unter Menschen niemals möglich gewesen wäre. Sie mussten sich fühlen wie Einzelteile eines großen Ganzen. Und das erzeugte sogar bei Superpsychopathen wie ihnen anscheinend so etwas wie Mitgefühl, zumindest was die eigene Art betraf.
Und dann machten sie sich erst einmal auf die Suche nach der Ursache der Explosion, die den Supermutanten in Fetzen gerissen hatte.
Ohne Erfolg, wie sie sich bald frustriert eingestehen mussten. Denn sie fanden keine Ursache trotz ihrer Superfähigkeiten.
Daomir fürchtete schon, sie könnten den einen fragen, von dem er seine Fähigkeit hatte, durch Wände gehen zu können. Er hatte schon darüber gegrübelt, wie man diese Fähigkeit nennen könnte. Wie es aussah, gab es keinen anderen Mutanten, der dies vermochte. Auch nicht unter den Supermutanten. Aber anscheinend wusste dieser eine ebenfalls nicht, wie er das überhaupt bewerkstelligen konnte. Obwohl Daomir die Möglichkeit nicht ausschließen konnte, dass er immerhin in der Lage gewesen wäre, seine Kumpane auf die richtige Spur zu bringen.
Jetzt zwar noch nicht, aber spätestens beim zweiten Fall dieser Art!
Das Phantom mit Namen Daomir Tumahn musste erst abwarten, bis sich die Supermutanten neu aufgeteilt hatten. Allerdings wagte er sich vorher schon aus seiner Deckung heraus, ohne dabei unvorsichtig zu werden. Er musste ja immer nur so nah kommen, dass er sich einen allgemeinen Überblick verschaffen konnte.
Und dann war es soweit. Dann kam dieser zweite Fall, bei dem er damit rechnen musste, dass es diesem einen Supermutanten dämmerte, wie Daomir vorging bei seinen Angriffen.
Diesmal gab es erst recht kein Zögern mehr für Daomir. Er war bereits zum Mörder geworden. Zum ersten Mal in seinem Leben. Und nun würde er eine solch schreckliche Tat ein weiteres Mal begehen. Weil er keine andere Wahl hatte.
Dabei war seine Absicht nicht etwa, die Supermutanten abzuschrecken und gar zur Flucht von hier zu bewegen: Das würden sie sowieso nie machen, fliehen. Sie waren dem Kartell bis in den Tod verpflichtet. Sie würden ohne den entsprechenden Befehl niemals weichen.
Daomir blieb der unwägbare Schatten, der Geist, das Schemen, das Phantom, das blitzschnell auftauchte, hinterrücks, um nicht zu sagen hinterhältig. Gegenangriffe gingen zwangsläufig ins Leere, denn da war nichts Greifbares, was getroffen werden konnte.
Nun, wenn die angegriffenen Supermutanten zumindest die Chance gehabt hätten, sich auf ihn im Sinne des Wortes einzuschießen... Aber diese Zeit ließ Daomir ihnen nicht: Er fuhr blitzartig in sie hinein, um in ihnen teilmateriell zu werden, im Innern des Körpers. Nun zum zweiten Mal nun schon, mit dem genau gleichen Ergebnis.
Der Unterschied war diesmal allerdings, dass es bei diesem Vorgang zwei lebende und sogar überlebende Zeugen gab, auf die Daomir keine Rücksicht nehmen durfte. Weil er schnell sein musste, eben schnell und gnadenlos.
Zwei Weißkittel. Daomir bekam den Irrsinn, der ihr Denken sowieso schon beherrschte, nur am Rande mit, weil es ihn nicht interessierte. Selbst wenn die beiden Weißkittel durch die Explosion des Supermutanten direkt tödlich gefährdet worden wären, hätte er dies billigend in Kauf nehmen müssen. Es hätte ja auf keinen Fall Unschuldige getroffen. Soviel jedenfalls stand fest.
So aber wurden die beiden nur von der Druckwelle erfasst, über und über mit Blutschleim besudelt und verloren vorübergehend das Gehör.
