Die Mitschuldigen - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Die Mitschuldigen E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Dieses brisante Lustpiel handelt von einem jungen Mann, Söller, welcher eines Nachts in dem Wirtshaus seines Schwiegervaters einen gut betuchten Gast bestiehlt. Nachdem die Ehefrau Söllers, Tochter des Wirtes, das Zimmer des Unbekannten betritt, muss dieser in ein Versteck flüchten und dem Monolog seiner Frau lauschen, bei welchem er feststellt wie unglücklich diese ist. Nun beginnt ein Hin und Her der Anschuldigungen: wird der Unbekannte Gast den Diebstahl aufdecken - und wird die Ehe von Söller und seiner Frau noch eine Chance bekommen?-

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Johann Wolfgang von Goethe

Die Mitschuldigen

Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Saga

Die Mitschuldigen

 

Coverbild/Illustration: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Max_Kuglmayr#/media/File:Max_Kuglmayr_-_In_der_Bierstube.jpg

Copyright © 1787, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726957150

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Personen

Der Wirt Sophie, seine Tochter Söller, ihr Mann Alcest Ein Kellner

Der Schauplatz ist im Wirtshause.

Erster Aufzug

Erster Auftritt

Die Wirtsstube.

Söller sitzt im Domino an einem Tischchen, worauf ein Licht, eine Bouteille Wein und ein Glas steht. Sophie gegenüber sitzt und näht eine Feder und eine Schleife auf einen Hut. Der Wirt kommt herein. In der Tiefe des Theaters steht ein Tisch, darauf ein Licht, Bücher und Tintenfaß, dabei ein Lehnsessel.

Wirtzu Söllern.

Schon wieder auf den Ball! Im Ernst, Herr Schwiegersohn,

Ich bin Sein Rasen satt und dächt, Er blieb davon.

Mein Mädchen hab ich Ihm wahrhaftig nicht gegeben,

Um so in' Tag hinein von meinem Geld zu leben.

Ich bin ein alter Mann, ich sehnte mich nach Ruh,

Ein Helfer fehlte mir, nahm ich Ihn nicht dazu?

Ein schöner Helfer! Ja, mein bißchen durchzubringen!

Söllersummt ein Liedchen vor sich.

Wirt.

O sing Er, sing Er nur, ich will ihm auch eins singen!

Er ist ein dummer Kerl, der doch zu gar nichts taugt,

Als daß er sich besäuft und etwas Tabak raucht.

Die ganze Nacht geschwärmt, den halben Tag im Bette!

Kein Herzog ist im Reich, der besser leben hätte.

Da sitzt das Ebenteur mit weiten Ärmeln da,

Der König Hasenfuß!

Söllertrinkt.

Ihr Wohlergehn, Papa!

Wirt.

Ein saubres Wohlergehn! Das Fieber möcht ich kriegen.

Sophie.

Mein Vater, sein Sie gut.

Söllertrinkt.

Mein Fiekchen, dein Vergnügen!

Sophie.

Das Größte wäre mir, euch nicht entzweit zu sehn.

Wirt.

Wenn er nicht anders wird, so kann das nie geschehn.

Ich bin wahrhaftig lang des ewgen Zankens müde,

Doch wie er's täglich treibt, da halt der Henker Friede!

Er ist ein schlechter Mensch, so kalt, so undankbar!

Er sieht nicht, was er ist, er denkt nicht, was er war,

Nicht an den povern Stand, aus dem ich ihn gerissen,

An seine Schulden nicht; davon will er nichts wissen.

Man sieht, es bessert doch nicht Elend, Reu noch Zeit; –

Einmal ein Lumpenhund, der bleibt's in Ewigkeit.

Sophie.

Er ändert sich gewiß.

Wirt.

Muß er's so lang verschieben?

Sophie.

Das tut die Jugend meist.

Söller.

Ja, Fiekchen, was wir lieben!

Er trinkt.

Wirtaufgebracht.

Dem einen Ohr hinein, dem andern grad heraus!

Er hört mich nicht einmal. Was bin ich denn im Haus?

Ich hab schon zwanzig Jahr mit Ehren mich gehalten.

Meint Er, was ich erwarb, das wollt Er nun verwalten,

Und wollt's so nach und nach verteilen? Nein, mein Freund,

Das laß Er sich vergehn! So bös ist's nicht gemeint!

Mein Ruf hat lang gewährt, und soll noch länger währen;

Es kennt die ganze Welt den Wirt zum schwarzen Bären.