Sie würden über den Vorgang zwar aussagen können, aber Daomir selbst hatten sie nicht einmal bemerkt.
Daomir zog sich sicherheitshalber zurück. Für Minuten. Um sich danach erst vorsichtig anzunähern, um aus dem dichten Felsgestein unterhalb der Laboranlage heraus zu belauschen, was über seinem Kopf geschah.
Von den Weißkitteln, deren Gedanken er nur sehr vorsichtig aufschnappte und vor allem sehr zielgerichtet, um alles das, was sie sonst noch bewegte, nur ja nicht mit zu bekommen, erfuhr Daomir, dass die Supermutanten endlich begriffen hatten, wer der Attentäter war, eben Daomir Tumahn, der Mutant, den sie vergeblich suchten.
Dadurch war zumindest ein weiteres Mal bewiesen, dass sich Daomir noch immer hier befand und nicht etwa endgültig geflohen war wie Rosana. Eine Bestätigung dessen, was sie ohnedies bereits hatten annehmen müssen.
Unruhe machte sich unter ihnen breit. So sehr, dass es Daomir teilweise mitbekam.
Er bangte schon darum, dass sie sich wieder zusammenrotten würden, um erneut Séancen zu bilden. Wenn doch, dann diesmal hoffentlich auf der Planetenoberfläche, gar innerhalb der weitläufigen Laboranlage und nicht mehr hoch oben im Orbit, wo er nicht schnell genug hin kam, um sie auszulöschen, wenn sie durch die Séance dann entsprechend erschöpft waren.
Die Séancen selbst jedenfalls sah er nicht als große Gefahr, solange er sich entsprechend verhielt. Er musste dabei einfach nur tief genug vergraben sein, um unauffindbar zu bleiben. Denn die Supermutanten wussten zwar, dass er Materie ungehindert durchdringen konnte, aber sie dachten nicht daran, dass er im Gegensatz zu ihrem Kumpanen ohne atembare Luft und ohne Nahrungsaufnahme in härtestem Felsen überstehen konnte, beinahe beliebig lange sogar.
Obwohl es ihn enorm quälte, weil er nach wie vor diesen vermaledeiten Atemreflex nicht unterdrücken konnte. Das war dann für ihn wie fortwährendes Ersticken.
Genauso wie permanent sein Magen vor Hunger knurrte und seine Kehle sich wie ausgedörrt anfühlte, obwohl er auch ohne Nahrungsaufnahme oder Aufnahme von Wasser praktisch beliebig lange überleben konnte.
Es war die reinste Hölle, die er ertragen musste. Und das alles nur, um diese verdammten Supermutanten zu überlisten, was diese natürlich nicht einfach so hinnehmen wollten.
Daomir bekam nicht mit, wie sie sich bei ihren telepathisch geführten Beratungen letztlich entschieden. Er musste abwarten, bis ihre Gegenmaßnahmen begannen, um sich darauf einstellen zu können. Weil sie ihn selbstverständlich telepathisch ausschlossen. Und sie waren immerhin Supermutanten. So etwas bereitete ihnen keinerlei Mühe.
Er ahnte es am Ende mehr als dass er es wusste. Sie blieben untereinander permanent in noch stärkerem telepathischem Kontakt. Das war beinahe so, als würden sie sich zu einer Einheit zusammenschließen, obwohl sie räumlich voneinander getrennt blieben.
Für Daomir bedeutete dies, er hatte, um den nächsten Supermutanten zu töten, noch weniger Zeit zur Verfügung als zuvor. Jetzt wussten die Supermutanten ja nicht nur, dass er hinter alledem steckte, sondern sie wussten auch, wie er vorging. Dass er nämlich in ihre Körper fuhr, um darin teilweise zu materialisieren, was jene tödlichen Explosionen verursachte.
Und wie wollten sie sich dagegen wappnen? Konnten sie das überhaupt?
Daomir hätte einiges darum gegeben, dies zu wissen. Aber das blieb ihm nicht vergönnt.
Jetzt wartete er erst einmal ab. Dabei blieb er allerdings nicht noch länger tief im Felsen versteckt, sondern er schwebte hinauf, in einen verwaisten Bereich dort oben, wo er endlich wieder frei durchatmen konnte.
Kurz bevor er diesen Bereich erreichte, stoppte er allerdings wieder.
Was, wenn das sich nun als Falle erwies?
Er grübelte darüber nach, ständig vergeblich um Atem ringend wohlgemerkt, was das Denken nicht unerheblich erschwerte.
Verdammt, er musste einfach dort hinauf, um zumindest vorübergehend einen klaren Kopf zu bekommen.
War es denn überhaupt möglich, dass dies eine Falle für ihn sein konnte?
Er sondierte die Lage. Hier war nichts und niemand. Soviel stand fest. Aber was war mit der Überwachung?
Es gab Kameras. Er konnte sie orten. Doch gleichzeitig erkannte er auch, dass sie... ausgeschaltet waren.
Aber genau das war für ihn erst recht bedenklich. Wieso sollte man in diesem Bereich die Kameras deaktivieren? Wenn nicht nur deshalb, um ihn in falscher Sicherheit zu wiegen?
Er hätte beinahe gelacht, wäre es ihm in diesem Zustand möglich gewesen. Aber einer, der ständig am Rande des Erstickungstodes verbrachte, konnte halt nicht lachen. Nicht wirklich jedenfalls.
Nein, darauf würde er nicht hereinfallen. Aber was blieb ihm anderes übrig?
Er schwebte weiter, schwerelos, weil er in diesem immateriellen Zustand keine Masse besaß und somit von der Schwerkraft unbeeinflussbar blieb – genauso unbeeinflussbar wie von der festen Materie, die für ihn wie ein schwarzer Nebel war.
Seine PSI-Sinne verrieten ihm, dass es weiter weg einen Bereich gab, in dem sich Weißkittel vermehrt aufhielten. Dieser Bereich zog sich ringförmig um die Falle, die von den Supermutanten für ihn eingerichtet worden war.
Er hätte abermals gelacht, wäre es ihm möglich gewesen. Und dann trat er hinter den Weißkitteln aus der Wand.
Sie schienen auf etwas zu lauern. Aus ihren Gedanken, die er bewusst nur flüchtig aufnahm, um nicht dem selben Wahnsinn zu verfallen, der diese Wissenschaftler allesamt beherrschte, erfuhr er zumindest, dass sie sich hierher zurückgezogen hatten, weil die Supermutanten sie dazu gebracht hatten. Und jetzt warteten sie halt ab, während der Gesuchte von ihnen unbemerkt direkt hinter ihnen stand und erst einmal kräftig durchatmete.
Das war eine dermaßen große Erleichterung für ihn, dass es ihn regelrecht mit Euphorie erfüllte. Doch davon ließ er sich nicht dazu verleiten, unvorsichtig zu werden. Höchstens ein wenig, denn er spürte die hier durchaus aktivierten Kameras, die der Überwachung dienten. Und in diesem teilmateriellen Zustand, in dem er sich nun befand, war er deutlich sichtbar für die Kameras.
Er grinste nur und zeigte den Kameras den berüchtigten Stinkefinger, ehe er in die Wand zurückkehrte, um sogleich tief in den Boden darunter zu versinken.
Keine Sekunde zu früh, denn dort oben tobte im nächsten Moment schon die reinste Hölle an PSI-Energien. Keiner der Weißkittel konnte das auch nur einen Sekundenbruchteil lang überstehen.
Daomir spürte keinerlei Mitleid mit den Wahnsinnigen. Bei allem, was sie den Mutanten bereits angetan hatten... Aber er sondierte das Ausmaß des Schadens in aller Sorgfalt: Wäre es für ihn tödlich gewesen?
Er war zwar weitgehend unsterblich, aber gleichzeitig war er sicher, dass es durchaus eine Möglichkeit geben könnte, ihn zu vernichten. Sie hätten ihn vielleicht auch nur irgendwie zu lähmen brauchen, seine Fähigkeiten unterdrücken müssen. Dann wäre er endgültig verloren gewesen. Und mit ihm zugleich all die Mutanten, die in ihren Käfigen hilflos auf ihr qualvolles Ende warteten.