Es ist kein dummer Bär, und konserviert sein Fell;

Jetzt wird mein Haus gemalt, und dann heiß ich's Hotel.

Da regnet's Kavaliers, da kommt das Geld mit Haufen.

Doch da gilt's fleißig sein, und nicht sich dumm zu saufen!

Des Abends spät zu Bett, und morgens auf bei Zeit,

So heißt es!

Söller.

Bis dahin ist es noch ziemlich weit.

Bleibt es nur, wie es ist, und wird nicht etwa schlimmer.

Wer wohnt denn viel bei uns? Da droben stehn die Zimmer.

Wirt.

Ach wer verreist auch jetzt? Das ist nun so einmal,

Und hat nicht Herr Alcest die Zimmer an dem Saal?

Söller.

Nun ja, das ist wohl was, der ist ein guter Kunde;

Allein, Minuten sind erst sechzig eine Stunde.

Und dann weiß Herr Alcest, warum er hier ist.

Wirtpikiert.

Wie?

Söllergreift nach dem Glas.

Ach, apropos, Papa. Es lebe Paoli.

Wirtfreundlich.

Proficiat, Herr Sohn! Der brave Mann soll leben.

Solch eine Tapferkeit hat es nicht leicht gegeben;

Auch in dem Unglück selbst verläßt der Mut ihn nie.

Gewiß, ich nenn mein Haus Hotel de Paoli.

Söller.

O ja, das gibt ein Schild recht nach der Zeitungsmode.

Wenn's nicht zustande kommt, ich gräme mich zu Tode. –

Wie kommt es, haben Sie die Zeitung nicht gesehn

Von heut?

Wirt.

Sie ist nicht da. Der Jung muß nach ihr gehn.

Wenn er noch König wird, so sollt ihrs all genießen.

Das Herz hüpft mir im Leib, als hört ich wirklich schießen.

Ab.

Zweiter Auftritt

Söller. Sophie.

Söller.

Ha, es ist nichts so schlimm, die Zeitung macht es gut.

Sophie.

Ja, gib ihm immer nach!

Söller.

Ich hab kein schnelles Blut,

Das ist sein Glück; denn sonst mich immer so zu schelten,

Als wär ich –

Sophie.

Lieber Mann!

Söller.

Beim Kuckuck ! Beim St. Velten!

Ich weiß das alles wohl, daß ich vor einem Jahr

Ein lockrer Passagier und voller Schulden war.

Sophie.

Mein Guter, sei nicht bös!

Söller.

Und wenn ich sonst nichts taugte,

So war ich doch ein Mann wie ihn mein Fiekchen brauchte.

Sophie.

Dein ewger Vorwurf läßt mir keine Stunde froh.

Söller.

Ich werfe dir nichts vor, ich meine ja nur so.

Denn eine schöne Frau ergötzet uns unendlich,

Wenn man sie auch nicht liebt, so ist man doch erkenntlich.

Sophie wie schön bist du, und ich bin nicht von Stein,

Er küßt sie.

Ich kenne nur zu wohl das Glück, dein Mann zu sein;

Ich liebe dich –

Sophie.

Und doch kannst du mich immer plagen?

Söller.

Eh geh, was liegt denn dran? Das darf ich ja wohl sagen;

Daß dich Alcest geliebt, daß du für ihn gebrannt,

Und ihn auch wohl vielleicht – daß du ihn lang gekannt.

Sophie.

Oh!

Söller.

Nein, ich wüßte nicht, was ich da Böses sähe!

Ein Bäumchen, das man pflanzt, das schießt zu seiner Höhe;

Und wenn es Früchte bringt, eh! da genießet sie,

Wer da ist; übers Jahr gibt's wieder. Ja, Sophie,

Ich weiß das gar zu wohl, um etwas draus zu machen.

Mir ist's nur lächerlich.

Sophie.

Ich finde nichts zu lachen.

Daß mich Alcest geliebt, daß er für mich gebrannt,

Und ich ihn auch geliebt, und ich ihn lang gekannt,

Was ist's denn weiter?

Söller.

Nichts! das will ich auch nicht sagen,

Daß es was weiter ist. Denn in den ersten Tagen,

Wenn so das Mädchen keimt, da liebt sie eins zum Spaß,

Es krabbelt ihr ums Herz, doch sie versteht nicht, was.

Mit sanfter Freundlichkeit schleicht Amor, der Betrüger;

Wer keinen Tiger kennt, der läuft vor keinem Tiger.

Und sie versteht es nicht, warum die Mutter schmält.