Es nutzte nichts. Er konnte nicht endgültig klären, ob dieses Aufgebot an vernichtender PSI-Energie für ihn tödlich ausgegangen wäre. Jedenfalls erschien es ihm richtig, es lieber niemals darauf ankommen zu lassen.
Nach einer Weile der qualvollen Atemlosigkeit verließ Daomir endgültig diesen Bereich, der sich als möglicherweise tödliche Falle für ihn erwiesen hätte. Er widmete sich einem anderen Bereich. Gab es überall inzwischen Fallen für ihn, die dann zuschnappten, wenn er sich zeigte?
Die Supermutanten mussten nach wie vor davon ausgehen, dass er die sedierten Mutanten in ihren Käfigen befreien wollte. Vielleicht um von diesen unterstützt zu werden. Was er ja nicht wirklich vor hatte. Er musste ja vielmehr damit rechnen, dass jeder Befreiungsversuch für die betreffenden Mutanten tödlich ausgehen würde.
Auch in diesem Bereich, in den er jetzt einzudringen begann, gab es einen Supermutanten, der all seine Fähigkeiten dafür einsetzte, zielgenau den Raum mit den Gefangenen zu überwachen. Natürlich auch alles darum herum, aber eben am intensivsten den Gefangenenbereich.
Daomir überlegte, ob er es wagen konnte, genauso vorzugehen wie die ersten beiden Male. Inzwischen existierten zur beinahe lückenlosen Überwachung der immerhin ziemlich weitläufigen Laboranlagen nur noch dreizehn Supermutanten. Normalerweise hätte ja schon eine Handvoll völlig genügt. Wäre es nicht gegen das Phantom gegangen wohlgemerkt.
Er näherte sich bis auf zehn Meter. Jetzt konnte er alles vor sich, bis zu diesem Supermutanten hin, genauestens beobachten. Als könnte er es mit eigenen Augen sehen. Obwohl er in einer dicken Betonwand steckte.
Im nächsten Moment spürte er, dass der Supermutant auf ihn aufmerksam wurde. Er richtete jedoch nicht seine Kräfte gegen Daomir, sondern widmete dem Phantom nur seine erhöhte Aufmerksamkeit, um gleichzeitig alle anderen Supermutanten auf ihn aufmerksam zu machen.
Es gab ja unter ihnen die Teleporter, die praktisch in Nullzeit hierher springen konnten. Sie waren auch in der Lage, innerhalb von Sekundenbruchteilen nicht nur sich selbst sondern gleichzeitig mit ihnen noch weitere Supermutanten in diesen Bereich zu teleportieren, um Daomir einzukreisen.
Das Phantom hatte keine andere Wahl, als sich wieder blitzschnell absinken zu lassen, durch die feste Materie hindurch, die für ihn keinerlei Hindernis bildete, tiefer als zehn Meter unterhalb des Bereiches, in dem tatsächlich beinahe gleichzeitig fünf Supermutanten auftauchten.
Durch den einen wussten sie genau, wo Daomir zu finden war. Dachten sie zumindest. Aber Daomir war dort nicht mehr. Er wich tief unterhalb der Szene blitzschnell zur Seite hin aus, bis er sich unmittelbar unter dem Supermutanten befand, den er hatte töten wollen.
Jetzt waren alle abgelenkt. Auch sein Opfer.
Daomir schoss regelrecht nach oben. Es gab für ihn keine Beschleunigungskräfte in diesem Zustand. Er konnte beinahe so schnell sein wie ein Gedanke, fuhr in sein Opfer hinein, verfestigte sich gleichzeitig zumindest teilweise.
Es genügte, um die nächste grausige Detonation auszulösen.
Doch noch während im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen flogen, war er auch schon wieder abgesunken, nur knapp verfehlt vom Gegenschlag der Supermutanten, die natürlich sofort sich auf ihr neues Ziel einstellen konnten.
Eben trotzdem zu langsam für sie!
Daomir sank noch tiefer, bis in eine Tiefe hinab, in der es bereits unangenehm heiß war, mehrere hundert Meter unterhalb der Oberfläche.
Er wich seitlich aus, bis er den Großbereich der ausgedehnten Laboranlagen komplett verlassen hatte.
Er hatte Angst. Deshalb ging er so vor. Obwohl er bisher so erfolgreich gewesen war, durfte er niemals die Lernfähigkeit der Supermutanten unterschätzen.
Wie würden sie sich zu schützen versuchen? Welche Möglichkeiten hatten sie überhaupt noch dafür?
Er konnte das nicht einmal ahnen, weil er nicht wusste, über welche Fähigkeiten die einzelnen Supermutanten verfügten. Hatte man sie gar ganz besonders anhand ihrer einzelnen Fähigkeiten ausgesucht, um die Laboranlagen zu sichern?
Es fehlten ihm jegliche Informationen hierzu. Also musste er praktisch blind planen. Vielleicht war es für ihn ja inzwischen sogar ein tödliches Risiko, wenn er sich nur in ihre Nähe wagte?
Und wie sollte er das herausfinden, ohne sich in ihre Nähe zu wagen?
Er schwebte langsam wieder aufwärts. Wohlgemerkt außerhalb der ausgedehnten Laboranlagen. Um letztlich den festen Boden zu verlassen.
Aber auch oberhalb der Oberfläche war es für ihn nicht besser, denn die Atmosphäre hier war hochgiftig. Der geringste Atemzug wäre für einen normalen Menschen tödlich gewesen. Ja, ein Mensch hätte sich ohne Schutzkleidung keine zehn Sekunden hier aufhalten können. Vor allem nicht im Regen, der jetzt gerade niederprasselte und nicht etwa aus Wasser, sondern aus reiner Säure bestand.
Daomir musste ein Phantom bleiben, um davon nicht betroffen zu sein. Und nach wie vor quälte ihn der Atemreflex in einem Maße, dass er wirklich glauben musste, jeden Augenblick den qualvollen Erstickungstod sterben zu müssen.
Seine Unsterblichkeit verhinderte es zwar, doch es war eine unvorstellbare permanente Folter für ihn.
Langsam schwebte er näher, dicht über dem Boden bleibend. Und genau dies war der Augenblick, an dem ihn ein fremder Gedanke erreichte:
„Bitte nicht erschrecken!“
Er sollte nicht erschrecken? Aber was blieb ihm denn sonst übrig?
JETZT HABEN MICH DIE SUPERMUTANTEN DOCH NOCH!
Diese Schlussfolgerung war für ihn so logisch wie sie nur logisch sein konnte. Denn wenn nicht die Supermutanten: Wer sonst? Die Maus war mit Rosana längst auf und davon. Daran durfte er keinen Moment zweifeln. Die Maus hatte keine Chance gegen die Supermutanten, trotz ihrer wahren Superkräfte. Nicht gegen dieses ganze geballte Aufgebot. Genauso wenig wie Rosana. Die beiden hatten sich zwangsläufig in Sicherheit bringen müssen.
„Stopp, nein, wir sind nicht die Supermutanten!“, erreichte ihn der nächste fremde Gedanke.
Er verzichtete auf eine Flucht, die in dieser Situation sicherlich sowieso sinnlos geworden war. Doch eigentlich entschied er sich nur deshalb dafür, darauf zu verzichten, weil er sich insgeheim wunderte, wieso ihn die Supermutanten nicht einfach vernichtet hatten. Wieso versuchten sie stattdessen, mit ihm Kontakt aufzunehmen?
„Weil wir gar nicht die Supermutanten sind!“
Das musste er erst einmal verkraften.
Suchend sah er umher. Da war nichts und niemand. Er selber war ja mehr ein Phantom als noch das, was man ein menschliches Wesen nennen konnte, aber wer oder was war es, das hier versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen?
„Wir sind eine Séance aus Mutanten. Nein, keine Supermutanten. Obwohl wir in dieser Form sogar denen überlegen sind. Einzelnen zumindest, aber nicht, wenn es sich noch um ein ganzes Dutzend handelt, wie hier in der Anlage.“
„Eine... Séance?“, wiederholte Daomir mit seiner Gedankenstimme.
„Ja, wir befinden uns am Rande des Sonnensystems in unserem Raumschiff, um hier die Lage zu sondieren. Wusstest du gar nicht, dass wir anonym die Koordinaten von hier erhalten haben?“
„Anonym?“, wunderte sich jetzt Daomir und versuchte, das Chaos in ihm zu besänftigen, das durch diese Eröffnung in ihm entstanden war.
Und dann fiel es ihm ein:
„Die Maus!“
„Maus? Welche Maus?“
„Na, die Labormaus, die damals zum ersten Supermutanten wurde. Sie war vorher nicht konditioniert worden. Deshalb konnte sie mit ihren Superfähigkeiten fliehen.“
„Und dann ist sie irgendwann hierher gekommen? War dann dieser telepathische Hilferuf, der Axarabor erreichte, durch ihre Initiative entstanden?“
„Nein, das war Rosanas Initiative. Sie war als Mutant Gefangene gewesen, genauso wie ich und ungefähr fünfzig weitere Mutanten in der Laboranlage. Wir waren in verschiedenen Bereichen untergebracht. In dem Bereich, in dem ich mich befand, wurde die kleine Rosana eingeliefert. Und sie konnte die wahnsinnigen Wissenschaftler überlisten und hat uns befreit. So konnten wir eine Séance bilden. Nur für diesen Hilferuf. Dann brach die Séance wieder auseinander. Anschließend kamen drei Supermutanten, um gewaltsam die Flucht zu verhindern, die leider nur Rosana gelang: Die Maus hat sie einfach weg teleportiert.“
„Aha, anschließend kam dann wohl diese anonyme Mitteilung von dieser... Maus?“, wunderte sich jetzt die Séance. „Jedenfalls erfuhren wir davon und bekamen den Auftrag, hierher zu kommen.“
„Ein einzelnes Raumschiff mit Mutanten?“, erkundigte sich Daomir enttäuscht.
„Nein, es gibt einen ganzen Pulk von Kriegsschiffen der Raumflotte von Axarabor, die hier in Warteposition stehen. Es wäre ein Leichtes für sie, die Laboranlage zu vernichten, ja, sogar den gesamten Planeten.“
„Bloß nicht!“, bat Daomir erschrocken. „Das würde all die Gefangenen töten – und möglicherweise auch mich.“
„Möglicherweise?“
„Ich bin zwar unsterblich, aber ich weiß nicht, wie weit meine Unsterblichkeit geht.“
„Immerhin können wir bis jetzt die Flotte zurückhalten. Natürlich will niemand, dass Unschuldige sterben. Aber wir haben mitbekommen, dass du drei der Supermutanten töten konntest.“
„Dadurch sind es immer noch zwölf!“
„Ja, und damit noch viel zu viele für uns. Es ist unmöglich, unter diesen Voraussetzungen die Mutanten zu befreien, und ich glaube kaum, dass die Supermutanten auf ein Ultimatum der Flotte eingehen würden.“
„Nein, sicherlich nicht. Ich glaube eher, sie würden sofort alles hier räumen, wenn sie wüssten, dass die Raumflotte bereits am Rand des Sonnensystems auf sie lauert. Und jede weitere Annäherung der Flotte würde sehr böse für diese enden.“
„Das wissen wir. Und deshalb mussten wir uns mit dir in Verbindung setzen.“
„In der Séance? Wer seid ihr denn wirklich?“
„Wir sind die Crew. So nennen wir uns selber. Wir und unser namenloses Schiff sind inoffiziell Bestandteil der Raumflotte von Axarabor.“
„Namenloses Schiff?“
„Ja, wir konnten uns nicht auf einen Namen einigen. Deshalb blieb es halt namenlos.“
Daomir empfand diese Mutanten zumindest als befremdlich. Aber andererseits hatte er inzwischen begriffen, dass sie keine Feinde waren. Waren sie überhaupt in der Lage, ihn vielleicht hier unten zu unterstützen?
Er hatte seine Gedanken diesbezüglich nicht genügend abgeschirmt. Deshalb bekamen sie seine Zweifel mit:
„Wir können dich nur unzulänglich unterstützen, leider. Zumindest so lange nicht, bis wir von dir erfahren haben, wie du das überhaupt anstellst.“
„Wie ich was anstelle?“
„Du weißt schon, was wir meinen. Du bist ein Phantom, im wahrsten Sinne des Wortes. Wie machst du das?“
Daomir überlegte kurz. Sollte er sich der Crew gegenüber tatsächlich öffnen? Anderseits erschien diese ominöse Mutanten-Crew für ihn wie der berüchtigte Strohhalm, an den sich ein Ertrinkender klammert, weil ihm sonst nichts anderes mehr übrig bleibt:
„Also gut. Ich habe die Gabe, Fähigkeiten anderer Mutanten zu übernehmen. Leider nur, wenn ein solcher Mutant mich mit dieser Fähigkeit tötet. Dann erwache ich zu neuem Leben und habe diese Fähigkeit sozusagen von ihm geerbt. Deshalb gelang mir die Flucht. Ich kann immateriell werden und durch feste Materie gleiten, als würde sie nur aus schwarzem Nebel bestehen. Und wenn ihr wissen wollt, wie man diese Fähigkeit nennt: Ich weiß es nicht!“
„Phasenverschiebung!“
„Wie bitte?“
„Diese Fähigkeit nennt man Phasenverschiebung. Wir können das auch, allerdings nur innerhalb der Séance. Dabei können wir die Phasenverschiebung sogar auf das ganze Raumschiff anwenden. Auf Dauer sogar. Also auch über die Séance hinausgehend.“
„Wieso Phasenverschiebung?“, wunderte sich jetzt Daomir.
„Das, was wir als Wirklichkeit begreifen, ist die Grundphase. Nennen wir sie mal Phase eins. Ein Zeitreisender ist in der Lage, eine eigene Phase zu erzeugen, also eine bewusste Phasenverschiebung, die es ihm sogar ermöglicht, nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit zu reisen. Das, was du machst, ist sozusagen die Vorstufe dazu. Es ist eine im Vergleich zu einem Zeitreisenden nur geringfügige Phasenverschiebung und bezieht sich nur auf den Raum, nicht auf die Zeit.
Das musst du dir bewusst machen: Du verlässt dabei das bestehende Raum-Zeit-Kontinuum nur zu einem vergleichsweise winzigen Teil. Ja, du verschiebst Phase eins in diesem vergleichsweise winzigen von dir selber bestimmten Bereich quasi zu einer Phase 1a.“
„Äh, sorry, Leute, aber das ist mir jetzt ein wenig zu hoch. Ich habe keinerlei naturwissenschaftliche Ausbildung. Ich kapiere das nicht. Würde es auch einfacher gehen?“
„Nein!“, antwortete die Crew lapidar. „Kapieren musst du es ja nicht unbedingt. Du musst einfach nur wissen, dass du eine Phasenverschiebung verursachst und nicht quasi zu einer Art Geist wirst. So etwas gibt es nämlich nicht. Nach wie vor nicht wohlgemerkt. Auch wenn es sich genauso anfühlen mag.
Du machst dich selber zum Phantom, aber du kannst dich nicht loslösen von der Vorstellung beispielsweise atmen zu müssen. Deshalb kämpfst du ununterbrochen mit dem Erstickungstod. Auch wenn du deine Gedanken gegenüber uns abblockst, merken wir das trotzdem.“
„Und – und wo seid ihr eigentlich? Ich meine als eine Art Geist?“
„Na, direkt bei dir. Du kannst uns nur nicht wahrnehmen, weil wir das nicht zulassen. Auch die Supermutanten können uns nicht wahrnehmen. Weil wir uns in unserer geistigen Verbindung ebenfalls in einer Phasenverschiebung befinden. Nur so konnten wir dich überhaupt aufspüren und den Kontakt suchen. Wir haben unsere Phasenverschiebung sozusagen mit der deinigen synchronisiert.“
„Dann könnt ihr mir tatsächlich helfen?“